Haller Häuserlexikon – Besitzerliste 1827

Gelbinger Gasse 63 und 63/1

Adresse: Gelbinger Gasse 63 und 63/1
Primärkatasternummer: 356
Besitzer: 1827
Hofmann, Jakob Peters Witwe


Besitzerliste

1712: Der Schreiner Johann Martin Laccorn (auch: Lackorn) wird als Besitzer des Hauses genannt. Er hat es zu einem unbekannten Zeitpunkt für 350 Gulden erworben.

1751: Die Erben des Johann Martin Laccorn verkaufen das Haus am 30. September 1751 für 340 Gulden an den Spitalknecht und Beisitzer Leonhard Gleß (auch: Kleß).

1791: Der Bürger und Nadler Johann Conrad Hofmann erwirbt das Haus am 30. Oktober 1791 von den Erben des Leonhard Gleß für 850 Gulden.Ein Teil des Hauses scheint zu diesem Zeitpunkt an "Schumacher Gronbachs Wittib" vermietet zu sein (laut 14/4092, Bl. 51)

1810: Vermutlich nach dem Tod von Johann Konrad Hofmann am 9.Januar 1810 fällt das Haus als Erbe an den Sohn Jakob Peter Hofmann.

1822: Durch den Tod von Jakob Peter Hofmann am 6. August 1822 fällt das Haus an seine Witwe Maria Magdalena geb. Bühl.

1828:  Die Witwe von Jakob Peter Hofmann verkauft das Haus an Georg Joseph Frank, Nagelschmiedmeister (Kfb. 19/1011, S 100)

1852: Das Anwesen kommt vor dem Tod des Georg Joseph Frank am 17. August 1852 als Erbe an die Tochter Marie Louise und ihren Ehemann, den  aus Vaihingen stammenden Flaschner Peter Wilhelm Oberkampf. Zum Todeszeitpunkt ist bereits Oberkampf Besitzer des Hauses, da in diesem Zusammenhang die völlige Vermögenslosigkeit Franks festgestellt wird.

1875:  Peter Wilhelm Oberkampf verkauft das Anwesen für 12.000 Mark. an den Sohn Carl Oberkampf, der ebemfalls Flaschner ist (Kfb 19/1040a S 346)

1894: Rosine Oberkampf geb. Metzger, die Witwe des Flaschners Carl Oberkampf,verkauft das Anwesen vorbehaltlich der Zustimmung des August Wilhelm Wittlinger, Ingenieur in Göppingen als Pfleger ihres minderjährigen Sohnes Carl Oberkampf und vorbehaltlich der Genehmigung des Gemeinderats als Vormundschaftsbehörde, an den Flaschner  Georg Renftle ( Kfb. 19/1058, S 113)

Adressbücher:

1901 - 1920 Renftle, Georg, Flaschner

1928:  Schroth, Elise, Werkstatt und Schuhladen von Friedrich Schroth

1938: Schroth, Friedrich, Schuhmachermeister und Schuhgeschäft.

Befunde aus Bauakten

1866: Der Schlosser Seitz will im unteren Stockwerk des auf der Stadtmauer aufsitzenden Hinterhauses (heute Nr. 63/1), welches dem Flaschner Oberkampf gehört und in welchem früher einen Nagelschmiede betrieben wurde, eine Schlosserwerkstatt einrichten. Hierbei sollen u.a. die Fachwerkwände auf der Innenseite durch eine Ziegelmauer gegen Brandgefahr geschützt werden. Weiterhin wird eine alte Trennwand entfernt und die Esse versetzt. 

1867: Flaschner Oberkampf lässt im 2. Stock des Hinterhauses (heute Nr. 63/1) eine Wohnung einrichten, wozu neue Innenwände eingezogen werden. 

1875: Flaschner Oberkampf lässt einen Kamin im 2. und 3. Stock des Haupthauses abbrechen und durch einen neuen, unbesteigbaren Kamin ersetzen.

1880/81: Direkt anstoßend an das Haupthaus wird ein zweistöckiger Anbau erstellt, der im Parterre ein beheizbares Zimmer und eine Werkstatt, im 1. Stock zwei heizbare Zimmer enthält und durch eine "Plattform mit Metallbedeckung" abgeschlossen wird. Die endgültige Genehmigung nach kleinen Änderungen der Planung wird 1881 erteilt.

