Haller Häuserlexikon – Besitzerliste 1827
Neue Straße 26 - ehem. Buchbinderei und Papierwarenhandlung Seyboth
Primärkatasternummer: 516
Besitzer: 1827
Reiz, Johann Michael, Bäckermeister
Besitzerliste
1827: als Besitzer genannt (Primärkataster): Reiz, Johann Michael, Bäckermeister
1842: Das Haus kommt als Erbschaft von Johann Michael Reiz an seinen Sohn, den Bäcker Carl Friedrich Reiz.
1848: Der Bäcker Carl Friedrich Reiz verkauft das Haus an Gottlieb Gebert (KB 1848 Bl. 203)
1861: Das Haus wird von Gebert für 7.300 Gulden an den Stadtrat Heinrich Bühl verkauft (KB Bl. 211b)
1861: Bühl verkauft das ganze Haus an den Uhrmachermeister Gottlieb di Centa weiter (KB 249b)
1861: Di Centa verkauft eine Haushälfte sofort nach dem Erwerb an den Buchbindermeister Wilhelm Seyboth weiter (KB Bl. 252)
1867/68: August Seyboth erwirbt die zweite Haushälfte von di Centa (KB 15, 271)
1881: Der Buchbindermeister und Gemeinderat Wilhelm Seyboth verkauft das Haus am 1. Juni 1881 für 18.000 Mark an seinen Sohn, den Buchbinder August Seyboth. 6.000 Mark gehen als Heiratsgut vom Kaufpreis ab. Der Käufer tritt in den mit dem Uhrmacher Heinrich Oesterle bestehenden "Hausmiethvertrag" ein und sichert seinem Vater ein Wohnrecht im gesamten obersten (dritten) Stock mit Ausnahme des von Oesterle bewohnten Stübchens sowie Nutzungsrechte am Dachboden und Keller zu. Im Gegenzug darf er eine jährliche Miete von 200 Mark einfordern.
1973: Emma Seyboth geb. Hilt, die Witwe des Buchbinders Otto Seyboth, verkauft das Haus am 14. November 1973 auf den 31. Dezember dieses Jahres an ihren Sohn Walter Seyboth.
Befunde aus Bauakten
Quelle, soweit nicht anders vermerkt: Baurechtsamt SHA, Bauakten
1861: Uhrmacher di Centa und Buchbinder Seyboth nehmen einen umfassenden Umbau des Erdgeschosses vor. Der Hauseingang wird in die Mitte der EG-Fassade verlegt, in die Stelle des bisherigen Hauseingangs kommt ein Fenster, die Küche im EG wird beseitigt, ebenso die bisher dort befindliche Metzgereieinrichtung; links entsteht ein Uhrmacherladen, rechts eine Buchbinderei. Weiterhin werden Windöfen zur Beheizund von Räumen im EG und in den oberen Stockwerken eingebaut.
1885: August Seyboth, mittlerweile alleiniger Besitzer des Hauses, lässt den Laden im Erdgeschoss erweitern und eine neue Schaufensterfront einbauen.
1892: Herstellung eines neuen Abtrittschachts.
1941: Umbau der Küche und des Aborts im 1. Stock.
1946: Ausbau des Dachstocks zur Einrichtung einer Wohnung; in diesem Zusammenhang werden auf beiden Seiten Gauben mit jeweils zwei Fenstern eingebaut.
1955: Abbruch und Neuerrichtung eines Kamins.
1958: Die Trockenaborte werden durch Spülaborte ersetzt, gleichzeitig wird das Haus an die städtische Kanalisation angeschlossen.
1962: Die 1946 eingerichtete Dachgeschosswohnung wird ausgebaut, die Gaube zur Neuen Straße hin vergrößert.
1962: Walter Seyboth beantragt die Genehmigung für eine umfassende Sanierung der Verkaufsräume im Erdgeschoss, in deren Verlauf auch eine neue Schaufensterfront eingebaut wird. Die Baumaßnahmen werden bis Januar 1964 durchgeführt, eine nachträgliche Genehmigung von Planungsänderungen erfolgt am 1.4.1964.
1975: Einbau eines Aufzugs vom Keller- bis in das Dachgeschoss, damit einhergehend weitere Umbauarbeiten v.a. im Dachgeschoss.
Beschreibungen
historische Beschreibungen
1827: Wohnhaus mit 13,8 Ruten und (515A): Stallung 2,6 Ruten, Schweinestall 0,5 und Hof 4,0 Ruten, insgesamt 20,9 Ruten In der neuen Straße
um 1840 (Güterbuch 5): "13,8 Rt. VIII 516. Ein dreistokigtes Wohnhaus an der neuen Straße, neben Heinrich Bühl Stadtrath und David Peter Haafs Wtb. mit gewölbtem Keller."
Einträge in den Denkmallisten
Das dreigeschossige, traufständige, verputzte Fachwerkwohnhaus mit einem schwachen Vorstoß im Obergeschoss, einem Mezzaningeschoss im Dachgeschossbereich und Satteldach mit Schleppgaupen entstand im Kern nach dem Stadtbrand im 18. Jh. Das Mezzaningeschoss ist eine Zutat aus dem 1. Viertel des 19. Jh. Die ursprüngliche barocke Fachwerksubstanz ist in den beiden Obergeschossen offensichtlich erhalten, wodurch das Haus zu den Zeugen Haller bürgerlicher Wohnbauweise nach 1728 zu zählen ist. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, S. 332)
Neue Straße 26 (Flst.Nr. 0-75/1). Wohnhaus. Traufständiges, dreigeschossiges, verputztes Fachwerkgebäude mit schwachem Vorstoß im Obergeschoss, Mezzaningeschoss (1. Viertel 19. Jahrhundert) und Satteldach mit Schleppgauben, 18. Jahrhundert. § 2 ( aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)
Quellen
Archivalien:
- Stadtarchiv SHA 19/830 (Güterbuch 5), S. 195, 374; 19/837 (Güterbuch 12), S. 167; 19/839 (Güterbuch 14), S. 245, 258; R71/403 (Kaufvertrag 1881); R71/411 (Kaufvertrag 1973)
- Baurechtsamt SHA, Bauakten Neue Straße 26