Gebäudeverzeichnis

Am Spitalbach 21 - ehem. Brauerei und ab 1856 Gasthaus zum Pflug

Adresse: Am Spitalbach 21
Primärkatasternummer: 496
Besitzer: 1827
Kochendörfer, Friedrich Carl, Bierbrauer


Besitzerliste

In den Beetlisten der Stadt wird ab 1657 "um den Spital, Metzgergasse" (Rosmaringasse) der Bierbrauer Hans Baur erwähnt.

1607 in Augsburg als Sohn eines Steinmatz geboren, lernt er zuerst Goldschmied, dann sechs Jahre später wegen "blöden Gesichts" den Beruf des Bierbrauers. Seine Tochter Anna Ursula verheiratet sich mit Sebastian Held(t), der dann ab 1680 die Brauerei in der Spitalstraße betreibt. 

Sebstian Held(t), 1656 in Windsheim geboren, erlernt zunächst bei seinem Vater das Metzgerhandwerk und den Viehhandel und begibt sich für einige Jahre auf Wanderschaft in die Niederlande und nach Ungarn. Nach seiner Rückkehr lernt er das Bierbrauen in Dinkelsbühl, begibt sich nochmals in die Fremde und kommt dann nach Schwäbisch Hall. Seine '"bürgerliche conduite war gut und bewog den hochedlen Rat ihn zum Captain der Unteren Companie zu deklarieren" heißt es im Kirchenbuch von St. Michael (2/73b). 1716 stirbt er und sein jüngster Sohn Johann Christoph übernimmt die Brauerei. Nach dessen Tod heiratet seine  Witwe Rosina Cordula  1734 den Bierbrauer Johann Jacob Urban (8/815)  und 10 Jahre später in dritter Ehe  Georg David Bratz, Metzger und Sohn des Gastwirts zum Rössle in Hall (8/934). Georg David Bratz erwirbt 1759 auch die Gastwirtschaft zum goldenen Löwen in der Gelbinger Gasse.

Als nächster Besitzer wird im Häuserbuch von 1767 (4/1547) Johann Georg Preu, Steinhauer aus Ansbach, verheiratet mit Anna Maria, geb. Stadtman,  erwähnt. Seine Witwe heiratet 1782 den Dreikönigswirt Johann Stefan Bühler und im selben Jahr verkaufen die Eheleute das Anwesen an den Sohn aus erster Ehe Johann Friedrich Preu (4/1547a). Dieser stirbt 1787 und seine Witwe heiratet 1788 Johann Jakob Horn, der die Brauerei an Johann Jakob Nipp verkauft. Nach dessen Tod heiratet die Witwe den Bierbrauer Georg Christoph Reitz (z) und im Jahre 1820 verkaufen die Erben die Brauerei an Johann Georg Nipp, Bürger und Metzgermeister aus Hall (19/1005, S 74). Zwei Jahre später stirbt er und seine Witwe heiratet 1823 den Bierbrauer Friedrich Karl Kochendörfer (HB 4/1547a). 1849 geht der Besitz an den ledigen Bierbrauer Friedrich Müller aus Brachbach über. 

Nchdem am 30. Oktober 1856 die Gastwirtschaft zum Pflug am Schuppach an das Land verkauft wird, wandert nun die Schildwirtschaftsgerechtigkeit zum Pflug an den Spitalbach,.

1863 verkauft Christian Müller, Bierbrauer und Gastwirt zum Pflug an Louis Deutelin (19/1039). Die Witwe von Louis Deutelin Maria, geb. Schwarz heiratet Ludwig Wormser, der 

1890 an Philipp Zahn, Bierbrauereibesitzer aus Böblingen, verkauft (19/1054 - Kaufvertrag siehe unter Punkt Beschreibungen).

Adressbücher:

1901  Johann Messerschmidt, Wirtschaftspächter zum Pflug (Besitzer Philipp Zahn)    Mitbewohner_ Carl Schweizer, Präperator und Carl Schweizer, Uhrmacher    

1906  Georg Breyer, Wirtschaftspächter zum Pflug (Besitzer Philpp Zahn, Aktienbrauerei Böblingen) Mitbewohner: Karolin Schweizer, Uhrmachers Wwe. und Karl Schweizer, Präparator.

1910 Besitzer: Wilhelm Wahl, Wirt. Mitbewohner: Karoline Schweizer, Uhrmachers Wwe und Karl Schweizer, Präparator.

 

Beschreibungen

1827: Wohnhaus mit 15,4 Ruten; Brauhaus 14,7 Ruten, Anbau mit 1,7 und Hof 0,8 Ruten, insgesamt 33,6 Ruten Grundfläche 

Kaufvertrag vom 12. Juni 1890 ( 19/1054)

Zwischen Ludwig Wormser, Bierbrauerei Besitzer zum Pflug in Hall und seiner Ehefrau Maria, geb, Schwarz, verehelicht gewesene Deutelin und Philipp Zahn, Bierbrauerei Besitzer in Böblingen kommt folgender Kaufvertrag zu Stande.

