Gebäudeverzeichnis

Am Markt 10 - Café am Markt

Adresse: Am Markt 10
Primärkatasternummer: 226
Besitzer: 1827
Fink, Johann Albrecht, Konditor


Besitzerliste

Auch Am Markt 10 gehörte zum Besitzkomplex Bachenstein/Rinderbach/Egen (wie Am Markt 9).

Überblick

1539                            Das vordere Haus der Sibilla Egen, das nach ihrem Tod an den Rat gefallen war, wird an Wilhelm Seckel, Ratsherr und Metzger, verkauft.

Lücke

spätestens ab 1573    Dr. Georg Hermann

ab 1609                       Dr. Friedrich Hermann

1642-1649                  Katharina Hermann, Witwe des Dr. Friedrich Hermann, geb. von Stetten

1649                            Maria Catharina von Berg, geb. Sternenfels, Enkelin der Katharina Hermann

1697                            Philipp Heinrich Senfft von Suhlburg auf Matzenbach, Sohn aus zweiter Ehe der Maria Catharina von Berg mit Johann Wilhelm Senfft

1720                            Johann Stier

1748                            Maria Euphrosina Stier, Witwe des Johann Stier

1762                            Johann Peter Stier, Sohn der Maria Euphrosina Stier

1792                            Catharina Sybilla Stier, Witwe des Johann Peter Stier

1807                            Wilhelm Wolfgang Stier, Sohn der Catharina Sybilla Stier

1808                            Carl Spengler

 

Einzelnachweise

1539 (nach ihrem Tod) wurde das vordere Haus der Sibilla Egen, also wahrscheinlich Am Markt 10, an Wilhelm Seckel verkauft, das hintere Haus (wahrscheinlich nördlicher Teil von Marktstraße 2) erwarb Friedrich Schletz (Besitzer von Markstraße 4).

Wilhelm Seckel war Metzger, lebte in der Blendstatt bzw. Klinge. Von 1526 bis 1550 amtierte er als Ratsherr. 1539 versteuerte er 3.900 fl, 1543 6.000 fl, 1545 7.600 fl (Wunder/Lenckner, S. 524, Nr. 6957).

1539: Verkauf des Hauses der Hofmeisterin an Wilhelm Seckel. Auf Seiten des Rates zu Weinkauf gegeben: 2 fl 2 Ort 1 ß 6 h (StadtA Schwäb. Hall 4a/24, Nr. 452, Ausgaben: Insgemein).

1540: Verkauf eines hinteren Häusleins an Friedrich Schletz durch den Rat: 110 fl (StadtA Schwäb. Hall 4a/24, Nr. 454, Einnahmen: Insgemein).

1540: Von Wilhelm Seckel empfangen um weiland der alten Rinderbachin Behausung hinter dem Turm: 600 fl (StadtA Schwäb. Hall 4a/24, Nr. 455, Einnahmen: Insgemein).

1541: Friedrich Schletz hat bezahlt an seinem hinteren Häuslein, das ihm der Rat zu kaufen gegeben hat: 105 fl (StadtA Schwäb. Hall 4a/25 I, Nr. 458, Einnahmen: Insgemein).

22. Dezember 1539 (Urkunde G zur Urkunde vom 10. Mai 1588): Stättmeister und Rat der Stadt Schwäbisch Hall verkaufen eine städtische Behausung samt Zugang zur Schuppach-Kirche an Friedrich Schletz, Bürger zu Schwäbisch Hall. Der Kaufpreis beträgt 310 Gulden. Sollte die Schuppach-Kirche abgebrochen werden, bleibt die Giebelmauer Friedrich Schletz’ erhalten. Im Höflein darf nichts höher gebaut werden als die von Schletz neu errichtete Mauer. Ebenso darf Wilhelm Seckel nicht über diese Mauerhöhe hinaus bauen; noch darf er zum Schaden von Schletz Mist an der Mauer lagern. Schletz muss dulden, dass das Regenwasser und anderes Wasser, das in Seckels Hof fällt, sowie Kühstrützen von ein bis zwei Kühen durch sein Haus hinausläuft (StadtA Schwäb. Hall 17/708).

