Haller Häuserlexikon – Besitzerliste 1827

Unterlimpurger Straße 61 - ehem. Gastwirtschaft "Zum Stern"

Adresse: Unterlimpurger Straße 61
Primärkatasternummer: 106
Besitzer: 1827
Firnhaber, Andreas Ludwig, Sternwirt


Besitzerliste

1581: Vor dem 28. Juli 1581 stirbt Wolfgang Weidenbach. Das an diesem Datum erstellte Inventar über seinen Nachlass nennt "die Schenck, darinnen er gesessen", sowie einen zugehörigen Grasgarten. Bei dieser "Schenke" handelt es sich möglicherweise um den späteren "Stern", allerdings ist ein eindeutiger Nachweis nicht zu führen, es könnte sich auch um den späteren "Schwanen" handeln, in dem Melchior Rappolt 1562 eine Wirtschaft eingerichtet hat. Wann Weidenbach die Schenke erworben und wie lange er sie besessen hat, ist nicht bekannt. Ein Wolf Weidenbach ("Wolff Weydenbach") wird bereits 1541 beim Verkauf der Burg Limpurg, des Weilers Unterlimpurg und weiterer Besitzungen durch Schenk Erasmus von Limpurg an die Reichsstadt Hall  genannt; er gibt "von sein Haus unnd Garten zu Gult sechs Schilling Heller, ein Vasnachthon". Allerdings lässt sich weder eine Übereinstimmung der Personen noch der Gebäude belegen. Zwar stimmt die jährliche Gült von sechs Schilling mit der später auf dem "Stern" haftenden Abgabe überein (siehe 4/844, eine "rutschende Gült" von 6 ß), doch werden 1541 weitere Anwesen mit derselben Gültsumme genannt (Haus und Garten der Anna Secklin und des Jacob Igler), weshalb eine Zuordnung auf diesem Weg nicht möglich ist.

1591/92: Spätestens seit 1591/92 ist Georg Lackorn (auch Laccorn oder Lackhorn) Wirt in Unterlimpurg, sehr wahrscheinlich im späteren "Stern". In der Beetliste für 1591/92 wird er als "Wierdt" bezeichnet (4/1885). Er ist bereits in der vorhergehenden Beetliste von 1581/82 (dazwischen gibt es eine Lücke) als Bewohner von Unterlimpurg genannt, hier aber noch als "Beckh" (Bäcker).

1594: Nach dem Tod Georg Laccorns um 1593/94 geht seine Witwe Margaretha Laccorn geb. Wenger am 26. August 1595 eine zweite Ehe mit Adam Hoffmann ein. Dieser dürfte damit auch die bislang von Laccorn betriebene Wirtschaft übernommen haben (2/44).

1596: Nachdem Adam Hoffmann zu einem unbekannten Zeitpunkt (1595 oder 1596) verstorben ist, heiratet die erneut zur Witwe gewordene Margaretha Hoffmann geb. Wenger  in dritter Ehe am 4. Mai 1596 Gottfried Belz aus Gaildorf, der damit die Schenke zu Unterlimpurg als Wirt übernimmt. Bei dieser Schenke handelt es sich nun eindeutig um den späteren "Stern" (2/44). 

1632: Caspar Belz kauft die "Schenckh oder Herberg" mitsamt Rain und "Weinberglin" oben daran aus dem Nachlass seines im selben Jahr verstorbenen Vaters Gottfried Belz für 1.075 Gulden, wovon 800 Gulden auf die Wirtschaft und 275 auf den Rain mit dem Weinberg entfallen. Im Zusammenhang mit der Inventur von Gottfried Belz, "geweßenen Stern Wührts zu Under Lympurg", wird erstmals der Name der Wirtschaft genannt (14/560). 

1672: Anna Belz, Witwe des Caspar Belz, Gastgeber zum Güldenen Stern in Unterlimpurg, verkauft die Wirtschaft mit aller Zubehör einschließlich Wirtschaftsinventar am 22. Mai 1672 für 590 Gulden an Hans Jerg [= Johann Georg] Belz aus Raibach, Bürger in Schwäbisch Hall. Vom Kaufpreis werden 300 Gulden bar bezahlt, der Rest bleibt als Schuld stehen, die bis 1684 abgetragen sein soll (4/844).

1696: Maria Catharina Belz, Witwe des Johann Georg Belz, Bürger und Sternwirt in Unterlimpurg, verkauft mit Zustimmung ihrer Vormünder Andreas Belz, Bäcker im Hall, und Ezechiel Fimpelin, Wirt in Hessental, zufolge eines am 4. Juni 1696 eingetragenen Kaufvertrags die Wirtschaft mit Inventar, zugehörigem Garten und Weinberg sowie dem Salpeterhaus auf dem Kelterwasen mit dahinter gelegenem Garten für 1.650 Gulden an Nicolaus Jacob Firnhaber, des Gerichts und Bäcker in Hall. Das Salpeterhaus wurde laut Kaufvertrag am 6. Mai 1689 durch den Rat an Johann Georg Belz verkauft. Firnhaber hat den Kaufpreis bereits komplett bezahlt (4/668).

1702: Nicolaus Firnhaber übergibt die Sternwirtschaft - offenbar ohne Abschluss eines Kaufvertrags - an seinen Sohn Johann Melchior Firnhaber  (2/87, BL. 921f). 

1740: Melchior Firnhaber und Elisabetha geb. Bölz übergeben die Sternwirtschaft an ihren Sohn Georg Andreas Firnhaber. Auch hier ist der Besitzwechsel offenbar nicht durch einen Kaufvertrag geregelt worden (2/88, S. 6).

1760: Mit dem Tod von Georg Andreas Firnhaber am 11. Mai 1760 geht der "Stern" an die Witwe Anna Dorothea Salome Firnhaber geb. Mack.
Diese heiratet noch im selben Jahr, am 23. September 176, in zweiter Ehe den Witwer Johann Georg Seckel, Bürger und Metzger in Schwäbisch Hall, der damit Miteigentümer der Wirtschaft wird. Johann Georg Seckel muss sich allerdings verpflichten, den "Stern" an seinen (zukünftigen) Stiefsohn Georg Friedrich Firnhaber abzutreten, sobald dieser die Voraussetzungen dafür erfüllt (14/3560)

1765: Entsprechend der 1760 im Heiratsvertrag zwischen Anna Dorothea Salome Firnhaber geb. Mack und Johann Georg Seckel festgeschriebenen Klausel wird der "Stern" zu einem unbekannten Zeitpunkt, vermutlich im Jahr 1765, an Georg Friedrich Firnhaber übergeben, Anna Dorothea Salome Seckels Sohn aus ihrer ersten Ehe mit Georg Andreas Firnhaber (14/3560).

1783: Nach dem Tod Georg Friedrich Firnhabers am 24. Oktober 1783 geht die Wirtschaft in den Besitz seiner Witwe Maria Regina geb. Stadtmann über.

1784: Maria Regina Firnhaber bringt die Sternwirtschaft in ihre zweite, am 20. April 1784 mit Johann Michael Fluhrer, Gastwirtssohn aus Eltershofen, geschlossene Ehe ein, der dadurch Sternwirt wird.

1808: Sternwirt Johann Michael Fluhrer und seine Ehefrau Maria Regina Stadtmann, verwitwete Firnhaber, verkaufen am 11. Juni 1808 ihr bisher besessenes Haus nebst Wirtschaftsgerechtigkeit zum goldenen Stern, ein neu erbautes Wohnhaus mit Bierbrauerei, eine Scheuer mit Stallung sowie einen Grasrain mit Sommergarten für 6.000 Gulden an Andreas Ludwig Firnhaber, den Sohn Maria Regina Stadtmanns aus ihrer ersten Ehe mit dem 1784 verstorbenen Sternwirt Georg Friedrich Firnhaber. Vom Kaufpreis werden 400 Gulden Vatererbe und 600 Gulden "Heiratsgut" abgezogen. Die Verkäufer behalten sich ein lebenslanges Wohnrecht im oberen Stock des Brauhauses vor, ebenso die Nutzung des halben Kellers in diesem Gebäude, desgleichen für den Schweinestall auf dem alten Hauskeller, die Scheuer und Stallung sowie von Beeten im Sommergarten. Außerdem sollen sie ein Drittel des Obsts aus dem Garten erhalten und den Backofen sowie den Waschkessel mitnutzen dürfen. 

1841: Ludwig Firnhabers Witwe, die Sternenwirtin Rosine Firnhaber verkauft das gesamte Anwesen mit Nebengebäuden (Wohnhaus PKN 105, Scheuer PKN 104, Gastwirtschaft, Hofraum), inklusive aller Rechte, "namentlich der auf dem Haus ruhenden Realwirthschaft und Brauerey Gerechtigkeit", am 18. September 1841 für 4.622 Gulden an den neu angehenden Bürger und Bierbrauer Mathias Reinwald. Die Übergabe der "Kaufs Objekte" ist bereits erfolgt. Der Käufer erhät auch das gesamte, im Vertrag detailliert aufgelistete Brauerei- und Wirtschaftsinventar (s. unter Besonderheiten).

1867: Das Anwesen geht am 11. Oktober 1867 für 7.100 Gulden von Bierbrauer und Gastwirt Mathias Rheinwald zum Stern an den Bierbrauer Jakob Holzwarth aus Herdtmannsweiler (heute Stadt Winnenden). In den Verkauf eingeschlossen sind die Wirtschaft, das Brauereigebäude, die Scheuer, der Hofraum mit "Bakhaus", Gemüse-, Gras- und Baumgarten sowie das gesamte Brauerei- und Wirtschaftsinventar. Als Datum des Besitzübergangs wird der 1. Juli 1867 festgelegt. Der Verkäufer darf mit seiner Familie noch ein Jahr lang "ohne Hausmiethe" in der Wohnung des Brauhauses leben.

1894: Bierbrauer Jakob Holzwarth verkauft das gesamte Anwesen des "Sterns" mit den beiden Nebengebäuden sowie zugehörigen Grundstücken u.a. auch in Hessental und Steinbach am 2. Oktober 1894 mit Zustimmung seiner fünf anderen Kinder an seinen Sohn Wilhelm Holzwarth. Der Kaufpreis beträgt 31.000 Mark; hiervon werden 5.000 Mark als "Heiratsgut" abgezogen. Als unentgeltliche Zugabe überlässt Jakob Holzwarth seinem Sohn das Brauerei-Inventar, die "Wirtschafts-Geräthschaften", das Küchengeschirr, sowie zwei Kühe, Geflügel, Heu- und Strohvorräte, die Güllepumpe, das Holz in der Holzlege und zwei Fässer mit 600 bzw. 258 Litern Wein. Er erhält ein lebenslanges Wohnrecht im Nebengebäude Nr. 105 (Brauereibau), in dem sich eine Wohnung befindet. Wohnrecht bis zur Eheschließung erhalten auch die beiden noch unverheirateten Schwestern des Käufers, Pauline und Rosalie Holzwarth. Ferner darf der Verkäufer jederzeit den Garten betreten, ohne aber den Betrieb der Gartenwirtschaft zu beeinträchtigen, und anstelle eines zu entfernenden Bienenstands neben dem Brauereigebäude ein "Gartenhaus von Stangenholz" erstellen und benutzen. Das Gesuch Wilhelm Holzwarths um die Genehmigung zur Ausübung "des dinglichen Rechts zum Betrieb der Schildwirtschaft zum Stern" wird vom Oberamt am 3. Oktober 1894 bewilligt. Die Genehmigung umfasst auch den Betrieb einer Gartenwirtschaft.

