Gebäudeverzeichnis

Haalstraße 3

Adresse: Haalstraße 3
Primärkatasternummer: 176
Besitzer: 1827
Bär, Georg Carl, Konditor


Besitzerliste

Alter Schuhmarkt

Möglicherweise: Melchior Wenger, Innerer Rat, gest. 1602, sein Sohn Johann, dann Tochter Magdalena. Melchior Wenger besaß offenbar zwei Häuser am alten Schuhmarkt, eines verkauft er 1593 an David Zweifel, das zweite (er wird als Anlieger genannt) behielt er wohl.

26. Februar 1633: Georg Baumgärtner, Sohn des Herrn Michel Baumgärtner aus Dinkelsbühl, heiratet Magdalena, Tochter des Johann Wenger, sel. (2/45, S. 248).

1651: Beetliste: Georg Baumgartner: alt Schumarkt und Under Keckengaß: 1 fl Steuer (daneben: Joseph Romig, des Rats; Hans Laydigs Witwe; Sebastian Burckhardt, des Geheimen Rats) (4/1904, fol. 23V) 

12. Oktober 1659: Magdalena, Ehefrau des Georg Baumgärtner, Tuchscherer, wurde am 22. Dezember 1611 geboren. Sie wurde in die Kirche und Schule geschickt, lernte Lesen, den Katechismus, die Bibel, auserlesene Sprüche samt etlichen Psalmen Davids und anderen geistreichen Gebeten. Als sie etwas erwachsen war, wurde sie zur Haushaltung angehalten. Am 26. Februar 1633 heiratete sie Georg Baumgärtner. Sie besaßen eine schiedliche Ehe und hatten acht Söhne und vier Töchter, von denen noch drei Söhne und eine Tochter leben. Sie hat in ihrem Christentum ein gutes Zeugnis. Sie hörte sich die Predigten fleißig an, las zu Hause in der Bibel und geistreichen Gebetbüchern, fand sich als bußfertige Sünderin zum Abendmahl ein. Sie zeigte sich friedlich und wartete ihrer Haushaltung sorgfältig ab. Seit Beginn des Monats lag sie zu Bett, gebrauchte zwar ordentliche Arzneimittel, die aber nicht halfen. Sie starb am 9. Oktober 1659 (2/71, S. 150).

1675: Georg Baumgärdtner als Anlieger genannt (14/1137).

23. Oktober 1681: Georg Baumgärtner, Bürger und Tuchscherer, wurde am 6. März 1606 in Dinkelsbühl geboren. Sein Vater war Michel Baumgärtner, Bürger und Tuchscherer dort, seine Mutter hieß Barbara. Er wurde getauft, christlich erzogen und zum Tuchschererhandwerk angehalten. Er wanderte acht Jahre. Am 19. Dezember 1632 heiratete er in Schwäbisch Hall Magdalena Wenger, Tochter des Johann Wenger, Bürger und Salzsieder. In 27jähriger Ehe wurden sechs Söhne und sechs Töchter erzeugt, von denen noch drei Söhne leben. Einer ist aber schon zwölf Jahre auf Wanderschaft. Er litt an Engbrüstigkeit und großer Geschwulst. Am 20. Oktober 1681 starb er (2/72, S. 153).

1681: Aus dem Nachlass des Georg Baumgärdtner, Tuchscherer, wird sein Haus am Schuhmarkt an seinen Sohn Hans Christoph Baumgärdtner, Tuchscherer, verkauft (14/1229). Der älteste Sohn David ist „gar gering von Persohn“ und einfältig, der jüngste Michel hat Tuchscherer gelernt, ist aber seit 14 Jahren auf der Wanderschaft ins Kriegswesen geraten und in der Ferne, ja gar übers Meer, verschollen. Die Behausung am alten Schuhmarkt gegen den Unterwöhrdsteg, neben Johann Gottlieb Kuhorst, Bürger, und dem Vormund des Andreas Weber, Bäcker, geht deshalb an den mittleren Sohn Hans Christoph um 500 Gulden (14/1229).

15. Februar 1697: Hans Christoph Baumgärdtner, Bürger und Tuchscherer, und seine Ehefrau Anna Margaretha, verkaufen an Georg Boiger, Bürger und Dorfmüller, ihr Haus auf dem Schuhmarkt. Es liegt zwischen den Häusern von Ezechiel Weber, Bürger und Kantengießer, und Andreas Weber, Bürger und sog. Pulverbeck, beide Brüder. Vor Baumgärdtner haben seine Eltern das Haus viele und lange Jahre besessen. Das Haus ist gültfrei. Der Kaufpreis beträgt 800 Gulden. Der Käufer übernimmt Schuldkapitalien in Höhe von 470 Gulden bei vier verschiedenen Gläubigern. Der Rest wird in Jahrzihlern zu 30 Gulden 1697 bis 1707 abgetragen. Der Verkäufer bleibt noch zwei Jahre ohne Kosten und Verzinsung im Haus. Erst danach soll er ausziehen (4/668, fol. 291R-293V).

