Haller Häuserlexikon – Primärkataster-Nr.

Neue Straße 16

Adresse: Neue Straße 16
Primärkatasternummer: 471 und 472
Besitzer: 1827
Schiller, Johann Georg Peter, Bäckers Witwe, zu 3/4; Schwab, Johann Jacob, Schuhmachers Witwe, zu 1/4


Besitzerliste

1693: Gekauft durch den Schuhmacher Johann Jakob Kayser (Kaufvertrag nicht auffindbar). .

1728: Das Haus wird durch den Großen Stadtbrand vom 31. August 1728 zerstört.

vor 1731: Johann Jakob Kayser bzw. sein Sohn Johann Joseph Kayser verkaufen laut Inventur des Vaters von 1731 für 100 Gulden einen Brandplatz "am Kornhauß" an die reichsstädtische Steuerstube.

- Lücke in der Besitzgeschichte -

nach 1730: Erwerb von Hausanteilen durch Margaretha Wenger geb. Eisenmenger, Witwe des David Melchior Wenger, Pfarrer zu Steinkirchen, sowie durch den Schuhmacher Johann Adam Haaf. Kaufverträge sind bislang nicht auffindbar.

1741: Nach dem Tod der Margaretha Wenger geb. Eisenmenger (1680-1741), Witwe des David Melchior Wenger, Pfarrer zu Steinkirchen, am 2. April 1741, fällt das Haus gemäß ihrer testamentarischen Verfügung an ihre Tochter Johanna Susanna Maria Schübelin geb. Wenger, Ehefrau des Zuckerbäckers und späteren Schulmeisters Georg David Schübelin, sowie deren Kinder. Die Erblasserin verfügt die Einsetzung eines Pflegers, der verhindern soll, dass das Erbe durch ihren "unfleißigen und verschwenderischen" Schwiegersohn geschmälert wird.

1765: Susanna Friederica Eisenmenger geb. Schübelin, Ehefrau des Salzsieders Jakob Friedrich Eisenmenger, kauft am 2. Mai 1765 für 500 Gulden die restlichen Anteile an dem ihr bereits teilweise als Erbe ihrer Großmutter zugefallenen Hausanteil von ihrer Mutter Johanna Susanna Maria geb. Wenger, Ehefrau des Georg David Schübelin, Bürger zu Hall und Schulmeister zu Bühleraltdorf, sowie von ihren Geschwistern Susanna Elisabetha und Johann Melchior Schübelin. Vom Kaufpreis gehen 250 Gulden als Heiratsgut ab, die Geschwister erhalten für ihre Hausanteile 175 Gulden.

1765: Johann Adam Haaf verkauft seinen Hausanteil ebenfalls am 2.Mai 1765 für 350 Gulden an seine Tochter Maria Sybilla Weber geb. Haaf, Ehefrau des Schuhmachers Johann Stephan Weber. Vom Kaufpreis werden 300 Gulden als Heiratsgut abgezogen.

1767: Susanna Friederica Eisenmenger geb. Schübelin, die Ehefrau des Salzsieders Jakob Friedrich Eisenmenger, verkauft ihren Hausaanteil am 10. Februar 1767 für 600 Gulden an den Handelsmann Johann Adam Strobel. Zusätzlich zum Kaufpreis erhält die Verkäuferin einen Laubtaler und für jedes ihrer Kinder einen Ansbacher Gulden, ferner einen Eimer Wein und 8 Gulden Weinkauf.

1773: Maria Sibilla Weber geb. Haaf, die Witwe des Schuhmachers Johann Stephan Weber, verkauft am 30. August 1773 ihren Hausanteil für 450 Gulden an den Schuhmacher Johann Jakob Gutmann. Zum Kaufpreis kommen 5 Gulden Weinkauf, 5 Gulden für die Verkäuferin und 3 Gulden für ihre Kinder. Der Mitbesitzer Strobel verzichtet unter einer Reihe von Bedingungen auf sein Vorkaufrecht.

1780: Nach dem Tod des Johann Jakob Gutmann am 16. August 1780 fällt sein Hausanteil von einem Viertel an seine Witwe Susanne Magdalene geb. Gräber.

1781: Susanne Magdalene Gutmann geb. Gräber, die Witwe des Johann Jakob Gutmann, heiratet am 10. Juli 1781 in zweiter Ehe den Schuhmacher Johann Georg Schwab, der damit Miteigentümer ihres Hausanteils von einem Viertel wird.

1794: Nach dem Tod von Johann Adam Strobel am 14. Februar 1794 fällt sein Hausanteil von drei Vierteln an seine Witwe Susanna Maria geb. Döttinger.

1810: Nach dem Tod der Susanna Maria Strobel geb. Döttinger vererbt diese ihren Hausanteil von drei Vierteln sowie ihr gesamtes restliches Vermögen an Maria Magdalena Föll, ihre ledige Tochter aus erster Ehe, während sie ihren Sohn Georg Friedrich Strobel wegen seines gewalttätigen und lieblosen Verhaltens ihr gegenüber enterbt (s. unten unter "Besonderheiten")..

1811: Der Schuhmachermeister Johann Georg Schwab und seine Ehefrau Susanna Magdalena geb. Gräber verkaufen am 10. November 1811 die Hälfte eines Hauses (d.h, ein Viertel der beiden zusammengehörenden Häuser PKN 471 u. PKN 472 = Neue Straße 16) für 450 Gulden an ihren Sohn, den Schuhmachermeister Johann Jakob Schwab. Vom Kaufpreis werden 150 Gulden als Heiratsgut abgezogen, die Verkäufer behalten den lebenslänglichen freien Wohnsitz in der oberen Kammer. Weiterhin hat der Käufer seinen Eltern "lebenslänglich die Hälfte des bedürftigen Holz und Lichter abzurechnen".

