Gebäudeverzeichnis

Gelbinger Gasse 79 - ehem. Gastwirtschaft zum "Löwen", heute Pizzeria "Pulcinella"

Adresse: Gelbinger Gasse 79
Primärkatasternummer: 348
Besitzer: 1827
Gmelin, Postmeister


Besitzerliste

Erster sicher belegter Wirt im Haus Gelbinger Gasse 79 ist Hans Großmann, der 1613/1614 als solcher erwähnt wird. 1614 hieß seine Gastwirtschaft schon zum „Goldenen Löwen“. Bis 1607 war der Name „Löwe“ allerdings durch die Gastwirtschaft des Hans Busch in der Oberen Herrngasse 1 belegt. Möglicherweise hatte Großmann (oder ein Vorgänger) unter dem Namen „Goldener Greif“ begonnen, aber dann den Schild gewechselt. Denn in späteren Jahrzehnten taucht immer wieder letztere Bezeichnung für diese Gastwirtschaft auf.
1628 hieß David Lackorn, der Haus und Wirtschaft von Hans Großmann übernommen hatte, Wirt zum „Goldenen Löwen“. Unter dem selben Namen gehörte die Gastwirtschaft 1633 Michael Döllin, Bierbrauer, der seinen Hauptsitz auf dem späteren „Grünen Baum“ hatte. Auch der Besitznachfolger Christoph Hoffmann war „Löwenwirt“. Eigenartigerweise erscheint die Wirtschaft dann aber 1646 bis 1648 als „Greifenwirtshaus“, das von Carl Beeg erworben wurde. Schon 1647 wird Carl Beeg aber wieder als „Löwenwirt“ tituliert, was auch in den nächsten Jahren meist so bleibt. 1675 und 1679/1680 taucht dann nochmals die Bezeichnung „Goldener Greif“ auf. Danach blieb es bei der Bezeichnung als „Goldener Löwe“.