1702: Tod des schon seit vielen Jahren blinden Hans Christoph Baumgärdtner, Tuchscherer (14/1635).

1708: Leonhard Jonas Auerhammer kauft das Haus für 1.050 Gulden. Es wird 1717 in der Steuer um 800 Gulden angeschlagen (4/881, fol. 335V).

8. Oktober 1708: Unter dem 18. April 1708 verkauft Georg Baicher, damaliger Dorfmüller, nunmehr brandenburgischer Untertan und Müller zu Ansbach, an Leonhard Jonas Auerhammer, Bürger und Krämer, seine Behausung auf dem Schuhmarkt am Eck zwischen der Witwe des Georg Ezechiel Weber, sel., Bürger und Kantengießer, und Andreas Weber, Bürger und Bäcker, Häusern gelegen. Das Haus ist gültfrei. Der Kaufpreis beträgt 1.050 Gulden. In der Folge entstanden zwischen Verkäufer und Käufer Streitigkeiten, die vor dem Einigungsgericht und dem Stadtschultheißenamt zur Klage kamen. Das Stadtschultheißenamt hat diese nunmehr geschlichtet. Der Kauf wurde schon im Jahr 1700 zum selben Kaufpreis geschlossen. Nun verkauft Baicher nochmals an Auerhammer. Vom Kaufpreis werden abgezogen die 200 Gulden, die Auerhammer schon im Jahr 1700 bezahlt hat. Abzuziehen sind auch die 120 Gulden, die Auerhammer im Namen Baichers an den vorherigen Besitzer des Hauses Christoph Baumgardtner, Bürger und Tuchscherer, bzw. nach dessen Tod an den Vormund Carl Heydt bezahlt hat. Auerhammer hat auch für die Baicherschen Baukosten ausgelegt: 5 Gulden. Auerhammer übernimmt von Baicher auch die Jahrzihler an die Vormundschaft Baumgardtner 1705, 1706 und 1707 mit insgesamt 90 Gulden. Auerhammer übernimmt außerdem vier Kapitalien in Höhe von 420 Gulden bei verschiedenen Gläubigern von Baicher. Er zahlt an Baicher das Jahrzihl 1708 mit 30 Gulden. Die verbleibenden 185 Gulden werden in Jahrzihlern zu 30 Gulden 1709 bis 1714 und zu 5 Gulden 1715 abgetragen. Von den ersten fünf Jahrzihlern gegen pro Jahr aber 20 Gulden an die Steuerstube, um die Baicherschen Steuerschulden von 100 Gulden abzudecken. Für die Baukosten, die Baicher geltend gemacht hat, zahlt Auerhammer ihm 50 Gulden in zwei Raten. Der Hauszins aus dem oberen Teil des Hauses geht bis Michaelis 1708 an Baicher, dann aber an Auerhammer (4/671, S. 81-87).

4. Mai 1745: Georg Balthas Eisenmenger, Lebküchner, kauft das Haus von seiner Schwiegermutter, der Witwe Auerhammers, nun Ehefrau des Johann David Dürr, für 1.000 Gulden, wovon ihm 400 Gulden als Heiratsgut abgezogen werden (4/881, fol. 335V).

4. Mai 1745: Maria Margaretha, Ehefrau des Johann David Dürr, Mitglied des Spitalgerichts und Marktmeister, verkauft an ihren Tochtermann Georg Balthas Eisenmenger, Bürger, Lebküchner und Spezereihändler, ihr Haus am Schuhmarkt. Es liegt zwischen den Häusern des Christoph Friedrich Weber, Zinngießer, und des Johann Friedrich Balthas Meisterlin, Bäcker. Das Haus ist gültfrei. Der Kaufpreis beträgt 1.000 Gulden. Davon geht dem Käufer sein Heiratsgut mit 400 Gulden ab. Er übernimmt ein Kapital von 100 Gulden und trägt die übrigen 500 Gulden in Jahrzihlern zu 30 Gulden 1739-1754 und zu 20 Gulden 1755 ab (4/681, fol. 321V-322V). 

