Gebäudeverzeichnis

Blendstatt 48 - Stadtmauerteil

Adresse: Blendstatt 48
Primärkatasternummer: 329
Besitzer: 1827
Eisenmann, Johann Jacob, Beisitzer


Besitzerliste

1613/14: In der Beetliste (Bürgersteuerliste) für 1613/14 wird erstmals "Joß Raich, Schreiner" in der Gelbinger Gasse im Abschnitt "vom Rhorcasten biß zum Gelbinger Thor" genannt (zwischen Simon Friderich und Caspar Dürr, "Hutter") (4/1894, Bl. 36v). Spätestens 1616 kann Joß Raich oder Rauch relativ eindeutig als Besitzer des heutigen Hauses Blendstatt 48 bzw. eines Vorläufers identifiziert werden. In zwei Kaufverträgen, die Nachbarhäuser betreffen, wird er als Anwohner genannt. Zum einen verkaufen die Erben des Simon Friderich am 6. Mai 1616 eine Behausung hinter der Blendstatt (heute vermutlich Blendstatt 46) zwischen der Witwe des Balthas Groß und Joß Rauch an Magdalena Koppenhöfer, die Witwe des Zieglers Georg Koppenhöfer (4/656, Bl. 74r-v).  Zum anderen geht am 7. Mai 1616 eine Behausung in der Gelbinger Gasse (heute Gelbinger Gasse 74 und 74/1) zwischen Bernhard Geyer und Joß Rauch von den Erben der Veronica Weber an Johann Weber. Offenbar befindet sich das 1655 aus seinem Nachlass verkaufte Anwesen bereits in seinem Besitz (4/656, Bl. 75v). 
Der Schreiner Joß oder Josef Rauch (ca. 1561-1635) lernte erst das Bader-, dann das Schreinerhandwerk, wanderte sechs Jahre und war zweimal verheiratet (I. Ehe 1597 mit Martha Schuhmacher (†1623), II. Ehe mit Apollonie Kühnbrenner (†1635)).
Da die Reihenfolge bzw. Ordnung der Beetlisten zwischen 1611/12 und 1613/14 stark verändert wurde, lassen sich Rückschlüsse auf einen eventuellen Vorbesitzer nicht ziehen. Ab 1625/26 wird für Roß Rauch als Wohnort "hinder der Blentstatt" angegeben. 

1627: Ein vermutlich das Nachbarhaus (heute Blendstatt 46) betreffender Kaufvertrag, in dem dessen Übergang von Magdalena Koppenhöfer auf den Seiler Wilhelm Funck festgehalten wird, nennt erneut Joß Rauch als Anwohner. Das verkaufte Haus liegt zwischen diesem und Gabriel Rupps Witwe (4/656, Bl. 109r). 

1635: Joß Rauch stirbt am 13. Oktober 1635 im Alter von 75 Jahren, nachdem er 14 Tage "kranck gelegen" ist. Da seine zweite Ehefrau Apollonia geb. Kühnbrenner wenige Tage vor ihm am 16. September 1635 gestorben ist, dürfte der Besitz unter vormundschaftliche Verwaltung gestellt worden sein. 

1655: Der Seiler Caspar Funckh und der Hafner Hans Rüger als Vormünder des Sixt Rauch (*1628), Sohn des Schreiners Joseph Rauch, verkaufen dessen Behausung mit dem Backofen und Kessel neben der Scheuer des Helmwirts Johann Jacob Ines und der Behausung des Caspar Funckh laut einem am 29. September 1655 in das Kaufbuch eingetragenen Vertrag für 85 Gulden an den aus Gelbingen stammenden Pfahlbürger und Stadtboten Friedrich Ulrich (1605-1675). Da Sixt Rauch im Kaufvertrag als "Söhnlein" bezeichnet wird, obwohl er 1655 bereits 27 Jahre alt war, könnte der Vertrag deutlich früher abgeschlossen und erst mit mehreren Jahren Verspätung in das Kaufbuch eingetragen worden sein (4/656, Bl. 183v).  

1671: Laut einer die Bewohner der benachbarten "Behaußung" betreffenden Inventur gehört das Anwesen immer noch Friedrich Ulrich (14/1071).