Einzelbelege
1594 wurde Hans Großmann, Wirt in Honhardt, Bürger in Hall. Am 19. November 1594 heiratete er Anna Gräter (Wunder/Lenckner: Bürgerschaft, S. 283, Nr. 3041). Anna Gräter war eine Tochter des David Gräter und der Anna Pratz, die 1571 geheiratet hatten. David war schon 1575 verstorben. Seine Witwe heiratete am 29. Mai 1576 in St. Michael den Bäcker Jacob Klotz (Wunder/Lenckner: Bürgschaft, S. 275, Nr. 2942 und S. 377, Nr. 4582).
12. April 1595: Hans Großmann, Bürger, quittiert M. Jacob Gräter um 60 Gulden, die er bisher wegen seiner Hausfrau zu verzinsen schuldig gewesen ist (StadtA Schwäb. Hall 4/799, fol. 48V)
13. Juni 1595: Hans Großmann, Bürger in Schwäbisch Hall und jetziger Zeit Wirt in Honhardt, gibt wegen des Vortrags des Bürgerrechts einen Revers. Er stellt Veit Knauß in Unterlimpurg zum Bürgen, der die bürgerlichen Lasten seinetwegen zu tragen verspricht (StadtA Schwäb. Hall 4/799, fol. 83R)
1596 verkaufte Hans Großmann, Wirt in Honhardt, ein Haus jenseits Kochens an Hans Schrem für 410 Gulden (StadtA Schwäb. Hall 4/653, fol. 140V)
25. November 1596: Hans Großmann, Bürger, anstatt seiner Hausfrau Anna, Tochter des David Gräter [Gretter] quittiert deren Vormündern Hans Pratz und Leonhard Günzlin für deren väterliches, mütterliches, altväterliches und altmütterliches Gut (StadtA Schwäb. Hall 4/800, fol. 125V)
1600/1601: Hans Großmann gibt von seinem Haus in der Gelbinger Gasse zwei Herbsthühner an den Maria-Magdalena-Altar in St. Michael (StadtA Schwäb. Hall 4/2547, o. Blattzählung)
19. Oktober 1601: Hans Großmann zu Unterlimpurg bekennt Herrn Dr. Sebastian Dieterich 84 Gulden geliehenen Geldes. Es soll auf Burkhard verzinst werden mit vierteljährlicher Kündigungsfrist. Unterpfand ist sein Haus in der Gelbinger Gasse zwischen Herrn Peter Virnhaber und Michel Rößler gelegen. Es gültet Herrn Ezechiel Beyschlag 6 Schilling Vorgeld (StadtA Schwäb. Hall 4/805, fol. 116R)
3. Dezember 1603: Hans Großmann, Bürger, verkauft Veit Knauß zu Unterlimpurg seine 820 Gulden Jahrziel (an denen auf Petri 1604 60 fl und danach jährlich auf Petri 60 fl fällig sind). Sie stehen auf Michel Tremels Wirtschaft zu Honhardt, die zwischen dem Pfarrhof und Peter Nieth liegt und dem Spital gültbar ist. Der Kaufpreis beträgt 570 Gulden (StadtA Schwäb. Hall 4/807, fol. 130V)
14. Juni 1604: Hans Großmann zu Unterlimpurg schuldet Veit Knaus zu Unterlimpurg 300 Gulden geliehenes Geld. Unterpfand ist sein Haus [in der Gelbinger Gasse] zwischen Peter Firnhaber und Michel Rößler, das St. Michael Kirche 4 Schilling gültet und Dr. Sebastian Dietrich 84 Gulden (StadtA Schwäb. Hall 4/808, fol. 81V)
1605/1606: In der Beetliste wird Hans Großmann in der Gelbinger Gasse erwähnt: 4 fl Beet (StadtA Schwäb. Hall 4/1891, fol. 62V)
1606/1607: Hans Großmann gibt von seinem Haus in der Gelbinger Gasse 2 Herbsthühner oder 4 Schilling dafür (Vorgeld) an den Maria-Magdalena-Altar in St. Michael (StadtA Schwäb. Hall 4/2552, o. Blattzählung)
1607/1608: In der Beetliste wird Hans Großmann in der Gelbinger Gasse erwähnt: 4 fl Beet (StadtA Schwäb. Hall 4/1891, fol. 61R)
21. November 1608: Hans Großmann, Bürger, und seine Ehefrau Anna Gräter bekennen David Gschwend allhier 270 Gulden geliehenes Geld. Zins soll auf Katharina gezahlt werden, bei vierteljährlicher Kündigung. Anna verzichtet auf ihre weiblichen Freiheiten. Unterpfand ist ihre Behausung in der Gelbinger Gasse zwischen Michel Rößler und Peter Firnhaber. Das Haus gültet dem Heiligen zu St. Michael 4 Schilling Vorgeld, ebenso Veit Knauß in Unterlimpurg 15 Gulden und H. Dr. Dietrich 4 Gulden 4 Böhmische, beides ablösiges Zinsgeld (StadtA Schwäb. Hall 4/813, fol. 155R-156V)
1609/1610: Hans Großmann gibt von seinem Haus in der Gelbinger Gasse 2 Herbsthühner oder 4 Schilling dafür (Vorgeld) an den Mara-Magdalena-Altar in St. Michael (StadtA Schwäb. Hall 4/2554, fol. 25V)
1609/1610: In der Beetliste wird Hans Großmann in der Gelbinger Gasse erwähnt: 4 fl Beet (StadtA Schwäb. Hall 4/1892, fol. 62V)
1611/1612: In der Beetliste wird Hans Großmann in der Gelbinger Gasse erwähnt: 4 fl Beet (StadtA Schwäb. Hall 4/1893, fol. 59V)
1613/1614: In der Beetliste wird Hans Großmann als Wirt in der Gelbinger Gasse erwähnt: 4 fl Beet (StadtA Schwäb. Hall 4/1894, fol. 36V) [außerdem Peter Virnhaber, Stättmeister: Sonne; Endres Horlacher: Hirsch?]
13. April 1614: Hans Großmann im Namen seiner Ehefrau Anna Gräter „cavirt“ [= bürgt] dem Rat und den Vormündern Philipp Gräters (der seit 30 Jahren außer Landes ist) um diejenigen 95 Gulden 15  Schilling 5,5 Heller, die ihm am Erbgut Philipp Gräters gebühren. Zum Unterpfand gesetzt werden ursprünglich drei Beete Krautgartens bei den Dreimühlen zwischen Hans Eisenmengers Witwe und dem Bollwerk, die frei eigen sind, und seine Herberge zum „Goldenen Lehen“ (= Löwen) in der Gelbinger Gasse. Diese Unterpfänder werden wieder gestrichen und Veit Knauß zu Unterlimpurg als Bürge eingesetzt (StadtA Schwäb. Hall 4/819, fol. 80R-81V)
