Haller Häuserlexikon – Besitzerliste 1827

Gelbinger Gasse 23

Adresse: Gelbinger Gasse 23
Primärkatasternummer: 376
Besitzer: 1827
Sommer, Christoph Albrecht, Kupferschmied


Besitzerliste

vor 1694: Wahrscheinlich ist der Kupferschmied Johann Christoph Büschler sen. Besitzer des Hauses. Er hat das Haus oder den Brandplatz vermutlich nach dem Brand der Gelbinger Gasse 1680 erworben, da er in der fragmentarischen Liste der Brandgeschädigten (HV HS 68) nicht genannt ist.

1694: Wahrscheinlich geht das Haus durch den Tod von Johann Christoph Büschler sen. am 8. Januar 1694 auf seine Witwe Anna Maria geb. Bellon über. Diese heiratet am 23. September 1694 den Kupferschmied Hans König.

1712: als Besitzer genannt: Johann Christoph Büschler jun., Kupferschmied, Sohn des Johann Christoph Büschler sen.. Er hat das Haus zu einem unbekannten Zeitpunkt von seiner Mutter Anna Maria geb. Bellon erworben ("Erhandelt gegen der Mutter"). 

1759: Durch den Tod von Johann Christoph Büschler jun. am 27. Februar 1759 fällt das Haus an seine zweite Ehefrau Elisabetha Praxedis Büschler geb. Renner.

1772: Elisabetha Praxedis Büschler, Witwe des Johann Christoph Büschler, verkauft das Haus am 5. August 1772 für 900 Gulden an ihre Tochter Barbara Eleonore und den Schwiegersohn August Michael Krämer, Kupferschmied. Die Verkäuferin erhält ein lebenslanges Wohnrecht im Haus.

1772: August Michael Krämer verkauft noch am selben Tag (5. August 1772) eine Hälfte des Hauses (den oberen Teil) für 475 Gulden an Georg David Leonhardt, Küber.

1787: Georg David Leonhardt verkauft am 15. Januar 1787 seinen Hausanteil (den oberen Stock u.a.)  für 750 Gulden an den Kübler Johann Georg Lachmann, der diesen Kauf namens seines Stiefsohns, des Schuhmachermeisters Friedrich Balthasar Leonhard, tätigt.

1787: August Michael Krämer macht am 17. Januar 1787 sein Vorkaufsrecht als Besitzer der anderen Haushälfte geltend und  erwirbt anstelle Lachmanns bzw. Leonhards den Hausanteil für 750 Gulden, womit er Besitzer des ganzen Hauses ist.

vor 1806: Christoph Albrecht Sommer, Kupferschmied, erbt einen hälftigen Anteil am Haus. 

1806: Johann Friedrich Rath als Kurator des kranken Johann Ludwig Krämer verkauft die andere Hälfte des Hauses am 13. August 1806 für 600 Gulden an Christoph Albrecht Sommer, der damit alleiniger Besitzer des Gebäudes ist.

1848: Nach dem Tod des Christoph Albrecht Sommer erbt der aus Sontheim stammende Melber Johann Gottfried Obenland als Witwer von Sommers Tochter Rosine Sophie (gest. 10. April 1832) das Haus.

1861:  Nach dem Tod des Gottfried Obenland am 4. Mai 1861 wird seine dritte Ehefrau Sophie geb. Böheim alleinige Besitzerin des Hauses.

1864: Die Witwe Sophie Obenland verkauft das Haus am 8. Juli 1864 für 4.500 Gulden an den Zinngießer Adolf Lauth.

1886: als Besitzer genannt: Adolf Lauth, Zinngießer
Mieter/Mitbewohner: Therese Heimburger, Näherin; Lene Heimburger, Näherin; Christian Rückert, Mechaniker

1888: Nach dem Tod von Lisette Lauth geb. Ott, der Ehefrau des Adolf Lauth, werden die drei Kinder Lina, August und Albert als Miteigentümer eingetragen.

