Haller Häuserlexikon – Besitzerliste 1827

Gelbinger Gasse 74/1

Adresse: Gelbinger Gasse 74/1
Primärkatasternummer: 331
Besitzer: 1827
Schiller, Johann Friedrich, Fuhrmann


Besitzerliste

1581/82: Ab den Beetlisten (Bürgersteuerlisten) von 1581/82 lässt sich Hans Weber stets an derselben Position - i.d.R. zwischen Nicodemus Belz und Barthel Geyer - im Abschnitt "Von dem grossen Rör Kasten biß zu dem Eüssersten Thor" finden (4/1884ff). Ab 1603/04 wird seine Witwe als Steuerzahlerin genannt. In einem das Nachbarhaus betreffenden Kaufvertrag (Michel Dirr verkauft eine Behausung an seinen Schwager Bernhard Geyer) um 1612/13 wird Hans Webers Witwe zusammen mit David Könbronners Witwe als Anwohnerin genannt. Da der 1616 erfolgte Verkauf des Hauses der Veronica, der Witwe des Hans Weber, mit hoher Wahrscheinlichkeit der heutigen Gelbinger Gasse 74 und 74/1 bzw. einem Vorgängerbau zugeordnet werden kann, dürften Hans Weber und ihm nachfolgend seine Witwe die bislang frühesten mit einiger Sicherheit identifizierbaren Besitzer des Gebäudes bzw. eines Vorgängerbaus sein (4/656, Bl.  59r). Hans Weber, "Alexandri Webers selig ehelich Son allhie", hat am 1. Februar 1564 Veronica, "Lenhard Züren eheliche Tochter von Bibersfeld" geheiratet (2/44). Ein genaues Todesdatum war für Hans Weber nicht feststellbar, er muss aber um 1602 verstorben sein, da in den Beetlisten ab 1603/04 seine Witwe erwähnt wird. 

1616: Die Erben der Veronica Weber, Witwe des Hans Weber, Bürger, verkaufen die Behausung in der Gelbinger Gasse zwischen Bernhard Geyer und Joß Rauch an Johann Weber, Diakon zu St. Michael. Aufgrund der auf dem Haus haftenden Gülten und Zinsen kann dessen Übereinstimmung mit dem Gebäude belegt werden, von dem ein Anteil 1656 durch Helmwirt Johann Jacob Ines verkauft wurde (4/656, Bl. 75v).  "Veronica, Hannß Webers seelig hinderlassene Wittib" ist laut Totenbuch von St. Michael am 10. April 1616 "ahn der Wassersucht gestorben" (2/69).

um 1621: In einem ein Nachbargebäude betreffenen Kaufvertrag (Bernhard Geyer verkauft eine Behausung an Caspar Dirr) wird Anna Weber zusammen mit  Marggreta Konbrenner als Anwohnerin genannt. Sie ist offenbar die Witwe des 1616 als Käufer erwähnten Diakons Johann Weber (4/656, Bl. 100v). In der Beetliste von 1623/24 wird sie als "Johann Webers Diac[onis] Wittib" zwischen Bernhard Geyer, Pflästerer, und Joß Raich, Schreiner, im Abschnitt "Vom Gelbinger Thor herein in der Blentstatt" aufgeführt (4/1897, Bl. 21r). In der nachfolgenden Beetliste von 1625/26 wird sie nicht mehr erwähnt. Auch ihr Nachbar Bernhard Geyer wird nicht mehr genannt. Eine Zuordnung der beiden an ihrer Stelle genannten Personen (Mathes Stecher und Georg Blatz, letzterer ausgestrichen) ist nach derzeitigem Stand nicht möglich 4/1898,Bl. 23r). 

