Haller Häuserlexikon – Besitzerliste 1827
Am Markt 12 - Hotel "Der Adelshof", Büschlerhaus, Ratskeller, Reichsschultheißenhof
Primärkatasternummer: 228 und 228a
Besitzer: 1827
Uttenhofen, Baron von; Hannemann, Georg Peter, Bäcker
Besitzerliste
1406: Bürgermeister und Rat der Reichsstadt Hall verkaufen am 15. Mai 1406 zahlreiche Güter und Rechte aus dem Vorbesitz des Hans Veldner-Geyer für 4.000 Gulden an Rudolf von Münkheim. Zu diesen Besitzungen gehören unter anderem Haus und Hofreite am Obermarkt, der Lindenhof und die Geyersburg. Die Stadt hat diese Besitzungen durch Auslösung an sich gebracht, d.h. sie hat Hans Veldner-Geyer das von diesem bei der Veranschlagung der Beet (Bürgersteuer) angegebene Vermögen ausbezahlt und seine Besitzungen eingezogen. Diese Vorgehensweise war möglich, wenn man vermutete, dass der Betreffende sein Vermögen bei der Steuereinschätzung zu niedrig angegeben hatte.
Anmerkung: Die Übereinstimmung des von Rudolf von Münkheim erworbenen Hauses mit dem heutigen Haus Am Markt 12 kann nur vermutet, aber nicht zweifelsfrei bewiesen werden. Indizien für die Übereinstimmung sind die Lage am Markt, der Zusammenhang mit dem Lindenhof und die Tatsache, dass sich der heutige "Adelshof" später im Besitz Ulrichs von Münkheim befand.
1412: aus den Beetlisten (Bürgersteuerlisten) ist kein Besitzer erschließbar. Rudolf von Münkheim wohnt offenbar noch am Schuhmarkt.
1414-1422: Rudolf von Münkheim wird in den Beetlisten als Anwohner am Fischmarkt genannt und lebte offenbar im heutigen "Adelshof".
1425: Die "Rudolfin von Münkheim", d.h. die Witwe des Rudolf von Münkheim, wird erwähnt.
1430-1433: Rudolf von Münkheims Kinder werden als Steuerzahler aufgeführt.
1438-1442: Alleiniger Besitzer ist den Steuerlisten zufolge Rudolf von Münkheim (d.J.), ein Sohn des Rudolf von Münkheim (d.Ä.).
1443-1447: Endris von Münkheim wird in den Beetlisten genannt. Er ist ein Sohn des Rudolf von Münkheim.
1449/50: Endris von Münkheim und sein Bruder Egen werden gemeinsam aufgeführt.
1451-1452: Die Beetlisten nennen "die Mungkheymner" (= die Münkheimer), wahrscheinlich Endris und Egen von Münkheim.
1454-1484: Endris von Münkheim wird wieder alleine aufgeführt.
1485: Endris von Münkheim und sein Sohn Utz (Ulrich) von Münkheim werden gemeinsam genannt.
1486: Die Beetliste nennt Utz von Münkheim und "sein Muter".
1487-1503: In den Beetlisten ist Ulrich von Münkheim als alleiniger Besitzer des Anwesens aufgeführt.
1505: Jakob Fabri, Pfarrer zu Michelfeld und Kaplan an der Schuppachkapelle in Hall, Hans Neuffer und Georg Seybold, derzeit Stadtschreiber, verkaufen als Testamentsvollstrecker des Ulrich von Münkheim am 9. August 1505 (Samstag, Abend vor Laurentii 1505) dessen Behausung und Hofreite ob dem Fischmarkt zwischen Michael Senft und Konrad Büschler, beide selig, sowie den Lindenhof und weitere Grundstücke für 2.200 Gulden an Hermann Büschler (StadtA Schwäb. Hall 13/1).
1534: Hermann Büschler überschreibt neben anderen Besitzungen auch das Haus am Markt und den Lindenhof an seinen Sohn Philipp Büschler. Im Hintergrund stehen die Erbstreitigkeiten mit der Tochter bzw. Schwester Anna von Leutzenbrunn (geb. Büschler).
1537: Nach vorangegangenem Streit über ein "Zimmer und Gebäu" gegen die Schuppachkapelle und den Nachbarn Michel Schletz, das diesen das Licht verbaut habe, verpflichtet sich Hermann Büschler, einen Erker an der Vorderseite des Hauses, der etwas weiter herausragt, als den Ordnungen der Stadt entspricht, nicht wieder aufzubauen, wenn er baufällig wird oder auf andere Weise zerstört werden sollte. Der Vertrag zeigt, dass trotz der vorausgegangenen Besitzübertragung Hermann Büschler de facto immer noch Besitzer des Hauses ist.
1543: Mit dem Tod Hermann Büschlers "im Spätsommer" 1543 (vor dem 19. Oktober) geht das Haus am Markt endgültig an seinen Sohn Philipp Büschler über.
1568: Philipp Büschler stirbt am 7. Juli 1568. Das Haus am Markt wird von seiner Witwe Afra Büschler geb. Senft bewohnt, die am 15. April 1584 im Alter von 84 Jahren stirbt.
Auch in der Geschichte des Hauses Am Markt 12 ergibt sich aufgrund der Kaufverträge von 1588 und 1589 (s. Am Markt 11) eine Änderung: Das ehemalige Haus Hermann Büshclers scheint schon zu Lebzeiten von dessen Sohn Philipp Büschler an den Gastwirt Hans Krauss verkauft worden zu sein. Der betrieb hier spätestens ab 1567 die Gastwirtschaft zum Ochsen. Unmittelbar vor 1588 verkaufte dann die Witwe des Hans Krauss das Anwesen an Balthas Moser. Der westliche Teil mit dem Turm gehörte nicht Hans Krauss, sondern Philipp Büschler, der im späteren „Adler“ wohnte. Erst 1588 kam der Turm dann zum Haus Mosers.
Philipp Büschler starb am 7. Juli 1568, Afra Senfft am 15. April 1585 (Wunder/Lenckner, S. 161, Nr. 1156).
Beetlisten
1573 Hans Krauss, Wirt
1575 Hans Krauss, Wirt
1577 Hans Krauss, Wirt
1579 Hans Krauss, Wirt
1581 Hans Krauss, Wirt
1567: Zehrkosten bei Hans Krauss (StadtA Schwäb. Hall 4a/34, Nr. 562, Ausgaben: Insgemein).
1570: Bodenschatz und Ungeldfrevel: Peter Laidig (4 fl), Jerg Wagner (3 fl 18 ß), Hans Krauss (19 fl) (StadtA Schwäb. Hall 4a/36d, Nr. 576, Einnahmen: Ratsfrevel).
1570-1571: Sebastian Maier, Steinmetz zu Heilbronn, und David Büchsenhans, Steinmetz zu Nürnberg, als sie den Grund an St. Michaels Kirchturm besichtigt haben: 10 Taler = 11 fl 10 ß (StadtA Schwäb. Hall 4a/37a, Nr. 577, Ausgaben: Insgemein). Zehrkosten bei Hans Krauss, dem Wirt: 10 fl 10 ß (StadtA Schwäb. Hall 4a/37a, Nr. 577, Ausgaben: Insgemein).
1570-1571: Conrad von Vellberg schenkt dem Rat der Stadt ein Wildschwein. Verzehr bei Hans Krauss (StadtA Schwäb. Hall 4a/37a, Nr. 577, Ausgaben: Insgemein).
1571: Ankauf von 81 Wagen oder Fuder Mist bei Hans Krauss, Wirt, die auf des Rates Äcker geführt wurden: 27 fl (StadtA Schwäb. Hall 4a/37b, Nr. 578, Ausgaben: Insgemein).
1571-1572: Besichtigung des Turms von St. Michael durch Sebastian Steinmetz genannt Maier von Heilbronn und David Büchsenhans von Nürnberg, beide Steinmetzen, wegen des Überhangs und der Risse: 11 fl 10 ß. Zehrkosten bei Hans Krauss: 12 fl 11 ß (StadtA Schwäb. Hall 4a/38a, Nr. 581, Ausgaben: Insgemein).
1574: Hans Krauss, Gastwirt, bezahlt für Meister David von Pfedelbach, Steinmetz, samt ihren Zugeordneten, verzehrt: 7 fl 14 ß. Meister David Hainer zur Verehrung: 6 fl (StadtA Schwäb. Hall 4a/40b, Nr. 590, Ausgaben: Insgemein).
1576: Hans Krauss, dem Wirt, für 56 Fuder Mist, je Fuder 1 Ort: 14 fl (StadtA Schwäb. Hall 4a/42b, Nr. 598, Ausgaben: Insgemein).
1581-1582: Hans Kraussen Hausfrau, weil sie vor dem Hornblasen gewaschen hat: 1 lb (StadtA Schwäb. Hall 4a/45a, Nr. 621, Einnahmen: Ratsfrevel).
1586-1587: Hans Krauss als Gastwirt zum Ochsen belegt, bei dem die Schenken von Limpurg Zehrkosten verursachten, wie auch bei Dr. Georg Hermann (StadtA Schwäb. Hall 4a/50a, Nr. 641, Ausgaben: Insgemein).
Hans Krauss soll am 13. Mai 1585 verstorben sein. Seine Ehefrau/Witwe war Apollonia Eisenhart (Wunder/Lenckner, S. 397, Nr. 4935).
Hans Krauss, Gastwirt zum Ochsen (lt. Kaufvertrag Turm 1588: 4/653, fol. 85V)
Witwe des Hans Krauss
1588 (?) Balthasar Moser: neu erworbenes Haus (s. Kaufverträge über den Turm: 4/653, fol. 85V, 102V)
1591 Witwe des Hans Krauss und Balthasar Moser
1597 Balthasar Moser
1591/92: Ab 1591/92 ist anhand der Beetlisten (Bürgersteuerlisten) der Ratsherr und spätere Stättmeister Balthasar Moser von Filseck (1556-1610) als Besitzer des Hauses am Markt nachweisbar. Da es keinen Hinweis auf verwandtschaftliche Beziehungen zur Familie Büschler gibt, hat er das Anwesen wahrscheinlich nach dem Tod von Afra Büschler erworben. Ein Kaufvertrag ist jedoch nicht erhalten.
1611: Nach dem Tod von Balthasar Mosers Witwe Anna geb. Seuter am 25. September wird das auf 3.000 Gulden eingeschätzte Haus unter den Erben verlost. Die Behausung mit Hof, Scheuern und Nebengebäuden fällt auf diese Weise zwar an die jüngste Tochter Anna Rosina Moser, diese tritt das Anwesen jedoch an ihren Bruder Balthasar Moser jun. (1579-1650) ab. Im Zuge der Erbteilung wird eine nach Räumen gegliederte Aufnahme des beim Tod von Anna Seuter im Haus befindlichen Inventars angefertigt.
1650: Balthasar Moser von Filseck jun. stirbt am 15. August 1650. Wahrscheinlich als Erbe seiner Frau kommt das Anwesen am Markt in den Besitz des Ratsherren und späteren Stättmeisters Georg Friedrich Seifferheld. Praxedis Seifferheld geb. Zinn war eine Enkelin von Balthasar Moser d.Ä. und eine Nichte des kinderlos verstorbenen Balthasar Moser d.J.
Frühere Annahmen, Seifferheld habe das Haus 1640 gekauft, sind falsch, die fraglichen Quellen beziehen sich auf ein Haus in der Oberen Herrngasse, das Seifferheld 1668 wieder verkauft hat.
1686: Das auf einen Wert von 3.600 Gulden eingeschätzte Haus fällt aus dem Nachlass von Stättmeister Georg Friedrich Seifferheld an die Tochter Susanna Maria Wibel geb. Seifferheld und deren Ehemann, den Stättmeister Johann Friedrich Wibel. Das Ehepaar entrichtet an die Schwestern Susanna Praxedis vom Jemgumer Closter, Rosina Margaretha Laccorn und Maria Elisabetha Seifferheld sowie an den Bruder Johann Georg Seifferheld eine Ausgleichszahlung von jeweils 600 Gulden, der Bruder Georg Friedrich Seifferheld jun. verzichtet im Zusammenhang mit der Übernahme des Gutes zu Weckrieden auf eine Zahlung.
1702 (vermutlich): Nach dem Tod des Stättmeisters Johann Friedrich Wibel (*1645) am 28. Mai 1702 fällt das Anwesen an Susanna Catharina von Grünseisen geb. Wibel (1676-1746), seine Tochter aus erster Ehe mit Susanna Maria Wibel geb. Seifferheld (1655-1693).
1753: Nach dem Tod der Susanna Catharina von Grünseisen geb. Wibel, Witwe des Johann Georg von Grünseisen, kaiserlicher Oberkommissar und Titularrat, fällt ihr Besitz an ihre Kinder, den Stadtleutnant Johann Georg von Grünseisen in Schwäbisch Hall, den kaiserlich-königlichen Ingenieur-Leutnant und Artillerie-Präfekt Johann Lorenz von Grünseisen in Kroatien und die ledige Susanna Maria Christina von Grünseisen in Hall. Die Erben erhalten zufolge eines Vergleichs von 1754 neben anderen Besitzungen jeweils ein Drittel des Anwesens am Markt. Bemühungen um einen Verkauf eines Hausanteils (des "vordern Theils") zwecks Schuldenbereinigung an den Adlerwirt Meißner führen zu keinem Ergebnis. Dieser lehnt unter anderem deshalb ab, weil das Gebäude "am Dachwerck sehr schadhaft seye " und ein separater Eingang "nirgends schicklich angelegt, und ohne die Haubt-Zimmer deß Haußes zu schwächen und zu verderben nicht zu Stand gebracht werden könne".