1890: als Besitzer genannt: Adolf Lauth, Zinngießer
Mieter/Mitbewohner: Friedrich Bräuninger, Schlosser; Karoline Nagel, Stationsmeisters-Witwe; Jakob Speiger, Maurer

1894: als Besitzer genannt: Adolf Lauth, Zinngießer
Mieter/Mitbewohner: Wilhelmine Kayler, ledig; Karoline Nagel, Stationsmeisters Witwe; Friedericke Schick, Aufsehers Witwe

1901: als Besitzer genannt: Adolf Lauth, Zinngießer
Mieter/Mitbewohner: Jakob Hinderer, Mechaniker; Heinrich Bauer, Musiklehrer

1910: als Besitzer genannt: Adolf Lauth, Zinngießer
Mieter/Mitbewohner: Gottlieb Bayerdörfer, Gipser; Hans Zimmermann, Friseur

1911: Erworben durch den Friseur Eugen Schippert.

1920: als Besitzer genannt: Eugen Schippert, Friseurmeister
Mieter/Mitbewohner: Friedrich Röger, Taglöhner; Eberhard Schäfer, Arbeiter

1921: Erworben durch den Friseur Jakob Kaiser.

1928: als Besitzer genannt: Jakob Kaiser jun., Friseurmeister
Mieter/Mitbewohner: Jakob Kaiser sen., Rentner; Pauline Kaiser, Kontoristin

1932: als Besitzer genannt: Jakob Kaiser jun., Friseurmeister
Mieter/Mitbewohner: Rosine Kaiser, Witwe

1938: als Besitzer genannt: Jakob Kaiser jun., Friseurmeister
Mieter/Mitbewohner: Irma Kaiser, Arbeiterin; Rosine Kaiser, Sozialrentnerin; Friedrich Baumann, Schlosser; Friedrich Baumann, Schneider, Karoline Vogelmann, Witwe und Sozialrentnerin

1949: Im Hinterhaus eröffnet der Goldschmiedemeister Kurt Dürr aus Mühlacker eine Werkstatt.

1956: als Besitzer genannt: Damen- und Herrenfrisiersalon, Jakob Kaiser jun.,
Mieter/Mitbewohner: Pauline Kaiser, Hausfrau; Rudolf Kaiser, Friseurmeister; Ruth Kaiser, Friseuse; Emil Mahler, Steueranwärter; Ilse Mahler, Hilfsarbeiterin

Befunde aus Bauakten

1864: Zinngießer Adolf Lauth richtet unter Einbeziehung bestehender Fensteröffnungen einen Laden mit Schaufenstern ein, mit diesem verbunden ein heizbares "Cabinet" mit Windofen.  In dem gegen den Hof gelegenen vergipsten Zimmer entsteht eine Zinngießerwerkstatt mit einem Kessel zum Schmelzen und einem Lötofen.

1871: Adolf Lauth lässt ein auf die Stadtmauer aufgesetztes, einstöckiges Hinterhaus mit Wohnzimmer, Schlafzimmer und Küche bauen. Der Bau ersetzt eine dort vorher befindliche Holzlege (Holzschuppen).

1873: "Cloake eingerichtet" (laut Güterbuch 4, 427)

1908: Adolf Lauth lässt für einen Küchenherd im I. Stock einen eigenen Kamin mit 20 x 20 cm Durchmesser erstellen.

1937: Friseurmeister Jakob Kaiser muss ein Werbeschild für die Marke "Chlorodont" entfernen, weil es angeblich das Stadtbild verunstaltet.

1945: Jakob Kaiser richtet im Dachgeschoss ein beheizbares Zimmer ein und vergrößert die Fenster gegen Westen.

1952: Jakob Kaiser erhält einen städtischen Zuschuss zur Erhaltung des Fachwerks in seinem Haus. Angeblich wurde die Fassade seines Hauses beim Umbau des Engelhardt-Palais (Gelbinger Fasse 25) erheblich beschädigt.

1956: Das Haus wird an die direkt an die städtische Kanalisation angeschlossen, in diesem Zusammenhang werden die bisherigen Trockenaborte durch Spülaborte ersetzt.
Im Zusammenhang mit Bauarbeiten an der Waschküche des Engelhardt-Palais (Gelbinger Fasse 25) stellt sich die 12 cm starke Erdgeschossmauer des Hauses als so baufällig heraus, dass sie abgebrochen und durch eine 24 cm starke Mauer aus Hohlblöcken ersetzt wird. Diese Mauer wird zur Hälfte auf das Nachbargrund aufgesetzt, um einen Absatz zu vermeiden.

