Haller Häuserlexikon – Primärkataster-Nr.

Gelbinger Gasse 87

Adresse: Gelbinger Gasse 87
Primärkatasternummer: 344
Besitzer: 1827
Sieber, Christian Nicolaus, Hafner


Besitzerliste

1717/18: Das Haus ist im Besitz der Witwe des Senators (Ratsherrn) Johann Nicolaus Stier.  

1724: Der "gewesene" (ehemalige) Rosenwirt Kaspar Friedrich (1672-1744) erwirbt das Haus mit Garten am 26. März 1724 für 750 Gulden.

1739: Kaspar Friedrich veräußert am 15. Juli 1739 die Hälfte des zum Haus gehörenden Gartens für 100 Gulden an den Posthalter Weidner.

1740: Der Seiler Johann Friedrich Christoph Friedrich (1711-1791) erwirbt 1740 die Hälfte des Hauses, "und zwar den untern Theil"  für 250 Gulden von seinem Vater Kaspar Friedrich.

1742: Johann Friedrich Christoph Friedrich kauft am 20. März 1742 die 1739 von seinem Vater an Posthalter Weidner veräußerte Hälfte des zum Haus gehörenden Gartens für 100 Gulden zurück.

1744: Nach dem Tod Kaspar Friedrichs am 11. August 1744 wird seine Haushälfte mit dem zugehörigen Gartenanteil von der Tochter Maria Cordula Fell geb. Friedrich (1715-1784), Ehefrau des Gradierwärters Johann Jacob Wolfgang Fell, für 350 Gulden aus der Erbmasse erworben. 

1762: Johann Friedrich Christoph Friedrich erwirbt am 25. November 1762 die zuvor seiner Schwester gehörende Haushälfte mit Gartenanteil  für 400 Gulden und ist damit alleiniger Besitzer des Hauses.

1792: Johann Leonhard Habich, Korporal im Haller Infantrie-Kontingent der Reichsarmee, erwirbt Haus und Garten laut einem am 17. Februar 1792 abgeschlossenen Kaufvertrag für 650 Gulden aus dem Nachlass seines 1791 verstorbenen Schwiegervaters Johann Friedrich Christoph Friedrich.

1797: Johann Leonhard Habich verkauft seine Haushälfte nach einem am 19. Mai 1797 abgeschlossenen Vertrag für 650 Gulden wiederum an seinen Schwiegersohn, den Hafner Christian Nicolaus Sieber. Vom Kaufpreis werden 300 Gulden als "Heiratsguth" (Mitgift) abgezogen.

1809: Christian Nicolaus Sieber erwirbt laut Kaufprotokoll vom 4. Oktober 1809 auch die andere Hälfte des Hauses und ist damit dessen alleiniger Eigentümer.

1827 (Primärkataster): als Besitzer genannt: Sieber, Christian Nicolaus, Hafner

1847: Das Haus geht nach dem Tod von Christian Nicolaus Sieber als Erbe je zur Hälfte  an die Söhne Johann Ludwig Sieber und Friedrich Sieber, beide Hafner. 

1850: Nach dem Tod der Ehefrau Johann Ludwig Siebers ist seine Haushälfte zu "6/7 Eigenthum der Kinder I. Ehe"

1862: Johann Ludwig Siebers Witwe und ihr Schwager, der Scribent Friedrich Sieber, verkaufen ihre Hausanteile in einem am 22. April 1862 eingetragenen Kaufvertrag für 2.000 Gulden an den Sohn bzw. Neffen Ludwig Sieber und dessen Verlobte Katharina Riedel. Der Kaufpreis ist je zur Hälfte an die beiden Verkäufer zu entrichten. Von den 1.000 Gulden für die Mutter Ludwig Siebers werden 800 Gulden "Heiratsgut" abgeozgen, weiterhin wird ihr ein lebenslanges unentgeltliches Wohnrecht eingeräumt, "und zwar in dem bisher an W. Setz vermiethet gewesenen Logis". Außerdem ist ihr auch die Benutzung des Gartens, "und zwar des ganzen Gartens", gestattet. Als Datum des Besitzübergangs wird der 15. Mai 1862 fest gelegt.

1898: Nach dem Tod von Ludwig Sieber geht das alleinige Verfügungsrecht über das Anwesen auf die Witwe Catharine geb. Riedel über.