1780: Nach dem Tod des kaiserlich-königlich österreichischen Ingenieur-Leutnants Johann Lorenz von Grünseisen fällt sein auf 2.000 Gulden eingeschätztes Drittel am Haus an seine Schwester Susanna Maria Christina von Grünseisen und die Nichte Henriette Christina Philippina von Uttenhofen geb. von Grünseisen, Ehefrau des herzoglich württembergischen Hauptmanns Christoph Wilhelm von Uttenhofen und Tochter des verstorbenen Stadtleutnants Johann Georg von Grünseisen. Die beiden Damen treten die Erbschaft ihres hoch verschuldeten Bruders bzw. Onkels mit der Bitte an, "daß ein Hochedler und Hochweißer Magistrat, in Rücksicht der durch deß verstorbenen Schulden so sehr aufgeschwollenen Zinßen, und des geringen Ertrags der Erbschaffts-Stücke, auch der ihnen allzu hart fallenden herrschaftl. zu bezahlenden Abgaaben, hochgeneigteste Einsicht haben" und auf einen Teil der Forderungen verzichten möge.
1783: Maria Magdalena von Grünseisen geb. von Kohllöffel, Witwe des Stadtleutnants Johann Georg von Grünseisen, sowie ihre Schwägerin Susanna Maria Christina von Grünseisen verkaufen die Hälfte des Anwesens (später als oberes Haus bez.) am 22. September 1783 für 3.000 Gulden und weitere 12 Dukaten an den Lebküchner Johann Wolfgang Reiz. Der später als "unteres Haus" bezeichnete Anteil bleibt in ihrem Besitz.
1792/94: Mit dem Tod von Susanna Maria von Grünseisen am 9. Januar 1792 und Maria Magdalena von Grünseisen am 23. Juli 1794 fällt das "untere Haus" an Maria Magdalenas Tochter Henriette Christine Philippine von Uttenhofen geb. von Grünseisen (1753-1802), Ehefrau des württembergischen Grenadier-Hauptmanns Christoph Wilhelm von Uttenhofen (1743-1815)
1802: Nach dem Tod der Henriette Christine Philippine von Uttenhofen geb. von Grünseisen wird ihr Ehemann Christoph Wilhelm von Uttenhofen alleiniger Eigentümer des unteren Hauses.
1805: Johann Wolfgang Reiz verkauft am 6. Juni 1805 an den Hauptmann Christoph Wilhelm von Uttenhofen einen bisher von ihm besessenen Keller für 250 bar bezahlte Gulden.
1805: Johann Wolfgang Reiz verkauft am 27. Juni 1805 einen Anteil am oberen Haus (die obere oder 3. Etage, den 1. Dachboden, den 3. oberen Dachboden, den Pferdestall unter dem Haus, den ganzen hinteren Keller) für 1.500 Gulden an den Zollvisitator Christoph Majer. Vereinbart wird die gemeinschaftliche Nutzung des Hofbrunnens mit Reiz, der einen Hausanteil behält. Der Käufer darf den Schweine- und Hühnerstall nutzen, "jedoch ohne Incommodität des Verkäufers".
1807: Johann Wolfgang Reiz verkauft am 15. August 1807 für 250 Gulden den in seinem neu erbauten Hinterhaus ("Conditorei Bakhaus und Stallung") gelegenen Pferdestall für 250 Gulden an den Pflugwirt Johann Georg Happold.
1815: Der Freiherr Karl Friedrich Wilhelm von Uttenhofen erbt das untere Haus von seinem Vater, dem am 7. September 1815 verstorbenen Oberstwachtmeister Christoph Wilhelm von Uttenhofen
1816: Rosina Sibille Reiz und Friederica Sophie Reiz als Erben des Lebküchners Johann Wolfgang Reiz verkaufen am 28. Mai 1816 das Hinterhaus an der Schuppach, unter dem sich der Pflugwirt Happold gehörende Stall befindet, zusammen mit einem daran stoßenden Küchengärtlein für 1.000 Gulden an den Fuhrmann Johann Georg Eichel. Dieser verpflichtet sich zu verschiedenen Umbauten, u.a. betreffend das "Secret" (= Toilette) im oberen Boden. Nicht im Verkauf eingeschlossen sind der in der Küche eingemauerte Kessel sowie alles, "was zum Lebküchner Profeßions-Zeug und Geräthschaft gehört".
1817: Freiherr Karl Friedrich Wilhelm von Uttenhofen verzichtet am 12. März 1817 auf das ihm zustehende Nutzungsrecht an der "Sommerstube" auf der Mauer (heute Nebenhaus Am Schuppach 8) und das damit verbundene Durchgangsrecht durch den Hausanteil der Erben des Johann Wolfgang Reitz und bezahlt ein "Douceur" von 12 Gulden an diese. Er erhält im Gegenzug einen Anteil an der Tenne des Reiz'schen Hausanteils im mittleren Stock.
1817: Johann Georg Eichel verkauft sein im Jahr zuvor erworbenes Hinterhaus mit Küchengärtlein, einem unter der hinteren Stiege befindlichen Schweine- und Hühnerstall sowie allen zugehörigen Rechten am 1. Juli 1817 für 1.000 Gulden an den Bäcker Georg Peter Hannemann.
1817: Rosina Sibille Reiz und Friederica Sophie Reiz verkaufen ihre verbliebenen zwei Drittel am oberen Haus (die untere Etage nebst Küche, Keller und einem kleinen Kellerle, die mittlere Etage, den großen mittleren Dachboden, die Holzlege unter dem Küchendach, ein "Sommer Stüblen auf der Stadt-Mauer", ein Privet sowie den zugehörigen Anteil am Hof mit allen weiteren Rechten) am 9. Juni 1817 für 2.300 Gulden an den Bäcker Georg Peter Hannemann, dem bereits das Hinterhaus gehört. Die beiden Verkäuferinnen erhalten gegen eine Jahresmiete von 36 Gulden auf 10 Jahre "oder noch länger" ein Wohnrecht in der ganzen mittleren Etage des Hauses. Weiterhin dürfen sie das Sommerstüblein auf der Stadtmauer nutzen. Überdies "macht sich der Käufer anheischig", zur Bequemlichkeit der Damen in der mittleren Etage eine Küche und Stubenkammer einrichten zu lassen.
1825: Der Baron Karl Friedrich Wilhelm von Uttenhofen erwirbt bei einer Auktion am 8. Januar 1825 aus der Verlassenschaftsmasse des Zollbereiters Maier für 1.550 Gulden ein Drittel am oberen Haus (den großen Gewölbekeller, den oberen Stock, den unteren und den obersten Dachboden).
1826: Der halbe Anteil am als Stall genutzen Nebengebäude des oberen Hauses wird mit dem Gasthaus zum Pflug im Schuppach und seinen Nebengebäuden von Georg Happold an seinen Sohn Heinrich Happold verkauft bzw. als Heiratsgut übertragen.
1827: im Primärkataster als Besitzer genannt: Baron von Uttenhofen (unteres Haus); Georg Peter Hannemann, Bäcker (oberes Haus); Heinrich Happold, Bäcker und Pflugwirt (PKN 228a, Oekonomie-Gebäude, Stallung)
1834: Der Bauer Andreas Schüler aus Ilshofen kauft für seinen Sohn, den Bäcker Johann Friedrich Schüler, aus der am 17. Oktober, 21. November und 21. Dezember 1834 versteigerten Erbmasse der Witwe des Georg Peter Hannemann für 6.040 Gulden zwei Drittel des oberen Hauses mit Nebengebäuden. Der Besitz gilt je zur Hälfte als Eigentum Schülers und seiner Ehefrau.
1842: Nach dem Tod des Freiherrn Karl Friedrich Wilhelm von Uttenhofen verkaufen seine Erben seine Hausanteile (das ganze untere Haus, ein Drittel am oberen Haus, Nebengebäude, Hofraum) im Zuge einer Versteigerung am 31. Dezember 1842 für 8.400 Gulden an den Werkmeister Gottlob Friedrich Haag und seine Ehefrau.
1843: Johann Friedrich Schüler verkauft seinen Anteil von zwei Dritteln am oberen Haus (Räume im Parterre, im 2. Stock, im Nebenhaus, eine Holzlege, Anteil am Hof) inklusive Backgerechtigkeit am 14. Mai 1843 für 6.075 Gulden und 25 Gulden "Schlüsselgeld" an den neu angehenden Bürger und Bäcker Johann Leonhard Beetz, der als "Dareingabe" auch verschiedene Backutensilien und Möbel erhält. Beetz betreibt auch den offenbar von Schüler begonnenen Wein- und Branntweinausschank weiter (Konzession vom 26. Mai 1843).
1852: Die Witwe des Werkmeisters Gottlob Friedrich Haag verkauft ihren Anteil am Anwesen (das ganze untere Haus, ein Drittel am oberen Haus, Nebengebäude, Hofraum) am 31. Mai 1852 für 8.100 Gulden an den Buchhändler Wilhelm Nitzschke. Im Kaufvertrag sind auch die "Miethbewohner des Hauses" erwähnt, das demzufolge zumindest teilweise vermietet ist. 1849 hatte die Witwe Haag den obersten Stock des Hauses für jährlich 160 Gulden an den Prälaten Mehring vermietet (21/2096).
1852: Pflugwirt Heinrich Happold verkauft am 3. Juni 1852 für 300 Gulden seinen Anteil am als Stall genutzten Nebengebäude des oberen Hauses an den Bierbrauer Georg Michael Rück, der auch Besitzer des Anwesens PKN 235 (heute: Am Schuppach 5) ist.
1858: Georg Michael Rück verkauft am 27. Januar seinen Anteil an dem als Stall genutzten Nebengebäude zusammen mit dem heutigen Haus Am Schuppach 5 (PKN 235) für 11.200 Gulden an seinen Sohn Johann Georg Albrecht Rück. 333 Gulden des Kaufpreises entfallen auf den Stall. Der Kaufpreis wird durch Aufrechnung gegen Erbansprüche des Sohns für beglichen erklärt.
1860: Nach dem Tod von Johann Georg Albrecht Rück am 7. Juni 1860 fällt sein Anteil an dem als Stall genutzten Nebengebäude zusammen mit dem heutigen Haus Am Schuppach 5 (PKN 235) an seine Ehefrau und seinen 1859 geborenen Sohn Friedrich Georg Carl.
1862: Die Witwe des Johann Georg Albrecht Rück und der Pfleger ihres Kindes verkaufen am 2. November 1862 den Anteil an dem als Stall genutzten Nebengebäude zusammen mit dem heutigen Haus Am Schuppach 5 (PKN 235) für 14.000 Gulden an den Bierbrauer Julius Friedrich Unkel.
1862: Friedrich Unkel verkauft seinen Anteil an dem als Stall genutzten Nebengebäude zusammen mit dem heutigen Haus Am Schuppach 5 (PKN 235) am 5. August 1862 für 11.800 Gulden an Carl Kunz aus Weiler und seine Braut Caroline geb. Dittis.
1863: Der Buchhändler Wilhelm Nitzschke verkauft am 25. August 1863 seinen Anteil am Anwesen (das ganze untere Haus, die Stallung PKN 228a/b, die Remise mit feuerfester Wascheinrichtung, ein Hintergebäude mit Bedientenwohnung PKN 228c sowie 1/3 am oberen Haus, wozu ein Teil der Keller und der ganze erste Stock gehören) für 10.300 Gulden an den Uhrmacher Carl Kaiser und den Bäcker Johann Leonhard Beetz - der bereits zwei Drittel des oberen Hauses besitzt -, die es in gemeinschaftlichem Besitz halten, ohne eine Aufteilung vorzunehmen.
1864: Kaiser und Beetz verkaufen am 16. Februar 1864 für 5.800 Gulden ein Drittel des unteren Hauses an den Bauinspektor Emanuel Pflüger. Der Anteil umfasst den ganzen oberen Stock, zwei Gewölbekeller und einige Kammern auf dem ersten Dachboden. Der Kaufpreis soll innerhalb eines Vierteljahres bar bezahlt werden; die Hausmiete der "gegenwärtigen Miethbewohnerin" geht bis zur Bezahlung des Kaufpreises an Kaiser und Beetz.
1865: Nach dem Tod Kaisers fällt sein Anteil am Anwesen an seine Witwe Creszentia Kaiser geb. Schultes.
1866: Creszentia Kaiser und Johann Leonhard Beetz nehmen am 1. Februar 1866 eine Teilung des bislang gemeinsam besessenen Anwesens vor. Creszentia Kaiser erhält im unteren Haus ihre bisherige Wohnung im 2. Stock, den darunter (im EG) liegenden gewölbten Laden mit Kontor, die Holzlege unter der Treppe im unteren Stock und den bislang mit dem Mieter Buchhändler Egersdorf gemeinschaftlich genutzten Teil des Gewölbekellers. Der gesamte Rest des Anwesens geht an Beetz. Da dieser damit einen größeren Anteil als Crescentia Kaiser erhält, verzichtet er zum Ausgleich auf eine Forderung von 1.250 Gulden. Es werden detaillierte Regelungen zur Verteilung der Unterhaltslasten am Hauptgebäude verabredet.
1868: Crescentia Kaiser verkauft am 15. Mai 1868 ihren Anteil am unteren Haus für 3.950 Gulden an den Uhrmacher Silvester Burger aus Ilshofen.
1870: Silvester Burger verkauft seinen Anteil am unteren Haus am 12. Januar 1870 für 4.000 Gulden an den Kaufmann Theodor Zähringer aus Schönenbach bei Villingen.
1875: Bei einer Versteigerung erwirbt der Stadtbaumeister Christoph Kolb per Zuschlag vom 14. Oktober 1875 aus der Gantmasse (= Konkursmasse) des Kaufmanns Theodor Zähringer dessen Anteil am unteren Haus für 7.560 Mark.