1815: Maria Magdalena Föll verkauft am 28. Dezember 1814 eine ganze Behausung sowie zwei Drittel einer weiteren Behausung (beide zusammen bilden drei Viertel des heutigen Hauses Nr. 16) in der Neuen Straße für 3.200 Gulden an den Bäckermeister Johann Georg Peter Schiller. Die Verkäuferin behält sich für 3 Jahre das unentgeltliche Wohnrecht in der oberen Etage vor, Nach deren Verlauf darf sie weitere 5 Jahre im Haus wohnen bleiben, wofür der Käufer aber Mietzins aus der Hauskaufschuld abziehen darf. Als "Dareingabe" erhält der Käufer u.a. "die Wanduhr in der Stube", hingegen behält die Verkäuferin das Eigentum am Mobiliar des Ladens.

1826: Nach dem Tod von Johann Georg Peter Schiller am 29. August 1826 fällt sein Hausanteil von drei Vierteln an seine zweite Ehefrau Susanna Rosina geb. Firnhaber. Da beide Ehen kinderlos geblieben sind, wird die Witwe alleinige Eigentümerin des Hausanteils.

1827: Nach dem Tod von Johann Jakob Schwab am 16. April 1827 nach einer kinderlosen Ehe wird seine Witwe Susanna Maria geb. Schmid alleinige Eigentümerin des Hausanteils von einem Viertel.

1831: Susanna Rosina Schiller geb. Firnhaber, die Witwe des Johann Georg Peter Schiller, heiratet in zweiter Ehe am 25. Oktober 1831 ihren verwitweten Schwager, den Bäcker und Weinwirt Johann Gottlieb Gebert, der damit Mitbesitzer ihres Hausanteils von drei Vierteln wird.

1853: Nach dem Tod von Susanna Rosina Gebert am 13. Mai 1853 wird ihr Ehemann Johann Gottlieb Gebert alleiniger Besitzer des Hausanteils von drei Vierteln.

1854: Nach dem Tod der Susanna Maria Schwab geb. Schmid, der Witwe des Johann Jakob Schwab, fällt das Eigentum an ihrem Hausanteil von einem Viertel an den Melber Hochradel, den Spinner Hochradel und Rosine Gyser. Diese verkaufen am 5. Mai 1854 den Hausanteil (den oberen Stock und den halben Keller) für 300 Gulden an ihren Miterben, den Schuhmacher Paul Hochradel. Vom Kaufpreis sind 100 Gulden als Erbanteil des Käufers abzuziehen.

1857: Weinschenk Gottlieb Gebert verkauft am 13. September 1856 seine drei Viertel des Doppelhauses für 3.300 Gulden an den Nadler August Wilhelm Ott.

1860: August Wilhelm Ott verkauft am 11. Juni 1860 seine drei Viertel des Doppelhauses für 4.000 Gulden an den Bäckermeister Johann Christof Ellinger. Als im Güterbuch einzutragendes dingliches Recht wird festgelegt, dass der Käufer oder seine Nachfolger in diesem Haus "keinerley kaufmännisches Geschäft einrichten und das Haus nicht zur Einrichtung eines solchen verkaufen" darf.

1861: Paul Hochradel verkauft an Christoph Ellinger am 7. Februar 1861 für 6 Gulden vom Dachboden "so viel Raum, daß der Kamin, welcher zu Ellingers Haus Anteil gehört, und der an demselben angebrachte Schieber, noch in den Dachboden Antheil des Ellinger zu stehen kommt".

1861: Paul Hochradel verkauft am 7. Mai 1861 seinen ein Viertel umfassenden Hausanteil für 700 Gulden an den Bürstenmacher Friedrich Koch.

1870: Drei Siebtel des Koch'schen Hausanteils von einem Viertel werden nach dem Tod der Ehefrau Christine geb.Wacker den sechs Kindern aus Kochs erster Ehe als Muttergut zugewiesen. Koch geht anschließend eine zweite Ehe mit Philippine geb. Steinbach ein.

1886: Johann Christoph Ellinger verkauft am 21. Juni 1886 seinen Hausanteil von drei Vierteln für 17.000 Mark an seinen Sohn, den Bäcker Friedrich Ellinger. Vom Kaufpreis werden 4.000 Mark als Heiratsgut abgezogen. Der Verkäufer und seine Frau Rosine geb. Krockenberger behalten das lebenslängliche und unentgeltliche Wohnrecht, wofür sie im 2. Obergeschoss eine Stube, eine Stubenkammer, eine Küche, eine Holzkammer erhalten, der Abtritt ist gemeinschaftlich zu nutzen. Als Dreingaben erhält der Käufer 40 Eimer, 5 Wirtschaftstische, 12 Stühle, 100 Mehlsäcke, 5 Bänke und 24 Backdielen sowie sonstige Back- und Wirtschaftsgerätschaften.

1886: als Bewohner genannt: Christoph Ellinger, Bäcker und Wirt; Friedrich Koch, Bürstenmacher

1886: Nach dem Tod von Friedrich Koch am 28. September 1886 geht das Eigentum an seinem Hausanteil an seine zweite Ehefrau und Witwe Philippine Koch geb. Steinbach sowie die insgesamt 10 Kinder über (6 aus erster, 4 aus zweiter Ehe). In der Eventual- und Realteilung des Nachlasses vom 8. Dezember 1886 wird der gesamte Hausanteil für einen Anschlag von 3.000 Mark der Witwe überlassen, "damit dieselbe den seither auf diesem Wohnhaus betriebenen Milchhandel ungestört fortbetreiben und dadurch sich und ihre Familie ernähren und auch für die unversorgten Kinder 1. Ehe, soweit es möglich ist, sorgen kann".