vor 1655: Das nun als "Scheuer" bezeichnete Gebäude ist  spätestens 1655 im Besitz von Helmwirt Johann Jakob Ines (1614-1659), da in einem am 29. September 1655 abgeschlossenen Vertrag über den Verkauf einer benachbarten "Behausung mit dem Backofen und Kessel" durch die Vormünder des Sixt Rauch (Sohn des Schreiners Joseph Rauch) an den Stadtboten und Pfahlbürger Friedrich Ulrich die Scheuer des Jacob Ineß, Gastgeber Zum goldenen Helm, als daneben liegend erwähnt wird (zusammen mit dem auf der anderen Seite gelegenen Haus des Caspar Funckh). Ob  die Scheuer aus dem Vorbesitz von dessen Vater Abraham Ines († 1633) stammt, der ebenfalls Helmwirt war, ist nicht feststellbar. Die Helmwirtschaft selbst wurde in der Inventur der vierten Ehefrau und Witwe des Abraham Ines, Margarethe geb. Glock (1582-1645) zugesprochen, deren Sohn der spätere Helmwirt Johann Jakob Ines war. Zur Helmwirtschaft gehörte 1633 eine Scheuer, über die aber keine weiteren Angaben gemacht werden. Sie fiel in der Inventur von 1633 der Halbschwester Elisabetha (1604-1634) aus der zweiten Ehe des Vaters mit Ursula Müller zu.   

1656: Helmwirt Johann Jakob Ines verkauft eine "Bewohnung" zwischen Fritz Ulrich und seiner Scheuer (an die die Bewohnung an- bzw. eingebaut ist) an den Pfahlbürger Hans Kobel. Der Vertrag wird erst 1660 von den Erben des 1659 verstorbenen Wirts in das Kaufbuch eingetragen (s. Besitzerliste Gelbinger Gasse 74) (6/656, 189v-190r).   

nach 1659: Die Scheuer in der Gelbinger Gasse zur Blendstatt hin kommt nach dem Tod des Helmwirts Johann Jakob Ines am 30. November 1659 direkt oder indirekt an die Tochter Anna Margaretha Romig geb. Ines (1636-1699), seit 1653 die Ehefrau des Schreibers Georg Andreas Romig (1632-1697). Eine Inventur oder ein Testament scheinen sich jedoch nicht erhalten zu haben. 

1699: Die halbe Scheuer in der Gelbinger Gasse "zu End der Blendstatt" fällt in der Inventur der Anna Margaretha Romig geb. Ines als Erbe an die Tochter Katharina Margaretha Weinlin geb. Romig (1655-1721), der Ehefrau des aus Rothenburg gebürtigen Johann Christoph Weinlin († 1733), Mitglied des Spitalgerichts und Handelsmann (14/1594). 

1733: Die Scheuer kommt vermutlich nach dem Tod des am 13. November 1733 verstorbenen Weinlin als Erbe an die aus der ersten Ehe mit Katharine Margarethe geb. Romig (1655-1721) stammende Tochter Maria Catharina Preu verw. Groß geb. Weidner (1688-1753), die in zweiter Ehe seit 1732 mit dem aus Feuchtwangen stammenden Steinhauer Johann Georg Preu (1706-1778) verheiratet ist. Ihr erster Ehemann war der Kocherschreiber Leonhard Friedrich Groß (1684-1732) (4/1544). 

1744: Der Rotgerber Johann Abraham Schlenck erkauft die "2/3-Scheuer" vom Ehepaar Preu am 12. August 1744 für 275 Gulden (4/1544).

1746: Johann Abraham Schlenk, Bürger und Rotgerber, verkauft seine "Bewohnung in Gelbinger Gassen" am 6.September 1746 für 600 Gulden an Georg Welck, Bürger und Fuhrmann (4/682, Bl. 18b). 

1768: Der Fuhrmann Johann David Waldvogel erwirbt die  "Behausung" durch einen am 2. März 1768 abgeschlossenen Tauschvertrag aus dem Vorbesitz von Euphrosina Margaretha Stengler, Ehefrau des Bürgers und Schuhmachers Johann Heinrich Stengler, und zahlt ein Aufgeld von 350 Gulden.  Im Gegenzug überschreibt er der "Stenglerin" seine untere Hälfte an einem Haus in der Gelbinger Gasse, gelegen zwischen dem Posthaus und dem Rotgerber Carl Koch (heute Gelbinger Gasse 93) (4/685, Bl. 806r).  

