Gebäudeverzeichnis

Am Markt - Freitreppe

Adresse: Am Markt
Primärkatasternummer: ----
Besitzer: 1827
Geistliche Verwaltung


Besitzerliste

1827: Geistliche Verwaltung

Befunde aus Bauakten

(Quelle: Soweit nicht anders angegeben Bauakten im Baurechtsamt)

1933: Bürgermeister Dr. Wilhelm Prinzing regt an, ob die "meines Erachtens störende Wirkung der Kirchentreppen-Geländer dadurch beseitigt werden kann, daß entweder die mittleren Treppengeländer ganz entfernt werden und nur noch die Seitengeländer bleiben, oder mindestens die mittleren Geländer nicht wie jetzt auf einem Sandsteinsockel angebracht, sondern direkt in der Treppe verankert werden (Schr. v. 21.7.1933). Der Vorschlag wird vom Kirchengemeinderat abgelehnt.

1935: Ein erneuter Vorstoß von Bürgermeister Prinzing zur Entfernung der "Steinwangen" auf der Treppe wird vom Kirchengemeinderat - wenn auch "sehr ungern" - akzeptiert (Schr. v. 21.10.1935).

1936: Nach einem Kostenvoranschlag von Regierungsbaumeister Weiler vom 27.3.1936 werden die mittleren Geländer und "Steinwangen" enfernt. Hierbei werden durch die Firma Gebr. Vogelmann 52 neue Stufenteile eingesetzt. Die Kosten betragen 535,60 RM. Die schmiedeeisernen Geländerpfosten werden zunächst im Heizungskeller eingelagert, später aber vom Mesner einem Alteisenhändler übergeben (Hönes: St. Michael).

1974: Zeitweilige Sperrung der Treppe, da die Stufen "vielfach abgetreten und erneuerungsbedürftig sind" (Schr. v. 5.3.1974).

1985/86:Instandsetzung des Plattenbelags oberhalb der Freitreppe.

1986: Instandsetzung der Freitreppe: defekte Stufen werden durch die Firma Herzig, Rot am See, ersetzt, die schmiedeeisernen Ständer für die Geländer werden durch Kunstschlosser Emil Schmidt repariert, ergänzt und offenbar auch ersetzt (siehe Fotos). Weiterhin wird die südliche Kirchhofmauer repariert.

Beschreibungen

Treppe 1507 angelegt und 1830 erweitert. Eingetragen ins Landesverzeichnis der Baudenkmale in Württemberg seit 08.10.1925 (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, S. 62)

Quellen zu Bau und Reparaturen der Freitreppe

Bau 1507-1509

"Kirchenplatz gemacht. Anno domini 1507 brach man zue Hall bey St. Michaels Pfarrkirchen Kirchenthurn in der Hohe ein schönnen grünen Platz mit einer Linden ab undt machte eittel steinerne Staffel an die Statt, wie sie dann noch stehen" (Widman, S. 116)

"Margtstaffell. Es ist von altherr unnden, da itzo die Staffel hinauff zu Sant Michels Kirchen gien, das drittheil und mittel der Staffel nit Staffel gewesen, sonnder zu End der altenn Staffel, die vil lenger hinab uff den Marckht gangen, dann die itzigen. ist fur sich uffgemaurt geweszen, oben einen Plan gehapt, daruff ein grosze Lind gestanden (unden aber sind etliche Kramläden und die Schmaltzwag gestanten), aber uff beeden Seiten Staffel, unnd an der vordern Staffel uff  dem Halbthail der Brannger ann der Maur gestanden. Aber ongeverlich Anno 1507 diese Krem [= Kramläden], Maur und Plan abgebrochen unnd nachvolgend dise Rottunde der Staffel gemacht, denn Marckht erweittert und denn Brannger zu dem Vischprunnen gestelt." (Herolt, S. 141)

"Feldtnerin cappell. Anno domini 1344 haben die Edelleuth Feldner und Geyer genandt, ... eine Cappell zueHall uff die linckhe Handt gebaueth, vier Pfröndte darein gestiefftet. Diesze Cappell ist anno domini 1509 wiederumb abgebrochen undt diese Pfröndt in St. Michaelis Pfarrkirchen gezogen worden" (Widman, S. 211).
Anm.: Abbruch erfolgte, wenn die Datumsangabe Widmans stimmt, im Zusammenhang mit der Anlage der großen Freitreppe. Allerdings gibt Herolt (S. 49) an, der Abbruch sei bereits 1493 auf Bewilligung des Papstes Julius II. geschehen, da der Friedhof wegen des Chorneubaus von St. Michael zu klein gewesen sei und erweitert wurde.