1890: als Besitzer genannt: Wilhelm Dierolf, Bäcker und Wirt; Philippine Koch, Milchhändlerin
Mieter/Mitbewohner: Heinrich Dierolf, Metzger; Georg Fischer, Taglöhner; Regine Moll, Schmieds-Witwe

1894: als Besitzer genannt: Wilhelm Dierolf, Bäcker und Wirt; Philippine Koch, Milchhändlerin
Mieter/Mitbewohner: Georg Fischer, Taglöhner

1901: als Besitzer genannt: Wilhelm Dierolf, Bäcker und Weinwirt; Philippine Koch, Milchhandung
Mieter/Mitbewohner: Georg Fischer, Taglöhner

1906: als Besitzer genannt: Wilhelm Dierolf, Bäcker und Wirt; Philippine Koch, Milchhandung
Mieter/Mitbewohner: Georg Fischer, Holzmacher

1910: als Besitzer genannt: Wilhelm Dierolf, Bäcker und Wirt; Philippine Koch, Bürstenmachers Witwe
Mieter/Mitbewohner:  Georg Weber, Taglöhner; Karl Kühner, Notariats-Assistent; Barbara Jäpp, Kopisten-Witwe

1920: als Besitzer genannt: Wilhelm Dierolf, Bäckermeister und Wirt
Mieter/Mitbewohner:  Wilhelm Hermann, Steinhauer; Johann Unseld, Bierführer; Emilie Reißer, Näherin; Elisabeth Reißer, Schlossers Witwe

1928: als Besitzerin genannt: Rösle Dierolf, Witwe, Bäckerei und Wirtschaft
Mieter/Mitbewohner:  Christine Wörner, Witwe; Emilie Reyser, Wäscheschneiderin; Johann Unseld, Hilfsarbeiter

1932: als Besitzerin genannt: Rösle Dierolf, Witwe, Bäckerei und Wirtschaft
Mieter/Mitbewohner:  Ernst Schmidt, Arbeiter; Friedrich Brotz, Privatier; Emilie Reyser, Wäscheschneiderin; Frida Eitel, Arbeiterin

1935/36: Das Haus fällt als Erbe an den Kaufmann Otto Dierolf und dessen Ehefrau Luise geb. Bauer, der auch den Koch'schen Anteil erwirbt und damit Besitzer des ganzen Hauses ist..

1938: als Besitzer genannt: Otto Dierolf, Lebensmittelgeschäft (wohnhaft: Bahnhofstraße 11)
Mieter/Mitbewohner:  Rösle Dierolf, Witwe; Frida Baumgärtner, Sprechstundenhilfe; Paula Kleider, Hausgehilfin; Dr. Hubert Mühlbauer, prakt. Arzt; Albert Weber, Hilfsarbeiter

1956: als Besitzerin genannt: Luise Dierolf, Lebensmittelgeschäft
Mieter/Mitbewohner:  Irmgard Andreas, Hausfrau; Dr. Siegfried Andreas, Zahnarzt, Rösle Dierolf, Witwe; Emma Lörcher, Hausfrau; Gertrud Wasner, Hausfrau; Max Wasner, Schneidermeister

1961: als Bewohner genannt: Oscar Huttenlocher, Tapetengeschäft, Gardinen, Bodenbeläge; Marie Beck, Rentnerin; Marianne Klöpfer, Näherin; Emma Lörcher, Hausfrau

Befunde aus Bauakten

um 1730: Das Haus wird nach dem großen Stadtbrand von 1728 neu erbaut.

1890: Bürstenbinder F. Kochs Witwe lässt in ihrem Hausanteil eine neue Stockwand zum Höfchen des Bäckers Dierolf mit Fenstern einziehen, weiterhin wird das Dachgeschoss des westlich an das Höfchen angrenzende Hausanteils auf volle Geschosshöhe aufgestockt und neu gedeckt.

1891: In einem Zimmer des 1. Stocks wird ein von innen heizbarer Ofen aufgestellt.

1904: Bäckermeister Wilhelm Dierolf lässt den Abort im Erdgeschoss umbauen, ein heizbares Zimmer gegen die Rosmarinstraße an Stelle eines bisherigen Schweinestalls einrichten und die dortige Außenwand umbauen (neues Fenster). .

1935/36: Abbruch und Wiederaufbau des kompletten Hauses durch Kaufmann Otto Dierolf für etwa 41.000 RM. Das bisher zweistöckige Gebäude wird dreistöckig neu errichtet, vom Altbau der Keller beibehalten. Gegen den Neubau gibt es mehrere Einsprüche von Nachbarn, denen mit Änderungen der Pläne teilweise entgegen gekommen wird. Unter Auflagen erhält Dierolf die Genehmigung für verschiedene Abweichungen von der Bauordnung. Der Abbruch beginnt am 30. Juli 1935. Im Zuge der Abbrucharbeiten stellt sich heraus, dass das Kellergewölbe starke Schäden aufweist, weshalb es durch eine Betondecke ersetzt wird.

1936: Otto Dierolf lässt im Dachgeschoss eine weitere Wohnung einbauen

1943: Vom Keller des Hauses aus wird aus Gründen des Luftschutzes ein Mauerdurchbruch in den Keller des Nachbarhauses Neue Straße 14 geschaffen. Auf diese Weise soll bei einem Brand des Hauses oder einer Verschüttung des Kellers den dort Schutz suchenden Personen eine Flucht möglich sein.

1980: Umbau des Erdgeschosses für das Geschäft Brillen Scholl und Erneuerung der Fassade,

1984: Querschnittsveränderung eines Rauchschornsteins.

Beschreibungen

1717/18: "Kornhaußgaßen ... Eine Behaußung angeschlagen ad 350 fl Erkaufft ao. 1693 pro 300 fl, gültet in L. Hospittal 5 ß jährlich zu Martini Vorgeld und in die Michelspfleeg 2 ß Vorgeldt."

