Gebäudeverzeichnis

Am Markt 9 und 9a - Egenhaus

Adresse: Am Markt 9 und 9a
Primärkatasternummer: 225
Besitzer: 1827
Schwarz, Wilhelm, Kaufmann; Präceptor Firnhaber


Besitzerliste

Die ersten Urkunden, die den Besitzkomplex am Fischmarkt beschreiben, beziehen sich auf die heutigen Adressen Am Markt 9, Am Markt 10 und Marktstraße 2. Hinter und zwischen diesen Gebäuden gab es noch zusätzliche Häuser, deren genauer Standort sich bislang nicht identifizieren lässt – wie das Altaristenhaus des Georgsaltars in der Schuppach-Kapelle. Unterhalb von Am Markt 9, im südlichen Teil von Marktstraße 2 stand ein Turm.

1. Juli 1457: Anna Spieß, Witwe des Walter von Bachenstein, übergab an ihre Schwester Dorothea Spieß, Ehefrau des Albrecht von Rinderbach, gegen ein Leibgeding u.a. ihre Häuser, Höfe, Hofreithen und Wohnsitze am Fischmarkt, die an einer Seite mit dem Turm und der Abseite an die Häuser des Eberhard Nagel, des Heinrich Berler und der Münkheimer, auf der anderen Seite an das Haus von Michel Senfft stoßen. Das hintere Haus liegt zwischen der St. Georgs-Kapelle genannt der Unmussen-Kapelle [Schuppach-Kapelle] und dem Kapellenhaus. Übergeben werden auch die Keller unter dem Turm, die zur Zeit Götz von Bachenstein zu Leibgeding innehat (StadtA Schwäb. Hall 17/265).

4. November 1496: Ulrich von Rinderbach, Bürger zu Schwäbisch Hall, verkauft seine Rechte an dem Haus zu Schwäbisch Hall oberhalb der Trinkstube, zwischen den Häusern Eberhard Nägelins und Gabriel Senffts gelegen, an seinen Bruder Hans von Rinderbach. Das verkaufte Haus stößt an die Kirche Unser Lieben Frauen, genannt Schuppach. Verkaufspreis war 130 Gulden (StadtA Schwäb. Hall 17/472).

24. Februar 1497: Hans von Morstein Jung zu Schwäbisch hall verkauft sein Fünftel an dem Haus und der Hofreithe zu Schwäbisch Hall, oberhalb der Trinkstube, gelegen zwischen den Häusern des Eberhard Nägelin und des Gabriel Senfft. Das verkaufte Haus stößt an die Kirche Unser Lieben Frauen, genannt Schuppach. Verkaufspreis war 200 Gulden (StadtA Schwäb. Hall 17/476).

19. Dezember 1499: Hans von Rinderbach und Sibilla Egen, seine Ehefrau, verkaufen um 1.000 Gulden an ihren Schwager Ludwig Volland, Lizenziat der Rechte, ihre Häuser und Hofreithen, auch den Turm mitsamt dem Hof zu Schwäbisch Hall, gelegen in der Stadt, unterhalb des Fischmarkts, zwischen den Häusern des Eberhard Nägelin und der Brüder Michael bzw. Gabriel Senfft. Das Haus stößt an die Schuppach-Kapelle und das Haus, das dem St. Georgs-Altar in dieser Kirche gehört. Mitverkauft wird auch Stand und Kirchenstuhl auf der Empore in der Schuppach-Kapelle (StadtA Schwäb. Hall 17/491).

14. Mai 1518: Philipp, Hans, Heinrich und Anna (Witwe Volland), Dorothea Schultheiß, alle Geschwister und Kinder des Hans Schultheiß selig verkaufen um 700 Gulden an Anton Hofmeister und Sibilla Egen, seine Ehefrau, ihre drei Häuser samt dem Turm, Hof, Scheuerlein und Hofreithe zu Schwäbisch Hall, unterhalb des Fischmarkts, gelegen zwischen Gabriel Senfft und dem Haus, das dem Altar St. Georg in der Kapelle Unserer Lieben Frau, genannt die Schuppach, gehört, sowie zwischen der Kapelle und den Häusern des Hermann Büschler, der Erben des Michel Gronbachs Erben und des Ulrich Luckenbach. Mitverkauft wird auch der Stand und Kirchenstuhl auf der Empore in der Schuppach-Kapelle. Die Rechte sind die selben, wie sie von Hans von Rinderbach und Sibilla Egen seinerzeit verkauft wurden. Ulrich Luckenbach und die Witwe des Michel Gronbach müssen das Werk von Balken, Sparren und Riegeln, die in die Mauer des Turms gemacht sind, ohne Kosten für die Käufer wieder entfernen (StadtA Schwäb. Hall 17/588).

Die diversen Gebäude dieses Besitzkomplexes in der Hand der Bachenstein, Rinderbach und Sibilla Egens (Witwe des Hans von Rinderbach und später Ehefrau und Witwe des Anton Hofmeister) wurden beginnend wahrscheinlich ab den 1530er Jahren getrennt verkauft.

Am Markt 9 befand sich schon vor 1536 (also noch zu Lebzeiten Sibilla Egens) im Besitz des Wolff Huss.

Am Markt 9

 

Überblick

vor 1536:             Wolf Huss

1536:               Wolf Huss verkauft an Philipp Schletz

1552:               Erben des Philipp Schletz verkaufen an Joß Sanwald

1552-1574:            Joß Sanwald, dann Ursula, Witwe des Joß Sanwald, und deren nächster Ehemann Joseph Wetzel, Untervogt zu Besigheim besitzen das Haus.

1574:               Joseph Wetzel verkauft an Gottfried Krayß.

1596:               Aus dem Nachlass des Gottfried Krayß wird das Haus an seinen Schwiegersohn Reinhard Ritter verkauft.

1635:               Aus dem Nachlass des Reinhard Ritter geht das Haus an seinen Schwiegersohn Adam Stadtmann.

1665/1669:            Maria Magdalena, Tochter von Adam Stadtmann und Ehefrau von Johann Georg Beyschlag, übernimmt das Haus ihres Vaters.

1701:               Aus dem Nachlass der Maria Magdalena Beyschlag geht das Haus an ihren Schwiegersohn Johann Lorenz Drechsler.

1728-1732:            Die Erben Drechslers verkaufen das Haus bzw. den Brandplatz an Johann Melchior Seiferheld.

1737:               Das halbe Haus wird von Johann Melchior Seiferheld an seinen Sohn Georg Lorenz Seiferheld verkauft.

1750:               Aus dem Nachlass der Susanna Maria Seiferheld, Witwe Johann Melchior Seiferhelds, geht die andere Hälfte des Hauses an den Enkel Carl Friedrich Seiferheld bzw. dessen Stiefvater Jacob Peter Hartmann.

1782:               Beide Haushälften werden an Johann Jacob von Olnhausen verkauft.

1796:               Christina Dorothea von Olnhausen, Witwe des Johann Jacob von Olnhausen, dann Ehefrau des Georg Friedrich Scheuermann, überträgt das Haus an ihren Sohn Georg Christoph Eberhard von Olnhausen.

1802:               Maria Sibilla von Olnhausen, Witwe des Georg Christoph Eberhard von Olnhausen, heiratet in zweiter Johann Wilhelm Schwarz.

 

Einzelnachweise

20. April 1552: Die Brüder Christof, Pfleger zu Baldern, Hans und Wilhelm Schletz, Brigitta von Arnstain geb. Schletzin, Wwe. des Georg von Arnstain, Christof von Stetten zu Kocherstetten namens seiner unverheirateten Kinder aus seiner Ehe mit +Anna Schletzin Baltasar, Veronica und Wandelbar, Jorg Bischoff, Vogt zu Kirchenschonbach namens seiner Ehefrau Barbara von Stetten und Veltin Ludwig Hummel von Bergen namens seiner Ehefrau Maria Cleopha von Stetten verkaufen dem Jos Sanwoln jung, Bürger zu Schwäbisch Hall, ihr Haus und Hofraite z.H. am Fischmarkt beim Brunnen (Anst.: Wolf Hussen und Jorg Schaumans, Apothekers, Häuser) wie es +Philipp Schletz von Wolf Hussen laut einer jetzt übergebenen Urkunde von 1536 April 3 (Mo n. Judica) gekauft hat, um 550 fl rh LW zu eigen (StadtA Schwäb. Hall 17/813a).

3. Juni 1574: Joseph Wetzel, Untervogt zu Besigheim, verkauft an Gottfried Krayß, Apotheker zu Schwäbisch Hall, sein Haus und Hofraite am Fischmarkt beim Brunnen (Anst.: Dr. Georg Hermanns und Wolf Hüssen Häuser) mit Zubehör, wie sie früher Jos Sanwaldt und nach dessen Absterben dessen Witwe und jetzige Ehefrau des A., Ursula, und A. innehatten, - unter Übergabe dreier Urkunden von 1537, 1539 und 1552 - um 650 fl rh LW zu eigen (StadtA Schwäb. Hall 17/1070a).

9. September 1596: Inventur des Gottfried Krayß, Apotheker: Haus und Apotheke werden an den Schwiegersohn Reinhard Ritter, Ehemann der Tochter Sybilla Krayß, um 1.600 fl verkauft. Ritter muss pro Jahr 80 fl daran abzahlen (StadtA Schwäb. Hall 14/187).

20. September 1611: Endris, der Stadtknecht berichtet, dass beim Abbruch des Hauses von Dr. Hermann allerhand Unrat in den Marktbrunnen gefallen sei. Die Fische, die von den Bürgern dort hinein getan worden wären, könnten dabei leicht „abstehen“. Ob Dr. Hermann den Brunnen wieder säubern lassen müsse? Beschluss: Man will den Brunnen säubern lassen (StadtA Schwäb. Hall 10/168).

8. Dezember 1615: Dr. Hermann hat jüngst ein Haus von H. Georg Heinrich Feyerabend, Notar, gekauft, das vorher der Egin Behausung genannt worden sei. Hermann soll eine Markierung im Pflaster anbringen, wie weit das abgebrochene Häuslein reichte. Der alte Kaufbrief von 1539 (Jacobi Apostoli) soll weiter gelten (StadtA Schwäb. Hall 10/168).

8. Dezember 1615: Wegen des von Dr. Hermann vorzunehmenden Bauwesens, gegen das Reinhard Ritter Einspruch erhoben hat, nahm eine Deputation des Rates einen Augenschein ein. 1) Hermann soll den Vergleich und die Pflästerung seiner Hofstatt an Stelle des abgebrochenen Häusleins so führen, dass das Wasser aus dem schon zuvor gepflästerten, aber niedriger liegenden Hof, keinen Schaden an Ritters Keller verursacht. Im Pflaster soll ein „Gemerk“ mit Steinen gemacht werden, damit man sehen kann, wie weit das abgebrochene Häuslein, dessen in den zwei Hausbriefen gedacht wird, ursprünglich ging. Es stieß damals an Hermann Büschlers hinteres Haus. Ritter soll Hermann wegen des „Gemerks“ einen Revers ausstellen, in dem er bescheinigt, dass der Platz des Häusleins allein zu dem von Georg Heinrich Feyerabend an Hermann verkauften Haus gehört habe und Ritter keinen Anaspruch darauf habe (StadtA Schwäb. Hall 10/168).

Ritter beklagte nach dem Vergleich von 1615, dass man ihm das Ausgießen im Hof verbieten wolle. Hermann verlange außerdem mit Verweis auf einen Hausbrief, dass er seinen hinteren Stall weg tun solle. Das „Gemerk“ habe Hermann bislang noch nicht gemacht; wenn es gemacht sei, gebe er ihm den Revers. Ritter bestritt, dass die beiden Häuser früher eines gewesen seien, wie Hermann behaupte. Man könne beweisen, dass es seit 100 Jahren zwei Häuser seien. Hermann solle seine Hausbriefe vorlegen (StadtA Schwäb. Hall 10/168).