1904: Flaschnermeister Georg Renftle lässt in der Hinterfront des Hinterhauses (heute Nr. 63/1) ein Fenster einbrechen.

1925: Schuhmachermeister Friedrich Schroth lässt Schaufenster einbauen, den Fußboden und die Decke des Ladenlokals umbauen und im Werkstattanbau einen Kamin erstellen.

1934: Die Stadt genehmigt die Anbringung eines 70 x 40 cm großen Leuchtschilds "Schuhhaus Schroth".

1937: Zwei Werbeschilder "Rieker" und "Salamander" müssten auf Anweisung der Baubehörde entfernt werden, "da die Schilder infolge ihrer grellen Farben das Strassenbild verunstalten."

1945: Am 5. Februar 1945 genehmigt die Baubehörde unter Bewilligung einer Ausnahme vom kriegsbedingten Bauverbot den Einbau einer Wohnung im 2. Stock des Hinterhauses (heute Nr. 63/1). 

1961: Müllermeister Jakob Olnhausen lässt auf der Rückseite des Hauses am 1. Stock des Werkstattanbaus einen Balkon anbringen. 

Beschreibungen

1751 (Kaufvertrag): "...ihre anererbte Behaußung in Gelbinger Gaßen, sambt dem darhinter gelegenen Höfflein, Waschkeßel und Gärtlein, zwischen Johann Georg Ehrlichs Secklers und Johann Michael Mayers, Sailers Häußern gelegen, in löbl. Hospital allhier jährl. 5 ß Vorgeldt Gülten und außer 24 ß Cap. in Löbl. Contubernii Pfleeg frey ohnversezt und ohnverpfändet eigen..." (13/580)

1791 (Inventur des Leonhard Gless): "Eine Behausung in der Gelbinger Gassen, samt dem darhinter gelegenen Höflen, Wasch-Kessel und Gärtlen, zwischen des Schreiner Meister Peter Schmidts und Cotton Drucker Jotzen beeden Häusern gelegen. Gültet in löbl. Hospithal alljärlich 5 ß Vorgeld-Gült..."

1827: Wohnhaus mit 10,1 Ruten, Remise 2,5 und Hof 1,8 Ruten, insgesamt 14,4 Ruten Grundfläche in der Heilbronner Straße

Kfb. 19/1011, S 100 von 1828/29: Ein dreistockiges Wohnhaus in der Gelbinger Gasse neben Melber Bauer und Schuhmacher Schwarz, ein dahinter befindliches kleines Haus mit einer Logis, ein Schupfen an der Stadtmauer. Garten hinter dem Haus, neben Schreinermeister Schmidt und Leonhard Brözel, dem Spital allhier mit 10 Kreuzer Vorgeld gültbar.Für 1600 fl verkauft.

1866 (Hinterhaus 63/1): "Das Gebäude in welchem unterem Stokwerk diese Einrichtung getroffen werden soll, hat theils maßive, theils geriegelte, theils vertaeferte Umfaßungs Waende; ebenso sind die Zwischenwaende der Werkstatt zum Theil maßiv, zum Theil geriegelt; der Rauch soll durch ein schon vorhandenes, unbesteigbares Camin über  Dach geführt werden" (Baurechtsamt, Bauakten).

Gelbinger Gasse 63/1. Teil der Sachgesamtheit "Stadtbefestigung" - siehe Badtorweg 10. (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

Besonderheiten

GB 19/829 S 327: Nach einer Übereinkunft vom 8.4.1859 zwischen Flaschner Oberkampf und seinem Nachbar Kübler Freimüller, gestattet 1. Oberkampf daß Freimüller eine Remise, anstoßend an sein Werkstattgebäude anbauen darf, jedoch nicht höher als bis zu den oberen Fensteröffnungen des Werkstattgebäudes, die mit Läden versehen sind, so daß das Licht hier nicht verbaut wird und es ferner möglich wird, die Laden auf und zu zu machen.

