Gebäudeverzeichnis

Gelbinger Gasse 15 - ehem. Schlosserei Koch, dann Schlosserei Uhlmann, dann Schlosserei Lang

Adresse: Gelbinger Gasse 15
Primärkatasternummer: 380
Besitzer: 1827
Hartranft, Christoph Carl, Schuhmacher; Kämpf, Friedrich, Rotgerber, Eichel, Johann Georg, Stadtpfl. Diener


Besitzerliste

Anm.: zur teils unübersichtlichen Besitzgeschichte ab dem späten 18. Jahrhundert s. Grafik unter "Bilder"


vor 1716: Besitzer des Hausgrundstücks bzw. Brandplatzes - vermutlich ist ein Vorgängerbau beim Brand der Gelbinger Gasse zerstört worden - war der Spitalschreiber David Nikolaus Textor (1660-1736). Der in Unterlimpurg wohnende Textor betätigte sich neben seinem Beruf als eine Art Immobilienspekulant. Er tritt in den Kaufbüchern der Zeit regelmäßig als Käufer und Verkäufer von Häusern, Gartengrundstücken und Gütern außerhalb der Stadt auf. Der Erwerb dieses Hausgrundstücks lässt sich in den Kaufverträgen bislang nicht nachweisen. Zum Zweck des Weiterverkaufs ließ er auf dem Hausplatz um 1716 ein neues Haus erstellen.


1716: Der emeritierte Spitalverwalter David Nicolaus Textor verkauft sein neu erbautes Haus am 13. Februar 1716 für 875 Gulden an den Uhrmacher Johann David Mack (1682-1753).


1729: Das Umschlagamt verkauft das Haus am 29. Februar 1729 für 550 Gulden bar an Georg Simon Wellhöffer (1672-1744), Herrenschlosser (nicht im Kaufbuch 1728-1733 enthalten).


1744/47: Nach dem Tod von Georg Simon Wellhöffer am 9. April 1744 und seiner Witwe Anna Barbara geb. Wollmershäuser am 1. September 1747 fällt das Haus als Erbe an den einzigen Sohn, den Schlosser Egidius Christoph Wellhöffer (1705-1759).


1756: Egidius Christoph Wellhöffer verkauft am 15. Januar 1756 die Hälfte des Hauses (den oberen Teil) für 300 Gulden an den Zinngießer Leonhard Friedrich Weber (1712-1764). Hinzu kommen 6 Gulden 15 Schilling Weinkauf und eine "Verehrung" von 1 Gulden 15 Schilling an die drei Wellhöffer'schen Kinder.


1759: Nach dem Tod von Egidius Christoph Wellhöffer am 10. Juni 1759 fällt seine Haushälfte an seine Witwe Anna Margaretha geb. Scheuermann (1712-1775).


1765: Johann Michael Reiz und Heinrich David Dötschmann als Vormünder der Kinder des verstorbenen Leonhard Friedrich Weber verkaufen dessen Hausanteil (den oberen Teil) am 2. April 1765 für 350 Gulden und 2 Gulden Weinkauf an Susanna Maria Barbara Röhler geb. Geyer (1709-1774), die zweite Ehefrau des Salzsieders Georg Andreas Röhler.


1770: Anna Margaretha Wellhöffer, die Witwe des Egidius Christoph Wellhöffer, verkauft mit Zustimmung ihres Sohnes, des herrschaftlichen Stallknechts Georg Friedrich Wellhöffer, ihren Hausanteil, bestehend aus dem ganzen mittleren Stock und weiteren Anteilen, am 11. April 1770 für 450 Gulden an den Beisitzer Johann Michael Ludwig. Für die Abtretung des Stübleins im unteren Stock hat die Verkäuferin zuvor 35 Gulden an Susanna Maria Barbara Röhler (die Mitbesitzerin des Hauses) bezahlt. Der Käufer erlaubt der Verkäuferin, noch ein Jahr in der Stube im unteren Stock zu wohnen, und erhält dafür einen Mietzins von 8 Gulden.
Auf Abschluss dieses Kaufvertrags hat der Schreibmeister Georg David Röhler (1738-1820) um die Auslösung des Kaufes angesucht, welche ihm auch gerichtlich zugesprochen worden ist. Er tritt damit an Stelle des Johann Michael Ludwig in den Kauf ein und übernimmt den Wellhöffer'schen Hausanteil. Georg David Röhler ist ein Stiefsohn der Susanna Maria Barbara Röhler.


1772: Georg David Röhler verkauft am 7. Januar 1772 seinen Hausanteil (den mittleren Stock und weitere Anteile) für 555 Gulden nebst 2 Dukaten Verehrung für seine beiden Kinder an den Drechsler Johann Peter Strobel, kauft den Anteil aber am 29. April 1772 wieder zurück.