1675: Nach dem Tod des Friedrich Ulrich am 15. Juli 1675 an der "Dörrsucht" dürfte das Anwesen an seine dritte Ehefrau und nunmehrige Witwe  Agatha geb. Mährer (1631-1689) gefallen sein, eine Tochter des Pflästerers Johann Jacob Mährer. Überlebende Kinder hatte Ulrich weder aus dieser Ehe noch aus den beiden vorausgegangenen mit Barbara N. (1695-1655, Heirat 1625) und Maria geb. Seckel (1623-1659, Heirat 1657). 

1676: Agatha Ulrich geb. Mährer, die Witwe des Friedrich Ulrich, heiratet am 4. April 1676 in zweiter Ehe den Maurer,  Bürger und Witwer Michel Rößler (1646-1705). Sie dürfte ihren Besitz und damit das Haus in die Ehe mit eingebracht haben. Der aus Gelbingen stammende Rößler war dreimal verheiratet, in erster Ehe mit Ursula Maria, Augustin Grubers Wittib, in zweiter Ehe mit Agatha, der Witwe des Fritz Ulrich und in seiner dritten, 1689 geschlossenen Ehe mit Maria Margaretha Glück geb. Feuchter († 1720 im Armenhaus), der Witwe des Johann David Glück, mit der er drei Söhne hatte (Ancestry). 

1689: Nach dem Tod der Agatha Rößler geb. Mährer am 20. Juni 1689, die "vom Schlag gerührt" wurde, fällt der von dieser in die (kinderlos gebliebene) Ehe eingebrachte Besitz und damit das Haus in der Blendstatt an ihren Witwer Michel Rößler (Ancestry). 

1694: Michael Rößler, Bürger, Maurer und Steinhauer allhier, verkauft seine Behausung in der Gelbinger Gasse, zwischen Caspar Hauschel und Michael Koppenhöfer gelegen, am 30. Juni 1694 für 140 Gulden an den Spitalhirten Georg David Rößler. Vom Kaufpreis sind 50 Gulden bar zu entrichten, der Rest soll in jährlichen Raten von 10 Gulden abbezahlt werden. Georg David Rößler (1662-1727) wurde in Untermünkheim geboren, stand zwölf Jahre als Hirte in den Diensten des Spitals und wurde dann als Brunnenknecht und Nachtwächter angenommen, welches Amt er 15 Jahre ausübte. Er war in erster Ehe mit Ursula geb. Koppenhöfer (1660-1718, Heirat 1688) verheiratet, in zweiter Ehe mit Barbara N. (?, Heirat 1719), Witwe des Hans Caspar Schuhmacher in Übrigshausen, und hatte aus der ersten Ehe zwei überlebende Kinder (Anna Barbara, 1696-1765, und Georg Eberhard, 1700-1762)  (Ancestry, 4/668, Bl. 53r, 4/1544, Bl. 590). 

1728: Im Zuge der Erbteilung des Brunnenknechts Georg David Rößler einigen sich die Erben auf eine Übernahme des Hauses durch  die Tochter Anna Barbara. Der Vereinbarung zufolge habe Rößler  das Haus in der Blendstatt, gelegen zwischen dem Beisitzer Jörg Martin und Jos Küstners Witwe, bereits am 13. Januar 1723 "bey Verheurathung" seiner Tochter Agatha Barbara an deren Bräutigam Hans Caspar Mack aus Haagen veräußert (oder nur versprochen?). Nun tritt der Miterbe Georg Eberhard Rößler, Schneider in Schwäbisch Hall, am 31. Mai 1728 seine Ansprüche auf das Haus sowie einen Weinberg mit Wiese am Wettbach für 300 Gulden an das Ehepaar Mack ab. Vom Kaufpreis hat der Käufer "wegen seines Weibs Heiratsguth" 40 Gulden abzuziehen. 60 Gulden in bar gehen an Georg Eberhard Rößler, weitere 60 Gulden an die Stiefmutter Barbara, schließlich sind noch kleinere Schuldposten zu bestreiten. Der Taglöhner Hans Caspar Mackh († um 1742) war seit der Heirat 1723 Ehemann von Georg David Rößlers Tochter Anna Barbara (1696-1765). Diese lebte mit Mack 19 Jahre lang "ohne Kinder-Seegen in vergnügter Ehe" und wurde 1735 als Pfründnerin in das obere Armenhaus aufgenommen, wo sie 1765 starb (Ancestry, S27, 4/679, Bl. 25r).  

