Haller Häuserlexikon – Primärkataster-Nr.

Langer Graben 13 - Gastwirtschaft "Deutscher Garten", früher "Englischer Garten"

Adresse: Langer Graben 13
Primärkatasternummer: 1040 (neu)
Besitzer: 1827
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Besitzerliste

1874/75: Der Müller Heinrich Weber lässt auf seinem Gartengrundstück am Langen Graben unter Einbeziehung eines bereits bestehenden Gartenhauses eine Gartenwirtschaft einrichten.

1877: Das Anwesen "Englischer Garten" wird aus der Gantmasse (= Konkursmasse) des Müllers Heinrich Weber laut Verweisung vom 30. Dezember 1877 dem Bäcker Christoph Kochendörfer zugewiesen.

1878: Christoph Kochendörfer verkauft den "Englischen Garten" mit Nebengebäuden am 11. Februar 1878 für 15.000 Mark an den Bauern Johann Kühnle aus Hohenberg.

1892: Nach dem Tod des Johann Kühnle fällt das Anwesen an die vier Kinder und Erben Michael Kühnle, Landwirt in Hall, Maria Wender geb. Kühnle, Ehefrau des Adolf Wender Schullehrer in Besigheim, Karl Kühnle und Magdalene Kühnle. Es folgen zunächst erfolglose Versuche, die Wirtschaft zum einem angemessenen Preis zu verkaufen, und Streitereien unter den Erben.
Am 18. November 1892 verkaufen Marie Wendler geb. Kühnle, Carl Kühnle und Magdalena Kühne die ihnen gehörenden drei Viertel an der Wirtschaft samt Nebengebäuden für 9.750 Mark an ihren Bruder und Miterben Michael Kühnle. 

1896: Michael Kühnle verkauft das Anwesen am 13. Dezember 1896 für 17.800 Mark an Matthias Beißwenger vom Buchenhof (Gde. Obergröningen), nunmehriger Wirt zum "Englischen Garten", der den Besitz in seine Ehe mit Rosine Katharine, geb. Offenhäuser aus Hausen (Gde. Untersontheim) einbringt.

1897: Der bisherige Wirt Matthias Beißwenger verkauft den "Englischen Garten" samt Nebengebäuden am 29. September 1897 für 18.800 Mark an den Steueraufseher Jacob Kienle in Schwäbisch Hall.

1945: Nach einer kriegsbedingten Unterbrechung wird die Wirtschaft am 15. September 1945 wieder eröffnet. "Die Gaststätte wird bis auf weiteres wie früher nur an 3 Tagen in der Woche und zwar am Montag, Donnerstag und Samstag geöffnet sein, da die notwendigen Hilfskräfte zu dauernden Führung der Gaststätte fehlen."

1949: Nach dem Tod von Leonhard Bender am 8. Juni 1949 geht die Wirtschaft auf seine Witwe Margarethe Bender geb. Fluhrer über. Die Genehimgung zur Weiterführung der Wirtschaft erhält Margarethe Bender am 9. Januar 1951.

1956: Margarethe Bender stellt die eigene Bewirtschaftung des "Deutschen Gartens" auf 31. März 1956 ein und verpachtet den Betrieb.

 

In den Adressbüchern genannte Besitzer und Bewohner

1886: Besitzer: Johannes Kühnle, Oekonom (= Landwirt), wohnhaft PKN 1051 (Anschrift: "Graben (langer) 1040")
Mieter/Mitbewohner: Karl Dötschmann, Fabrikarbeiter u. Uhrmacher; Fr. Faigle, Wirtschaftspächter  z. engl. Garten; Fr. Faigle, Bauer

1890: Besitzer: Johannes Kühnle, Oekonom (= Landwirt), wohnhaft PKN 1051
Mieter/Mitbewohner: (PKN 1040:) Friedr. Enz, Bierbrauer und Wirtschaftspächter; Karl Weiß, Photograph Karl (PKN 1040b:) Crescenzia Happold, Geschäfts-Agenten-Witwe

1894: Besitzer: Michael Kühnle, Wirt zum englischen Garten
Mieter/Mitbewohner:  Marie Häberle, Amtsnotars Witwe; Isidor Steiner Wirts Witwe

1901: Besitzer: Christine Kienle, Steuerwächters Witwe, wohnhaft Lange Straße 10 (neue Anschrift: "Grabenstraße 14")
Mieter/Mitbewohner: Wilhelm Jerger, Restauarateur (Wirt); Karl Weiß, Photograph; Georg Simmoth, Steinbildhauer; Leonhard Greiner, Säger; Josef Abt, Siebmacher