1788: Die auf obrigkeitliche Anordnung "der eingeklagten Schulden halber" öffentlich versteigerte, mit einer Stallung versehene Behausung des Fuhrmanns Johann David Waldvogel geht am 12. September 1788 für 600 Gulden an den Fuhrmann und nunmehrigen Beisitzer Johann Michael Glenck aus Bibersfeld.  Daraufhin erscheint aber am 17.September der Bürger und Fuhrmann Johann Michael Scheu "und zeiget bey der Deputation an, daß er entschloßen, vorstehende von dem Glencken erkaufte Waldvogelsche Behaußung als Bürger an sich zu lösen und zu dem Ende in alle Bedingungen des Kaufs einzutrettten." Scheu tritt damit in den von Glenk abgeschlossenen Kaufvertrag ein und übernimmt die Behausung (4/690, Bl. 252v).  

1791: Der Schutzverwandte und Nachtwächter Jacob Bräuner übernimmt das Gebäude am 19. September 1791 für 1.100 Gulden  (4/1544). 

1791: Georg Friedrich Vohmann kauft das ganze Anwesen - eine "Behausung, so ehemals eine Scheuren gewesen" - am 25. November 1791 für 725 Gulden (4/1544). 

1791: Das kurz zuvor durch Georg Friedrich Vohmann erworbene Haus kommt im Wege der Auslosung am 16. Dezember 1791 an den Zimmermeister Jakob Albrecht Röckele (4/1544). 

1792: Bei einem erneuten Besitzwechsel wird das Haus  am 14.September 1792 für 875 Gulden von dem Bürger und Brunnenknecht Johann Ludwig Burgermeister erworben (4/1544). 

1794: Durch den Verkauf an den Fuhrknecht Georg Martin Weidner am 17. Januar 1794 für 1.100 Gulden wechselt das Haus erneut den Besitzer (4/1544).  

1805: Traubenwirt Christoph Friedrich Bölz kauft das Haus am 16. Januar 1805 für 600 Gulden und verkauft es am 21. August desselben Jahres für 700 Gulden an den Schutzverwandten Melchior Abele weiter (4/1544). 

1814: Das Haus wird durch den Beisitzer und Fuhrmann Johann Friedrich Schiller aus Wackershofen erworben (4/1544)

1827: im Primärkataster als Besitzer genannt: Johann Friedrich Schiller, Fuhrmann. 

1838: Bernhard Welz erwirbt das Haus aus dem Vorbesitz des Friedrich Schiller und bringt es in seine Ehe ein (19/829, s.a.  Kaufbuch Bl. 141b) 

1844: Der Kaufmann Eberhard Friedrich Sandel kauft das Anwesen aus der "Gantmasse" (Konkursmasse) des Bernhard Welz (19/828, s.a. Kaufbuch B l. 108b). 

1847: Der Kaufmann Eberhard Friedrich Sandel verkauft das Haus an den Fuhrmann Joseph Gottlieb Koch (19/837, s.a. Kaufbuch, Bl. 8). 

1866: Der Fuhrmann Joseph Gottlieb Koch verkauft das Haus zusammen mit der 1851 erworbenen Scheuer Nr. 332 (heute Gelbinger Gasse 76) an den Waldhornwirt Marx Reiß (19/826, s.a. Kaufbuch  13, S. 131) 

1870: Marx Reiß "vertauscht" das Haus - wieder zusammen mit der Scheuer Nr. 332 (heute Gelbinger Gasse 76) - an den Fuhrmann Jakob Weidner (19/826). 

1883: Der Fuhrmann Jakob Weidner verkauft das Wohnhaus zusammen mit der Scheuer Nr. 332 (heute Gelbinger Gasse 76) für zusammen 8.871 Mark an den "Güterbeförderer" Georg Michael Hornung (19/840).  