11. August 1763: Carl Franz Haug, Zuckerbäcker, kauft das Haus um 1.400 Gulden (4/881, fol. 335V).

11. August 1763: Georg Balthas Eisenmenger, Bürger, Spezereihändler und Lebküchner sowie Marktmeister, verkauft an Carl Franz Haug, Bürger, Spezereihändler und Zuckerbäcker, sein Haus am Schuhmarkt. Es liegt zwischen Georg Friedrich Webers, Kantengießer, und Johann Michael Gräters, Bäcker, Häusern. Das Haus ist gültfrei. Hinter dem Haus befindet sich ein Höflein, in das die Rinnen und Gusssteine des Käufers, Webers, Gräters und des Lebküchners Bratz gehen. Jeder muss seine Rinne allein erhalten. Der Verkäufer verkauft auch einen Reibstein, Kolben und Holz, die Ladentafel im Laden samt allen Schubladen, die darunter sind, die Stellagen und Schubladen am Durchgang in die Backstube linkerseits. Die Stellagen und Schubladen rechts aber gehören dem Verkäufer. Der Kaufpreis beträgt 1.400 Gulden nebst 5 Carolins und 1 Dukaten in den Kauf für den mittleren Kasten in der Stube. Haug zahlt gleich 200 Gulden bar. 300 Gulden werden auf die nächste Frankfurter Herbstmesse fällig, danach in einem Vierteljahr weitere 770 Gulden. Der Verkäufer bleibt bis zur vollständigen Bezahlung im Haus sitzen. Zahlt der Käufer eher, muss er ausziehen. Der Verkäufer übergibt dem Käufer außerdem ein Kapital von 130 Gulden, das er in die Reichalmosenpflege schuldet (4/685, fol. 136R-137R).  

20. September 1811: Verkauf des Hauses Nr. 176 auf dem Schuhmarkt durch Johann Immanuel Weiß, Pfarrer in Lorenzenzimmern und N. Löchner, Ratsverwandter als Pfleger der noch ledigen haugischen Kinder, als Erben von N. Haug, Gerichtsassessor, Handelsmann und Konditor, an Friedrich Wilhelm Bayerdörfer [Bajerdörfer], Bürger und Glasermeister. Der Kaufpreis beträgt 1.380 Gulden. Hinter dem Haus befindet sich ein Höflein. In dieses führt die Dachrinne des eigenen Hauses, aber auch die der Nachbarn Siedmeister Koch und Bäckermeister Krettenberger sowie des Handelsmanns Churr, außerdem der Gussstein des letzteren. Jeder erhält seine Rinne selbst (85/735; 19/1001, fol. 198V-199V).

1811: Das Haus gehört Friedrich Wilhelm Bajerdörfer, Glasermeister (4/881, fol. 335V).

1827: Georg Carl Baer, Konditor, kauft das Haus von den Erben des Glasers Bayerdörfer (Anlieger Dr. Kober und Bäcker Grettenberger) (19/826, S. 581). 

Tatsächlich erfolgte dieser Übergang aber in zwei Schritten:

Am 8. März 1827 wird aus der Verlassenschaftsmasse des verstorbenen Glasermeisters Bayerdörfer das Haus an den Salinenkassenamtsverweser Nicolaus Friedrich Bölz verkauft (Anlieger: Erben des Siedmeisters Koch. Bäckermeister Grettenberger). Der Kaufpreis beträgt 1.180 Gulden (19/1010, fol. 26V-27V). 

Am 1. August 1827 verkauft Salinenamtsverweser Nicolaus Friedrich Bölz an Georg Carl Baer, Konditor, sein dreistöckiges Haus am sog. Schuhmarkt (Anlieger: Siedmeister Kochs Erben, Bäckermeister Grettenberger). Der Kaufpreis beträgt 1.275 Gulden. Die Witwe Bayerdörfer behält das Wohnrecht in der oberen Etage (1 Stube, 1 Stubenkammer, 1 Küche, 1 Kammer auf dem Boden, 1 Schlüssel zu ihrem Wein im Keller), solange sie lebt. Dafür bleiben 400 Gulden vom Kaufpreis als Kapital beim Käufer stehen (19/1010, fol. 72R-73R). 

Am 26. April 1843 kauft Johann Philipp Hüttner aus Langenburg das Gebäude aus der Gantmasse des Georg Carl Baer, Konditor (19/837, S. 6). Johann Philipp Hüttner ist der Schwiegervater Baers, der das dreistöckige Wohnhaus am Hafenmarkt (Anlieger: Bäckermeister Koch und der Platz) um 1.300 Gulden erwirbt (19/1022, fol. 207VR).