Reparatur 1676-1677

1676-1677 wurde die Kirchenstaffel zu St. Michael von 44 auf 53 Stufen erweitert (Hönes).

Einträge in das Ratsprotokoll 1676 (4/283)

12. Mai 1676: Der Rats stimmt der Reparatur der Kirchenstaffel grundsätzlich zu und überträgt alles weitere den Baudeputierten.
7. Juni 1676: Der Rat verwilligt den an der Kirchenstaffel schaffenden Maurern und anderen Personen wegen der großen Hitze täglich zur Vesperzeit eine halbe Maß Bier und für einen Kreuzer Brot

Einträge in das Ratsprotokoll 1677 (4/284)

5. Mai 1677. Die Maurer, die an der Kirchenstaffel gearbeitet hatten, halten um ein „Niederfallen“ an. Beschluss: Man verwilligt ihnen einen schlechten Eimer Wein und bedürftiges Brot dazu (fol. 408)

Einträge in der Baurechnung 1696//97 (4/1196)

23. April 1677: Zum Neubau der großen Kirchenstaffel wurden in allem (fernd und heuer) verbraucht 422 Viertel Kalk (fol. 132R)
23. April 1677: Für die Dole unter der Kirchenstaffel wurden 250 Backsteine verbaut (fol. 135V)

Einträge in der Stadtrechnung 1675/76 (4/a 138)

26. Mai 1676: Beginn der Arbeiten an der Kirchenstaffel von St. Michael: 10 fl 6 ß (fol. 109V)
26. Mai 1676: Zimmerleute schlagen die Hütte für die Steinbrecher auf dem Markt auf (fol. 109V)
2. Juni 1676: Den sämtlichen Arbeitern an der Kirchstaffel zu St. Michael für einen Trunk bei Legung des ersten Steins: 1 fl, item den Baudeputierten und dem Bauschreiber, die diesem beigewohnt: 1 fl 15 ß, und dann dem Baumeister Hans Jacob Ehemand zu einem Andenken 1 fl 15 ß (fol. 109R)
9. Juni 1676: 8 Maurer: 14 fl 24 ß (fol. 109R)
16. Juni 1676: 8 Maurer: 16 fl 12 ß (fol. 110V)
23. Juni 1676: 8 Maurer: 14 fl 20 ß (fol. 110R)
30. Juni 1676: 8 Maurer: 10 fl 28 ß (fol. 111V)
7. Juli 1676: 8 Maurer: 16 fl 2 ß (fol. 111V-R)
14. Juli 1676: 10 Maurer: 18 fl 1 ß (fol. 111R-112V)
21. Juli 1676: 10 Maurer: 17 fl 2 ß (fol. 112C)

Einträge in der Stadtrechnung 1676/77 (4/a 139)

