Haller Häuserlexikon – Besitzerliste 1827

Gelbinger Gasse 2 - Gastwirtschaft zur "Sonne": Gasthaus, Brauerei, Tanzboden

Adresse: Gelbinger Gasse 2
Primärkatasternummer: 281
Besitzer: 1827
llig, Carl, Sonnenwirt


Besitzerliste

1503-1512: Für diese Zeit wird in den Beetlisten ein Seitz Hoffmann genannt. Er heiratete 1490 Anna Rößler und wird 1502 Bürger von Hall.

1513-1544: Hans Hoffmann, Sohn des Seitz Hoffmann wird als "Wirth" in der Gelbinger Gasse aufgeführt. Der Sohn Michel wird Dr. med., Johann studiert in Heidelberg Theologie und wird Pfarrer in Rothenburg, Abraham geht außer Landes.

1545: Wolff Virnhaber wird bereits als "Sonnenwirt" bezeichnet.

1577: Peter Firnhaber (Virnhaber), Sonnenwirt, geboren um 1545, versteuert 1591 10.400 Gulden. 1579 wird er Ratsherr, 1606 Geheimer Rat und 1610/18 Stättmeister. Aus drei Ehen hat er 16 Kinder. Er stirbt 1618, 72-jährig, und hat zu diesem Zeitpunkt 63 Enkel und einen Urenkel.

1623: Hans Firnhaber, Sohn von Peter Firnhaber, geboren 1589, heiratet 1613 in 1. Ehe Judith Zobel aus Öhringen.

1636: Hans Firnhabers Tochter Marie Els, geboren 1614, heiratet 1636 Johann Michel Heckmann, geboren 1609 in Hirschhorn, der auf diese Weise die "Sonne" übernimmt. Er war Kornett (= Fähnrich, d.h. Soldat) und Schreiber, steigt in den Äußeren Rat auf und wird 1670 Ratsherr. Er stirbt 1676.

1680: Die "Sonne" wird beim Brand der Gelbinger Gasse am 3. Juni 1680 zerstört.

1689: Wiederaufbau des Gasthauses,. Im Häuserbuch von 1712 wird das Sonnenwirtshaus mit 3 unbebauten Brandplätzen und einem Garten genannt.

1712: Als Besitzer wird der Kanzlist Johann Friedrich Heckmann genannt. Die "Sonne" wird zu diesem Zeitpunkt offenbar nicht als Wirschaft genutzt. Johann Friedrich Heckmann, Sohn des Johann Michel Heckmann, geboren 1652, besucht das Gymnasium in Nürnberg, wird Kanzlist und heiratet 1679 Agnes Bornmeister. Von den zehn Kindern überleben fünf. Diee Tochter Rosine Sibille, geb. 1683, heiratet 1709 den Chirurgen Johann Ludwig Peter Scheuermann, die Tochter Maria Magdalena, geb. 1688, heiratet 1725 David Sigmund Thomas Mayer, Pfarrer zu Untermünkheim. Der Sohn Nicolaus David Heckmann ist Actuarius (Verwaltungsbeamter der Reichsstadt) und übernimmt das Anwesen in der Gelbinger Gasse.

1745: David Sigmund Thomas Mayer und Maria Blandina Heckmann, Witwe des Nicolaus David Heckmann, verkaufen das Haus mit der Wirtschaftsgerechtigkeit zu "Sonne" an Georg David Friedrich Bayerdörffer, Bürger und Gastwirt zum Weißen Roß. Bayerdörffer (1705-1760) nutzt die Wirtschaftsgerechtigkeit wieder und wird Sonnenwirt. Er hat das Metzgerhandwerk erlernt und war Hofmetzger in Grombach. 1733 heiratet er Katharine Magdalene Salzner, die Tochter des Dreikönigwirts Andreas Salzner und der Maria Els, geb. Beyschlag.

1761; Nach dem Tod von Bayerdörffer heiratet seine Witwe Johann David Stüber (Stieber), der damit Sonnenwirt wird.

1767: Johann Christoph Bühler wird als Sonnenwirt genannt.

1782: Georg Michael Hofholz wird als Sonnenwird genannt.

danach: dessen Sohn, Friedrich Peter Hofholz

1823: Metzger Stigler's Witwe als Besitzerin gennannt.

