Haller Häuserlexikon – Primärkataster-Nr.

Gelbinger Gasse 47 - Gräterhaus / Renaissancehaus: Fachwerkexotik in Schwäbisch Hall?

Adresse: Gelbinger Gasse 47
Primärkatasternummer: 364
Besitzer: 1827


Besitzerliste

1595: Hans Greter erwirbt das Haus Heinrich Wellings in der Gelbinger Gasse mit dem folgenden Kaufvertrag: Hans Greter, Bürger, bekennt Heinrich Welling, Bürger, 150 fl an seinem aberkauften Haus und Hofraithe in der Gelbinger Gasse, gelegen zwischen den Häusern des Burkhard Stadtmann und Greter selbst. Das Haus gültet der Pfarrkirche St. Michael 4 ß Vorgeld. Auf künftige Ostern werden 70 fl fällig. Von den restlichen 80 fl soll er an Johannis in einem Jahr (also 1596) 10 fl zahlen und dann an jedem weiteren Johannis 10 fl, bis die 80 fl abgelöst sind. Heinrich Welling behält Zeit seines Lebens die Wohnung und Herberg in seinem verkauften Haus. Nach Ablauf eines Jahres soll Welling 2,5 fl pro Jahr an Greter zahlen. 22. Februar 1595. Welling starb wohl schon 1595, denn im Oktober 1595 quittierte seine Witwe Maria den Erhalt der 70 fl. Von 1597 bis 1601 bestätigte sie den Erhalt der 10 fl. 1602 und 1603 übernahm das ihr zweiter Ehemann Nicodemus Beltz (StadtA Schwäb. Hall 4/655, fol. 114R).

1603 bestätigt Nicodemus Beltz bestätigt den Verkauf des Hauses durch seinen Ehevorfahren Heinrich Welling an Hans Greter: Nicodemus Beltz, Bürger, vertigt Hans Greter, Bürger, sein Haus und seine Hofraithe in der Gelbinger Gasse samt dem Krautgärtlein außerhalb der Stadtmauer, gelegen zwischen den Häusern Greters und Burkhard Stadtmanns. Das Haus gültet der St. Michaels Pflege 4 ß Vorgeld. Der Kaufpreis beträgt 150 fl. Das Haus hat der Vorfahr Beltzs, Heinrich Welling, ihm vor etlichen Jahren und zu seinen Lebzeiten ihm verkauft. 27. Juni 1603 (StadtA Schwäb. Hall 4/656, fol. 9V).

ca. 1621/1622: Die Witwe Hans Greters, Catharina Greter, verkauft das Haus an Leonhard Kern: 
Catharina Greter, Witwe des Hans Greter, Mitglied des Inneren Rates, verkauft an Leonhard Kern ihr Haus und ihre Hofraithe in der Gelbinger Gasse samt dem Krautgärtlein außerhalb der Stadtmauer, gelegen zwischen den Häusern des Burkhard Stadtmann, Mitglied des Spitalgerichts, und Georg Greter. Das Haus gültet dem Heiligen der Pfarrkirche St. Michael 4 ß Vorgeld. Georg Greter darf den Trauf von seinem Haus in den zwischen den beiden Häusern liegenden Hof leiten. Greter und Kern müssen die aus dem Hof führende Dole zu beiden Teilen gleich erhalten. Im Höflein darf nichts gebaut werden. Der Kaufpreis beträgt 700 fl. Ohne Datum (nach dem 5. Dezember 1621, vor dem 20. Januar 1623) (StadtA Schwäb. Hall 4/656, fol. 100V).

1629: Der Bildhauer Leonhard Kern verkauft das Haus an Georg Blatz: Leonhard Kern, Bürger und Bildhauer, verkauft an Georg Blatz, Bürger, sein Haus und seine Hofraithe in der Gelbinger Gasse mitsamt dem Krautgärtlein außerhalb der Stadtmauer, gelegen zwischen den Häusern des Joseph Stadtmann und des Georg Greter. Das Haus gültet dem Heiligen von St. Michael 4 ß Vorgeld. Der Käufer darf nichts auf den zwischen seinem und Greters Haus gelegenen Hof bauen, er muss den Trauf von Greters in seinen Hof fallen lassen und den Dolen, der durch Greters und Blatzs Gärten läuft, gemeinsam mit Greter erhalten. Der Kaufpreis beträgt 720 fl. 2. Juli 1629 (StadtA Schwäb. Hall 4/656, fol. 113R).