28. Juli 1676: Neun Maurer (Conrad Gauch, Gottfried Schirmer, Peter Schirmer, Stefan Wüest, Christian Müller, Friedrich Mühlthaler, Christian Schneller, Hans Wildbolz, Jacob Lasaro), die an der Kirchenstaffel von St. Michael wieder 4 Tage gearbeitet haben, erhalten11 fl 18 ß (fol. 83V)
4. August 1676: weitere 17 fl 12 ß für sechs Tage Arbeit an die genannten Maurer (fol. 83R)
11. August 1676: 10 Maurer mit unterschiedlicher Zahl von Arbeitstagen erhalten 16 fl 17 ß (fol. 83R-84V
18. August 1676: 10 Maurer erhalten 13 fl 6 ß (fol. 84R)
25. August 1676: 10 Maurer erhalten 13 fl 19 ß (fol. 84R)
1. September 1676: 10 Maurer erhalten 15 fl 18 ß (fol. 85V)
8. September 1676: 10 Maurer erhalten 16 fl 6 ß (fol. 85V)
15. September 1676: 10 Maurer erhalten 17 fl 22 ß (fol. 85R)
22. September 1676: 9 Maurer erhalten 13 fl 23 ß (fol. 86V)
29. September 1676: 9 Maurer erhalten 13 fl 12 ß (fol. fol. 86V)
6. Oktober 1676: den Maurer, die die Arbeit an der Kirchenstaffel beendigt haben und in der Kalkofenhütte eine Schwelle untermauert haben: 7 fl 2 ß (fol. 86R)
6. Oktober 1676: Maurern und Handlangern, die an der Verfertigung und Legung zweier Teil an der großen Kirchenstaffel bei St. Michael sich gebrauchen ließen, vom 7. Juni bis 3. Oktober 1676 täglich ½ Maß Bier und für 1 Kreuzer Brot zum Abendtrunk gereicht worden. Das erfordert auf 18 Personen und 1158 Tage: 48 fl 7 ß 6 h (fol. 87V-R)
16. März 1677: für Arbeiten im Steinbruch und für drei Tage Abräumen der Kirchenstaffel bei St. Michael: 7 fl 18 ß (fol. 95R)
23. März 1677: 10 Maurer, die an der neuen Kirchenstaffel von St. Michael arbeiten (Namen und Tage genannt): 15 fl 16 ß (fol. 95R-96V)
30. März 1677: 9 Maurer an der Kirchenstaffel: 16 fl 8 ß (fol. 96V)
6. April 1677: 8 Maurer: 14 fl 18 ß (fol. 96R)
13. April 1677: 10 Maurer: 10 fl 11 ß (fol. 97V)
20. April 1677: 10 Maurer: 14 fl 21 ß (fol. 97V)
27. April 1677: 10 Maurer (Staffel, Examiniationsstube und Neuer Turm): 19 fl 16 ß (fol. 97V-R)
4. Mai 1677: 10 Maurer: 16 fl 15 ß (fol. 97R)
11. Mai 1677: 10 Maurer: 17 fl 4 ß (fol. 98V)
18. Mai 1677: 10 Maurer: 17 fl 16 ß (fol. 98V)
25. Mai 1677: 6 Maurer: 9 fl 15 ß (fol. 98R)
1. Juni 1677: 5 Maurer, die die Arbeit an der Kirchenstaffel geendiget und am neuen Roten Steg arbeiteten: 9 fl (fol. 98R-99V)
20. Juli 1677: Erhielten sämtliche Personen, die an der Kirchenstaffel von St. Michael gearbeitet hatten, Wein und Brot: 3 fl 15 ß (fol. 100R)
20. Juli 1677: Vom 14. März bis zum 26. Mai 1677 erhielten sämtliche Personen, die an der Kirchenstaffel arbeiteten, ½ Maß Bier und 1 Kreuzer Brot täglich: 31 fl 5 ß (fol. 100R)
Baumeister der Stadt war 1677 Johann Jacob Ehemand. Er erhielt 130 fl Besoldung im Jahr (fol. 261R-262V).

Reparatur 1747

aus 5/1901

18. April 1747: Bericht des Bauamts über Schäden an der Treppe: "E. hochlöblichen Steuer-Stuben hat man ihne machende weitläuffige Umstände, in deme der tägl. Augenschein es genugsam zeiget, gehor. einzuberichten nicht ermanglen sollen, was Maßen die Michaelis Kirchenstaffel sehr ruinose und weilen gar viele Treppen ausgewichen, auch der Stein an denen gangbarsten Orthen ausgetretten, mithin zumahlen Winters Zeit sehr gefährlich darauff zu gehen, und dieserhalben allerdings eine Haubt-Reparation an dieser großen Staffel, welche die mehiste [= meisten] Reysende für eine sonderliche Zierde der Haubtkirche und deß Marckts halten, vorzunehmen ist.So ist man von Bau Ambts wegen deß ohnvorschreibl. Darfürhaltens, man wolte diesen Sommer über den mittleren so genannten Hochzeitgang mit neuen Sandsteinen, worzu 800 bis 1000 Schu erfordert werden mögten, belegen und von dem Abgang die besten nehmen, und beede Seiten mit ausbeßern zu lassen, solte die gantze Staffel in diesem Jahr nicht können geferttigt werden, so müßte künfftiges Jahr der Rest sauber hergestellt werden. Hall, den 18. April 1747. Bau Ambt."

25. April 1747: Nach erfolgtem Ratsbeschluss zur Reparatur fragt das Bauamt nach: "Weilen aber beede Staffeln am Rathauß nach der neüen Bauarth mit einem Rundstaab gemacht, als hat man gehors, anfragen sollen, ob die Kirchenstaffel beeden Rathhauß Staffeln gleichauch mit einem Rundstaab gemacht oder nac hderalten Arth wieder hergestellt werden solle. Nach der neuen Bauarth würde freylich die Staffel viel säuberer und zierlicher, doch muß man auch eingestehen, daß die Kosten etwas höher ansteigen, zumal von denen alten Treppen keiner mehr zur Kirchenstaffel kann verbraucht werden..."

