Gebäudeverzeichnis
Am Spitalbach 11
Primärkatasternummer: 482
Besitzer: 1827
Schreier, Johann Christoph, Metzger
Besitzerliste
1716: Jacob Braz, Bauinspektor und Mitglied des Äußeren Rats, verkauft das Haus am 5. Februar 1716 für 800 Gulden an seinen Sohn Johann Ludwig Braz, Metzger. Der "Hauß Zinß" (Miete) der im Haus wohnenden Hausgenossen geht bis zum 1. Mai 1716 an die Verkäufer, die auch ein lebenslanges Nutzungsrecht am vorderen Keller sowie einem Teil des vorderen Bodens erhalten.
nach 1728: Wiederaufbau des beim Großen Stadtbrand vom 31. August 1728 zerstörten Hauses.
1765: Nach dem Tod von Johann Ludwig Braz am 6. Mai 1765 geht der Besitz auf seine Ehefrau Susanna Barbara geb. Döttinger über.
1767: Als Besitzer genannt: Johann Ludwig Braz, Metzger (tatsächl.: seine Witwe Susanna Barbara geb. Döttinger).
1773: Nach dem Tod der Susanna Barbara Braz geb. Döttinger, Witwe des Johann Ludwig Braz (10. September 1772) kauft der Vetter Johann Lorenz Leonhard Mayer, Metzger, am 21. April 1773 das Haus zusammen mit einer Scheuer bei der Zollhütte jenseits Kochens und einer Wiese "im Schenkenbrühl" für 2.000 Gulden von den restlichen Erben.
1782: Als Besitzer genannt: Johann Lorenz Leonhard Mayer, Metzger
1811: Maria Margarethe Mayer, Witwe des Johann Lorenz Leonhard Mayer, verkauft am 21. Februar 1811 Haus und Metzelbank für 3.400 Gulden an Johann Christoph Schreyer, Metzger. Vom Kaufpreis entfallen 2.900 Gulden auf das Haus, 500 auf die Metzelbank (Anm.: Im Häuserbuch 1782 wird der Käufer als Christoph Friedrich Schreyer bezeichnet).Maria Margarethe Mayer erhält gegen eine jährliche Miete von 25 Gulden das Wohnrecht für die oberste Stube und Stubenkammer nebst dem kleinen Kämmerlein neben der oberen Küche, auf dem Boden ein kleines Kämmerlein, einen Platz auf dem 1. Boden zur Holzlege, auch im Keller soviel Raum, wie sie "zu Aufbewahrung ihres Kübel-Geschirrs und Frischhaltung ihrer Bedürfniße nötig hat".
1827: Als Besitzer genannt: Johann Christoph Schreier, Metzger
1827-1842: Zu einem unbekannten Zeitpunkt gekauft von Johann Friedrich Mangold.
1852: Susanna Mangold, verlassene Ehefrau des Johann Friedrich Mangold, verkauft am 17. April 1852 zwei Drittel des Hauses (den unteren und den mittleren Stock, das angebaute Waschhaus und das "Hoefle") für 3.000 Gulden an Gottlieb Ebele aus Obereisesheim namens seiner Tochter Friederike Eisele und ihres Bräutigams Johann Christian Friedrich Karl Kaiser, Metzger aus Mainhardt. Die Verkäuferin erhält neben dem Kaufpreis und Zinsen eine jährliche Leibrente von 25 Gulden ab Martini 1853.
1858: Johann Karl Christian Kaiser, Metzgermeister, verkauft am 17. März 1858 zwei Drittel des Hauses (den unteren und den mittleren Stock, das angebaute Waschhaus und das Höfle) für 3.000 Gulden an seinen Schwiegervater Gottlieb Ebele. In den Kaufpreis eingerechnet sind verschiedene Verbindlichkeiten der Eheleute Kaiser.
1858/59: Lisette Riedel erbt das verbliebene Drittel der Susanna Mangold (den oberen Stock).
1860: Gottlieb Ebele, Privatier, verkauft am 9. März 1860 zwei Drittel des Hauses (den unteren und den mittleren Stock, das angebaute Waschhaus und das Höfle) für 3.300 Gulden an Friedrich Burkhard, Seifensieder.