vor 1745: Der Beisitzer und Fuhrmann Georg Ulrich Götz (1683-1745) kommt auf bislang unbekannte Weise in den Besitz des Hauses, das er entweder von Hans Caspar Mack bzw. dessen Witwe oder vom Spital (wo Anna Barbara Mack 1735 aufgenommen wurde) erworben hat.  Er stammte aus Großaltdorf, diente im Posthaus zu Öhringen, später als Landkutscher in Stuttgart, wo er 1710 seine Ehefrau Maria Catharine Roth (1685-1767) ehelichte, eine Tochter des Stuttgarter "Faßführers" Leonhard Roth, mit der er "friedlich, doch ohne Leibeserben" lebte. Mit ihr kehrte er erst nach Großaltdorf zurück und ließ sich dann als Fuhrmann in der Reichsstadt Schwäbisch Hall nieder. Er starb am 5. Februar 1745. Seine Witwe wurde 1758 in das Spital aufgenommen, wo sie 1767 starb (4/1544, Bl. 590) 

1745: Hans Michel Böhm, Beisitzer in Unterlimpurg, erwirbt die Behausung zwischen den Häusern des Jörg Michel Bölz und Georg Welck am 16. März 1745 für 425 Gulden von "weiland Georg Ulrich Gözen, geweßenen Beysitzers und Fuhrmanns Wittib". Als "Darein Gebung" erhält er vier Pferde, alles vorhandene Geschirr und "was zum Fuhrwerck gehörig", ebenso das vorhandene Heu. Johann Michael Böhm (1699-1761) stammte aus Brachbach, diente zunächst als Bauernknecht, ließ sich später in Unterlimpurg nieder und war dann als Fuhrmann in der Gelbinger Gasse tätig. Mit seiner Ehefrau Eva Maria geb. Häfner (1695-1761) aus Rückertshausen hat er vier Kinder, von denen aber nur die Tochter Eva Barbara (1729-1774) das Erwachsenenalter erreicht (Ancestry, 4/681, Bl. 266v, 4/1544, Bl. 590). 

1761: Nachdem kurz hintereinander Eva Maria Böhm geb. Häfner (am 22. Juli 1761) und dann Hans Michel Böhm (am 17. November 1761) sterben, geht ihr Besitz an das einzige lebende Kind, die Tochter Eva Barbara (1729-1774) (Ancestry).

1762: Eva Maria Böhm bringt ihren Besitz in die am 24. Februar 1762 geschlossene Ehe mit Johann Georg Göller ein. Dieser stammt vom "Leipplishof" (nicht identifiziert, angebl. bei Gaildorf) und wird anlässlich der Eheschließung als Schutzverwandter der Reichsstadt aufgenommen (4/1544, Bl. 590).   

1774: Eva Maria Göller geb. Böhm stirbt am 1. Juni 1774. Sie hat in 12 Ehejahren drei Söhne und drei Töchter geboren, von denen sie zwei Söhne und zwei Töchter überleben. Ihr Witwer Johann Georg Göller heiratet noch 1774 Maria Rosina Schneider aus Ottendorf, eine Tochter des dortigen Gemeindehirten (S27, Ancestry).  

1775: Der bisherige Beisitzer Johann Georg Göller verkauft sein Haus in der Gelbinger Gasse, gelegen zwischen den Wohnungen des Fuhrmanns Jörg Drescher und des Taglöhners Georg Christoph Bölz, am 10. Mai 1775 für 436 Gulden an den Beisitzer Johann Georg Münch. Eingeschlossen in den Verkauf ist ein halber Morgen Weingarten vor dem Kerkerstürlein. 300 Gulden entfallen auf das Haus (4/687, S. 327, 4/1544, Bl. 590).  