Es verkauft Ludwig Wormser und dessen Ehefrau an Philipp Zahn in Böblingen das Gasthaus zum Pflug Haus Nr. 491 Spitalstraße, 2-stockiges Gebäude enthaltend Wirtschaftslocalitäten , Wohnräume, neben Kaufmann Both einerseits und dem Bierbrau Gebäude andererseits, Meßgehalt 1 ar 26 qm, daran anstoßend Bierbrauerei Gebäude samt Keller, 3-stockig, neben Kaufmann Hezel 1 Ar 21 qm, ferner das an die Bierbrauerei anstoßende Hintergebäude 3-stockig, Rosmarinstraße 494, 71 qm und 5 qm Abtritt.

Sodann das Kellerei Gebäude/ Lager, Gähr- und Eiskeller, samt darauf befindlicher Scheuer in der Blendstatt Nr. 261 - 3 Ar.

Zu den hinvor beschriebenen Liegenschaften werden mitverkauft:

1. die vollständige Bierbrauerei Einrichtung, bestehend in einer

Sudhaubeneinrichtung, einer Braupfanne mit Haube aus Kupfer, enthaltend 29 hl, ein eiserner Maischbottich mit Rührwerk neu, einem Vorwärmer "Eisenfuchs", die gesamte Wasserleitung, Kühle, Doppeldarre neu, Malzputzmaschine und ein Gnostan??aufzug.

2. In den Keltern ein Ensinger'scher Filterapparat, ein Zichmann'scher ? Kühlapparat, neunzig Stück Lager- und Schankbierfässer, 13 Stück Gährbottiche, 12 Stück Eisschwimmer, ca. 1200 Stück Versandfässer. Hinzu wird noch folgende Fahrniß mitverkauft:

Bunsenwagen ? mit Faß, 1 Pritschenwagen, 2 Leiterwagen, 1 kl. Leiterwagen, 1 Stoßkarren , 2 Pferde Rappen 3- und 5jährig, eine Stute und ein Wallach - Anschlag 1000 Mark ´. 

Wirtschaftsinventar:

10 Wirtstische im unteren Local, 2 große Tafeln im oberen Local, 2 Tische imgleichen Local, 60 Stühle, 200 Biergläser 4 dzl enthaltende glatte sog. Stangengläser ohne Deckel, 80 bieruntersätzle, 

ferner etwa 600 Wagen Eis, welche sich im Lagerkeller in der Blendstatt befinden. 

Der Kaufpreis für all Vorstehendes wie es aufgeführt istLiegenschaft und Fahrniß beträgt 80.000 Mark. 

Vorstehender Kaufvertrag kommt unter folgenden Bestimmungen zustande:

Punkt 1,2 und drei befassen sich mit den Zahlungsmodalitäten, 

Punkt 4: Der Verkäufer hat die Verpflichtung die Wirtschaft sowie von Zahn hergestellt wird entgeltlich zu führen und lediglich Zahn'sches Bier zu schenken. Hingegen hat derselbe das unentgeltliche Wohnrecht für sich und seine Familie im Haus. Diese Verpflichtung gegenseitig dauert fünf Jahre.

Punkt 5: Wormser verpflichtet sich jährlich 4000 hl Bier von Zahn zu beziehen und zwar auf die Zeitdauer von fünf Jahren. Für das hl Bier franco Hall (Bahnhof) hat Wormser 17 Mark zu bezahlen und das Liter bier für 24 Pfennig auszuschenken. Sollte sich der Bezug auf 5000 hl oder mehr belaufen, so verpflichtet sich Herr Zahn dem Verkäufer jährlich als Entgelt für seine Geschäftsführung 1000 Mark zu bezahlen. 

Punkt 6: Die Verwaltung des Hauses übernimmt Wormser und verpflichtet sich die aus Vermietungen von Wohnräumen sich ergebenden Mietzinsen an Zahn abzuliefern. 

Punkt 7: Die Biersteuer welche in der Stadt Hall erhoben wird, übernimmt Zahn und wird diese dann gegenseitig verrechnet. Die Rückvergütung für das Bier welches aus der Stadt geführt wird, hat Worsmer an Zahn abzuliefern.

Punkt 8: Nach Anschluss von fünf Jahren hat Wormser zwei gute Pferde im Anschlag von 1000 Mark zurückzugeben, oder 1000 Mark zu bezahlen. Sollte das Verhältnis weiter fortdauern, so behalten sich die Contrahenten hierüber Weiteres vor. 

Punkt9: Zahn verpflichtet sich dem Wormser jederzeit Kaufmannsgute Ware zu liefern. Sollte es darüber Differenzen geben, so haben die Contrahenten  Sachverständige auszuwählen, um den Befund des Bieres festzustellen. 

Punkt 10: Sollte Zahn die Wirtschafts Conzession erlangen müssen, so wird hier ausdrücklich vereinbart, dass die Gültigkeit des Vertrags von der Erlangung dieser Concession abhängig gemacht wird.

 

Punkt 14: Von heute dem 12. Juni 1890 an verpflichtet sich Wormser kein Bier mehr zu sieden. 

Quellen

Stadtarchiv Schwäbisch Hall: Häuserbücher, Güterbücher, Kaufverträge, Kirchenbuch zu St. Michael und Konzessionsakten