Biografien von Hausbesitzern und -bewohnern

Johann Martin Laccorn (1667-1749)

Johann Martin Laccorn wurde am 4. September 1667 als Sohn des Schreiners Johann Joseph Laccorn und dessen Ehefrau Ursula Catharina geb. Botz in Schwäbisch Hall geboren. Über seine Schulbildung und Ausbildung ist nichts bekannt. Am 29. März 1698 schloss er im Alter von 28 Jahren seine erste Ehe mit der zehn Jahre älteren Margarethe Haspel (*15. November 1659), einer Tochter des Haalschmieds Johann Joseph Haspel. Das Paar hatte zwei Söhne, Johann Jakob (*1700) und Friedrich Heinrich (*1703) die beide erwachsen wurden. Seine ersten Frau starb am 3. Mai 1729 im Alter von 69 Jahren. Ein halbes Jahr später, am 22. November 1729, heiratete der nun 62 Jahre alte Johann Martin Laccorn  die 20 Jahre jüngere Anna Margaretha Reitz (*1686), eine Tochter des Kornmessers Johann Caspar Reitz, hatte aber mit dieser keine weiteren Kinder. Anna Margaretha Laccorn starb am 14. Mai 1747 im Alter von 61 Jahren an "starckem Frost und Hitze", danach lebte Johann Martin im Witwenstand. Ihm wird ein stilles und gottesfürchtiger Lebenswandel attestiert; kurz vor seinem Tod begann er an "großer Hitze und Abzehrung" zu leiden und starb am 29. Juni 1749 morgens zwischen 10 und 11 Uhr, im hohen Alter von 81 Jahren.

Leonhard Gless (1718-1791)

Johann Leonhard oder Georg Leonhard Gless (beide Varianten kommen in den Quellen vor, ebenso die Schreibweisen Kless oder Gläß) wurde am 19. Dezember 1718 in Gaugshausen (heute Ortsteil von Ilshofen) als Sohn des Haller Untertanen Johann Michael Gleß und der Dorothea geb. Lang geboren. Wann er sich in Schwäbisch Hall niederließ, ist bislang nicht bekannt. Das Bürgerrecht erwarb er nicht, bis zu seinem Tod hatte er den Status eines Beisitzers. Anfangs arbeitete er als Spitalknecht, später als Gradierwärter im Haal (in der Saline). Das heutige Haus Gelbinger Gasse 63 erwarb er 1751. Am 2. Januar 1752 heiratete er im Alter von 33 Jahren in der Hospitalkirche die 23jährige Susanne Margarethe Diem (*8. Februar 1728), eine Tochter des Beisitzers, Bauern und Sägknechts Johann Leonhard Diem aus Tullau. Nach einer 17jährigen, kinderlosen Ehe erkrankte Susanne Margarethe an einer nicht genauer bestimmbaren, fiebrigen Infektion und starb am 10. September 1769. Bereits am 5. Dezember 1769 heiratete Gless als 50jähriger in zweiter Ehe Margarethe Seiter (*12. Dezember 1734), einer 34 Jahre alte Tochter des Georg Michael Frey aus Unteraspach (heute Ortsteil von Ilshofen) und Witwe des Küblers Johann Jakob Seiter im selben Ort. Die Braut brachte neben geringem Inventar immerhin ein väterliches "Heiratsguth" von 400 Gulden mit in die Ehe ein. Gless verpflichtete sich, ihr zwei jahre altes, uneheliches Töchterlein Maria Margaretha wie ein eigenes Kind zu behandeln. In diesem Zusammenhang ist auch zu erfahren, dass in Gless eine Tochter seines verstorbenen Bruders Johannes namens Maria Barbara aufzog, die zu diesem Zeitpunkt 10 Jahre alt war und in seinem Haushalt bleiben sollte, "bis sie zu dienen tüchtig". Auch versprach er ihr eine kleine Aussteuer von 25 bis 50 Gulden. Von den drei Kindern des Ehepaares starben der Sohn Georg Balthasar (5. April 1777 - 7. Mai 1777) früh, die in die Ehe eingebrachte Tochter Maria Barbara (*2. Juli 1767) besuchte fleißig die Schule und "gieng ihren Eltern treulich an die Hand", starb aber am 25. August 1779 im Alter von 12 Jahren vermutlich an der Ruhr. Der Sohn Jacob Friedrich (*22. Mai 1773) und die Tochter Friederica (* um 1781) überlebten ihren Vater. Eva Margarethe Gless starb am 16. Juli 1790 im Alter von 55 Jahren an einer nicht genauer bezeichneten Krankheit, Leonhard Gless am 15. Februar 1791 im Alter von 72 Jahren an "Wassersucht." Vor seinem Tod hatte ihn seine Nichte Maria Barbara gepflegt, die auf seine beiden Kinder aufgeteiltes Vermögen wurde auf immerhin 882 Gulden geschätzt, wovon das Haus in der Gelbinger Gasse und ein Weinberg in der "Eichelhalde" unterhalb der Geyersburg zwischen Gelbingen und Obermünkheim den Hauptteil ausmachten.

