Haller Häuserlexikon – Besitzerliste 1827

Gelbinger Gasse 46 - Von der Pilgerherberge zur Obdachlosenunterkunft

Adresse: Gelbinger Gasse 46
Primärkatasternummer: 307
Besitzer: 1827
Oesterlin, Georg Friedrich, Kaufmann in Künzelsau


Besitzerliste

vorher: Spital/Seelhausstiftung: "ein Hauß, so vorhin das Selhauß zu Verpflegung der angekommenen frembden Kranken geweßen"

 

1761 ersteigerte Gottfried Christian Kurzenberger, Grabenreiter bzw. Jäger, das ehemalige Seelhaus für 459 Gulden. (StadtA Schwäb. Hall 4/684, fol. 375R-376V). Verkäufer war das städtische Bauamt.

 

1798 erwirbt Lorenz Friedrich Moritz Hoffmann, Teilungsschreiber, für 2.400 Gulden das Haus.

 

1812 wird es von Johann David Oesterle, Bäcker in der Gelbinger Gasse, erworben. Verkäufer waren die Gläubiger des Spitalmeisters Hoffmann. Der Preis betrug 2.030 Gulden.

 

1818 ging das Haus als Heiratsgut an David Heinrich Oesterlen, Seifensieder.

 

1826 verkaufte David Heinrich Oesterlen, Schwanenwirt in Unterlimpurg, das Haus an seinen Bruder Georg Friedrich Oesterle, Kaufmann in Künzelsau, um 3.000 Gulden.

 

1827: Besitz Österle, 1853-1857 nochmals im Besitz der Armenverwaltung

Haustafel

a) Das Seelhaus in der Gelbinger Gasse geht auf das Jahr 1385 zurück, als Albrecht Kydman und seine Frau Elisabeth ihr Haus an die Josenkapelle zu einer Herberge für arme fremde Pilger verkauften. Später diente es vor allem der Unterbringung von Bettlern, die zu krank oder schwach waren, um direkt weiter geschickt zu werden. Dem Haus standen ein Seelvater und eine Seelmutter vor, die dem Rat verantwortlich waren. 1761 wurde das Seelhaus an den Grabenreiter Gottfried Christian Kurzenberger verkauft.

b) Pilgerfahrten brachten im Mittelalter Tausende von Menschen auf die Straße und in fremde Länder. Wohlhabende konnten sich eine Unterkunft unterwegs leisten, arme Pilger waren auf die Wohltätigkeit anderer angewiesen. Daher stiftete ein Haller Ehepaar hier schon 1385 das "Seelhaus", eine Herberge für mittellose Pilger. Später unterstand es dem Rat und war Obdachlosenheim für kranke und schwache Bettler.

Beschreibungen

1827: Wohnhaus mit 12,1 Ruten, Remise am Garten 3,5 Ruten, den Hof gemeinschaftlich mit PKN 306, insgesamt 15,6 Ruten Grundfläche in der Heilbronner Straße

Quellen

Archivalien:

  • StadtA Schwäb. Hall 6/3 (Stiftung des Ulrich von Münkheim); 4/198, fol. 90R; 4/492, fol. 1114a ff; 4/1544, fol. 578b V; 4/1547a, S. 378; H2, div. Signaturen (Seelhausrechnungen);
  • Staatsarchiv Ludwigsburg (StA L) B 186 U 385 (Verkauf 1385)

Literatur:

  • Kuno Ulshöfer (Bearb.): Regesten der Urkunden des Hospitals zum Heiligen Geist in der Reichsstadt Hall bis 1480 (Forschungen aus Württembergisch Franken 24), Sigmaringen 1998, Nrn. 245, 279, 328, 751