1906: Besitzer: Leonhard Bender, Wirt und Mineralwasser-Geschäft (neue Anschrift: "Grabenstraße 13")
Mieter/Mitbewohner: Karl Aberle, Zust.-Beamter; Christian Grün, Briefträger; Andr. Hackert, Taglöhner und Musiker

1910: Besitzer: Leonhard Bender, Wirt und Mineralwassergeschäft
Mieter/Mitbewohner: Karl Aberle, Zust.-Beamter; Christian Grün, Postunterbeamter; Rösle Ulmer, Monatsfrau

1920: Besitzer: Leonhard Bender, Gastwirt
Mieter/Mitbewohner: Rösle Ulmer, Monatsfrau; August Wieland, Maschinist; Gottlieb Gentner, Chauffeur

1928: Besitzer: Leonhard Bender, Wirt, zum Deutschen Garten
Mieter/Mitbewohner: Fritz Berroth, Bauarbeiter; Helene Berroth, Zigarrenmacherin; Gottlieb Gentner, Kraftwagenführer; Lene Gentner, Büglerin; Rösle Ulmer, Rentnerin

1932: Besitzer: Leonhard Bender, Gastwirtschaft zum Deutschen Garten
Mieter/Mitbewohner: Karl Schenk, Strafanstaltswachtmeister; Rösle Ulmer, Rentnerin

1938: Besitzer: Leonhard Bender, Gastwirt zum "Deutschen Garten" (neue Anschrift: "Langer Graben 13")
Mieter/Mitbewohner: Elsa Bender; Margarethe Bender; Friedrich Schulz, Arbeiter; Rösle Ulmer, Sozialrentnerin

1956: Besitzer: "Deutscher Garten", Gastwirtschaft, Hermann Gronbach
Mieter/Mitbewohner: Margarethe Bender, Postsekretärin; Margarethe Bender, Witwe; Else Gronbach, Hausfrau; Hermann Gronbach, Gastwirt; Albert Kutschka, Angestellter; Frieda Schulz, Hausfrau;  Friedrich Schulz, Arbeiter; Karl Schulz, Automechaniker

Befunde aus Bauakten

1874: Heinrich Weber beantragt, in seinem Garten am Langen Graben eine "Fabrik" für Harzöl bauen zu dürfen. Das Vorhaben stößt wegen der zu erwartenden Geruchsbelästigung auf Ablehnung, man rechnet damit "daß die Stoffe, welche hier zur Verwendung u. Fabrikation kommen, sehr üblen Geruch verbreiten werden". Weiterhin wird auf die Nähe des als "Promenade" genutzten Langen Grabens und der Kleinkinderschule hingewiesen.

1874: Heinrich Weber richtet in seinem bestehenden Gartenhaus auf der Gartenparzelle Nr. 628 eine Küche ein; dahinter entsteht eine 20 m lange und 3,45 m breite Kegelbahn. Weiterhin ist eine 24 x 5,15 große Trinkhalle und dahinter eine 5 x 5 m große Tribüne für Musiker geplant.

1875: Heinrich Weber lässt in seinem Garten ein zweistöckiges Wirtschafts- und Wohngebäude erstellen, das 9,75 m lang und 7,16 m breit ist. Das Haus steht traufständig zur Straße, ist unterkellert und im Erdgeschoss massiv, darüber aus Fachwerk aufgeführt. Auf der Rückseite stößt das Haus an die 1874 erbaute Kegelbahn an. Erneut im Antrag enthalten ist die weiter hinten im Garten gelegene, 24 m lange und 5,15 m breite "Trinkhalle".

1878: Das Wirtschaftsgebäude wird durch einen 9,20 m langen und 9,94 m breiten, unterkellerten Anbau auf der Rückseite um mehr als das doppelte erweitert.

1887: Auf der linken (südlichen) Seite des Wirtschaftsgebäudes wird neben dle Kegelbahn ein 4,50 m langes Pissoir angebaut.

1889: Schäden durch einen Dachstuhlbrand am 13. Mai 1889 (s. unter "Besonderheiten") .

1897: J. Kienle, Wirt zum "Englischen Garten", lässt im Dachstock eine Wohnung mit zwei heizbaren und einem nicht heizbaren Zimmer einbauen und deshalb auf der Längsseite einen großen Giebel mit vier Fenstern erstellen.

1905: Auf der Rückseite des Wirtschaftsgebäudes lässt Leonhard Bender einen einstockigen Anbau an die Kegelbahn erstellen sowie die dortige Kellertreppe überdachen.

1929: Leonhard Bender lässt einen Abortanbau erstellen und die Kegelstube verbreitern.