1777: Neuer Besitzer ist der Beisitzer und bisherige Spitalhirte Johann Balthas Seiter (1736-1804), der das Haus, gelegen in der Gelbinger Gasse zwischen den Wohnungen des Überreiters Konrad Drescher und des Taglöhners Georg Christoph Bölz, am 30. Januar 1777 für 315 Gulden von Johann Georg Münch kauft. Er bezahlt 215 Gulden in bar und übernimmt eine Schuld von 100 Gulden bei der Witwe des Chirurgen Dieringer. Der aus Hessental stammende Seiter hat das Weberhandwerk und das "Bauren Weeßen" erlernt, als Knecht und zuletzt als Spitalhirte gedient und wurde ebenfalls 1777 in den Schutz der Reichsstadt Schwäbisch Hall aufgenommen. Seiter hatte - so der Pfarrer in seinem Nekrolog - "ein allgemeines Zeugniß eines christlichen und rechtschaffenen Wandels". Er bringt das Haus in die am 21. September mit Maria Regina Catharina Holl (1745-1827) geschlossene Ehe ein. Diese ist eine in MIchelbach geborene Tochter des Johann Caspar Holl, Bauer und Hirte zu Michelfeld (Ancestry, 4/687, S. 480, 4/1547, S. 218).

1804: Johann Balthas Seiter, zuletzt (so der Sterbebucheintrag seiner Witwe) offenbar als Küfer in Gelbingen tätig,  stirbt am 13. Dezember 1804 an einer aus einer "Wassersucht" entstandenen Entkräftung. Sein Besitz fällt an seine Witwe Maria Regina Seiter geb. Horn. Von vier Kindern des Ehepaares hat lediglich der älteste Sohn Johann Christoph (*1777) das Erwachsenenalter erreicht. Maria Regina Seiter erreicht das hohe Alter von 82 Jahren und stirbt am 6. Oktober 1827 an Entkräftung und Altersschwäche (Ancestry).  

1817: Maria Regina Seiter geb. Horn, die Witwe des Johann Balthas Seiter, verkauft mit Zustimmung ihres Kriegsvogts (= Vormunds) Johann Christoph Seiter, Bürger und Küfermeister allhier, ihre neben Fuhrmann Wieland und dem Zimmergesellen Kaspar Bauer gelegene Behausung in der Gelbinger Gasse am 21. Mai 1817 für 500 Gulden an Georg Michael Englert (1779-1843), Bürger und Gradierwärter (19/1002, Nro. 73).

1822: Georg Michael Englert verkauft seine "bisher eigenthümlich besessene gültfreye Behausung" mit einem Höflein, zwei Schweineställen und einer Dungstätte in der Gelbinger Gasse zwischen Fuhrmann Wieland und Zimmergesell Caspar Bauer am 27.November 1822 für 450 Gulden an den Beisitzer Georg Michael Schmidt aus Gottwollshausen. Als Datum des Besitzübergangs wird der 1. Januar 1823 festgelegt (19/1007, Nro. 23).

1828: Am 16. April 1828 verkauft der Beisitzer und Taglöhner Georg Michael Schmidt seine Behausung in der Blendstatt zwischen Fuhrmann Wieland und Ziegelknecht Christian Lude für 300 Gulden an den aus Rieden stammenden Beisitzer Johann Jacob Eisenmann (1782-1829). Vom Kaufpreis sind 200 Gulden bar zu erlegen, die restlichen 100 Gulden sind mit 5% per Jahr zu verzinsen. Datum des Besitzübergangs ist der 1. Juli 1828 (19/1011, Bl. 34r).

1829: Nach dem Tod des Johann Jacob Eisenmann am 11. Juli 1829 fällt dessen Besitz an die Witwe Rosina Sophia Eisenmann geb. Köhler (1787-1856) (Ancestry). 

1833: Rosina Sophia Eisenmann geb. Köhler, die Witwe des Johann Jacob Eisenmann, bringt das Anwesen in ihre zweite, am 5. Juni 1833 geschlossene Ehe mit dem aus Gaugshausen stammenden Beisitzer und  Taglöhner Johann Wagner (1793-1897) ein (Ancestry). 

1856: Der Maurer Johann Andreas Eisenmann (1818-1888), Sohn erster Ehe der am 13. April 1856 verstorbenen Rosina Sophia Wagner verw. Eisenmann geb. Köhler, übernimmt das Haus aus dem Nachlass seiner Mutter, verpflichtet sich aber, seinen beiden unverheirateten Schwestern Maria Rosina Margarethe (*1821) und Maria Katharina (*1824) den Aufenthalt in demselben "für ihre Lebenszeit unentgeldlich" zu gestatten, so lange sie sich "anständig und sittsam betragen" (Ancestry, 19/829, S. 142-143).