1775: Die Erben der Susanna Maria Barbara Röhler verkaufen die von ihrer Mutter besessene Haushälfte (den oberen Teil und weitere Räume) am 24. März 1775 für 300 Gulden an ihren Miterben, den Küfermeister Johann Christoph Botz (1751-1824), einen Sohn aus der ersten Ehe der Susanna Maria Barbara Röhler mit dem Schneider Georg David Botz (1710-1756).
Nach "obwaltenden Haus-Strittigkeiten" zwischen Botz und Röhler, dem Besitzer der anderen Haushälfte, verkauft Botz am 6.Juni desselben Jahres "zu deren Beendigung" seinen Hausanteil gegen Erstattung des Kaufschillings von 300 Gulden und gehabter Unkosten an Röhler. Dieser wird damit Besitzer des ganzen Hauses.


1777: Georg David Röhler verkauft das ganze Haus am 30. Januar 1777 für 950 Gulden an den Uhrmacher Georg Friedrich Neidhardt (1743-1803).


1793: Georg Friedrich Neidhardt verkauft am 19. April 1793 ein Drittel des Hauses (das mittlere Stockwerk und weitere Anteile) für 650 Gulden und 1 Carolin Trankgeld an den Salzsieder Georg Friedrich Schönmann.


1796: Georg Friedrich Neidhardt verkauft ein weiteres Drittel des Hauses (den oberen Teil und weitere Anteile) an den Schneidermeister Johann Jacob Friedrich.
Georg Friedrich Schönmann, bislang Eigentümer des mittleren Stockwerks, tritt im Wege der Auslöse (Vorkaufsrecht) in den Kaufvertrag ein und erwirbt diesen Hausanteil am 6. Juni 1796 für 850 Gulden. Er ist damit Eigentümer von zwei Dritteln des Hauses. .


1803: Nach dem Tod des Georg Friedrich Neidhardt am 10. Juni 1803 fällt sein Hausanteil (der untere Stock und weitere Anteile) an seine Witwe Maria Margaretha Neidhardt geb. Schneider.


1815: Der kgl. Salinenmeister Georg Friedrich Schönmann sen. verkauft am 19. Juli 1815 ein Drittel des Hauses (die mittlere Etage und weitere Räume) für 850 Gulden an den Salzsieder Georg Friedrich Schönmann jun.


1820: Georg Friedrich Schönmann sen. verkauft am 5. Juni 1820 ein Drittel des Hauses (den oberen Stock und weitere Anteile) für 700 Gulden an den Schuhmacher Christoph Carl Hartranft.


1824: Der Rotgerbermeister Friedrich Kämpf kauft aus der Gantmasse der verstorbenen Maria Margaretha Neidhardt, Witwe des Georg Friedrich Neidhardt, nach vorausgegangener Versteigerung am 24. September 1824 für 305 Gulden deren Hausanteil, bestehend aus dem ganzen unteren Stock und weiteren Anteilen. Die anderen Hausanteile gehören dem Salzsieder Georg Friedrich Schönmann (mittlerer Stock) und dem Schuhmachermeister Christoph Carl Hartranft (oberer Stock).


zwischen 1824 und 1827: Der Hausanteil des Georg Friedrich Schönmann jun. (mittlerer Stock) kommt auf unbekannte Weise in den Besitz des Stadtpflegdieners Johann Georg Eichel.


1827: als Besitzer genannt (Primärkataster): Christoph Carl Hartranft, Schuhmacher; Friedrich Kämpf, Rotgerber; Johann Georg Eichel, Stadtpfl. Diener (Eichel und Kämpf den Hof allein)


1831: Der Rotgerbermeister Friedrich Peter Kämpf verkauft am 1. August 1831 seinen Hausanteil (den ganzen unteren Stock und weitere Anteile) für 600 Gulden an den Kaufmann Johannes Koch. Eine Klausel des Vertrags verbietet es dem Käufer, im Haus eine Rotgerberei einzurichten.


1838: Der Kaufmann Wilhelm Heinrich Koch in Aalen (als Erbe des Johannes Koch) verkauft sein Hausdrittel (den ganzen unteren Teil und weitere Anteile) mit einer Essig- und Branntweinbrennerei und dem hinter dem Haus gelegenen Garten am 15. März 1838 zusammen mit dem gesamten Haus Marktstraße 6 (PKN 407) für 7.500 Gulden an den Kaufmann Albert Gunzert und dessen Ehefrau.


1839: Albert Gunzert verkauft am 10. April 1839 sein Drittel des Hauses (den ganzen unteren Teil und weitere Anteile) für 600 Gulden an den Zeugmacherzunftmeister Friedrich Carl Ungerer.


