Haller Häuserlexikon – Primärkataster-Nr.

Klosterstraße 10

Adresse: Klosterstraße 10
Primärkatasternummer: 44
Besitzer: 1827
Dürr, Gottlob Ernst, Oberamtsarzt


Besitzerliste

1600 verkaufte Apollonia, Witwe des Bernhard Kißling, ihr Haus (gelegen zwischen Herrn David Stadtmann und Georg Gentner) an Achilles Bechstein. Der Kaufpreis fehlt. Aufgrund der Anlieger (Stadtmann = Klosterstraße 11) müsste es sich um dieses Haus handeln (StadtA Schwäb. Hall 4/653, fol. 169R).

Anm.: Bis ca. 1660 befanden sich an diesem Standort zwei Häuser.

oberes Haus: 

1617/18-1633: Den Beetlisten (Bürgersteuerlisten) zufolge gehört das Haus zwischen 1617/18 und 1633 (danach Lücke bis 1651) dem Haalschreiber Johann Feyerabend (1592-1651). Hinweise auf den möglichen Vorbesitzer des Hauses lassen sich der Beetliste von 1615/16 nicht ablesen. 

1646: Laut Inventur der Katharina Stellwag, Besitzerin des Nachbarhauses (heute: Klosterstraße 9) ist Haalschreiber Johann Feyerabend weiterhin Eigentümer des oberen Hauses.

vor 1667: letzter Besitzer vor dem Umbau des oberen Hauses ist laut dem Vertrag über die Erhaltung der Regenrinnen von 1667 (s. unten) der Zimmermann Philipp Schmid. Der Besitzwechsel von Hans Feyerabend bzw. dessen Erben zu Schmid ist nicht dokumentiert.

unteres Haus:

1651-1652: Anhand der Beetlisten lässt sich Conrad Stadtmann, Schuster (1610-1675), von 1651 (davor Lücke bis 1633) bis in das 2. Quartal 1652 (auf Pfingsten) als Besitzer des Hauses nachweisen.

1652-1663: Anhand der Beetlisten kann David Schwarz, Schuster (1618-1675), vom dritten Quartal 1652 (auf Bartholomäi = 24. August) bis 1663 (danach Lücke in den Beetlisten bis 1675) als Besitzer des Hauses und Nachfolger der Conrad Stadtmann nachgewiesen werden. Da sich eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen Stadtmann und Schwarz nicht nachweisen lässt, dürfte der Besitzwechsel über einen Verkauf erfolgt sein.

heutiges Haus:

1667: Nachdem das früher dem Haalschreiber Johann Feyerabend und danach dem Zimmermann Philipp Schmid gehörende Haus unter Einbeziehung des Hauses von David Schwarz, Schuhmacher, mit einem Giebel neu erbaut wurde, legt der Rat fest, dass der Eigentümer dieses Hauses die mit dem Nachbarhaus (heute: Klosterstraße 11) gemeinschaftliche Dachrinne zu zwei Dritteln, der Besitzer des derzeit Stättmeister Johann Balthasar Stadtmann gehörenden Nachbarhauses aber ein Drittel zu bezahlen habe.

1670: Laut einem am 10. Februar 1670 beurkundeten Vertrag verkauft der Magistrat das neu erbaute, zuvor von Haalschreiber Johann Feyerabend besessene Haus für 830 Gulden an den Hospitalschreiber Johann David Firnhaber.

1677: Das Haus befindet sich ausweislich einer Inventur über das Nachbarhaus (heutige Klosterstraße 11) noch im Besitz des Johann David Firnhaber, Spitalschreiber und Mitglied des Äußeren Rats. 

1717: kein Vorbesitzer vor Döllin vermerkt, aber auf S. 5: unter dem Hausbesitz v. H. Georg Friedrich Stellwag, Mitglied des äußeren Rates und Apotheker, ist das Haus als Zweitbesitzung aufgeführt.

1717: H. Georg Friedrich Stellwag, Mitglied des äußeren Rates und Apotheker (von seinem Bruder)
dann der Sohn H. Johann David Stellwag, spätestens dann Döllin

1767: H. Johann Peter Döllin, Physicus ordinarius
dann dessen Tochter H. Friedrich Lorenz vom Jemgumer Closter, Stadtschreiber, Witwe

1782: H. Friedrich Gottlob Closter, Mitglied des Inneren Rates und Michaelispfleger
dann H. Friedrich Peter Dürr, Salzverwalter, für 2.200 fl

1828: Das Haus geht als Erbe von Salzverwalter Friedrich Peter Dürr an seinen Sohn, den Oberamtsarzt Dr. Gottlob Ernst Dürr über.

1862: Das Haus wird von Dr. Dürrs Witwe aus dem Nachlass ihres verstorbenen Mannes erworben (Realteilung).

1871: Nach dem Tod der Witwe kommt das Haus an den Sohn, den Arzt Dr. Robert Dür (Realteilung?).

1871: Dr. Robert Dürr verkauft das Haus an die Gebrüder Wolff (GB 16 S. 21 / KB 18 S. 445).

