Haller Häuserlexikon – Besitzerliste 1827

Bahnhofstraße 1 - Roter Steg mit Rotsteg-Turm: Nur ein Fußgängertor

Adresse: Bahnhofstraße 1
Primärkatasternummer: 823b
Besitzer: 1827
Die Stadt


Besitzerliste

1827: Die Stadt

Haustafel

Die Durchgangsöffnung des Tores zum Roten Steg war nicht für Wagenverkehr gedacht, sondern stellte nur eine Fußgängerpforte dar. Links und rechts daneben schloss die Stadtmauer an, die das linke Kocherufer begleitete. Der Fahrverkehr, der von Westen und Süden über die heutige Bahnhofstraße in die Stadt kam, musste entlang der Mauerstraße zur Henkersbrücke ziehen.

Befunde aus Bauforschung

Holzteile (StadtA Schwäb. Hall BF 72)

Keller (StadtA Schwäb. Hall BF 148)

Archäologische Funde aus dem 15. und 19. Jahrhundert. (StadtA Schwäb. Hall BF 153)

Beschreibungen

Einträge in den Denkmallisten

Roter Steg mit Torturm, 1515, Teil der Stadtbefestigung. Eingetragen in das Landesverzeichnis der Baudenkmale in Württemberg seit 08.10.1925. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 101)

Bahnhofstraße 1: Roter Steg mit Torturm (§ 28), 1515. (siehe auch unter Sachgesamtheit Stadtbefestigung "Am Markt 14, ...") (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

Der Rote Steg und der Rotstegturm

Der Rote Steg wird unter seinem alten Namen "hangender Steg" erstmals 1350 erwähnt, doch könnten sich bereits frührere Nennungen einer Brücke bzw. eines Stegs von 1295 und 1339 auf ihn beziehen. Unter diesem Namen wird er auch in einer in Schwäbisch Hall spielenden Episode des Faustbuchs von Georg Rudolf Widman (1599) erwähnt. Die heutige Bezeichnung findet sich erstmals in einer Bürgersteuerliste von 1581/82. Sie ist vielleicht auf die Rotgerber zurückzuführen, die ihre Häute - trotz regelmäßiger Verbote des Rates - am Steg zum Trocknen aufhängten, vielleicht aber auch auf einen Anstrich mit Ochsenblut. Im 19. Jahrhundert war zeitweilig auch der Name "Gerbersteg" in Verwendung. Neubauten sind nach der Zerstörung durch ein schweres Hochwasser am 2./3. Dezember 1570 und für das Jahr 1790 nachweisbar. Der Steg wurde stets wieder als sog. "Archenbrücke" neu errichtet, wobei das Dach die Konstruktion vor Witterungseinflüssen schützte und seine Lebensdauer verlängerte. Es handelte sich um eine Fußgängerbrücke, die allenfalls mit kleineren Fahrzeugen (Karren, Wagen) befahrbar war. Am 17. April 1945 wurde der Rote Steg von Soldaten der deutschen Wehrmacht in Brand gesteckt, die vor den anrückenden Amerikanern flüchteten. Anwohner, die zu löschen versuchten, wurden mit der Erschießung bedroht. Eine als handbehauenen Balken gebaute Rekonstruktion entstand im Juli 1946. (nach Stihler, Brücken und Stege, S. 110ff).

Der Rotsteg-Turm bildet den westlichen Brückenkopf des Roten Stegs. Sein Steinsockel misst im Grundriss 6 x 5 m und ist 6 m hoch. Die heutige Außentreppe entstand in den 1930er Jahren, Spuren einer früheren sind erhalten. Im Oberstock gibt es  zwei Durchgänge, die auf einen durch den Turm laufenden Wehrgang zurückgehen und zeigen, dass es einen etwa 5 m hohen Mauerzug zum Kocher hin gegeben hat, der entlang der Mauerstraße bis zur Henkersbrücke führte. Das spätgotische Stabwerk am Durchlass zur Brücke wurde von E. Krüger auf etwa 1515 datiert. Der gesamte Turm dürfte in dieser Zeit gebaut worden sein. Die Fugen an der Stadtmauer zeigen, dass der Turm nachträglich an die Mauer angesetzt wurde. Zuvor war wohl nur ein einfacher Durchgang vorhanden, der vermutlich mit dem 1363 erwähnten "Stegtürlin" identisch ist. Das heute noch bestehende Fachwerkgeschoss mit seinem gekurvten Zeltdach wird von E. Krüger auf das späte 18. Jahrhundert geschätzt. Ältere Abbildungen (Schreyer 1643, Körner 1755) zeigen ein Krüppelwalmdach. 1728 beschloss der Rat, in dem als "Cronen Thurm" bezeichneten Bauwerk eine Wachtstube für Wächter und Nachtwächter einzurichten. Ende der 1930er Jahre diente die Turmstube als Quartier der Schwäbisch Haller SS (nach Krüger: Stadtbefestigungen, S. 129f)

Quellen

Literatur

 

  • Eduard Krüger: Die Stadtbefestigung von Schwäbisch Hall, Schwäbisch Hall 1966, S. 129f.
  • Daniel Stihler: Die Schwäbisch Haller Brücken und Stege des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, in: Württembergisch Franken 86 (2002), S. 96-126, hier S. 110ff