Haller Häuserlexikon – Primärkataster-Nr.
Obere Herrngasse 13
Primärkatasternummer: 62
Besitzer: 1827
Kreiselmaier, Johann Friedrich, Zimmergeselle
Besitzerliste
1586: Laut einer nur teilweise überlieferten Urkunde (Auszug in Kaufvertrag von 1687/1695 in 4/668) verkaufte Johann Wilhelm Krauß am 26. Mai 1586 ein "Nebenbäule" des heutigen Hauses Oberen Herrngasse 11 an einen nicht genannten Käufer. Der Überlieferungskontext lässt vermuten, dass es sich bei diesem Käufer um den damaligen Besitzer des Anwesens Obere Herrngasse 11 handelt, das zu diesem Zeitpunkt wohl bereits dem Ratsherren und späteren Stättmeister Johann Heimberger (1561-1615) gehörte. Krauß, der Besitzer des Nachbarhauses Obere Herrngasse 15, könnte auch der Erbauer des kurz zuvor (um 1580) errichteten Gebäudes gewesen sein.
- ab 1586 Nebengebäude zu Nr. 11, Besitzergeschichte bis 1764/65 siehe dort -
1764: Im Zuge der Erbteilung der Euphrosina Catharina Engelhardt geb. Seiferheld, Witwe des Christoph Friedrich Engelhardt, Mitglied des Inneren Rates und Amtmann über die Bühler, wird das "Neben Gebäu", das zuvor eine Scheuer gewesen ist, zusammen mit dem Hauptgebäude dem Sohn, Ratssekretär Johann Franz Engelhardt, als Erbe zugewiesen.
1765: Anna Maria Bonhöffer geb. Engelhardt, Witwe des Spitalpfarrers Friedrich Dietrich Bonhöffer, erwirbt das Haus am 9. April 1765 von ihrem Bruder Johann Franz Engelhardt (kein Kaufvertrag vorhanden).
1767: Nach dem Tod der Anna Maria Bonhöffer geb. Engelhardt, Witwe des Spitalpfarrers Friedrich Dietrich Bonhöffer, fällt die auf 240 Gulden taxierte "Behaußung" zu je einem Drittel an ihre vier Kinder, die beiden "Jungfern" Maria Rosina und Catharina Susanna Bonhöffer und deren Bruder Friedrich Franz Bonhöffer, derzeit in der "Schreiberey" bei Gerichsschreiber Hügler in Knittlingen.
1782 gehört das Haus Herrn Spitalpfarrer Bonhöffers Herrn Sohn und zwei Jungfer Töchter (Nebenhaus zu Obere Herrngasse 11),später sind nur noch die beiden Jungfern Töchter als Besitzerinnen genannt.
1824: Zufolge eines am 6. August 1824 abgeschlossenen Vertrags verkauft Amtsschreiber Johann Carl Bonhöffer - vermutlich als Erbe der "Jungfer" Catharina Susanna Bonhöffer - den ersten Stock des Hauses für 375 Gulden an den Zimmermann Johann Georg Kreiselmeyer. Als Datum des Besitzübergangs wird der 1. Juli des Jahres festgelegt, der "steinern Stok" (Erdgeschoss) befindet sich laut Kaufvertrag im gemeinschaftlichen Besitz von Maurermeister Graf und Bäcker Mebus als Eigentümern des Nebenhauses Obere Herrngasse 11.
1827 (Primärkataster): als Besitzer genannt: Johann Friedrich Kreiselmaier, Zimmergeselle
1841: Der Fuhrmann Heinrich Wolfgang Röhler, mittlerweile offenbar alleiniger Besitzer des Erdgeschosses mit Küferwerkstatt im Haus Nr. 62, verkauft diesen Anteil sowie einen zugehörigen Anteil am "Hoeflein, das von den Häusern Nr. 61 & 62 eingeschlossen ist." laut einem am 18. September 1841 eingetragenen Vertrag für 115 Gulden an den Küfermeister Jacob Wagner, dem bereits ein Anteil am Hauptgebäude Nr. 61 (Obere Herrngasse 11) gehört. Der erste Stock des Hauses ist weiterhin im Besitz von Friedrich Greiselmayer.
1856: Der in das Spital aufgenommene Zimmergeselle Friedrich Greiselmayer verkauft seinen Hausanteil (den oberen Stock) zufolge eines am 23. Juli 1856 eingetragenen Vertrags für 300 Gulden an Küfermeister Jacob Wagner, der bereits Besitzer des Erdgeschosses mit Küferei und Branntweinbrennerei sowie eines Anteils am Nebengebäude Nr. 61 (Obere Herrngasse 11) ist. Der Besitzübergang findet am 1.Juli 1856 statt. Der Kaufschilling wird verwendet, um eine Schuld Greiselmayers gegenüber Johann Bolz von 200 Gulden, eine Forderung der Spitalverwaltung über 95 Gulden 25 Kreuzer und eine Steuerschuld Greiselmayers von 5 Gulden und 35 Kreuzern zu begleichen.
1867: Nach dem Tod des Küfermeisters und Weinhändlers Julius Jacob Wagner am 13. Juli 1867 fallen das Hauptgebäude Nr. 61 (Obere Herrngasse 11) und das Nebengebäude Nr. 61 mit der Küferwerkstätte und der Altane (letzteres veranschlagt auf 1.300 Gulden). an den Sohn, den Weinhändler Friedrich Wilhelm Wagner.
1872: Wilhelm Wagner verkauft das Nebenhaus mit Küferwerkstätte und Branntweinbrennerei zufolge eines am 16. August 1872 eingetragenen Vertrags zusammen mit seiner Hälfte am Haupthaus (Obere Herrngasse 11) für insgesamt 4.700 Gulden an den Küfer Andreas Ebert. Der Preis des Hauses Nr. 62 (Obere Herrngasse 13) wird mit 1.300 Gulden veranschlagt. Der Besitzübergang erfolgt am 1. September 1872.
- weitere Besitzergeschichte s. Obere Herrngasse 11 -
In den Adressbüchern genannte Besitzer und Bewohner
1886: [als Besitzer genannt:] Andreas Ebert, Küfer, wohnhaft Obere Herrngasse Nr. 61 (= Nr. 11) [Anschrift: "Herrngasse (obere) 62"]
Mieter/Mitbewohner: Martin Killguß, gew[esener] Gutspächter
1890: als Besitzer genannt: Andreas Ebert, Küfer, wohnhaft Obere Herrngasse Nr. 61 (= Nr. 11)
Mieter/Mitbewohner: Martin Killguß, gew[esener] Gutspächter; Johanne Kochendörfer, Schuhmachers Witwe
1894: als Besitzer genannt: Andreas Ebert, Küfer, wohnhaft Obere Herrngasse Nr. 61 (= Nr. 11)
Mieter/Mitbewohner: Johanne Kochendörfer, Schuhmachers Witwe; