Haller Häuserlexikon – Primärkataster-Nr.
Im Weiler 34 (früher 36) - ASV-Halle, früher Faulturm und Scheuern
Primärkatasternummer: 538a-c
Besitzer: 1827
Wenig, Jacob, Beisitzer
Besitzerliste
1827: Jacob Wenig, Beisitzer
(Nr. 36 war ursprünglich ein an den Faulturm angebautes Nebengebäude des Hauses Im Weiler 34 (alt), Besitzgeschichte s. dort)
Befunde aus Bauforschung
Holzteile dendrochronologisch datiert auf ? (StadtA Schwäb. Hall BF 75)
Befunde aus Bauakten
1879: Zufolge eines "Situationsplans vom Obern Weiler" (in 27/450) existieren zumindest die Grundmauern des Faulturms noch. Möglicherweise werden sie im Zusammenhang mit dem hier eingezeichneten Projekt zum Bau einer Scheuer abgetragen.
1883: Totengräber Christian Keim, Besitzer des benachbarten Hauses Nr. 538 (später: Im Weiler 34), erhält die Genehmigung zum Bau einer Scheuer, deren Dach auf der Stadtmauer aufliegt, unter der Bedingung, "die städtische Mauer jederzeit auf Verlangen der Gemeindebehörde auf seine Kosten wieder vom Dach freizumachen."
1884: Christian Keim erbaut anstelle seiner abgebrannten Scheuer einen teilweise unterkellerten Neubau mit Holzlege. Dieses Gebäude wird mit Genehmigung des Gemeinderats teilweise auf städtischem Grund erstellt (Stadtmauer und Turnplatz), wobei die in diesem Bereich bisher erhaltenen, allerdings "sehr verbrannten" Teile der Stadtmauer abgebrochen werden. Wegen Abweichungen vom dem genehmigten Plänen erlässt das Oberamt nach Fertigstellung der Bauten polizeiliche Strafverfügungen gegen Keim und Baumeister Ernst Dötschmann, die zu Bußgeldern von einer bzw. drei Mark verurteilt werden.
1910: Bau einer Holzremise zwischen der Stadtmauer, der an Nr. 36 angebauten Remise und dem Wohnhaus Nr. 34.
1911: Wagnermeister Ludwig Gekeler erhält die nachträgliche Genehmigung zur Erweiterung einer Tür im Haus Nr. 36 (Werkstatt) zum Stadtgraben.
Beschreibungen
1827: Nebengebäude zu PKN 538
Der Faulturm
Der Faulturm markierte die Nordwestecke der Stadtbefestigung. Er hatte einen Durchmesser von etwa 6 m und war ca. 14 m hoch. Die niedrige Zwingermauer verlief halbkreisförmig um ihn herum und wies nördöstlich in Richtung Weilertor zwei weitere halbrunde Wehrkanzeln auf. Der Graben war hier besonders rief, mindestens 7,3 m. Der Turm diente gelegentlich als Gefängnis, ob der Name aber vom "Verfaulen" der Gefangenen dort kommt, muss eher bezweifelt werden. Der Chronist Johann Herolt berichtet, dass dort 1525, im Jahr des Bauernkriegs, der Priester Georg Ulmer, Pfarrherr zu Haßfelden, eingesperrt wurde, "von wegen etlicher wider Christum, den er ein Banckhart [= Bankert] genent da er ein Mutter und kein Vatter hett, - doch als er wie ein Schalcknarr nit ernstlich vermeint -, darbey wider den Prentzen, Predicanten, geredt, auch sonst anderer ungeschickhter Red volnbracht, in denn Feulthurm genent gelegt, darinnen er vier Wochen gelegen unnd kein Fürbitt geholfen, bisz ir Prediger Herr Johann Brentz selber für ihn gepetten. Den hat man gewert". Ulmer wurde anschließend aus der Stadt ausgewiesen. Der Turm selbst muss um 1330 bei der Ummauerung der Weilervorstadt entstanden sein, nach unterschiedlichen Angaben der beiden Chronisten ist der Graben entweder 1490 der 1526 gefüttert worden, d.h. man versah die feindseitige Böschung mit einer Mauer. Der Faulturm wurde erst 1880 als einer der letzten Stadttürme noch abgerissen. Der sichtbare Mauerrest stammt wahrscheinlich nicht vom Turm selbst, sondern von einem Stadtmauerstück knapp nördlich davon.
Besonderheiten
Das Haus Nr. 36 war ein an die Stadtmauer angebautes Nebengebäude mit Hintergebäude (PKN 538c) zum Haus Nr. 34 (PKN 538). Nach seinem Abbruch wurde es mit der ASV-Halle überbaut.
Quellen
Literatur:
- J. Herolt: Chronica. Hrsg. von C. Kolb (Württembergische Geschichtsquellen; Bd. 1), Stuttgart 1894, S. 114
- E. Krüger: Die Stadtbefestigung von Schwäbisch Hall, Schwäbisch Hall 1966, S. 121
Archivalien:
- StadtA SHA 27/450 (Bauakten)
Pläne und Ansichten vor 1827:
- StadtA SHA S10/0506 (1643, Ausschnitt)
- StadtA SHA S10/791 (1755, Ausschnitt)