1615/1616: In der Beetliste wird Hans Großmann als Wirt in der Gelbinger Gasse erwähnt: 4 fl Beet (StadtA Schwäb. Hall 4/1895, fol. 29R)
1617/1618: In der Beetliste wird Hans Großmann in der Gelbinger Gasse erwähnt: 3 fl Beet (StadtA Schwäb. Hall 4/1896, fol. 27R)
1623 wird Hans Großmann als „ausgewichen“ bezeichnet und seine Inventur erstellt (StadtA Schwäb. Hall 14/450).
1623/1624: In der Beetliste wird David Lackorn als Wirt in der Gelbinger Gasse erwähnt (StadtA Schwäb. Hall 4/1897, fol. 20R) [nicht die „Sonne“: Johann Virnhaber und nicht „Hirsch“: Adam Krafft]
1624 klagte David Lackorn gegen Hans Großmann wegen des Kaufs der Herberge mit Wirtschaftsgerechtigkeit und zwei Kesseln in der Gelbinger Gasse um 4.000 Gulden. Die Liegenschaft war mit weiteren Hypotheken belastet und von den zwei mitverkauften Gärten wollte Großmann wieder eines an sich ziehen (HSTAS C3/5137).
1625/1626: In der Beetliste wird David Lackorn als Wirt in der Gelbinger Gasse erwähnt (StadtA Schwäb. Hall 4/1898, fol. 22R)
1627/1628: In der Beetliste wird David Lackorn als Wirt in der Gelbinger Gasse erwähnt (StadtA Schwäb. Hall 4/1898, fol. 23V)
25. Juli 1628: David Lackorn, Wirt zum Goldenen Löwen, verkauft seine Gastwirtschaft in der Gelbinger Gasse neben der Scheune des Joß Hennenberger und dem Mühltor an Michael Döllin, Bierbrauer. Der Kaufpreis beträgt 950 Gulden. Die Wirtschaft gültet dem Maria-Magdalena-Altar in St. Michael 2 Herbsthühner Vorgeld und der Eginstiftung 15 Gulden (StadtA Schwäb. Hall 4/656, fol. 112V-R)
18. Juli 1633: Gastwirtschaft „Zum Goldenen Löwen“ in der Gelbinger Gasse im Besitz von Michael Döllin, Bierbrauer, erwähnt (StadtA Schwäb. Hall 4/835, 73R-74V)
Juni 1634: Die vier Kinder des verstorbenen Michael Döllin verkaufen an Michael Groß den Jüngeren, Bürger und Metzger, ihr Haus in der Gelbinger Gasse zwischen der Scheune des Joß Ulrich Hennenberger, Mitglied des Inneren Rates, und dem Haus Georg Heußlers gelegen. Das Haus gültet dem Maria-Magdalena-Altar in St. Michael 2 Herbsthühner, der Eginstiftung 15 Gulden und Dr. Sebastian Dietrichs Witwe 4 fl 6 ß ewigen Zinses. Der Kaufpreis beträgt 725 Gulden (StadtA Schwäb. Hall 4/656, fol. 126V). Dieses Haus ist die 1633 erwähnte Gastwirtschaft „Zum Goldenen Löwen“.
8. Juli 1634: Heirat von Michael Groß, Sohn des Alt Michael Groß, und Eva, Tochter des Leonhard Kron, Gastwirt zu Tüngental (StadtA Schwäb. Hall 2/45, S. 263)
3. November 1634: Begräbnis des Michael Gross der Jünger, Metzger (StadtA Schwäb. Hall 2/69, S. 436)
6. Oktober 1635: Heirat von Christoph Hoffmann, Sohn des Christoph Hoffmann aus Glatz in Schlesien, und Eva, Witwe des Michael Gross (StadtA Schwäb. Hall 2/45, S. 283)
5. Februar 1645: Begräbnis der Eva, Ehefrau des Christoph Hoffmann, Gastwirt zum Löwen. Sie war am 28. März 1613 in Tüngental geboren. Ihr Vater Leonhard Kron war dort Gastwirt. Mit 17 Jahren heiratete sie Michael Gross, Metzger. Die Ehe dauerte nur ein Jahr, ohne Erben. Sie blieb ein Jahr Witwe. Danach heiratete sie Christoph Hoffmann. Mit ihm lebte sie neun Jahre und hatte sechs Kinder, zwei Söhnlein und ein Töchterlein leben noch. Seit etlichen Jahren hatte sie einen Leibschaden. Vor acht Tagen wurde sie bettlägrig. Sie starb am 2. Februar 1645 (StadtA Schwäb. Hall 2/70, fol. 255V)
3. März 1653: Begräbnis des Christoph Hoffmann, Bürger. Er wurde 1603 in Glatz in Schlesien geboren. Er ging in die Schule, lernte den Katechismus, Gebete, Lesen und Schreiben. Seine Eltern verlor er früh und hielt sich dann 19 Jahre lang bei Edelleuten in Diensten auf. 1633 ging er zu einem Stückhauptmann, mit dem er nach Ungarn zog. 1634 kam er mit der Artillerie nach Hall. Er hatte keine Lust zum Kriegswesen mehr und machte sich ledig. Er heiratete die Witwe des Metzgers Michael Groß. Mit ihr hatte er sechs Kinder, wovon ein Sohn noch lebt. Am 7. April 1646 heiratete er zum zweiten Mal: Eva N., mit der in sieben Jahre drei Söhne hatte, wovon einer noch lebt. Er liebte Gottes Wort und stand seiner Haushaltung arbeitsam vor. Vor 27 Wochen erkrankte er am Seitenstechen, dazu kam Husten. Am 1. März 1653 starb er (StadtA Schwäb. Hall 2/70, fol. 435R) 
5. Mai 1645: Carl Beeg bittet, ihm die Hälfte des Umgelds an seiner Lehenschaft abgehen zu lassen. Er habe sonst keine Mittel zu seiner Anlage. Beschluss: Er soll das Umgeld zur Ausgeberstube bringen und ihm etwas davon in Abschlag gegeben werden (StadtA Schwäb. Hall 4/252, fol. 122R)