1657/1659:  Das Haus geht aus dem Nachlass der Agatha Blatz, Witwe des Krämers Georg Blatz, an Hans Schmidt, Metzger, bzw. dessen Witwe Anna Maria Schmidt.

Aus dem Nachlass der Agatha Blatz, Witwe des Georg Blatz, Bürger und Krempler, übernahm Matthes Eisenmänger deren Haus in der Gelbinger Gasse samt dem Gärtlein dahinter (aber außerhalb der Stadtmauer), gelegen zwischen den Häusern des Joseph Stadtmann, Weißgerber, und des Hans Conrad Greter, Rotgerber. Das Haus gültet der Pflege St. Michael 4 ß Vorgeld und aus 20 fl Kapital 1 fl in die Präsenzpflege. Der Kaufpreis betrug 500 fl. Am 10. Januar 1657 hat Eisenmänger seinem Schwager Hans Schmidt den halben Teil dieses Hauses um 250 fl überlassen. Am 7. Juni 1659 verkauft er den anderen halben Teil an Anna Maria Schmidt, die Witwe des Hans Schmidt, um 230 fl. Sie zahlt 20 fl bar, übernimmt 80 fl Schulden bei Georg Kurr zu Eltershofen und 100 fl bei Michel Gronbach zu Übrigshausen. Außerdem bezahlt sie die Hälfte des Kapitals in die Präsenpflege mit 10 fl. Die restlichen 20 fl entrichtet sie auf Lichtmess 1660. 7. Juni 1659 (StadtA Schwäb. Hall 4/659, fol. 99R-100R).

1673: Anna Maria Schmidt, Witwe des Metzgers Hans Schmidt, verkauft das Haus an ihren Sohn, den Goldschmied Hans Eberhard Schmidt: Anna Maria Schmidt, Witwe des Hans Schmidt, Bürger und Metzger, verkauft an ihren Sohn Hans Eberhard Schmidt, Bürger und Goldschmied, ihr Haus und Hofraithe in der Gelbinger Gasse, gelegen zwischen den Häusern des Georg Friedrich Haidtler, Sattler, und des verstorbenen Joseph Stadtmann, Weißgerber, samt dem Krautgärtlein außerhalb der Stadtmauer. Der Käufer darf auf den an das Haus anstoßenden Hof zwischen sich und Haidtler nichts bauen, er muss den Trauf von Haidtlers Haus in seinen Hofteil dulden und die Dole, die seinen und Haidtlers Garten durchläuft, zusammen mit Haidtler gemeinsam unterhalten. Dies besagt auch ein Kaufbrief vom 2. Juli 1629. Das Haus gültet in die Pflege St. Michael 4 ß Vorgeld und aus 20 fl Kapital 1 fl ewigen Zins in die Präsenzpflege. Der Kaufpreis beträgt 400 fl und wurde auf diesen Wert von den Baudeputierten am 16. Januar 1673 geschätzt. Der Käufer übernimmt das Kapital in die Präsenzpflege, zahlt 50 fl bar. Von 1674 bis 1681 zahlt er Raten à 25 fl, 1682 eine von 30 fl. Für die übrigen 100 fl behält er die Verkäuferin für den Rest ihres Lebens im Haus und versorgt sie mit Holz und Licht. Sollten sie nicht beisammen bleiben können, zahlt der Sohn der Mutter die 100 fl aus. 19. Januar 1673 (StadtA Schwäb. Hall 4/844, fol. 39R-40R).