18. August 1544 (Urkunde H zur Urkunde vom 10. Mai 1588): Georg Gainpach, Mitglied des Rates, Michael Rys, Baumeister, Bernhard Ruff, Zimmermann, und Gall Frick, Steinmetz, alle Bürger zu Schwäbisch Hall, schlichten den Streit zwischen Junker Friedrich Schletz und Wilhelm Seckel wegen eines neuen Häusleins, das Wilhelm Seckel an seiner Mauer gegen Friedrich Schletz’ Haus hofwärts errichtet hat. Das Häuslein darf nicht verändert (erhöht) werden. Wilhelm Seckel muss auf seine Kosten eine steinerne Rinne zwischen den Häusern anlegen und ohne Nachteil für Friedrich Schletz erhalten. Das Rinnenwasser muss er durch einen Schnabel oder eine Nebenrinne in seinen Hof leiten. Der Laden an dem Häuslein darf nur zur Reinigung der Rinne geöffnet werden (StadtA Schwäb. Hall 17/751).

Danach klafft in der Hausgeschichte leider eine bislang nicht zu schließende Lücke. Spätestens ab 1573 befand sich das Haus im Besitz von Dr. Georg Hermann.

Dr. Georg Hermann wurde 1568 Bürger in Hall, ab 1573 ist er in den Beetlisten (vorher Lücke) als am Markt wohnend belegt. Er wurde in Gaildorf geboren, studierte in Tübingen, Ingoldstadt, Padua und Bologna. 1558 wurde er zum Dr. jur. promoviert. 1580-1589 war er Syndicus der Reichsstadt Schwäbisch Hall. Am 3. Oktober 1592 starb er (Wunder/Lenckner, S. 318, Nr. 3629).

28. November 1578: Dr. jur. Georg Herman, limpurgischer Rat zu Schwäbisch Hall, ist mit Stättmeister und Rat der Stadt Hall bezüglich des abgelaufenen Beisitzes wie folgt übereingekommen: Stättmeister und Rat der Reichsstadt Schwäbisch Hall haben im Jahr 1568 Dr. Jur. Georg Herman auf dessen Bitte für zehn Jahre zu bestimmten Bedingungen in ihre Stadt als Beisassen aufgenommen; diese Zeit ist abgelaufen. Er hat um Verlängerung des Beisitzes nachgesucht, was ihm für weitere zehn Jahre gestattet wird, mit der Auflage, hällisches Recht und Gerichtsbarkeit anzuerkennen, von eventuellen Gütern in der Stadt oder innerhalb der Landwehr die übliche Beet zu entrichten, bei Abzug seine Güter nur an Haller Bürger zu verkaufen; von Nachsteuer soll er frei sein. Wenn er Wein einführt, hat er Bodenschatz, wenn er Wein auf den Gassen ausschenkt, das übliche Ungeld zu entrichten. Unternehmungen, die sich gegen die Bürgerschaft richten, hat er zu unterlassen. Wird der Stadt der Beisitz vor Ablauf der zehn beschwerlich, kann sie ihn aufkündigen; in diesem Falle muss er in Jahresfrist aus der Stadt ziehen. Nach Ablauf der zehn Jahre soll er, wenn die Stadt ihn nicht länger behalten will oder er selbst nicht bleiben will, mit seinem ganzen Hausgesinde wegziehen, vorher aber seine Gläubiger befriedigen. Er soll sich aller Handlungen enthalten, die dem Kaiser, den Reichsständen oder der Stadt schaden, vor allem keinen Personen, die in Acht gefallen sind, raten und helfen. Bei hoffentlich unterbleibenden - Streitigkeiten zwischen Limpurg und Hall darf er seinem Herrn gemäß seiner Verpflichtung dienen. Will er nach Ablauf der zehn Jahre den Vertrag verlängern, soll er dies rechtzeitig anmelden. Seine Frau und seine Kinder gelten ebenfalls als Vertragspartner. Für den Beisitz - eingeschlossen bürgerliche Auflagen, allgemeine Dienste, Raisen, Anlagen und Schatzungen (jedoch ohne kaiserliche Reichsschatzungen) - hat er jährlich 6 fl zu zahlen. Er gelobt Treue und stellt einen Revers aus (StadtA Schwäb. Hall 17/1098).