10. Mai 1616: Zwischen Friedrich Hermann, Doktor beider Rechte, und Reinhard Ritter, Bürger und äußerer Rat, gab es eine Auseinandersetzung, wegen eines Baus von Hermann im Hof hinter seinem Haus, das er von Jörg Heinrich Feyerabend gekauft hat. Ritter bestritt Hermann das Recht dort zu bauen. Ritter klagte vor dem Rat und legte alte Hausbriefe vor. Eine Deputation nahm einen Augenschein ein. 1) Die steinerne Staffel mit sieben Stufen, die Hermann von Ritters Haus und Mauer aufwärts zu seinem Haus hat legen lassen, soll solange bleiben, wie es Dr. Hermann und den Inhabern seiner Häuser beliebt. 2) Hermann verpflichtet sich, nichts Weiteres an Ritters Haus und dessen Mauer zu bauen. 3) Ansonsten soll es bei den alten Hausbriefen (auch wegen des Gießens, Werfens und Schüttens) verbleiben. Über den Vergleich wurden Urkunden ausgestellt (StadtA Schwäb. Hall 10/168).

13. Oktober 1635: Inventur des Reinhard Ritter, Mitglied des Inneren Rates und Apotheker. Er hinterlässt ein Haus auf dem Markt am Brunnen, gelegen zwischen Friedrich Hermann und Hans Stefan Feyerabends Witwe. Das Haus gültet nach Murrhardt jährlich 3 fl ewigen Zins. Es wird um 2.200 fl angeschlagen. Das Haus wird um den Anschlag (nebst einem Garten vor dem Langenfelder Tor für 600 fl) an den Miterben Adam Stadtmann, Ehemann der Tochter Anna Maria Ritter, um 2.800 fl verkauft. In den Verkauf einbedingt, sind im Haus: alle Hirschgeweihe, drei „Trysur“, ein Zuckerbehälter, ein Täfelein mit Schieferstein, ein langes Täfelein in der Wohnstube, ein steinerner viereckiger Tisch, eine Bettlade in der Stubenkammer, drei Landtafeln auf der Sommerbühne, alle Schrauben an den Wänden, die beschlossene lange Tafel, 12 grüne Stühle, ein runder steinerner Tisch, alle auf der oberen Bühne, zwei Lagerfässer im Keller. Wenn der Käufer innerhalb von 14 Tagen von der Einquartierung des Obercommissars Hafner frei gelassen werden sollte, so soll der Vertrag seinen Fortgang nehmen. Sollte die Einquartierung aber geschehen, soll der Vertrag suspendiert bleiben. Der Käufer bewilligt der Witwe auf ein halbes Jahr den Beisitz im Haus (StadtA Schwäb. Hall 14/657).

31. Oktober 1665: Inventur des Adam Stadtmann, Bürger und Salzsieder. Stadtmann hinterlässt zwei Töchter: Maria Barbara, Ehefrau des David Wetzel, Mitglied des Inneren Rates, und Maria Magdalena, Ehefrau des Johann Georg Beyschlag, Bürger und Salzsieder. Seine Behausung auf dem Fischmarkt beim Brunnen, zwischen dem Haus der Frau Obristleutnant Maria Catharina von Berg und dem Turm des Balthas Haßenmayer, Bürger und Krempler, wird um 1.400 fl angeschlagen (StadtA Schwäb. Hall 14/974). Das Haus wird nach einem Erbvergleich vom 17. Dezember 1669 von der Tochter Maria Magdalena Beyschlag um 1.200 fl übernommen (StadtA Schwäb. Hall 4/854, fol. 79V-80R).

22. Juli 1701: Maria Magdalena, Witwe des Johann Georg Beyschlag, Mitglied des Spitalgerichts, wurde am 5. September 1640 geboren. Ihr Vater war Adam Stadtmann, Mitglied des Spitalgerichts und Meister des Haals, ihre Mutter Anna Maria Ritter, Tochter des Johann Reinhard Ritter, Mitglied des Inneren Rats und Apotheker. Am 28. Januar 1662 heiratete sie Johann Georg Beyschlag, mit dem sie in 23 Ehejahren fünf Söhne und sieben Töchter erzeugte, von denen aber nur noch zwei Töchter leben. Sie starb am 19. Juli 1701 (StadtA Schwäb. Hall 2/73, S. 119).

1701: Inventur der Maria Magdalena Beyschlag, Witwe des Johann Georg Beyschlag, Mitglied des Spitalgerichts. Sie hinterließ zwei Töchter: Maria Barbara, Ehefrau des Franziskus Julius Otho, Innerer Rat und Kastenpfleger, und Anna Maria, Ehefrau des Johann Lorenz Drechsler, Mitglied des Inneren Rates. Ihr Haus auf dem Markt am Brunnen, zwischen dem Bergischen oder Senfftischen Haus und Johann Christoph Metz, Buchbinder, bzw. Johann Christoph Glock, Zeugmacher. Dieses Haus bestand von alters her in zwei Behausungen. Es wurde 1701 um 2.000 fl angeschlagen und zunächst beiden Erbinnen je zur Hälfte zugeschrieben (StadtA Schwäb. Hall 14/1618).

9. April 1725: Johann Lorenz Drechsler, Stättmeister, Steuerherr, Consistorialis und Scholarch, Visitator der Kirchen auf dem Land, wurde am 18. April 1664 geboren. Sein Vater war Lorenz Drechsler, Mitglied des Inneren und Geheimen Rates und Amtmann im Kocheneck, seine Mutter Kunigunda Sybilla, geb. Schuster. Er besuchte das Gymnasium, dann die Universität Tübingen. Nach zwei Jahren wechselte er auf die Universität Jena. Anschließend reiste er durch Niedersachsen und Holland, besonders nach Hamburg, Amsterdam und Gravenhag. Über Köln, Bonn und Mainz kam er wieder nach Hall. Er erhielt 1688 in den schweren Kriegszeiten das Landcommissariat, scheute keine Gefahr und kam oft in vielen Wochen nicht aus den Kleidern. 1695 avancierte er zum Stadtschultheißen, wurde aber dennoch weiter zur Generalität verschickt. 1699 wählte man ihn in den Inneren Rat, 1712 wurde er Stättmeister, 1721 Direktor des Consistoriums und Scholarchats sowie des Lehensherrlichen Collegiums. Am 26. November 1695 heiratete er Anna Maria Beyschlag, Tochter des Johann Georg Beyschlag, Mitglied des Spitalgerichts. Die Ehe dauerte zehn Jahre, drei Kinder starben bald wieder. Nach dem Tod Anna Marias ehelichte er am 1. Mai 1708 Maria Rosina Engelhardt, Tochter des Johann Wilhelm Engelhardt, Mitglied des Inneren Rates und Amtmann im Rosengarten. In acht Ehejahren wurden sechs „holdselige“ Kinder geboren, wovon aber nur die Tochter Sophia Catharina Susanna überlebte. Am 21. August 1716 verstarb seine Ehefrau Maria Rosina. Am 30. April 1721 schloss er nach fünfjährigem Witwerstand die dritte Ehe: mit Susanna Elisabetha Pachelbel von Gehag, Tochter des Wolfgang Gabriel Pachelebel von Gehag, brandenburg-bayreuthischer und –ansbachischer Geheimer Rat. Zwei Kinder wurden in dieser Ehe geboren: Elisabetha Charlotte und Johann Friedrich. Johann Lorenz war unermüdlich in Geschäften, geschwind im Ratgeben und leistete dem Vaterland treffliche Dienste (auch auf Kreistagen und Konferenzen). Was er in Bausachen getan hat, wird niemals in Vergessenheit geraten. Krankheiten begleiteten ihn aber auch: Vor 20 Jahren erkrankte er in Nürnberg schwer. 1705 und 1715 folgten weitere schwere Erkrankungen. Er besuchte Bäder in Boll, Offenau und Teinach. Die Wirkung aber blieb aus. Am Gründonnerstag überfiel ihn starker Frost, dann große Hitze. Am 6. April 1725 starb er (StadtA Schwäb. Hall 2/74, S. 397-402).