1875: Johann Leonhard Beetz verkauft am 1. Dezember 1875 seinen Anteil am Anwesen (das gesamte obere Haus, ein Anteil am unteren Haus, Stallung 228a, Remise mit feuerfester Wascheinrichtung 228b, durch einen Gang mit dem Haupthaus verbundenes, zweistöckiges Wohnhaus mit Anbau an der Schuppach 228b, Hintergebäude mit Bedientenwohnung und Futterlege 228c, Hofraum), für 24.000 Mark an seinen Sohn, den Bäcker Georg Beetz. Vom Kaufpreis werden 5.000 Mark als Heiratsgut abgezogen. Das Eigentum geht auf Januar 1876 auf den Käufer über, der auf diesen Termin 4.000 Mark bar zu erlegen hat. Der Verkäufer und seine Ehefrau Catharina geb. Sommer behalten sich auf Lebenszeit ein Wohnrecht in verschiedenen Räumen des 2. Stocks vor. Georg Beetz übernimmt von seinem Vater auch den Ausschank von Wein, Branntwein und Obstmost (Konzession v. 15. Januar 1876).
1876: Christian Kolb verkauft seinen Anteil am unteren Haus am 22. September 1876 für 13.700 Mark an den Metzger Friedrich Bayerdörfer.
1882: Friedrich Bayerdörfer verkauft seinen Anteil am unteren Haus am 29. August 1882 für 13.700 Mark an den Metzger Georg Hammel aus Großhirschbach im Oberamt Öhringen, der diesen Besitz 1883 in seine Ehe mit Christiane geb. Rupp einbringt.
1890: Nach dem Tod des Carl Kunz geht sein Anteil an dem als Stall genutzten Nebengebäude zusammen mit dem heutigen Haus Am Schuppach 5 (PKN 235) in den Besitz seiner Witwe Karoline Kunz geb. Dittis über.
1892: Louise und Clara Pflüger (die Töchter des Emanuel Pflüger) kaufen am 10. September 1892 für 200 Mark von Bäcker Georg Beetz eine Fläche von 2,6 qm in der Remise Nr. 228b, zwecks Anlage einer gemauerten Senkgrube.
1898: Karoline Kunz geb. Dittis, die Witwe des Carl Kunz, übergibt den Anteil an dem als Stall genutzten Nebengebäude zusammen mit dem heutigen Haus Am Schuppach 5 (PKN 235) und weiteren Besitzungen als Heiratsgut an ihren Sohn, den Bierbrauer Wilhelm Kunz und dessen Braut Lina geb. Walter.
1899: Nach dem Tod des Georg Beetz am 28. Juni 1899 übernimmt dessen Witwe Ernestine Beetz den Hausanteil (das ganze obere Haus, Anteil am unteren Haus, Nebengebäude und Hof), die Bäckerei und die Schankwirtschaft (Konzession vom 15. Juli 1899).
1917: Nach dem Tod der Witwe Ernestine Beetz am 25. März 1917 fällt ihr Hausanteil an ihre drei Kinder, von denen die ledige Tochter Lina zunächst den Betrieb der Schankwirtschaft fortsetzt. Nach der Rückkehr des Bruders Wilhelm Beetz aus dem Ersten Weltkrieg übernimmt dieser 1920 Bäckerei und Schankwirtschaft.
1923: Nach dem Tod von Wilhelm Beetz am 27. November 1923 werden Bäckerei und Schankwirtschaft von dessen Witwe Martha Beetz geb. Kümmerer weiter geführt, an die auch das Eigentum am Beetz'schen Hausanteil fällt.
1924: Der Gemeinderat genehmigt am 23. Juli 1924 den Kauf des Hausanteils der Geschwister Pflüger (der obere Stock, zwei Gewölbekeller und einige Kammern auf dem ersten Dachboden) durch das Hospital zum Heiligen Geist. Die Räumlichkeiten werden in der Folge zumindest teilweise vermietet, den Verkäuferinnen wird ein Wohnrecht auf Lebenszeit eingeräumt.
1927: Durch seine Eheschließung (10. Dezember 1927) mit Martha Beetz geb. Kümmerer, der Witwe des Bäckers Wilhelm Beetz, wird Karl Kieß, Wirt des benachbarten "Goldenen Adlers"., Miteigentümer des seiner nunmehrigen Frau gehörenden, ehemaligen Beetz'schen Hausanteils (das ganze obere Haus, Anteil am unteren Haus, Nebengebäude und Hof). Bäckerei und Weinwirtschaft werden an Robert Beetz, dem Bruder von Wilhelm Beetz, verpachtet (Konzesssion vom 17. November 1927).
1939: Die Hospitalverwaltung erwirbt zufolge eines Kaufvertrags vom 19. Januar 1939 für 30.300 Reichsmark von der Hotelierswitwe Martha Kieß den früher Beetz'schen Anteil am Anwesen Am Markt 12, zu dem u.a. das ganze obere Haus und das Hinterhaus ("Sommerhaus") Am Schuppach 8 gehören. In diesem Zusammenhang wird auch die Schankwirtschaft des bisherigen Pächters Robert Beetz eingestellt.
1940: Der Bierbrauereibesitzer Wilhelm Kunz verkauft gemäß einer Vereinbarung mit Bürgermeister Prinzing die ihm gehörenden Anteile am Hinterhaus Am Schuppach 8 (Stallanbau) zum Preis von 1.000 Reichsmark an die Stadt Schwäbisch Hall bzw. an das Hospital zum Heiligen Geist. Die Stadt lässt in der Folge umfangreiche Umbau- und Abbrucharbeiten vornehmen, um einen "Ratskeller" einzurichten, die jedoch durch den Krieg nicht beendet werden können. Stattdessen werden die Räumlichkeiten an die SA-Standarte, Behörden und Privatpersonen vergeben bzw. vermietet, ab Februar 1944 an die Bausparkasse.
1945: Der "Ratskeller" wird am 27. Juni 1945 durch die Besatzungsmacht beschlagnahmt und anfangs als Offizierskasino der amerikanischen Besatzungstruppen, später als "GYA House" bzw. "Haus der Jugend" (Jugendprogramm der US Army) und "Imbißstube" genutzt. Teilweise sind auch Schulen hier untergebracht, deren Räume für Besatzungszwecke beschlagnahmt wurden.
1951: Der "Ratskeller" wird auf 1. November 1951 von der Besatzungsmacht an die Stadt Schwäbisch Hall zurückgegeben.
1952: Mit dem Beginn der Verpachtung des "Ratskellers" auf 1. Mai 1952 beginnt die Nutzung des Gebäudes als Gastwirtschaft.
1969: Johann und Anna Offenhäuser verkaufen ihren Anteil am Anwesen Am Markt 12 am 21. Mai 1969 für 175.000 DM an das Hospital zum Heiligen Geist. Damit ist die Stadt bzw. das Hospital nunmehr alleiniger Eigentümer des Gebäudes.
In den Adressbüchern genannte Besitzer und Bewohner
1886: Als Besitzer genannt: Georg Beetz, Bäcker und Wirt; Georg Hammel, Metzger
Mieter/ Mitbewohner: Emanuel Pflüger, Baurat a.D.; Johann Beetz, Privatier; Gottlob Enßle, Kanzleiassistent bei der königlichen Staatsanwaltschaft; Georg Kugel, Landesgefängnis Aufseher; Emilie Neuffer, Dekanswitwe; Thusnelde Welsch, Pfarrerswitwe
1890: Als Besitzer genannt: Georg Beetz, Bäcker und Wirt; Georg Hammel, Metzger; Emanuel Pflüger, Baurat a.D.
Mieter/ Mitbewohner: Johann Beetz, Privatier; Friedrich Scheu, Verwaltungsassistent; Friedrich Scholl, pensionierter Schulleiter; Thusnelde Welsch, Pfarrerswitwe
1894: Als Besitzer genannt: Georg Beetz, Bäcker und Wirt; Georg Hammel, Metzger; Fräulein Klara Pflüger, Fräulein Luise Pflüger
Mieter/ Mitbewohner: Beetz, Privatierswitwe; Johann Jäger, Straßenmeister; Fräulein Rosine Jäger; Albert Ott, Privatier; Gottlob Röhm, Lakier; Max Rothmaier, Buchhalter im königlichen Landesgefängnis; David Walter, Professur-Kandidat
1901: Als Besitzer genannt: Georg Hammel, Metzger; Luise Pflüger; Clara Pflüger; Ernestine Beetz, Bäckerei
Mieter/ Mitbewohner: Gottlieb Ebert, Kopist; Albert Ott, Buchhalter; Dr. Professor Franz Hack; Johann Jäger, Staatsstraßenmeister; Rosine Jäger
1906: Als Besitzer genannt: Fräulein Luise und Klara Pflüger; Ernestine Beetz, Bäckerei und Weinwirtschaft; Georg Hammel, Metzgermeister
Mieter/ Mitbewohner: Gottlieb Ebert, Landgerichtskopist; Gustav Atz, Verwaltungskandidat; Ludwig Wagner, Kopist; Friederike Müller, Nähterin; Albert Ott, Privatier
1910: Als Besitzer genannt: Georg Hammel, Metzger; Luise Pflüger, Privatiere; Klara Pflüger, Privatiere; Ernestine Beetz, Bäckerei und Wirtschaft
Mieter/ Mitbewohner: Charlotte Kohler, Privatiere; Ludwig Wagner, Kanzlist; Richard Hermann-Spittler, Kaufmann; Eduard Kümmerlen, Privatier
1920: Als Besitzer genannt: Eugen Hammel, Metzgermeister; Luise Pflüger, Privatierin; Klara Pflüger, Privatierin; Wilhelm Beetz, Bäckermeister und Wirt
Mieter/ Mitbewohner: Georg Hammel, Privatier; Robert Ludwig Wagner, Oberkanzlist; Eduard Kümmerlen, Privatier; Lina Beetz, Privatierin, Emmy Beetz, Verkäuferin; Erwin Eberhardt Feldmesser
1928: Als Besitzer genannt: Eugen Hammel, Metzgermeister, Metzgerei und Laden; (Hospitalverwaltung Hall, nicht im Haus ansässig; Martha Kieß, Hotelbesitzersgattin, nicht im Haus wohnhaft)
Mieter/ Mitbewohner: Dr. med. Wilhelm Dürr, Chirurg und Frauenarzt; Robert Beetz, Bäckermeister, Bäckerei und Wirtschaft; Emilie Beetz, Verkäuferin; Friedrich Lauth, Spitalmeister a.D.; Otto Breyer, Elektromeister; Karl Deeg, Kaufmann
1932: Als Besitzer genannt: Eugen Hammel, Metzgermeister, Metzgerei und Laden; (Hospitalverwaltung Hall, nicht im Haus ansässig; Martha Kieß, Hotelbesitzersgattin, nicht im Haus wohnhaft)
Mieter/ Mitbewohner: Dr. med. Wilhelm Dürr, Chirurg und Frauenarzt; Robert Beetz, Bäckermeister, Bäckerei und Wirtschaft; Emilie Beetz, Verkäuferin; Marta Beetz; Marie Lauth, Hausmeisterswitwe; Friedrich Waldmann, Vermessungstechniker
1938: Als Besitzer genannt: -
Mieter/ Mitbewohner: Marta Kieß, Witwe; Johann Offenhäuser, Metzgerei; Josef Bachhuber, Metzger; Robert Beetz, Bäckerei; Emilie Beetz; Dr. med. Wilhelm Dürr, Chirurg und Frauenarzt, Chefarzt an der Diakonissenanstalt; Eugen Hammel, Metzgermeister; Frida Hasel, Hausgehilfin; Marta Heller, Hausgehilfin; Friedrich Hellriegel, Steuerinspektor; Lina Kern, Hausgehilfin; Emma Messer, Hausgehilfin; Hedwig Rombach, Hausgehilfin
1956: Als Besitzer genannt: -
Mieter/ Mitbewohner: Hotel-Restaurant Ratskeller, Ludwig Keck; Elisabeth Köhler, Hausfrau; Ernst Köhler, städtisch Angestellter; Anna Offenhäußer, Hausfrau; Erich Offenhäußer, Metzger; Johann Offenhäußer, Metzgermeister, Metzgerei
Haustafel
Der große steinerne Komplex gehörte im 16. Jahrhundert der reichen Familie Büschler. Hier übernachtete Kaiser Karl V., als er als oberster Dienstherr auch seiner Reichsstadt Hall einen Besuch abstattete. Im Innern haben sich viele der historischen Ausstattungsstücke erhalten. Der östliche Giebelanbau, notwendig für die Nutzung als Hotel, kann als gelungene moderne Zutat der 1970er Jahre gelten.
Befunde aus Bauforschung
Bei Grabungen für den Hausanschluss der Fernwärmeleitung wurde im Hinterhof etwa 90 cm unter heutigem Bodenniveau eine Kulturschicht des 13. Jh. ergraben. U.a. wurden Fragmente der sog. "Schwäbischen Feinware" geboren, einer qualitätvollen Keramik in gelber Farbe mit roter Gitternetzbemalung, die in der Regel auf hochherrschaftliche Siedlungsbereiche hinweist. Mit einem großflächig erhaltenen, mindestens bis in das 13. Jh. zurückgehenden archäologischen Schichtenaufbau kann gerechnet werden. Fundamente von 1827 noch vorh. Nebengebäude am NW-Rand des Hinterhofs. Vor dem Haus im Bereich der Gymnasiumstraße Reste der Zwingermauer der Stadtbefestigung sowie gemauerte Wasserleitung (S26/142).