1587: Schenk Albrecht kehrt bei Dr. Georg Hermann in Hall ein (StadtA Schwäb. Hall 4a/50d, Nr. 644, Ausgaben: Insgemein).

1589/1590: Herrn Dr. Georg Hermann, alter Syndicus, zum Abschied verehrt: 100 fl (StadtA Schwäb. Hall 4a/53a, Nr. 653, Ausgaben: Insgemein).

1591: Anschaffung eines weiteren Trinkgeschirrs auf Vorrat in die Ausgeberstube: 23 fl. Nota: Dieser Becher ist Dr. Jerg Hermann wegen der vellbergischen Sache verehrt worden (StadtA Schwäb. Hall 4a/55c, Nr. 659, Ausgaben: Insgemein).

1591: Übernachtung der drei Herren von Limpurg bei Dr. Georg Hermann, Fünfer dazu berufen: 6 fl 1 lb (StadtA Schwäb. Hall 4a/55c, Nr. 659, Ausgaben: Insgemein).

13. Februar 1642: Herr Friedrich Hermann [Hörrmann] wurde in Hall geboren am 8. März 1567. Sein Vater war Herr Georg Hermann, limpurgischer Rat und Haller Stadtsyndicus, seine Mutter Susanna Leonhart. 1591 schloss er als Jurist die Universität Tübingen ab. 1592 heiratete er Maria von Stetten, Tochter des Christoph von Stetten auf Leiffna und der Maria von Meidingen. Die Ehe währte zehn Jahre, sechs Töchter wurden geboren, die aber alle wieder verstarben. Er blieb zwei Jahre lang Witwer, dann ehelichte er Katharina von Stetten auf Bocksberg, Tochter des Albrecht von Stetten und der Euphemia von Stetten, geb. Bommlin. Diese Ehe dauerte 38 Jahre. Drei Kinder gingen daraus hervor: ein Sohn, der während des Studiums in Tübingen starb, und zwei Töchter, von denen eine mit zwei Jahren in Augsburg starb. Die andere ist Euphemia Hermann, die 1627 Eberhard von Sternenfels auf Ochsenberg und Obereinsisheim heiratete. Die Ehe dauerte nur ein Dreivierteljahr, führte aber zu einer Tochter: Maria Catharina von Sternenfels, die noch lebt. Er war ein vorbildlicher Christ. Er starb am 13. Februar 1642, nachdem er Gesicht, Gehör und alle Empfindlichkeiten verloren hatte. Am 20. Februar wurde er auf dem Kirchhof von St. Michael beigesetzt (StadtA Schwäb. Hall 2/70, fol. 190V-191V).

16. September 1649: Katharina, geb. von Stetten, Witwe des H. Friedrich Hermann, wurde am 7. September 1585 in Augsburg  geboren. Ihr Vater war Albrecht von Stetten zu Bocksberg, ihre Mutter Euphemia, geb. Plümlin. 1604 heiratete sie in Augsburg Friedrich Hermann. Sie lebten fünf Jahre lang in Augsburg, kamen dann nach Hall, wo sie weitere 33 Jahre zusammen lebten. Sie hatten drei Kinder: Die Tochter Euphemia heiratete 1627 Eberhard von Sternenfels zu Ochsenberg und Oberensisheim. Die Ehe dauerte aber nur neun Monate. Der Mann starb in Ochsenberg. Sie hatten eine Tochter: Maria Catharina, die von der Mutter erzogen wurde und am 19. August 1645 Lorenz von Berg zu Schönberg in der Uckermark (Brandenburg), damals Obristleutnant im Tubaldschen Regiment des Königs von Frankreich, ehelichte. Sie betrauert jetzt hier ihre Großmutter. Das andere Kind, der Sohn Georg Albert, starb während seiner Studien an der Universität Tübingen. Das dritte Kind, Susanna, starb schon in Augsburg wieder. Katharina Hermann lebte seit dem Tod ihres Ehemanns sieben Jahre als Witwe. Sie war, wie die ganze Stadt weiß, ein Vorbild der Gläubigen. Kriegssteuern und Einquartierungen belasteten sie sehr. Vor sechs Wochen erkrankte sie an der Brustkrankheit. Sie starb am 9. September 1649 und wurde in der Kirche zu St. Johann begraben (StadtA Schwäb. Hall 2/70, fol. 386V-R).