1725: Inventur des Johann Lorenz Drechsler, Stättmeister und Steuerherr, Consistorialis und Scholarch, Visitator der Kirchen auf dem Land

Enthält u.a.: Haus auf dem Markt samt Nebenhaus neben N. Stier, Konsulent, Johann Christoph Glock, Zeugmacher, und Andreas Bontz, Buchbinder (Kaufbriefe v. 1513, 1529, 1530, 1533, 1537, 1539, 1552, 1574); halbes Haus in der Gelbinger Gasse (andere Hälfte: Dr. und Amtmann Closter) zwischen Johann Christoph Büschler, Kupferschmied, und Johann David Burkchardt, Sporer; Vererbung dieses Hausteils an die Tochter zweiter Ehe Sophia Drechsler; Haus in Unterlimpurg zwischen N. Hetzel, Actuarius, und N. Besch, Leutnant (Kaufbriefe v. 1546, 1566, 1624); Verkauf diesen Hauses an Johann Ezechiel Bonhöfer, Mitglied des äußeren Rates und Umgelder; Ziehler bei Johann Lorenz Textor, Bauverwalter, wegen des 1723 an ihn verkauften Berckischen Hauses (StadtA Schwäb. Hall 14/2025).

Zwischen 1728 und 1732 müssen die Erben Drechslers das Haus bzw. den Brandplatz (nach 1728) an Johann Melchior Seiferheld verkauft haben. Ein Kaufvertrag ließ sich bislang nicht ermitteln.

1728 gehörte der Brandplatz noch den Erben Drechslers. Der Wiederaufbau des Hauses auf den alten Fundamenten wurde vorgeschlagen, eine Erweiterung um Teile des Platzes des früheren Metzischen Turms war denkbar, wenn dieser nicht wieder bebaut werden sollte (StadtA Schwäb. Hall 4/3683, fol. 17V-R).

Am 1. März 1732 verhandelten Johann Melchior Seiferheld, Mitglied des äußeren Rates und Handelsmann, und Johann Lorenz Textor, Bauverwalter, über die Abgrenzung ihrer Grundstücke. Textor hatte 360 Schuh seines Platzes abgegeben, die für die Straße zum Stätt-Tor [Marktstraße] verwendet worden waren. Er verlangte einen Ausgleich vom Hof Seiferhelds. Seiferheld erklärte sich bereit, die 360 Schuh abzugeben. Dafür erhielt er 141 Schuh von seinem Nachbarn, H. Johann Stier, Mitglied des Inneren Rates und Reichalmosenpfleger. sowie 47 fl 45 x (1 Schuh für 12 x) Bargeld von H. Textor. Textor versprach, den erhaltenen Platz nicht zu überbauen. Das kleine Kellerlein, das zum Teil schon vom Seiferheldischen Waschhaus bedeckt war, sollte mit einem Dächlein verwahrt werden. Textor sicherte auch zu, keinen Waschkessel oder Backofen dorthin zu bauen, durfte aber aus seiner Küche mit dem Backofen in den Hof hinaus fahren, wenn das Feuerrecht von seiner Küche durch sein eigenes Haus geführt werden würde. Den aus seiner Küche führenden Ausguss musste Textor mit einem Seiher verwahren, so dass keine Unsauberkeit in Seiferhelds Höflein gelangen konnte. Textor wollte den Zaun zwischen den Höfen auf seine Kosten bauen und erhalten. Textor wollte das Wasser aus dem inneren Seiferheldischen Höflein nächst der Ladenstube durch seinen Anteil des Hofes ableiten lassen (StadtA Schwäb. Hall 10/607).

15. Oktober 1737: Johann Melchior Seiferheld und seine Frau Susanna Maria verkaufen ihr halbes Haus an den Sohn Georg Lorenz Seiferheld. Der Sohn erhält den Laden samt der Ladenstube, am Tennen oder Öhrn, so viel er zu seiner Handlung benötigt, doch so, das der obere Teil den ungehinderten Ein- und Ausgang hat und etwas aufstellen kann, um Sachen aufzubewahren, die Kammer, in der der Sohn schon seine Waren hat, die Stiegenkammer oberhalb der vorgenannten Kammer, die halbe Holzlege, den gesamten Warenkeller unter dem ganzen Haus samt dem darunter befindlichen geringeren Keller (in dem die Eltern aber ihre Fässer und ihren Wein aufbewahren dürfen), den zweiten oder mittleren Stock mit aller Zugehörde, am ersten Fruchtboden den Teil bis zur oberen Stiege, der auf Kosten des Sohns mit Latten abgeteilt werden soll, den obersten Boden samt dem Zwerchhausboden. Das Waschhaus samt dem Backofen, den Hof- und Hühnerhäusern oder –ställen sollen gemeinschaftlich bleiben. Niemand soll dem anderen zum Tort etwas nehmen oder genießen wollen. Das Dach, die Rinne, die Kandel, Waschhäuser und Ställe, sowie die Stiegen und alles andere, was gemeinschaftlich ist, soll gemeinschaftlich erhalten werden. Der Kaufpreis beträgt 1.700 fl. Da der Kauf (wegen der bequemen Gelegenheit, dem kostbaren Bau und der bequemen Situation hätte der Kaufpreis leicht um recht mehrere 100 Gulden erhöht werden können) billig geschah, sollen die übrigen vier Kinder nach dem Tod der Eltern jeweils 100 fl Voraus erhalten (StadtA Schwäb. Hall 14/2601).