Johann Konrad Hofmann (1749-1810)

Johann Konrad Hofmann wurde am 12. Oktober 1749 in Rothenburg ob der Tauber als Sohn des Nadlers (= Nadelmacher) und Handelsmanns Georg Konrad Hofmann und seiner Frau A. Katharine Blinzig geboren. Der Mädchennamer seiner Mutter weist auf verwandtschaftliche Beziehungen nach Schwäbisch Hall. Hofmann erlernte das väterliche Handwerk und heiratete am 18. August 1772 als 22jähriger in Schwäbisch Hall die acht Jahre ältere Susanna Maria Beuerle (*11. Mai 1741), eine Tochter des Nadlers Johann Friedrich Beuerle (oder: Beuerlin) und der Rosine Margarethe geb. Schloßstein. Bislang sind vier Kinder des Ehepaares bekannt, von denen Jakob Peter (*1773),  Maria Magdalena (* unbekannt) und Georg Konrad (* unbekannt) das Erwachsenenalter erreichten, während Maria Katharina (1775-1776) als Kleinkind starb. Johann Konrad Hofmann starb am 9. Januar 1810 im Alter von 60 Jahren, seine Witwe überlebte ihn offenbar und verstarb zu einem bislang noch nicht bekannten Zeitpunkt. Das Haus fiel als Erbe an seinen Sohn Jakob Peter. Ob Johann Konrad Hofmann im heutigen Haus Gelbinger Gasse 63 gelebt hat, muss derzeit offen bleiben, da er auch das ebenfalls in der Gelbinger Gasse gelegene Haus seines Schwiegervaters erworben hatte. 

Jakob Peter Hofmann (1773-1822)

 Jakob Peter Hofmann wurde am 11. September 1773 als Sohn des aus Rothenburg ob der Tauber stammenden Nadlers Johann Konrad Hofmann und der Susanna Maria geb. Beuerle geboren. Wie sein Vater und Großvater lernte er das Handwerk eines Nadlers. Am 26. August 1801 heiratete er als 27jähriger die vier Jahre jüngere Maria Magdalena Bühl (*21. Juni 1778), eine Tochter des Bortenmachers Friedrich Jakob Bühl. Zwei Kinder des Ehepaares sind bekannt. Die ältere Tochter Sofie Magdalene (*1802) starb  zwei Monate nach der Geburt, die jüngere Tochter Anna Maria erreichte  das Erwachsenenalter. Jakob Peter Hofmann starb am 6. August 1822 im Alter von 48 Jahren, seine Witwe überlebte ihn lange und ist noch in der Bürgerliste von 1844 erwähnt. Ihr Todesdatum ist noch unbekannt.

Georg Joseph Frank (1787-1852)

