Gebäudeverzeichnis

Brüdergasse 27 - Ein Wohnturm mit sechs Etagen

Adresse: Brüdergasse 27
Primärkatasternummer: 658
Besitzer: 1827
Kraft, Friedrich Immanuel


Besitzerliste

1712: Friedrich Albrecht Waldmann
der Sohn Johann Friedrich Waldmann, Skribent

1767: Johann Friedrich Waldmann, Skribent
Philipp Heinrich Waldmann, Goldarbeiter

1782: Philipp Heinrich Waldmann, Goldarbeiter
Friedrich Emanuel Kraft,

1863: Das Gebäude wird durch die Hospitalverwaltung erworben, die hier die "Kleinkinderschule" (Kindergarten) St. Katharina unterbringt.

1888: Nach dem Bau der neuen Kleinkinderschule in der Baindt (später: Kindergarten St. Katharina, Hirschgraben 2) verkauft die Hospitalverwaltung das Anwesen mit dem zugehörigen Garten laut einem am 15. September 1888 eingetragenen Vertrag für 4.600 Mark an den Bäcker Christian Hübner aus Schwäbisch Hall.

Haustafel

Klein in der Fläche sein, aber umso mehr in die Höhe schießen wollte der Bauherr dieses Fachwerkhauses von 1393. Erstaunlicherweise ist die hölzerne Wohnstube im ersten Obergeschoss zum Garten hin orientiert und nicht wie üblich zur Gasse. Gab es da früher ein anderes Straßennetz? Vor 150 Jahren befand sich im Erdgeschoss ein Kindergarten - wohl eher eine Kinderbewahranstalt.

Befunde aus Bauforschung

Holzteile aus dem 14. Jahrhundert, dendrochronologisch datiert auf 1395/1396. (StadtA Schwäb. Hall BF 72)

Keller (StadtA Schwäb. Hall BF 262)

Dach dendrochronologisch datiert auf 1395/96 (BF Lohrum/Bleyer)

 

Über einem gemauertemErdgeschoss und gewölbtem Keller zwei Fachwerk-Obergeschosse, darüber Halbwalmdach. Gute Erhaltung der historischen Bausubstanz des Ursprungsbaus und aus den verschiedenen Umbauphasen. Im 1. OG Wohnstube mit gut erhaltener, segmentbogiger, geschnitzter Bohlen-Balkendecke aus dem späten 15. Jh. Dachstuhl dendrochronologisch datiert auf 1395/96. Fachwerk des Rückgiebels mit verblatteten Steigbändern ebenfalls aus dieser Zeit. Heutige Raumaufteilung beruht auf Umbauten des 17./18. Jh. Bei umfangreicher Reparatur 1684 viele Fachwerkfelder mit Ziegeln neu ausgefacht, wohl auch Ausbau des 2. OG zu beheizbarer Wohnung. Vermutlich 1689 vollständige Erneuerung des Fachwerks des Westgiebels (vgl. Datenbank Bauforschung Baden-Württemberg).

Beschreibungen

1827: Wohnhaus samt Anbau mit 8,1 Ruten, Traufrecht 0,4 Ruten, insgesamt 8,5 Ruten Grundfläche

Der hohe, auch durch seine Ecklage an der Hauptstraße der Vorstadt jenseits des Kochers hervorgehobene dreigeschossige Bau mit dem steilen Halbwalmdach ist ein teilweise freigelegtes Fachwerkwohnhaus, im Kern um 1500 entstanden. Über dem etwas niedrigeren, gemauerten Erdgeschoss mit fast quadratischem Grundriss und dem gewölbten Keller erheben sich zwei Fachwerk-Obergeschosse, traufseitig mit jeweils kräftigen Vorstößen, wobei giebelseitig das Fachwerk-Motiv des "Schwäbischen Mannes" festgestellt wurde (heute verputzt). Auf die Erbauungszeit um 1500 weist die noch gut erhaltene Wohnstube im ersten Obergeschoss hin: eine segmentbogige, geschnitzte Bohlen-Balkendecke (vergleichbar mit der im Haus Glockengasse 2) weist das Haus als einen bemerkenswerten Vertreter Haller Wohnbaukunst im 16. Jh. aus. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 132)
Bemerkung: Das Haus stammt aus dem späten 14. und nicht aus dem 16. Jahrhundert, wie die Bauuntersuchungen ergeben haben. Es besaß ursprünglich im 1. OG eine größere und im 2. OG eine kleinere Bohlenstube jeweils mit gewölbter Spunddecke. Die Decke im 1.OG ist erhalten.

 

Brüdergasse 27 (Flst.Nr. 0-316). Fachwerk-Wohnhaus. Gemauertes Erdgeschoss über gewölbtem Keller, Fachwerk-Obergeschosse, traufseitig mit kräftigen Vorstößen, „Mann-Motive” (heute verputzt). Gut erhaltene Wohnstube, geschnitzte Bohlen- Balkendecke, Spundwand im ersten Obergeschoss. Im Kern 1396. § 2. (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

Besonderheiten

Veröffentlichung:

Michael Kamp, Gebäude und ihre Geschichte - Archivalische Hausforschung in der Praxis. In: Südwestdeutsche Beiträge zur historischen Hausforschung, Freiburg 1992, S. 99-113 mit Behandlung des Hauses Brüdergasse 27.

Archivalische Untersuchung des Hauses durch Michael Kamp, Manuskript beim StASHA.

Quellen

Literatur:

  • Michael Kamp: Gebäude und ihre Geschichte - archivalische Hausforschung und ihre Geschichte, Beispiel: Das Wohnhaus Brüdergasse 27 in Schwäbisch Hall, in: Südwestdeutsche Beiträge zur historischen Bauforschung, Band I, Freiburg i. Br. 1992, S.103-113.

Archivalien:

  • Stadtarchiv Schwäb. Hall H02/4469 (Auszug aus dem Kaufbuch Bd. 35, S. 226 v. 15.9.1888)