Keller aus dem 13. und 16./17. Jahrhundert. (StadtA Schwäb. Hall BF 142)
(Ratskeller) Ausgebaute Deckenbalken (im Bauhof HBA) dendrochronologisch datiert auf 1242. (BF Lohrum/Bleyer)
Befunde bei Umbau- und Renovierungsarbeiten 1976: Im 2. Obergeschoss Fachwerkwand mit Rankendekoration, ebenso romanischer Fensterpfeiler in der Küche EG, bemalte Holzdecke im EG, dort auch renaissancezeitliche Malereien mit Ranken-, Blätter- und Blumenmustern - dabei eine Fensterumrandung - freigelegt. Befunde wurden teilweise restauriert und freigelegt (Bauakten).
An mehreren Stellen des Hauses sind ganz oder teilweise romanische Fenster und Fenstergewände, teils mit Diamantbossen, erhalten. Hofpforte mit hochgotischer Blättermaske (Gradmann).
Befunde aus Bauakten
(soweit nicht anders angegeben Angaben aus Bauakten, Baurechtsamt)
1807: Der Lebküchner Johann Wolfgang Reiz hat ein Hinterhaus zum Schuppach als "Conditorei Bakhaus und Stallung" neu erbauen lassen (laut Kaufbuch 1807-09, Bl. 70R). Im Zuge des Verkaufs des im EG gelegenen Pferdestalls an Pflugwirt Johann Georg Happold werden einige kleine bauliche Veränderungen vorgenommen (Vermauerung einer Tür, die aus dem Stall in den Hof des Reiz'schen Anwesens führt).
1818: Karl Friedrich Wilhelm von Uttenhofen und seine Frau lassen eine Kammer und ein Kabinett einrichten und ein neues Fenster auf die Straße brechen, "auf dem Plaz wo vor Alters eine Thür auf den Kirchhof über die Brücke ging" (S01/206)
1844: Die "Bedienten Wohnung mit Futterlege" (PKN 228c) wird durch eine neu gebaute Remise ersetzt (laut Kaufbuch 7, Bl. 72R)
1844: Im Zusammenhang mit einer Vermietung des Obersten Stocks im Unteren Haus durch die Witwe Haag an den Prälaten Mehring werden mehrere Räume wieder hergestellt und neu gestrichen (21/2096).
1852: Buchhändler Nitzschke will im Parterre seines Hausanteils einen Laden einrichten, weswegen ein Augenschein durchgeführt wird. Der Gemeinderat hat gegen dieses Vorhaben nichts einzuwenden (umgesetzt 1855 - 21/2096).
1852: Nitzschke will das bisherige, sogenannte Bibliothekszimmer in seinem Hausanteil in eine Küche umbauen lassen. Hierzu müssen u.a. ein steinerner Fußboden verlegt, die Wand feuerfest gemacht und der "alte Vorkamin" abgebrochen werden. Ebenso will er das Schlafzimmer seiner Kinder beheizbar machen (21/2096).
1855: Nitzschke lässt das Erdgeschoss des von ihm erworbenen unteren Hauses (zum "Adler" hin) umbauen. Der zum "Adler" hin gelegene, links des Hausflurs gelegene Raum mit Gewölbedecke wird zu einem "Geschäftslokal, in den beiden rechts des Flurs liegenden Räumen werden zum Markt hin ein "Comptoir" (Kontor) mit Windofen und zum Hinterhof hin ein "Paklokal" eingerichtet. Darüber hinaus entstehen zwei große, oben rund abgeschlossene Fenster, zwei kleinere (blinde, d.h. nicht durch die Mauer durchgebrochene, nur dekorative) Fenster und eine rundbogige Tür (große Fenster und Türbogen noch heute erhalten).
1876: Der Metzger Friedrich Bayerdörfer sucht um die Genehmigung zur Einrichtung einer Schlächterei in seinem Hausanteil nach, zieht den Antrag jedoch wieder zurück und richtet nun im früheren "Comptoir" und Packlokal im Erdgeschoss des unteren Hauses eine Wurstküche ein. Die Mitbesitzer des Hauses hatten gegen das Vorhaben protestiert, da sie durch das Vorhaben eine erhebliche Schädigung ihres Eigentums z.B. durch Schmutz, Abwasser, Geruchsbelästigung und Gefährdung ihrer Gesundheit.befürchten (auch 21/2096).
1882: Nachdem starke Rauchentwicklung die Befürchtung ausgelöst hat, das Haus brenne, wird Metzger Bayerdörffer angewiesen, den Rauchabzug aus seiner Wurstküche und Räucherkammer zu verbessern (21/2096).
1885: Metzger Georg Hammel verlegt den Verkaufsraum seiner Metzgerei im Erdgeschoss des unteren Hauses auf die andere Seite des Ladeneingangs und lässt eine Tür anbringen, die aus der (zum Hinterhof gelegenen) Wurstküche in den gemeinschaftlich mit den Mithausbesitzern besessenen Hausgang führt. Der Gewölberaum links des Flurs im Erdgeschoss dient in der Folge als Wohnung (auch 21/2096).
1893: Die Fräulein Pflüger lassen in ihrem Hausanteil einen neuen Abtritt mit Öffnung in den Stall im Erdgeschoss einbauen (auch 21/2096).
1908: Der Metzger Georg Hammel lässt im Hof hinter seinem Anteil im unteren Haus an Stelle eines früheren Anbaus ein knapp 4 m breites und maximal 7 m langes, zweistöckiges Hinterhaus Nr. 12a bauen, das im Erdgeschoss eine Wurstküche und im Obergeschoss ein Zimmer und eine Magdkammer enthält. Es stößt nach Norden an eine der Witwe Beetz gehörende Holzremise an.
1909: Clara und Luise Pflüger lassen in ihrem Hausanteil einen neuen 20 x 20 cm großen Küchenkamin erstellen.
1914: Metzgermeister Eugen Hammel und die Bäckerswitwe Martha Beetz lassen einen neuen gemeinsamen Kamin für ihre jeweiligen Hausanteile erstellen.
1925: In den hospitalischen sowie den Beetz'schen und Hammel'schen Hausanteilen werden verschiedene kleinere bauliche Veränderungen, insbesondere der Ein- bzw. Neubau verschiedener Kamine und Öfen, durchgeführt.
1927: Die Bäckerswitwe Martha Beetz lässt in ihrem Hausanteil ein Schaufenster an Stelle eines gewöhnlichen Fensters in ihrem Verkaufsraum einbauen, ebenso im Hinterhaus (Am Schuppach 8) einen Bäckerei-Backofen im ersten Stock des Hauses.
1928: Im Hofraum des Anwesens sind eine Reihe von Anständen zu beheben. Die Abwässer werden bisher noch in offenen Kandeln über den Hof geleitet, ebenso wird der Kericht nicht ordnungsgemäß in Mülleimern zur Abfuhr vor das Haus gestellt. Für die durch den Bäcker Betz praktizierte Haltung von Schweinen fehlt eine "ordnungsmässige Dunglege". Ein baufälliger Schuppen am Hinterhaus Am Schuppach 8 soll abgerissen oder instand gesetzt werden.
1931: Durch einen vermutlich durch einen Defekt der Gasheizung ausgelösten Zimmerbrand am 4. Dezember 1931 in der Wohnung des Dr. Wilhelm Dürr entsteht geringer Sachschaden (21/1462).
1934: Vermutlich erfolgt eine Neueindeckung des Daches (H04/3096).
1937: Im Juli 1937 legen sechs Schüler der Maurerfachschule Comburg mehrere romanische Biforien im unteren, an den "Adler" grenzenden Hausteil frei (Hommel: Adelsstadt).
1939: Nach dem Erwerb des früher Beetz'schen Anteils am oberen Haus lässt die Stadt Instandsetzungsarbeiten durchführen, die bis Juni 1939 abgeschlossen sein sollen (Konzessionsakten).
1940: Die Hintergebäude Am Markt 12/2, 12/2a und 12/2b werden im Zuge der Umbau- und Renovierungsarbeiten zwecks Einrichtung eines Ratskellers durch die Stadt abgebrochen, ein Teil des Gebäudes 12/2a (Hinterhaus zum Schuppach, früherer Stall) bleibt offenbar als Waschküche stehen.
1941: Die Anliegerbeitragsbescheide für den Anschluss der Häuser an die Kanalisation werden ausgefertigt.
1941: Weitere Umbau- und Renovierungsarbeiten am Hauptgebäude, in deren Verlauf im Erdgeschoss "die vorhandene alte Halle mit altem Deckengebälk, alten Malereien usf. wieder hergestellt" wird. Das "Sommerhaus" im Hof (Am Schuppach 8) wird ebenfalls renoviert und umgebaut, um eine Pächterwohnung aufzunehmen. Die Bauarbeiten können aufgrund des Kriegs offenbar nicht fertiggestellt werden (Konzessionsakten).
1940: Die Bildhauerarbeiten für eine "Stehplastik am Portal" (Büschler-Statue), für eine geschnitzte Türe und verschiedene Bildhauerarbeiten in Holz werden für 2.500 RM an den Bildhauer Karl Eisele, Stuttgart, vergeben, die Wandmalereien (Siederstanz, Salzsiederei, Empfang Karls V.) sowie Bemalungen der Deckenbalken nach alten Mustern soll der Kunstmaler Josef Braun, Stuttgart, für 2.700 RM anfertigen (bis Mai 1941 fertig gestellt). Die Herstellung und Lieferung der Fenster in Bleiverglasung und Bemalung übernimmt für 3.000 RM die Firma Emil Gaisser, Stuttgart, die wiederum den Kunstmaler Albert Klaiber (Stuttgart) mit der Anfertigung der Glasmalereien und Wappen beauftragt (bis 1943 fertig gestellt). Eine Reihe von Kunstschmiede- und Schlosserarbeiten (u.a.Geländer am Eingang) fertigt ab 1941 der Kunstschmied Emil Schmidt jun. an (21/1759).
1944: Der Metzger Johann Offenhäuser lässt in dem direkt hinter seinem Hausanteil gelegenen Anbau Am Markt 12a einen Fettabscheider einbauen.
1951: Der Metzger Johann Offenhäuser lässt im Durchgang zwischen seinem und dem hospitalischen Hausanteil eine vergrößerte Kühlanlage einbauen.
1951/52: Die Hospitalverwaltung lässt den offenbar als Waschküche genutzten Rest des zum Schuppach gelegenen Hinterhauses Am Markt 12/2 abbrechen und durch ein "Garagenhaus" ersetzen. Es enthält in zwei Etagen je vier Parkplätze, die vom Schuppach und vom Hinterhof des "Ratskellers" aus zugänglich sind. Im Dachgeschoss entsteht zusätzlich eine Wohnung. Das Gebäude wird im historisierenden Stil unter Verwendung von Fachwerk und unter Einbeziehung der alten Hofummauerung erstellt.
1952: Behebung von Kriegsschäden am Portal durch den Bildhauer Carl Eisele (21/1759)
1955: Sowohl auf der Straßen- als auf der Hofseite werden im Bereich des 3. Stocks - zum Hof auch in der darüber liegenden 1. Bühne - Dachgauben eingebaut.
1957/58: Weiterer Ausbau des Dachstocks, um das staatliche Sonderbauamt unterzubringen (35/17129).
1958: Der "Ratskeller" erhält eine Warmwasser-Zentralheizung mit Ölbefeuerung und einen neuen Heizungsschornstein. Im Dachgeschoss werden Büroräume eingebaut, im Hof ein Öllagerbehälter.
1970/1971: Abbruch des benachbarten Hauses Liebhardt (Am Markt 13), an dessen Stelle ein moderner Anbau an das Hotel mit Eingangsbereich, Restaurant und Schwimmbad errichtet wird.
1975/76: Umfangreiche Sanierung, u.a. Einbau eines Lokals im Kellerbereich, zahlreiche Umbauten und Veränderungen im gesamten Gebäude und im Nebenhaus Am Schuppach 8 (Planungen ab 1972, mehrfache Änderungen).
1990: Planung umfangreicher Sanierungs- und Umbauarbeiten: Bau einer "Hotelvorfahrt" mit Brunnenanlage, Umbau und Renovierung der Hotelzimmer, des Kellerlokals, der Hotelhalle und der Küche, Umnutzung des Hofes zu einer Gartenwirtschaft, Überdeckelung des Schwimmbads im modernen Anbau (Nr. 13) zur Nutzung als Fitnessraum.Die Pläne werden jedoch nicht umgesetzt. 1991 entschließt man sich aus Kostengründen, lediglich "Schönheitsreparaturen" am Gebäude durchzuführen (auch HT).
2009: Neugestaltung der Außenanlagen zum Marktplatz (Anlage von Stufen, um Außenbewirtschaftung möglich zu machen), Renovierung des Hinterhauses Am Schuppach 8.
Beschreibungen
Historische Beschreibungen
1406: „...daß Hauß und Hofraithin ahn dem Obern Marckht an Ruedinger Kysers Hauß gelegen, mit seiner Zugehörung, gült jherlich der Veldnerin Capelle uff Michaelis viii lb. hlr.“ (nach 4/650, Bl. 537a)
1505: „...seine Behausungen und Hofraitin mitsampt den zway Außgangen nemlich der ain in die Cappellen der Schuppach und d[ie] andere in die Cappelle Feldnerin genannt uff Sannt Michaels Kirchhof mit allen Zugehörungen und Rechten, hie zu Hall in der Statt ob dem Vischmarckht zwischen weylend Michael Sennften und Cunrat Buschlers beider seligen Erben Häusern gelegen."