1939: Leonhard Bender beantragt die Genehmigung zum Bau eines Mineralwasserfabrikations- und Wohngebäudes auf dem Grundstück des Hauses Nr. 13. Der Bau wird durch die Stadt abgelehnt, "da dieser Baukörper hinsichtlich seiner Stellung und Grösse in städtebaulicher Hinsicht vollkommen verfehlt" sei.

1941: Der Bau des 1939 abgelehnten Mineralwasserfabrikations- und Wohngebäudes wird nunmehr mit veränderten Plänen genehmigt. (spätere Nr. 13/1). Der Bau ist bis 1944 noch nicht abgeschlossen.

1943-1944: Im Zuge der "Wohnraumlenkung" plant die Stadt den Ausbau des Hauses Langer Graben 13/1 nach Plänen des Architekten Hans Weiler, um darin den auf dem Fliegerhorst Hessental stationierten General der Luftwaffe Zech unterzubringen. Deshalb erfolgt eine Ausnahme vom Bauverbot. Der Bau scheint bis 1944 fertig gestellt worden zu sein.

1948: Das Haus Nr. 13/1 erhält eine Abwasser-Reinigungsanlage.

1952: Die Witwe Margarethe Bender lässt die Wirtschaftsräume im Haus Nr. 13 umbauen (v.a. veränderte Fensterfront).

1958: An- und Umbau des hinteren Teils des Hauses Nr. 13; anstelle älterer Anbauten entstehen u.a. eine Erweiterung der rechts am Haus verlaufenden Kegelbahn, Neubau, Erweiterung und Aufstockung der rückwärtigen Lagerräume und eine Waschküche.

1959: Anbau eines Holzlagerschuppens auf der Rückseite des Hauses 13/1.

1960: Die Häuser Nr. 13 und 13/1 werden an das städtische Dolennetz angeschlossen.

1964: Hermann Gronbach lässt den Westgiebel des Hauses Nr. 13 instandsetzen und dort neue Fenster einbauen.

1967: Einbau eines Heizöllagers im Haus Nr. 13.

1968: Margarethe Bender lässt das Haus 13/1 um ein Stockwerk erhöhen. In diesem Zusammenhang verpflichtet sich ihr Schwager Hermann Gronbach, das Haus Nr. 13 nicht weiter aufzustocken und ihr dauerhaft zwei Stellplätze auf dem Grundstücke einzuräumen.

1968: Erstellung einer Überdachung für den Leergutlagerraum vor dem Haus Nr. 13/1 durch Hermann Gronbach.

1973: Das Baurechtsamt versagt die Genehmigung zum Bau eines Wohnhauses durch Else Gronbach auf dem Grundstück 13 und 13/1. Gründe sind u.a. die ungenügende Anbindung an eine Straße oder einen Weg, Brandschutzfragen und mögliche Probleme beim Anschluss an die Versorgungsnetze.

Beschreibungen

1897 (Verkauf):
Gebäude GB 17 – 899 1 Ar 47 qm Nr. 1040: Ein 2 stockiges Wohnhaus mit Wirtschaftsraum und gewölbtem Keller im langen Graben mit 21 qm
Nr. 1040 a Eine 1 stockige Kegelbahn , teils massiv, theils von Fachwerk am Wohnhaus angebaut, heizbar
1 Ar 65 qm Trinkhalle
84 qm obere Kegelbahn
15 qm Nr. 1040 b ein 2 stockiges Gartenhaus mit gewölbtem Keller , nun abgebrochen
1 Ar 32 qm Gärten

Besonderheiten

Brand am 13. Mai 1889

Am 13. Mai 1889 wird der Dachstuhl des Wirtschaftsgebäudes durch einen Brand zerstört. (s. Chur: Geschichte, S. 29)

Quellen

Archivalien:

  • StadtA SHA 18/7422 (Realteilung J. Kühnle, 1892); 18/8428 (Beibringensinventar M. Beißwenger, 1896); 19/839 (Güterbuch 14), S. 659; 19/842 (Güterbuch 17), S. 899; 19/845 (Güterbuch 20), S. 422f; 19/1043 (Kaufbuch 1878), S. 29; 19/1056 (Kaufbuch 1892), S. 333; 19/1061 (Kaufbuch 1897), S. 31, 405; 37/746 (Konzessionsakten) 
  • Baurechtsamt SHA, Bauakten Langer Graben 13 und 13/1

Literatur:

  • Adressbücher 1886-1956
  • A. Chur: Zur Geschichte des Feuerlöschwesens in Schw. Hall. Festschrift zur Feier des Fünfzigjährigen Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr Hall., Schwäbisch Hall 1897, S. 26