24. September 1750: Stellungsnahme von Baumeister Johann Michael Roscher: "Nachdeme anjetzo die Staffelstücken zur Belegung des mittleren Gangs derer Kirchenstaffeln complet gehauen und zum Versetzen parat ligen, habe hiervon die behörige gehorsamste Nachricht ertheilen [wollen], dabey aber die nöthige Vorstellung thun sollen, daß es nicht wohl angehet, solche zwischen denen alten Staffeln zu versetzen, ohne eine sehr in die Augen fallende Deformitaet zu machen und zwar aus folgenden Ursachen:
1. Es sind diejenigen Cirkel, wornach die Staffeln bey der ersten Anlage sind ordinirt worden, anjetzo an allen Orten verruckt und verschoben, da man nun bey diesen jetzigen neuen Anlagen die Steine nach dem richtigen Zirckel gehauen, so können solche bey der Versetzung ohnmöglich mit denen alten bey dem Zusammenstoß übereintreffen ...
2. Die alte Staffeln sind theils sehr ausgetretten, theils durch das Einflicken, Umwenden etc. auß der Setzwaag kommen, da nun dies neue durchauß reguliret, nach einerley Höhe gehauen und nach der Setzwaag müssen gelegt werden, so ist leicht zu begreiffen, daß solche ohnmöglich mit denen alten können zusammen treffen und also eine Deformitaet verursachen, die sehr ins Gesicht fallen wird.Weilen nun auf solche Art nichts förmliches herauß kommen kan, so habe gehorsamst anrathen wollen, auch die übrige beyde Seiten neu her zu stellen, in deme dieses das beste Mittel ist, die gesuchte Accuratesse und Zierde zu erhalten. Die alte abgängige Staffelstücke können wider zur Reparation derer vielen, so wohl in als ausserhalb der Statt befindlichen, sehr ausgetrettenen Staffeln mit gutem Nutzen emploirt werden..."

30. Juni 1753: Zur Gestaltung der Geländer werden drei Modelle angefertigt: "Auf Hochedelgebohrn Magistrats unterm 23. dieses Grg. abgefaßtes Conclusum crafft deßen wegen der Kirchenstaffelstangen noch ein compendieuses Modell auffgestellt werden solle, hat man von Bau  Ambts wegen ohnermangelt dreyerley ferttigen zu laßen, welche man hiermit gehorsamst übergeben ... wollen."
Beschluss des Rats vom 30. Juni 1752: "Die Stangen an die Kirchen-Staffel laßt man von Holtz mit Eyßen Farb angestrichen: die Träger aber, nach dem wohlfeilsten Modell von Eyßen, und die mößenen Knopf darauf, nach dem mittleren Modell machen."

Besonderheiten

Daten zur Treppe

Anzahl der Stufen: 53

Höhe: 9 m

Breite (weiteste Stelle): 50 m

Quellen

Literatur:

  • Hans Werner Hönes: Dem Himmel entgegen. Kleine Geschichte der Großen Treppe, in: Haller Tagblatt Zum Sonntag v. 11.02.2006, S. I
  • Hans Werner Hönes: St. Michael Schwäbisch Hall. Baugeschichtliche Dokumentationen, Schwäbisch Hall 2005, v.a. S. 4ff.
  • Christian Kolb (Hrsg.): Herolts Chronica (Württembergische Geschichtsquellen; Bd. 1), Stuttgart 1894
  • Christian Kolb (Hrsg.): Widmans Chronica (Württembergische Geschichtsquellen; Bd. 6), Stuttgart 1904
  • Karl Wimmenauer: Der Marktplatz in Schwäbisch Hall, in: Württembergisch Franken 64 (1980), S. 63-72

Archivalien:

  • Baurechtsamt, Bauakten Am Markt 1
  • Stadtarchiv Schwäb.Hall 4/283 (Ratsprotokoll 1676); 4/284 (Ratsprotokoll 1677); 4/1196 (Baurechnung 1676/77); 4/a138 (Stadtrechnung 1676/77); 4/a139 (Stadtrechnung 1677/78); 5/1901 (Reparatur der Treppe);