1899: Die Wirtschaftskonzession Wilhelm Holzwarths wird auf eine "Gartenhalle" beim Wirtschaftsgebäude ausgedehnt (21/1843).

1904: Nach dem Tod Wilhelm Holzwarths wird der "Stern" durch seine Witwe Friederike Holzwarth geb. Jäkle weiter betrieben (21/1843).

1937: Friederike Holzwarth zeigt der Ortspolizeibehörde Hall an, dass sie den Betrieb der Gastwirtschaft zum 30. Juni 1937 eingestellt hat.Bereits am 12. Mai 1937 hat sie einen Pachtvertrag mit Eugen Hahn - bisher Rangierarbeiter am Bahnhof Hessental - und dessen Ehefrau Margarethe geb. Margott abgeschlossen (21/1843).

1938: Am 20. April 1938 wird das gesamte Anwesen dem Hypothekengläubiger Carl Lindner,  Wirt zum Dreikönig in Schwäbisch Hall, zugeschlagen. Lindner tritt in den Pachtvertrag mit Eugen Hahn ein, der die Wirtschaft weiter betreibt, diese aber auf den 30. September 1938 aufgibt (21/1843). 

1939: Neuer Pächter wird Julius Greiner, gelernter Feinmechaniker und bisheriger Betreiber der Fliegerhorstkantine in Hessental, zusammen mit seiner Ehefrau Lore geb. Saitner. 

1942: Die Wirtschaft ist ab Dezember 1942 geschlossen, in den Räumen wird ein "Kinderhorst" eingerichtet  (37/749).

1945: Julius Greiner nimmt nach der Nutzung als Kinderhort ab 1942 und "anschliessender Besetzung durch die Amerikaner" auf 4. August 1945 den Wirtschaftsbetrieb wieder auf (37/749).

1949: Nach erfolgter Scheidung des Ehepaares Greiner führt Lore Greiner geb. Saitner die Wirtschaft weiter (35/12062).

1950: Carl Lindner kündigt den Pachtvertrag mit Lore Greiner geb. Saitner, bisherige Wirtin zum "Stern". Nachfolger wird der Braumeister Franz Wiedemann aus Schwäbisch Hall zusammen mit seiner Ehefrau Hedwig geb. Knopf, denen am 20. Juli 1950 die Erlaubnis zum Gaststättenbetrieb erteilt wird. Der offenbar bald darauf erfolgte Wechsel zum Pächter Hermann Kuhn ist in den Konzessionsakten nicht vermerkt.

1952: Der bisherige Pächter Hermann Kuhn gibt den Betrieb des "Stern" auf, weil er ihn für unrentabel hält. Hausbesitzer Carl Lindner verpachtet das Anwesen auf 1. Dezember an die Witwe Agnes Ehstand geb. Wunderle, zuvor "Bedienung" in der "Jägerbar" in Bad Mergentheim (37/749).

1956: Die bisherigen Pächterin Agnes Ehstand gibt auf 30. April 1956 den Betrieb der Wirtschaft auf. Neue Pächterin wird Lisl Purrmann aus Huchenfeld bei Pforzheim (bis 1959) (35/12062, 35/2113).

1959/1960: Maria Möllinger, neue Pächterin des "Stern", übernimmt diesen auf 1. Dez. 1959 und erhält 1960 die Erlaubnis zum Betrieb der Gaststätte (35/2113).

- spätere Pächter können anhand der Adressbücher nachvollzogen werden -

2015: Das teilweise leerstehende Gebäude wird durch das städtische Wohnungsbauunternehmen GWG aus Privatbesitz erworben.

2017: In das Haus zieht eine Wohngruppe der Caritas für junge Frauen ein.

Befunde aus Bauforschung

Das in der Nähe der Urbanskirche stehende dreigeschossige Haus wurde bisher nicht weiter bauhistorisch untersucht, obwohl etliche Details auf ein hohes Alter hinweisen. Im Haller Häuserlexikon ist 1827 als Inhaber Ludwig Firnhaber, Sternwirt, verzeichnet. An der Eingangstür zum Obergeschoss steht aufgemalt die Inschrift „Erbaut 1625, erneuert 1939“. Archivalische Belege für 1625 sind zumindest aus dem Häuserlexikon nicht ersichtlich. Ein weiteres Datum befindet sich Kellertorbogen im Abgang zum ehemaligen Hinterhaus am rückwärtigen, seitlichen nördlichen Anbau mit „1790“. 

Das Gebäude besteht aus mindestens drei Baukörpern mit mehreren Umbauphasen, so dass sich die Baugeschichte des Hauses nicht einfach erschließen lässt. Das gesamte Dach, wenn auch dreigeteilt, stammt in drei Abschnitten aus der Zeit von um 1600 bis 1700. Der Unterbau des Vorderhauses dürfte spätmittelalterlich sein aufgrund der sichtbaren Bretter-Balken-Decke mit den für die Zeit um 1400 typischen Schiffskehlen und Halbrundstäben.  

1) Vermutlicher Erstbau um 1400

Der älteste Bauteil dürfte ein zweigeschossiger Baukörper vorne an der Straße sein, der zweiraumbreit war. Von ihm hat sich die geschnitzte Bretter-Balken-Decke erhalten und die auch damit die Lage der ehemaligen Wohnstube auf der Nordwestseite Richtung Urbanskirche belegt. Aufgrund der jetzigen vielen Raumtrennwände lässt sich die Länge dieses Baukörpers nicht genau bestimmen, vermutlich reichte das Haus nur bis zum gewölbten Keller im „Erdgeschoss“ und besaß eventuell nur zwei Räume in der Tiefe. Die Schnitzerei der Decke weist eindeutig in die Zeit des späten 14. Jahrhunderts oder um 1400 hin. Ähnliche Decken sind im Haus Unterlimpurger Straße 81 von 1396 oder im Haus Brüdergasse 27 ebenfalls von 1396 erhalten. Das Erdgeschoss, heute durch den Einbau der Garagen völlig verändert und erneuert, beherbergte sicherlich die typische Haller Halle. 

2) Rückwärtiger Anbau vor oder um 1600

Vermutlich im späten 16. Jahrhundert, also nach der Angliederung Unterlimpurgs an Hall, wurde auf einem eventuell schon vorhandenen Gewölbekeller ein zweigeschossiger Fachwerkanbau erstellt in der Breite des Vorderhauses, zweiraumtief. Im Obergeschoss des Anbaus – vom Haupthaus aus betrachtet jetzt im 2. Obergeschoss – wurde ein großer Saal auf der Hangseite eingebaut mit einer Bretter-Balken-Decke, jetzt mit einfach gefasten Balken. Nach außen zur Nordseite besitzt dieser Raum einen Fenstererker, der für die gute Belichtung sorgte. Dieser ist unter dem Verputz noch zu erkennen. Der Raum selber belegt eventuell schon die Nutzung als Gastwirtschaft seit dieser Zeit. Dieser Anbau muss den Altbau vorne um ein Geschoss überragt haben. Von diesem Giebel auf der Westseite ist ist noch das Fachwerk im Dachinnern vorhanden. Der Dachstuhl wurde in der damals üblichen Art und Weise als liegende Konstruktion mit angeblatteten Kopfbügen ausgeführt.  

3) Aufstockung um 1600

Nicht viel später wurde vermutlich dem Altbau ein weiteres Geschoss aufgesetzt und darauf ein neuer Dachstuhl in der Art des Anbaus mit liegenden Stühlen abgebunden. Jetzt lief der First des Hauses einheitlich durch. Das 2. Obergeschoss im vorderen Bereich konnte jedoch nicht weiter begutachtet werden, es war noch bewohnt. Von außen ist aber die relativ niedrige Ausführung des 2. Obergeschosses zu erkennen. Das könnte die Bauzeit um 1600 bestätigen.  

4) Verbreiterung nach 1600

Auch wiederum nicht viel später, wohl noch im 17. Jahrhundert, wurde der vordere Altbau um etwa 3 Meter verbreitert, um im „Gastwirtschaftsbereich“ mehr Platz zu gewinnen. Dabei wurde die Decke in der Verbreiterung ebenfalls mit einer Bretter-Balken-Decke ausgestattet, jetzt aber im einfachen Stil der Zeit um 1650 bis 1700. Dieser Unterschied ist nicht auf dem ersten Blick zu erkennen.  

Insgesamt zeigt sich, dass hier ein Haus erhalten ist, das seit mindestens sechs Jahrhunderten existiert und viele Entwicklungen in der Reichsstadtzeit erlebt hat. Die Baugeschichte lässt sich aufgrund dieser ersten Begehung nicht zweifelsfrei lösen, dafür gab es einfach zu wenig Einblicke in Gefüge und Struktur des Hauses.   Vor einer weiteren Umbauplanung ist es unbedingt empfehlenswert, eine bauhistorische Untersuchung mit dendrochronologischer Datierung durchzuführen, eventuell ergänzt mit einem verformungsgetreuen Aufmaß. 

Albrecht Bedal
März 2015

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Befunde aus Bauakten

- soweit nicht anders vermerkt, Bauakten im Baurechtsamt -

1903: Sternwirt Holzwarth lässt einen unbesteigbaren Kamin aufführen.

1934/35: Sternwirtin Holzwarth lässt am Dachstock Reparaturarbeiten ausführen. 

1937: Im Zusammenhang mit der Verpachtung des "Stern" an Eugen Hahn wird die Außenwand des Wirtschaftsraums, "welche stark aus dem Lot verschoben war", neu eingezogen, die aus der lotrechten Ebene verschobenen Dachbinder wurden mit Streben versteift und mit Eisen "verschlaudert" (21/1843).

1938: Im Zuge der Baukontrolle durch die Ortspolizeibehörde werden zahlreiche Mängel festgestellt, deren Abstellung dem neuen Hausbesitzer Carl Lindner zur Auflage gemacht werden (21/1843).Die Reparaturen sind bis Frühjahr 1939 durchgeführt (37/749).Außerdem werden im Untergeschoss Garagen eingebaut und ein Kamin erstellt.