1841: Die Witwe des Stadtpflegdieners Georg Eichel verkauft ihr Drittel des Hauses (den mittleren Stock und weitere Anteile) am 19. Juli 1841 für 900 Gulden an den Ziegler David Förstner aus Übrigshausen (KB 1841 Bl. 285b). Die Verkäuferin erhält ein untentgeldliches Wohnrecht für ein Vierteljahr nach dem Verkauf. Anm.: Die Verkäuferin ist Analphabetin und unterschreibt mit drei Kreuzen.


1846: Der Zeugmacher und Obermeister Friedrich Carl Ungerer verkauft seinen Hausanteil (den unteren Stock und weitere Anteile) am 12. Juni 1846 für 750 Gulden an seinen Sohn, den Zeugmacher Johann Gottfried Ungerer. Weiterhin wird ein weiterer Hausanteil (Gelbinger Gasse 12)für 850 Gulden verkauft.


1850: David Förstner verkauft seinen Hausanteil (den mittleren Stock und weitere Anteile) 4. August 1850 für 850 Gulden an den Weber Philipp Schad. Der Verkäufer behält sich das lebenslängliche Wohnrecht für sich und seine Frau in der nach hinten gelegenen Stube, Stubenkammer und Küche vor, ebenso Durchgangsrechte durch die vordere Küche, die Nutzung einer Holzkammer auf der Bühne sowie des hinter dem Haus befindliche Gärtchens. Alternativ darf der diese Hausanteile auch vermieten.


1866: Nach dem Tod des Schuhmachers Christoph Carl Hartranft am 22. September 1866 fällt sein Hausanteil von einem Drittel (der obere Stock und weitere Anteile) als Erbe an sein einziges Kind, die ledige Tochter Magdalena Hartranft.


1866: Philipp Schad verkauft mit Zustimmung des Güterpflegers Firnhaber aus seiner Gantmasse (= Konkursmasse) am 16. November 1866 das ihm gehörende Drittel des Hauses (den mittleren Stock und weitere Anteile, inklusive des neu erbauten Stallgebäudes PKN 380a) für 1.850 Gulden an den Schlosser Georg Friedrich Koch. 650 Gulden werden durch die Übernahme von Pfandschulden Schads beglichen,


1871: Der Zeugmacher Johann Gottfried Ungerer verkauft ein Drittel des Hauses (den unteren Stock und weitere Anteile) am 4. September 1871 für 1.000 Gulden an den Schlosser Georg Friedrich Koch. Der Verkäufer hat das Recht, einen im Haus eingemauerten Kessel und eine Presse "als sein Eigenthum" mitzunehmen.


1877: Magdalena Hartranft verkauft ein Drittel des Hauses (den oberen Stock und weitere Anteile) am 6. Februar 1877 für 2.900 Mark an den Schlosser Georg Friedrich Koch, der damit alleiniger Besitzer des ganzen Hauses ist. Die Verkäuferin bleibt als Mieterin in ihrer bisherigen Wohnung, der Käufer tritt in die anderen, bestehenden Mietverträge ein.


1886: Besitzer: Georg Koch, Schlossert
Mieter/Mitbewohner: Karl Fritsch, Salzsieder; Joseph Sautter, Schreiner; Wilh. Wagner, Landesgefängnisaufseher


1890: Der Schlosser Georg Friedrich Koch sen. verkauft das ganze Haus mit Nebengebäuden (Werkstatt, Remise und Hinterhaus) am 20. Januar 1890 für 13.000 Mark an seinen Sohn, den Schlosser Friedrich Koch. Vom Kaufpreis gehen 2.000 Mark als Heiratsgut ab.


1890: als Besitzer genannt: Friedrich Koch jun., Schlosser
Mieter/Mitbewohner: Karl Fritsch, Salzsieder; Georg Koch sen., Schlosser; Joseph Sautter, Schreiner


1894: als Besitzer genannt: Friedrich Koch jun., Schlosser
Mieter/Mitbewohner: Karl Eisenmann, Schuhmacher; Georg Koch sen., Schlosser; Theodor Koch, Schlosser


1896: Friedrich Koch verkauft am 29. Mai 1896 die nicht abgeteilte Hälfte des Hauses für 7.500 Mark an seinen Bruder Theodor Koch, ebenfalls Schlosser,


1901: als Besitzer genannt: Friedrich Koch, Schlosser; Theodor Koch, Schlosser
Mieter/Mitbewohner: Georg Koch, Privatier


1906: als Besitzer genannt: Friedrich Koch, Fabrikant; Theodor Koch, Fabrikant
Mieter/Mitbewohner: keine


1910: als Besitzer genannt: Theodor Koch, Fabrikant
Mieter/Mitbewohner: Jakob Kaiser, Walzmeister


1920: als Besitzer genannt: Theodor Koch, Fabrikant
Mieter/Mitbewohner: Richard Wiech, Hilfs-Kanzlist


