Haller Häuserlexikon – Besitzerliste 1827

Unterlimpurger Straße 15 - ehem. Gastwirtschaft "Zum Höfle"

Adresse: Unterlimpurger Straße 15
Primärkatasternummer: 76
Besitzer: 1827
Krauß, Johann Friedrich, Bierbrauer


Besitzerliste

1789: Verkauf des sogenannten "Schübelinschen Hofs" durch Johann Peter Happold, Bürger und Wirt zum Weißen Schwanen in Unterlimpurg, an seine Tochter Susanna Maria und deren Ehemann Johann Leonhard Haag aus Dittenbach (Haus besteht zu diesem Zeitpunkt noch nicht).

1801: Verkauft von Johann Leonhard Haag, Bürger und Bierbrauer in Unterlimpurg, an Johann Friedrich Hörner, Bürger und Bierbrauer ("neu erbaute Behausung").

1803/04: Nach dem Tod von Johann Friedrich Hörner heiratet seine Witwe Susanna Rosina geb. Dötschmann in zweiter Ehe den Bierbrauer Johann David Firnhaber, der dadurch Miteigentümer des Hauses wird.

1810: Nach dem Tod von Johann David Firnhaber heiratet seine Witwe Susanna Rosina in dritter Ehe Johann Christoph Franck, der damit Mitbesitzer des Hauses wird.

1813: Nach dem Tod von Johann Christoph Franck heiratet seine Witwe Susanna Rosina in vierter Ehe den Bierbrauer Johann Lorenz Groß, der damit ebenfalls Mitbesitzer des Hauses wird.

1814: Nach dem Tod von Susanna Rosina Groß (2./3. März 1814) geht der Besitz am Haus und an der Bierbrauerei in den alleinigen Besitz ihres Witwers Johann Lorenz Groß über.

1822: Verkauft von den Erben des Johann Lorenz Groß an Friedrich Krauß

1827 (Primärkataster): Johann Friedrich Krauß, Bierbrauer 

1861: Verkauft von Friedrich Krauß und seiner Ehefrau Sibilla geb. Lay an die Tochter Rosalie Krauß und deren Verlobten Georg Friedrich Horlacher aus Übrigshausen.

1890: Verkauft von Georg Friedrich Horlacher an den Sohn Wilhelm Horlacher, Bierbrauer, und dessen Ehefrau Babette geb. Thrän.

1901: Wilhelm Horlacher, Bierbrauer

1910: Wilhelm Horlacher, Ökonom

1920: Friedrich Erhardt, Bierbrauereibesitzer. Pächter: Friedrich Scholl, Wirt

1932: Löwenbrauerei Hall, Pächter: Karl Göller, Arbeiter und Wirt

1938: Löwenbrauerei Hall, Pächter: Karl Göller, Wirt

Befunde aus Bauforschung

(bezieht sich auf den 2008 abgebrochenen Altbau)

Beim Ursprungsbau dürfte es sich um ein kleines, zweigeschossiges, zweischiffiges und dreizoniges Wohnhaus gehandelt haben, das im späten 17. oder frühen 18. Jahrhundert erbaut worden ist. Wie üblich, lagen die Wohnräume im Obergeschoss, das Erdgeschoss bestand aus Stall und Keller. Die Außenwände waren im Dachgeschoss noch erkennbar, auf dem Dachboden existierten noch die beiden Giebelwände mit nachträglich angebrachten Türöffnungen. Die Gewölbedecken in Küche und Waschküche im Erdgeschoss (rechts des Flurs) wiesen darauf hin, dass sich hier ursprünglich ein etwa ebenerdiger Keller befand (siehe Pläne unter "Bilder").

Anfang des 19. Jahrhunderts wurden an den Ursprungsbau nach Nordwesten und Südosten Anbauten erstellt, die die Grundfläche des Hauses fast verdoppelten. Auch dieser Um- und Anbau behielt diese grundsätzliche Einteilung: oben Gastwirtschaft und Wohnen, unten die Wirtschaftsräume. Im Obergeschoss hatte sich ein (durch spätere Einbauten aufgeteilter) großer Wirtshaussaal mit Stuckdecke aus dem frühen 19. Jahrhundert erhalten.  Vermutlich erst im Laufe des späten 19. oder frühen 20. Jahrhunderts wanderte die Gaststätte in das Erdgeschoss.

(Befunde von Albrecht Bedal)

Befunde aus Bauakten

1845: Bau eines Backofens mit Dörreinrichtung im Hinterhof (später Nr. 15f)

1868: Bierbrauer Horlacher lässt im hinteren Teil des Hauses eine doppelte Malzdarre einbauen. Im Erdgeschoss wird zu diesem Zweck ein Raum eingewölbt, die untere Darre entsteht im 1. Stock, die obere im 2. Stock. Für die obere Darre und den Kamin entsteht ein Dachaufbau, zu der hinter dem Haus stehenden Scheuer mit Malzboden (heute Wohnhaus 15/1) führt aus dem 2.Stock ein Verbindungsgang.