1939: Anschluss an die städtische Kanalisation. Als "Kanalisationsbeitrag" werden 460,95 RM festgelegt.

1950: Verlängerung eines Kamins nach unten.

1967: Ein Kellereingang auf dem "Ruinengrundstück" (ehemalige Brauerei) wurd durch städtische Arbeiter ausbetoniert und geschlossen.

1976: Nach einer vorausgegangenen Kontroverse zwischen Eigentümern und Landesdenkmalamt genehmigt das Baurechtsamt die Anbringung einer Werbeanlage.

1999: Ein ohne die Genehmigung des Baurechtsamts und ohne Wissen der Eigentümer durch einen Pächter angebrachtes Leuchtschild am "Stern" wird entfernt.

2015: Nach dem Erwerb durch die GWG soll das Haus ab Juli 2015 grundlegend saniert werden. Geplant ist der Einbau von Wohnungen (HT).

Beschreibungen

historische Beschreibungen

1632 (Verkauf an Kaspar Belz): „Caspar Böltz der Sohn kauffte die Schenckh oder Herberg, mit aller derselben habenden Rechten und Gerechtigkeiten, nach Aufschrib deß Lagerbuchs, so einem Erbern Rhatt von 20 fl 1 fl Handtlohn trägt uf Par Gelt umb – 800 fl.
Er aber kaufft den Rain sambt dem Weinberglin oben daran, vor dem Hauß zunechste gelegen: gulttet einem Erbarn Rathh ½ Batz[en] Vorgelt, uf Par Gelt umb – 275 fl.
Summa Caspars Kauffschillings 1075 fl
In disem Kauff ist vor ihme Keüffern eingedingt und von seinen Miterben ihme zu lassen bewilligt worden, nemblichen
2 gemaine Bött [= Bütten, Eimer]
2 Maßkandten, 2 Halbmaßkandten, 1 Drittelkändtlin, 1 Viertelkändtlin [Kante = Maßbehälter für Getränke]
3 zinine Schüssel
2 Visch Pfannen, 2 Bratpfannen
Ein Kuchenbehältter und 2 duze[n]d hülzin Teller...“ (14/560).

1672 (Verkauf an Johann Georg Belz): "...ihre bemelte Württschafft neben Mathes Heußers Gartten ligendt, gültet in das Ambt Unter Lympurg uff die Heilig[e] Pfingsten 6 ß rutschende Gült, dann einen Baum-, Graß- und Krautgartten, wie auch ein Viertel Weinbergs daran, bei d[er] Württschaft hinüber, an die Lympurger Staigen stossendt, gültet in bemeltes Ambt ½ Faßnachthun u[nd] 1 ß 6 hlr. darvor außer diesem alles gültfrey, auch ohnversezt und ohnverpfändt aigen, und wirdt ihme Käuffern bedingtermassen zu der Württschafft noch ferners an Mobilien gegebe, benandtlich 3 gerüste Betten einfach überzogen, sambt dazu gehörigen Bettladen, 2 lehre Bettladen, 6 Tisch, 7 Schrannen, 2 Stihl, 3 Tischtücher,  18 zihin [= zinnene] Schißel, 30 zihin Deller, 3 hülzin Salzbüchslin, 6 Maaß Kanten, 2 halb Maßkanten, 1 Viertel Käntlin, 1 blechene Flasche, 1 blechen Gießfaß, 1 kupfferin [...] Kessel, 1 Wasch Kessel, 3 Bradt Pfannen, 1 Fisch Pfannen, 1 hülzin Schlegaymer, 2 Halbläst, 6 Fuhrfässer, 1 große Gölt..." (4/844)  

1694 (Verkauf an Nicolaus Jacob Firnhaber): "Ihre, von eingangs ged[achtem] ihrem lieben Ehemann u[nd] Vatter seel[ig] anererbte Würthschafft u[nd] Gastgeberey zum Guldinen Stern in Und[er] Lympurg unden an d[er] Lymperger Staig[e], u[nd] neben an H[err] Lorentz Widerholdens, Castenschreibers Gartten geleg[en], mitt allen derselben An- u[nd] Zubehörden, Rechten und Gerechtigkeiten, sonderlich aber auch sambt der dabey befindlichen Scheuren, auch Baum-, Gras- & Krauthgartten und Weinberg [...], Deßgleichen auch das sogenante Salpeterhauß ufff dem Kälterwasen sambt dem Garten darhinter ... Item  9 große Lägerfaßen, 100 großen Raiffen, 1 Faßkettten, 4 Tischen, 1 großen und 1 kl[einen] Tafel, 7 Schrannen in der gemeinen Stuben. Item Betth u[nd] Bettlädle, 1 Tisch und 4 Stühlen im obern Vorderstüble. 1 guthen und 1 schlechten Betthladen. Item s[alva] v[enia] [= mit Verlaub zu sagen] Dung vor d[er] Scheuren und dem gemachten Holz im Waldt..." (4/668).

1717/18:"Die Würthschafft, Scheuren, Gartten und Weinberg, angeschlagen umb 1400 fl. Erkaufft Ao. 1702 [pro] 200 fl, zusammen m. d. Salpeterhauß. Vorstehende gülltet ins Ambt Schlicht 12 ß 2 Faßnachtsh[ühner] und gibt Handtlohn. ... Gült vom Salpeterhauß 1 ß 3 hlr."

1767 (Häuserbuch): "1 Würthschafft, Scheuren, Rain u. Gärten"

1784 (Inventur der Maria Regina Firnhaber aus Anlass der Eheschließung mit Johann Michael Fluhrer): "Eine Wirthschafft in Unterlimburg, worzu gehört: Ein Hauß, Scheuren u. Gartten, zum Amt Schlicht mit 12 ß an Geld u. 2 Faßnachtshünern rutschend gültbar, ferner ist darein vererbt 2 Vrt. 15 R. Rain , so ehedeßen ein Weinberg gewesen, über dem Steig Weeg, aben dahin 1 ß Herrngült gebend, welche Wirtschafft der Verstorbene von seinem Stief Vatter Seckel u. rechten Mutter, nebst einigen Dareingaben an Mobilien vor 2200 fl käufl. übernommen, gegenwärtig aber wegen der darin verwendten Baukosten u. mehreren Werths von den Schulth. pflichtmäßig angeschlagen worden vor 3000 [fl]"

1808 (Verkauf an Andreas Ludw. Firnhaber): "Ihr bisher besessenes Hauß nebst Wirtschafts-Gerechtigkeit zum goldenen Stern neben der Straße und Cristoph Welck, gültet Wohllöblichem Bürgermeisteramt 12 ß rutschende Gült und 2 Faßnachtshüner, und Hochlöblicher Cameral-Verwaltung den 20. zu Handlon, ferner Ein neuerbautes Wonhauß, worunter eine Bierbrauerei eingerichtet ist, neben der Scheuren und dem Gartten, Eine Scheuer mit Stallung und Zugehörde neben dem Gartten und dem Brau Hauß. Einen Grasrain und Sommer-Garten von ungefär 4 Vrtl. im Maß, unter dem Brauhauß, neben dem Weg und dem Schloß-Rain, gültet Wohllöblichem Bürgermeisteramt 1 ß Herrngült und geben Hochlöblicher Cameral-Verwaltung den 20. zu Handlon, mit allen Rechten und Gerechtigkeiten, wie Verkäufer vorbeschriebene Stück bißher besessen und benuzt haben."

1827 (Primärkataster): Wohnhaus mit 24 Ruten und Hof 9,3, insgesamt 33,3 Ruten

um 1840 (Güterbuch, Bd. 8):
"24,0 Rthn IX 106. Ein zweistokigtes Wohnhaus mit Schildwirtschafts- u. Bierbrauerei-Real-Gerechtigkeit zum Stern in Unterlimpurg, neben Jacob Groh und dem Weg nach Oberlimburg, mit gewölbtem Keller.
B.V.A. 3500 f
9,3 Rthn IX 106 Hofraum bei diesem Haus
Ein unter dem Wohnhaus des Georg Stephan (früher Jak. Mich.Vogel & der Schulz'schen Kinder Nro. 131 bei dem ehemaligen Kasernenplaz befindlichen großen Keller, soweit er untermauert ist, mit dem Recht des Eingangs in denselben durch die oben beschriebene Behausung.
Ein im Jahr 1854 gegrabener Keller unter dem städtischen Schloßbuckel in der Badersklinge"

1937 (Konzessionsakten 21/1843): "Der Stern ist eine alte überall bekannte Wirtschaft, die früher einen recht bedeutenden Zulauf hatte. Mit zunehmendem Alter hat seitherige Besitzerin auch infolge Kränklichsein der Wirtschaft nicht mehr richtig vorstehen können. Die zentrale Lage zwischen Hall, Hessental u. Steinbach läßt eine große Zukunft erhoffen. [Die] Nachbarschaft ist durch den Bau einer großen Zahl von Wohnungen bedeutend gewachsen. Reger Fremdenverkehr zwischen Stadt, Comburg, Limpurg & Hessental macht die richtige Bewirtschaftung des Stern zur zwingenden  Notwendigkeit."

1937 (Begutachtung durch Kreisbaumeister Kramer, 21/1843): "Das Gebäude bzw. die westliche Giebelseite hängt schon viele Jahre im ganz gleichen Zustand da, wie es sich heute noch darstellt. Ich habe das ganze Innere des Gebäudes einer genauen Durchsicht unterzogen & habe gefunden, dass das Holzwerk durchweg gut ist.  Es sind auch gegen früher gar keine Veränderungen zu beobachten, etwa grössere Sprünge oder Risse, die auf ein neuerliches Setzen oder Schaffen des Gebäudes schliessen liessen. Wenn auch der westliche Giebel von aussen einen bedrohlichen Eindruck macht, so bin ich doch persönlich überzeugt, dass noch lange keine Einsturzgefahr besteht, weil eben keine grösseren bedenklichen Spuren einer Bewegung oder Setzung zu beobachten sind & wie gesagt, das Gebäude schon viele Jahrzehnte so da hängt. Die Ursache dieses Hängens dürfte m.E. in einem seinerzeitlichen nördlichen Anbau liegen, welcher infolge Vergrösserung des Wirtschaftslokals die Entfernung der alten Aussenwand bedingte & somit die Verbindung der Giebelwand mit der alten nördlichen Aussenwand löste & so die Ueberneigung dieser Giebelwand ermöglichte."

