Gebäudeverzeichnis

Gelbinger Gasse 70

Adresse: Gelbinger Gasse 70
Primärkatasternummer: 321
Besitzer: 1827
Essig, Christoph Heinrich, Küfer


Besitzerliste

Vor 1698: Frühester nachweisbare Besitzerin des Hauses ist derzelt Anna Emerentia Mannes geb. Hitzler, Ehefrau bzw. Witwe des Bierbrauers Elias Mannes. Der wohl um 1650 geborene Elias Mannes stammte aus Augsburg und war ein Sohn des dortigen  Weißgerbers Thomas Mannes. Er erlernte das Biebrauerhandwerk und heiratete am 1.12.1677 in Schwäbisch Hall Anna Emerentia [oder: Amarinthia] Hitzler, eine um 1658 in Bruchsal geborene Tochter des kaiserlichen Soldaten und späteren Haller Beisitzers Matthes Hitzler. Das Ehepaar lebte offenbar in Unterlimpurg und bekam in zehn Ehejahren zwei Söhne und vier Töchter. Elias Mannes hat seine Familie wohl um die Jahreswende 1685/86 "schändl[ich] verlaßen", denn bei der am 15. Januar 1686 in der Urbanskirche in Unterlimpurg erfolgten Taufe seiner Tochter Euphrosina Elisabetha wird er als "derzeit aber verschollenen Desertoris" bezeichnet. Er muß vor 1698 auswärts verstorben sein, da seine Frau beim Verkauf des Hauses in der Gelbinger Gasse als Witwe bezeichnet wird. Anna Emerentia Mannes starb am 6.2.1708 im Hospital, wo sie offenbar zuletzt gelebt hatte. Auch die an einer "Gemüths Kranckheit" leidende, ledige Tochter Clara Magdalena  (1681-1718) war dort untergebracht, ebenso deren jüngere Schwester Euphrosina Elisabetha (1686-1767), die 1767 im Oberen Armenhaus starb (2/2, S. 19, 62; 2/80 Eintr. 15.1.1686; 2/82, S. 85, S27).  Wann und wie sie in den Besitz des Hauses gekommen ist, ist noch nicht bekannt. 

1698: Anna Manneßin [auch: Mann, Mannes], Witwe und Bürgerin, verkauft laut einem am 13.9.1698 eingetragenen Vertrag ihr bislang besessenes Haus mit Garten in der Gelbinger Gasse, gelegen zwischen dem Einspännigen Nicklas Keeser und Hans Jörg Körner, an Michael Kochendörfer, Bürger und Hausmetzger in Schwäbisch Hall. Als Kaufpreis werden 210 Gulden festgelegt, 2 weitere Gulden erhalten die Kinder der Verkäuferin an Stelle des Weinkaufs. Der Käufer bezahlt 100 Gulden in bar, übernimmt Schulden beim Hospital (15 Gulden) und bei der Steuerstube (25 Gulden) und bezahlt die verbliebenen 30 Gulden auf Martini [= 11. November] 1699 (4/669, B. 69r-v). 

1717/18: Laut Unterpfandbuch ist das Haus mit Gärtlein noch im Besitz des Georg Michael Kochendörfer [über der Zeile korrigiert: Hans statt Georg], der das Anwesen für 212 Gulden erworben hat (4/1544, Bl. 585). Das Ehepaar Kochendörfer besaß laut der Inventur der Witwe Susanna von 1726 neben dem Haus mit Garten mehrere Weinberge, Gartengrundstücke und einen größeren Weinvorrat, was alles zusammen auf 592 Gulden geschätzt wurde.  "Mobilien" sind hier nicht einbezogen. Dem gegenüber standen Verbindlichkeiten von 113 Gulden (14/2033).