1860: Friederike Lisette Riedel, ledig, unter Pflegschaft des Kornhausmeisters Bonnhöfer, verkauft am 16. März 1860 ein Drittel des Hauses (den oberen Stock) für 850 Gulden an Friedrich Burkhard, Seifensieder.
1888: Friedrich Burkhardt verkauft am 9. April 1888 das ganze Haus um den Betrag von 25.000 Mark an seinen Sohn Paul Burkhardt, Seifensieder.
1898: Nach dem Tod des Paul Burkhardt in der Eventualteilung vom 27. September 1898 auf seine Ehefrau Caroline geb. Gräber übergegangen.
In den Adressbüchern genannte Mieter und Mitbewohner
1886: Friedrich Burkhardt, Seifensieder (Besitzer)
Mieter/Mitbewohner: Kath. Bauer, Wagnerswitwe; Sus. Maier, Salzsiederswitwe; Karoline Maier, Näherin
1890: Paul Burkhardt, Seifensieder (Besitzer)
Mieter/Mitbewohner: Katharine Egner, Spitalaufseherswitwe; Friedrich Nagel, Landesgefängnis-Aufseher
1894: Paul Burkhardt, Seifensieder (Besitzer)
Mieter/Mitbewohner: Katharine Egner, Spitalaufseherswitwe; Theodor Gottfried Schmied, Landesgefängnis-Aufseher
1901: Caroline Burkhardt, Seifensiederei (Besitzer)
Mieter/Mitbewohner: Amalie Gräber, Witwe; Sofie und Friederike Groß, Näherinnnen
1910: Gottlob Vollmer, Seifensiederei (Besitzer)
Mieter/Mitbewohner: Amalie Gräber, Privatiere
1920: Philipp Stäb, Kaufmann (Besitzer)
Mieter/Mitbewohner: Marie Dolde, Privatierswitwe; Amalie Gräber, Kaufmannswitwe
1928: Philipp Stäb, Kaufmann, Zentraldrogerie (Besitzer)
Mieter/Mitbewohner: Wilhelmine Bauer, Rentnerin; Albert Bauer, Kaufmann
1932: Philipp Stäb, Kaufmann, Zentraldrogerie (Besitzer)
Mieter/Mitbewohner: Wilhelmine Bauer, Rentnerin; Albert Bauer, Kaufmann
1938: Philipp Stäb, Kaufmann, Inhaber der Central-Drogerie (Besitzer)
Mieter/Mitbewohner: Albert Bauer, Kaufmann; Marie Dolde, Kleinrentnerin; Klara Köder, Hausgehilfin; Alfons Lander, Kaufmann; Hugo Weber, Bezirksleiter
1956: Zentraldrogerie Philipp Stäb, Inh. Albert Bauer
Mieter/Mitbewohner: Albert Bauer, Drogerieinhaber; Elfriede Bauer, Hausfrau; Herta Berndt, Hausfrau; Willi Berndt, Tischler; Margarethe Schmidtchen, Fürsorgerin
Befunde aus Bauakten
1872: Friedrich Burkhard, Seifensieder, lässt Küche und Abtritt (Toilette) im 2. Stock umbauen und im Hinterhof einen zweistöckigen Anbau für die Seifensiederei erstellen.
1887: Friedrich Burkhard, Seifensieder, lässt eine Ladenfront im Erdgeschoss einbauen.
1891: Paul Burkhard, Seifensieder, lässt im Wohnzimmer des 1. Stocks einen von außen heizbaren Ofen (Kachelofen?) einbauen.
1905: Gottlob Vollmer, Seifenfabrikant, lässt die Abortgrube erneuern.
1925: Philipp Stäb, Kaufmann, lässt die Schaufensterfront neu gestalten. 1938: Philipp Stäb, Kaufmann, lässt im Dachstock eine Wohnung einrichten. An der Fassade wird eine Leuchtschrift-Werbung für die Drogerie Stäb angebracht.
1938: Der Kanalisationsbeitrag wird auf 12 RM 90 Rpf. festgelegt.