1611: Die Erben des Balthasar Moser von Filseck d.Ä. und seiner Frau Barbara Seutter haben sich „ainhelliglich dahin miteinander verglichen und vereinbarth, daß nachdem ehrnbesagte ihr und ihrer Pflegkinder Frau Muetter seelig zu ihren Lebzeitten verlassen, daß nach ihrem Ableben ihre Behaußung uff dem Marckht sampt dem Hoff, Scheuren und Neben Gebeuen darbei höcher nicht alß umb drey tausendt Gulden under ihren Kindern verlöst unnd im Geschlecht verbleiben soll, alß haben sie demselben gehorsamblich nachgesetzt, unnd bemelte Behausung dergestalt verloset, daß wessen Loß unnd Zettel ahm erbsten [= ersten] herauserkompt, der und dessen Kinder, (außgenommen die Kindteskinder) sollen solche Behaußung umb die 3000 fl ahnnemmen und die Tag ihres Lebens zubesitzen Macht haben... undt sollen nit zwo, sonder nur ain Haußhalttung darinnen sein, und alles im Hauße vertheit werden.“
1686: „Ein große Seyfferheldische Wohn-Behaußung, uff dem Marckh, zw. H. Johann Sebastian Virnhaber, deß Inneren Rahts seel. Frau Wittib, und dem Adlerwürthshauß gelegen, sambt allen Zue- und Angehörungen, wie auch der Güllt uf Jörg Schultheißen Gueth in Weckhrieden, welche jährlich zue rechter Herrngült reichet 15 ß Wießgeldt, 2 Sch. Korn. 1 Scheff. Dinckhel, 2 Sch. Haber, 50 Ayer, 3 Käeß, 1 Faßnachthun, 2 Herbßthüner und 3 ß Vordienst, solang es den Herrn gefällig, stehet zu einem Haupt und allen Rechten, und gibt den 20sten zu Handtlohn, ist allein angeschlagen [auf] 203 fl, wie nicht weniger 100 fl Capital, so obermelter Schultheißin jährl., und zwar 80 fl uf Ostern und 20 fl uf Michaelis verzinßet, dahingegen hatt ein jeder Possessor dißes Haußes jährlichen uf Trium Regum [= Dreikönig, 6. Januar] 15 fl unter haußarmen Leuth auszutheilen, uff Maß und Weiß, wie solches deß wohlseel. Herrn Stättmeisters Disposition buchstäblich mit sich führet.“
1753: „Ein groß steinern Hauß am Marckt ober der Adlerwürthschafft, und unter dem Pfleeger Hartmännischen Hauß der St. Mich. Kirchen gegen über, samt einer dahinter gelegenen Scheuer, Stallung, Neben-Gebäu und Höflein, samt allen Rechten und andern Zugehörden, pflichtmäßig angeschlagen pro 6000 fl [...] Innhalt Stättmeister Seifferheldischen Theilungs Libelli sollte der jedesmalige Possessor dieses Haußes alljährlich 15 fl alß eine Stiftung unter die Armen austheilen.“
1783 (Verkauf an Johann Wolfgang Reiz): „...folgenden Theil von ihrer bishero ruhig besessenen - zw. Frau Oberland-Umgelter Hartmännin und Herr Adlerwirth Meißner auf dem Marck - der Michaelis Kirch zur rechten Hand gelegenen gültfreyen Behaußung, und zwar denjenigen Theil so von dem Ober-Land-Umgelder Hartmänn. Hauß anfängt und im folgenden besteht, als:
1.) In dem untern Stockwerck worzu 1n Stuben 2 grose und 2 kleine Kammern 1 Küchen der Laden, und sämtl. unter diesem Stock befindl. Stallung gehörig,
2.) Im 2ten Stockwerck worinnen 2 Stuben 2 grose und 2 kleine Kammern befindl., dann
3.) Im 3ten Stockwerck welches 2 Stuben 1 grose und 1 kleine Kammer, 1 Küchen, dann die Helfte vom innern und ausern Saal umschleußt, und zwar also daß die steinerne Schiferblatten hiebey noch auf Käufer. Seite fällt.
4.) In drey Böden übereinander, so wie es der Durchschnitt des ganzen Haußes ausweißt.
5.) In zwey grosen Kellern nebeneinander davon den einen die Frau Geheime Majerin innenhat, sambt denen darinn befindl. Lagerhölzern und 6 Blöcklein, zu welchen Keller aber der Eingang durch die Küche über den Hof hinüber, und durch die hintere Haußthür der Frau und Fräulein Verkäuferin vor beständig gestattet werden muß, dann in einem kleinen Kellerlein unterhalb dem Laden.
6.) In dem hintern Anbau,welcher an die Küchen anstoset, samt der darunter befindlichen 2 Stallung.
7.) Dem halben Hof, so weit das Gärtlein gehet, und das darinn befindl. Gärtlein auf des Herrn Käufers Seiten fallet.
8.) Dem gemeinschaftl. Gebrauch des Hofbronnens, der daher auch gemeinschaftl. erhalten werden mus.
9.) In den ebenmäsig gemeinschaftl. Gebrauch und Erhaltung des Sommerstüblens auf der letzt Mauer, jedoch mit dem expressen Vorbehalt, daß keine Magd von der Frau und Fräulein Verkäuferin dahin sich begeben darf. Im übrigen bleibt auch
10.) der Steeg auf den Kirchhof hinüber und deßen Erhaltung gemeinschaftl., solang nämlich jemand von der Famille der Frau und Fräulein Verkäuferin das Haus besizen wird. Im Übrigen soll
11.) die Abtheil. des Haußes und des Hofes auf gemeinschaftl. Kosten vorgenommen werden, worbey zwar
12.) Frau und Fräulein Verkäuferin der hintere Einfuhr des Zugladens und dann des Plazes, wo gegenwärtig die Chaise stehet, sich vor selbig ferners bedienen darf, jedoch aber ein solches solang bis Käufer einen andern Eingang in Keller zum tägl. Gebrauch wird ausfindig gemacht haben.“
1805 (Anteil des Christoph Majer): „Die obere oder 3te Etag nunfolgendes von seiner Behausung, bestehend in 2 Zimmern und einer grosen hellen Küchen vornen gegen den Markt, in 1 Stuben und 1 Stubenkammer und einer Kammer hinten gegen den Graben, nebst einem Tennen und Kloak, deßen Rohr aber Käufer allein zu erhalten hat, dem ersten Boden nebst denen auf dem selben befindlichen 2 Kammern, wie auch den 3ten oberen Boden, und ist das Dach gemeinschaftlich zu erhalten. Dem Pferdestall unter dem Hause und der daran stosenden 3 Heu und Stroh-Bödelen, der Holzlege darunter, dem benötigten Miststätteplaze und die freie Ein- und Ausfuhr, weswegen aber die darüber gehende Dohle Käufer ohne Beitrag des Verkäufers zu erhalten hat. Den ganzen hintern Keller unter dem Stalle in welchen der Eingang durch die Küche über den Hof zu Herrn Hauptmann von Uttenhofen hinein gehet mit allen Recht und Gerechtigkeiten; hingegen behält sich den an ebenged. grosen Keller anstosenden kleinen Keller, welcher gleichen Eingang hat, Verkäufer bevor. Dem gemeinschaftlichen Gebrauch des Hofbronnens, daher auch diesen beide Theile gemeinschaftlich zu erhalten haben.[...] ferner wurde von den Contrahirenden Teilen folgende Bedingungen festgesezt. 1. darf Käufer des Schwein- und Hünerstalles sich bedienen, jedoch ohne Incomod[ität] des Verkäufers und ist Käufer, wie sich von selbst versteht, schuldig und verbunden, das durch Gebrauch beschädigte wieder zu reparirn und zu verbeßern.“
1825 (An den Baron v. Uttenhofen verkaufter Anteil des Christoph Peter Majer): „Den 3ten Theil an einer dreistokigten Behaußung an der Straße wovon Herr Käufer [Baron von Uttenhofen] bereits 1/3 und Bäkermeister Hannemann 1/3 besizt, und zwar der obere Stok. Zu dießem Hauß Antheil gehören folgende Bestandtheile: 2 Zimmer und eine große Halle, Küche vornen gegen de nMarkt, eine Stuben und eine Stubenkammer und eine Kammer hinten gegen den Graben, nebst einem Tennen und Cloak, deßen Rohr aber Herr Käufer allein zu erhalten hat, der erste Boden nebst denen auf demselben befindlichen 2 Kammern, wie auch der dritte obere Boden und ist das Dach gemeinschaftlich zu erhalten. Der Pferdstall unter dem Hauße und die daranstoßende 2 Heu und Strohbödelen, die Holzlege darunter, der benöthigte Miststätten Plaz und die freye Ein- und Ausfuhr, weswegen aber die darüber führende Dohle Herr Käufer allein zu erhalten hat. Der ganze hintere Keller unter dem Stalle, in welchen der Eingang durch die Küche des Bäkermeisters Hannemann, über den Hof zu des Herrn Käufers hintere Haußthür hineingehet mit allen Rechten und Gerechtigkeiten, hingegen gehört der an ebengedachten großen Keller anstoßende kleine Keller dem Bäkermeister Hannemann, welcher gleichen Eingang hat. Der gemeinschaftliche Gebrauch des Hofbronnens, daher auch dieser gemeinschaftl. zu erhalten ist.“
1827: PKN 228: Wohnhaus mit 32,5 Ruten und 22,4 Ruten, insgesamt 1/8 Morgen, 16,9 Ruten und Stallung mit 6,8 Ruten, Remise 4,6, Heuböden samt Anbau 6,3 und Hof mit 21 Ruten Fläche
1827: PKN 228a: das hintere Wohnhaus Schuppachsgasse mit 12 Ruten, Anbau samt Backhaus 1,4, Oek.Gebäude s. Stallung 3,9 und Hof 5,3 Ruten, insgesamt 22,6 Ruten Fläche
1834 (an J. F. Schüler verkaufter Anteil des G. P. Hannemann): „Einen Antheil an einem dreystökigten Wohnhauß am Markt bestehend in Parterre 2 Stuben, 2 Stubenkammern, 1 Küche, 1 Knechtskammer, 1 Laden im 2ten Stok 2 Stuben, 1 [...], 1 Küche, 2 große und 1 kleine Kammer. 1 großer und kleiner Keller. Ein Nebenhauß mit 1 Wohnstube und Kammer, 1 Bakstube und Bakofen, 1 Küche, 2 Böden mit 2 Kammern, 1 Anbau und 1 Holzlege. Der Hof und 1 Bronnen mit H. Baron v. Uttenhofen gemeinschaftlich. [...] die Bakgerechtigkeit. Herr Baron v. Uttenhofen besizt die andern Theile des Haußes und Pflugwirth Happold ein Drittheil am Nebenhauß, bestehend in dem darunter befindlichen Pferdestall. 1 Sommerstübchen [gestrichen]. s.c.v. Privet.“
Güterbuch um 1840:
[1. Anteil des Freiherrn von Uttenhofen um 1840:]
"Gebäude 32,2 Rthn VIII 228: Ein dreistokigtes ganz steinernes Wohnhaus auf dem Markt neben Adlerwirth Bühl und Bek Schüler, mit dem Haus des Lezteren ganz zusammenhängend und unter einem Dach. Unter diesem Haus befinden sich 2 großes Gewölbe, welche nicht in der Brandversicherung liegen. ... Gebäude 1/3 am 22,4 Rthn VIII 228 Einem 3stokigten Wohnhaus, welches mit dem vorbeschriebenen Gebäude unter einem Dach steht, wozu gehört: Der große gewölbte Keller mit Vorkeller, welcher bis an das Seifensieder Holchsche Haus sich hinzieht, mit Ausnahme des verschlagenen Raums, welcher dem Bek Schüler zusteht. Der ganze obere Stok. Der untere u. der oberste Dachboden. mit dem Recht des Durchgangs durch die Schülersche Küche in den Hof. ... Gebäude 6,8 Rthn VIII 228a Stallung hinter dem Hof, gegen den Schuppach ...
[Gebäude] 4,6 Rthn VIII 228b Remise mit feuerfester Wasch-Einrichtung und einem laufenden Brunnen, welcher mit dem Bäker Schüler gemeinschaftlich benuzt wird u. sein Wasser aus der staedtischen Röhrenfahrt erhält, und an dessen Erhaltung es hieher 2/6 trifft. ...
Gebäude 6,3 Rthn VIII 228c Hinter Gebäude zu einer Bedienten Wohnung u. Futter-Lege eingerichtet.
24,0 Rthn VIII 228 gepflasterter Hofraum, von vorbeschriebenen Gebäuden umschlossen, welcher sich unter dem Verbindungs-Gang des Bek Schülerschen Hauses mit dessen Hinterhaus durch ein mit Schüler gemeinschaftliches Hofthor auf die Schuppach-Straße öffnet.“
[2. Anteil des Bäckers Johann Friedrich Schuler um 1840:]
„Gebäude 2/3 an 22,4 Rthn VIII 228 Einem 3stokigten ganz steinernen Wohnhaus auf dem Markt, worinn die Bäkerei betrieben wird, neben Seifensieder Holch u. Freiherrn v. Uttenhofen, u. unter einem Dach mit lezterem Haus. Hiezu gehört: Ein kleines Kellerle unter dem Ladenstüble, der größere Keller unter diesem Haus gehört dem Freiherrn v. Uttenhofen mit Ausnahme eines darin befindlichen kleinern besonders abgetheilten u. verschlagenen Kellerles, welches dem Schuler zusteht. Ferner gehört zu diesem Hausantheil der ganze untere u. mittlere Stok u. der mittlere Dachboden. Der Besizer des obern Stoks hat das Durchgangs-Recht durch die Küche des Schüler in den Hof ...
Gebäude 12,0 Rthn VIII 228 a Ein zweistokigtes Wohnhaus in der Schuppach mit vorbeschriebenem Haus durch einen Gang zusammenhängend, mit 1,4 Rthn Anbau, welcher den Gang von dem Vorderhaus herüber bildet, unter welchem das Ausfahrts-Thor auf die Straße hinaus geht.
und 1/2te 3,9 Rthn VIII 228a daran angelehnter Oeconomie-Gebäude, zur Holz-Remise eingerichtet, u. zwar der obere Stok. Der unter diesem Gebäude befindliche Pferdestall gehört dem Pflugwirth Happold, welcher an der Erhaltung des Ueberbaus Nichts beizutragen, aber das Recht hat, 3 Fenster von dem Stall in den Hof des Schülers zu errichten die nicht verbaut oder verlegt werden dürfen. ...