1684: Die Erben des Goldschmieds Hans Eberhard Schmidt verkaufen das Haus an Hans Georg Schmelcher, Zimmermann: Die Erben des Hans Eberhardt Schmidt, Bürger und Goldschmied, verkaufen ihr Haus in der Gelbinger Gasse zwischen Leonhard Eysenmänger, Bürger und Weißgerber, und Joseph Gräter, Bürger und Sattler, Häusern gelegen an Hans Jörg Schmelcher, zuvor zu Gelbingen wohnhaft, jetzt aber Bürger und Zimmermann in Hall. Bedingt wird, dass der Käufer auf dem Höflein zwischen ihm und Gräter nichts bauen darf und den Trauf von Gräters Haus in das Höflein laufen lassen muss. Die Dole in die Gärten des Käufers und Gräters müssen beide gemeinsam erhalten, wie es auch die Kaufbriefe von 1629 und 1673 besagen. Das Haus gültet in die Michaelispflege jährlich 4 ß und in die Präsenzpflege 1 fl. Mitverkauft wird alles, was wind- und nagelfest ist. Verkauft wird auch das Krautbeet hinter dem Haus an der Stadtmauer. Der Kaufpreis beträgt 535 fl. Der Käufer übernimmt das Kapital in der Präsenzpflege (20 fl) und zahlt 100 fl bar. 1685 sind weitere 100 fl fällig, danach von 1685-1692 jährlich 30 fl, 1693-1695 jährlich 35 fl. 6. Dezember 1684 (StadtA Schwäb. Hall 4/665, fol. 81V-82V).

1710:  Gottfried Röhler, Zinngießer, erheiratet (StadtA Schwäb. Hall 4/1544, fol. 613V-R). Johann Gottfried Röhler, Bürger und Mesner bei St. Michael, wurde am 22. September 1680 geboren. Sein Vater war der Herr Johann Adam Röhler, Mitglied des Inneren Rates, Präsenz- und Dorfmühlenpfleger, Schützenhauptmann, seine Mutter Anna Margaretha, geb.  Knorr. Er wurde getauft und ging zu Kirche und Schule. Er durchlief alle fünf Klassen des Gymnasiums und erlernte danach die Profession des Zinngießers. Acht Jahre lang war er in der Fremde. 1706 heiratete er Anna Maria Leonhard. In 24jähriger Ehe wurde ein Söhnlein geboren, das aber wieder starb. 1730 schritt er zur zweiten Ehe. Seine Frau war Maria Barbara Laccorn. In 38jähriger wurde ein, bald wieder gestorbenes Töchterein erzielt. 34 Jahre lang war er Mesner an St. Michael, lebte für sich recht und schlecht und gehörte zu den Stillen im Lande. Seit Jahr und Tag wurde er vom Schlag gerührt und auf das Krankenlager gelegt. Er bezeugte mit gläubiger Gelassenheit sein Christentum, ertrug die Leiden mit Geduld und starb im Alter von 88 Jahren am 3. November 1768. Am 6. November 1768 wurde er bestattet (StadtA Schwäb. Hall 2/76, fol. 262V-R).
Anna Maria Röhler, Ehefrau des Johann Gottfried Röhler, Bürger, Zinngießer und Hochzeitsläder, wurde am 27. November 1671 geboren. Ihr Vater war Johann Georg Leonhard, Bürger und Seiler, die Mutter Anna Margaretha, geb. Weidner. Man erzog sie sorgfältig und schickte sie in Kirche und Schule, wo sie das Nötige wohl ergriff. Danach hielt sie sich acht Jahre in vornehmen Diensten auf. 1690 heiratete sie Johann Georg Schmelcher, Bürger und Zimmermann, Witwer. In der 19jährigen Ehe wurden zwei Söhne und zwei Töchter geboren, von denen noch ein Sohn lebt. In zweiter Ehe heiratete sie Johann Gottfried Röhler, Sohn des Johann Adam Röhler, Mitglied des Inneren Rates, Präsenz- und Mühlenpfleger. Ein Sohn wurde geboren, das aber bald wieder starb. Die Ehe war wegen ungleicher und hartnäckiger „humeurs“ der beiden Eheleute nicht gar harmonisch. Solches wurde ihnen aber öfters untersagt und sie mit allem Ernst zur ehelichen gemeinschaftlichen Liebe ermahnt. Sie erkannten es auch und versöhnten sich miteinander. Sie wurde geraume Zeit baufällig und schwindsüchtig. Sie nahm das Abendmahl, das sie bußfertig genoss. Sie starb am 14. März 1729, begraben am 16. März 1729 (StadtA Schwäb. Hall 2/74, S. 649).