1938 (Beanstandungen bei der Bauschau, 21/1843):
"1.) Im ganzen Hause ist nur ein Abort für 2 Familien und die Gastwirtschaft vorhanden. Ebenfalls fehlt ein Handwaschbecken oder sonstige Handwaschgelegenheit. Der Putz und Anstrich ist schadhaft. Die Türe ist auch nicht in Ordnung.
2.) Die Küche ist schwarz von Ruß und Schmutz. Der Gipsputz ist zum Teil abgefallen. Ebenfalls ist ein alter schadhafter Herd vorhanden, welcher beinahe nicht mehr benützt werden kann. Die Fenster in der Küche sind zu erneuern. Der Boden ist zu reparieren oder muss neu gemacht werden.
3.) In der Speisekammer ist ebenfalls der Boden, sowie eine Türe zur Küche und der Wandputz schadhaft und ganz vernachlässigt.
4.) Das Mädchenzimer im I. Stock entspricht in keiner Weise den Vorschriften. Der Fussboden ist von Beton. Die Decke ist nicht aufgenagelt, sondern es schauen die blanken Balken herab. An den Seitenwänden ist ebenfalls kein Putz vorhanden, denn die Riegel sind nur bestochen. Das Zimmer ist voll und ganz zu richten.
5.) das Wohnzimmer über dem Wirtschaftsraum kann kaum benützt werden, da die Decke den Rauch und sonstige Gase durchlässt. Hier könnte durch einen Linoleumboden am besten Abhilfe geschaffen werden. Ebenfalls ist der Ofen unbrauchbar und muss durch einen neuen ersetzt werden. Die Putz- und Malerarbeiten sind zu erneuern, ebenso sind die Türen zu richten.
6.) Im Kinderzimmer ist ein neuer Fussboden und die Aufrippung dringend notwendig. Der alte Fussboden ist sehr schadhaft und abhängig, so dass man fast kein Bett stellen kann. Ferner ist auch der Putz und die Malerarbeit zu erneuern.
7.) Das Schlafzimmer der Eltern ist zu richten. Die Ofenröhre sowie das Abschlussblech am Kamin müssen erneuert werden.
8.) im Obergeschoss fehlt die Türe vom Treppenhaus zum Vorplatz. Ferner befindet sich im I. Stock noch eine zweite Wohnung, bei welcher weder ein Abort noch Abguss oder eine Wasserleitung vorhanden ist.
9.) Der Wandputz im Treppenhaus ist zum Teil abgefallen, schadhaft oder überhaupt keiner vorhanden. Ebenfalls ist die ganze Treppe derart ausgetreten, dass dieselbe in diesem Zustande nicht länger belassen werden kann.
10.) Der Aussenputz ist bis heute noch nicht in Ordnung, kann aber in diesem Zustande nicht länger bleiben, indem das Haus auf das Städtebild einen ganz schlechten Endruck macht.
gez. [Stadtbaumeister] Benz"

Beschreibungen in den Denkmallisten

Verputzter Fachwerkbau mit Schopfwalmdach bez. 1625, im Kern wohl älter. Eingetragen in das Landesverzeichnis der Baudenkmale in Württemberg seit 08. Oktober 1925. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 410)

Unterlimpurger Straße 61 (Flst.Nr. 0-187/1). Gasthaus Stern. Verputzter Fachwerkbau, Schopfwalmdach, bez. 1625, im Kern wohl älter. § 28 (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

Besonderheiten

Wirtschaftsinventar von 1841

Im Kaufvertrag zwischen der Witwe Firnhaber und Mathias Rheinwald vom 18. September 1841 hat sich eine Liste des Wirtschafts- und Brauereiinventars für den "Stern" erhalten (19/1021 Bl. 309v):

"In den Kauf werden gegeben:
7 Tafeln
6 Tische
30 Stühle worunter einige überzogen [= gepolstert]
6 Schrannen
5 Kaesten
6 überzogene Betten samt Bettladen
50 Bierglaeser
12 Schoppenglaeser
12 Trinkglaeser
4 Maas Bouteillen [= Flaschen]
3 Halbmaas Bouteillen
4 Schoppen
3 Halbschoppen Bouteillen
6 Brandtwein Gläslen
2 Kolben
2 Kaffee Zeug
1 Tafelgedek zu 15 Personen mit 1 Tafeltuch, Teller, Blatten, Suppenschüßel, Vorlegloeffel, Bestek, Loeffel, Salzfaß
4 Blatten
4 Schüßel
4 Asiells [?]
2 Salzfaß
8 Leuchter samt Lichtputzen
4 Halbmaaskannen
2 Maaskannen
1 kupferne u. 1 blecherne Bierstütze
1 Biersieble
2 Truster [?]
1 kupferner Keßel
2 Fischpfannen
1 kupfernen Durchschlag
1 meßene Wag zum Kaes
1 eisernes Casserol Hafen samt Dekel
2 Waschgölten
1 Krauthafen
1 Kaeskübel mit Dekel
1 Putzmühlen
1 Heugabel
1 großer Bierwagen
1 kleinerer dto.
Im Brauhaus alles Geschirr
4 Göhrkufen
1 Brandtweinstaender
20 große Lagerfaeßer
30 Schenkfaß
1 Weinfaeßle in der Remise
20 Transportfaeßer
1 Malzfege, Maischgabel, Schaufel, Trichter u. Scheuflin
1 Gieskanne
1 Waschtisch
vier Brandtweinfaeßer
1 Sopha
die Vorhaenge in saemtl. Zimmern
7 Portraits u. den alten Spiegel
1 kupferner Schlag-Aimer
1 dito Schwenkkeßel
6 Malzsaeke
10 Jmi Brandtwein
1 Damen Brett
das vorhandene Heu in der Scheuer, und das Oemd Graß"

Verfahren wegen "Kuppelei" gegen die Wirtin Agnes Ehstand

Die Sternwirtin Agnes Ehstand wurde 1953 durch Strafbefehl des Amtsgerichts Hall zu einer Geldstrafe von 50 DM wegen "Kuppelei" verurteilt. Hintergrund war, dass sie Anfang 1953 einem US-Soldaten aus Hessental zweimal ein Zimmer zur Übernachtung mit Mädchen überlassen hatte. Ein ausführliches Protokoll dieser Vorfälle liegt bei den Konzessionsakten. 1955 kam es zu einer erneuten Anzeige gegen die Wirtin, da der Verdacht bestünde, "daß sie an fremde Personen beiderlei Geschlechts gemeinsam Zimmer zum Übernachten vermietet haben, ohne die Erlaubnis zur Fremdenbeherbergung zu besitzen." Das zugehörige Protokoll der Kriminalpolizei zeigt, dass im "Stern" US-Soldaten aus Hessental mit ihren Freundinnen übernachtet haben. Der Wirtin wurde deshalb ein Entzug der Konzession angedroht.

Biografien von Besitzern und Bewohnern

Gottfried Belz († 1632), in I. Ehe mit Margarethe geb. Wenger verw. Laccorn und Hofmann (1565-1617), in II. Ehe mit Margarethe geb. Seifferheld (1585-1632) verheiratet

Gottfried Belz (auch Beltz oder Böltz) ist der erste Sternwirt, dessen Biografie zumindest in Ansätzen greifbar ist. Erstmals erwähnt wird Gottfried, „Augustini Böltzen ehelicher Son von Geilndorffen“ (Sohn des August Belz aus Gaildorf), als er am 4. Mai 1696 Margaretha, die Witwe des Adam Hoffmann in Unterlimpurg heiratet. Für dasselbe Jahr ist auch seine Aufnahme in das Schwäbisch Haller Bürgerrecht vermerkt. Durch diese Heirat dürfte er auch in den Besitz der späteren Sternwirtschaft gekommen sein (die damals noch ohne Namen war).
Seine Frau Margaretha war eine Tochter des Haalmeisters und späteren Ratsherrn Melchior Wenger aus dessen zweiter Ehe mit Margarethe Wetzel. Sie ist am 11. November 1565 in St. Michael getauft worden. Am 3. Juli 1588 ging sie ihre erste Ehe mit Jörg (Georg) Lackorn ein. Im Taufbuch von St. Michael sind die beiden Kinder Kunigunda (*1590) und Melchior (*1593) erwähnt, über deren späteres Leben aber nichts mehr bekannt ist. Wahrscheinlich sind sie als Kinder gestorben. Zu Georg oder Jörg Lackorn ist wenig sicheres in Erfahrung zu bringen. Er wird in der Beetliste (Bürgersteuerliste) von 1581/82 als „Beckh“ (Bäcker) in Unterlimpurg erwähnt, in der nach einer zehnjährigen Lücke folgenden nächsten Beetliste 1591/92 als „Wierdt“; er dürfte also spätestens seit diesen Jahren den späteren „Stern“ innegehabt haben. Auch ein genaues Todesdatum ist nicht bekannt. Wahrscheinlich ist Georg Laccorn 1594 oder 1595 gestorben, denn am 26. August 1595 heiratete seine nunmehrige Witwe Margaretha Adam Hoffmann. Von diesem ist lediglich bekannt, dass er Haller Bürger war. Ob er identisch mit dem gleichnamigen Mann ist, Sohn des Peter Hoffmann zu „Gliema“ (vielleicht Gliemen[hof], bei Wackershofen) der am 13. Februar 1568 in St. Michael Margarethe Keller geheiratet hat, muss offen bleiben. Er starb jedenfalls kurz nach der Heirat. Die nun zum zweiten mal verwitwete Margarethe ging bereits 1596 ihre dritte Ehe mit Gottfried Belz ein. Das Paar hatte mindestens fünf Kinder, von denen Hans (*1597), Margaretha (*1599), Kaspar (*1600) und Susanne (*1606) das Erwachsenenalter erreichten. Margaretha Belz, „des Wührds Under Lümpurg sein eheliche Haußfr[au]“, starb am 1. Februar 1617 im Alter von 51 Jahren „ahn der Wassersucht“ (wohl einem Ödem). Der Witwer ging vier Monate später, am 27. Mai 1617, eine zweite Ehe mit Margarethe Seifferheld (*11. Oktober 1585) ein, einer 31 Jahre alten Tochter des Konrad Seifferheld und der Barbara geb. Kerschner. Aus dieser zweiten Ehe sind weitere fünf Kinder bekannt, von denen Barbara (*1618), Gottfried (*1621) und Magdalena Margaretha (*1624) die Kindheit überlebten. Im April 1632 starben Gottfried Belz und seine Ehefrau mit einem Tag Abstand. Das Totenbuch von St. Michael vermerkt lakonisch, dass „Gottfridt Beltz, Wührt zu Under Limpurg den 14. die seelig verschieden“ sei. Direkt darunter folgt der Eintrag für seine Frau. „Margaretha, Gottfridt Beltz, Wuhrts zu Under Limpurg, sein nachgelassene Wittibin, ist den 15. die verschieden unnd hernacher denn 16. die miteinander zur Erden bestattet und in ein Grab gelegt worden.“ Die Annahme ist naheliegend, dass sie einer Seuche zum Opfer fielen. Die Inventur nennt neben der „Schenckh oder Herberg“ noch Wiesen, einen Garten bei der Neumäuer, ein Viertel Eigentumssieden sowie einen dem Reichsstift Comburg gültpflichtigen Weinberg: Die Liste der Aktivschulden nennt neben verliehenen Kapitalien offenbar vor allem Zechschulden aus der Wirtschaft und kann gewissermaßen als „Kundenliste“ des „Sterns“ gelesen werden. So sind 3 fl (= Gulden) 18 ß (= Schilling), genannt, die Junker Veit Christoph Berlin für „Zehrung“ schuldete. Der Zimmermann Philipp Schmidt hatte ein Teil der Kosten seiner Hochzeit noch nicht bezahlt. Die „Grabenreiter“ (Vorläufer der Polizei) und „Gottfried der Canzley Schreiber“ speisten – wohl auf Spesen – zweimal für 1 fl 5 ß im „Stern“. Auch Reisende aus Lehrensteinsfeld und Schwabach sind genannt. Wegen „gehalttener Soldaten“ (wohl eine Einquartierung) im Jahr 1631 schuldete der Rat noch 5 fl. Einem beträchtlichen Aktivvermögen von 2.320 Gulden standen Passivschulden von 1.523 Gulden gegenüber. Gottfried Belz hatte demzufolge seinerseits Geld bei Matthäus Gaspar, Pfarrer in Iptingen (300 fl), der „Wellingischen Vormundschaft“ (28 fl 1 ß) und Pfarrer Nikolaus Glock zu St. Michael (30 fl) ausgeliehen. Auch die Forderungen des Apothekers und des Arztes sind hier aufgeführt, ebenso der „Lidlohn“ der Magd. Zum größten Teil handet es sich aber nicht um „echte“ Schulden, sondern z.B. um Erbansprüche aus dem Muttergut der Kinder erster Ehe. Das nach Abzug der Passiva verbleibende Vermögen von 796 Gulden wurde an die insgesamt sieben überlebenden Kinder des Sternwirts verteilt.