Georg Joseph Frank wurde am 9. Juli 1787 als unehelicher Sohn der Maria Juliana Wollmershäuser geboren, einer 25 Jahre alten Tochter des Nagelschmieds Georg Wollmershäuser im Weiler. Sein Vater war der Schusterknecht Johann Georg Frank aus Dörflas in der Herrschaft Brandenburg-Ansbach (heute: Stadt Marktredwitz, Bayern). Seine Mutter, die 1790 einen weiteren unehelichen Sohn bekam, heiratete am 1799 den Salzsieder Johann David Groß, in dessen Haushalt offenbar auch Georg Joseph Frank aufwuchs. Er erlernte den Beruf seines Großvaters, wurde Nagelschmied und heiratete am 7. Oktober 1812 im Alter von 25 Jahren die drei Jahre ältere Maria Rosina Geyer (*8. Februar 1784), eine Tochter des Schreiners Johann Leonhard Geyer, die bereits eine zwei Jahre alte, uneheliche Tochter hatte. Grund für die Eheschließung dürfte gewesen sein, dass Maria Rosina schwanger war; die älteste Tochter Maria Sophia wurde einen Monat nach der Hochzeit geboren. Das Paar bekam noch neun weitere Kinder, von denen ein Mädchen und zwei Jungen als Säuglinge starben, zwei weitere als junge Erwachsene. Auffällig ist die hohe Zahl von unehelichen Kindern der Töchter. Die älteste Marie Sophia bekam deren vier, von denen allerdings nur eines die Kindheit überlebte, Rosina Louise hatte eine uneheliche Tochter, und Johanne Elisabethe Philippe drei Mädchen. Letztere starb zusammen mit ihrer jüngsten Tochter 1849 "auf der Fahrt nach Amerika", vielleicht bei einem Schiffsunglück oder an einer Krankheit. Auch wenn diese vielen unehelichen Enkel auf eine wirtschaftliche Notlage deuten, muss Georg Joseph Frank anfangs über ein wenig Vermögen verfügt haben, da er 1828 das heutige Haus Gelbinger Gasse 63 kaufen und 1846 seiner Tochter Rosine Louise rund 200 Gulden Bargeld und Fahrnis als "Heiratsgut" mitgeben konnte. Es ist allerdings denkbar, dass Rosine Louise und ihr Ehemann mit einem Anteil am Haus abgefunden wurden, also kein Bargeld erhielten. Später waren Tochter und Schwiegersohn jedenfalls im ungeteilten Besitz des Hauses, Unterlagen waren bislang aber nicht auffindbar. Als Georg Joseph Frank am 17. August 1852 im Alter von 65 Jahren starb, war er jedenfalls völlig verarmt, seine Witwe teilte aus diesem Anlass mit, dass sie "lediglich kein Vermögen besize, vielmehr Unterstützung von der Hospital-Verwaltung erhalte". Als Marie Rosine Frank 10 Jahre später am 8. November 1862 starb, hatte sich an dieser Lage nichts geändert. Ihr wohl nur einige Kleider umfassender Nachlass fiel an die älteste Tochter, die sie gepflegt hatte, ein kleiner Geldbetrag aus Siedensrechten ging an einen Teil der Kinder und Enkel. 

Jakob Wilhelm Oberkampf (1820-1880)

Jakob Wilhelm Oberkampf wurde am 29. April 1820 in Vaihingen an der Enz als Sohn als Sohn des Hutmachers Jakob Wilhelm Oberkampf und seiner Ehefrau Anna Catharina Lindauer geboren. Er erlernte das Flaschnerhandwerk und heiratete am 28.Juni 1846 in Schwäbisch Hall die knapp vier Jahre ältere Rosine Louise Frank (*30. August 1816), eine Tochter des Nagelschmieds Georg Joseph Frank, dem Besitzer des Hauses Gelbinger Gasse 63. Rosine Louise brachte ein uneheliches Kind mit in die Ehe, die 1841 geborene Tochter Marie Elisabeth. Das Ehepaar hatte fünf Kinder: Wilhelmine Louise (*1846), Marie Margarethe Friederike (*1848), Carl David Christoph (*1849), Johann Friedrich Christoph (*1851) und Catharina Barbara (*1854). Johann Friedrich Christoph starb 1855 als Kleinkind, die anderen erreichten das Erwachsenenalter. Marie Margarethe Friederike wanderte in die USA aus und starb dort 1872 drei Monate nach ihrer Eheschließung mit einem anderen deutschen Auswanderer. Die Mutter bzw. Ehefrau Rosine Louise Oberkampf verschied am 23. April 1859. In ihrer Eventualteilung ist nachzulesen, dass die uneheliche Tochter Marie Elisabeth ihrem Stiefvater den Haushalt hätte führen sollen, weshalb er sie als Miterbin eingesetzt und sich verpflichet hatte, sie in allen Dingen wie ein leibliches Kind zu behandeln. Das Mädchen habe sich jedoch, "anstatt sich der Haushaltung und den Geschäften, wie er es erwartet hätte, mit Eifer und Fleiß anzunehmen, sich unzufrieden u. unanständig benommen u. zulezt gegen alle Vorstellungen von seiner u. des Pflegers Seite im November vor. Jrs. sein Haus verlassen u. auswärts einen Dienst angenommen." Deshalb wurde die entsprechende Vereinbarung gegen eine Zahlung von 120 Gulden durch Oberkampf aufgehoben. Das Mädchen heiratete 1869 einen katholischesn Eisenbahner in Möhringen. Durch den Verlust der Haushälterin sah er sich genötigt, "gegen seine frühere Absicht zur zweiten Ehe zu schreiten" (18/1257).  Oberkampf heiratete am 28. Oktober 1860 Magdalene Friederike Sieber geb. Groß (*1. März 1821), die 39 Jahre alte Witwe des Hafners Georg Friedrich Sieber und Tochter des Salzsieders Georg Heinrich Groß. Sie hatte aus dieser ersten Ehe die Tochter Magdalene. Das Paar bekam noch ein gemeinsames Kind, den 1861 geborenen Sohn Wilhelm Leonhard Peter. Dass die Zeiten für Handwerker schwierig waren, zeigt die Vermögensentwicklung Oberkampfs. Bei der ersten Eheschließung 1846 betrug das gemeinsame Vermögen des Paares rund 1.000 Gulden, wozu 1856 noch das Erbe der Mutter von Oberkampf mit 1.900 Gulden kam. Statt der sich hieraus rechnerisch ergebenden über 2.900 Gulden war 1859/60 nach dem Tod von Rosine Louise Oberkampf nur noch 1.500 Gulden übrig, was den Verlust fast der Hälfte des Vermögens bedeutet. Die finanziellen Sorgen waren aber vorbei, als Oberkampf 1865 von einem Onkel in Lienzingen fast 16.000 Gulden erbte. Wohl deshalb besaß er, als er am 9. Oktober 1880 im Alter von 60 Jahren starb, ein nicht unerhebliches Vermögen, das sich auf 18.500 Mark belief. Seine Witwe Magdalene Friederike überlebte ihn um fast 30 Jahre und starb am 2. Juni 1909 im Alter von 88 Jahren. Ihrer "Nachlassauseinandersetzung" ist zu entnehmen, dass ihr Enkel Wilhelm Oberkampf, ein gelernter Konditor, Opernsänger in Köln war. 