1899: Catharine Sieber, die Witwe des Louis Sieber, verkauft das Haus zufolge des am 10. April 1899 eingetragenen Kaufvertrags mit Garten und Brennofen für 15.500 Mark an den Hafner Georg Heckmann. Im Kauf eingeschlossen sind: "1 Erden-Walze, 2 Drehscheiben, 50 Bretter, 1 Winkelbrett, sämtliche Formen". Die Übergabe des Hauses erfolgt auf den 1. Mai, Heckmann tritt auf 1. Juli des Jahres in die laufenden Mietverträge ein.

In den Adressbüchern genannte Besitzer und Bewohner

1886: [Besitzer: Ludwig Chr. Johann Sieber, Hafner] [Anschrift: "Gelbingerstraße 344"]
Mieter/Mitbewohner: Johann Fischer, Stadttaglöhner; Wilhelm Frank, Teppichweber; Leonhard Klenk, Salinenzimmermann; Karl Lauth, Schuhmacher; Fr. Röger, Fabrikarbeiter; Fr. Welk, Fabrikarbeiter

1890: Besitzer: Ludwig Chr. Johann Sieber, Hafner
Mieter/Mitbewohner: Johann Fischer, Stadttaglöhner; Wilhelm Frank, Teppichweber; Georg Hettinger, Holzbildhauer; Leonhard Klenk, Salinenzimmermann; Karl Lauth, Schuhmacher; Fr. Welk, Spinner

1894: Besitzer: Ludwig Chr. Johann Sieber, Hafner
Mieter/Mitbewohner: Christian Bauer, Lohmüller; Christian Fackler, Schneider; Johann Fischer, Stadttaglöhner; Leonhard Klenk, Salinenzimmermann; Ernst Müller, Hafner; Chr. Schneider, Fabrikarbeiter

1901: Besitzer: Georg Heckmann, Hafner [neue Anschrift: "Heilbronnerstraße 87"]
Mieter/Mitbewohner: Jakob Windmüller, Schuhmacher; Christian Bauer, Lohmüller; Michael Böhringer, Spinner; Karl Wild, Fabrikarbeiter; Leonhard Klenk, gewesener Zimmermann; Johann Fischer, Stadttaglöhner

1906: Besitzer: Georg Heckmann, Hafner
Mieter/Mitbewohner: Michael Böhringer, Fabrikarbeiter; Johann Fischer, Stadttaglöhner; Karl Wild, Fabrikarbeiter; Christian Bauer, Maler; Christian Bauer, Lohmüller

1910: Besitzer: Georg Heckmann, Hafner
Mieter/Mitbewohner: Marie Klenk, Witwe; Christian Bauer, Lohmüller; Johann Fischer, Taglöhner; Michael Böhringer, Fabrikarbeiter; Christian Bauer, Maler

1920: Besitzer: Georg Heckmann, Hafnermeister
Mieter/Mitbewohner: Sophie Bauer, Lohmüllers Witwe; Michael Böhringer, Fabrikarbeiter; Christian Bauer, Maler; Friedrich Sauter, Schneider; Rösle Fischer, Taglöhners Witwe

1928: Besitzer: Georg Heckmann, Hafnermeister; Hafnergeschäft und Laden
Mieter/Mitbewohner: Spar- und Konsumverein Hall, Verkaufsstelle; Georg Heckmann [jun.], Hafner; Christian Bauer, Malermeister; Michael Böhringer, Fabrikarbeiter; Katharine Klenk, Zeitungsfrau

1932: Besitzer: Georg Heckmann, Rentner, wohnhaft Langenfelder Weg 5
Mieter/Mitbewohner: Georg Heckann [jun.], Hafnergeschäft und Laden; Spar- und Konsumverein Hall, Verkaufsstelle; Karl Heckmann, Kraftfahrer; Christian Bauer, Malermeister; Paul Bauer, Maler; Gottlieb Grau, Arbeiter; Karl Lotz, Hafner; Anton Kern, Zimmermann; Katharine Klenk, Zeitungsausträgerin

1938: (keine Angaben zu Besitzer mehr) [Neue Anschrift: "Gelbinger Gasse 87"]
Bewohner/Mieter: Lina Heckmann, Witwe; Georg Heckmann [jun.], Hafnermeister und Geschirrhandlung; Karl Heckmann, Kraftfahrer; Verteilungsstelle der Verbrauchergenossenschaft Hall; Fritz Glöckl, Schneider; Max Glöckl, Schmied; Ernst Koppenhöfer, Hilfsarbeiter; Elise Knorr; Georg Knorr, städtischer Arbeiter; Rudolf Leuchtner, Maler; Karl Lotz, Töpfer; Ernst Möger, Automechaniker; Emil Schaaf, Dachdeckergeselle; Hermann Schnotz, Hilfsarbeiter; Wilhelm Weller, Sozialrentner

