Gebäudeverzeichnis

Gelbinger Gasse 89 - Villa Pfeiffer

Adresse: Gelbinger Gasse 89
Primärkatasternummer: keine
Besitzer: 1827
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Besitzerliste

1884: Erbaut durch den Metzgermeister Georg Michael Pfeiffer.

Beschreibungen

Das freistehende zweigeschossige Wohnhaus entstand 1884 für den Metzgermeister G.M. Pfeiffer aus Keighley in England nach Entwürfen des Haller Werkmeisters K. Illig. Der kleine steinsichtige Bau wurde auf einem der letzten Gartengrundstücke innerhalb der Stadtmauern erbaut und erinnert durch seine architektonische Konzeption an englische Vorbilder (importiert sicherlich durch den aus dem Hohenlohischen gebürtigen Bauherrn): hinter dem niedrigen schmiedeeisernen Gartenzaun wurde ein reihenhausartiger Bau errichtet mit symmetrischer Fassadengliederung, flachem Walmdach, die Eingangsseite beherrscht von einem reich ornamentierten, gusseisernem Balkon. Diese Merkmale weisen auf englische Vorstadtbauten der Zeit hin und lassen das Haus als ein singuläres Beispiel in Schwäbisch Hall erscheinen. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 189)

 

Gelbinger Gasse 89 (Flst.Nr. 0-41/3). Zweigeschossiges Wohnhaus, symmetrische Fassadengliederung, Walmdach, ornamentierter, gusseiserner Balkon. 1884. § 2. (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

Besonderheiten

Biografien von Hausbesitzern und -bewohnern

Georg Michael Pfeiffer wurde am 15. Dezember 1841 in Morsbach bei Künzelsau geboren. Nachdem er offenbar eine zeitlang als Bauernknecht in Rüblingen gearbeitet hatte, erlernte er das Metzgerhandwerk und wanderte - wie eine ganze Reihe weiterer Metzger aus Hall und Hohenlohe - zu einem bislang unbekannten Zeitpunkt nach England aus. Wie aus seinem Testament hervorgeht, scheinen auch mehrere Geschwister Pfeiffers in England gelebt zu haben. Am 7. Februar 1871 heiratete  er in Bradford die gleichalte, aus Arnsdorf (Gde. Braunsbach) stammende Catharine Hohenrein und erwarb im folgenden Jahr (am 21. September 1872) die britische Staatsbürgerschaft. Um diese Zeit zog das Ehepaar in die in der nordenglischen Grafschaft West Yorkshire gelegenen Stadt Keighley, wo 1876 das einzige Kind, die "Minnie" genannte Tochter Mina, geboren wurde. Mit dem Betrieb einer Schlächterei erwarb das Ehepaar ein erhebliches Vermögen. Offenbar von England aus kaufte Pfeiffer das Grundstück in der Gelbinger Gasse und ließ dort 1884 eine Villa im englischen Stil errichten. Im November 1888 zog das Ehepaar in das Haus ein, nachdem der Betrieb in Keighley verpachtet worden war. Die Besitzungen in England gab es nicht auf, denn "je nach Umständen wären wir später dorthin zurückgezogen". Georg Michael Pfeiffer starb am 23. Januar 1891 in Schwäbisch Hall. Allein in Deutschland besaß er zu diesem Zeitpunkt Vermögenswerte von 48.800 Mark, darunter das 15.000 Mark teure Haus in der Gelbinger Gasse und ein Hofgut in Beltersrot für 8.000 Mark. Dass sein - hier nicht erfasstes - Vermögen in England noch wesentlich größer gewesen sein muss,  zeigt sich daran, dass er seiner Schwester Margarethe in Keighley vier Häuser vererben konnte, offenbar ohne dieses wesentlich zu schmälern. Katharina Pfeiffer scheint um 1910 nach Heilbronn gezogen zu sein, ihr Todesdatum ist bislang nicht bekannt.

Quellen

Archivalien:

  • StadtA SHA 18/7133 (Eventualteilung des G. M. Pfeiffer, 1891 - mit biografischen Angaben)