Kaspar Belz (1600-1671) und  Anna geb. Schneider (1608-1672)

Kaspar Belz (auch Bölz oder Böltz) wurde im am 21. September 1600 in Schwäbisch Hall als Sohn des Sternwirts Gottfried Belz und seiner Ehefrau Margarethe geb. Wenger geboren. Er wurde von den Eltern „zur Kirche und Schulen, wie auch zum Becken[hand]werk fleissig angehalten“. Über seine Handwerkerwanderung wird berichtet, dass er in den Diensten des kaiserlichen Hofbäckers – wohl in Wien – gestanden und später selbst als fürstbischöflicher Hofbäcker in Würzburg gewirkt habe. Spätestens 1632 war er wieder in Schwäbisch Hall, wo er am 31. Juli seine erste Ehe mit der 24jährigen Witwe Anna Günzlin geb. Schneider (*26. Februar 1608) einging. Die Tochter des Schwäbisch Haller Metzgers Hans Schneider ist von den Eltern „in die Schul geschickt [worden], darinn sie neben dem Catechismo das Lesen und Schreiben erlernt, ... zu Hauß aber zur fleißigen Obwartung der Haußgeschäfften angehalten worden.“ Am 8. Juli 1628 heiratete sie im Alter von 20 Jahren Johann Jakob Günzlin, einen Müller. Die Ehe dauerte jedoch ganze zwei Jahre, denn am 26. März 1631 ist ihr Ehemann „unversehens schnell dahin gang[en]“. Todesursache könnte eine damals grassierende, nicht genauer zu bestimmende „hitzige Hauptkranckheit“ gewesen sein. Ihr einziges Kind aus dieser kurzen Ehe, das 1630 geborene „Töchterlein“ Anna Maria, starb 1636. In 39 Ehejahren hatten Kaspar und Anna Belz vier gemeinsame Kinder, von denen der Sohn Johann Kaspar (*1635) und die Tochter Susanna (*1641) das Erwachsenenalter erreichten. Von zweiterer heißt es in der Inventur der Mutter, sie sei „taub und stumm, ja gahr zu nichts zu gebrauchen“ gewesen. Der Nekrolog bemerkt über Kaspar Belz, er sei „nachbarlich, friedsam, diensthafft, ein arbeitsamer, fleißiger, sorgfältiger Haußvatter, ein redlicher Mann“ gewesen, habe aber im Zuge der „großen Kriegsbeschwerden“ und durch private Unglücksfälle „großes Elend“ ertragen müssen. Weniger freundlich ist das von Pfarrer Felix Christoph Gräter niedergeschriebene Charakterbild von Anna Belz. Sie habe zwar eine „zimmliche Wissenschaft“ des göttlichen Worts gehabt, „aber sie konnte die böse[n] Affecten, sonderlich den Zorn nicht allemal bezähmen, sondern gab ihm zuviel Platz.“ Anna Belz begann um 1663 an einem „höchstbeschwerlichen Gliederwehe“ zu leiden, „daß sie ihren Haußgeschäfften nicht mehr recht obwarten können“. Kaspar Belz selbst wurde schließlich durch einen „gefährlichen und schmertzhafften Leibs Zustand“ heimgesucht und hat sich am 14. August 1671 im Alter von 71 Jahren dem Tod „willig ergeben“. Seine Witwe war auf die Pflege durch Sohn und „Söhnerin“ (Schwiegertochter) angewiesen und starb ein Dreivierteljahr nach ihrem Mann am 31. Mai 1672 im Alter von 64 Jahren.
Laut der nach ihrem Tod gefertigten Inventur besaß das Ehepaar ein Vermögen im Wert von 914 Gulden, wozu neben der Wirtschaft mit ihrem Inventar einige weitere Grundstücke, eine Kuh sowie Geld und Schmuck gehörten. Dem gegenüber standen „Passiva“ (Schulden) von 270 Gulden. Neben einem bei Stättmeister Georg Friedrich Seifferheld geliehenen Kapital von 110 Gulden ist hier u.a. eine Stiftung von 20 Gulden für das Gymnasium genannt. Deshalb ist das Familienwappen auf einer der Stiftertafeln für das Gymnasium im Chor von St. Michael dargestellt. Das nach Abzug der Schulden verbleibende Vermögen von 644 Gulden wurde unter den beiden Kindern aufgeteilt. Der Sohn Johann Kaspar hatte nicht die Sternwirtschaft übernommen, sondern das Kürschnerhandwerk erlernt. Das Anwesen in Unterlimpurg hat man deshalb aus dem Nachlass an Johann Georg Belz aus Raibach verkauft.

Johann Georg Belz (1648-1695) in I. Ehe mit Agatha geb. Fimpelin (1654-1693), in II. Ehe mit Maria Catharina geb. Eisenmenger (1664-1731) verheiratet

Johann Georg Belz (auch: Beltz) wurde am 5. März 1648 als Sohn des Melchior Belz, „Innwohner“ in Raibach, und der Ursula geb. Köhr geboren. Von seinen Eltern wurde er – so der Nekrolog – „bey zunehmenden Jahren zur Kirch und Schulen fleissig angehalten, darin er einen sattsamen Grund s[eines] Christenthums geleget“. 1672 erwarb er von Anna Belz, der Witwe des Wirts Caspar Belz (mit dem er trotz Namensgleichheit offenbar nicht nahe verwandt war), die Gastwirt zum Stern zu Unterlimpurg und schloss – offenbar um den 16. Juni – die Ehe mit der 17 Jahre alten Agatha Fimpelin (*19. Juli 1654), einer Tochter des Uttenhofener Hammerschmieds und Wirts Michael Fimpelin und dessen Ehefrau Anna Rosina geb. Schlogert. Agatha Fimpelin war von ihren Eltern in die Uttenhofener Schule geschickt worden, wo sie „Lesen und Schreiben wohl erlernet.“ Sie wurde „folgender Zeitt auch im Haußwesen und weibl[ichen] Geschäften zimblich geübt“, so dass sie einem großen Haushalt wie der Sternwirtschaft gut vorstehen konnte. Von den zehn Kindern des Paares erreichten ein Sohn und sechs Töchter das Erwachsenenalter. Durch Fleiß und Gottes Segen ist das Paar, so der Pfarrer, „zu einem schönen Vermögen kommen“. Anfang Oktober 1693 erkrankte Agathe Belz an einem „hitzig[en] Fieber“, an dem sie nach zehntägigem Leiden im Alter von 39 Jahren starb und am 19. Oktober bestattet wurde. „Nach seel[igem] Absterben s[einer] lieben Hausfrauen“ ging Johann Georg Belz am 17. April 1694 im Alter von 46 Jahren eine zweite Ehe mit Maria Catharina Eisenmenger (*26. Juli 1664), einer 29 Jahre alten Tochter des Bibersfelder Pfarrers Johann Thomas Eisenmenger und seiner Ehefrau Regina geb. Haug. Sie hatte in ihrem Elternhaus eine „christliche und sorgfältige Auferziehung“ genossen; dass sie einen deutlich älteren und – als Wirt – nicht gerade dem Stand des Vaters ebenbürtigen Ehemann heiratete, ist vielleicht mit dessen mehrfach erwähntem Vermögen zu erklären. Laut Georg Friedrich Wibel, dem Unterlimpurger Pfarrer, war Johann Georg Belz „ein fleissiger, diensthaffter, nahrhaffter und vermöglicher Mann, der sich es hat lassen sauer werden, etwas den seinig[en] zu gewinnen, besuchte darneben den Gottesdienst fleissig u[nd] genosse öffters das H[eilige] Abendmahl bußfertig, erzeigte sich gegen s[einen] Nächsten mildthätig.“ Die zweite Ehe des Sternwirts dauerte aber nur wenig über ein Jahr, in dem Maria Catharina ein „Söhnlein“ gebar. Dieses starb aber als Säugling. 1695 begann Johann Georg Belz, an „Seitenstechen“ und „Miltz-Beschwernussen“ zu leiden, so dass seine körperlichen Kräfte „ohngeachtet aller angewendeten kostbaren Artzneymittel“ abnahmen. Als klar war, dass er nicht mehr gesund werden würde, „bereitete er sich zu seinem End christlich, betete eifferig, hörte den Zuspruch seines Beichtvatters zu andächtig und starb sanft selig“ am 11. Dezember 1695 im Alter von 47 Jahren.
Die Inventur weist Johann Georg Belz als in der Tat wohlhabenden Mann aus. Neben der Sternwirtschaft besaß er ein „Scheuerle“ in der Heimbacher Gasse und zahlreiche weitere Grundstücke, die zusammen mit der Wirtschaft 3.855 Gulden wert waren. Das Bargeldvermögen umfasste nicht weniger als 1.544 Gulden. Die Aktivschulden (d.h. Forderungen gegen andere) beliefen sich auf weitere 1.521 Gulden. Einem Aktivvermögen von fast 7.500 Gulden standen Passiva von 3.526 Gulden gegenüber, bei denen es sich aber größtenteils nicht um „echte“ Schulden, sondern z.B. um die Erbansprüche der Kinder erster Ehe und das in die Ehe eingebrachte Vermögen der Witwe handelte. Der Inventur ist auch zu entnehmen, dass der Verstorbene sein Vermögen eher mit Viehhandel und dem Verleihen von Geld erworben hatte als mit dem Betrieb der Sternwirtschaft. Seine Erben kamen allerdings in Erklärungsnot, weil Johann Georg Belz sein Vermögen für die „Beet“ (Bürgersteuer) um fast 800 Gulden zu niedrig angegeben hatte. Es handelte sich– modern gesprochen – um Steuerhinterziehung. Man rechtfertigte dies damit, dass der Verstorbene unerwartet hohe Einkünfte aus dem Viehhandel, einer reichen Ernte in der Landwirtschaft und durch die Rückzahlung eines eigentlich als verloren angesehenen Kapitals gehabt habe, diese aber aufgrund seiner Krankheit nicht mehr angegeben habe.
Nach knapp drei Jahren im Witwenstand heiratete Maria Catharina Belz am 15. November 1698 in zweiter Ehe den Rotgerber Gabriel Schlenk. Mit diesem bekam sie in 33jähriger, „friedlich und vergnügt geführter Ehe“ vier weitere Kinder, von denen zwei Söhne und eine Tochter das Erwachsenenalter erreichten. Ihr Nekrolog schildert sie als eifrige Kirchgängerin und fleißige Beterin. In höherem Alter begann sie, an einem Geschwulst zu leiden, das schließlich zu einem „Steckfluß“ (möglicherweise Asthmaanfall oder Lungenödem) führte. Daran starb sie am 25. November 1731.