5,3 Rthn VIII 228 gepflasterten Hofraum, besonders versteint u. mit dem Hofraum des Freiherrn v. Uttenhofen zusammenhängend. In demselben stehet ein Bronnen, der mit dem Freiherrn v. Uttenhofen zu 1/3tel gemeinschaftlich ist u. seinen Zufluß aus der staedtischen Wasserleitung erhält.“
[3. Anteil des Pflugwirts Heinrich Happold um 1840:]
"1/2te 3,9 Rthn VIII 228 und zwar den unteren Theil eines 2stokigten Gebäudes dessen oberen Theil dem Bek Schüler gehört, zu einer Stallung eingerichtet. An der Erhaltung des Ueberbaus von diesem Stall hat der Eigenthümer Nichts beizutragen, dagegen hat er das Recht, von dem Stall 3 Fenster in den Schülerschen Hof einzurichten, die ihm nicht verbaut oder verlegt werden dürfen.“
1863 (Anteil von W. Nitzschke):
„- 32,5 5 R. VIII 228 Ein dreistokiges ganz steinernes Wohnhaus am Markt neben Adlerwirth Akermann und Baeker Betz, mit dem Haus des lezteren ganz zusammen haengend, und unter einem Dach. Unter diesem Haus befinden sich 2 große Gewölbe-Keller. -
- 6,8 R 228a [neben der Zeile: 228B] Stallung in dem Hof gegen die Schuppach. - 4,6 R. Remise mit feuerfester Wasch Einrichtung, und einem laufenden Bronnen, welcher mit Baeker Betz genmeinschaftl. benuzt wird, und der an diesem Haus zu 2/3tel Unterhaltungskosten beiträgt. -
[neben der Zeile: 228C] 6,3 M Hintergebäude zu einer Bedienten Wohnung und Futterlege eingerichtet.
- 1/3 an 22,4 R. VIII 228 Ein dreistokiges Wohnhaus welches mit vorbeschriebenem unter einem Dach stehet und wozu gehört, der große gewoelbte Keller mit Vorkeller, welcher sich bis in das Seifensieder Lehmann'sche Haus hinzieht; mit Ausnahme des verschlagenen Raums, welcher dem Baeker Betz gehört. Der ganze obere Stok, der untere und der obere Boden; mit dem Recht des Durchgangs durch die Beetz'sche Küche.
- 24,0 R gepflasterer Hofraum von vorbeschriebenen Gebäuden umschloßen, welcher sich unter dem Verbindungs-Gang des Baeker Beetzschen Hauses mit deßen Hinterhaus gegen die Schuppach öffnet.“
1864 (Anteil des Bauinspektors Pflüger): „ca. 1/3tel an 2 Ar 67 qm III 228. Antheil an einem steinernen Wohnhaus auf dem Markt neben Adlerwirth Akermann & Saifensieder Lehmann und zwar den ganzen oberen resp. 4ten Stok der vom Adlerwirthshaus bis an das Haus des Saifensieders Lehmann stoßt. Hiezu gehört ein Keller von 17' Länge u. 13' Breite und einer von 9' Länge und 5' Breite, beide gewölbt. Der ganze obere Stok mit 8 Zimmern, 1 Küche, 2 Kammern; die Mithausbesizer haben nur das Recht zu Benüzung der Treppen in die oberen Räume. Einige Kammern auf dem 1ten Dachboden längs der südlichen Fronte befindlich & von dem Wohnhaus des etc. Lehmann beginnend auf eine Länge von 71' Länge u. 19' Breite bis zu dem steinernen Zwischengiebel reichend, ferner 1 Kammer über dem Wohn und Schlafzimmer."
1875 (Anteil des Christoph Kolb): „Antheil von 2/3tel von No 228. Einem 3stockigen ganz steinernen Wohnhaus auf dem Markt neben Adlerwirt Seeger und Bäcker Beetz. Hiezu gehört:
1.) Im Souterain einen Kellerantheil durch einen Lattenverschlag vom Vorplatz geschieden.
2.) Im Parterre: 1 gewölbten Laden und 1 gewölbtes Comptoir mit anstoßendem Nebenzimmer, beide erstere heizbar. Laden und Comptoir haben ihren besonderen Eingang von der Straße aus. Der Haupteingang in's Haus, der hintere Ausgang zum Hof, der Oehrn, der Eingang in den südlich gelegenen Keller, sowie Staffel in denselben sind mit den anderen Mithausbesitzern gemeinschaftlich. Außerdem ist Kolb im Besitz eines Holzstalls und eines Magazin-Raums unter der Treppe zu den oberen Stockwerken.
3.) im I. Stock: 2 heizbare, 2 unheizbare Zimmer, 1 Kammer, 2 Küchen, 1 Kämmerchen unter der Treppe, Oehrn u. Abtritt.
4.) im Hof: zunächst der Thüre und dem Abtritt-Gehäuse einen mit Latten verschlagenen Holzstall und eine Dohle vom Abtrittsrohr in die Cloak-Grube. sowie der Wasserablauf von der Küche in den Hof.
5.) Der Brunnen im Hof ist zwischen allen 3 Haustheilhabern gemeinschaftlich. 6.) Außerdem hat Kolb das Recht, den Hof zum Ablagern von Holz etc. und Spalten desselben zu benützen, ebenso die 2 obersten Dachböden auf den Kehlgebälken zum Wäschaufhängen und zum Trocknen somit auch die Mitbenutzung der Treppen dahin und endlich nach das Recht zur unentgeltlichen Benützung des Waschhauses und dessen Einrichtung.“
1941: "Die Büschlerstube war früher die Weinstube der Bäckerei Beetz, der Backraum war im Gebäude Am Schuppach Nr. 8, ebenso war die Abortanlage der Weinstube im Gebäue am Schuppach Nr. 8 vorhanden" (Konzessionsakten).
Beschreibungen in den Denkmallisten
Sog. Reichschultheißenhof. Ursprünglich mittelalterliches Steinhaus (seit Mitte des 12. Jh. Teil des neuen staufischen Verwaltungskomplexes), sog. Reichsschultheißenhof (mit Am Schuppach 10), Neugestaltungen im 16.-18. Jh. romanische Fenster, Verblattungen, Stuckdecke. Am 08.10.1925 in das Landesverzeichnis der Baudenkmale in Württemberg eingetragen. Mittelalterliche Bodenfunde sind im gesamten Grundstücksbereich zu erwarten. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 72)
Am Markt 12, 12/2, Am Schuppach 8 (Flst.Nr. 0-95/10, 0-95/11, 0-95/13). Sog. Reichsschultheißenhof. Mittelalterliches Steinhaus. Neugestaltungen im 16.-18. Jahrhundert. Romanische Fenster, Verblattungen, Stuckdecke. § 28 (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)
Besonderheiten
Die beiden Aufenthalte Kaiser Karls V. im Haus der Familie Büschler
1541 - Karl V. nimmt von diesem Haus aus die Huldigung der Haller entgegen
Der 1519 zum Kaiser gewählte Karl V. besuchte am 11. Februar 1541 erstmals die Reichsstadt Schwäbisch Hall, als er auf dem Weg zum Reichstag in Regensburg war. Er wurde feierlich an der Landwehr bei Westernach empfangen und unter großem Zeremoniell durch das Gelbinger Tor in die Stadt geleitet. Der Kaiser übernachtete im Haus des älteren Stättmeisters Konrad Büschler und nahm dort am folgenden Tag um 11 Uhr die Huldigung (den Treueid) der Bürgerschaft entgegen. Diese Eidesleistung gegenüber dem König bzw. Kaiser war das äußere Zeichen der Reichsstandschaft und damit eine Handlung von zentraler Bedeutung, die mit dem ihrer Wichtigkeit entsprechenden Aufwand gefeiert wurde: Zum einen wurde der Kaiser in aller Form als Stadtoberhaupt anerkannt, zum anderen auch der Status Schwäbisch Halls als Reichsstadt bestätigt. Der in der Folge wiedergegebene Bericht des Chronisten Johann Herolt zeigt auch, dass es Sorgen gab, der (altkirchlich gesinnte) Kaiser könnte in die religiösen Angelegenheiten der (mittlerweile protestantischen) Stadt eingreifen. Dies geschah jedoch nicht. Danach setzte er seine Reise fort und wurde bis Lorenzenzimmern von den Hallern geleitet. Der Chronist Johann Herolt hat einen ausführlichen Bericht dieses Besuchs hinterlassen:
"Anno Domini 1541 am elften des Hornung... ist Kaiser Karl der Fünfte, ein geborener Erzherzog in Österreich, König in Hispania, zu Hall eingeritten mit achthundert Pferden, einem seltsamen Gesinde. Dem sind die von Hall entgegen geritten mit vierzig Pferden ... Vor dem Gelbinger Tor ist gestanden Michel Schletz, Stättmeister, und mit ihm die des Rats, hat kaiserliche Majestät auf deutsch empfangen, sind zwei graue alte Männer des äußeren Rats gestanden und kaiserlicher Majestät die Schlüssel zu der Stadt überantwortet. Hat kaiserliche Majestät dem Stättmeister die Hand geboten, die Schlüssel wieder gegeben. Alsbald sind vier Verordnete gestanden in mardernen Schauben, zwei des innern und zwei des äußeren Rats, haben ein schwarzen damastenen Himmel gehabt, daran ein goldener Adler gemalt, den über den Kaiser geworfen; darunter sind kaiserliche Majestät eingeritten. Viel Trompeter [sind] vorher geritten, haben aber nichts geblasen; seine Herolde mit den goldenen Adlern und das goldene Schwert vorführend. Ist seine kaiserliche Majestät ganz schlecht in einem schwarzen Rock und schwarzem Filzhut geritten, keine Seide noch Gold, ausgenommen das goldene Lämmlein [der Orden vom goldenen Vlies], an ihm gehabt. Man hat die drei großen Glocken geläutet; es sind auf achtzig [Mann] in vollem Harnisch unter dem Tor gestanden, sehr wohlgeputzt. Ist also kaiserliche Majestät in Hermann Büschlers Haus geritten, darin er über Nacht gelegen... Es hat ein ehrbarer Rat ihm nachfolgend einen goldenen Pokal voller Gelds geschenkt, mit welchem Empfang er sich entboten, er wolle ihnen ein gnädiger Herr sein, sie sollen sich alles Gute zu ihm versehen.
Des andern Tags [12. Februar 1541] hat kaiserliche Majestät den Stättmeister beschickt, befohlen, sie sollen um elf auf den Platz kommen und ihm von wegen des Reichs huldigen und schwören. Es besorgte sich gemeine Stadt, man werde ihnen etwas der Religion halber im Eid zumuten,... hat doch Gott der Herr, der des Königs Herz in seiner Hand hat... seine Gnade gegeben, das deren Dinge nie gedacht [wurden], wiewohl etliche Papisten gen Hall liefen in Hoffnung, sie würden sehen, wie man dem Prediger Johannes Brenz, dem Pfarrherrn und andern die Köpfe abschlage.
Als aber ein Rat mitsamt der ganzen Bürgerschaft auf den Platz sind kommen, hat man zwei Fenster in Büschlers Haus in der Stuben ausgehängt, an welchen der Kaiser an einem, und der deutsche Kanzler, der Herr von Navis, am andern gestanden. Als aber das eine Fenster dem, so dieses wollte ausheben, zu schwer war, hat die kaiserliche Majestät selber mit der einen Hand angegriffen, damit das Fenster ihm nicht entfiel. Dies Stück der Demut hat allen Menschen wohlgefallen. Der Eid, so ein Rat und ganze Gemeinde dem Kaiser getan, ist dieser: Wir huldigen und schwören euch, dem allerdurchleuchtigsten, großmächtigsten Fürsten und Herrn Karl, unserm allergnädigsten und rechten Herrn, getreu und gehorsam zu sein, euer kaiserliche Majestät und des heiligen römischen Reichs Bestes zu werben, auch [vor] Schaden zu bewahren und alles das zu tun, das getreue und gehorsame Untertanen ihrem rechten Herrn als römischem Kaiser und dem römischen Reich schuldig und pflichtig zu tun sind, getreulich und ohne alles Gefährde. Also helfe uns Gott. Als aber dieser Eid verlesen, hat sich der Stadtschreiber von wegen des Rats und ganzer Stadt bewilligt, den zu tun. Also haben sie geschworen. Nach getanem Eid ist kaiserliche Majestät von Stund an aufgesessen, hat vor dem Haus dem Stättmeister und etllichen des Rats die Hand geboten, ist danach auf Crailsheim zu geritten und mit ihm die Pferde, so ihm entgegen geritten."
(aus J. Herolt: Herolts Chronica. Bearb. von Christian Kolb (Württembergische Geschichtsquellen 1), Stuttgart 1894, S. . 262-265 - Text leicht modernisiert)
1546 - Karl V. ziehlt als Sieger im Schmalkaldischen Krieg in Schwäbisch Hall ein
Der zweite Aufenthalt Kaiser Karls V. stand im Zeichen des Schmalkaldischen Krieges. Schwäbisch Hall war dem Schmalkaldischen Bund, der dem militärischen Schutz der Reformation dienen sollte, 1538 beigetreten. Ohne größere Kämpfe entschied der Kaiser den 1546 ausgebrochenen Krieg in Süddeutschland für sich. Das Heer des Bundes löste sich nach einer verfehlten Kriegsführung im November bei Giengen an der Brenz auf. Ein Widerstand der einzelnen Bundesmitglieder gegen die überlegenen spanischen, italienischen und niederländischen Truppen Karls V. war unmöglich: Es blieb nur die Unterwerfung.