1859: Johann Andreas Eisenmann bringt das Anwesen in seine am 8. Mai 1859 geschlossene Ehe mit Dorothee Koppenhöfer (1826-1896) aus Oberfischach ein (Ancestry).

1888: Das im Wert auf 1.200 M angeschlagene Haus fällt nach dem Tod des am 4.September 1888 verstorbenen Johann Andreas Eisenmann an die als Näherin tätige Tochter Marie Caroline Eisenmann (*1863). Die verwitwete Mutter Dorothee Eisenmann geb. Koppenhöfer erhält in der Inventur von 1889 ein lebenslängliches Wohnrecht zugesprochen, das mit ihrem Tod am 1. Juni 1896 erlischt (Ancestry, 19/829, S. 142-143). 

1889: Caroline Eisenmann bringt das Haus in ihre am 22.Juli 1889 geschlossene Ehe mit dem Eisengießer Carl Küstner ein (Ancestry, 19/829, S. 142-143). 

1901: Das Haus wird am 24.April 1901 in das Grundbuchheft 203 I umgeschrieben. 

Beschreibungen

historische Beschreibungen

1655 (Verkauf an Friedrich Ulrich): „ihres Pfleeg Sohns Behaußung sampt dem Backh Ofen und Kessel in Gelbinger Gassen zwischen H. Jacob Ineßen  Gastgeber zum Güldenen Helm Scheuren, und Caspar Funckhen Behaußung gelegen, so ganz frey, ledig und aigen, mit dem Anhang, daß beede vorgedachte  Benachbarte ihme das Wasser ohne Schaden hinauß schütten sollen…“ (4/656, Bl. 183v)

1694 (Verkauf an Georg David Rößler): „sein bißhero aigenthumblich inngehabt und beseßene Wohnbehaußung in der Gelbinger Gaßen, zwischen Caspar Hauscheln u[nd] Michael Koppenhöfern gelegen, mit allen Rechten und Gerechtigkeitten, welche Behaußung nicht nur gültfrey, sondern auch sonst ohnversezt und ohnverpfändet aigen“ (4/668, Bl. 53r) 

1723/28 (Verkauf an Hans Caspar Mack): „die Rößlersche Behaußung in Gelbinger Gaßen an der Blendtstatt, zwischen Jörg Martin Beysitzers und Hans Joß Küstners seel. zu Wittichhaußen hinterbliebener Wittib Häußern gelegen, so gültfrey nebst 3½ Viertel Weinberg und Wießboden im Weppach…“ (4/679, Bl. 25r)

1745 (Verkauf an Hans Michel Böhm): „ihre innegehabt und ruhig beseßene Behaußung in der Blendstadt, zwischen Jerg Michel Bölzen und Georg Welcken Häußern gelegen, so gült und zinsfrey…“ (4/681, Bl. 266v)

1817 (Verkauf an Georg Michael Englert): „Eine ganze Behausung in der Gelbinger Gasse neben Fuhrmann Wieland und Kaspar Bauer, Zimmmergesell, gelegen, gültfrei“ (19/1002, Nro. 73).

1822 (Verkauf an Georg Michael Schmidt): „Seine bisher eigenthümlich besessene gültfreye Behausung in der Gelbinger Gasse zwischen Fuhrmann Wieland und Caspar Bauer, Zimmergesell, gelegen, nebst einem Höflein, worinnen 2 Schweinställe und eine Dungstätte befindlich“ (19/1007, Nro. 23).

1828 (Verkauf an J. J. Eisenmann): „Eine zweystökigte Behaußung in der Blendstatt zwischen Fuhrmann Wieland und Christian Lude, Ziegelknecht, gelegen, nebst einem Höflein worinnen 2 Schweinställe und eine Dungstätte befindlich, gültfrey“ (19/1011, Bl. 34r).