1898:  Der "Güterbeförderer" Georg Michael Hornung verkauft das Haus für 7.300 Mark an den "Viehhalter" (Landwirt) Johann Georg Scholl, der es in seine Ehe mit Marie geb. Heuß einbringt (19/836).  

der Keller unter dem Haus:

1840: Der Stadtrat und Architekt David Peter Dötschmann erwirbt den Keller unter dem Haus aus dem Vorbesitz des Hauptmanns von Seemann (19/836). 

1858: Die Witwe des Stadtrats und Architekten David Peter Dötschmann übernimmt den Keller zusammen mit anderen Immobilien (u.a. der Spitalsägmühle) aus dem Vorbesitz ihres verstorbenen Ehemannes (19/836). 

1867: Der Schreiner Christoph Schwend erwirbt den Keller aus der "Gantmasse" (Konkursmasse) der P. Dötschmann'schen Witwe (19/836, s. a. Kaufbuch 15, S. 170). 

1890: Das Haus fällt den Brüdern Ludwig und Robert Schwend in der Realteilung des Vaters als Erbe zu (s. Realteilung u. Güterbuch 19, S. 543). 

Beschreibungen

1616 (Verkauf an Johann Weber): „Ihre Behausung in Gelbinger Gassen, zwischen Bernhard Geyern und Joß Rauchen gelegen, gültt Paulo Nürnberg[er] zu Nördlingen 10 ß Vorgelds und in daß Seelhauß 15 ß ewigs Zins“ (4/656). 

1656 (Teilverkauf an Hans Kobel): „Weyl[and] H. Jacob Ineßen, deß Eüßeren Rhats und Gerichts, auch Gastgebern zum gülden[en] Helm seel[ig] hinderlassene sampfliche Erben [...] bekennen bey alhießiger Canzley, daß bemelter ihr respective lieber Eheherr und Vatter seel[ig] bereits in anno 1656 gegen Hanß Kobel, Pfaalbürgern alhier verkaufft habe, seine Behaußung in der Gelbinger Gassen, bey dem eüßersten Rhorbronnen hinüber, zwischen Friz Ulrichen und unserer Scheuren daselbsten gelegen, mit allen deren Zugehördten, Rechten und Gerechtigkeiten, und zwar mit dem sonderbaren Beding, weylen zwischen Ihnen und dem Kauffer nur eine Wandt, auch von dem Kauffer verglichenermassen bereits gemacht, daß selbige hinfüro  von beeden Theilen miteinander, dagegen aber das Tach belangendt, ein jeder sein Theil Tachs, soweit er es besizet und inne hatt, in wesentlichem Bau erhalten solle, und gültet bemelte Behausung zwar hiebevor Paulo Nurnbergern zu Nördling[en] 10 ß ewigs Vorgeld, dann in das Seelhauß uff Nicolai 15 ß ewigen Zinses, sonsten unversezt und unverpfändt aigen…“ (4/656). 

1699 (Inventur der Anna Margaretha Romig  geb. Ines): „Eine halbe Scheuren in der Gelbinger Gaßen zu End der Blentstatt, worinnen eine Wohnung und unter einem Dach ist, aber noch in Zeiten Herrn Helmwürth Ineßen, davon verkauft und der nachfolgenden Güllten  befreyet. Hingegen auf dießes  Scheuerlin devalviret worden, so jährlich 16 ß und 1 Faßnachtshun od. 10 xr darvor auff Martini Gülltt gibt in löbl. Reiche Allmoßen Pfleg taxiret ad 60 fl“ (14/1594)

1717/18 (Unterpfandsbuch 1717/18: „Eine Scheuren, so 2/3tel v. vhr. [= von vorher?] behalten, ad. 150 fl.  Erkauft umb 90 fl, gibt 19 ß Vorgeldt in L. Reichallmoßen-Pfleeg. 16 ß an Geld und 1 Faßnacht[huhn].  [Nachtrag:] weil es nunmehro eine Behaußung, so hat Joh. Mich. Scheu solche [= Steueransatz auf 150 fl] selbsten auf 300 fl erhöht“ (4/1544).