1731 (Inventur Johann Jakob Kayser): "Erstlich hat Er bey allhießiger Wohl-Löbl. Steruerstuben wegen erkaufften Brandplatzes am Kornhauß etc. baar eingenommen 100 fl"

1765: (Schübelin/Eisenmenger'scher Anteil): "ihren ... per testamentum erbl. zugefallenen Halbscheid an einer in der neuen Straßen zwischen Hr. David Schloßstein, Siederschafftl. Lieutenants und Hr. Handelsmann Johann Adam Strobels Häußern gelegenen gültfreyen Behaußung, davon die andere Helfte Maria Sibilla, Johann Stephan Weebers, Schuemachers Eheweib in Besiz hat. Zu dieser verkauften Halbscheid gehört das untere Stockwerck, so bestehet vornen hinaus an die Straße in 1 Laden und einer Cammer nebß einer Stuben hinten hinaus und einer Holzleeg, oberhalbs dem Thennen unter der Steegen erhinter gehend, und freien Thennen auch Privet. Ferner das mittlere Stockwerck, bestehend in einer Stuben, Küchen, und 2 Cämmerlen hinten hinaus in das Höflein gehend, und auch dem freyen Thennen. Ingl. das darhinter befindliche Höflein allein und den halben Keller, so bereits vermacht, und noch ein kleines Kellerlein unter dem Höflein allein. Der obere Antheil Haußes aber samt denen Böden und vordern halben Keller gehört der Mitbesizer Weeberin auch allein zu. Das Dach nebß denen 4 Haupt Säulen und Schwellen wie auch die Haußthür und Eingang samt der untern Steegen, welche sie gemeinschaftlich betretten, desgl. den Gitter Verschlag im Keller haben beede Besizerinnen miteinander und zwar jedes zum halben Theil im baulichen Weesen zu erhalten. ..."

1765 (Haaf/Weber'scher Anteil): "Die Halbscheid an einer in der neuen Straßen ... gelegenen ... Behaußung, davon die andere Helfte Sußanna Friederica, Jacob Friederich Eißenmengers, Salzsieders Eheweib in Besiz hat. Zu dieser verkauften Halbheit gehöret: Das obere Stockwerck, so bestehet in einer Stuben, Küche und Bühn nebst denen 2 Böden ganz allein biß oben hinaus, auch der im 1ten Boden befindl. und darzu gehörigen großen Cammer und noch 2 Cämmerle, dann der halbe und zwar vordere Keller. Der übrige ... Theil Haußes aber ... gehöret vorged. Eisenmengerin auch allein zu. ... Nicht weniger darf sie Weeberin von ihrem obern Stock hinten hinaus in das Höflein auf ihre Costen einen Guß-Stein mit einem Seyher und Rinnen hinunter führen, aber nichts hinaus schütten, ingl. 3 biß 4 Paar Schue auf den Laden hinaus stellen oder hierzu ein Lädelein neben der Haußthür hinrichten, doch ohne Hinderung der Eißenmengerin Ladens. Würde sie Weeberin auch des Jahrs 1 oder 2 mahl ein Schwein mezeln, so solle ihr solches im Höflein mezeln zu laßen aus einem guten Willen und also aus keiner Gerechtigkeit erlaubt seyn."

1811 Schwab'scher Anteil): Die Hälfte an einer Behausung in der Neuen Straße, wovon die andere Hälfte Kaufmann Ströbels Tochter besitzt, neben dem Gäßlen und Siedmeister Großin gelegen, gültfrei. Dieses halbe Haus und zwar der obere Teil besteht in 1Stube, 1 Küche und Bühne, 1 Boden, 1 Kammer und 2 "Kämmerlen", dann der halbe und zwar der vordere Keller. (KB 1811).

1815 (Föll'scher Anteil): Eine ganze Behausung in der Neuen Straße, gültet zur Freiherrlich Falkenhausen'schen Administration zu Ansbach jährlich 1 Gulden, neben Seilermeister Sanwald und Frau Haalobermeister Großin gelegen, nebst der dabei befindlichen 2/3-Behausung, wovon Schuhmacher Schwab das obere 1/3 besitzt, gültfrei (KB 1815)

1827: Wohnhaus mit 13,2 Ruten und Hof mit 0,8 Ruten, insgesamt 14 Ruten In der neuen Straße.

1857 (Gebert'scher Anteil): Zwei durch eine Wand gesonderte Wohnhäuser in der Neuen Straße neben Buchbinder Scheuermann mit 2 gewölbten Kellern wozu gehören sämtliche Gelasse mit Ausnahme des ganz abgesonderten Logis des Paul Hochradel. Gültfrei durch Abläsung mit 0,8 Ruten Hofraum hinter dem Haus, in welchen das Wasser aus dem Gußstein der Hochradel'schen Küche seinen Abfluß hat (KB 1857).

1886 (Ellinger'scher Anteil): 3/4 an 1 Ar 08 m2 VIII 471/472 zweien durch eine Wand abgesonderten Wohnhäusern an der neuen Straße, mit 2 gewölbten Kellern neben Mehlhändler Hopf und dem Rosmaringäßle,dazu gehören sämtliche Gelasse im Haus mit Ausnahme eines kleinen Kellers vorne unter Nr. 472 und im III. Stock einer Stube, einer Küche, eines Bühnenbodens, zweier Kammern, eines Kämmerleins, welche dem Bürstenbinder Koch gehören. Weiterhin 7 m2 VIII 471/472 Hofraum hinter dem Haus, in welchem das Wasser aus dem Gußstein des Koch seinen Ausfluß hat. (KB 1886)

um 1900 (Feuerversicherungsbuch): Ein dreistöckiges Wohnhaus von Fachwerk mit Giebeldach und Lichthof, an Nr. 14 mit eigener und an Nr. 2 der Rosmarinstraße nur teilweise mit eigener Wand gebaut, mit südlich einstöckigem Dachaufbau, mit Giebeldach, Ziegeldach, mit Hauswasserleitung in 3 Stockwerken, Gasbeleuchtungseinrichtung im Erdgeschoß mit 6 Flammen, der Bäckerbackofen 3,40 x 2,90 x 2,60 m samt Feuerungsgarnitur, weitere 7 Gaslampen.
Anteil der Philippine Koch: An dem hievor beschriebenen Gebäude im 2. Stock 1 heizbares Zimmer, 1 Küche, im Dachstock & im Dachaufbau 1 heizbares Zimmer, 1 unheizbares Zimmer, 1 gewöhnliche Kammer.