In den Adressbüchern vermerkte Besitzer und Bewohner

1886: als Bewohner genannt: Jos. Wolff, Kaufmann; Hermann Wolff, Kaufmann; Sophie Archshöfer, Witwe [Anschrift: "Klosterstraße 44"]

1890: als Besitzer genannt: Dr. med. Richard Dürr
Mieter/Mitbewohner: Emil Dinkelacker, Forst-Referendar

1894: als Besitzer genannt: Dr. med. Richard Dürr
Mieter/Mitbewohner: -

1901: als Besitzer genannt: Dr. med. Richard Dürr, praktischer Arzt [neue Anschrift: "Klosterstraße 10"]
Mieter/Mitbewohner: Bertha Heller, Diakonisse

1906: als Besitzer genannt: Dr. med. Richard Dürr, Hausarzt der Diakonissenanstalt
Mieter/Mitbewohner: -

1910: als Besitzer genannt: Dr. med. Richard Dürr, prakt. Arzt, Hausarzt der Diakonissenanstalt
Mieter/Mitbewohner: -

1920: als Besitzer genannt: Dr. med. Richard Dürr, Sanitätsrat
Mieter/Mitbewohner: -

1928: als Besitzer genannt: Dr. med. Richard Dürr, Sanitätsrat [Tel. 458]
Mieter/Mitbewohner: -

1938: [kein Besitzer genannt]: Feldbereinigungsamt

1956: [kein Besitzer genannt]
Mieter/Mitbewohner: Dr. jur. Johannes Weißer, Rechtsanwalt [nur Büro]; Martha Feil, Arbeiterin; Ilse Haberl, Hausfrau; Leopold Haberl, Maurer; Robert Helmle, Gipser; Rosa Helmle, Hausfrau; Elsbeth Reich, Hausfrau; Marta Sigle, Arbeiterin; Christian Sinn, Rentner

Haustafel

Gegenüber St. Michael war für betuchte Haller Familien eine beliebte Wohnlage. Die steile Straße war bis ins 19. Jahrhundert wesentlich schmäler, die Kirchmauer stand in der Mitte der heutigen Straße. Die günstige Höhenlage veranlasste die Besitzer, sich einen überdachten Zugang direkt auf den Kirchhof zu bauen. Noch heute sind Spuren der Brücke im Fachwerk zu erkennen.

Beschreibungen

1667 (Regelung der Baukosten an der Regenrinne): "Demnach das sogenante Feyerabendische Hauß E. E: hochweyßer Rhat von Philipp Schmid Zimmerman übernohmen, hiebevor aber i. d. neüen Giebel bestannden, und also mit d. neüen Rinnen belegt geweßen, daran der Possessor des Feyerabendischen Haußes die 2 Rinnen allein, die dritte Rinnen aber p. H. Stättmeister Johann Balthasar Stadtman p. und David Schwarz Schuchmacher in gleichen Costen erhalten müssen. Weylen aber gedachtes Feyerabendisches Hauß von Grundt uff neu gebaut, in einen Gibel und dardurch nur n. 2 Rinnen gerichtet, und also David Schwarzen Theil Boden und Tach durch gewisse Condition zu dem neuen Bau gezogen worden, alß solle fürohin an der Rinnen zwischen offtgedachtem Feyerabendischen und p. Herrn Stättmeister Stadtmanns 

1670 (Verkauf an J. D. Firnhaber): "dero neu erbaute und hiebevor von Johann Feyerabendt, geweßenen Haalschreibers innegehabte Behaußung und Hoffraithin auff dem Marckh, zwischen etc. Herrn Johann Balthaßar Stadtman, Stättmeistern, und Steüer Herrn p. p. und Frauen Margarethen, weyl. Johann Michael Stellwagen seel. hinterlassene Wittibin gelegen, mit allen deren Zugehördten, Rechten und Gerechtigkeiten, in Besonderheit daß crafft Kaufprotocolls sub dato 23ten Jan. ao. 1667 ahn der zwischen obiger und Stättmeister Stadtmanns Behaußung ligender Rinnen, wohlders. gedachter Hr. Stadtmann ain Drittel, und er Firnhaber zwey Drittel ahn dem Bau Costen entrichten solle, gültet in die Pfleeg zu St. Michael uff Martini 5 ß Vorgeld, sonsten aber ohnversezt und ohnverpfändt aigen."

1827: ein Wohnhaus mit Ökonomiegebäude von 15,6 bzw. 5,9 Ruten Grundfläche

um 1840 (Güterbuch 1): "Ein 3stokigtes Wohnhaus bei der Michaelis-Kirche neben Haalmeister Kochs Wittwe u.Assessor Blezinger mit Stallung und Anbäule
B.v.A. 8000 fl
5,6 Rthn. gepflasterter Hofraum hinter dem Haus, an Meßner Kuhn anstoßend.
Das Regenwasser aus Meßner Kuhns Höfle hat seinen Ablauf durch eenbeschriebenes Höfle und das Haus auf die Straße, ohne daß Kuhn Etwas an der Erhaltung des Ablauf Canals beizutragen hat.
Das Ablauf ohne die Dachrinne VIII 43 ist mit jenem Haus Besizer gemeinschaftlich eingerichtet u. zu erhalten."

 

Einträge in den Denkmallisten

Wohnhaus, stattliches Sichtfachwerkhaus mit Schopfwalm, Kellertür, bez. 1611. Eingetragen in das Landesverzeichnis der Baudenkmale in Württemberg seit 08. Oktober 1925. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 274)

Klosterstraße 10 (Flst.Nr. 0-23/2). Wohnhaus. Sichtfachwerk mit Schopfwalm, Kellertüre bez. 1611. § 28. (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

Quellen

Archivalien:

  • StadtA Schwäb. Hall 4/662 (Hauskaufprotokoll 1663-1672), Bl. 9b, 18a; 4/1545, 4/1547, 4/1547a; 4/1895-4/1926 (Beetlisten 1615/16-1663); 19/826 (Güterbuch 1) S. 178; 17/1652a (Verkauf 1670); Genealogische Kartei S27

Literatur:

  • Adressbücher 1886-1956