1746 (Verkauf an Georg Welck): „seine Bewohnung in Gelbinger Gassen hinter der Blendstadt, zwischen Hr. Handelsmann Gräters Scheuren und Fuhrknecht Michel Küstners Behaußung gelegen, in löbl. Reichalmoßen Pfleeg  mit 16 ß Vorgeldt gültbar…“

1768 (Verkauf an Johann David Waldvogel): „Ihre bißher beseßene  in Gelbinger Gaßen hinter der Blendstatt, zwischen Herrn Forstverwalter Bonhöfers Scheuren und Hans Jerg Belzen Haus gelegene – und in löbl. Reichallmoßen Pfleeg mit 16 ß Vorgeld und Herbsthun jährl. auf Martini gültbare Bewohnung…“ (4/685). 

1788 (Verkauf an Johann Michael Glenck): „…mit einer Stallung versehene Behaußung, welche in der Blendstatt zw[ischen] Hr. Forstm[ei]st[e]r Bonhöffers Scheuren u[nd] Beysitzer Christoph Bölzen Hauß gelegen, u[nd] in die löbl. Reichallmosen Pfleeg jährl[ich] auf Martini mit 16 ß Vorgeld und 1 Herbsthun gültbar ist“ (4/690). 

um 1791 (Nachtrag im Unterpfandsbuch 1717/18): „Nebenstehende ganze Behausung, so ehemals eine Scheuren gewesen, nun taxirt pro 300 fl, gültet 19 ß inclusive 3 ß vor Faßnachthuhn Vorgeld in Löbl. Reich Allmoßen Pfleg“ (4/1544).

1847 (Güterbuch, Bd. 12 [19/837]): „10,3 Rthn IV 331. Ein 2stokigtes Wohnhaus, wobei 1,2 Rthn Hofraum in der Heilbronner Straße, neben Georg Carl Kolb und Sailer Christian Kreß mit gewölbtem Keller. B.V.A. 2000 f.“

1827: Wohnhaus mit 9,4 Ruten, Hof 1,2 Ruten, insgesamt 10,6 Ruten Grundfläche  in der Heilbronner Straße

Gelbinger Gasse 74, 74/1 (Flst.Nr. 0-612/15, 0-612/16). Verputztes Fachwerk-Wohnhaus, zweigeschossig, giebelständig, 17. Jahrhundert. (siehe auch unter Sachgesamtheit Stadtbefestigung "Am Markt 14, ..."). § 2. (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

Besonderheiten

Zwei "Häuser" unter einem Dach

Die etwas verwirrende Tatsache, dass dieses große, wohl aus dem 17. Jahrhundert stammende Fachwerkhaus zwei Hausnummern - 74 und 74/1 - hat, hängt mit der Nutzungs- und Besitzergeschichte zusammen. Ursprünglich dürfte es sich um eine Scheuer gehandelt haben, als deren bislang frühester Besitzer der Helmwirt Johann Jakob Ines (1614-1659) identifiziert werden kann. Dieser ließ  laut der 1699 angefertigten Inventur seiner Tochter Anna Margaretha Romig  geb. Ines in die Scheuer eine Wohnung einbauen (heute Nr. 74). Diese Wohnung wurde 1656 durch Ines an den "Pfahlbürger" Hans Kobel verkauft. Von dem weiter als Scheuer genutzten, größeren Anteil des Gebäudes (heute 74/1) musste an die Reichalmosenpflege eine Gült von 16 Schillingen sowie einem Fasnachtshuhn (letzteres ablösbar durch weitere 3 Schillinge) gegeben werden. Diese Gült - eine auf Grund und Boden bzw. auf Gebäude zu entrichtende Abgabe - scheint ursprünglich auf dem ganzen Gebäude gehaftet zu haben, wurde dann aber auf den als Scheuer genutzten Gebäudeanteil umgewidmet. Vielleicht aufgrund der unterschiedlichen Nutzung, vielleicht aber auch wegen der nur auf einem Gebäudeteil haftenden Gült, wurden die beiden Anteile durch die reichsstädtische Verwaltung stets als separate Einheiten beschrieben und behandelt ("Behausung" und "Scheuer"). Obwohl auch die Scheuer im 18. Jahrhundert für Wohnzwecke umgebaut wurde, setzte sich dies im 19. und 20. Jahrhundert fort. Die beiden Gebäudeteile erhielten die separaten Primärkatasternummern 330 und 331 und bei der Neunummerierung nach 1900 die heutigen Hausnummern 74 und 74/1. 