Am 2. Dezember 1546 schickte der Haller Rat den Nürnberger Hans Löchinger als Gesandten nach Dinkelsbühl zu Karl V. bzw. dessen Rat Johann Naves, um die Unterwerfung Halls mitzuteilen. Mit spanischen Truppen unter dem Herzog von Alba kam der Kaiser am 16. Dezember selbst nach Hall, nahm sein Quartier in Philipp Büschlers Haus und behandelte Rat und Stadt mit demonstrativer Gnade. Allerdings waren rund 43.000 Gulden Strafgelder zu zahlen. Während seines Aufenthalts begnadigte Karl V. auch die Reichsstadt Ulm. Am 23. Dezember, dem Tag seiner Abreise, wurde ein förmlicher "Begnadigungsbrief" für Schwäbisch Hall ausgefertigt. Die Stadt und noch mehr das hällische Land litten jedoch sehr unter den Plünderungen und Übergriffen der kaiserlichen Soldaten und den von ihnen eingeschleppten Seuchen. Die Entschädigungszahlungen, Kontributionen und Kriegskosten des Schmalkaldischen Kriegs bildeten für Jahre eine schwere Belastung des Stadthaushalts. Eine Schilderung dieses Aufenthalts findet sich in der Chronik Georg Widmans:
"Die von Hall sind durch Hilfe des kaiserlichen Kanzlers, dem Herrn von Navis und dem Löchinger... zu Rothenburg vom Kaiser begnadigt worden. Also kam kaiserliche Majestät Donnerstag nach Lucie [16. Dez. 1546] mit 20 000 [Mann] zu Fuß und Roß, auch seinem Geschütz, gen Hall, lag in Philipp Büschlers Haus zu Herberg. Man machte an allen Orten in der Stadt Feuer auf die Gassen von wegen der großen Kälte. Nun war ein großer Schelm [= Seuche] unter das Kriegsvolk gekommen, daß sie also bei dem Feuer starben und ihre Leiber also tot zum Teil verbrannten.
Man machte zwei große Gruben auf Sankt Nikolai Kirchhof; und ehe man die Gruben ausmachte, führte man die Toten zu und legte [sie] in Sankt Nikolai Kirchen, bis die Gruben wurden ausgemacht. Lagen in der Kirchen ob sechzig Tote, die legte man alle in die Gruben... Es starben bei 600 Menschen in einem Monat...
Pfalzgraf Friedrich von Heidelberg zog zum Kaiser..., darum er das Schmalkaldische Kriegsvolk wider [den] Kaiser geschickt hatte; konnte aber keine Audienz erlangen bis zu Heilbronn, da war er begnadigt. Des Pfalzgrafen Kanzler mußten dem Kaiser einen besonderen Fußfall tun, weil sie den Pfalzgrafen verführt hatten, daß er sich den Schmalkaldischen teilhaftig hat gemacht... Die von Ulm taten ihren Fußfall in Philipp Büschlers hinterer Stube zu Hall dem Kaiser, ließ sie bei einer Viertelstunde vor ihm liegen auf der Erde, ehe er sie begnadigte.
Hievor als das kaiserliche Kriegsvolk gen Hall gezogen, beraubten und plünderten sie die Bauern... Folgend Donnerstag vor Weihnachten [23. Dez. 1546] ist kaiserliche Majestät mit allem seinem Kriegsvolk zu Hall aufgebrochen, ... gen Heilbronn vorgerückt, daselbst bei einem Monat geblieben."
(aus G. Widman: Widmans Chronica. Bearb. von Christian Kolb (Württembergische Geschichtsquellen 6, Stuttgart 1904, S. 316-318 - Text leicht modernisiert)
Möglicher Aufenthalt König Ferdinands I. 1542 im Haus
Während die beiden Aufenthalte des Kaisers Karl V. im heutigen Adelshof durch die oben zitierten Berichte belegt sind, ist die Quellenlage für Karls Bruder und Nachfolger Ferdinand I. unsicher. Ferdinand, der seit 1531 deutscher König war und 1558 nach der Abdankung seines Bruders zum Kaiser gekrönt wurde, kam am 31. Januar 1542 auf dem Weg nach Speyer durch Schwäbisch Hall und wurde mit ähnlich großem Aufwand empfangen wie zuvor sein Bruder. Er übernachtete in der Stadt und reiste am nächsten Tag nach Speyer weiter. Die Vermutung, dass Ferdinand wie sein Bruder im Haus Büschlers wohnte, ist naheliegend, einen Beweis hierfür gibt es jedoch nicht.
Steg zur St. Michaelskirche
Bis in das frühe 19. Jahrhundert gab es einen Steg zwischen dem Haus und dem Kirchhof von St. Michael. Abbildungen zeigen, dass er im oberen Bereich des Hauses in den zweiten Stock mündete. Indirekt wird dieser Steg bereits 1504 als Zugang zu der auf dem Kirchhof stehenden Veldnerkapelle erwähnt, die im Zusammenhang mit dem Bau der großen Treppe vor St. Michael 1507 abgerissen wurde. Eine Darstellung von 1694 zeigt einen nach oben offenen Steg mit einer offenbar aufwendig dekorierten Pforte zum Kirchhof hin. Er bestand noch 1783 und wird im Zusammenhang mit dem Verkauf eines Hausanteils an den Lebküchner Johann Wolfgang Reiz erwähnt. Der "Steeg auf den Kirchhof hinüber" sollte in gemeinschaftlichem Besitz der Verkäuferinnen von Grünseisen und des Käufers bleiben und von beiden gemeinschaftlich unterhalten werden. 1816 ist dann von dem "nunmehr abgeworfenen Kirchensteeg" die Rede, er dürfte also nicht lange vor diesem Datum - vielleicht wegen Baufälligkeit - abgetragen worden sein. Ähnliche Stege gab es auch auf der gegenüberliegenden Seite des Kirchhofs, z.B. vom "Clausnizerhaus" Am Markt 2 aus.
Tierhaltung
Auf dem Areal des heutigen "Adelshofs" wurde bis in das 20. Jahrhundert Vieh gehalten. Stallungen sind erstmals explizit 1753 erwähnt, dürften aber schon immer zu den Baulichkeiten gehört haben. Die gesellschaftlich hochgestellten Bewohner des Hauses besaßen mit Sicherheit Pferde, 1783 wird auch auf eine den Damen von Grünseisen gehörende "Chaise" (Kutsche) verwiesen. 1805 besaß der Lebküchner Johann Wolfgang Reitz einen Pferdestall "unter dem Hause" und mindestens eine Miststätte im Hinterhof. 1807 ließ er zum Schuppach hin ein Backhaus mit Stallung erbauen. 1805 durfte sich Christoph Majer des "Schwein- und Hünerstalles" im Hof bedienen, aber "ohne Incomod[ität] des Verkäufers". Die Bäcker, die seit dem späten 18. Jahrhundert im Haus ansässig waren, haben offenbar immer auch Schweine gehalten - vielleicht, um sie mit unverkäuflichen Backwaren zu mästen. Obwohl die Bewohner des Hauses somit manches an Schmutz- und Geruchsbelästigung gewohnt waren, gab es auch für sie Grenzen. Dies musste der Metzger Bayerdörffer erfahren, als er 1875 in dem Anwesen eine Schlächterei einrichten wollte. Dieses Vorhaben musste er wegen der Proteste der anderen Hausbewohner fallen lassen. Diese hatten gegen das Vorhaben u.a. vorgebracht, dass insbesondere im Sommer üble Gerüche entstehen würden, die darüber hinaus gesundheitsschädlich seien. Außerdem werde der Hof durch die zu erwartenden großen Mengen an Vieh verdorben. Trotzdem gab es die Haltung von Vieh in kleinerer Anzahl auch weiterhin. Noch 1928 hielt der Bäcker Beetz im Hof des Anwesens Schweine. In diesem Jahr forderte die Stadtverwaltung den Bau einer ordnungsgemäßen Dunglege oder das Ende der Schweinehaltung. Diese endete spätestens mit der Schließung der Bäckerei Beetz 1939.
Gastronomie
Als erster Gastwirt im heutigen "Adelshof" betätigte sich der Bäcker Johann Friedrich Schüler, der seit 1834 einen Anteil von zwei Dritteln am oberen Haus besaß. Dort richtete er neben seiner Bäckerei in einem Erdgeschosszimmer auch eine Schankwirtschaft ein, in der er Wein und Branntwein verkaufen durfte. Es handelte sich damit um eine der für Schwäbisch Hall typischen "Beckenwirtschaften" , die es in großer Anzahl gab. Zumindest der Name einiger Haller Wirtschaften erinnert bis heute daran (z.B. "Schuhbeck" oder "Entenbeck"). Schüler verkaufte seinen Hausanteil mit der Bäckerei und der Schankwirtschaft 1843 an Johann Leonhardt Beetz, der ebenfalls die Genehmigung zum Ausschank von Branntwein und Wein erhielt. Als Beetz die Bäckerei 1875 an seinen Sohn Georg verkaufte, führte dieser auch den Schankbetrieb weiter und erweiterte ihn um Obstmost. Nach dem Tod von Beetz 1899 übernahm seine Witwe Ernestine Beetz Bäckerei und Schankwirtschaft. Sie starb 1917, woraufhin die ledige Tochter Lina Beetz eine Konzession zum Weiterführen erhielt, da ihre beiden Brüder, die als Nachfolger vorgesehen waren, als Soldaten im Ersten Weltkrieg dienten. Ihr Bruder Wilhelm trat nach seiner Rückkehr aus dem Krieg 1920 die Nachfolge an, wobei er offenbar auf den Ausschank von Branntwein verzichtete. Nach dem Tod von Wilhelm Beetz am 27. November 1923 führte zunächst die Witwe Martha geb. Kümmerer den Betrieb weiter. Sie heiratete 1927 Karl Kieß, den Wirt des benachbarten "Goldenen Adlers", und verpachtete Bäckerei und Wirtschaft an ihren Schwager Robert Beetz, der 1927 seine Konzession zum Ausschank von "Wein, Obstmost und Spirituosen" erhielt. Dem Oberamt zufolge handelte es sich um eine "alteingesessene Wirtschaft, deren Frequenz mittelmäßig ist." Dem gemeinderätlichen Zeugnis ist zu entnehmen, dass Beetz 800 Reichsmark Pacht zu bezahlen hatte und seine Schwester Lina als einzige Hilfe im Betrieb wirkte. Die Ausstattung sei mäßig.
Die Stadt erwarb am 19.Januar 1939 den Hausanteil mit Bäckerei und Weinwirtschaft von Martha Kieß. Robert Beetz schloß seine Wirtschaft auf 31. März 1939.
Die Planungen, in den bis dahin von ihm genutzten Räumlichkeiten einen "Ratskeller" einzurichten, wurden durch den Zweilten Weltkrieg verzögert. Die für den "Ratskeller" vorgesehenen Räumlichkeiten im Erdgeschoss und ersten Stock des Hauses wurden zunächst provisorisch instandgesetzt und der Haller SA-Standarte zur Verfügung gestellt. Die "unschönen" Hintergebäude ließ Bürgermeister Prinzing 1940 - wohl den Vorstellungen des Architekten und Bauforschers Dr. Eduard Krüger folgend - bis auf das ehemalige "Sommerhaus" (Am Schuppach 8) abreißen. Im Hauptgebäude fanden ab 1940 umfangreiche Sanierungs- und Umbauarbeiten statt, vor allem wurde im Erdgeschoss eine Halle wiederhergestellt und als Wirtschaftsraum eingerichtet. Große Aufmerksamkeit verwandte man auf eine aufwendige und kostspielige künstlerische und kunsthandwerkliche Ausgestaltung in historisierendem Stil, bei deren Gestaltung sich Bürgermeister Prinzing immer wieder einschaltete. Die Skulpturen und Ornamente in Holz und Stein fertigte der Stuttgarter Bildhauer Karl Eisele, die den Siederstanz, das Salzsieden und den Empfang Kaiser Karls V. 1541 zeigenden Wandmalereien stammten von dem ebenfalls Stuttgarter Kunstmaler Josef Braun. Ein Teil der notwendigen Gelder stiftete der Haller Ehrenbürger Max Kade (21/1759). Auf einen Protest der Wirtschaftskammer gegen die geplante Gaststätte antwortet Prinzing, dass die hiesigen Gaststätteninhaber mit Ausnahmen "keine Anstrengungen unternehmen, um den Bedürfnissen eines gesteigerten Fremdenverkehrs und einer Garnisonsstadt zu genügen." Es gebe tatsächlich einen Mangel an "gut ausgebauten und gut geleiteten Wirtschaften" (1940). Der geplante "Ratskeller" ziele primär auf den wachsenden Fremdenverkehr. Ein für 1941 vorbereitetes Gesuch zur Befreiung von der Gaststättenerlaubnis-Sperre (dessen Genehmigung die Eröffnung des "Ratskellers" erlaubt hätte) wurde nicht eingereicht, weil ein Ende der Umbau- und Renovierungsarbeiten noch nicht absehbar war. Die Arbeiten liefen bis 1944 weiter, insgesamt investierte man rund 55.500 Reichsmark, aber der Verlauf des Zweiten Weltkriegs verhinderte den Abschluss und die Eröffnung der Wirtschaft. Stattdessen dienten die Räumlichkeiten für die Unterbringung der aus Berlin evakuierten Bausparkasse, die in "Büschlerkeller" am 1. Februar 1944 wieder den Geschäftsbetrieb aufnahm.