26. Mai 1697: Maria Catharina, Ehefrau des Johann Wilhelm Senfft von Suhlburg auf Matzenbach, wurde am 5. September 1628 in Ochsenberg (Ritterschaft im Kraichgau) geboren. Ihr Vater war Eberhard von Sternenfels auf Ochsenberg und Oberainsheim, ihre Mutter Euphemia von Sternenfels, geb. von Hermann. Ihre Mutter starb als sie zehn Jahre alt war. Sie kam dann zu ihrer Großmutter nach Hall. Am 20. August 1645 heiratete sie Lorenz von Berg auf Schönfeld und Globtal, Oberstleutnant unter dem französischen Regiment von Tarbadel. Die Ehe dauerte 13 Jahre. Fünf Söhne und vier Töchter wurden geboren, sechs verstarben vorher. Vom verstorbenen Sohn Christoph Friedrich, dem noch lebenden Sohn Georg Adam und der Tochter Catharina Elisabetha hat sie 16 Enkel erlebt, wovon noch fünf leben (ein Sohn, vier Töchter). Am 10. März 1659 starb ihr Ehemann. Sie blieb acht Jahre Witwe. Dann heiratete sie Johann Wilhelm Senfft von Suhlburg auf Matzenbach am 20. März 1667. Aus dieser Ehe stammt ein Sohn Philipp Heinrich Friedrich Senfft, der noch lebt, und eine Tochter, die schon verstorben ist. Vor 20 Wochen verspürte sie ziemliche Mattigkeit, die in eine Wind- und Wassersucht ausschlug. Sie starb am Donnerstag 20. Mai 1697 mit 69 Jahren und wurde zu St. Johann in der Kirche beerdigt (StadtA Schwäb. Hall 4/72, S. 886f).

9. Januar 1720: Philipp Heinrich Senfft von Suhlburg auf Matzenbach wurde am 29. Dezember 1667 als Sohn des Johann Wilhelm Senfft und der Maria Catharina von Sternenfels geboren. Er besuchte das Haller Gymnasium, wurde dann Page in Gaildorf, ging schließlich nach Öhringen, um die adligen Exerzitien zu erlernen. Er schlug die militärische Laufbahn ein und wurde Adjutant, dann Leutnant. Er heiratete in erster Ehe Clara Benigna von Berlichingen, mit der er zwei noch lebende Kinder hatte. Am 25. Mai 1706 ehelichte er in zweiter Ehe in Basel Juliana Barbara, Tochter des Philipp Jacob von Botzheim, durlachischer Geheimer Rat und Obervogt zu Pforzheim. Diese Ehe währte 14 Jahre. Am Sonntag vor acht Tagen überfiel ihn nach der Amtspredigt ein starker Frost, der sich in seine schon geraume Zeit her schadhaften Beine zog und einen Brand verursachte. Am vergangenen Freitag (5. Januar 1720) starb er (StadtA Schwäb. Hall 2/74, fol. 102R-103V).