1827/28 (Primärkataster): Wohnhaus mit 6,2 Ruten, Remise 0,6, Hof 4,2 Ruten, insgesamt 11 Ruten Grundfläche 

Um 1840 (Güterbuch, Bd. 4  [19/829]): „Gebäude 6,2 Rthn. IV 329. Ein 2stokigtes Wohnhaus in der Blendstatt, neben Adam Wieland u[nd] Carl Kolb, mit gewölbtem Keller. 
B.V.A. 250 f
wobei 0,6 Rthn. Remise u[nd] 4,2 Rthn. Hofraum hinterm Haus.“

Beschreibungen aus den Denkmallisten

Teil der mittelalterlichen Stadtmauer (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, S. 119)

Besonderheiten

Das Bordell der Maria Catharina Rethel

In diesem Haus unterhielt Maria Catharina Rethel zusammen mit ihrer Schwester Susanna Catharina Striffler in den 1820er Jahren ein Bordell. Nachdem eine Frau versucht hatte, einen Kunden zu erpressen, kam es zu umfangreichen Ermittlungen und zu einem Gerichtsverfahren, in dem 63 Personen zu teilweise mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wurden. Im Verlauf des Verfahrens hatte sich herausgestellt, dass zahlreiche der Frauen wohlhabende Kunden v.a. mit fingierten Schwangerschaften erpresst hatten (s. Literatur).

Quellen

Archivalien:

  • StadtA Schwäb. Hall 4/656 (Kaufprotokoll 1601-1663), Bl. 74r-v (Verkauf an M. Koppenhöfer [Nachbarhaus], Bl. 75v (Verkauf an J. Weber [Nachbarhaus]), Bl. 109r (Verkauf an W. Funck [Nachbarhaus]), Bl.  183v (Verkauf an F. Ulrich)
  • StadtA Schwäb. Hall 4/668 (Kaufprotokoll 1694-1697), Bl. 53r (Verkauf an G. D. Rößler) 
  • StadtA Schwäb. Hall 4/679 (Kaufprotokoll 1728-1733), Bl. 25r (Verkauf an H. C. Mack) 
  • StadtA Schwäb. Hall 4/681 (Kaufprotokoll 1740-1745), Bl. 266v (Verkauf an H. M. Böhm) 
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1544 (Unterpfandsbuch Vorstädte 17171/18), Bl. 590
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1545 (Häuserbuch 1712), S. 233
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1547 (Häuserbuch 1767), S. 218
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1547a (Häuserbuch 1782), S. 391
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1893 - 4/1901 (Beetlisten 1611/12 - 1633) 
  • StadtA Schwäb. Hall 14/1071 (Inventur der Elisabetha Kobel, 1671 [Nachbarhaus]) 
  • StadtA Schwäb. Hall 14/1172 (Inventur des Hans Kobel, 1678 [Nachbarhaus]) 
  • StadtA Schwäb. Hall 19/829 (Güterbuch Bd. 4), S. 142-143
  • StadtA Schwäb. Hall 19/1002 (Kaufprotokoll 1814-1817), Nro. 73 (Verkauf an G. M. Englert)
  • StadtA Schwäb. Hall 19/1007 (Kaufprotokoll 1822-1823), Nro. 23 (Verkauf an G. M. Schmidt) 
  • StadtA Schwäb. Hall 19/1011 (Kaufprotokoll 1828-1829), Bl. 34r (Verkauf an J. J. Eisenmann)
  • StadtA Schwäb. Hall S27 (Genealogische Kartei) 
  • Ancestry.de: Württemberg, Germany, Lutheran Baptisms, Marriages, and Burials, 1500-1985 [database online]
  • Ancestry.de: Württemberg, Germany, Family Tables, 1550-1985 [database online]

Literatur:

  • Sabine Kienitz: Sexualität, Macht und Moral. Prostitution und Geschlechterbeziehungen Anfang des 19. Jahrhunderts in Württemberg. Ein Beitrag zur Mentalitätsgeschichte (Zeithorizonte. Studien zu Theorie und Perspektiven europäischer Ethnologie; Bd. 2), Berlin 1995, 336 S.
  • Gerd Wunder, Georg Lenckner: Die Bürgerschaft der Reichsstadt Hall von 1395-1600 (Württembergische Geschichtsquellen, Bd. 25), S. 486, Nr. 6362 (Jos Rauch)