1935: "Ich beabsichtige mein Wohn- und Wirtschaftsgebäude Nr. 16 in der Neuen Strasse in Hall abzubrechen und an dessen Stelle ein Wohn- und Geschäftshaus zu errichten ... Das seitherige Gebäude enthält im Erdgeschoss eine Weinwirtschaft mit Backstube und Ofen einer bereits eingegangenen Bäckerei, im 1., 2. und Dachstock 2-3 Zimmerwohnungen. Das Gebäude hat eine Grundfläche von rund 108 qm und einen Lichthof von 6,3 qm. Die Veranlassung zum Abbruch des Gebäudes ist gegeben durch den Umstand, dass die Wohnungen in baulich schlechtem Zustand sind und auch im allgemeinen den heutigen Wohnbedürfnissen nicht mehr genügen. Der Erlös aus der Vermietung der Wohnungen ist daher sehr gering und entspricht zusammen mit dem geringen Ertrag aus der Weinwirtschaft in keiner Weise dem Wert des Grundstücks an der Hauptgeschäftsstrasse in der Mitte der Stadt. Um eine bessere Verwertung des Grundstücks zu erzielen, sehe ich mich deshalb gezwungen, das seitherige Gebäude abzubrechen und es durch ein neuzeitliches Wohn- und Geschäftshaus zu ersetzen. Das neue Gebäude enthält im Erdgeschoss einen Verkaufsraum für mein Lebensmittelgeschäft, im 1., 2. und 3. Stockwerk eine 4-Zimmerwohnung mit Küche und Bad und im Dachstock Kammern für Dienstboten und Personal. ... Bezüglich der Höhe des neuen Gebäudes mit 12,31 m an der höchsten Stelle gemessen vom Gehweg bis Oberkante Dachgesims, sei bemerkt, dass das seitherige Gebäude eine Höhe von 8,55 m, an den Aufbauten eine solche von 10,90 m hat ... Im Hinblick auf die wesentlichen Verbesserungen, die der Neubau in gesundheitlicher, feuerpolizeilicher u. schönheitlicher Beziehung gegenüber dem seitherigen Gebäude hat, und mit Rücksicht auf die Notwendigkeit, den teuren Grund und Boden in der Hauptgeschäftsstrasse der Stadt wirtschaftlich auszuwerten, bitte ich um Genehmigung des Neubaus in geplanter Weise und um Befreiung von den der Ausführung entgegenstehenden Vorschriften der Bauordnung," (Bauakten, Schr. v. 11.5.1936)

1935: "Das bestehende Gebäude, errichtet wohl bald nach dem Stadtbrand von 1728, ist total baufällig, eng, schlecht eingeteilt und daher auch für einen Umbau durchaus ungeeignet." (Bauakten, Schr. v. 8.6.1936)

Besonderheiten

Das Testament der Susanne Marie Ströbel geb. Döttinger von 1810

"...seze ich meine aus erster Ehe vorhandene liebe Tochter Maria Magdalena Fellin, zum alleinigen Erben meines zurüklassenden ganzen Vermögens dermassen ein, daß ihr solches ... sogleich nach meinem Tode ohne alle Widerrede verabfolgt und cedirt, ihr hauptsächlich aber das Hauß als ein Eigenthum verbleiben solle, indem meine liebe Tochter Maria Magdalene auser  deme, daß sie durch Darstreckung ihres von ihrem Großvater Grabenreuter Fellen und Vetter, Büchsenmacher Fellen, ererbten Vermögens, die Umstände ihrer Eltern mit Zurüksezung ihres eigenen Nuzens erleichterte, mich von ihrer frühesten Jugend an, besonders in meinem 16jährigen Wittwenstande, so wohl bey gesundem und kranken Tagen nicht nur dergestalt unterstüzte, daß ich nebst Gott ihrer Pflege und Sorgfalt die lange Erhaltung meiners Lebens zu verdanken habe, sondern auch diselbe, da sie mehrere Anstände zu einer guten Versorgung hätte haben können, solche ausgeschlagen, um sich einzig und allein blos meiner Verpflegung widmen zu können, und daher durch diese Verzichtleistung auf ihr eigenes Glük, einen solchen gränzenlosen Beweis ihrer kindlichen Liebe gegen mich abgelegt hat, daß ich mich zu dem innigsten Danke gegen sie verpflichtet fühle ... Was hingegen meinen Sohn aus zweiter Ehe Georg Friedrich Strobel anbelangt, so erkläre ich ... daß derselbe ... bis auf den ihm gebührenden Pflichtteil ... enterbt seyn solle u. zwar aus folgenden Gründen:
a.) hat mir derselbe niemals diejenige Achtung, Liebe und Folgsamkeit bewiesen, zu welcher er als mein Kind verpflichtet war.
b.) hat mich derselbe bereits vor 16 Jahren ... nicht nur durch gewaltsame Geld Erpressungen zu entkräften gesucht, sondern auch nachdem ich alles mögliche für ihn aufgeopfert, u. dadurch mein Vermögen beträchtlich geschwächt hatte, mit Schlagen, Stoßen u. Schimpfen dermassen übel behandelt, daß ich um mein Leben auser Gefahr zu setzen, vor ihm entfliehen mußte, u.
c.) hat er sich ... seit 16 Jahren nicht nach mir erkundigt, ... überhaupt hat er sich jederzeit, und besonders bey seinem lezten Hierseyn, so lieblos und mit gänzlicher Beyseitsetzung jeder kindlicher Pflicht und Achtung gegen mich betragen, daß es die Beruhigung meines Gewissens nicht gestattet, ihn ... meiner lieben Tochter gleich zu stellen..."