1928: als Besitzer genannt: Theodor Koch, Schlossermeister; Werkstätte Fabrikation von eisernen Treppen und Ventilatoren usw.
Mieter/Mitbewohner: Wilhelmine Hofmann; Karl Barth, Kaufmann 


1932: als Besitzer genannt: Elisabeth Koch, Schlossermeisters Witwe, Werkstätte, Fabrikation von eisernen Treppen und Ventilatoren usw. von E. Hornung u. K. Uhlmann
Mieter/Mitbewohner: Karl Barth, Kaufmann


1938: als Besitzerin genannt: Elisabeth Koch, Witwe
Mieter/Mitbewohner: Karl Barth, Kaufmann, Kurz- und Weißwaren-Großhandlung; Uhlmann & Hornung, Werkstätte, Fabrikation von eisernen Treppen und Ventilatoren


1952: Haus erworben durch den Schlossermeister Karl Uhlmann


1956: Besitzer: Schlosserwerkstätte Karl Uhlmann, vormals Theodor Koch
Mieter/Mitbewohner: Karl Barth, kaufm. Angestellter; Marie Barth, Witwe; Sofie Barth, Kontoristin; Regine Prenissel, Hausfrau; Else Stopper, Hausfrau; Willi Stopper, Elektromonteur; Babette Welz, Witwe




Befunde aus Bauakten

Anm.: ältere Bauakten fehlen, alle Erwähnungen vor 1980 stammen aus Kaufprotokollen und Güterbüchern

1680: Der Vorgängerbau wurde wahrscheinlich beim Brand der Gelbinger Gasse am 3. Juni 1680 zerstört.

1716: Bei Verkauf am 13. Februar 1716 wird das Haus als "neu erbaut" bezeichnet. Der Bau war zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig gestellt, da der Vertrag festschreibt, dass das Haus auf Kosten des Verkäufers vollends fertigzustellen sei.

vor 1839: Bau einer gedeckten Holzremise, die dem Besitzer des unteren Stocks gehört.

1864-1866: Umfangreiche Renovierungsarbeiten im Hausanteil des Christoph Carl Hartranft im oberen Stock (Abrechnungen s. in 18/2314).

vor 1866/67: Erstellung eines Werkstatt- bzw. Stallgebäudes durch Philipp Schad im Hinterhof zur Stadtmauer

1877: Das Vorhandensein eines Kellerhalses (1 qm) wird erwähnt.

1890: Neben dem Hinterhaus (Werkstattgebäude) PKN 380a gibt es auch eine Remise mit 8 qm (PKN 380b) und eine Werkstatt mit 34 qm.

1891/92: Das rückwärtige Werkstattgebäude wird erweitert, wobei 22 qm des bisherigen Gemüsegartens überbaut werden.

vor 1896: Der 1 qm große Kellerhals wird abgebrochen.

1965: Durch ein den bisherigen Hofraum überdeckendes Flachdach wird das Werkstattgebäude mit dem Haupthaus verbunden und damit die Werkstatt erweitert. Darüber hinaus finden im gesamten Haus Umbauten mit Änderungen der alten Raumaufteilungen statt (nur SW-Kopie der Pläne vorhanden).

um 1980: Anlage eines Dachgartens auf dem Dach des Werkstatt-Hinterhauses der Schlosserei Lang.

1982-1983: Ein vom Landesdenkmalamt beanstandeter Balkon am Hintergebäude (Werkstatt) wird entfernt.

1988-89: Der unterhalb des Hauses an der Stadtmauer angebrachte Putz eines abgebrochenen Gebäudes der Gerberei Eckstein wird entfernt, dabei zum Vorschein kommende, schadhafte Teile der Stadtmauer saniert.

2007-2008: Grundlegende Sanierung des Gebäudes, in das mehrere Eigentumswohnungen eingebaut werden. Auch der bisherige Werkstattanbau auf der Hinterseite wird für Wohnzwecke modernisiert und umgebaut.



Beschreibungen

1716: "eine neu erbaute Behausung in der Gelbinger Gaßen zwischen Johann David Franckhen Kiefers Hauß, und Hrn. Georg Hufnagels des Eußern Raths und Handelsmanns allhier Scheuren gelegen, mit allen darzu gehörigen Rechten und Gerechtigkeiten ... und der expressen Bedingnus und Versprechen, daß Er Herr Verkäufer auß seinem eigenen Costen Ihme Käuffern all dasjenige, so in einer deßhalben verferttigten und von Herrn Verkäuffern aigen handlig subscribirten auch dem Kauffer Mackhen mit dießem Kauffbrieff zugestellten Verzeichnus von Stockwerckh für Stockwerckh specificirt, so bald müglich vollends herstellen, bauen und verferttigen laßen wollen. Welch Verkäuffers Hauß zur Löbl. Pfarr Gelbingen jährlich mit 10 ß Vorgeld gültbar, sonnsten aber frey ohnverpfänndet aigen" (Kaufvertrag vom 13. Februar 1716).