24. April 1646: Carl Beeg klagt gegen Joß Melchior Hoffmann und Consorten. Er hat für 24 Gulden, die Hoffmann seinem Schweher, Gastwirt in Waldenburg, schuldet, gut gestanden, kann aber Hoffmann zu keiner Bezahlung bringen. Hoffmann gesteht die Bürgschaft, bittet aber um Aufschub, da er zur Zeit keine Mittel hat. Hoffmann bittet auch, sich wegen der Unkosten und des Schadens halber obrigkeitlich anzunehmen. Beschluss: Hoffmann soll Beeg innerhalb eines Monats zufrieden stellen (StadtA Schwäb. Hall 4/253, fol. 130V)
26. Juni 1646: Carl Beeg klagt gegen Joß Melchior Hoffmann und Marx Laidig wegen der Bürgschaft zu Waldenburg über 26 Gulden 43 Kreuzer, die Beeg übernommen hat. Hoffmann und Laidig sollen noch heute bei Sonnenschein bezahlen. Hoffmann bittet um Dilation, er bietet Wein und Häute an. Beschluss: Hoffmann und Laidig sollen Beeg innerhalb von drei Tagen zufrieden stellen. Auf den Einwand, sie hätten keine Mittel, wird die Frist auf acht Tage verlängert (StadtA Schwäb. Hall 4/253, fol. 203R)
12. Oktober 1646: Carl Beeg beklagt sich, dass Comburg eine Schatzung (von 100 Gulden ½ Reichstaler) geschlagen habe und vor Bezahlung nichts aus der Kelter verabfolgen lassen wolle. Da er sein Vermögen hier verschatze, bittet er um Assistenz der Stadt. Beschluss: Da sein Weinberg auf Comburger Markung liegt, kann ihm Hall nicht helfen (StadtA Schwäb. Hall 4/253, fol. 289R)
4. Dezember 1646: Carl Beeg ist entschlossen, das Döllische Haus in der Gelbinger Gasse zu erkaufen. Diese Herberge war aber mit so schwerer Einquartierung belastet, dass der Vorgänger auf dieser Wirtschaft nichts erwerben konnte. Er bittet wegen der Einlogierung mit ihm ein Einsehen zu haben, er müsse große Unkosten auf die Reparatur des Hauses verwenden. Beschluss: Die Totalexemtion kann ihm der Rat nicht zugestehen. Wegen Contribution und Einquartierung will man aber einen Vergleich mit ihm schließen, so dass er nicht über Vermögen belastet und bei der Wirtschaft erhalten werde (StadtA Schwäb. Hall 4/253, fol. 331R)
9. Dezember 1646: Herr Ezechiel Wenger referiert: Carl Beeg ist entschlossen, das Greifenwirtshaus um 550 Gulden käuflich anzunehmen. 100 Gulden will er zur Angabe bar zuschießen, das übrige aber verzinsen. Die Eginstifung habe wegen des Gneisischen Stipendiums 300 Gulden, die Dollischen Kinder 226 Gulden samt 11jährigem Zins, Melchior Romig 84 Gulden Kapital und 28 Gulden Zins zu fordern. Die alten Kinder bitten, die anderen Gläubiger sollten etwas am Zins nachlassen, damit sie nicht gar so geschädigt werden. Beschluss: Die Gläubiger sollen auf die Registratur kommen und mit ihnen wegen des Nachlasses gesprochen werden. Sollten sie sich zu einem Vergleich nicht verstehen, soll der Kaufschilling der Priorität nach verteilt werden (StadtA Schwäb. Hall 4/253, fol. 339R)
11. Dezember 1646: Der Registrator verliest den Aufsatz über die Vermögensausteilung des Christoph Hoffmann. Carl Beeg kauft die Greifische Behausung um 560 Gulden, mit der Bedingung, dass ihn der Rat für zwei Jahre von der Einquartierung befreit. Als Angabe zahlt er sofort 50 Gulden, in einem Monat weitere 50 Gulden, sodann 300 Gulden Kapital dem Kneisischen Stipendium. Wegen der übrigen 160 Gulden will er sich mit den Gläubigern vergleichen. Die Dollischen Erben bitten, die anderen Gläubiger zu einer merklichen Moderation ihrer Forderungen anzuhalten und sie völlig aus dem Kaufschilling bezahlen zu lassen. Christoph Hoffmann bittet, ihn nicht zu verstoßen. Er wolle sich mit den Gläubigern noch vor Weihnachten einigen. Sämtliche Gläubiger berichten, dass er die Behausung ganz in die Baulosigkeit habe geraten lassen. Er habe sie auch in der Stadt nachteilig verschreit, als ob es von Gespenstern unheimlich darin sei. Er habe sich auch expresse erklärt, die Behausung den Gläubigern abzutreten. Der Registrator berichtet, dass die Dollischen Erben gestern gebeten haben, die Eginstiftung zu einem ergiebigen Nachlass ihrer Zinsens zu veranlassen. Beschluss: Da Hoffmann versprochen hat, die Gläubiger zu befriedigen und er durch die langwierige Einquartierung in den Vermögenszerfall geraten ist, will der Rat zunächst die Konsulenten dazu hören. Die Eginstiftung soll auf ihre Zinsforderung verzichten, Herr Romig das aber ebenfalls tun. Die Dollischen Erben sollen Hoffmann um ihre Forderung quittieren und lossprechen (StadtA Schwäb. Hall 4/253, fol. 343V-R)
14. Dezember 1646: Die Dollischen Erben und Christoph Hoffmann konnten sich nicht einigen. Christoph Hoffmann berichtet, dass sein Vorfahrer die Dollische Wirtschaft um 725 Gulden erkauft habe. Er sei Michel Gross und dessen Erben nur 91 Gulden Kapital und 54 Gulden Zins, zusammen also 145 Gulden 36 Kreuzer, schuldig verblieben. Michel Kreber ist bereit, die Dollische Behausung um etwas teurer als Beeg zu kaufen. Beschluss: Die Vormünder sollen verhört werden, Kreber befragt werden, was er geben wolle (StadtA Schwäb. Hall 4/253, fol. 346V)