1830: Susanna Katharina Stigler geb. Küfer, Witwe des David Carl Stigler, gewesenen Bürgers und Metzgermeisters, verkauft das Anwesen an Karl Christoph Illig, Bierbrauer und Sohn des verstorbenen Christoph Illig, Papierfabrikant zu Gönningen, Amt Tübingen.

1864 Friedrich Müller wird Sonnenwirt

1869 Friedrich Müller verkauft das ganze Anwesen für 25.300 fl.an den Bierbrauer Johann Georg Hofmann.

1872: Die "Sonne" und ihre Nebengebäude gehen an Friedrich Weischedel.

1886: als Besitzer genannt: Friedrich Weischedel, Bierbrauerei und Gastwirtschaft zur Sonne, 2 Mitbewohner

1890: als Besitzer genannt: Friedrich Weischedel, Bierbrauerei und Gastwirtschaft zur Sonne, 2 Mitbewohner

1894-1920: als Besitzer genannt: Richard Battenschlag, Bierbrauerei und Gastwirtschaft, 2-3 Mitbewohner

1928: als Besitzer genannt: Richard Battenschlag sen. Bierbrauerei und Gastwirtschaft, Richard Battenschlag jun.

1932: Richard Battenschlag jun., Bierbrauer, als Pächter genannt, Richard Battenschlag sen. als Besitzer

1935: Die Witwe von Richard Battenschlag  (gest. 1935), verpachtet an Otto Schmidt - 37/744

1941-1945 Friedrich Sinn, Pächter, bisheriger Wirt zum grünen Baum - 37/744

1944: Die ausländischen Arbeiter (Zwangsarbeiter) der Fa. Groß (Grossag) werden in der Sonne verköstigt.

1945-1948: Die Gastwirtschaft wird von der Besatzungsmacht beschlagnahmt

1948: Gottlieb Käppler als Pächter. Er ist seit 1929 Wirt des Salzsieder und des Gasthofs zum Schwanen. Das Vorderhaus dient Wohnzwecken und für die Arztpraxis von Dr. Bohn.

 

1956: Gottlieb Käppler und 10 Mitbewohner werden genannt.

1961: Rosa Käppler, Hausfrau

Haustafel

Das Gasthaus „Sonne“ steht für eine alte Haller Wirtshaustradition. Große Gaststube, Nebenraum, Tanzsaal und Brauerei gehörten einfach zur „Erlebnisgastronomie“ im gründerzeitlichen Hall. Eine einfühlsame Restaurierung hat den Charakter der Gastwirtschaft von 1903 wenig verändert und das historische Buntglasfenster wie den Ausleger belassen – nur die Brauerei fehlt heute.

Befunde aus Bauforschung

Ehemaliges Tanzhaus (Hinterhaus), dendrochronologisch datiert auf 1807/08. (BF Lohrum/Bleyer)

Beschreibungen

1712: "1 Bewohnung das Sonnenwirtshaus mit 3 ohngebauten Brandplätzen und 1 Garten" (Häuserbuch 1712, S. 219)

1767: "1 Bewohnung, das Sonnenwirtshaus mit Hof, dazu neu erbaute Stallung, Heuboden, Backofen und Waschkessel, nebst dem darob befindlichen Garten" (Häuserbuch 1767, S. 201)

1827: PKN 281 - Wohnhaus mit 23,8 Ruten und Wohnhaus mit 14,3 Ruten, Scheune und Badhaus mit 21,8 Ruten, Brauhaus 12,2 Ruten, Hof ober und unter dem Brauhaus 16,3 Ruten, Hof beim Garten 10,8 Ruten, Schweinestall dabei 1,7 Ruten, insgesamt 2/8 Morgen und 4,9 Ruten Grundfläche in der Heilbronner Straße