Zum 3. Mai 1741 wird Johann Melchior Seiferheld, Mitglied des Inneren Rates, in der Beetliste an Stelle der gestrichenen Witwe von Stättmeister Drechsler eingetragen, zum 20. Dezember 1741 Georg Lorenz Seiferheld, äußerer Rat und Handelsmann (StadtA Schwäb. Hall 4/2032, fol. 4).

9. Oktober 1742: Friedrich Peter Seiferheld, Kandidat beider Rechte und Steuerregistrator, Sohn des Johann Melchior Seiferheld, Mitglied des Inneren Rates und Kastenpfleger, heiratete Anna Elisabetha Dötschmann, Witwe des Christian Heinrich Dötschmann, Ordinari-Ratsadvokat (StadtA Schwäb. Hall 2/46, S. 281).

26. April 1743: Friedrich Peter Seiferheld, Kandidat beider Rechte und Steuerregistrator, wurde am 4. Dezember 1713 geboren. Seine Eltern waren Johann Melchior Seiferheld, Mitglied des Inneren Rates, Mühlen- und Kastenpfleger, und Susanna Maria, geb. Stellwag. Er besuchte die deutsche Schule und das Gymnasium. Nach der Schule besuchte er die Universität Halle in Sachsen. Nach drei Jahren begab er sich nach Altdorf. 1738 war er wieder in Hall. 1739 wurde er Steuerregistrator. 1742 heiratete er Anna Elisabetha, Witwe des Ratsadvokaten Christian Heinrich Dötschmann, geb. Bölz. Die Ehe währte nur kurz, das Kind wurde erst nach des Vaters Tod geboren. Seit drei Jahren litt er an Asthma spasmodico. Er starb am Dienstag, 23. April 1743 (StadtA Schwäb. Hall 2/75, fol. 120R-121V).

4. Oktober 1746: Ehevertrag zwischen Anna Elisabetha, Witwe des Friedrich Peter Seiferheld, Steuerregistrator, geb. Bölz, und ihrem dritten Ehemann Jacob Peter Hartmann, Lizenziat beider Rechte und Ordinari-Ratsadvokat. Anna Elisabetha hat aus zweiter Ehe einen Sohn namens Carl Friedrich Seiferheld, der die 1.100 Gulden, die sein Vater in die Ehe gebracht hat, als Voraus erhalten soll (StadtA Schwäb. Hall 4/998, fol. 203V-204R).

11. Oktober 1746: Jacob Peter Hartmann, Lizenziat beider Rechte und Ratsadvokat, Sohn des Friedrich Christoph Hartmann, Stadtschreiber und Ratscommissar, heiratete Anna Elisabetha Seiferheld, Witwe des Friedrich Peter Seiferheld, Steuerregistrator, geb. Bölz (StadtA Schwäb. Hall 2/46, S. 302).

1750: Inventur der Susanna Maria Seiferheld, Witwe des Johann Melchior Seiferheld, Mitglied des Inneren Rates, Mühlen- und Kastenpfleger, geb. Stellwag. Erben: der Sohn Georg Lorenz Seiferheld, Senator, die Tochter Anna Elisabetha Bonhöfer, Ehefrau des Johann Friedrich Bonhöfer, Archidiakon, die Tochter Maria Cordula Bonhöfer, Ehefrau des Dr. Bonhöfer, Stättmeister, der Enkel Carl Friedrich Seiferheld, Sohn des Sohnes Friedrich Peter Seiferheld, Registrator, die Enkelin Rosina Magdalena, Tochter der Tochter Maria Catharina Hezel, Ehefrau des Dr. Hezel, Physicus ordinarius. Hälfte an einem Haus auf dem Markt (die andere Hälfte gehört dem Miterben und Sohn Senator Seiferheld), zwischen Frau Stier und David Friedrich Bär, Zuckerbäcker. Die Hälfte wurde an Konsulent Lizenziat Jacob Peter Hartmann (Stiefvater von Carl Friedrich Seiferheld) für 1.550 fl verkauft (StadtA Schwäb. Hall 14/2601).

22. April 1782: Carl Friedrich Seiferheld, Lizenziat beider Rechte und Stadtschreiber, verkauft an Johann Jacob von Olnhausen, Mitglied des äußeren Rates und Handelsmann, seine halbe Behausung auf dem Markt, neben H. Senator Stier am Brunnen gelegen. Die Hälfte besteht in: dem oberen Stock und dem vorderen ersten Boden samt den beiden Seitenkammern, den drei Kellern und einem besonders eingezäunten, gegen das Stiersche Gärtlein liegenden Höflein. Außerdem gehört der gemeinschaftliche Genuss des zum Haus gehörenden Waschhaus und Brunnens dazu. Die andere Hälfte gehört der verwitweten Oberstadtumgelderin Seiferheld. Der Kaufpreis beträgt 2.700 Gulden (StadtA Schwäb. Hall 4/688, fol. 458R-461V).

18. Dezember 1782: Maria Christina, Witwe des Georg Lorenz Seiferheld, Senator und Oberstadtumgelder, geb. Lenz, verkauft mit Einwilligung ihres Sohnes Johann Lorenz Seiferheld, Adjunkt am Gymnasium, und ihrer Tochter Maria Rosina Johanna, Ehefrau des David Friedrich Bader, Ordinari-Kanzlist und Amtsschreiber über Ilshofen, an Johann Jacob von Olnhausen, Mitglied des äußeren Rates und Handelsmann, ihr halbes Haus auf dem Markt am Brunnen, zwischen H. Senator Stier und Nadler Kochendörfer, Mitglied des Spitalgerichts, gelegen. Das Haus hat sie von ihrem Mann bzw. von dessen Eltern übernommen. Zu diesem Hausteil gehört der untere Teil mit dem Kaufladen. Verkauft werden auch die eisernen Gewichte, die Waage und anderes Schiff und Geschirr. Der Kaufpreis beträgt 3.600 Gulden. Die Verkäuferin behält sich den lebenslangen Sitz im Haus bevor. Ein Teil des Kaufbetrags bleibt beim Käufer unverzinslich stehen, bis die Verkäuferin stirbt (StadtA Schwäb. Hall 4/688, fol. 617V-619V).