Biografien von Hausbewohnern und -besitzern

Johann Jakob Kaiser (1666-1721)

Johann Jakob Kaiser wurde am 26. September 1666 in Schwäbisch Hall als Sohn des Schuhmachers Johann Albrecht Kaiser und der Maria Margaretha geb. Schmidt geboren. Nach dem Schulbesuch erlernte er das väterliche Handwerk und hielt sich 6 Jahre in der Fremde auf. Nach seiner Rückkehr heiratete er am 17. September 1691 Marie Sieber (*1660), eine Tochter des Küblers Hans Sieber. Nachdem seine erste Frau bereits am 8. Januar 1694 gestorben war, heiratete er am 17. April 1694 Eva Barbara Funk geb. Rost (*1665), die aus Rothenburg stammende Witwe des 1693 gestorbenen Haller Schneiders Michel Funk. Von den vier Kindern aus dieser Ehe erreichten die beiden Söhne Josef Jakob (*1696) und Johann David (*1706) das Erwachsenenalter. Seine zweite Frau starb  am 18. Juni 1729. Nachdem er bereits längere Zeit an Engbrüstigkeit und Husten gelitten hatte, starb er am 19. Januar 1731 an diesem Leiden im Alter von 65 Jahren.

Margaretha Wenger geb. Eisenmenger (1680-1741)

Margaretha Eisenmenger wurde am 25. Oktober 1680 als Tochter des Haalmeisters Johann Sebastian Eisenmenger und der Margarethe geb. Reitz geboren. Sie wurde zwar durch den baldigen Tod ihres Vaters Halbwaise, aber "so wurde sie doch von der Mutter zu allem Guten und zur Haußhaltung angeführt". 1703 heiratete sie David Melchior Wenger (1680-1725), Haller Bürger und Pfarrer zu Steinkirchen. Mit ihm hatte sie vier Söhne und sieben Töchter, von denen sie aber die nur die beiden Mädchen Johanna Susanna Maria (*1705) und Susanna Margaretha (*1713) überlebten. Die meisten anderen starben als Kinder oder Jugendliche. Nach dem Tod ihres Mannes am 15. April 1725 in Steinkirchen lebte sie in Schwäbisch Hall. In ihren letzten Lebensjahren litt sie offenbar unter Krankheiten, ebenso sorgte sie sich um ihre Tochter Johanna Susanna Maria, die ihrer Meinung nach "mit einem unfleißigen und verschwenderischen Mann beladen" sei -  dem Zuckerbäcker und späteren Schulmeister Georg David Schübelin. In ihrem Testament, in dem sie dafür Sorge traf, einen Zugriff des ungeliebten Schwiegersohns auf ihr Vermögen zu verhindern - da sich ihre Tochter und deren Kinder "nicht selbst rathen noch helffen kennen", tritt sie dem Leser als energische und selbstbewusste Frau entgegen, und auch die Andeutungen des Pfarrers im Totenbucheintrag, demzufolge sie die Mahnung "zur Versöhnlichkeit" auf dem Sterbebett angenommen habe, lassen sie als starke und offenbar auch konfliktbereite Persönlichkeit erscheinen. Margaretha Wenger starb am  2. April 1741, dem Ostertag, im Alter von 60 Jahren an einer nicht näher beschriebenen Krankheit. 

Johann Adam Haaf (1698-1772)

Johann Adam Haaf wurde am 21. Juni 1698 in Ilshofen als Sohn des Leinewebers Johann Adam Haaf sen. und der Ursula geb. Kraft geboren. Nach dem Schulbesuch erlernte er das Handwerk eines Schuhmachers und hielt sich 10 Jahre in der Fremde auf. Nach seiner Rückkehr erwarb er das Bürgerrecht der Reichsstadt Schwäbisch Hall heiratete er am 20. April 1728 Anna Barbara Knoll (*1710), eine Tochter des Schuhachers Johann Stefan Knoll und der Ursula Marie geb . Kayser. Von den sieben Söhnen und fünf Töchtern aus dieser Ehe lebten bei seinem Tod noch zwei Söhne und zwei Töchter. Die anderen waren als Säuglinge oder Kinder gestorben. Nach dem Tod seiner Frau am 23. Januar 1756 schloss Johann Adam Haaf am 21. September 1757 eine zweite, kinderlos gebliebene Ehe mit Anna Katharina Hofmann, die 1757 oder 1758 starb. Der Witwer verbrachte seine letzten Lebensjahre offenbar bei seiner Tochter Maria Sibilla Weber geb. Haaf und starb am 11. Dezember 1772 im Alter von 74 Jahren, nachdem er zuvor unter "Frost und Hitze" gelitten hatte.

Johanna Susanna Maria Schübelin geb. Wenger (1705-?)

Johanna Susanna Maria Wenger wurde am 10. April 1705 als Tochter des Pfarrers David Melchior Wenger und der Margarethe geb. Eisenmenger geboren. Am 23. September 1732 heiratete sie den Zuckerbäcker Georg  David Schübelin. In Schwäbisch Hall wurden dem Ehepaar fünf Kinder geboren, von denen Susanna Friederica (*1734), Susanna Elisabetha (*1741) und Johann Melchior (*1749) im Jahre 1765 noch am Leben waren. Glaubt man dem Testament ihrer Mutter Margarethe Wenger von 1740, dann hatte Johanna Susanna Maria "das Unglick .... mit einem unfleißigen und verschwenderischen Mann beladen zu seyn, der ihr und ihren Kindern das Vermögen nur durch zu bringen sucht". Nach 1740 hat Schübelin das Amt eines Schulmeisters zu Bühleraltdorf (Großaltdorf) angetreten. Johanna Susanna Maria zog offenbar mit ihrem Mann nach dorthin ihre weiteren Lebensdaten  gehen deshalb aus den Haller Kirchenbüchern nicht hervor.