Carl Oberkampf (1849-1893)

Carl David Christoph Oberkampf wurde am 20. Oktober 1849 als Sohn des Flaschners Jakob Wilhelm Oberkampf und dessen erster Frau Rosine Louise geb. Frank geboren. Seine Mutter starb 1859, als er neun Jahre alt war, sein Vater heiratete ein Jahr später erneut. Carl Oberkampf erlernte das Handwerk seines Vaters und übernahm 1875 das väterliche Haus und die Werkstatt. Im selben Jahr, am 20. April 1875, heiratete er als 25jähriger die 22 Jahre alte Catharina Rosina Mezger (*19. Februar 1852), eine Tochter des Raibacher Wirts Christian Friedrich Mezger. Das Paar hatte einen Sohn, den 1876 geborenen Karl August Johann. Carl Oberkampf starb am 5. September 1893 im Alter von 43 Jahren, nachdem er im Hof des Gasthauses "Hirsch" (Gelbinger Gasse 18) von einer Leiter gestürzt war. Sein Vermögen wurde bei seinem Tod auf 28.500 Mark geschätzt. Catharina Rosina Oberkampf zog - vermutlich 1894 - nach Stuttgart, ihr weiteres Schicksal ist bislang nicht bekannt. 

Quellen

Archivalien:

  • StadtA SHA 2/10, S. 298 (Taufe G. J. Frank); 2/75b, S. 178b (Nekrolog Anna Margaretha Laccorn), S. 207 (Nekrolog Johann Martin Laccorn); 2/76b, S. 305 (Nekrolog Sus. Marg. Gless); 2/77b, S. 227 (Nekrolog Maria Barb. Gless); 2/78a, S. 162 (Nekrolog Eva Marg. Gless), S. 185 (Nekrolog Leonhard Gless); 4/1544 (Unterpfandsbuch Vorstädte), Bl. 618b; 4/1545 (Häuserbuch 1712), S 246; 4/1547a (Häuserbuch 1782), S 414; 13/580 (Kaufvertrag Laccorn-Gleß, 1751); 14/3309 (Inventur der Eva Margaretha Seiter, 1769); 18/1239 (Beibringensinventar W. Oberkampf, 1860); 18/1257 (Eventualteilung R. L. Oberkampf, 1860); 18/4945 (Realteilung J. W. Oberkampf, 1880); 18/7705 (Eventualteilung K. Oberkampf, 1893); 18/11033 74/261 (Sterbebuch 1893), Nr. 152; S27 (Genealog. Kartei); MIkrofilm KB 1393 Bd. 65 (Familienbuch G), Bl. 4, 61; Bd. 68 (Familienbuch O), Bl. 32
  • Baurechtsamt SHA, Bauakten Gelbinger Gasse 63