1958: Erhöhung des Kamins. Das Haus wird an das Dolennetz (Kanalisation) angeschlossen und erhält Toiletten mit Wasserspülung.
1963: Albert Bauer, Drogist, lässt die Schaufensterfront erneuern. Die bisherige Kachelofenheizung wird auf Öl umgestellt, in den Keller kommen 2 Heizölbehälter.
1969-1971: Die Firma Sport Petermann KG lässt die Geschäftsräume im Erdgeschoss (u.a. neue Schaufensterfront, Wendeltreppe in das 1. OG, Entfernung eines separaten Büroraums, neue Fußböden) und im 1. Obergeschoss (teilw. neue Raumaufteilung) umbauen und im Untergeschoss 2 Heizölbehälter einbauen.
1978: Die Firma Sport Petermann KG lässt eine Aufzugsanlage mit außenliegendem Aufzugschacht erstellen, im Untergeschoss werden Ladenräume ein- und die bisherigen Geschäftsräume umgebaut. Weiterhin kommt im UG eine Heizungsanlage hinzu.
1981: Die Firma Sport Petermann KG lässt den Laden im Erdgeschoss umbauen. U.a. wird das Schaufenster neu gestaltet.
Beschreibungen
1716: "Ihre aigenthümliche, ganntz gülltfrey und ohnversezte Behaußung am Spitel Bach zwischen Hr. Georg Albrecht Textorn deß Inneren Raths und Obervormundgerichts Assessoris, und Johann Chritoph Grätern, Kantengießern gelegen, sambt dem Höfle".
1773: "...einer im Spithalbach zwischen des Hrn. Goldarbeiter Bapsten, dann Huthmacher Bühls und Schumacher Hofmanns Häusern gelegenen gültfreyen Behaußung nebst einem darhinter befindlichen und mit einem Gatter versehenen Höflein, und darinnstehenden Backofen, und eingemaurten Waschkessel, in welches die beede Nachbarn Bühl und Hofmann nichts schütten oder werfen dörfen."
1827: Wohnhaus mit 14,2 Ruten, Oek.Anbau 1,3 und Hof 1,8 Ruten, insgesamt 17,3 Ruten Grundfläche
1853: "Das Drittel, welches die etc. Mangold noch besitzt, besteht in: dem obern dritten Stok mit 1 Stube, 1 Stubenkammer, 1 Küche, 1 Stübchen gegen das Höfle, den ganzen untern Boden nebst Cammer, und den vordern Keller gegen den Spitalbach. Alle weiteren Gelaße des Hauses oben und unten gehören zu dem verkauften Theil. .... Der Verkäuferin steht blos der Durchgang durch die untern Stokwerke sonst lediglich kein Benutzungsrecht zu. Diese Durchgänge sind aber von unten bis ins obern Boden stehts offen zu halten." (GB 5, S. 231f.)
1888: "1 ar 17 qm ein 3 stockiges Wohnhaus am Spitalbach, mit gewölbtem Keller, neben Buchhändler German und Posamentier Fr. Rummel, 11 qm Waschhaus jetzt Werkstätte, 15 qm Hofraum hinter dem Haus".