Johann Adam Strobel (1723-1794)

Johann Adam Strobel wurde am 5. Mai 1723 in Schwäbisch Hall als Sohn des Kauf- und Handelsmanns Andreas Friedrich Strobel und der Susanna Elisabetha geb. Firnhaber geboren. Er besuchte die Deutsche Schule und die vier unteren Klassen des Gymnasiums, erlernte den väterlichen Beruf, hielt sich anschließend im Ausland auf und "besuchte ... verschiedene berühmte Handels-Städte im Ausland". Nach seiner Rückkehr nach Schwäbisch Hall heiratete er am 27. April 1745 Euphrosine Krämer, eine Tochter des Kaufmanns Tobias Krämer aus Geislingen an der Steige. Mit seiner Frau lebte er in den 1750er Jahren in Wüstenrot, um 1760 ließ er sich in Unterlimpurg nieder. Aus seiner ersten Ehe stammen vier Söhne und eine Tochter, von denen nur der älteste Sohn Johann Peter (*1747) das Erwachsenenalter erreichte. Nachdem 1758 bereits Strobels erste Ehefrau (wahrscheinlich noch in Wüstenrot) gestorben war, verlor er 1761 innerhalb von zwei Wochen seine Tochter Luise Juliane (*1753) und den Sohn Johann Heinrich (*1755), die beide "unter dem Gebeth und Thränen" ihres "kummervollen Herrn Vatters" an den Pocken (Blattern) starben. Am 20. September 1763 heiratete Strobel in zweiter Ehe Susanna Maria Föll geb. Döttinger (*1733), eine Tochter des Bürstenbinders Gabriel Friedrich Döttinger und Witwe des  Johann Reinhard Friedrich Föll, Jäger und Landtürmer zu Übrigshausen. Susanna Maria brachte aus dieser Ehe die Tochter Marie Magdalena (*um 1758) mit. Aus der zweiten Ehe stammten drei Söhne und drei Töchter, von denen aber nur der älteste Sohn Georg Friedrich (*1764) überlebte. Johann Adam Strobel starb am 14. Februar 1794 im Alter von 70  Jahren an der "Auszehrung", seine Witwe am 8. Februar 1810. Zuvor hatte sie ihren Sohn enterbt, da dieser sie grob behandelt und erpresst habe, während ihre Tochter sie aufopferungsvoll gepflegt und auf eine eigene Ehe verzichtet hätte (s. oben).

Maria Sibille Knapp verw. Weber geb. Haaf (1731-1803)

Maria Sibille Haaf wurde am 31. Mai 1731 in Schwäbisch Hall als Tochter des Schuhmachers Johann Adam Haaf und dessen erster Ehefrau Anna Barbara geb. Knoll geboren. Am 18. Mai 1756 heiratete sie den aus Unteraspach stammenden Schuhmacher Johann Stephan Weber (*1722), der in die Werkstatt ihres Vaters eingetreten war. Von den sieben Kindern aus dieser Ehe überlebten drei Mädchen ihren Vater. Neben ihren Kindern kümmerte sie sich auch um ihren Vater, nachdem dieser durch den Tod ihrer Stiefmutter verwitwet war. Er starb im Dezember 1772 in ihrem Haus. Kurz zuvor war am 21. August 1772 bereits ihr Mann im Alter von 49 Jahren verstorben, nachdem er zuvor an "einem Durchbruch, großer Schärpfe und gallichtem Treiben" gelitten hatte. Maria Sibille Weber und ihre Familie haben offenbar nicht in der Neuen Straße 16 gewohnt, sondern in der Gelbinger Gasse in der Nachbarschaft der "Sonne", mit dessen Wirt Johann Christoph Bühler sie 1772 einen Prozes wegen eines Abtritts an ihrem Haus führten. Ihren Besitz in der Neuen Straße dürften sie vermietet haben. Am 21. Januar 1774, heiratete Maria Sibille im Alter von 42 Jahren den 15 Jahre jüngeren Schuhmachermeister Johann Jakob Knapp (*1746) aus Mainhardt, der die Werkstatt ihres ersten Mannes übernommen haben dürfte. Aus dieser zweiten Ehe hatte sie keine weiteren Kinder. Ihr Haus in der Gelbinger Gasse mit dem zugehörigen Konditorladen verkaufte sie  1784 an ihren Schwiegersohn Friedrich Heinrich Laccorn und ihre Tochter Susanna Catharina. Die in einen Konkurs mündenden Finanzprobleme ihres Schwiegersohns und die daraus resultierende Sorge um das Wohlergehen ihrer Tochter und ihrer Enkel beschwerte die letzten Lebensjahre der Maria Sibille Knapp. Sie starb am 1. Januar 1803 in Schwäbisch Hall. Ihr Nachlassverzeichnis weist sie als wohlhabende und offenbar auch geschäftstüchtige Frau aus, denn ihr Vermögen umfasste 9.696 Gulden, 19 Schilling und 9 Kreuzer. Um diese Summe einordnen zu können: Ihr Haus in der Gelbinger Gasse wird in dieser Aufstellung mit 600 Gulden veranschlagt. Ihr Mann starb am 30. Dezember 1817, nachdem er zuvor noch die fast 15 Jahre jüngere Susanne Elisabethe Jung (*1761) aus Rieden geheiratet hatte.

Johann Jakob Gutmann (1736-1780)

Johann Jakob Gutmann wurde am 1. Mai 1736 in Scheppach als Sohn des Schuhmachermeisters Johann Ulrich Gutmann und der Anna Maria geb. Steigmann geboren. Nach Besuch der Schule "wurde er von seinen Vatter zum Schumacher Handwerk angehalten", begab sich in die Fremde und wurde nach dreijährigem Aufenthalt in Schwäbisch Hall in das Bürgerrecht aufgenommen. Am 10. Juli 1761 heiratete er Susanna Magdalena Gräber (*1740), eine Tochter des Schusters Gottfried Carl Gräber, mit der er in 19 Ehejahren einen Sohn und fünf Töchter hatte. Nur zwei der Mädchen erreichten das Erwachsenenalter. Johann Jakob Gutmann starb im Alter von 44 Jahren am 16. August 1780 an der "Auszehrung". Seine Witwe heiratete anschließend den Schuhmachermeister Johann Georg Schwab.