Nikolaus Jakob Firnhaber (1653-1733), in I. Ehe mit Ursula Maria geb. Kochendörfer (1561-1713), in II. Ehe mit Maria Barbara Burkhardt geb. Raiffeisen (1637-1726) verheiratet

Nikolaus Jakob Firnhaber wurde am 22. März 1653 als Sohn des Inneren Rats, Beetherrn und Haalpflegers Johann Firnhaber und der Maria Magdalena geb. Seiferheld geboren. Er wurde von seinen Eltern „zur Kirch und Schul fleißig angehalten, darinnen er das Leßen, Schreiben wie auch den Catechismum wohl erlernet“. Anschließend legte er im Gymnasium „in der Latinitaet ein gutes Fundament“. Nach Abschluss der Schule erlernte er das „ehrsame Becker-Handwerck, worzu er Lust hatte“. Nach Abschluss seiner Ausbildung – eine Handwerkerwanderung wird im Nekrolog nicht erwähnt, könnte aber trotzdem stattgefunden haben – heiratete er am 19. Januar 1675 im Alter von 21 Jahren Ursula Maria Kochendörfer (*23. August 1851), eine zwei Jahre ältere Tochter des Johann Andreas Kochendörfer, Bäcker und Mitglied des Äußeren Rats im Weiler, und der Ursula geb. Häffner. Sie war – wie ihr Nekrolog berichtet – von der Mutter „in allerhand häuß[licher] wohlanständiger Arbeit so wohl unterwießen“ worden, dass sie ihrem zukünftigen Gemahl als lohnende Partie auffiel. Das Paar hatte insgesamt zehn Kinder, von denen aber lediglich vier, Johann Jakob (*1676), Marie Magdalene (*1678), Johann Melchior (*1680) und Katharina Barbara (*1686) das Erwachsenenalter erreichten. Die anderen sechs, vier Jungen und zwei Mädchen, starben als Säuglinge oder Kleinkinder. Nikolaus Jakob Firnhabers Haus mit der Bäckerei befand sich in der Gelbinger Gasse und wurde beim dortigen Großbrand am 3. Juni 1680 zerstört. Der kurz zuvor geborene Sohn Johann Melchior konnte im letzten Augenblick aus seiner Wiege gerettet werden, nachdem das Haus bereits Feuer gefangen hatte. 1696 erwarb das Ehepaar die Sternwirtschaft in Unterlimpurg und stellte damit die erste von fünf Generationen Sternwirten aus der Familie Firnhaber. Es gab die Wirtschaft aber bereits 1702 an den Sohn Johann Melchior ab. Am 13. April 1713 starb die vom Pfarrer als fromme und friedfertige Christin beschriebene Ursula Maria Firnhaber im Alter von 61 Jahren, nachdem sie seit einem Vierteljahr ein Geschwulst geplagt hatte. Man hatte zwar „des H[errn] Medici Rath ersuchet und etliche Artzney-Mittel gebrauchet“, doch ohne Erfolg. Fünf Monate später heiratete der nun sechzig Jahre alte Witwer Maria Barbara Burkhardt geb. Raiffeisen (*14. Dezember 1654), die 58 Jahre alte Witwe des Sporers Georg Sigmund Burkhardt. Sie war eine Tochter des Nestlers Georg Raiffeisen und hatte ihren ersten Mann am 22. Januar 1676 geheiratet. In 32 Ehejahren hatte sie sechs Kinder geboren und nach dem Tod ihres Gatten fünf Jahre lang im Witwenstand gelebt. Das Paar führte – so zumindest der Nekrolog – eine von „vertrauter Liebe“ geprägte Ehe. Nikolaus Jakob Firnhaber zeigte aus Sicht des Pfarrers einen „frommen, christlichen und erbaren Wandel“. Seine Frau starb am 20. August 1726 im Alter von 72 Jahren an der „Schwind- und Dörrsucht“ (möglicherweise einer Krebserkrankung). Der Witwer dürfte bei seinem Sohn Johann Melchior gelebt haben, der ihm als Sternwirt nachgefolgt war. In seinen letzten Lebensjahren konnte er „wegen Schwachheit und hohen Alters nicht mehr ausgehen“. In seinem 80. Lebensjahr fiel er dann einem „Steckfluß“ (vermutlich Lungenödem infolge Herzversagen) zum Opfer und wurde am 5. August 1733 in Unterlimpurg bestattet.

Johann Melchior Firnhaber (1680-1759) und Elisabethe geb. Bölz (1683-1764)

Johann Melchior Firnhaber wurde am 24. Februar 1680 als Sohn des Bäckers Nicolaus Jacob Firnhaber und der Ursula Maria geb. Kochendörfer in der Gelbinger Gasse geboren. Sein Geburtsjahr war, wie der viele Jahre später verfasste Nekrolog berichtet, „vor ihn und seine Eltern ein angst- und schreckenvolles Jahr, indeme in demßelben der fatale Gelbingergaßens Brand entstund.“ Johann Melchior habe „beynahe als ein kleines Kind in der Wiegen durch die wütende[n] Flammen sein zartes Leben verlohren ..., wo nicht sein sorgsamer Herr Großvatter sich mit großer Lebensgefahr in das schon brennende Hauß begeben und das gute Kind aus der Wiege und aus den Flammen errettet hätte.“ Er wurde „sorgfältig erzogen“ und besuchte zunächst die Deutsche Schule, danach bis in die „Secunda“ (die zweithöchste Klasse) das Gymnasium. Da er „große Lust zum Metzger Handwerck hatte“, beendete er die Schule und trat 1696 eine Metzgerlehre bei Johann Albrecht Schmid in Schwäbisch Hall an. Nach drei Jahren Lehre, in denen er sich „fromm und fleißig aufgeführet“, ging er am 1. Februar 1700 „in die Fremde“, auf die traditionelle Handwerkerwanderung. Hierbei hielt er sich offenbar längere Zeit in Straßburg im Elsass auf. Kurz nach seiner Heimkehr heiratete er „nach erhaltenem elterl[ichem] Consens“ im Alter von 22 Jahren am 8. August 1702 die drei Jahre jüngere Elisabetha Bölz (*4. Mai 1683), eine Tochter des früheren Sternwirts Johann Georg Bölz und der Agnes geb. Fimpelin. Durch den rasch aufeinander folgenden Tod ihrer Eltern war sie früh zur Waisen geworden; in der Folge hatten sie zwei ältere Schwestern aufgenommen. Sie besuchte die Deutsche Schule und wurde „in allen weiblichen Geschäften dergestalten unterrichtet, daß sie ... das Glück gehabt, in des damaligen vornehmen Predigers Beyschlagischen Hauß in Dienste zu kommen, wo sie in 5 Jahren so wohl in Christum als auch in oeconomischen Verrichtungen recht viel profitiret.“ Das Paar, das im Jahr der Eheschließung auch den „Stern“ von Firnhabers Vater übernahm, hatte sieben Kinder, von denen zwei als Kinder starben, zwei weitere Söhne heirateten zwar, starben aber vor ihrem Vater. Von 22 Enkeln waren 1759 noch 12 am Leben. Johann Melchior Firnhaber war „gegen denen seinigen recht vätterlich gesinnet“ und „in seinen anderen Verrichtungen fleißig, klug und vorsichtig“. Deswegen habe ihn der Rat auch 1725 zum Feldrichter ernannt und ihm 1729 den Rang eines Leutnants in der Bürgerkompanie der Gelbinger Gasse und Unterlimpurgs verliehen. Er war damit Offizier der – allerdings fast nur zu repräsenativen Zwecken – eingesetzten Haller Bürgermiliz. Lobenswert schien dem Pfarrer auch, dass er „ein großer Liebhaber göttlichen Worts“ war. Er „versäumte nicht leicht einen Gottesdienst, gegen seinen Nächsten war er dienstfertig und erwieß sich recht verträglich.“ Die Sternwirtschaft übergab er 1740 an seinen Sohn Georg Andreas. Um seinen 79. Geburtstag herum begann er, unter „Frost“ zu leiden, wozu sich „große Hitze und starkes Husten gesellten“ – offenbar eine nicht genauer bestimmbare, mit Fieberschüben verbundene Infektionskrankheit. Diesem Leiden erlag er am frühen Morgen am 9. März 1759. Seine Witwe überlebte ihn um fünf Jahre, bis sie im Sommer 1764 im Alter von 81 Jahren einen „Schlagfluß“ (Schlaganfall) erlitt, an dessen Folgen sie starb und am 25. September 1764 in Unterlimpurg bestattet wurde.