Nach der Besetzung Schwäbisch Halls durch die US-Armee wurde der Ratskeller durch die Besatzungsmacht beschlagnahmt und diente ab 23. Juni 1945 als Offizierskasino der US-Truppen. Die Bewirtschaftung übernahm Eugen Gutöhrlein, Hotelier des am 16./17. April durch Brandbomben zerstörten Hotels "Lamm-Post" am Milchmarkt. Ab 1949 wurde das Gebäude als "GYA House" bzw. "Haus der Jugend" für das Unterstützungsprogramm der US-Armee für deutsche Jugendliche genutzt, ebenso gab es ab 15. September in den Räumen des Ratskellers eine "Imbißstube". 1951 wurden im Haus im Rahmen des GYA-Programms monatlich etwa 4.000 Jugendliche betreut, u.a. war dort die Landwirtschaftliche Berufsschule und die Mittelschule untergebracht (35/17126). Nach entsprechenden Bemühungen der Stadt, die auf Pachteinnahmen aus dem "Ratskeller" hoffte, wurde das "Haus der Jugend" am 30. Juni 1951 geschlossen, die Besatzungsmacht gab auf 1. November 1951 das Gebäude an die Stadt Schwäbisch Hall zurück - begleitet vom Protest zahlreicher Jugendlicher ((35/17126). Die während der Zeit der Beschlagnahmung entstandenen Schäden bezifferte man auf nicht weniger als 53.921,96 DM.
Die Stadt verpachtete den "Ratskeller" ab 1. Mai 1952 an den Gastronomen Ludwig Keck (35/17129). Hiergegen protestierten wiederum die Haller Gastronomen, weil sie die Konkurrenz durch einen städtischen Gastronomiebetrieb und dessen einseitige Begünstigung im Bereich des Fremdenverkehrs fürchteten (35/17126). In den nicht für die Wirtschaft genutzten Räumlichkeiten kamen Behörden unter, z.B. das staatliche Sonderbauamt (1957-1960), später Teile des Landratsamts (35/17129). Bei den Umbauarbeiten hat man offenbar schon frühzeitig eine mögliche spätere Nutzung der Räume als Hotelzimmer mit eingeplant.
Die auch von dem Pächterehepaar Lichy (seit 1.5.1967) forcierten Planungen für eine Erweiterung des "Ratskellers" begannen 1967 und betrafen zunächst die Gewölbekeller, in denen man eine Tanzbar einrichten wollte. Der Gewölbekeller des benachbarten, 1961 von der Stadt gekauften Hauses Liebhardt (Am Markt 13) sollte demzufolge als Garderobe und Toilette dienen. Angesichts der hohen Kosten von 125.000 DM für diese Teillösung beauftragte man den Architekten Prof. Werner Luz mit der Erarbeitung eines Gesamtkonzepts. Ein neuer Vorschlag der einen Abbruch des Liebhardt'schen Hauses und die Umwandlung des bisherigen Restaurants in ein Vollhotel vorsah, wurde am 8. Juli 1968 dem Gemeinderat vorgestellt. Im Hintergrund stand der Wunsch, den Wegfall von Tagungsräumen und Hotelzimmern durch den Abbruch des Solbads mit dem zugehörigen Hotel zu kompensieren. Die Kosten schätzte man auf 1,8 bis 2 Mio. DM. Ein von Luz auf dieser Grundlage erarbeitetes Konzept, das einen Umbau in Etappen vorsah - zunächst sollte für 1,07 Mio. DM das Liebhardt'sche Haus abgebrochen und durch einen modernen Anbau an den "Ratskeller" ersetzt werden - beschloss der Gemeinderat am 7. Juli 1969 bei fünf Enthaltungen. Die Kosten übernahm das Hospital. Das endgültige Konzept, das auch ein - im Gemeinderat umstrittenes - "Bewegungsbad" im Keller vorsah, verabschiedete das Kommunalparlament am 14. September 1970.
Die Eröffnung des "Ratskellers" mit seinem Anbau fand am 10. Juli 1972 statt (35/7868). Um die Fortsetzung des Erweiterungs- und Umbauprojekts gab es noch einmal kontroverse Diskussionen, bevor sich das Kommunalparlament am 14. November 1973 auf den Ausbau des "Ratskellers" zum Hotel mit etwa 70 Betten für rund 3,4 Mio. DM festlegte. Angesichts der hohen Kosten feilschten die Räte "wie Händler eines orientalischen Marktes.... um jede Mark." Auch die traditionsreiche Ablehung der anderen Haller Gastronomen gegen das Projekt wurde bei dieser Gelegenheit wieder artikuliert. Im Zuge der Bauarbeiten wurden eine ganze Reihe von Funden aus der Vergangenheit des Hauses gemacht, etwa Reste von renaissancezeitlichen Malereien und eine rund 400 Jahre alte Holzdecke. Abgeschlossen war der Ausbau erst im Frühjahr 1977; insgesamt verfügte der "Ratskeller" nun über 100 Betten. Die Eröffnung der für 350.000 DM eingerichteten Kellerwirtschaft "Tanzbar Büschlerkeller" mit Platz für 130 Gäste verzögerte sich durch Einsprüche von Anliegern. Mit der Eröffnung am 1. Dezember 1977 war die 10 Jahre Ausbauphase abgeschlossen. Im Zusammenhang mit einem Pächterwechsel erfolgte 1989 die Umbenennung in "Der Adelshof" und Umbau- und Renovierungsarbeiten für etwa 3,5 Mio; Neueröffnung war am 21. Juni 1991.
(Quellen: soweit nicht anders vermerkt Konzessionsakten 21/1925 und Haller Tagblatt in der Zeitungsausschnittsammlung).
Quellen
Archivalien:
- StadtA Schwäb. Hall 4/650 (Sammelband Urkunden), Bl. 537a
- StadtA Schwäb. Hall 4/651 (Registraturbuch), Bl. 191R
- StadtA Schwäb. Hall 4/689 (Kaufbuch 1783-85), Bl. 68
- StadtA Schwäb. Hall 4/889 (Unterpfandsbuch Stadt 1717/18), S. 21
- StadtA Schwäb. Hall 4/1785-4/1864 (Beetlisten 1396-1524/25)
- StadtA Schwäb. Hall 13/1 (Kauf durch H. Büschler 1505)
- StadtA Schwäb. Hall 13/1535 (Kauf durch J. W. Reiz, 1783)
- StadtA Schwäb. Hall 14/1339 (Inventur des Georg Friedrich Seifferheld, 1686)
- StadtA Schwäb. Hall 14/2671 (Inventur der Susanna Catharine v. Grünseisen, 1753)
- StadtA Schwäb. Hall 14/3687 (Inventur des Johann Lorenz v. Grünseisen, 1780)
- StadtA Schwäb. Hall 18/1244 (Eventualteilungsaufschub J. G. A. Rück, 1860)
- StadtA Schwäb. Hall 18/1483 (Eventualteilung J. G. A. Rück, 1862)
- StadtA Schwäb. Hall 19/428 (Gemeinderatsprot. 1924), S. 146
- StadtA Schwäb. Hall 19/827 (Güterbuch 2), S. 263-266, 270-272, 293, 327-329
- StadtA Schwäb. Hall 19/833 (Güterbuch 8), S. 278-281
- StadtA Schwäb. Hall 19/836 (Güterbuch 11), S. 366
- StadtA Schwäb. Hall 19/838 (Güterbuch 13), S. 1-3
- StadtA Schwäb. Hall 19/839 (Güterbuch 14), S. 406, 676
- StadtA Schwäb. Hall 19/840 (Güterbuch 15), S. 70
- StadtA Schwäb. Hall 19/842 (Güterbuch 17), S. 490, 492
- StadtA Schwäb. Hall 19/998 (Kaufbuch 1803-05), Bl. 512R
- StadtA Schwäb. Hall 19/999 (Kaufbuch 1805-06), Bl. 456
- StadtA Schwäb. Hall 19/1000 (Kaufbuch 1807-09), Bl. 70R
- StadtA Schwäb. Hall 19/1002 (Kaufbuch 1814-17), Bl. 261V, 368V
- StadtA Schwäb. Hall 19/1008 (Kaufbuch 1824/25), Nr, 12
- StadtA Schwäb. Hall 19/1016 (Kaufbuch 1834), Bl. 202V
- StadtA Schwäb. Hall 19/1022 (Kaufbuch 3), Bl. 216R; 136R
- StadtA Schwäb. Hall 19/1026 (Kaufbuch 7), Bl. 72V, 74R
- StadtA Schwäb. Hall 19/1028 (Kaufbuch 1857-59), Bl. 139R
- StadtA Schwäb. Hall 19/1029 (Kaufbuch 1860/61), Bl. 293V
- StadtA Schwäb. Hall 19/1030 (Kaufbuch 1862/63), Bl. 103V
- StadtA Schwäb. Hall 19/1031 (Kaufbuch 1864), S. 13R
- StadtA Schwäb. Hall 19/1033 (Kaufbuch 1866), Bl. 7R
- StadtA Schwäb. Hall 19/1035 (Kaufbuch 1868), S. 109
- StadtA Schwäb. Hall 19/1037 (Kaufbuch 1870), S. 39
- StadtA Schwäb. Hall 19/1040a (Kaufbuch 1875), S. 504
- StadtA Schwäb. Hall 19/1041 (Kaufbuch 1876), S. 68, 412
- StadtA Schwäb. Hall 19/1047 (Kaufbuch 1882), S. 380
- StadtA Schwäb. Hall 19/1057 (Kaufbuch 1893), S. 172
- StadtA Schwäb. Hall 21/1462 (Brand 1932)
- StadtA Schwäb. Hall 21/1759 (Baumaßnahmen)
- StadtA Schwäb. Hall 21/1925 (Konzessionsakten)
- StadtA Schwäb. Hall 21/2096 (Kaufverträge)
- StadtA Schwäb. Hall 35/7868 (Erweiterung Ratskeller)
- StadtA Schwäb. Hall 35/8683 (Erwerb Hausanteil Offenhäuser)
- StadtA Schwäb. Hall 35/17126 (Beschlagnahme, Verpachtung)
- StadtA Schwäb. Hall 35/17129 (Vermietung, Besatzungsschäden)
- StadtA Schwäb. Hall 37/743 (Konzessionsakten)
- StadtA Schwäb. Hall H04/3096 (Hausverwaltung durch Spital)
- StadtA Schwäb. Hall S01/206 (Nachricht F. F. W. v. Uttenhofen, 1818)
- StadtA Schwäb. Hall S27 (Genealogische Kartei)
- Baurechtsamt SHA, Bauakten Am Markt 12, Am Markt 12/1, Am Markt 12/2, Am Markt 13
- Hauptstaatsarchiv Stuttgart HStAS C3 Bü 528 (hier die Besitzübertragung an Philipp Büschler) sowie weitere Nrn.
Literatur:
- Adressbücher 1886-1956
- Haller Tagblatt v. 29.4.1972, 11.7.1972 (Einweihung Ratskeller); 16.11.1973, 20.3.1974, 26.11.1974, 6..12.1974, 5.5.1977, 29.11.1977 (Ausbau); 28.10.1989, 19.1.1990, 7.12.1990, 21.6.1991 (Umbau/Pächterwechsel)
- W. Hommel: Adelsstadt und Adelshof, in: ders. (Hrsg.): Schwäbisch Hall. Ein Buch aus der Heimat. Zeitbilder von einst und jetzt, Schwäbisch Hall 1937, S. 170-190 (inhaltlich in vielen Punkten überholt)
- C. Kolb (Hrsg.): Herolts Chronica (Württembergische Geschichtsquellen; Bd. 1), Stuttgart 1894, S. 262-265
- C. Kolb (Hrsg.): Widmans Chronica (Württembergische Geschichtsquellen; Bd. 6), Stuttgart 1904, S. 316-318
- Steven Ozment: Die Tochter des Bürgermeisters. Die Rebellion einer jungen Frau im deutschen Mittelalter, Reinbek 1997 (mit einigen Fehlern und Ungenauigkeiten).
- F. Pietsch (Bearb.): Die Urkunden des Archivs der Reichsstadt Schwäbisch Hall, Bd. 2 (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg 22), Stuttgart 1972, S. S. 37, U. 1259 (Güterkauf U. v. Münkheim)
- D. Stihler (Bearb.): "Kaiserlicher Majestät Grund und Boden". Schwäbisch Hall und Österreich - Facetten einer Beziehung, Schwäbisch Hall 1996, S. 52-58
- G. Wunder: Liebesbriefe aus dem 16. Jahrhundert, in: Württembergisch Franken NF 30 (1955), S. 69-89
- G. Wunder, G. Lenckner (Bearbb.): Die Bürgerschaft der Reichsstadt Hall von 1395-1600 (Württembergische Geschichtsquellen; Bd. 25), Stuttgart 1956, S. 160-163
- G. Wunder: Rudolf Nagel von Eltershofen († 1525) und Hermann Büschler († 1543), in: Lebensbilder aus Schwaben und Franken 7 (1960), S. 30-40 - neu veröffentlicht in: G. Wunder: Bauer, Bürger, Edelmann, Bd. 2: Lebensläufe (Forschungen aus Württembergisch Franken; Bd. 33), Sigmaringen 1988, S. 79-89
- G. Wunder: Georg Friedrich Seufferheld, Stättmeister der Reichsstadt Schwäbisch Hall, in: Lebensbilder aus Schwaben und Franken 9 (1963), S. 56-68 - neu veröffentlicht in: G. Wunder: Bauer, Bürger, Edelmann, Bd. 2: Lebensläufe (Forschungen aus Württembergisch Franken; Bd. 33), Sigmaringen 1988, S. 131-144
Pläne und Ansichten vor 1827:
- StadtA SHA S10/0709 (1694, Ausschnitt); S10/0804 (1728, Ausschnitt); 16/0157 (nach 1735, Ausschnitt)