1726: Nach dem Tod der Susanna Kochendörfer, der Witwe des Michael Kochendörfer, geht das Haus in den gemeinsamen Besitz der beiden überlebenden Kinder Maria Katharina Elisabetha Kochendörfer, Dienstmädchen bei Johann Caspar Glock, Geheimer und Amtmann, und Johann Gabriel Kochendörfer des Beckenhandwerks, in Diensten bei Johann Georg Textor, Bäcker beim Kornhaus, über.  Da beide noch ledig sind, werden der Rotgerber Gabriel Schlenk und der Bäcker Georg Christoph Fahr zu ihren Vormündern bestellt (14/2033). 

1728: Der Küfer Johann Peter Schnerz (1699-1770) erwirbt das Haus mit Gärtlein am 29. Oktober 1728 von der Vormundschaft der Kochendörfer'schen Kinder für 290 bar bezahlte Gulden (4/1544, Bl. 585).  Der Sohn des Küfers Johann Andreas Schnerz hat das väterliche Handwerk erlernt und heiratet am 1.11.1724 Anna Klara Dötschmann (1685-1756), mit der er in 30jähriger, kinderloser Ehe lebt. Nach dem Tod seiner ersten Frau am 10.6.1756 geht er zwei Monate später, am 31.8.1756, eine zweite Ehe mit der 36 Jahre jüngeren Eva Barbara Groß (1736-1778) aus Gelbingen ein, mit der er drei Kinder hat. 

1770: Nach dem Tod von Johann Peter Schnerz, der am 7. Mai 1770 im Alter von 71 Jahren stirbt, geht das Haus offenbar in den Besitz seiner zweiten Ehefrau Eva Barbara Schnerz geb. Groß (1736-1778) über (S27). 

1778: Eva Barbara Schnerz geb. Groß, die Witwe des Johann Peter Schnerz, heiratet in zweiter Ehe am 13.1.1778 den Küfer Georg Michael Enes [oder: Enis, Eneß] (1738-1785) aus Hildgartshausen und bringt das Haus in der Gelbinger Gasse offenbar in diese Verbindung ein (4/1544, Bl. 585, S27). 

1778: Eva Barbara Enes geb. Groß stirbt nach nur dreimonatiger Ehe am 16.4.1778. Ihr Witwer Georg Michael Enes erwirbt das Anwesen samt einer halben Scheuer am 1. Juli 1778 für 600 Gulden aus dem Nachlass seiner Frau (4/1544, Bl. 585). Am 24.11.1778 heiratet Enes in zweiter Ehe Maria Margarethe Schmid (1740-1809) aus Dörrmenz, die Tochter eines Bäckers. Das Ehepaar hat zwei Söhne, die aber beide als Kinder sterben (S27). 

1785: Georg Michael Enes stirbt am 26.2.1785. Daraufhin wird das Haus in der Gelbinger Gasse zwischen Grabenreiter Haspel und Tüncher Reich samt Branntweinstatt von seiner Witwe Maria Margaretha Enes geb. Schmid (1740-1809) in ihre zweite, am 8.11.1785 geschlossene Ehe mit dem Küfer Christoph Heinrich Essig (1760-1831) eingebracht (14/3886). Christoph Heinrich Essig ist der Sohn eines Bauern aus Öschelbronn und erlernt das Küferhandwerk. Spätestens 1785 lässt er sich in Schwäbisch Hall nieder. Er heiratet in diesem Jahr Maria Margaretha Enes geb. Schmid, die Witwe des Küfers Georg Michael Enes, und übernimmt die Werkstatt seines "Ehesuccessors". Das Ehepaar hat keine eigenen Kinder. Nach dem Tod seiner am 27.11.1809 verstorbenen ersten Frau heiratet Essig am 24.2.1811 Catharina  geb. Dürr (1771-1820), die Tochter eines Bauern in Markertshofen, mit der er zwei Töchter hat. Catharina Essig geb. Dürr stirbt am 2.10.1820. Ihr Witwer geht am 24.7.1821 eine dritte Ehe mit Rosina Magdalena Schust (1774-1838) ein, mit er der bereits 1793 ein uneheliches Kind namens Susanna Margaretha gezeugt hat (S27, Ancestry). 

1827 (Primärkataster): als Besitzer wird immer noch Christoph Heinrich Essig genannt. 