Johann Georg Schmelcher, Bürger und Zimmermeister, wurde am 12. April 1647 (also vor 62 Jahren 5 Monaten) zu Bächlingen (Hohenlohe-Langenburg) geboren. Sein Vater war Melchior Schmelcher, Inwohner, seine Mutter Barbara N. Er wurde zu Kirche und Schule fleißig angehalten und legte einen guten Grund seines Christentums. Er war ein Liebhaber von Gottes Wort und kaufte viele schöne geistreiche Bücher, aus denen er sich erbaute. Als er zu Jahren und Kräften gekommen war, erlernte er das Zimmerhandwerk, worauf er viele Jahre wanderte. Er erlangte dabei solche Wissenschaft, dass er für die Grafen von Hohenlohe berühmte Arbeit verfertigte und den Salzbrunnen zu Weißbach künstlich aufführte und besonders im Wasserbau ein berühmter Meister wurde. 1673 heiratete er Barbara, Tochter des Andreas Bulmer, Landtürmer zu Michelfeld. In 26jähriger Ehe wurden zwölf Kinder erzeugt, die aber alle starben. Am 12. Oktober 1699 heiratete er in zweiter Ehe Anna Maria, Tochter des Johann Georg Lienhard, Bürger und Seiler. In 10jähriger Ehe erzeugte er zwei Söhne und zwei Töchter, wovon ein Sohn noch lebt. Sein Christentum führte er rühmlich, im Gebet war er andächtig, in Beruf und Arbeit treu und redlich, in Beichte und Gebrauch des Abendmahls bußfertig und eifrig, im Kreuz geduldig. Er wurde von Gott mit Geschwulst und Schwindsucht heimgesucht. Er starb am 17. September 1709, beerdigt am 19. September (StadtA Schwäb. Hall 2/73, S. 429f).

1729: Inventur der Anna Maria Röhler: Haus in der Gelbinger Gasse. Verkauf an den Witwer (14/2084). Hausbrief von 1561.

10. September 1745: Johann Friedrich Jotz, Steinhauer, kauft das Haus um 850 fl (StadtA Schwäb. Hall 4/1544, fol. 613V-R): Johann Gottfried Röhler, Bürger und Mesner bei St. Michael, verkauft an Johann Friedrich Jotz, Bürger, Steinhauer und Maurer, sein Haus in der Gelbinger Gasse, gelegen zwischen H. Johann Jacob Braz, Kanzlist und Amtsschreiber, und Johann Melchior Gräter, Sattler, Häusern, vorne an der Straße, hinten aber an die Stadtmauer stoßend, samt dem Küchengärtlein außerhalb der Stadtmauer. Das Haus gültet an die St. Michaelis Pflege 4 Schilling Vorgeld. In den Kauf gegeben wird auch der im Feuergewölbe liegende Waschkessel, ein 3,5 füdriges und ein 2füdriges schlechtes Fass samt den Lagerhölzern und dem kleinsten Halblästle. Der Kaufpreis beträgt 850 Gulden nebst 2 Dukaten Weinkauf. Jotz muss innerhalb eines Vierteljahres 300 Gulden bar erlegen, 150 Gulden muss er dem Verkäufer ein Jahr lang mit 5% verzinsen. Die übrigen 400 Gulden werden in Raten zu 35 Gulden ab 1746 bis 1756 und zu 15 Gulden 1757 abgetragen. 10. September 1745 (StadtA Schwäb. Hall 4/681, fol. 308V-309R).

22. Januar 1765: Der Sohn Johann Georg Jotz, Steinhauer, kauft das Haus um 700 fl (StadtA Schwäb. Hall 4/1544, fol. 613V-R: Sibylla Euphrosina Schloßer, Ehefrau des Johann Jacob Schloßer, Färber, verkauft an ihren Sohn Johann Georg Jotz, Bürger, Steinhauer und Maurer, ihr Haus in der Gelbinger Gasse zwischen Lebküchner Braz und Sattler Gräter, das in die Michaelispflege jährlich 4 Schillinge gültet. Dazu gehört das hinter dem Haus befindliche Höflein und Gärtlein sowie ein Feuergewölbe, das der vorherige Besitzer (der Zinngießer und jetzige Michaelismesner Röhler) zu seiner Profession, der Vater des Käufers aber zu einem Stall gebraucht hat. Lässt der Käufer den Stall abgehen, kann er dort wieder ein Feuerrecht aufführen. Das im Höflein befindliche verwerfliche Feuerrecht wird von nun an abgeschafft. Der Kaufpreis beträgt 700 Gulden. Bar müssen 450 Gulden bezahlt werden. Davon sind Schulden in Höhe von 281 Gulden zu bezahlen. Weitere 250 Gulden werden in Raten von 35 Gulden von 1765 bis 1771 und in Höhe von 5 Gulden 1772 entrichtet. 22. Januar 1765 (StadtA Schwäb. Hall 4/685, fol. 454R-457V).

21. März 1810: Erwerb durch Marius Wolfgang Haspel, Kübler (StadtA Schwäb. Hall 4/1544, fol. 613V-R): Die Erben des verstorbenen Steinhauermeisters Johann Georg Joz verkaufen an Marius Wolfgang Haspel, Bürger und Kübler, ein dreistöckiges Wohnhaus samt Keller in der Gelbinger Gasse zwischen Glockenbeck Österle und Weißgerber Scheuing samt einem Garten außerhalb der Stadtmauer, gültfrei, um 1.100 Gulden. Innerhalb eines Vierteljahres müssen 400-500 Gulden bar bezahlt, der Rest bleibt zu 5% stehen. Im Namen der Erben: Johann David Joz, Maurermeister. 21. März 1810 (StadtA Schwäb. Hall 19/1001, fol. 32R-33V; ebd. 85/616).

Ludwig Friedrich Pfleiderer, Kübler (StadtA Schwäb. Hall 4/1544, fol. 613V-R).

1814: Nachfolger Ludwig Friedrich Pfleiderer (StadtA Schwäb. Hall 4/1547a, S. 410).

1827: Das Primärkataster nennt Friedrich Ludwig Pfleiderer, Kübler (PKN 364).

1842: Friedrich Luwig Pfleiderer, Kübler: ein dreistöckiges Wohnhaus in der Heilbronner Straße neben Christoph Österlin und Christoph Friedrich Schwarz mit gewölbtem Keller. Steueranschlag: 2.500 fl. Eigentum der Ehefrau. Gekauft 1810 von Georg Jotz (StadtA Schwäb. Hall 19/829, S. 377).

1844: Heinrich Schröder, Wagner: ein dreistöckiges Wohnhaus in der Heilbronner Straße neben Christoph Österlin und Christoph Friedrich Schwarz mit gewölbtem Keller. gekauft von der Witwe des Ludwig Pfleiderer (StadtA Schwäb. Hall 19/835, S. 593).

1867: Johann Friedrich Beck, Wagner. Gekauft von Heinrich Schröder, der das Wohnrecht behält (StadtA Schwäb. Hall 19/835, S. 593).

1876: Verkauft an Ludwig Heinrich Kress, Seiler (StadtA Schwäb. Hall 19/835, S. 593). Johann Friedrich Beck, Wagner, verkauft das Haus an Ludwig Heinrich Kress, Seiler, um 7.540 Mark (StadtA Schwäb. Hall 19/1041, S. 318-322).

1876: Ludwig Heinrich Kress: ein dreistöckiges Wohnhaus in der Heilbronner Straße neben Bäcker Geist und Jacob Weber, Melber. Gekauft von Johann Friedrich Beck, Wagner (StadtA Schwäb. Hall 19/829, S. 157).