Georg Andreas Firnhaber (1707-1760) und Anna Dorothea Salome geb. Mack (1718-1776), diese in II. Ehe verheiratet mit Johann Georg Seckel (1701-1777) 

Georg Andreas Firnhaber wurde am 18. Oktober 1707 als Sohn des Sternwirts Johann Melchior Firnhaber und der Elisabetha geb. Bölz in Unterlimpurg geboren. Er besuchte die Deutsche Schule und wechselte 1718 auf das Gymnasium. Nachdem er „zu dem Metzger Handwerck Lust bezeugte“, gab ihn sein Vater zu Metzger Engelhardt in die Lehre. Nach deren Abschluss begab er sich 1720 „in die Frembde“ auf die damals übliche Wanderschaft. Nach fünf Jahren u.a. in Straßburg und Würzburg kehrte er krankheitsbedingt in die Heimat zurück. Er dürfte zunächst im „Stern“ mitgearbeitet haben, was der Nekrolog damit umschreibt, dass er den Eltern „alle kindl[iche] Liebe und Gehorsam ... erwießen“ habe. Diese überließen ihm 1740 die Wirtschaft; im selben Jahr, am 4. Oktober 1740, schloß er wenige Tage vor seinem 33. Geburtstag die Ehe mit Anna Dorothea Salome Mack (*31.1.1718), einer 22 Jahre alten Tochter des Cröffelbacher Müllers Johann Caspar Mack. Ihre Eltern hatten sie, wie es in ihrem Nekrolog heißt, „so wohl im Christenthum als auch in der Haußhaltung dergestalten unterrichtet, daß sie bey Zeiten einer eigenen Oeconomie vorzustehen tüchtig war.“ Von den fünf Kindern erreichten nur zwei, der Sohn Georg Friedrich (*1742) und die Tochter Susanna Elisabetha (*1752), das Erwachsenenalter. Der Pfarrer attestierte ihm einen „stillen und christl[ichen] Wandel“; ein Indiz für ein gewisses Ansehen Firnhabers ist der Rang eines Feldrichters sowie eines Leutnants der Bürgerkompanie in der Gelbinger Gasse und Unterlimpurg. Er war damit Offizier in der - allerdings fast nur für repräsentative Anlässen eingesetzten - Schwäbisch Haller Bürgermiliz. Ein weiteres wirtschaftliches Standbein des Wirts war offenbar der Viehhandel, welcher aber - so der Pfarrer „der Anfang seines Todes war“. Um den 1. Mai 1760 herum traf ihn ein gekauftes Tier mit einem Huftritt so unglücklich in den Unterleib, dass eine Wundinfektion entstand, an der er zehn Tage später, am 11. Mai 1760, im Alter von nur 52 Jahren, verstarb. 
Die 42 Jahre alte Witwe Anna Dorothea Salome Firnhaber ging noch im selben Jahr, am 23. September 1760, eine zweite Ehe mit dem 58 Jahre alten Johann Georg Seckel ein, der in der Gelbinger Gasse eine Metzgerei betrieb. Der am 1. Dezember 1701 in Schwäbisch Hall geborene Sohn des Metzgers Johann Wilhelm Seckel hatte 1727 die zehn Jahre ältere, aus Neuenstein stammende Magdalena Sophie Stieber geb. Ludwig geheiratet. Für sie war es bereits die dritte Heirat, da ihre ersten beiden Ehemänner Johann Röckelin und Johann Georg Stieber jeweils nach wenigen Jahren gestorben waren. Neben seinen beiden eigenen Töchtern Katharina Barbara (*1727) und Anna Margaretha (*1732) zog Seckel auch drei Stieftöchter mit auf, die er - so sein Nekrolog - „sämtl[ich] recht vätterlich geliebet“ hat. 1758 starb seine erste Frau, und zwei Jahre später schloss er seine zweite Ehe mit der Sternwirtswitwe. Mit ihr lebte er „in aller Zufriedenheit vergnügt 16 Jahr“. Eigene Kinder bekam das Paar nicht. Johann Georg Seckel übernahm mit der Eheschließung auch für einige Jahre die Sternwirtschaft, übergab sie aber 1765 an seinen Stiefsohn Georg Friedrich Firnhaber. Seckel war dem Pfarrer zufolge nicht nur ein „treuer Ehegatte und sorgfältiger Vatter“, sondern führte auch das Leben eines „rechtschaffenen Christen“. Zuletzt musste er seine Frau pflegen, die bereits einige Jahre unter „Engbrüstigkeit“ und chronischem Husten litt und im Sommer 1776 mit „Dürr- und Wassersucht“ bettlägerig wurde. Sie erlag diesem Leiden am 18. August 1776 als 58jährige. Johann Georg Seckel begann im Sommer 1777 unter Seitenstechen, Beklemmung der Brust und Auszehrung zu leiden und starb am 18. September 1777 im Alter von 75 Jahren. Sein Vermögen, zu dem unter anderem die gemeinsam mit dem „Schutzjuden“ Nathan David besessene, sogenannte „Salpeterhaus“ in Unterlimpurg und teils beträchtliche verliehene Geldbeträge gehörten, belief sich nach Abzug aller Verbindlichkeiten auf 1.435 Gulden.

Georg Friedrich Firnhaber (1742-1783) und Maria Regina geb. Stadtmann (1747-1816), diese in II. Ehe verheiratet mit Johann Michael Fluhrer (1753-1835)

Georg Friedrich Firnhaber wurde am 22. Juni 1742 als Sohn des Sternwirts Georg Andreas Firnhaber und seiner Ehefrau Anna Dorothea Salome geb. Mack geboren. Er besuchte die deutsche Schule und anschließend das Gymnasium, da seine Eltern offenbar ein Studium für ihn vorgesehen hatten. Nach dem frühen Tod seines 1760 verstorbenen Vaters musste er allerdings das Gymnasium nach der "Secunda" verlassen; stattdessen begann er eine Metzgerlehre. Wie für Handwerker üblich, ging er "in die Fremde" und hielt sich hierbei in Schwetzingen, Frankfurt und Amsterdam auf, von wo aus er sich nach einem Dreivierteljahr krankheitsbedingt nach Hause begeben musste. Nachdem seine Gesundheit wieder hergestellt war, übergab ihm der Stiefvater Johann Georg Seckel die Sternwirtschaft. Am 7. Mai 1765 schloss er als 22jähriger die Ehe mit der 18 Jahre alten Maria Regina Stadtmann (*18.1.1747), einer Tochter Johann Georg Stadtmanns, Wirt zum Goldenen Hirsch in der Gelbinger Gasse. In 18 Ehejahren hatte das Paar 11 Kinder, von denen Johann Ludwig (*1766), Anna Rosine (*1768), Johann Friedrich (*1770), Johann David (*1773) und Andreas Ludwig (*1774) die gefährliche Zeit als Kleinkind überlebten. Georg Friedrich Firnhaber begann, im Sommer 1783 unter einem Geschwulst im Unterleib zu leiden; es folgte eine "Abzehrung" des Körpers und chronischer Durchfall, an dem der Patient am 24. Oktober 1783 im Alter von 41 Jahren starb. Maria Regina Firnhaber ging ein Jahr später, am 20. April 1784, eine zweite Ehe mit dem sechs Jahre jüngeren Johann Michael Fluhrer (23.9.1753) ein, einem Sohn des Eltershofener Wirts Johann Joseph Fluhrer. In dem aus diesem Anlass abgeschlossenen Ehevertrag verpflichtete sich Maria Regina unter anderem, ihren fünf noch lebenden Kindern ein "Voraus" aus dem väterlichen Erbe von 350 Gulden sowie einen angemessenen Anteil an der Fahrnis des Vaters zu überlassen sowie Schatz- und Patengelder auszuhändigen. Außerdem wollte sie jedem Sohn weitere 50 Gulden zur Erlernung eines Handwerks und der Tochter die Aussteuer, Hochzeitskosten und das Hochzeitskleid bezahlen. Der Bräutigam brachte ein "Hochzeitsgut" von 300 Gulden sowie weitere 500 Gulden Ersparnisse in die Ehe ein. Das Paar hatte keine gemeinsamen Kinder. 1808 verkauften Johann Michael und Maria Regina Fluhrer den "Stern" an Andreas Ludwig, den jüngsten Sohn Maria Reginas aus ihrer ersten Ehe. Das Ehepaar lebte in der Folge im Brauereigebäude, wo es sich ein lebenslanges Wohnrecht hatte zusichern lassen. Maria Regina Fluhrer starb am 3. Juli 1816 im Alter von 69 Jahren an "Auszehrung", einer Krankheitsbezeichnung, die sich nur ungenau zuordnen lässt. Ihr Witwer erreichte das hohe Alter von 81 Jahren und erlag am  3. Juni 1835 einem Schlaganfall.

Andreas Ludwig Firnhaber (1774-1836), in I. Ehe mit Rosina geb. Haub (1781-1817), in II. Ehe mit Maria Rosina geb. Engelhardt (1777-1853) verheiratet

Der letzte Sternwirt aus der Familie Firnhaber wurde am 10. April 1774 als jüngstes Kind des Sternwirts Georg Friedrich Firnhaber und der Maria Regina geb. Stadtmann geboren. Durch den frühen Tod des Vaters wurde er 1783 zum Halbwaisen. Am 2. August 1808 ging Andreas Ludwig im Alter von 34 Jahren seine erste Ehe mit Rosina Haub ein (*3.12.1781), einer 26 Jahre alten Tochter des Wirts Georg Melchior Haub in Rappoltshofen (heute Gde. Gerhardshofen, Lkr. Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim, Bayern). Das Ehepaar hatte vier Kinder, Johann Gottfried (*1810), Maria Catharina Margaretha (*1811), Johann David (*1813) und Jacob Gottfried (*1816), die - ungewöhnlich in einer Zeit hoher Kindersterblichkeit - alle das Erwachsenenalter erreichten. Allerdings wurde Rosina Firnhaber selbst nicht alt, denn sie starb am 25. Oktober 1817 als 35jährige an "Nervenfieber" (möglicherweise Typhus). Am 30. Juni 1818 ging der Witwer eine zweite Ehe mit Maria Rosina Engelhardt (*1777) ein, der 40 Jahre alten Tochter des Metzgermeisters Nikolaus David Engelhardt. Sie brachte ihre vermutlich uneheliche Tochter Louise mit in die Ehe. Aus dieser zweiten Verbindung gab es keine weiteren Kinder. Kummer dürfte dem Vater und der Stiefmutter die Tochter Maria Catharina Margaretha bereitet haben, die 1831 und 1835 uneheliche Kinder bekam. Andreas Ludwig Firnhaber starb am 28. Juli 1836 im Alter von 62 Jahren an einem Leiden, das im Totenbuch als "Magen- und Schleimfieber" bezeichnet wird, was auf eine nicht genauer erfassbare Infektionskrankheit weist. Maria Rosina Firnhaber betrieb den "Stern" als Witwe weiter, bis sie die Wirtschaft 1841 an den Bierbrauer Mathias Reinwald verkaufte. Maria Rosina Firnhaber verbrachte ihre letzten Lebensjahre bei ihrer 1850 gestorbenen Tochter bzw. beim Schwiegersohn, dem Färbermeister Georg Friedrich Schloßstein. Dort starb sie am 16. Januar 1853 im Alter von 75 Jahren an einem Schlaganfall. Das nach dem Tod gefertigte Verlassenschaftsprotokoll der Witwe deutet auf ärmliche Verhältnisse. Färbermeister Schloßstein gab zu Protokoll, dass die Verstorbene "nur wenige, in geringem Werthe stehende Fahrnis hinterlaßen" habe. "Dagegen sei sie seit dem Jahr 1841 bei ihm im Hause gewesen und von ihm erhalten und verpflegt worden. Wenn er sein Kostgeld und Warterlohn und Hauszins rechnen würde, so würde solches ungleich mehr betragen als die von seiner Schwiegermutter hinterlassene Fahrniß. Von einer Erbschaft für seine Kinder sey keine Rede." Der für die Kinder Schloßsteins zuständige Pfleger (Vermögensverwalter) Seyboth fügte noch hinzu, dass die Witwe Firnhaber "in der lezten Zeit ihres Lebens das Bett nicht habe verlassen können, und daß Schloßstein durch dieselbe ungleich mehr Kostenaufwand gehabt habe, als ihr unbedeuthender Mobiliarnachlaß werth seye." Daraufhin wurde die Akte wegen Vermögenslosigkeit der Verstorbenen geschlossen.