Am 17. September 1860 kauft Lorenz Holch, Werkmeister, das dreistöckige Wohnhaus Nr. 176 am Hafenmarkt (neben Moses Herz und Bäcker Entenmann) von den Erben des Johann Philipp Hüttner aus Langenburg für 725 Gulden (19/826, S. 519). Die Erbinnen und Verkäuferinnen sind Luise Albrecht in Untermünkheim und Magdalena Streker, Schuhmacherswitwe in Langenburg (19/1029, fol. 107R-108V).  

1865 verkauft Lorenz Holch das Haus an die Witwe des Glasermeisters Friedrich Röhler (19/826, S. 519, 19/835, S. 551). Am 11. Februar 1865 verkauft Katharina, Witwe des Werkmeisters David Lorenz Holch, geb. Krauß, das Haus an Charlotte Röhler (Anlieger: Moses Herz, Bäcker Entenmann). Der Kaufpreis beträgt 1.725 Gulden. Werkmeister Holch hat die Bauerlaubnis erhalten, den Giebel zurückzuversetzen und die untere Wand herausrücken zu dürfen. Dieses Recht geht auf die Käuferin über (19/1032, fol. 10R-11R). 

1868/1869 erwirbt Immanuel Schwab, Kaufmann, das Haus (19/835, S. 551). Am 20. November 1868 verkauft Charlotte, Witwe des Glasers Friedrich Röhler, geb. Schwend, das Gebäude an Handelsmann Immanual Schwab (Anlieger: Moses Herz, Bäcker Entenmann) um 5.000 Gulden (19/1035, fol. 261V-263V). Die Witwe Röhler erhob anschließend noch Einwendungen gegen den Kaufvertrag, die sie am 2. Januar 1869 zurückzog (19/1035, fol. 263V).

1890 fällt es nach seinem Tod an seine beiden Kinder Victor Josua und Simon Schwab, je zur Hälfte (19/835, S. 551).

Auf diese beiden wird es 1902 ins Grundbuch umgeschrieben (19/835, S. 551).

Bis 1936 im Besitz von Schwab, Simon, danach Gengenbach, Karl, Tabakwaren. (StadtA Schwäbisch Hall 35/44)

Befunde aus Bauforschung

Dach dendrochronologisch datiert auf 1303/04 (BF Lohrum/Bleyer), Umbau 1404

Im 1. OG noch Reste einer Bohlenwand erhalten

Archäobotanische Untersuchungen von Rösch/Fischer:
Bohlenwand, datiert auf ca. 1530 AD; Leinfasern, Dinkel, Hafer und Laubmoose (Pleurozium schreberi). Mehr dazu: <link www.ufg-va.uni-hd.de/>www.ufg-va.uni-hd.de</link&gt; bei Manfred Rösch. 

Untersuchung der Keller:
Keller 1 ist ein Tonnengewölbekeller, Längsachse parallel zur Straße, unterschneidet das Erdgeschoss; eine Wand mit Lesesteinmauerwerk ca. 12. Jh. bis Mitte 13. Jh. Parallel zu Kellerwand Mauerwerk im EG, vermutl. Mitte 13. Jh. (vergleichbar Mauerwerken der Keckenburg, Untere Herrngasse 10 und Keller Steinerner Steg 7, um 1240.). Weitere Mauern (groblagige Haustein- Lesemauerwerke) Anfang 14. bis Mitte 15. Jh. Keller 2 ist ein Tonnengewölbekeller, Gewölbescheitel bzw. Längsachse parallel zur Straße, rückversetzt. Mauerwerk größtenteils Anfang 14. bis Mitte 15. Jh. Vgl. Datenbank Bauforschung Baden-Württemberg.

Beschreibungen

1827: Wohnhaus am Hafenmarkt mit 9,1 Ruten Grundfläche

1865:  Die Witwe von Werkmeister Holch verkauft an Frau Röhler, Charlotte, Glasers Wttb. ein dreistöckiges Wohnhaus neben Moses Herz und Bäcker Entenmann für 1.725 fl, unter folgenden Bedingungen:

4.) Die von Werkmeister Holch erworbene Bauerlaubnis zum Zurücksetzen des Giebels und Herausnehmen der unteren Wand nach Zeichnung und Protokoll, geht auf die Käuferin über. ( Kfb. 19/1032, S 10 b)

 

Haalstraße 3 (Flst.Nr. 0-91). Dreigeschossiges, verputztes Wohnhaus in Ecklage mit Bohlenwand. Kern mittelalterlich, 1304 (d) und 1404 (d). § 2. (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

Quellen

StadtA Schwäb. Hall

4/1545; 4/1547; 4/1547a