Philipp Heinrich Friedrich Senfft von Suhlburg verstarb am 5. Januar 1720. Er besaß eine Behausung auf dem Markt zwischen Stättmeister Johann Lorenz Drechsler und Johann Jacob Pröllochs, Adlerwirt. Das Haus wurde am 2. August 1720 an den Ratsadvokaten Johann Stier um 2.500 fl verkauft. Stier zahlte 1.700 fl bar, den Rest in Zielern zu je 100 fl 1721-1728 (StadtA Schwäb. Hall 14/1907)

26. Juli 1748: Johann Stier, Lizenziat beider Rechte, Mitglied des Inneren und Geheimen Rates, Direktor des Obervormundgerichts, Steuerherr, Consistorialis und Scholarch, wurde am 6. September 1682 geboren. Sein Vater war Nicolaus Stier, Mitglied des Inneren Rates und des Obervormundgerichts, seine Mutter Maria Salome, geb. Firnhaber. Er besuchte das Gymnasium, wechselte dann 1703 auf die Universität Basel, wo er das Lizenziat erwarb. Anschließend zog er nach Bern, wo er juristische und mathematische Kollegien hielt, dann aber die Hofmeistersstelle bei zwei jungen Kavalieren übernahm, mit denen er schöne Reisen tat. 1708 ging er nach Jena, Halle in Sachsen, Wittenberg und Leipzig. Nach seiner Rückkehr nach Hall wurde er 1711 extraordinairer, 1717 ordinairer Ratsadvokat. 1724 avancierte er zum älteren Konsulenten, Consistorialis und Scholarch. 1727 rückte er in den Inneren Rat auf. Dort erhielt er das Bau- und Teilungsamt, die Reichalmosenpflege, die Präsenz-, Haal- und Hospitalpflege. 1738 wurde er Geheimer Rat, Steuerherr, Direktor des Obervormundgerichts. 1717 ehelichte er Maria Euphrosina, Tochter des Leonhard Friedrich Textor, Mitglied des Inneren Rates und Amtmann über die Bühler. Zehn Kinder wurden geboren, wovon zwei Söhne und eine Tochter noch leben. Die Tochter ist mit Johann Friedrich Hartmann, Stadtschultheiß, verheiratet und erfreute ihren Vater mit sechs Enkeln. Er starb am 24. Juli 1748 (StadtA Schwäb. Hall 2/75, fol. 193V-R).

1762: Inventur der Maria Euphrosina Stier, Witwe des Johann Stier, Mitglied des Inneren und Geheimen Rates, Steuerherr, Direktor des Obervormundgerichts, Consistorialis und Scholarch, geb. Textor. Erben: Euphrosina Magdalena Hartmann, Ehefrau des Johann Friedrich Hartmann, Mitglied des Inneren Rates, Obervormundrichter, Oberlandumgelder und Teilungsdeputierter, und Johann Peter Stier, Actuar. Die neu erbaute Behausung mit einem Höflein und Gärtlein dahinter, auf dem Markt, zwischen Stadtumgelder Seiferheld und Oberhaalpfleger Hartmanns Haus einerseits und der Adlerwirtschaft andererseits, mit Hausbriefen von 1476, 1492, 1549, 1550 und 1578, angeschlagen um 3.000 Gulden, geht an den Sohn Johann Peter Stier (StadtA Schwäb. Hall 14/2961).

11. März 1792: Johann Peter Stier, Mitglied des Inneren Rates, Eginstiftungspfleger, wurde am 8. Dezember 1734 geboren. Sein Vater war Johann Stier, Lizenziat beider Rechte, Mitglied des Inneren und Geheimen Rates, Direktor des Obervormundgerichts, Steuerherr, Consistorialis und Scholarch, seine Mutter Maria Euphrosina, geb. Textor. Nach der Schule ging er 1755 auf die Universität Erlangen, wo er Jura studierte. Nach seiner Rückkehr wurde er Actuar. Am 11. Januar 1760 ehelichte er Catharina Sybilla Bonhöfer. Sieben Kinder wurden geboren, von denen zwei überlebten. Der Georg Ludwig David Stier bekleidet die Stelle eines Ratsadvokaten, der andere Wilhelm Wolfgang geht noch auf das Gymnasium. 1780 wurde Johann Peter Stier Mitglied des Inneren Rates. Er starb im Alter von 57 Jahren (StadtA Schwäb. Hall 2/78, S. 217).