Quellen

Archivalien:

  • StadtA Schwäb. Hall 2/44 (Ehebuch St. Michael 1559-1595), S. 46 (Ehe H. Weber, V. Zürn) 
  • StadtA Schwäb. Hall 2/69 (Totenbuch St. Michael 1606-1634), S. 80 (V. Weber) 
  • StadtA Schwäb. Hall 4/656 (Kaufprotokoll 1601-1663), Bl. 59r (Verkauf an B. Geyer [Nachbarhaus]); Bl. 75v (Verkauf an J. Weber), Bl. 100v (Verkauf an C. Dirr [Nachbargebäude]); Bl. 183v (Verkauf Nachbarhaus an F. Ulrich); Bl. 189v-190r (Verkauf d. "Behausung" an H. Kobel) 
  • StadtA Schwäb. Hall 4/682 (Kaufprotokoll 1746-1751), Bl. 18b (Verkauf an G. Welck)
  • StadtA Schwäb. Hall 4/685 (Kaufprotokoll 1762-1768), Bl. 806r (Verkauf an J. D. Waldvogel)
  • StadtA Schwäb. Hall 4/690 (Kaufprotokoll 1786-1788), Bl. 252v (Verkauf an J. M.Glenck)
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1544 (Unterpfandsbuch Vorstädte 1717/18), Bl. 590bb
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1547 (Häuserbuch 1767), S. 218
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1547a (Häuserbuch 1782), S. 392
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1884 - 4/1895 (Beetlisten 1581/1582 - 1615/1616) 
  • StadtA Schwäb. Hall 14/573 (Inventur der Abraham Romig, 1633) 
  • StadtA Schwäb. Hall 14/1594 (Inventur der Anna Margaretha Romig, 1699) 
  • StadtA Schwäb. Hall 14/1681 (Inventur des Johann Christoph Weinlin, Mitglied des Spitalgerichts, 1704)
  • StadtA Schwäb. Hall 19/826 (Güterbuch, Bd. 1), S. 452 (M. Reiß) 
  • StadtA Schwäb. Hall 19/828 (Güterbuch, Bd. 3), S. 50 (E. F. Sandel) 
  • StadtA Schwäb. Hall 19/829 (Güterbuch, Bd. 4), S. 150 (B. Welz)
  • StadtA Schwäb. Hall 19/836 (Güterbuch, Bd. 11), S. 303 ([Keller] D. P. Dötschmann, J. Schwend)  
  • StadtA Schwäb. Hall 19/836 (Güterbuch, Bd. 11), S. 488 (J. G. Scholl) 
  • StadtA Schwäb. Hall 19/837 (Güterbuch, Bd. 12), S. 65 (J. G. Koch)
  • StadtA Schwäb. Hall 19/837 (Güterbuch, Bd. 14), S. 443 (G. M. Hornung)
  • StadtA Schwäb. Hall S27 (Genealog. Kartei) 

Literatur:

  • Gerd Wunder, Gerhard Lenckner: Die Bürgerschaft der Reichsstadt Hall von 1395-1600 (Württembergische Geschichtsquellen; Bd. 25), Stuttgart 1956, S. 640 Nr. 8861 (H. Zürn)