30. Juni 1791: Inventur der Christina Dorothea von Olnhausen, Witwe des Johann Jacob von Olnhausen, Mitglied des äußeren Rates und Handelsmann, geb. Fischer. Christina Dorothea will erneut heiraten: Georg Friedrich Ferdinand Scheuermann, Buchhalter bei der Witwe. Eine ganze Behausung auf dem Markt, zwischen H. Pfleger Stier und H. Jacob David Kochendörfer, Mitglied des Spitalgerichts und Nadler, gelegen. Die eine Hälfte wurde lt. Kaufbriefs am 22. April 1782 um 2.700 Gulden, die zweite Hälfte lt. Kaufbriefs vom 18. Dezember 1782 für 3.600 Gulden, zusammen also 6.300 Gulden, gekauft. Das Haus wird jetzt um 7.000 Gulden angeschlagen  (StadtA Schwäb. Hall 14/4071).

4. September 1799: Inventur der Christina Dorothea Scheuermann, geb. Fischer, Ehefrau des Georg Friedrich Scheuermann. Das Haus wurde vor drei Jahren (1796) um 7.000 Gulden an den Sohn erster Ehe Georg Christoph Eberhard von Olnhausen überlassen (StadtA Schwäb. Hall 14/4429).

19. Juni 1802: Ehevertrag zwischen Maria Sibilla, Witwe des Georg Christoph Eberhard von Olnhausen, Kauf- und Handelsmann, geb. Sandel, und Johann Wilhelm Schwarz, Handelsmann. Das Haus soll an das Kind erster Ehe Christina Magdalena von Olnhausen (1802: 1 ¾ Jahre alt) bei seiner Verheiratung übergehen (StadtA Schwäb. Hall 8/1298).

 

1825: Oberpräzeptor Christian Firnhaber erhält ein Drittel des Hauses als Heiratsgut seiner Ehefrau Magdalene von Olnhausen.

1849/1850:  Maria Sibylle Schwarz geb. Sandel, die Witwe des Kaufmanns Johann Wilhelm Schwarz, stirbt am 25. Dezember 1849. Da das einzige Kind aus dieser Ehe, Johann David Peter Schwarz (1803-1830), nicht mehr am Leben ist, fällt der Anteil von zwei Dritteln am Haus an Magdalene Firnhaber geb. von Olnhausen, ihre Tochter aus der  Ehe mit Georg Christoph Eberhard von Olnhausen. In der (verloren gegangenen) Inventur vom 30. Januar 1850 wird dem Ehepaar Firnhaber der Hausanteil zugewiesen, womit es Besitzer des ganzen Anwesens wird.

1873: Nach dem Tod des Professors a.D. Christian Firnhaber am 13. Mai 1873 einigen sich die Erben darauf, die Verwaltung des Vermögens in den Händen der Witwe Magdalene Firnhaber geb. von Olnhausen zu belassen. In diesem Zusammenhang wird der Wert des Vermögens von Christian Firnhaber und seiner Frau auf etwa 100.000 Gulden geschätzt.

1875/76: Nach dem Tod der Magdalene Firnhaber geb. von Olnhausen, Witwe des Professors Christian Firnhaber, am 22. Oktober 1875, fällt das Eigentum am Haus im Zuge der bis Februar 1876 durchgeführten Realteilung an ihre vier Kinder:
1.) Obertribunalrat Theodor Firnhaber in Stuttgart
2.) Marie Jopp geb. Firnhaber, Witwe des Diaconus Friedrich Wilhelm Jopp in Hall
3.) Pauline Schoffer geb. Firnhaber, Gattin des Ökonomierats Heinrich Schoffer in Kirchberg bei Sulz
4.) Sophie Weilbacher geb. Firnhaber in Hall, Witwe des Amtmanns Emil Weilbacher
Das Haus "wollen die Erben vorerst gemeinschaftlich und unabgetheilt behalten". Den Wert des Anwesens setzt die Teilungsbehörde mit 28.000 Mark an.

1891: Landgerichtspräsident Theodor Firnhaber in Stuttgart und Heinrich Schoffer, Ökonomierat in Kirchberg/Sulz und Witwer der 1888 verstorbenen Pauline Schoffer geb. Firnhaber, verkaufen ihre Anteile am Haus (jeweils ein Viertel) am 30. Mai 1891 für 16.000 Mark an Rechtsanwalt Richard Ade in Hall, Ehemann der Marie geb. Jopp, einer Tochter der Marie Jopp geb. Firnhaber.

In den Adressbüchern genannte Besitzer und Bewohner

 

1886: Als Besitzer genannt: Maria Jopp, Pfarrerswitwe; Friedrich Jopp, Justizreferendär; Sophie Weilbacher, Amtmannswitwe (alle Miteigentümer als Erben des Prof. Christian Firnhaber)

1890: Als Besitzer genannt: Richard Ade, Rechtsanwalt; Marie Jopp, Pfarrerswitwe; Wilhelm Schoffer, Justizreferendär; Sophie Weilbacher, Amtmannswitwe (alle Miteigentümer als Erben des Prof. Christian Firnhaber)

1894: Als Besitzer genannt: Richard Ade, Rechtsanwalt; Marie Jopp, Pfarrerswitwe (alle Miteigentümer als Erben des Prof. Christian Firnhaber)

1901: Als Besitzer genannt: Richard Ade, Rechtsanwalt; Marie Jopp, Pfarrerswitwe; Sophie Weilbacher, Amtmannswitwe; Friedrich Jopp, Landrichter (alle Miteigentümer als Erben des Prof. Christian Firnhaber)

1906: Als Besitzer genannt: Richard Ade, Rechtsanwalt und öffentlicher Notar; Marie Jopp, Pfarrerswitwe; Sophie Weilbacher, Amtsmannswitwe; Friedrich Jopp, Landgerichtsrat; Eugenie Jopp, ledig (alle Miteigentümer als Erben des Prof. Christian Firnhaber)