?          Ludwig Heinrich Kress, Famulus (StadtA Schwäb. Hall 19/829, S. 157).

1894: Die Witwe des Wilhelm Dötschmann, Bierbrauer: ein dreistöckiges Wohnhaus mit gewölbtem Keller in der Heilbronner Straße neben Bäcker Geist und Jacob Weber, Mehlhändler. Gekauft von Heinrich Kress, Famulus. 1901 auf sie ins Grundbuch umgeschrieben (StadtA Schwäb. Hall 19/829, S. 153).

1904: Durch die Bierbrauerswitwe Katharine Dötschmann an die Stadt Schwäbisch Hall verkauft. 

1908: Die Stadt überlässt das Haus dem Historischen Verein für Württembergisch Franken zur Präsentation seiner Sammlungen. 

1936: Nach dem Umzug des Historischen Vereins in die "Keckenburg" dient das Haus u.a. als Sitz von NS-Organisationen wie dem NSKK. 

1945: Die US-Militärverwaltung beschlagnahmt das Haus. Es dient u.a. als Sitz der UN-Flüchtlingshilfsorganisation UNRRA. 

1947: Das bislang von der UNRRA beschlagnahmte Haus wird unter der Bedingung freigegeben, dass dort eine Bücherei (die "Amerikanische Bibliothek") und ein Jugendclub eingerichtet werden (GRP 1947, S. 225f).

1947: Einweihung des "Hauses der Jugend" am 4.10.1947 (später in das "Büschlerhaus" Am Markt 12 verlegt). 

1952-1960 (ca.): Die Stadtverwaltung vermietet das Gräterhaus an die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist (35/13169; 35/13022)

1962: Das Gebäude wird von der Kreisbaugenossenschaft als Verwaltungssitz genutzt (u.a. 94/4003).

1979: Die Stadt vermietet eine Gewerbefläche im Gebäude Gelbinger Gasse 47 (Gräterhaus) an das Ehepaar Rhein zur Errichtung einer Weinstube ("Weinstube Gräterhaus") (u.a. 98/5397). 

Haustafel

In üppigen Formen der Spätrenaissance zeugt das Fachwerkhaus vom Reichtum seines Erbauers im Jahr 1605. Die Haller Bürger waren sonst eigentlich auf bescheidenere Fassaden aus. Veränderungen von 1686 und vor allem eine frühe Restaurierung in der Gründerzeit mit den breiten Fensterbändern haben eine Fassade geschaffen, die eher im Norden Deutschlands üblich ist als im Südwesten.

Befunde aus Bauforschung

Steingewände datiert auf 1605. Dreifenstergruppe erst 1867 "in historisierender Auffassung" eingebaut. Die beiden Fachwerkgeschosse sind jeweils in drei Achsen gegliedert und überhalb der Brüstungsfelder vollständig durchfenstert. Die Brüstungen zeigen geschweifte Andreaskreuze, durchkreuzte Gitter, geschnitzten Figurenschmuck und Inschriften. Der vermutlich erst 1686 (Datierung am Dachladeerker) nach Beschädigung beim Großbrand der Gelbinger Gasse aufgesetzte Zwerchbau ist ebenfalls reich mit Schnitzereien verziert. Die symmetrische Fassade entspricht nicht der Raumaufteilung,denn im 2. Obergeschoss befand sich vermutlich von Anfang an nur ein einziger durchgehender Raum (Festsaal?). Im 1. Obergeschoss gab es den üblichen Wohngrundriss (Stube, Schlafkammer, Küche, Flur). Das Dachgeschoss wurde erst im 19. Jh. ausgebaut (nach Bedal: Haller Häuserbuch, S. 319ff).   

Befunde aus Bauakten

2008: Im Mai 2008 beginnt eine umfassende Sanierung der Fassade, die im August abgeschlossen ist (HT).

Beschreibungen

historische Beschreibungen

1717/18 (Unterpfandsbuch Vorstädte): Behausung, Höfle und Küchengarten hinter der Stadtmauer, taxiert 650 fl (StadtA Schwäb. Hall 4/1544, fol. 613V-R).

