Haller Häuserlexikon – Primärkataster-Nr.

Kirchgasse 7 - Akademie der Künste

Adresse: Kirchgasse 7
Primärkatasternummer: 679
Besitzer: 1827
Bölz, Nicolaus, Salinenkassenamtsbuchhalter


Besitzerliste

1620: Johann Jakob Feierabend und seine Gattin Ursula erwerben das Gebäude von der Witwe Anna Reiz.

1651: Als Besitzer genannt sind Johann David Stadtmann mit Frau Ursula Margareta Stattmann, die nach dem verfrühten Tod ihres Mannes 1672 Georg Sigmund Eichhorn ehelichte und mit ihm weiter das Haus bewohnte.

1683: Nach dem Tod der Margaretha Eichhorn verwitwete Stadtmann verbleibt das Haus im Besitz des Witwers Georg Eichhorn, während ein Teil der sonstigen Besitzungen an die älteste Tochter Ursula geht. Ein Inventar, aus dem u.a. der Möbelbestand hervorgeht, hat sich herhalten.

1735: Nach dem Tod von Georg Eichhorn erbt Maria Sibylle Seyboth, Witwe des Predigers an St. Michael, Wilhelm Nikolaus Seyboth, Haus und Garten.

1772: Der Besitz der 1763 verstorbenen Sibylle Seyboth geht an die Erbengemeinschaft des Johann Friedrich Seiferheld, Professor und Rektor am Gymnasium, über. Von dieser wird das Haus an Johann Karl Seiferheld, Pfarrer in Westheim, veräußert.

1791: Georg Heinrich Seiferheld erbt das Anwesen von seinem Vater.

1821: Das Vermögen des verstorbenen Gerichtsassessors Georg Heinrich Seiferheld wird versteigert. Der Glasermeister Bajerdörfer erwirbt es für seinen Schwiegersohn Nikolaus Bölz.

1844: Versteigerung des Anwesens an Ludwig Mayer.

1863: Das Anwesen bestehend aus Wohnhaus, Anbau, Stallung, Waschküche sowie Hofraum, geht aus dem Besitz der Erben von Ludwig Mayer an den aus Crailsheim stammenden Dr. phil August Klinger über.

1868: Der Händler Nathan Hess erwirbt das Haus und den dazugehörigen Garten von dem nach Stuttgart umgezogenen Dr. phil August Klinger und lässt es in der Folge grundlegend umbauen.

1877: Nathan Hess verkauft das Haus an den praktischen Arzt Eugen Bilfinger.

1881: Dr. Eugen Bilfinger veräußert sein Anwesen an den Steuerkontrolleur Heinrich Groß.

1886: Als Mieter werden Pauline Klein, die anscheinend im Haus eine Pensionsanstalt für kranke Kinder unterhielt und die Witwe Heinrike Lauer genannt.

1890: Der Postinspektor Louis Klein war vermutlich der Nachmieter von Pauline Klein.

1925: Das Gebäude befindet sich mittlerweile im Besitz der Brauerei Ehrhard & Co (Löwenbrauerei), die umfangreiche Um- und Anbauten vornimmt.

1988: Die Stadt Schwäbisch Hall ist Eigentümer des Anwesens.

2012: Die Stadt Schwäbisch Hall verkauft das Gebäude zusammen mit anderen Baulichkeiten an die Würth-Gruppe, die diese Räumlichkeiten für die Kunsthalle Würth nutzen wird. Bislang waren die Gebäude Standort der "Haller Akademie der Künste", die 2013 in das ehemalige Haalgymnasium zieht (Im Haal 14).

- Angaben aus Datenbank Bauforschung Baden-Württemberg -

Befunde aus Bauforschung

Holzteile aus dem 14., 16. und 19. Jahrhundert, dendrochronologisch datiert auf 1429, 1534, 1868. (StadtA Schwäb.Hall BF 72)

Keller (StadtA Schwäb. Hall BF 285)

Dendrochronologisch datiert: Gerüst Bergseite um 1429; Umbau um 1534; Dach Talseite um 1868. (BF Lohrum/Bleyer)

Dreigeschossiges, verputztes Fachwerkhaus, im Kern spätmittelalterlich. Dendrochronologisch datiert auf um 1429, historisierender Umbau 1868. Bei der archäologischen Begleitung der Umbauarbeiten konnten nur spätmittelalterliche Funde beobachtet werden. Der kleine Hauskeller gehört aufgrund der Mauerwerkschronologie in das 12./ 13. Jh., eine Zuordnung in eine frühere Bebauung ist bislang nicht möglich. Vgl. Datenbank Bauforschung Baden-Württemberg.

Befunde aus Bauakten

1868: Grundlegender Umbau des Hauses durch Nathan Hess. Dieser lässt einen Anbau mit einer Stallung im unteren Stock und zwei heizbaren Wohnzimmern darüber erstellen, Zur Kirchgasse hin entsteht ein dem älteren Erker an der Hofseite entsrechender zweiter Erker. Darüber hinaus werden die Kamine der Küche erneuert (ein frühes Beispiel für moderne Kamine in Schwäbisch Hall), ein bestehender Stall abgerissen und die Nordwestecke des Hauses nach dem Vorbild der Südwestecke umgestaltet. Der neue Erker wird entgegen der einstöckigen Planung zweistöckig ausgeführt.

1881: Heinrich Groß will das Dach ausbauen und im Dachraum ein beheizbares und ein unbeheizbares Zimmer einrichten.

1925: Die Löwenbrauerei will den an den Ostgiebel des Hauses anstoßenden Industriebau erhöhen. Diese Maßnahme beeinträchtigte die Nutzung des Wohnhauses, Deshalb soll die Erhöhung nur auf bis auf Widerruf genehmigt werden, unter der Bedingung, dass der Aufbau, sobald er für die Brennerei nicht mehr notwendig ist, wieder abgebrochen wird.

1928: Die Löwenbrauerei errichtet auf der Rückseite der Gebäude Kirchgasse 7 und 9 das heute noch bestehende Büro- und Garagengebäude.

1941: Errichtung eines Kamins im Industrieanbau auf dem Grundstück Kirchgasse 7.

1956: Die Löwenbrauerei richtet in dem ehemaligen Wohnhaus Büroräume ein. Ursprünglich sollte auch der erst 1868 errichtete Eckerer abgebrochen werden.

1988: Die Stadt Schwäbisch Hall lässt in dem an das Haus angrenzenden ehemaligen Industrieanbau einen gasbeheizten Kessel und einen Kamin aus Stahl installieren.

1998: Umfangreiche Umbauarbeiten im Zuge des Baus der Kunsthalle Würth und der grundlegenden Umgestaltung des gesamten Areals der früheren Löwenbrauerei. U.a. wird in diesem Zusammenhang das Erdgeschoss des nördlichen Anbaus entfernt und dieser Abgestützt, um ein neues Erdgeschoss einzuziehen.

- Angaben aus Datenbank Bauforschung Baden-Württemberg -

Beschreibungen

Kirchgasse 7, 9 (Flst.Nr. 0-341/3, 0-341/4, 0-341/5). Wohnhaus, 1429/ 30 (d). § 2. (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

Quellen

Literatur:

  • U. Richter: Neues Leben im alten Haus. Akademie der Künste: Ein Gebäude mit bewegter Geschichte, in: Haller Tagblatt v. 15.04.2010, S. 26
  • Altes VHS-Gebäude wird saniert, in: Haller Tagblatt v. 09.07.2012, S. 9