1717/18: "Eine Neuerbaute Behaußung angeschlagen für 700 fl, Erkaufft Ao. 1716 pro 875 fl, gültet L. Pfarr Gelbingen 10 ß Vorgeld"

1756: Eine in der Gelbinger Gasse hinter der Waage, zwischen der Christoph David Kochendörfers, des Äußeren Rats und Nadlers Scheuer, und Johann Heinrich Frank, Küfers, Haus gelegene und in die Pfarrei Gelbingen alljährlich auf Martini 10 Schilling gültende Behausung. Davon verkauft Egidius Christoph Wellhöffer an an den Zinngießer Leonhard Friedrich Weber einen Anteil, der aus folgenden Teilen des Hauses besteht: 2 Stuben,Küche und Kammer und der darauf befindliche Boden zur Hälfte, nebst einer Kammer gegen Hrn. Kochendörfers Scheuer, ferner die gemeinschaftliche Nutzung des obersten Bodens, sodann im Untergeschoss die halbe Tenne mit dazu gehöriger Holzlege unter der Stiege und den Verschlag neben der Werkstatt, der seither als Kammer genutzt worden ist. Die Werkstatt darf der Käufer bis an den Balken neben der Eingangstür des Verkäufers in dessen Werkstatt für seine Zinngießerarbeit nutzen. Sollte der Anteil des Verkäufers durch Verkauf in fremde Hände kommen, so darf der Käufer den vorderen Teil der Werkstatt übernehmen, der derzeit als Wohnstube des Verkäufers dient, während der hintere Teil der Werkstatt dann dem neuen Besitzer zusteht. Der Hof wird gemeinschaftlich genutzt, vom Keller erhält der Verkäufer den vorderen Teil gegen die Buchdruckerei, der Käufer den hinteren Teil gegen die Stadtmauer. (Kaufbuch 1756)

1770: Die von Anna Margaretha Wellhöffer an Johann Michael Ludwig verkaufte Haushälfte umfasst das ganze mittlere Stockwerk, das aus 2 Stuben, Kammer und Küche besteht, ferner die Hälfte des unteren Bodens mit einer Kammer gegen das Haus des Küfers Frank, die gemeinschaftliche Nutzung des oberen Bodens, sodann im unteren Stockwerk die halbe Tenne gegen die Werkstatt und die in dieser gelegene Stube, ebenso die dahinter befindliche Werkstatt und Ös, die Hälfte an dem Höflein und dem darin befindlichen Gärtlein, schließlich den hinteren Teil des Kellers zur Stadtmauer hin.

1793: Der von Georg Friedrich Neidhardt an Georg Friedrich Schönmann verkaufte Hausanteil von einem Drittel umfasst das mittlere Stockwerk mit Stube, Stubenkammer und Küche, dann hinter der Küche eine weitere Stube und Stubenkammer zur Stadtmauer hinaus, in der mittleren Tenne den Platz unter der Stiege, im untersten Stockwerk eine Kammer gegen die Scheuer des Rotgerbers Kämpf, den bereits abgeteilten und verschlossenen Kelleranteil, welcher gegen die Straße hinaus stößt , die an die Stadtmauer stoßende Hälfte des Küchengärtleins sowie die gemeinschaftliche Benutzung der beiden oberen Böden.

1820: Der von Georg Christoph Schönmann (sen.) an Christoph Karl Hartranft verkaufte Hausanteil wird folgendermaßen beschrieben: Ein Drittel an einer Behausung in der Gelbinger Gasse zwischen Uhrmacher Neidhard und Hutmacher Pfleiderer liegend, welches besteht aus dem oberen Stock mit Stube, Stubenkammer und Küche, einer Tenne und einer Stube hinten hinaus gegen die Stadtmauer, der Hälfte des oberen Bodens, dem vorderen halben "Bäule", einer Kammer gegen die Scheuer des Rotgerbers Kämpf, im unteren Stock eine Bötzigkammer (Betzig = Abfall) samt dem einen Keller und dem oberen halben Bödele.

1827: Wohnhaus mit 15,1 Ruten, Hof 5,5 Ruten, insgesamt 20,6 Ruten Grundfläche Hinter der Waag.