Georg Mathias Reinwald (1801-1872) und Margarethe Reinwald geb. Hofmann (1812-1885)

Georg Mathias Reinwald wurde am 12. November 1801 in Theilenhofen geboren, das damals noch zum Fürstentum Ansbach gehörte (heute Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen, Bayern). Sein Vater Georg Leonhard Reinwald war dort Bauer. Über seine Jugend und sein früheres Leben ist nichts bekannt. Er war allerdings wohlhabend genug, um im September 1841 den "Stern" von der bisherigen Wirtin Rosine Firnhaber für 4.822 Gulden zu erwerben. Kurz darauf, am 25. Oktober 1841, heiratete er in St. Michael die elf Jahre jüngere Margarethe Hofmann (*6.10.1812), eine Tochter des Bauern Leonhard Hofmann in Kirchberg. Das Paar hatte bereits ein gemeinsames, uneheliches Kind, die Tochter Magdalena Marie, die im Mai 1840 in Kirchberg geboren worden war. Es folgten acht weitere Kinder, Carl August (*1842), Johann Georg (*1843), die Zwillinge Sibille Catharina und Susanne Luise (*1844), Maria Susanna (*1847), Margarethe Friederike (*1848) und Susanne Lisette (*1849). Die älteste Tochter Margarethe starb 1860 als junge Frau, Johann Georg als 22jähriger und das Zwillingskind Susanne Luise als Jugendliche mit 15 Jahren. Die anderen Kinder des Paares erreichten das Erwachsenenalter. 1867 verkaufte das Ehepaar den "Stern" an den Bierbrauer Jakob Holzwarth aus Herdtmannsweiler. Georg Matthias Reinwald, "gewesener Sternwirth", starb am 6. Februar 1872. Als Todesursache wird "Gehirnerweichung" (Paralyse) angegeben. Seine Witwe starb am 3. November 1885 an "Wassersucht" (wahrscheinlich einem Ödem).

 

Quellen

Pläne und Ansichten vor 1827:

  • StadtA SHA 4/4, Bl. 10 (Zeichung aus Chronik um 1600, Ausschnitt)
  • StadtA SHA 4/4a, Bl. 6 (Zeichung aus Chronik um 1600, Ausschnitt)
  • StadtA SHA 16/0021 (Flurkarte Unterlimpurg 1703, Ausschnitt)

Archivalien

  • StadtA Schwäb. Hall 2/44 (Ehebuch St. Michael 1559-1595), S. 222 (Ehe G. Laccorn u. M. Wenger, 1588); S. 281 (Ehe A. Hoffmann u. M. Laccorn, 1595)
  • StadtA Schwäb. Hall 2/45 (Ehebuch St. Michael 1596-1702), S. 5 (Ehe G. Belz u. M. Hoffmann, 1596)
  • StadtA Schwäb. Hall 2/54 (Taufbuch St. Michael 1559-1582), S. 90 (Taufe M. Wenger)
  • StadtA Schwäb. Hall 2/69 (Totenbuch St. Michael 1606-1634), S. 87 (Eintr. M. Belz, 1617); 326 (Eintr. G. u. M. Belz, 1632)
  • StadtA Schwäb. Hall 2/74c (Totenbuch St. Michael 1718-1737), S. 810
  • StadtA Schwäb. Hall 2/86 (Totenbuch Urban 1635-1706), Bl. 128 (Nekrolog Caspar Belz, 1671); Bl. 131 (Nekrolog Anna Belz, 1672); Bl. 271r (Nekrolog Agatha Beltz); Bl. 312v (Nekrolog Johann Georg Belz)
  • StadtA Schwäb. Hall 2/87 (Totenbuch Urban 1707-1759), S. 74 (Nekrolog Ursula Maria Firnhaber, 1713); S. 426 (Nekrolog Nikolaus Jakob Firnhaber, 1733); S. 248 (Maria Barbara Firnhaber, 1726); S. 921 (Nekrolog Johann Melchior Firnhaber, 1759)
  • StadtA Schwäb. Hall 2/88 (Totenbuch Urban 1760-1789), S. 6 (Nekrolog Georg Andreas Firnhaber, 1760); S. 134 (Nekrolog Elisabetha Firnhaber, 1764); S. 457 (Nekrolog Anna Dorothea Salome Seckel, 1776); S. 479 (Nekrolog Johann Georg Seckel, 1777); S. 660ff (Nekrolog Georg Friedrich Firnhaber, 1783)
  • StadtA Schwäb. Hall 4/668 (Kaufbuch 164-1697), Bl. 261ff
  • StadtA Schwäb. Hall 4/844 (Kaufbuch 1672-1679), Bl. 25ff
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1544 (Unterpfandsbuch Vorstädte 1717/18), S. 678f
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1545 (Häuserbuch 1712), S. 276
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1547 (Häuserbuch 1767), S. 270
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1547a (Häuserbuch 1782), S. 472
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1884 (Beetliste 1581/82), Bl. 48
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1885 (Beetliste 1591/92), Bl. 46
  • StadtA Schwäb. Hall 8/11333 (Heiratsvertrag M. R. Firnhaber u. J. M. Fluhrer 1784)
  • StadtA Schwäb. Hall 14/127 (Inventur W. Weidenbach, 1581)
  • StadtA Schwäb. Hall 14/560 (Inventur G. Belz, 1632)
  • StadtA Schwäb. Hall 14/1078 (Inventur A. Belz, 1672)
  • StadtA Schwäb. Hall 14/1549 (Inventur J. G. Belz, 1696)
  • StadtA Schwäb. Hall 14/1561 (Inventur J. G. Belz, 1696 [Duplikat])
  • StadtA Schwäb. Hall 14/3560 (Inventur A. D. S. Seckel, inkl. Heiratsvertrag, 1760/1776). 
  • StadtA Schwäb. Hall 14/3594 (Inventur J. G. Seckel, 1777)
  • StadtA Schwäb. Hall 18/438 (Verlassenschaftsprot. der M. R. Firnhaber)
  • StadtA Schwäb. Hall 19/833 (Güterbuch, Bd. 8), S. 479
  • StadtA Schwäb. Hall 19/845 (Güterbuch, Bd. 10), S. 297
  • StadtA Schwäb. Hall 19/1001 (Kaufbuch 1810/13), Bl. 18ff
  • StadtA Schwäb. Hall 19/1021 (Kaufbuch 1840/41), S. 308ff
  • StadtA Schwäb. Hall 19/1034 (Kaufbuch, Bd. 15), S. 247ff
  • StadtA Schwäb. Hall 19/1058 (Kaufbuch, Bd. 41), S. 252ff
  • StadtA Schwäb. Hall 21/1843 (Konzessionsakten "Stern" 1836-1938)
  • StadtA Schwäb. Hall 35/2113 (Konzessionsakten M. Möllinger 1960)
  • StadtA Schwäb. Hall 35/12062 (Konzessionsakten A. Ehstand 1952-1956)
  • StadtA Schwäb. Hall 35/12161 (Konzessionsakten F. Wiedermann 1950)
  • StadtA Schwäb. Hall 35/12162 (Konzessionsakten J. Greiner 1938-1950)
  • StadtA Schwäb. Hall 37/749 (Konzessionsakten)
  • StadtA Schwäb. Hall S26/406 (Bauhistor. Untersuchung A. Bedal)
  • StadtA Schwäb. Hall S26/406 (Genealog.Kartei)
  • Landeskirchliches Archiv Stuttgart (LKAS) Mikrofilm (MF) KB 1390,Bd. 51 (Totenbuch St. Michael 1808-1822),  Nr. 95/1816 (M. R. Fluhrer); Nr. 168/1817 (R. Firnhaber)
  • LKAS MF KB 1391, Bd. 54 (Totenbuch St. Michael 1835-1855), Nr. 90/1835 (J. M.Fluhrer); desgl. Nr. 94/1836 (A. L. Firnhaber); desgl. Nr. 5/1853 (M.R. Firnhaber); desgl. Bd. 55 (Totenbuch St. Michael 1856-1874), Nr. 17/1872 (G. M. Reinwald); desgl. Bd. 56 (Totenbuch St. Michael 1875-1889), Nr. 87/1885 (M. Reinwald)
  • LKAS MF KB 1392 Bd. 65 (Fam.-Reg. St. Michael), Buchst. F, Bl. 24 (J. M. Fluhrer); desgl. Buchst. F, Bl. 25 (A. L. Firnhaber)
  • LKAS MF KB 1393 Bd. 68 (Fam.-Reg. St. Michael), Buchst. R, Bl. 173 (G. M. Reinwald)
  • Staatsarchiv Ludwigsburg B 186 U 2422 (Verkauf der Limpurger Besitzungen an Hall, 1541)
  • Baurechtsamt Schwäb. Hall, Bauakten Unterlimpurger Str. 61

Literatur:

  • Tobias Würth: Aus Wirtshaus wird Wohnhaus. GWG saniert den "Stern" in der Unterlimpurger Straße 61 - Gebäude stand leer, in: Haller Tagblatt v. 1.4.2015, S. 10
  • Tobias Würth: Sieben junge Frauen ziehen in die ehemalige Gaststätte ein, in: Haller Tagblatt v. 9.10.2017, S. 9
  • Gerd Wunder, Gerhard Lenckner: Die Bürgerschaft der Reichsstadt Hall von 1395-1600 (Württembergische Geschichtsquellen; Bd. 25), Stuttgart 1956, Nrn. 421 (Gottfried Belz); 5192 (Georg Laccorn); 8895 (Wolf Weidenbach); 9108 (Melchior Wenger)
  • Kerstin Vlcek: Ein Wohnhaus in Schräglage. Rund eine Million Euro kostet die Sanierung des ehemaligen Gasthauses "Stern", in: Haller Tagblatt v. 30.03.2016, S. 9