27. März 1800: Georg Ludwig David Stier, extraordinairer Ratsadvokat und Actuar, wurde am 29. Oktober 1765 geboren. Sein Vater war Johann Peter Stier, Mitglied des Inneren Rates und Eginstiftungspfleger. Seine Mutter Catharina Sybilla, geb. Bonhöfer, lebt noch. Nach der Schule besuchte er die Universität Erlangen. Nach drei Jahren kam er zurück und wurde extraordinairer Ratsadvokat und bald darauf Actuar. „Nach Kräften arbeitete er, führte einen stillen, einsamen Wandel, wurde zuletzt ganz trübsinnig und fand endlich an einer Auszehrung seines leidenden Leibes Erlösung.“ Er wurde 34 Jahre alt (StadtA Schwäb. Hall 2/78, S. 525).

18. Juni 1807: Inventur der Catharina Sybilla Stier, Witwe des Johann Peter Stier, Mitglied des Inneren Rates und Eginstiftungspfleger. Sie hinterlässt nur einen Erben, den Sohn Wilhelm Wolfgang Stier, Kandidat der Rechte. Haus am Markt zwischen Kaufmann Schwarz und der Adlerwirtschaft mit einem Höflein und Gärtlein und Kaufbriefen von 1476, 1492, 1549, 1550 und 1578. Angeschlagen um 5.000 Gulden (StadtA Schwäb. Hall 18/137).

5. April 1808: Tod des Wilhelm Wolfgang Stier an Auszehrung. Er war am 4. Juli 1778 geboren (Kirchenbuch St. Michael 1808, Nr. 25).

13. Juni 1808: Inventur des Wilhelm Wolfgang Stier, Kandidat der Rechte. Haus am Markt zwischen Kaufmann Schwarz und der Adlerwirtschaft mit Höflein und Gärtlein und Hauskaufbriefen von 1476, 1492, 1549, 1550 und 1578. Das Haus wurde an Carl Spengler, Konditor und Spezereihändler, und dessen Braut Maria Magdalena Majer, Tochter des Konditors Majer um 4.000 Gulden verkauft (StadtA Schwäb. Hall 18/180).

24. August 1808: Die Erben des Wilhelm Wolfgang Stier verkaufen an Carl Spengler, Konditor und Spezereihändler, und dessen Braut Maria Magdalena Majer, Tochter des Konditors Majer, ihr Haus am Markt (zwischen Kaufmann Schwarz und der Adlerwirtschaft) samt Höflein und Gärten, auch übrigem Zubehör, um 4.000 Gulden. Die Erben lassen Maria Magdalena Majer, die durch den Tod ihres Vaters, der wenige Wochen vor dem des Wilhelm Wolfgang Stier erfolgte, von der Erbschaft ausgeschlossen wurde, 800 Gulden als freiwillige Gabe („don gratuit“) zukommen. Bar zu bezahlen sind 1.200 Gulden, dann in einem Vierteljahr weitere 800 Gulden und in einem halben Jahr die restlichen 1.200 Gulden. Dem im Haus wohnenden Mieter, Herrn Forstkassier Strömfeld, wird sofort gekündigt (StadtA Schwäb. Hall 19/1000, fol. 193R-195V).

 

1814 heiratet Maria Magdalena, geb. Mayer,verw. Spengler den Bürger und Konditor Johann Albrecht Finckh, Sohn des Johann Jacob Finkh, Handelsmann in Reutlingen.

 

1825 geht Johann Albrecht Finckh nach dem Tod seiner Frau Maria Magdalena eine zweite Ehe ein mit Sophia Christina, geb. Bühler.

 

1858 ist das Haus Eigentum des Sohnes Friedrich Finckh, Konditor und seiner Frau Pauline, geb. Seiferheld.

 

1901: Nach dem Tod von Friedrich Finckh steht seiner Witwe das unbeschränkte Veräußerungsrecht zu.

1914: Mit dem Tod der Witwe Pauline Finckh geht die Liegenschaft auf den Sohn Wilhelm Finckh über. Als Drogist firmiert Wilhelm bereits im Jahr

1893 in der Firma seines Vaters Friedrich Finckh, Droguen-Geschäft und Seemuschellager.