1956: (keine Angaben zu Besitzer mehr)
Bewohner/Mieter: Malerwerkstätte und Atelier Karl Nefzer; Mietwaschküche Sofie Heckmann; Karoline Denkhaus, Heimarbeiterin; Therese Denkhaus, Buchhalterin; Amalie Gargerle, Hausfrau; Marie Gargerle, Lehrerin; Karl Heckmann, Kraftfahrer; Sofie Heckmann, Hausfrau; Angela Käfer, Hausfrau; Rudolf Käfer, Kraftfahrer; Karl Nefzer, Malermeister; Marta Nefzer, Hausfrau; Hans Joachim Schirmer, Angestellter; Hedwig Schirmer, Hausfrau

Befunde aus Bauforschung

Laut Schlußstein 1799 durch Christian Nicolaus Sieber neu erbaut ("CNS" = Christian Nicolaus Sieber).

Befunde aus Bauakten

1882: Das Haus wird "durch einen Abtritt und Schweinstall-Anbau vergrößert und neu vermessen" (Güterbuch 4, S. 196)

Beschreibungen

historische Beschreibungen

1717/18 (Unterpfandsbuch): "Eine Bewohnung samt Garten angeschlagen umb 500 fl Erkaufft pro 500 fl. gültfrey."

1827 (Primärkataster): Wohnhaus mit 18,9 Ruten, Remise und Garten mit 7 Ruten, insgesamt 25,9 Ruten Grundfläche in der Heilbronner Straße 

1842 (Güterbuch, Bd. 4): "Gebäude 18,9 Rthn. IV 344. Ein zweistokigtes Wohnhaus in der Gelbinger Gasse, neben dem eigenen Garten und Michel Renner, Bäker.
B.V.A. 1400 fl
8,5 Rthn IV 344. Ein Hafner-Brennofen hinter obigem Hause an der Stadtmauer.
B.V.A. 0"

1862 (Verkauf an Ludwig Sieber): "18,9 Rt. ein zweistokiges Wohnhaus in der Gelbinger Gaße, neben Baeker Schwarz; 8,5 Rt. Ein Hafner Brenn Ofen hinter dem Haus; 1/8 Mg. 7,3 Rt. Gemüs Garten hinter dem Haus"

Beschreibungen in den Denkmallisten

Das zweigeschossige Mansarddachhaus in Ecklage ist 1799 datiert und stellt ein gutes Beispiel spätbarocker Wohnbauten dar. Der aufwändige Eingang mit Türrahmung und das markante durch Giebelgauben aufgelockerte Mansarddach als Detail, auch die aus dem 19. Jh. stammenden Fensterläden sind Bestandteil des Baues. - Teile der mittelalterlichen Stadtmauer. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, S. 186)

Das freistehende Haus ist durch seine gedrungenen Proportionen, durch das hohe Mansarddach, das durch Giebelgaupen gegliedert ist, durch die regelmäßige Reihung der Fenster an der langgestreckten Straßenfront, durch die Profilierung der Türrahmung und durch die Detaillierung des Traufgesimes und des Gesimses im Dachknick das Gebäude ein bezeichnendes, ohne gravierende Veränderungen erhaltenes Beispiel für den spätbarocken, bürgerlichen Wohnbau. - In der westlichen Außenmauer des Nebengebäudes Gelbinger Gasse 87b Teile der mittelalterlichen Stadtmauer. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 187)

 

Gelbinger Gasse 87 (Flst.Nr. 0-41/2). Zweigeschossiges, verputztes Wohnhaus. Hohes Mansarddach, Giebelgauben, Traufgesims. 1799 datiert. (siehe auch unter Sachgesamtheit Stadtbefestigung "Am Markt 14, …") § 2. (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

Quellen

Archivalien:

  • StadtA Schwäb. Hall 4/1545 (Unterpfandsbuch 1717/18), Bl. 627
  • StadtA Schwäb. Hall19/827 (Güterbuch 2), S. 599
  • StadtA Schwäb. Hall 19/829 (Güterbuch 4), S. 229
  • StadtA Schwäb. Hall 19/837 (Güterbuch 12), S. 196
  • StadtA Schwäb. Hall 19/1030 (Kaufbuch 1862/63), Bl. 54ff
  • StadtA Schwäb. Hall 19/1063 (Kaufbuch 1899), S. 95ff
  • StadtA Schwäb. Hall S27 (Genealogische Kartei) 

Literatur:

  • Adressbücher 1886-1956