16. Dezember 1646: Die Deputierten, die zur Regelung des Verkaufs der Greifischen Gastwirtschaft abgehört wurden, berichten: Christoph Hoffmann ist bereit, das Haus abzutreten, wenn er von der Dollischen Forderung losgesprochen wird. Carl Beeg beschwert sich, dass der Kauf nun in Frage gestellt werde, da er doch ohne Vorbehalt der Ratifikation um 560 Gulden abgeschlossen worden sei. Michel Kreber bietet 620 Gulden, wenn ihm die Quartierbefreiung wie Beeg zugestanden werden solle. Beschluss: Da die Ratifikation stillschweigend Teil aller Kaufverträge ist, soll das Haus für 620 Gulden an Michel Kreber gehen. Er soll für ein Jahr von der Einquartierung befreit werden. Der höhere Kaufpreis soll der Eginstiftung an ihrer Zinsforderung zugehen (StadtA Schwäb. Hall 4/253, fol. 349R)
18. Dezember 1646: Das Urteil über die Schuldsache des Christoph Hoffmann wird verlesen und ratifiziert. Christoph Hoffmann bittet, da er sich bereit erklärt hat, die Greifische Behausung gegen Lossprechung von der Dollischen Schuld abzutreten, die Dollischen Erben zur Übergabe der Briefe anzuhalten. Die Dollischen protestieren, sie wollen sich an Hoffmann als den Hauptschuldner halten. Beschluss: Die Dollischen Erben sollen den Weckriedener Brief herausgeben, den Tüngentaler aber in Händen behalten (StadtA Schwäb. Hall 4/253, fol. 353V)
23. Dezember 1646: Das Urteil in den Schuldsachen Christoph Hoffmanns über das Greifische Wirtshaus wird publiziert. Christoph Hoffmann stimmt dem Urteil zu, will aber die Briefe der Dollischen Erben erhalten, die er seinerseits ausliefern muss. Der Dollische Miterbe Kübler protestiert, er habe nichts zu vergeben, da seine Frau noch unter der Vormundschaft stehe. Beschluss: Die Dollischen sollen den Brief ausfolgen, Kübler soll in die Nebenstube gehen (StadtA Schwäb. Hall 4/253, fol. 356R)
8. Januar 1647: Carl Beeg bittet, da nunmehr der Kauf der „Greifischen Herberg“ ratifiziert sei, dem Christoph Hoffmann aufzuerlegen, die Wirtschaft zu räumen, damit er diese beziehen könne. Beschluss: Damit H. Prediger Glock gleichfalls einziehen und das Prädikaturhaus getäfelt werden kann, soll der Hoffmann seinen Abzug „uneinstellig maturiren“ (StadtA Schwäb. Hall 4/254, fol. 7V)
13. Januar 1647: Carl Beeg bittet, ihn bei dem vom Rat ratifizierten Kauf zu belassen, ungehindert der Steigerung des Michel Kreber um 60 Gulden. Außerdem sollen Die Dollischen Erben, ungehindert ihrer Ausflüchte, zur „Edition“ und „Herausgebung der Brieff“ sowie völliger Quittung gebracht werden. Schließlich soll Christoph Hoffmann „ehister Tagen“ ausziehen. Beschluss: Die Dollischen Erben sind bereit, die Briefe zu edieren und bei der Registratur zu deponieren, was sie schnell tun sollen. Zur Moderation des Kaufpreises will der Rat sich nicht verstehen – aus gewissen Ursachen. Christoph Hoffmann soll zwischen heute und morgen ausziehen. Carl Beeg soll schnell einziehen (StadtA Schwäb. Hall 4/254, fol. 10V).
18. Januar 1647: Carl Beeg bittet um Moderation des verkündeten Kaufschillings von 620 Gulden über die „Greifische Gastherberg“. Die Wirtschaft sei ganz baulos, die Reparatur erfordere große Unkosten. Durch Michel Krebers unzeitiges Einfallen sei er benachteiligt. Der vorgehende Gläubiger Melchior Romig sei bereit zur Beschleunigung der Sache auf 10 Gulden zu verzichten. Beschluss: Da Romig einen Nachlass gewährt, will der Rat an der Forderung der Eginstiftung ebenfalls 20 Gulden nachlassen. Beeg soll die Angabe aber noch heute reichen. Der Hoffmann soll das Haus innerhalb von zwei Tagen bei 10 Talern Strafe räumen (StadtA Schwäb. Hall 4/254, fol. 14R)
Mit Vertrag vom 20. Juli 1647 kaufte Carl Beeg von Hans Feuchter, Bäcker, dessen Haus in der Schuppach um 600 Gulden (StadtA Schwäb. Hall 4/656, fol. 153V) 
Am 12. August 1647 wurde Susanna Maria, Tochter des Carl Beeg, Bäcker und Gastgeber zum Goldenen Löwen, und der Maria Magdalena Preuninger geboren (StadtA Schwäb. Hall 2/57, S. 174)
11. Februar 1648: Carl Beeg remonstriert gegen die Einquartierungslast. Beim Kauf der „Greifischen Gastherberg“ habe er die Befreiung erhalten. Beschluss: Man lässt ihn schonen, soviel möglich (StadtA Schwäb. Hall 4/255, fol. 47R)
Mit Kaufvertrag vom 31. August 1648 verkaufte der Rat die Gastwirtschaft „Zum goldenen Greifen“ in der Gelbinger Gasse, die vorher Christoph Hoffmann besessen hatte, an Carl Beeg. Der Kaufpreis lt. Dem Umschlagsurteil betrug 590 Gulden. Das Haus gültet dem Heiligen zu St. Michael 4 Schilling Vorgeld und 2 Herbsthühner (StadtA Schwäb. Hall 4/656, fol. 160R)