1839: Der von Albert Gunzert an Friedrich Karl Ungerer verkaufte Hausanteil umfasst den ganzen unteren Stock mit Ausnahme einer Betzigkammer, welche dem Besitzer des oberen Stocks gehört. Zum unteren Stock gehören eine heizbare Stube und Stubenkammer nebeneinander gegen die Straße, dahinter eine gewölbte mit Feuerwerk eingerichtete Essigsiederei, die nun aber zu einem Farbhaus eingerichtet wird, von welcher sich ein Wasserablauf unter der Tenne zu der vorderen Haustüre hinaus zieht. Hinten hinaus eine heizbare Stube, in der Tenne ein gewölbtes Ställchen, das vorher als Kohlenkammer diente, mit dem daneben befindlichen Abtritt, außerhalb des Hauses gegen die Stadtmauer eine Holzremise, welche auf ein früher daselbst bestandenes Gärtlein erbaut wurde.

1890: Ein dreistöckiges Wohnhaus mit 1 Ar 18 qm hinter der Waag, neben Hermann Eckstein, Gerber, und Gottlieb Göpfert, Weber, mit gewölbtem Keller, wobei 34 qm Werkstatt, 3 qm Hofraum, 37 qm Hinterhaus (PKN 380a), 8 qm Remise.

1896: Ein 1 Ar 17 qm großes, dreistöckiges Wohnhaus hinter der Waag mit 81 qm Werkstatt und 2 qm Hofraum.

1904 (Feuerversicherungsbuch): Ein dreistöckiges Wohn- und Werkstattgebäude gemischter Bauart mit Walmdach zwischen Nr. 13 und Nr. 17 mit eigener Wand gebaut, mit Ziegeldach, Anschlag 14.000 Mark, mit westlich angebautem einstöckigem Werkstatt-Zwischenbau von Stein mit Pultdach ohne eigene Wand, Blech- & Glasdach, Anschlag 800 Mark, sowie westlich einem zweistöckigen Werkstatt- und Kontoreigebäude von Stein mit Pultdach mit eigener Wand, Blechdach, Anschlag 2.200 Mark, zusammen 17.000 Mark. Zum Inventar gehören u.a. ein Gasmotor mit 4 PS und eine Gasbeleuchtungsanlage. Insgesamt wird das Inventar auf 9.100 Mark veranschlagt.



Besonderheiten

Biografien von Hausbewohnern und -eigentümern

David Nikolaus Textor (1660-1636)


David Nikolaus Textor wurde am 5. November 1660 als Sohn des Unterlimpurger Pfarrers Albert Karl Textor und der Regina geb. Zinn geboren. Bereits im Alter von neun Jahren wurde er zum Waisen. Er besuchte die Deutsche Schule und das Gymnasium bis zur 3. Klasse (Tertia), anschließend machte er eine Ausbildung als Schreiber. Nach deren Abschluss ging er 1676 nach Wiesenbach zu dem dortigen Kastenschreiber, wechselte im folgenden Jahr nach Güglingen und diente ab 1680 bei Graf Wolfgang Julius von Hohenlohe in Neuenstein als Kammerschreiber. In dieser Stelle habe er, so sein Nekrolog "viel erfahren u[nd] auch gelitten". 1684 bestellte ihn der Haller Rat zur "Wald-Beschreibung" nach Vellberg, danach folgten als Karriereschritte die Teilungsschreiberei, die Obervormundschaftsschreiberei und die Landumgelterei.  1698 bestellte ihn der Rat zum Spitalmeister, 1706  zum  Spitalschreiber, 1718 schließlich erhielt er einen Sitz im Inneren Rat. Wie aus den Kaufbüchern hervorgeht, scheint Textor nebenbei mit Grundstücken und Häusern gehandelt haben. Hierbei dürfte das aus seinen Ämtern resultierende "Insiderwissen" durchaus hilfreich gewesen sein. Auch das heutige Haus Gelbinger Gasse 15 ist ein Beispiel für derartige Aktivtäten, auch wenn sich nicht klären lässt, wie es  in Textors Besitz gekommen ist. Textor hat mit Sicherheit nicht dort gewohnt, er lebte mit seiner Familie in Unterlimpurg. Am 14. Oktober 1684 hatte er in Öhringen Marie Sofie Riebstein geheiratet, die Tochter des Öhringer Stadtarztes Dr. Johann Georg Riebstein. Von den sieben Kindern  aus dieser Ehe überlebten nur drei ihren Vater. Von Rheuma geplagt und unter Krämpfen leidend, starb er am Neujahrstag 1736.

Johann David Mack (1682-1753)

Johann David Mack war ein Sohn des Georg Mack, Präzeptor (Lehrer) am Gymnasium  und der Catharina geb. Schübelin und wurde am 13. Juni 1682 geboren. Nach dem Besuch der Schule erlernte er in drei Jahren das Schlosser- und Uhrmacherhandwerk und begab sich darauf in die Fremde, "um sich weiters zu perfectioniren". Nach seiner Rückkehr nach Schwäbisch Hall heiratete er am 3. August 1706 Maria Barbara Otto (1678-1749), die Tochter des Krämers Johann Jacob Otto. Die vier Kinder Johann David (1707-1708), Eva Elisabetha (1710-1713), Johann David (1714-1721) und Johann Christoph (1718-1721) starben alle jung, die beiden letzten innerhalb von zwei Tagen an der Ruhr. Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1749 wurde Johann David Mack "Alters und Baufälligkeit halber"  1750 in das Hospital aufgenommen, wo er im Alter von 71 Jahren am 10. August 1753 an "Altersschwäche" starb.