1910: Als Besitzer genannt: Marie Jopp, Pfarrerswitwe;Friedrich Jopp, Landgerichtsrat; Richard Ade, Rechtsanwalt und öffentlicher Notar (alle Miteigentümer als Erben des Prof. Christian Firnhaber)

1920: Als Besitzer genannt:Friedrich Jopp, Landgerichtsdirektor; Marie Ade, Rechtsanwaltswitwe (alle Miteigentümer als Erben des Prof. Christian Firnhaber)

1928: Als Besitzer genannt: Marie Ade, Rechtsanwaltswitwe; Friedrich Jopp, Landgerichtspräsident a.D.; Eugenie Jopp, Rentnerin
Mieter/ Mitbewohner: Antonie  von Beger, Baudirektorswitwe

1932: Als Besitzer genannt: Ade und Jopps Erben
Mieter/ Mitbewohner: Dr.med. Annemarie Clauß, Praktizierende Ärztin; Margarete Neubronner, Hausdame; Antonie von Beger, Baudirektorswitwe

1938: Als Besitzer genannt: -
Mieter/ Mitbewohner: Charlotte Breitschwerdt, Krankenpflegerin; Dr.med. Annemarie Clauß, Praktizierende Ärztin; Lina Demare, Hausgehilfin; Margarete Neubronner, Hausdame; Marie Walter, Hausgehilfin

1950: Polizeiwache, Stadtpolizei, Polizeikomissar: Wilhelm Albig

1956: Polizeiamt und Polizeiwache; Ämter der Stadtverwaltung; Bezirksnotariat 1

Haustafel

Über das Nachbarhaus, das Café, ist in der Beletage ein ehemaliger Wohnraum mit barockem Stuck und Gemälden zugänglich. Im Vorgängerbau wohnte um 1500 Sibilla Egen, eine junge und reiche Witwe des Haller Stadtadels. Sie richtete eine Stiftung für unverheiratete Jungfrauen, bedürftige Witwen und junge Handwerker ein. Schwangere Frauen auf dem Lande sollten Trost und Hilfe bei Hebammen finden.

Befunde aus Bauforschung

Keller vom 13. bis 15. und 18. Jahrhundert. (StadtA Schwäb. Hall BF 240 und BF 239)

Ergebnisse einer baubegleitenden Untersuchung im Zuge von Grabarbeiten zum Anschluss des Hauses an die Fernwärmeleitung:
einsehbarer Fundamentbereich entstammt der Wiederaufbauphase nach 1728. Südlich vor dem Gebäude Planierungen aus der Zeit des Wiederaufbaus nach 1728 oder noch jünger, kein älterer archäologisch relevanter Schichtenaufbau feststellbar (Büro Schaetz/Bönsch/Weihs, 8.10.1998, bei Bauakten).

Befunde aus Bauakten

1900: Im Hauptgebäude wird ein neuer Kamin eingebaut.

1906: Die Aufstellung eines Ofens in einem Zimmer im 1. Stock wird genehmigt.

1916: Rechtsanwalt Ade lässt einen neuen Kamin im Waschküchengebäude im Hinterhof einbauen.

1941: Gegen die Erstellung einer Glasüberdachung im Lichthof des städtischen Polizeigebäudes Am Markt 9 legt Apotheker Demmler als Eigentümer des Nachbarhauses Marktstraße 2 (Engelapotheke) Einspruch ein. 

1942-1943: Die Stadt plant den Einbau eines Polizeigefängnisses in das frühere Waschhaus hinter dem Polizeigebäude Am Markt 9, wogegen mehrere Anwohner Widerspruch einlegen.

1943: Die öffentlichen Luftschutzräume in den beiden Kellergeschossen werden durch den EInbau von Gasschleusen erweitert. Den Plänen zufolge befinden sich in den unteren Kellern zwei Luftschutzräume für 22 bzw. 66 Personen, in den oberen Kellern fünf Räume für 22, 7, 12, 32 und 11 Personen.

1961: Einbau einer Ölheizung.

1968: Im Haus ist das Amt für öffentliche Ordnung untergebracht; die Räumlichkeiten sind zufolge einer Stellungsnahme von Stadtoberamtmann Kontermann (6.9.1968) durchweg ungeeignet und zu klein.

1972ff: umfassende Umbauten und Renovierungen: in deren Verlauf werden die Häuser Am Markt 9 und 10 baulich miteinander verbunden, wobei die Räume im EG für die Touristik-Information eingerichtet werden. Die Räume im 1. Stock mit den Deckenmalereien und Stuckdecken werden Teil des "Cafe am Markt" im Nebengebäude Am Markt 10. In den Oberen Stockwerken entstehen Büroräume. Anstoßend an die beiden Gebäude wird ein modernes Hinterhaus (Hinter Am Markt 10) erstellt. Das Bauprojekt wird im Mai 1972 mit Abbrucharbeiten begonnen und ist bis September 1979 abgeschlossen.

1998: Umbau des EG für die Touristik-Information.

1999: Teilsanierung der Sandsteinfassade.

Beschreibungen

historische Beschreibungen

1712: "Eine Behaußung angeschlagen umb 3000 fl, erheyrathet, gültfrey."

1827: Wohnhaus mit 31,8 Ruten, 2 Hühnerställe mit 6,1, Schweinestall 1,5 Ruten, Hof 11,2 und Hof zwischen dem Haus 13,3 Ruten, insgesamt 1/8 Morgen 4,7 Ruten Fläche

um 1840 (Gütebuch 2): "31,8 Rthn VIII 225. Ein großes dreistokiges Wohnhaus auf dem Markt, neben Kaufmann Sandel u. Conditor Finkh, der erste Stok von Stein, mit 2 gewölbten Kellern. Gemeinschaftlich aber unvertheilt mit Oberpraeceptor Firnhaber. B.V.A. 6.666 fl 40 x
6,1 Rthn VIII 225. Ein Waschhaus hinter dem Haus und Höfle, an Kaufmann Sandel und Conditor Pabst stoßend. B.V.A. 66 fl 40 x
Das Abwasser  von diesem Waschhaus hat seinen Abfluß durch da Haus des Pflugwirth Happold VIII 238
1,5 Rthn VIII 225. mit dem Haus zusammenhängender Schopf zu einem Geflügelstall.
11,2 Rthn VIII 225. gepflasterter Hofraum hinter dem Haus an Conditor Finkhen Garten stoßend u. von Sandels Höfle und dem eigenen Waschhaus begrenzt.
Die dermalen an dem Zaun zwischen ebenbeschriebenem Höfle und dem des Kaufmann Sandels Nro. 412/413 angebrachte Thüre ist eine Vergünstigung von Seite der Kaufmann Schwarz Witwe
2,1 Rthn VIII 225. gepflasterter Hofraum zwischen dem eigenen Wihnhaus u. Kaufmann Sandels Haus".