18. September 1648: Bei Carl Beeg wurde zu wenig Wein gefunden. Beeg sagte, er habe vor seiner Abreise seiner Magd befohlen, ein Fass siegeln zu lassen. Die habe es aber vergessen. Er habe Akzise und Umgeld jederzeit richtig erlegt und bitte um Absolution. Die Umgelder attestieren seine Aufrichtigkeit, er habe gebaut und der Obrigkeit jederzeit ihre Gebühr entrichtet. Beschluss: Da er wohl gewusst hat, dass ein Fass nicht gesiegelt war, wurde er um einen Monat Sold gestraft, was auf 2 Gulden moderiert wurde (StadtA Schwäb. Hall 4/255, fol. 214V)
1651: In der Beetliste erscheint in der Gelbinger Gasse Carl Beeg, Wirt: 1 Gulden Vermögensteuer (StadtA Schwäb. Hall 4/1904, fol. 39V) 
17. September 1668: Begräbnis der Maria Magdalena Beeg, Ehefrau des Carl Beeg, Gastgeber zum Goldenen Löwen. Sie wurde am 25. Juli 1618 in Waldenburg geboren. Ihr Vater war Adam Preuninger, Hofbäcker und Kastenmeister dort, ihre Mutter aber eine geb. Deder aus Öhringen. Mit drei Jahren verlor sie ihren Vater. Von Mutter und Stiefvater wurde sie zu Kirche, Schule und Haushaltung angehalten. Am 15. September 1640 heiratete sie Carl Beeg. In friedlicher Ehe wurden zwei Söhne und vier Töchter geboren, von denen 1668 noch die vier Töchter lebten. Wegen ihres Christentums und ihres äußerlichen Wandels hat sie ein gutes Zeugnis hinterlassen. Am 14. September überfiel sie nach dem Essen ein starkes Kopf- und Genickweh. Danach konnte sie nur noch wenige Worte sprechen. Sie starb in der selben Nacht (StadtA Schwäb. Hall 2/71, S. 447)
Am 27. April 1669 heiratete Carl Beeg, Gastgeber zum Goldenen Löwen, Apollonia, Tochter des Johann Herrmann aus Goldbach (StadtA Schwäb. Hall 2/45, S. 513)
1675 wird eine Gastwirtschaft zum Goldenen Greif in der Gelbinger Gasse erwähnt. Daneben lag ein Haus, das Agatha Gronbach an ihren Sohn Alexander Gronbach, Gastwirt zur Goldenen Traube, verkaufte. Auf der anderen Seite des verkauften Hauses lag das Münzhaus (also: Reihenfolge: Münzhaus – Alexander Gronbach – Greif) (StadtA Schwäb. Hall 14/1126)
23. November 1679: Begräbnis des Carl Beeg, Gastwirt zum Goldenen Löwen. Er wurde am 27. August 1618 in Eutendorf (Limpurg-Gaildorf) geboren. Sein Vater war der dortige Pfarrer Benignus Beeg, seine Mutter Rosina Han. Er besuchte die Schule. Danach lernte er bei Andreas Driller, Mitglied des Inneren Rates, das Bäckerhandwerk. In zwei Jahren hatte er es so gut begriffen, dass er zu einem Hofbäcker in Waldenburg angenommen wurde. Diese Stelle hat er in ledigem Stand etliche Jahre vertreten. Am 15. September 1640 heiratete er Maria Magdalena Deder, Tochter eines Gastwirts in Waldenburg. Danach blieb er noch fünf Jahre lang Hofbäcker in Waldenburg. 1645 kam er nach Schwäbisch Hall. Mit seiner ersten Hausfrau lebte er 28 Jahre. Aus der Ehe stammten zwei Söhne und vier Töchter, von denen drei Töchter bei seinem Tod noch lebten. Am 24. April 1669 heiratete er ein zweites Mal: Apollonia Hermann, Tochter des Johann Hermann aus Goldbach. Mit ihr lebte er zehn Jahre im Ehestand, hatte aber keine Kinder mehr. Er litt an Husten, Frost und Hitze sowie einer Geschwulst. Er starb am 21. November 1679 (2/72, S. 79)
1679-1680: In seiner Inventur wird Carl Beeg als Gastwirt zum Goldenen Greifen bezeichnet. Die Wirtschaft wird an seine Tochter Anna Margaretha Beeg verkauft. Lage der Gastwirtschaft: zwischen der Scheune des Alexander Gronbach, Gastwirt zur Goldenen Traube, und dem Haus des Georg Mackh, Mitglied des äußeren Rates (StadtA Schwäb. Hall 14/1202)
16. Februar 1690: Begräbnis des Georg Friedrich Seiferheld, Bürger und Gastwirt zum Goldenen Löwen. Seiferheld wurde am 9. April 1660 geboren. Sein Vater war Johann Jacob Seiferheld, Bürger und Kantengießer, die Mutter Agatha Baur. Er ging in die deutsche und lateinische Schule. Danach lernte er bei Johann Christoph Döllin, Apotheker, in sechs Jahren die Apothekerkunst. Danach diente er ein Jahr in Stuttgart. Am 8. Mai 1680 heiratete er Anna Margaretha, Tochter des Carl Beeg, Gastwirt zum Goldenen Löwen. In zehnjähriger Ehe wurden zwei Töchter geboren, die aber wieder starben. Am 14. Dezember 1689 wurde er durch einen unvorsichtigen Streich an der Schläfe verletzt. Danach litt er an der Brust. Er starb am 13. Februar 1690 (StadtA Schwäb. Hall 2/72, S. 524)
1694 verkaufen die Teilungsdeputierten der Reichsstadt Schwäbisch Hall die Gastwirtschaft „Löwen“, die Hans Heinrich Faust, gebürtig von Künzelsau, einige Jahre besessen hat, an Johann Heinrich Bühler von Wolpertshausen. Faust war hoch verschuldet. Mitverkauft werden das Schreinwerk, die Fässer im Keller, die größte Zinnflasche und sämtliche Schenkköpfe. Der Kaufpreis beträgt 1.100 Gulden (StadtA Schwäb. Hall 4/668, fol. 50R-51R)
 