1935: Otto Finckh wird Nachfolger seines verstorbenen Vaters.

 

1949: Der Gemeinderat genehmigt die Erbauseinandersetzung der Erben des Wilhelm Finckh.

 

In den Adressbüchern genannte Besitzer, Mitbewohner und Mieter

1886: Als Besitzer genannt: Friedrich Finckh, Konditorei
Mieter/Mitbewohner: Otto Crespel, Rentier; Hugo Hüther, Fabrikant

1890: Als Besitzer genannt: Friedrich Finckh, Konditorei
Mieter/Mitbewohner: Friedrich Finckh, jr. Kaufmann

1901: Als Besitzer genannt: Wilhelm Finckh, Kaufmann
Mieter/Mitbewohner: Eduard Knorr, Zahnarzt

1906: Als Besitzer genannt: Pauline Finckh, Witwe
Mieter/Mitbewohner: Pauline Finckh, Privatiere

1920: Als Besitzer genannt: Wilhelm Finckh, Kaufmann
Mieter/Mitbewohner: Dr.med. Eduard Knorr, Zahnarzt (Praxis Neue Straße 3)

 

1932: Als Besitzer genannt: Wilhelm Finckh, Kaufmann (Inhaber der Firma Fr. Finckh) Drogen- und Kolonialwarenhandlung
Mieter/Mitbewohner: Maria Finckh; Otto Finckh, Drogist

 

1938: Als Besitzer genannt: Maria Finckh; Otto Finckh, beide Teilhaber der Firma Fr. Finckh, Drogerie und Photoartikel.
Mieter/Mitbewohner: Ulrich Lörcher, Landgerichtsdirektor i.R.; Anna Simmoth, Hausgehilfin

1956: Als Besitzer genannt: Drogerie und Photo, Fr. Finckh
Mieter/Mitbewohner: Elisabeth Fabian, Hausfrau; Günter Fabian, Elektromonteuer; Elisabeth Finckh, Hausfrau; Otto Finckh, Kaufmann; Anne Haufler, Hausfrau; Hedwig Marcinkowski, Hausfrau; Franz Müller, Angestellter; Gertrude Müller, Tanzlehrerin

Haustafel

Nach dem verheerenden Stadtbrand 1728 holten sich die Haller für den Wiederaufbau viele Baumeister, Handwerker und Künstler von außerhalb in die Stadt. So entstand damals dieses prachtvolle Rokokohaus. Beispiele ähnlicher Qualität lassen sich eher in Residenzstädten finden, besonders im habsburgischen Raum wie in Salzburg und Eger oder in Ansbach, und erinnern viel mehr an Adligensitze als an einfache Bürgerhäuser.

Befunde aus Bauforschung

Keller aus dem 14./15. und 18. Jahrhundert. (StadtA Schwäb. Hall BF 239)

Reste einer mittelalterlichen Kelleranlage, (ca. 14. Jh.), erweitert im 15. Jh., überwiegender Teil der Kelleranlage nach Stadtbrand 1728 (vgl. Datenbank Bauforschung Baden-Württemberg).

Befunde aus Bauakten

1891-1892: Konditor Finckh lässt einen neuen Kamin vom 1. Stock an aufbauen.

1892: Am Hinterhaus entsteht ein "Abtrittschacht" zu den vorhandenen Abtritten (Toiletten) in sämtlichen Stockwerken.

1893: Zwei Fenster links des Eingangs vom Marktplatz her werden zu einem größeren Schaufenster umgebaut.

 

1898: Die bisherige Küche wird in ein Zimmer an der Hinterseite des Hauses verlegt.

 

1916: Zwecks Erweiterung des Verkaufsraums im Erdgeschoss will Wilhelm Finckh im Untergeschosss (links neben dem Marktbrunnen) einen neuen Eingang mit Treppenverbindung zum EG anlegen lassen. Ein bislang an dieser Stelle vorhandener Vorbau soll abgebrochen werden. Das Vorhaben scheint nicht ausgeführt worden zu sein, da der Vorbau erst 1940 abgebrochen wurde.