Georg Simon Wellhöffer (1672-1744)

Georg Simon Wellhöffer wurde 1672 in Crailsheim als Sohn des Schlossers, Ratsherrn und Kastenpflegers Johann Wolfgang Wellhöffer und der Sophia geb. Strigel geboren. Er erlernte das väterliche Handwerk und "that schöne Reyßen" (= Reisen), um sich darin weiter zu bilden. 1700 ließ er sich in Schwäbisch Hall nieder und heiratete Anna Barbara Wollmershäuser (1677-1747), die Tochter des Schlossers Andreas Wollmershäuser. Mit ihr hatte er in 44 Ehejahren vier Kinder, von denen jedoch nur der  zweite Sohn Egidius Christoph das Erwachsenenalter erreichte. Der älteste Sohn Johann Andreas David (*1702)  starb zu einem unbekannten Zeitpunkt, die Tochter Katharina Apollonia (1709-1712) wurde nur knapp drei Jahre, der Sohn Johann Friedrich (1714-1719) nur vier Jahre alt.  Im Alter litt er unter "Baufälligkeit" und kurz vor seinem Tod plagten ihn starkes Erbrechen, große Hitze und eine Geschwulst des Leibes. Er starb am 9. April 1744 im Alter von 72 Jahren. Seine Witwe Anna Barbara überlebte ihn um drei Jahre und starb 1747.

Egidius Christoph Wellhöffer (1705-1759)

Egidius Christoph Wellhöffer wurde am 15. September 1705 als Sohn des Herrenschlossers Georg Simon Wellhöffer und der Anna Barbara geb. Wollmershäuser in Schwäbisch Hall geboren. Er besuchte wahrscheinlich die Deutsche Schule, erlernte bei seinem Vater das Schlosserhandwerk und hielt sich zwei Jahre in Ludwigsburg auf, um sich in seinem Handwerk fortzubilden. Nach seiner Rückkehr heiratete er am 10. September 1737 Anna Margaretha Scheuermann (1712-1775), eine Tochter des Bäckers Hans Scheuermann (s. unten). In 22 Ehejahren hatte er mit ihr zwei Söhne und eine  Tochter, die bei seinem Tod - was angesichts der hohen Kindersterblichkeit ungewöhnlich ist - alle noch am Leben waren. Er starb im Alter von 53 Jahren am 10. Juni 1759 an der "Auszehrung". Seine Witwe überlebte ihn lange, sie starb 1775.


Leonhard Friedrich Weber (1712-1764)

Der am 8. Juli 1712 geborene Leonhard Friedrich Weber war ein Sohn des Zinngießers Christoph Friedrich Weber und der Anna Sophia Charlotta geb. Döllin. Er besuchte die Deutsche Schule, einige Klassen des Gymnasiums, und lernte anschließend bei seinem Vater das Zinngießerhandwerk. Nach seiner Lehrzeit hielt er sich acht Jahre "in der Fremde" auf und heiratete nach seiner Rückkehr am 6. September 1741 Maria Magdalena Albertina Rosina Groß (1719-1757), eine Tochter des Kanzlisten Friedrich Jakob Groß. Von den fünf Kindern aus dieser Ehe, drei Jungen und zwei Mädchen, erreichten nur ein Junge und ein Mädchen das Erwachsenenalter. Nach dem Tod seiner ersten Frau am 16. Juni 1757 heiratete Weber am 9. Oktober 1759 Katharina Margaretha Hartmann (1736-1762), eine Tochter des Schneiders Georg Balthasar Hartmann, die zuvor als Magd gedient hatte. Zwei Wochen nach dem Tod ihres einzigen Kindes starb seine zweite Frau am 27. Dezember 1762 wohl an einer Infektionskrankheit. Am 30. August 1763 heiratete Weber zum dritten Mal und verband sich mit Anna Magdalena Rosenmann aus Braunsbach. Im Juli 1764 erkrankte er an einer nicht näher beschriebenen Krankheit und starb im Alter von 52 Jahren am 6. August 1764.