1872: Die im südwestlichen Hausteil befindliche, gewölbte "Brunnennische" wird durch Bierbrauer Georg Horlacher von der Stadt erworben. Horlacher lässt die bislang zur Straße offene Brunnennische durch Einziehen einer Wand mit drei Fenstern in einen Raum des Hauses umwandeln. Zum Ausgleich für den weggefallenen Brunnen wird ein neuer Brunnen unmittelbar südwestlich neben dem Haus in die Stützmauer gebaut.

1903: Wilhelm Horlacher lässt einen "unbesteigbaren Camin" errichten.

1911: Friedrich Erhard lässt anstelle einer Staffel (Treppe) einen Geh- und Fahrweg zu dem Hinterhaus Nr. 15b anlegen,

1936: Umbau eines Kamins.

1937: Erstellung eines Abortanbaus auf der Rückseite des Hauses. Weiterhin werden zwecks Einrichtung einer Wohnung im Dachgeschoss drei "Dachläden" (Gauben) eingebaut.

1938: Auf der Rückseite des Hauses wird ein weiterer Dachladen eingebaut.

1961: Das Haus wird am das städtische Dolennetz angeschossen, die Trockenaborte werden durch Spülaborte ersetzt.

1961: Im Hinterhof des Anwesens wird unterhalb des Nebenhauses Nr. 15b eine baufällige Stützmauer abgebrochen und neu aufgebaut.

1962: Im Dachgeschoss des Hauses wird auf der Südseite eine Dreizimmerwohnung eingebaut.

1963: Die Löwenbrauerei F. Erhard & Co. plant im Hinterhof des Hauses Nr. 15 den Bau eines 12 m langen und 7 m breiten Garagen- und Wohngebäudes, der jedoch nicht verwirklicht wird. Die Baugenehmigung erlischt 1966.

1968: Die Damentoilette wird um einen "Vorplatz" erweitert.

1988: Querschnittsveränderung eines Schornsteins.

2007: Der Gemeinderat genehmigt am 28. November 2007 den Abbruch des Hauses. Als Gründe werden der schlechte Zustand des Hauses, u.a. marodes Balkenwerk, eine zu dünne Außenmauer und fehlende Feuerbeständigkeit genannt (HT).

2008: Das Gebäude wird am 22. November 2008 abgebrochen (HT).

2009: Fertigstellung des Neubaus.

Beschreibungen

1801: "Neu erbaute Behausung an den sogenannten Schübelinischen Hof u[nd] gemein Bronnen an den Gemeinen Weg stoßend"

1822: "Brauerei und Branntweinbrennerei"

1827: Nr. 76: 20,2 Ruthen Wohnhaus, 0,6 Ruthen Anbau;  Nr. 76a: 8,0 Ruthen Holzremise; Nr. 76b: 24,7 Ruthen Bierkeller; 2/8 Morgen 14,2 Ruthen Hofraum und Mauer; 1,1 Ruthen Schweinstall im Höflin [1 Quadratrute = 8,2077 m²]

1827: Wohnhaus mit 2 Anbauten, Holzremise, Bierkeller, Hof samt Mauer sowie Schweinestall, insgesamt 3/8 Morgen und 20,8 Ruten Grundfläche

Besonderheiten

Das Gebäude wurde zwischen 1789 und 1801 auf dem Gelände des sog. "Schübelinischen Hofes" durch Johann Leonhard Haag erbaut, offenbar unter Einbeziehung eines keineren Gebäudes aus dem späten 17. Jh. oder dem frühen 18. Jh (siehe unter Bauforschung) .

Die Wirtschaft soll in den 1930er Jahren Treffpunkt der Schwäbisch Haller Kommunisten gewesen sein.

Bei den Bauarbeiten im Neubau des Hauses kam es am 4. Juni zu einem Unfall, bei dem durch umstürzende Baustahlmatten ein Arbeiter lebensgefährlich und ein zweiter schwer verletzt wurden. Der lebensgefählich verletzte Arbeiter starb am nächsten Tag im Krankenhaus.

Quellen

Archivalien:

 

  • StadtA SHA 4/1544, S. 666b (Unterpfandsbuch); 4/1547a, S. 460 (Häuserbuch); 13/1597 (Kaufvertrag 1789); 13/1682 (Kaufvertrag 1801); 19/1007 Nr. 4 (Kaufbuch 1822); 19/1029 Bl. 211R (Kaufbuch 1861); 19/833 S. 1ff (Kaufbuch 1890); 35/12158 (Konzessionsakten 1839-1957); 27/328 (Bauakten); 27/366-367 (Bauakten); 37/749 (Konzessionsakten 1927-1956)

Literatur:

  • Adressbücher 1901-1938
  • Haller Tagblatt v. 30.11.2007, S. 17; 24.11.2008, S. 15 (Abbruchbeschluss u. Vollzug); 6.6. u. 8.6.2009, S. 17 (Unfall)