Beschreibungen aus den Denkmallisten

Barocker Putzbau mit Mansardwalmdach, 1730, Obergeschoss im 19. Jh. verändert. Innenausstattung. Eingetragen ins Landesverzeichnis der Baudenkmale seit 08.10.1925. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale der Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 69)

Am Markt 9 (Flst.Nr. 0-95/1). Barocker Putzbau mit Mansardwalmdach, 1730, Obergeschosse 19. Jahrhundert. Innenausstattung. § 28 (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

Besonderheiten

Die Stuckdecke mit Fresken im Ersten Stock 

 

 

 

 

 

 

 

Eine Besonderheit des Hauses ist ein Raum im 1. Stock, der eine aufwändigen Stuckdecke mit Freskomalereien aufweist. Auftraggeber war der Ratsherrn und Handelsmann Johann Melchior Seiferheld (1668-1749), der das Haus kurz vor dem „Großen Stadtbrand“ vom 31. August 1728 erworben und nach seiner Zerstörung bis etwa 1735 wieder aufgebaut hatte. Eine aufwändige Ausstattung mit Freskomalereien und Stuckaturen erhielt ein dem Marktplatz zugewandter, annähernd quadratischer Raum (5,7 x 5,2 m) im Ersten Stock. Die Freskomalereien weisen biblische Motive aus dem Neuen Testament auf. Das mittlere, zentrale Bildfeld thematisiert „Die Ausgießung des Heiligen Geists“ (nach Apostelgeschichte 10, 44). Die „altertümlich wirkende, spröde Komposition“ (so E. Jeutter) zeigt Maria und die Apostel auf einer Bank sitzend, mit Flammen auf dem Kopf, die den Heiligen Geist symbolisieren.  In den sog. „Seitenstücken“, den kleineren Fresken in den Raumecken, sind „Die Verkündigung an Maria“ (nach Lukas 1,28), „Die Anbetung der Hirten“ (nach Lukas 2,15-16), „Jesus am Ölberg“ (nach Lukas 22,40-44) und „Die Verklärung Christi“ (nach Matthäus 17,2-6) dargestellt. Während das zentrale Bild vermutlich eine selbstständige Komposition des Künstlers ist, dürften die Seitenstücke auf Kupferstichen biblischer Motive in Christoph Weigels „Biblia Ectypa“ beruhen, die jedoch umgestaltet und an die zur Verfügung stehenden Flächen angepasst wurden. Die umgebenden Stuckaturen zeigen aufwändige Schmuckelemente wie Pflanzenranken, Vasen und Gesichter. Vor allem aber werden sie von spärlich gekleideten Frauen- und Männergestalten geprägt, bei denen es sich um Allegorien der vier Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter sowie der vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft handelt. Die Arbeiten sind nicht signiert; der Kunsthistoriker Dr. Ewald Jeutter hat jedoch aufgrund stilistischer Kriterien den Schwäbisch Haller Maler und Stuckateur Johann Michael Roscher als Künstler identifiziert. Die Gemälde gleichen den signierten und Roscher damit eindeutig zuzuordnenden Fresken in der Hospitalkirche in „der hölzernen Körperauffassung der Figuren, durch die schablonenhafte Behandlung der Gesichter, und durch die lichte Lokalmalerei“. Die Nutzung des Raums ist nicht nachvollziehbar. Dr. Ewald Jeutter nimmt an, dass es sich um ein „Schlafgemach“ gehandelt habe. Grundlage ist wohl, dass eine Inspirationsquelle für die Stuckaturen ein Entwurf für die Dekoration eines solchen Raums aus Paul Deckers „Fürstlichem Baumeister“ von 1711 gewesen sein könnte. Im Zuge der umfassenden Umbauten der beiden Häuser Am Markt 9 und 10 ab 1972 wurden die erheblichen Schäden an den Stuckaturen restauriert. Seit den Umbauten ist der Raum mit den Stuckaturen, ebenso ein Nachbarraum mit einer (bislang nicht datierten) Holzpaneelendecke aus Eiche Teil der Räume des „Cafés am Markt“ (Am Markt 10) und von diesem aus zugänglich.
(Text: nach Ewald Jeutter: Raumdekorationen aus dem zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts in Bürgerhäusern der ehemals "Freyen Reichsstadt Hall. Ein Beitrag zu den Auftraggebern und den Dekorateuren, in: Württembergisch Franken 79 (1995), S. 244-3122, hier S. 262f)
 

Quellen

Archivalien:

 

  • Stadtarchiv SHA 4/881 (Unterpfandsbuch Stadt), S. 22; 4/1545 (Häuserbuch 1712), S. 8; 4/1547 (Häuserbuch 1767), S. 7-8; 4/1547a (Häuserbuch 1782), S. 10; 18/3330 (Eventualteilung C. Firnhaber, 1873); 18/3864 (Realteilung M. Firnhaber, 1876); 19/827 (Güterbuch 2), S. 79, 277; 19/1055 (Kaufbuch 38), S. 119; S27 (Genealog. Kartei); Mikrofilm KB 1393, Bd. 69 (Familienregister St. Michael, 1808ff), Buchst. S Bl. 122
  • Baurechtsamt SHA, Bauakten Am Markt 9 (-10)

Pläne und Ansichten vor 1827:

  • StadtA SHA 05/0588 (1717); S10/0804 (1728, Ausschnitt); 16/0157 (nach 1735, Ausschnitt)

Literatur:

  • Adressbücher 1886-1956
  • Ewald Jeutter: Raumdekorationen aus dem zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts in Bürgerhäusern der ehemals "Freyen Reichsstadt Hall. Ein Beitrag zu den Auftraggebern und den Dekorateuren, in: Württembergisch Franken 79 (1995), S. 244-3122, hier S. 262f.