Anna Margaretha Wellhöffer geb. Scheuermann (1712-1775)

Anna Margaretha Scheuermann wurde am 16. März 1712 als Tochter des Bäckers Johann Scheuermann und seiner Frau Elisabeth geb. Schwend geboren. Nach dem Besuch der Deutschen Schule erlernte sie die Haushaltung und heiratete am 10. September 1737 den Schlosser Ezechiel Christoph Wellhöffer (1705-1759, s. oben). Die drei Kinder aus  dieser Ehe erreichten - angesichts der hohen Kindersterblichkeit deser Zeit ungewöhnlich - alle das Erwachsenenalter, ein körperbehinderter Sohn starb allerdings 1773. Nach dem Tod ihres Mannes am 10. Juni 1759 blieb sie Witwe und heiratete nicht mehr. Sie starb am  11. Oktober 1775 im Alter von 63 Jahren am "Steckfluß", wohl einem Schlaganfall.

Susanna Maria Barbara Röhler geb. Geyer (1709-1774)

Susanna Maria Barbara Geyer wurde am 20. Mai 1709 als Tochter des Poussiers Wolfgang Albrecht Geyer und der Susanna Catharina Schupart geboren. Sie besuchte die Deutsche Schule und wurde daraufhin "zur Haußhaltung angewiesen". Ihre erste Ehe schloß sie am 7. Mai 1743 mit dem Schneider Georg David Botz (1710-1756). Von ihren fünf Kindern erreichten vier das Erwachsenenalter. Nach dem Tod ihres ersten Mannes heiratete sie am 3. Juni 1760 den Salzsieder Georg Andreas Röhler (1701-1775), "mit dem sie 14 Jahr friedlich gelebt." Aus dieser zweiten Ehe gab es keine weiteren Kinder. Dem Nekrolog zufolge liebte sie "Gott und sein Wort, und gegen ihren Nächsten bezeigte sie sich friedfertig und verträglich". Mitte August 1774 erkrankte sie an der in Schwäbisch Hall grassierenden Ruhr und starb am 24. August 1774 im Alter von 65 Jahren.

Georg Friedrich Neidhardt (1743-1803)

Georg Friedrich Neidhardt war ein Sohn des Schlossermeisters Georg Andreas Neidhardt und der Margarethe Laccorn und wurde am 20. August 1743 geboren. Er erlernte bei seinem Bruder in Stuttgart das Uhrmacherhandwerk und hielt sich 14 Jahre in der Fremde auf. Zurückgekehrt nach Schwäbisch Hall, heiratete er am 17. Oktober 1775  Maria Margaretha Schneider, eine Tochter des Gradierzimmermanns Johann Bernhard Schneider. Von den acht Kindern starben drei als Kinder oder Jugendliche. Neidhardt selbst starb am 10. Juni 1803.



Quellen

Archivalien:


  • StadtA SHA 2/2 (Totenbuch Spital), S. 289; 2/74 (Totenbuch St. Michael), S. 1053; 2/75 (Totenbuch St. Michael), S. 139R, 451R; 2/76 (Totenbuch St. Michael), Bl. 73R, 592R, 659V; 4/684 (Kaufbuch 1756-1761), Bl. 6; 4/685 (Kaufbuch 11762-1768), Bl. 489R; 4/686 (Kaufbuch 1769-1772), Bl. 99R, 239V, 264V; 4/687 (Kaufbuch 1773-1779), S. 310, 477; 4/692 (Kaufbuch 1792-1792), S. 152; 4/1544 (Unterpfandsbuch Vorstädte), Bl. 598; 4/1745 (Häuserbuch 1712), S. 237; 4/1547 (Häuserbuch 1767), S. 223; 4/1547a (Häuserbuch 1782), S. 400; 18/2314 (Erbeinsetzung in die Verlassenschaft des Christoph Carl Hartranft,1866); 19/827 (Güterbuch 2), S. 507; 19/828 (Güterbuch 3), S. 219, 401-402, 405-406; 19/829 (Güterbuch 4), S. 446, 450; 19/835 (Güterbuch 10), S. 493; 19/1002 (Kaufbuch 1815), Bl. 143V; 19/1005 (Kaufbuch 1820), Nr. 35; 19/1009 (Kaufbuch 1825/26), Bl. 103R; 19/1013 (Kaufbuch 1831), Bl. 134R; 19/1021 (Kaufbuch 1840-41), Bl. 285R; 19/1020 (Kaufbuch 1838/39), Bl. 209V; 19/1023 (Kaufbuch 1844-1846), Bl. 370; 19/1025 (Kaufbuch 1849-1851), Bl. 131R; 19/1033 (Kaufbuch 1866/67), S. 72; 19/1037 (Kaufbuch 1870/71), S. 536; 19/1042 (Kaufbuch 1877), S. 69; 19/1054 (Kaufbuch 1890), S. 13; 19/1060 (Kaufbuch 1896), S. 233; Q2/11 (Fabrikfeuerversicherungsbuch 1), Bl. 441R; Genealogische Kartei
  • Baurechtsamt SHA, Bauakten Gelbinger Gasse 15


Literatur:


  • Adressbücher 1886-1956