1991: Das bisherige Friseurgeschäft wird zu einem Optikgeschäft umgebaut, der Ladeneingang in diesem Zusammenhang verändert.

Beschreibungen

1717/18: "Eine Bewohnung sambt Höffle, taxirt ad 600 fl"

1827: Wohnhaus mit 12,2 Ruten, Schweinestall 2 und Hof 1,8 Ruten, insgesamt 16 Ruten Grundfläche in der Heilbronner Straße.

1864: "Ein dreistokiges Wohnhaus in der Gelbinger Straße mit 2,0 Rt. Oekonomie Gebäude [und] 1,8 Rt. Hofraum zwischen Kaufman Bapst und Glaser Stübelin, mit gewölbtem Keller und einer Kupfer Schmid Werkstätte." 

1911: "Ein 3stock. Wohnhaus von Fachwerk mit Giebeldach, zwischen Nr. 21 teils mit teils ohne und Nr. 25 ohne eigene Wand gebaut mit 1stock. Abtritt & Verbindungsgang mit Pultdach ihne eigene Wand, Anschlag 10.000 M, mit westl. 1stock. Hintergebäude von Fachwerk, mit Pultdach zwischen Nr. 21 u. 25 ohne eigene Wand gebaut. Ziegeldach. Anschlag 1.200 M, [zusammen] 11.200 M." (Feuerversicherungsbuch)

Das nach dem Brand der Gelbinger Vorstadt von 1680 errichtete dreigeschossige giebelständige Fachwerkwohnhaus stellt ein gut erhaltenes und aufwändigeres Beispiel Haller bürgerlicher Wohnbaukunst im letzten Viertel des 17. Jh. dar. Vom Stadtbrand verschont blieben Keller (flaches, segmentbogiges Gewölbe) und Erdgeschoss (hölzerne Türrahmung mit massivem Segmentbogen, ursprüngliche Grundrissaufteilung) des Hauses, darüber der Fachwerkbau des 17. Jh.: vier leichte, profilierte Vorstöße, reiche Schmuckformen in den Fensterbrüstungen, Aufzugstür (im 19. Jh. bemalt) im Giebel. Letztere ein originelles Dokument mit Wappen und Inschrift ("Mein Werk ist ernst und nicht zu spassen, wer zu mir kommt muss Haare lassen" - ein Hinweis auf den Beruf des Eigentümers, eines Friseurs). - Teile der mittelalterlichen Stadtmauer. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 154)

 

Gelbinger Gasse 23 (Flst.Nr. 0-70/2). Dreigeschossiges, giebelständiges Fachwerk-Wohnhaus, nach 1680. Aufwändig gestaltet. Keller und Erdgeschoss ursprüngliche Grundrissaufteilung erhalten, reiche Schmuckformen in den Fensterbrüstungen, Aufzugstür im Giebel mit Wappen und Inschrift („Mein Werk ist ernst und nicht zu spaßen, wer zu mir kommt muss Haare lassen” - ein Hinweis auf den Beruf des Eigentümers, eines Friseurs). (siehe auch unter Sachgesamtheit Stadtbefestigung "Am Markt 14, ..."). § 2. (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

Quellen

Archivalien:

  • StadtA SHA 4/686 (Kaufprotokolle 1769-1772), Bl. 284Rff; 4/690 (Kaufprotokolle 1786-1788), Bl. 91bV; 4/1544 (Unterpfandsprotokoll Vorstädte), Bl. 603; 18/1325 (Realteilung G. Obenland, 1861); 19/829 (Güterbuch 4), S. 427; 19/999 (Kaufprotokolle 1805-1806), Bl. 681R); 19/1031 (Kaufprotokolle 1864), Bl. 107V; Genealogische Kartei Häfner; Mikrofilm KB 1393 (Evang. Kirchenregister, Bd. 68: Familienregister St. Michael, Bd. 5, Buchst. O, Bl. 1b); Q3/3 (Feuerversicherungsbuch, Bd. 3), Bl. 570R
  • Baurechtsamt SHA: Bauakten Gelbinger Gasse 23

Literatur:

  • Adressbücher 1886-1956