Beschreibungen aus den Denkmallisten

Sog. Renaissancehaus, Sichtfachwerkhaus mit Zwerchhaus, Fenstergitter, rundbogigem Tor mit Nischen, 1605 und 1686. Eingetragen in das Landesverzeichnis der Baudenkmale in Württemberg seit 08.10.1925 (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982,S. 168)

Gelbinger Gasse 47 (Flst.Nr. 0-60/3). Renaissancehaus. Sichtfachwerkhaus mit Zwerchhaus, Fenstergitter, rundbogiges Tor mit Nischen, 1605 und 1686. § 28. (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

Das "Gräterhaus"


Vor 400 Jahren entstand das als "Gräterhaus" oder "Renaissancehaus" bekannte Haus in der Gelbinger Gasse 47, das mit seiner aufwendigen Dekoration das wohl schönste Fachwerkhaus in der Schwäbisch Haller Altstadt ist. Der Bauherr des Hauses wird unter dem rechten Fenster des ersten Stocks genannt. Es war der Gerber Hans Gräter, der 1602/03 ein an dieser Stelle stehendes älteres Gebäude, das er bereits 1595 erworben hatte, abreißen ließ. Mit einem Vermögen von 2.000 Gulden (1597) war Gräter ein wohlhabender Mann, der sich einen aufwendigen Neubau durch den auswärtigen Baumeister Albrecht Franck leisten konnte, der sich unter dem linken Fenster verewigt hat. Auf den Beruf des Bauherren verweisen die beiden gekreuzten Schabmesser unter dem mittleren Fenster, wo auch die Jahreszahl der Fertigstellung 1605 zu sehen ist.

Mit seinem abwechslungsreichen Fachwerk und den geschnitzten Blumen- und Pflanzenornamenten, Masken, Säulen und anderen Verzierungen ist das Gebäude das am aufwendigsten dekorierte Fachwerkhaus der Schwäbisch Haller Altstadt. Gräter rückte 1607 in den Rat auf und starb 1618 an der "Wassersucht". Das Haus blieb bis 1680 im Besitz seiner Nachfahren. Im selben Jahr, am 3. Juni 1680, wurde es bei einem durch Blitzschlag ausgelösten Großbrand in der Gelbinger Gasse, dem rund 100 Gebäude zum Opfer fielen, beschädigt, aber glücklicherweise nicht ganz zerstört.

Die Jahreszahl 1686 am Dacherker erinnert an die Wiederherstellung des Dachgeschosses nach dem Feuer. Über verschiedene andere Besitzer kam das Haus 1894 an die Bierbrauerwitwe Katharina Dötschmann, die das mittlerweile recht zerfallene Anwesen 1904 an die Stadt weiter verkaufte. Ab 1908 nutzte der Historische Verein für Württembergisch Franken das grundlegend renovierte "Gräterhaus" als Museum für seine Sammlungen, bis diese 1936 in den "Keckenturm" verlegt wurden. Seitdem dient es wieder als Wohn- und Geschäftshaus; heute kann man in der dortigen Weinstube in historischem Ambiente sein "Viertele" trinken. (Haller Tagblatt v. 01.12.2005, S. 18)

Besonderheiten

Der Baumeister Albrecht Franck stammt einer Inschrift am Haus Marktstraße 18 in Öhringen zufolge aus Waldenburg. Ein weiteres von ihm erbautes Haus hat sich in der Keltergasse 47 in Künzelsau erhalten (Die Inschriften des Hohenlohekreises, Nr. 561, 495)

Quellen

Literatur:

  • Albrecht Bedal: Haller Häuserbuch, Künzelsau 2014, S. 319-322
  • Herta Beutter: Das Gräterhaus. Ein Schmuckstück in Hall, in: Der Haalquell. Blätter für Heimatkunde des Haller Landes 35 (1983), S. 13-15
  • Haller Tagblatt 30.05.2008, S. 16; 8.8.2008, S. 18 (Sanierung)

Archivalien:

  • R17/285, Schr. v. 30.9.1947 (Einweihung "Haus der Jugend")