Gebäudeverzeichnis

Am Spitalbach 22 - ehem. Marstall

Adresse: Am Spitalbach 22
Primärkatasternummer: 508a
Besitzer: 1827
Die Königl. Salinenverwaltung Hall


Besitzerliste

1827: Die Königliche Salinenverwaltung Hall

Haustafel

Die Reichsstadt brachte im Marstall ihre „Dienst-Pferde“ und „Dienst-Fahrzeuge“ unter. Auch er erstand nach dem Stadtbrand um 1730 völlig neu unter Einbeziehung der alten Stadtmauer auf der Kocherseite. Bei der Sanierung kamen einige der historischen Pferdeboxen zu Tage, die erhalten werden konnten. Später Teil des Landgerichts, ist das Haus heute in privaten Händen.

Beschreibungen

1827: Ehemalige Caserne 1/8 Morgen 19,8 Ruten samt Wohnung und Anbau mit 13,1 Ruten; Scheuer st dem Thurm ? 47,8 Ruten; Hof um die Kaserne und um das Kornhaus 1/8 Morgen, 40 Ruten und Weg zwischen der Caserne und dem Kocher 1/8 Morgen 17,7 Ruten, insgesamt 5/8 Morgen 42,4 Ruten Grundfläche

Ehem. Marstall und Rüstkammer, 1803 Kaserne, 1869 Gerichtshof, Umbau 1901. Eingetragen in das Landesverzeichnis der Baudenkmale in Württemberg seit 08.10.1925. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 96)

 

Am Spitalbach 22, Salinenstraße 2. Ehem. Marstall und Rüstkammer mit Diebsturm (§ 28), Turm der Stadtbefestigung (um 1300), ab 1803 Kaserne, ab 1869 Kreisgerichtshof. 1901 Umbau.(siehe auch unter Sachgesamtheit Stadtbefestigung "Am Markt 14, ..."). § 28. (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

 

Diebsturm

Der heute 18 m hohe Diebsturm entstand wahrscheinlich mit der Ummauerung des zuvor nicht durch Befestigungen geschützten „Hospitalviertels“ nach 1250. Er ist mit dem Dorfmühlenturm der einzige Rundturm der Altstadtbefestigung und besitzt noch zu einem großen Teil die originale romanische Bausubstanz. Die Mauern sind 1,80 m dick. Das Untergeschoss birgt ein 5,50 m hohes und 2,05 m breites, fensterloses Verlies, das nur durch ein sogenanntes „Angstloch“ im abschließenden Gewölbe zugänglich ist. Es folgen zwei Geschosse mit einer dazwischen eingezogenen Holzdecke; der Zugang erfolgte vom Wehrgang der Stadtmauer aus. Das auskragende dritte Obergeschoss ist gotisch; es zeigt vier Schlüsselscharten mit Nischen und eingemauerten Auflagehölzern für die „Hakenbüchsen“ (großkalibrige Büchsen). Aufgrund seiner massiven Steinbauweise überstand der Turm den großen Stadtbrand von 1728.

Seinen Namen erhielt er, weil dort gelegentlich Diebe eingesperrt wurden. Es handelte sich hierbei normalerweise nicht um Haftstrafen, sondern um eine Art „Untersuchungshaft“ bis zum Abschluß des Verfahrens. In der frühneuzeitlichen Strafjustiz wurden in der Regel keine oder nur kurze Haftstrafen verhängt. Häufig waren hingegen Ehren- (z.B. Prangerstehen) und Körperstrafen (Prügel, Verstümmelungen bis zur Hinrichtung) sowie Landesverweise. (nach: Krüger: Stadtbefestigungen).


Ehem. Landgericht (Spitalbachstr. 22)

Bis zum großen Stadtbrand von 1728 standen einer alten Stadtansicht zufolge am Standort dieses Gebäudes wahrscheinlich Scheunen des Hospitals zum Heiligen Geist. Nach dem Brand wurde 1730/31 ein sogenannter „Marstall“ errichtet. In das Bauwerk integrierte man die rund 1,5 m dicke Stadtmauer, die - zusammen mit dem Diebsturm nach 1250 errichtet - militärisch keine Rolle mehr spielte.

Im hallenartigen Erdgeschoss des Baus mit seiner Säulenreihe waren die Pferde und Kutschen der reichsstädtischen Verwaltung untergebracht. In das Obergeschoss baute man 1738 eine „Rüstkammer“ ein, in der sich eine große Anzahl altertümlicher  Harnische sowie Hieb- und Stichwaffen befanden. Möglicherweise handelte es sich hier um eine Art Museum. Sonstige Räumlichkeiten wurden als Lager für militärische Ausrüstungen und anderes verwendet.

Nach der Okkupation der Reichsstadt Schwäbisch Hall durch Württemberg wurde der Marstall 1803 zu einer Kaserne umgebaut, als Schwäbisch Hall vorübergehend Garnisonsstadt war; auch die Salinenkasse zog ein. Um 1825/30 erfolgte die Einrichtung eines Kindergartens, wahrscheinlich einer der ersten der Region. Ab Mitte der 1830er Jahre übernahm die Landesjustiz die Baulichkeiten; den Dachraum funktionierte man zu einem Gefangenensaal um, der jedoch nur bis zur Fertigstellung des Gefängnisneubaus in dauerhafter Nutzung war. Am 23. Oktober 1857 fand im Hof des Marstalls die letzte Hinrichtung in Schwäbisch Hall statt: Christian Ziegler aus Heilbronn wurde wegen Raubmords mit dem Fallbeil exekutiert. 1869 wurde das Gebäude Sitz des Kreisgerichtshofs, seit 1874 des Landgerichtshofs. Wie St. Michael wurde der Marstall bereits 1925 unter Denkmalschutz gestellt.
   
Nach der Auflösung des Gerichts 1932 übernahm die Gefängnisverwaltung die Baulichkeiten. Ein 1986 abgeschlossener Tauschvertrag sah vor, dass die Stadt nach dem Neubau des Gefängnisses in der Stadtheide die Flächen und Baulichkeiten inklusive Nebengebäuden am alten Standort erhalten solle. Hierzu gehörte auch der alte Marstall. Umgesetzt wurde diese Vereinbarung erst durch den Bezug der neuen JVA in der Stadtheide im Jahr 1998. 1999 wurden umfangreiche Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten abgeschlossen, das danach  die mittlerweile  geschlossene Fachhochschule g 1999 wurden umfangreiche Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten an diesem Kulturdenkmal abgeschlossen, das anschließend von der 2000 eröffneten, privaten Fachhochschule für Gestaltung genutzt, die 2013 endgültig ihren Betrieb einstellte. Die Flächen im Erdgeschoss werden seit einigen Jahren gewerblich genutzt.

Quellen

Literatur:

  • Eduard Krüger: Die Stadtbefestigung von Schwäbisch Hall, Schwäbisch Hall 1966, S. 82f