um 1840: "23,8 rthn VIII 281 Ein 3stokigtes Wohnhaus in der Gelbinger Gasse, die Schildwirthschaft zur Sonnne, mit Bierbrauerei, Branntweinbrennerei u. Essigfabrik und laufendem Bronnen. B.V.A. 7.500 fl, [später ergänzt:] 0,4 ' Abtritt [Ende Ergänzung] Die Dachrinnen gegen die Häuser VIII 280 u. 282 sind vom Eigenthümer zu 2/3tel zu erhalten. Obiges Haus hat das Durchangs-Recht durc hdas Nachbarhaus Nro. 280 in den dahinter befindlichen Abtritt, welcher gemeinschaftlich zu 2/3tel mit dem Nachbar zu erhalten ist. Der Bronnen erhält seinen Zufluß aus dem staedtischen Eichmarkt-Bronnen, und ist die Röhrenfahrt, soweit sie unterm Schweinmarkt läuft, helftig mit der Stadtpflege, unter dem Wirthschafts Gebäude aber vom Eigenthümer allein zu unterhalten". (Güterbuch 2, S. 453)

1869:  "Ein dreistockiges Wohnhaus in der Gelbinger Gasse, mit dinglichem Recht zur Schildwirtschaft, mit Bierbrauerei, Brandweinbrennerei und Essigfabrik und einem laufendem Bronnen. Der Bronnen erhält seinen Zufluß aus dem städtischen Eichmarktbronnen und ist die Röhrenfahrt soweit sie unterm Schweinemarkt läuft hälftig mit dem Stadtpfleger, unter den Wirtschaftsgebäuden vom Eigenthümer allein zu unterhalten.
Ein 2-stockiges Gebäude am Eck der Blendstatt gegen den Schweinemarkt.
Scheuer und Brauerei hinter Metzger Franz, gegen den Hausgarten stoßend.
Stall, Scheuer und Stall, Hofraum, Blumen- und Gemüsegarten hinter dem Haus und an der Blendstatt mit einer Kegelbahn"
(Kaufbuch 1869)

Das Gasthaus "Sonne" ist ein stattlicher verputzter Fachwerkbau, giebelständig, mit drei leichten Vorstößen, entstanden im Kern nach dem Brand der Gelbinger Vorstadt 1680. Die Bausubstanz des späten 17. Jh. wurde geringfügig verändert im 19. Jh., als das Haus bereits als Gastwirtschaft "Sonne" diente, durch rundbogige Fensteröffnungen mit dem Eingang, dazu der kunstvolle gußeiserne Ausleger - eine reiche neugotische Arbeit. - Die Fachwerkarchitektur des 17. Jh. ist noch ablesbar an den Vorstößen, die mit den stattlichen Proportionen eine qualitätvolle Substanz vermuten lassen. Als Gasthaus besitzt das Gebäude ortsgeschichtliche Bedeutung. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 141)

 

Gelbinger Gasse 2, 2/1 (Flst.Nr. 0-14/6, 0-15/9, 0-15/11). Gasthaus „Sonne”. Stattlicher, verputzter Fachwerkbau, giebelständig, leichte Vorstöße, nach 1680 entstanden. Bereits im 19. Jahrhundert Gastwirtschaft „Sonne”. Rundbogige Fensteröffnungen, kunstvolle gusseiserne, neugotische Ausleger. Fachwerkarchitektur aus dem 17. Jahrhundert noch ablesbar. Hinterhaus mit ehem. Tanzsaal 1808 (d) (Sachgesamtheit). § 2. (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)


Besonderheiten

Zwischen Säumarkt 3 (PKN 279) und Gelbinger Gasse 2 (PKN 281) auf dem heutigen Hof stand bis 1852 noch ein Haus mit der PKN 280.

Quellen

Archivalien:

  • StadtA SHA 4/1544 (Unterpfandsbuch Vorstädte); 4/1545 (Häuserbuch 1712), S. 219; 4/1547 /(Häuserbuch 1767), S. 201; 4/1547a (Häuserbuch 1782), S 361; 4/1854-1878 (Beetlisten 1503-1552); 19/827 (Güterbuch 2), S. 453; 19/1012 (Kaufbuch 1830); 19/1036 (Kaufbuch 1869); S27 (Genealog. Kartei)

Literatur:

  • Gerd Wunder, Georg Lenckner (Bearbb): Die Bürgerschaft der Reichsstadt Hall von 1395-1600 (Württembergische Geschichtsquellen 25), Stuttgart 1956, Nrn. 2163, 2167