Besonderheiten
Biografien von Bewohnern
Johann Jacob Bratz
Johann Jacob Bratz (auch: Braz) wurde am 15. September 1629 in Schwäbisch Hall als Sohn von Jacob Bratz, Bürger und Metzger, und der Catharine geb. Wagner geboren. "So schlimm auch damals die Zeiten waren" - seine Jugend fiel in den 30jährigen Krieg - besuchte er die deutsche Schule und anschließend die Lateinschule, "welches ihm hernach auf der Wanderschafft wohl zustatten kam". "Wegen schwerer Zeit" erlernte er das Metzgerhandwerk und verbrachte mehrere Jahre auf Wanderschaft, die ihn nach Österreich, Böhmen und Mähren und "mehr schöne Länder" brachte. In Wien erkrankte er schwer und es wurde ihm dort "der Religion halben hefftig zugesetzt", doch "ließ er sich ... zu keinem Abfall bewegen". Nach seiner Rückkehr heiratete er am 9. Oktober 1660 die zweimalige Witwe Euphrosina geb. Glock, die zuvor mit Michel Feuchter und dem Inneren Rat Peter Raiffeisen verheiratet gewesen war. Nach 20 Jahren kinderloser Ehe starb seine erste Frau am 12. März 1680, und Johann Jacob heiratete am 31. August desselben Jahres die wesentlich jüngere Maria Barbara Spänkuch (*15.03.1658), eine Tochter des Inneren Rates und Michaelspflegers Johann Jakob Spänkuch. Mit dieser hatte er acht Kinder (5 Söhne und 3 Töchter), von denen zwei als Kinder starben, eine weitere Tochter nach der Eheschließung als Kindbetterin. Zum Zeitpunkt seines Todes hatte er 10 Enkel, von denen 7 noch lebten. Dem Totenbuch zufolge war er ein "dienstfertiger, teutscher redlicher Mann", was den Rat bewogen habe, ihm verschiedene Ämter zu verleihen. 1672 wurde er zum Feldrichter berufen, 1673 zu einem Mitglied des Hospitalgerichts, 1682 zum Bauinspektor und 1685 in den Äußeren Rat. Johann Jacob Bratz wurde 88 Jahre alt. Zwar ging er in seinen letzten beiden Lebensjahren wegen nachlassender Kräfte nur noch selten aus dem Haus, doch war sein Zustand "erträglich", "worzu die große Aufwartung seines Eheschatzes u. lieber Kinder nicht wenig contribuirten". Nachdem er etwa eine Woche an "Engbrüstigkeit" gelitten hatte, starb er am 7. August 1718 an einem "Steckfluß".
Johann Ludwig Bratz
Johann Ludwig Bratz (auch: Braz) wurde am 4. Juli 1695 in Schwäbisch Hall als Sohn von Johann Jacob Bratz geboren, der Baumeister und Mitglied des Äußeren Rates war. Seine Mutter war Maria Barbara, eine geborene Spänkuch. Johann Ludwig besuchte die Deutsche Schule und das Gymnasium und machte eine Lehre bei Metzger Seckel. Nach einer dreijährigen Lehrzeit ging er in die Fremde und heiratete nach seiner Rückkehr am 27. August 1715 Susanna Barbara Döttinger, die Tochter des Bäckers Johann Michael Döttinger. Das Paar war 50 Jahre lang zusammen, hatte aber keine Kinder. Bratz, der das Amt eines Kapitäns (Hauptmanns) der Bürgerkompanie (einer eher zeremoniellen als militärischen Zwecken dienenden Bürgermiliz) inne hatte, erlitt etwa ein Jahr vor seinem Tod einem Schlaganfall und wurde dadurch "auf das Krankenlager gelegt". Er starb am 6. Mai 1765.
Quellen
Archivalien:
- StadtA SHA 2/74 (Totenbuch St. Michael 1718-1737), Bl. 29Vff (Nekrolog J. J. Bratz); 2/76 (Totenbuch St. Michael 1763-1775), Bl. 97Rff (Nekrolog J. L. Bratz) u. Bl. 505ff (Nekrolog S. B. Bratz) ; 4/674 (Kaufbuch 1716-1717), Bl. 6Rff); 4/687 (Kaufbuch 1773-1779), S. 68ff; 4/881 (Unterpfandsprotokoll), S. 125; 4/1545 (Häuserbuch 1712), S. 39; 4/1547 (Häuserbuch 1767), S. 45; 4/1547a (Häuserbuch 1782), S. 72; 19/830 (Güterbuch 5), S. 231ff;19/838 (Güterbuch 13), S. 65ff; 19/844 (Güterbuch 19), S. 196ff; 19/1001 (Kaufbuch 1810-1813), Bl. 141ff; 19/1026 (Kaufbuch 1852-1853), Bl. 122Rff; 19/1028 (Kaufbuch 1857-1859), Bl. 158Rff; 19/1029 (Kaufbuch 1860), Bl. 28Rff u. 33Rff; 19/1052a (Kaufbuch 1888), S. 88ff
- Baurechtsamt SHA, Bauakten Am Spitalbach 11
Literatur:
- Adressbücher 1886-1938