1832: Am 23. Mai 1832 erwirbt Dr. med. Georg Michael Ludwig das Haus bei einer Versteigerung (9. Juli/12. Dezember 1831) nach dem Tod des vormaligen Besitzers und insolventen Küfers Heinrich Eßig für eine Summe von 405 Gulden (StadtA Schwäb. Hall 19/1014, S. 114-115). 

1866: Am 3. Mai 1866 verkauft Dr. med. Georg Michael Ludwig das Haus an Eva Margarethe [auch: Margaretha] Krämer, Witwe des Landwirts („Oeconomen“) Georg Leonhard Krämer aus Waldmannshofen, für 4525 Gulden (StadtA 19/1033, S. 44). 

1874: Am 7. November bzw. 9. Dezember 1874 verkauft die Witwe Krämer das Haus für 5100 Gulden an den Reallehrer Johann („Joh.“) Jakob Eberle (StadtA 19/1040, S. 509).

1900: In diesem Jahr kauft der Schneider Johann Bauer das Haus (StadtA 19/842, S. 131). 

Beschreibungen

1698 (Verkauf an Michael Kochendörfer): "Ihr hiebevor beseßenes Hauß und Gartten anainand[er] draußen in der Gelbinger Gaßen zwischen Niclaß Keesern, Einspänniger, und Hannß Jörg Körnern gelegen, so gültfrey, auch der hernachfolgende Garten ohnverpfändet aigen, mit allen deren Zugehördten, Rechten u[nd] Gerechtigkeiten." (4/669, B. 69r-v). 

1726 (Inventur der Susanna Kochendörfer): "Eine Behaußung sambt einem Gärttlein darneben in Gelbinger Gaßen, zwischen Georg David Lampert, Baudiener, u[nd] Johann Georg Körners, Crämers, Behausungen gelegen,so gültfrey, laut Kauff Contracts de dato 13ten Sept[embris] Anno 1698, welche Behausung bey löbl[icher] Beethstuben  pro 22 fl im herrschaftlichen Anschlag liegt." (14/2033)

1827: Wohnhaus mit 10,1 Ruten, Remise 3,4 und Hof 3,4 Ruten, insgesamt 16,9 Ruten Grundfläche in der Heilbronner Straße

Quellen

  • StadtA Schwäb. Hall 2/2 (Toten- u. Ehebuch Spital), S. 19 [Nekrolog A. E. Mannes] 
  • StadtA Schwäb. Hall 2/2 (Toten- u. Ehebuch Spital), S. 62 [Nekrolog C. M. Mannes] 
  • StadtA Schwäb. Hall 2/80 (Ehebuch Urbanskirche 1613-1777), 15.1.1686 [Taufe E. E. Mannes] 
  • StadtA Schwäb. Hall 2/82 (Ehebuch Urbanskirche 1613-1732), S. 85 [Ehe E. Mannes / A. E. Hitzler] 
  • StadtA Schwäb. Hall 4/669 (Kaufbuch 1698-1700), Bl. 69r-v
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1544 (Unterpfandsbuch Vorstädte 1717/18), Bl. 585[v]
  • StadtA Schwäb. Hall 14/2033 (ventur der Susanna Kochendörfer, Witwe des Johann Michael Kochendörfer, 1726) 
  • StadtA Schwäb. Hall 14/3886 (Inventur der Maria Margaretha Eneß, Witwe des Georg Michael Eneß, 1785) 
  • StadtA Schwäb. Hall 19/842 (Güterbuch, Bd. 17), S. 131
  • StadtA Schwäb. Hall 19/1014 (Kaufbuch 1832), S. 114-115
  • StadtA Schwäb. Hall 19/1033 (Kaufbuch Bd. 14, 1866), S. 44
  • StadtA Schwäb. Hall 19/1040 (Kaufbuch Bd. 21, 1874) , S. 509
  • Schwäb. Hall S27 (Genealogische Kartei) 
  • Ancestry.com: Württemberg, Germany, Family Tables, 1550-1985 [database online]