1712: als Besitzer genannt: Johann Heinrich Bühler, Löwenwirt. Er hat die Wirtschaft 1694 für 1.100 Gulden erworben.

1737: In der Erbteilung nach dem Tod des Johann Heinrich Bühler übernimmt die Tochter Maria Barbara Happold geb. Bühler, Witwe des Johann Heinrich Happold, Wirt zu Braunsbach, die auf 1.500 Gulden veranschlagte Wirtschaft.

1741: Maria Barbara Happold verkauft die Wirtschaft am 2. Mai 1741 für 1.600 Gulden an Maria Margaretha Dietrich, Witwe. Von ihr geht sie an ihren Schwiegersohn Johann Christoph Mittermeyer, Löwenwirt, über.

1759: Verkauft am 16. Januar 1759 für 1.750 Gulden an Georg David Bratz, nunmehriger Löwenwirt.

1767: Verkauft am 10. September 1767 für 1.900 Gulden an Johann Mathes Kern aus Neuenstein, nunmehriger Löwenwirt.

1772: Verkauft am 6. Mai 1772 für 2.200 Gulden an Friedrich Christoph Meisner (auch: Meissner, Meißner), nunmehriger Löwenwirt.

1781: Nach dem Tod des Friedrich Christoph Meisner (27. März 1781) geht der Besitz auf seine Witwe Anna Barbara Meisner geb. Scheppler über.

1782 (?): Die Witwe Anna Barbara Meisner heiratet Johann Georg Leipold, nunmehriger Löwenwirt.

1786: Nach dem Tod der Anna Barbara Leipold verw. Meisner geb. Scheppler geht die Wirtschaft laut Vertrag vom 10. November 1786 an ihren zweiten Ehemann Johann Georg Leipold über. 

1789: Verkauft am 2. November 1789 für 3.300 Gulden an Johann Caspar Glenck, Haalschmied

1790: Verkauft am 2. Mai 1790 für 3.300 Gulden an Georg David Böhm, Bürger und nunmehriger Löwenwirt.

 

1816: Von Georg David Böhm als Heiratsgut an seinen Schwiegersohn Caspar Friedrich Franz Happold gegeben.

1820: Caspar Friedrich Franz Happold, Löwenwirt, verkauft die Wirtschaft am 6. Oktober 1820 für 5.000 Gulden an Postmeister Gmelin von hier.

1827: als Besitzer genannt: Postmeister Gmelin

1847: Oberlen, Friedrich, Postmeister.

1859: Der pensionierte Postmeister Oberlen verkauft an den Ziegler Walther, Ludwig Peter die frühere Post in der Gelbinger Gasse.

Adressbücher:

1886: Haaf Christof, Kaufmann; Rühle Albert, Stadtpfarrers Wwe.

1890: Groß, Adolf, Kaufmann und Konditor (fünf weitere Bewohner, unter diesen ein Freifräulein von Stetten)

1911: Verkauft von Louis Holch als Vormund des wegen Trunksucht entmündigten Adolf Groß, Konditor, für 24.500 Mark an Karl Waldenmaier, Konditor in Hall (39/1875 Schr. 26).

1911-1950: Waldenmaier, Karl, Konditorei und Cafe mit Kolonialwarenhandlung

1956-1976 Pfeiffer & Göhner, Blumen- und Gemüsehandlung

ab 1994: Pulcinella - Pizzeria

Beschreibungen

1717/18: "Eine Würthschafft und Küchen-Gartten, taxirt umb 900 fl ... gültet 4 ß in S. Michaels Pfleeg Vorgelt"

1820: Ein Haus mit darauf ruhender Wirtschaftsgerechtigkeit in der Gelbinger Gasse, neben Fuhrmann Bauer und dem Weg gelegen, gültfrei. Eine Scheuer hinter dem Haus am Gärtle und der Stadtmauer, gültfrei. Eine Stallung zu sechs Pferden an die schon beschriebene Steuer stoßend. Ein kleines Küchengärtle hinterm Haus, gültet wohllöblichem Michaelis - jährlich und das Bollwerk, gültfrei. Dareingaben: Sämtliche im Keller befindliche Faß; alles samt Rechten und Gerchtigkeiten für und um 5000 fl. (19/1005, Nr. 58)

Die Scheuer mit Holzstall darunter und der Stall mit Futterboden werden im Jahr 1820/21 neu erbaut. ( ??Kfb. von 1857-1859)

1827: Wohnhaus mit 21,7 Ruten, Hof 1,9, Remise 5,5 Ruten, Hof hinten am Garten 3,6 Ruten, Scheune 16,3 und 'Gemeinschaftliche Einfahrt mit 26,1 Ruten insgesamt 1/8 Morgen 27,1 Ruten Grundfläche in der Heilbronner Straße

1911: "Wohnhaus mit Wasch- u. Backhaus, Hofraum in der Heilbronnerstr."