 

1926: Der Gemeinderat genehmigt den Aufbau einer Zapfsäule der deutschen Petroleumverkaufsgesellschaft "Olex" vor dem Haus.

 

1939: Ausführung kleinerer Reparaturen (Verputz und Dachladen). Die Tankstelle wird an den "Ortsausgang nach Crailsheim" verlegt.

 

1940: Aus Mitteln der Max Kade-Stiftung wird der alte Kellervorbau abgebrochen und ein neuer Kellereingang erstellt.

 

1941: Störende Werbeschilder und Automatenkästen müssen entfernt werden.

1958-1961: Ausführung einer grundlegenden Sanierung des gesamten Hauses unter der Leitung von Dr. Eduard Krüger.

 

1960: Ein Gesuch um die Erlaubnis zum Einbrechen zweier Fenster in die Brandmauer zum Haus Am Markt 9 wird durch den Kreisbrandmeister (Landratsamt) abgelehnt.

 

1972ff: umfassende Umbauten und Renovierungen; in deren Verlauf werden die Häuser Am Markt 9 und 10 baulich miteinander verbunden. Im EG wird das "Cafe am Markt" eingerichtet, das auch die mit Stuckdecken verzierten Räume im 1. OG des Nebenhauses Am Markt 9 umfasst. In die oberen Stockwerke kommen Tagungsräume. Das alte Hinterhaus wird abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt, in dem sich u.a. die Konditorei befindet. Das Bauprojekt wird im Mai 1972 mit Abbrucharbeiten begonnen und ist bis September 1979 abgeschlossen.

 

1997-1998: Die Fassade des Hauses wird renoviert.

Beschreibungen

1827: Wohnhaus samt Anbau 30,5 Ruten, Hof 4,8, insgesamt 35,3 Ruten Fläche

 

Einträge in den Denkmallisten

Wohnhaus, barocker Putzbau mit Stuckdekor, Mansarddach, 1728. Eingetragen ins Landeszverzeichnis der Baudenkmale in Württemberg seit 08.10.1925. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale der Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 70)

 

Am Markt 10 (Flst.Nr. 0-95/15). Wohnhaus, barocker Putzbau, Stuckdekor, Mansarddach, 1728. § 28 (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

Quellen

Archivalien:


StadtA Schwäb. Hall 4/455, fol. 311R-312V


StadtA Schwäb. Hall 4/881, fol. 23R


StadtA Schwäb. Hall 4/1000, fol. 193R-194R


StadtA Schwäb. Hall 4/1545, fol.8


StadtA Schwäb.Hall 4/1547, fol.8


StadtA Schwäb.Hall 4/1547a, fol.11


StadtA Schwäb.Hall 16/0157


StadtA Schwäb.Hall 18/180 Inv.und Teilungen


StadtA Schwäb.Hall 18/291 Inv.und Teilungen


StadtA Schwäb.Hall 18/315 Beibring-Inventar incl. Auflistung übernommene Laden-Waren Konditorei Mayer


StadtA Schwäb.Hall 18/5794 Beibring Inv.


StadtA Schwäb.Hall 18/8892 Beibring Inv.


StadtA Schwäb.Hall 18/9459 Nachlass


StadtA Schwäb.Hall 18/10192 inhaltlich Conto Buch Paul Bauer, Hall mit Fr. Finckh


StadtA Schwäb.Hall 18/11585 Nachlass


StadtA Schwäb.Hall


StadtA Schwäb.Hall 19/1000, fol.329 Kaufbuch


StadtA Schwäb.Hall 21/423 Zubring Inv.


StadtA Schwäb.Hall 35/9586 Zentralregistratur


StadtA Schwäb.Hall 55/9 Gemeinderatsprotokoll 1949, S. 337


StadtA Schwäb.Hall S 1 Archiv Sammlung 45 Königl.Gymnasium


 Baurechtsamt SHA, Bauakten Am Markt 9 und 10


Literatur:


- Adressbücher 1886-1956

 


Pläne und Ansichten vor 1827:

 

  • StadtA SHA 16/0157 (nach 1735, Ausschnitt)