Johann Georg Schwab (1750-1812)

Johann Georg Schwab wurde am 4. Dezember 1750 als Sohn des Schuhmachers Adam Schwab in Ansbach geboren. Er erlernte das väterliche Handwerk und heiratete am 10. Juli 1781 Susanna Magdalena Gutmann geb. Gräber (*1740), die Witwe des Schuhmachers Johann Jakob Gutmann. Offenbar übernahm er die Werkstatt des Verstorbenen. Das Ehepaar hatte einen Sohn, Johann Jakob (*1783), der 1811 das Haus übernahm, und zog die beiden überlebenden Töchter aus der ersten Ehe Susanna Magdalenas auf. Johann Georg Schwab starb am 12. Januar 1812 im Alter von 61 Jahren, seine Witwe acht Jahre später am 7. September 1820.

Johann Georg Peter Schiller (1759-1826)

Johann Georg Peter Schiller wurde am 12. Mai 1759 als Sohn des Westheimer Müllers Johann Schiller und der Marie Barbara geb. Renner geboren. Er erlernte das Bäckerhandwerk, erwarb das Haller Bürgerrecht und heiratete am 25. Oktober 1796 Sophia Maria Setzler (*1771), eine Tochter des Bäckers Johann Gottlieb Setzler. Nach dem Tod seiner ersten Frau am 11. Januar 1801 heiratete er am 13. Oktober 1801 Susanna Rosina Firnhaber, eine Tochter des Bäckermeisters Friedrich Peter Firnhaber. Beide Ehen blieben ohne Kinder. Schiller starb am 29. August 1826, seine Witwe heiratete ihren verwitweten Schwager, den Bäcker Johann Gottlieb Gebert (s.u.).

Johann Gottlieb Gebert (1788-1862)

Johann Gottlieb Gebert wurde am 2. Februar 1788 in Öhringen als Sohn des Hofkutschers Johann Friedrich Gebert und seiner Frau Anna Sofie geboren und erlernte das Bäckerhandwerk. Am 21. Juli 1812 heiratete er in Schwäbisch Hall Regina Katharina Firnhaber (*1790), Tochter des Bäckermeisters Friedrich Peter Firnhaber, und ließ sich hier nieder. Aus der Ehe stammten elf Kinder, von denen nur die Söhne Georg Friedrich (*1813) und Georg Heinrich Peter (*1823) das Erwachsenenalter erreichten. Alle anderen starben als Säuglinge. Nach dem Tod seiner ersten Frau am 26. März 1831 heiratete Gebert am 25. Oktober 1831 deren ältere Schwester Susanna Rosina (*1778), die kinderlose Witwe des 1826 verstorbenen Bäckers Johann Georg Schiller. Aus dieser  zweiten Ehe gab es keine weiteren Kinder. Durch die Eheschließung mit Susanna Rosina Schiller kam Gebert in den Besitz des Schiller'schen Hausanteils an der Neuen Straße 16. Wie viele Haller Bäcker betätigte sich Gebert auch als Weinwirt. Es ist offen, ob er in der Neuen Straße 16 selbst gewohnt hat, da er noch ein anderes Haus in der neuen Straße besaß.

Quellen

Archivalien:

    • Stadtarchiv SHA 2/74 (Totenbuch St. Michael), S. 761; 2/75 (Totenbuch St. Michael), Bl. 80R; 2/76 (Totenbuch St. Michael), Bl. 506V; 2/77 (Totenbuch St. Michael), S. 272; 2/78 (Totenbuch St. Michael), S. 287;2/88 (Totenbuch Urbanskirche), S. 38, 40; 4/679 (Kaufbuch 1728-1733), Bl. 190R; 4/685 (Kaufbuch 1762-1768), Bl. 509R, 514V, 705R; 4/687 (Kaufbuch 1773-1779), Bl. 113V; 4/881 (Unterpfandsbuch Stadt 1717/18),Bl. 204b, 205; 4/1745 (Häuserbuch 1712), Bl. 68; 4/1547 (Häuserbuch 1767), S. 105; 4/1547a (Häuserbuch 1782), S. 75; 6/549 (Testament der Margaretha Wenger geb. Eisenmenger, 1740); 13/1264 (Verkauf eines halben Hauses in der Neuen Straße durch Maria Sybilla Weber an Johann Jacob Guthmann, 1773); 14/2124 (Inventur des Johann Jakob Kaiser, 1731); 14/4537 (Inventur der Maria Sibilla Knapp, 1803); 18/293 (Realteilung der Susanna Maria Ströbel, 1810); 18/538 (Realteilung der Rosina Gebert geb. Firnhaber, 1853) 18/1498 (Realteilung des Gottlieb Gebert, 1862); 18/6243 (Eventual- und Realteilung des Friedrich Koch, 1886); 19/830 (Güterbuch 5), S. 130, 191-192, 202; 19/838 (Güterbuch 13), S. 530; 19/1001 (Kaufbuch 1810-1813), Bl. 210; 19/1002 (Kaufbuch 11814-1817), BL. 84V; 19/1027 Kaufbuch 1854-1856), Bl. 44V, 253R; 19/1029 (Kaufbuch 1860-1861), Bl. 67R, 150V, 203R; 19/1051 (Kaufbuch 1886), S. 107; S27 (Genealogische Kartei); Q2/5 (Feuerversicherungsbuch, Bd. 6), Bl. 386R.
    • Evang. Kirchenregisteramt SHA, Bd. 62 (Familienregister 1808ff, Buchst. S), Bl. 96; Bd. 66 (Familienregister 1808ff, Buchst. G), Bl. 21; Bd. 69 (Familienregister 1808ff, Buchst. S), Bl. 25, 108, 109
    • Baurechtsamt SHA, Bauakten Neue Straße 16

    Literatur:

    • Adressbücher 1886-1961