Besonderheiten

1909: Ausführliches Inventar der Konditorei des wegen Trunksucht entmündigten Adolf Groß, 37 S. (StadtA Schwäb. Hall 39/1875, Schr. 13)

Biografien von Besitzern und Bewohnern des Hauses

 

Karl Adolf Groß (1892-1955)

Karl Adolf Groß war ein Sohn des Kaufmanns und Konditors Adolf Groß und dessen Ehefrau Marie geb. Walter. Er wurde am 4. Juli 1892 in deren Wohnhaus Gelbinger Gasse 348 (heute Gelbinger Gasse 79) geboren. Die familiären Verhältnisse waren schwierig, die Mutter starb bereits 1898, der Vater wurde 1909 wegen chronischer Trunksucht entmündigt, das Elternhaus 1911 verkauft. Karl Adolf Groß besuchte die Realanstalt in Hall und begann eine Kaufmannslehre, brach diese aber ab, um Missionar zu werden. Er trat in die Basler Mission ein, nahm dann als Soldat am Ersten Weltkrieg teil (u.a. in der Türkei) und studierte evangelische Theologie. Nach Abschluss seines Studiums ging er in den württembergischen Pfarrdienst, kam 1924 als Vikar nach Ilsfeld und erhielt 1928 die Pfarrei Wälde-Winterbach (Dekanat Ravensburg). 1931 musste er das Pfarramt aufgeben und den württembergischen Pfarrdienst verlassen, weil die Kirchengemeinde und auch einige Privatpersonen auf seinen Rat hin Gelder in Aktien angelegt hatten, die dann durch die Weltwirtschaftskrise wertlos wurden. Offizieller Grund für den Amtsverzicht war jedoch seine Homosexualität, die damals im Kirchendienst nicht toleriert wurde. Nach dem von der Kirchenleitung erzwungenen Verzicht auf das Pfarramt ging Groß nach Berlin, wo er als Publizist, Verleger und Herausgeber der Zeitschrift "Der Freie" tätig wurde. Neben einigen eigenen, unter dem Pseudonym "Gotthelf Ekkehardt"  veröffentlichten Büchern (u.a. über seine Kriegserlebnisse und über eine Wanderung nach Rom als Student) verlegte Gross, ein überzeugter Gegner der seit 1933 regierenden Nationalsozialisten, Schriften von Martin Niemöller und anderen Persönlichkeiten der "Bekennenden Kirche". Nachdem ihn die Gestapo bereits zuvor kurzzeitig verhaftet und verhört hatte, war der Druck einer Postkarte mit Zitaten Niemöllers Anlass zu einer erneuten Festnahme am 22. August 1939 und einer Einlieferung in das KZ Sachsenhausen. Von hier aus kam Gross 1940 in das KZ Dachau, wo er bis zur Befreiung durch US-Soldaten 1945 in Haft blieb. Nach dem Kriegsende ließ sich Gross in München nieder, wo er den "Neubau-Verlag" gründete und u.a. seine Erinnerungen an die Haft in Dachau auf Grundlage eines heimlich geführten Tagebuchs veröffentlichte. Ein Schwerpunkt des Verlagsprogramms waren Publikationen aus Kreisen der Bekennenden Kirche. Der Verlag musste 1955 Insolvenz anmelden. Karl Adolf Gross starb am 16. Februar 1955 in München an den gesundheitlichen Folgen seiner KZ-Haft.

Quellen

Archivalien:

 

  • StadtA Schwäb. Hall 4/1544 (Unterpfandsprotokoll), Bl. 624ff; 4/1545 (Häuserbuch 1712), S. 250; 4/1547 (Häuserbuch 1767), S. 237; 4/1547a (Häuserbuch 1782), S. 421; 19/829 (Güterbuch 4), S. 245; 19/1005 (Kaufbuch 1820), Nr. 58; 39/1875 (Vormundschaft für den wegen Trunksucht entmündigten Adolf Groß, 1908-1912)

Literatur:

  • Adressbücher 1886-1994
  • Karl Adolf Groß: Zweitausend Tage Dachau. Herausgegeben von Wolfgang Schöllkopf, Schwäbisch Hall 2020
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Sonstiges:

  • Art. Gross, Karl Adolf, bei Exilarchiv.de (http://www.exilarchiv.de/DE/index.php?option=com_content&view=article&id=462%3Agross-karl-adolf&catid=24&lang=de)
  • Mitteilungen von Herrn Pfarrer i.R. Thilo Dinkel, Kirchheim, zu K.A. Gross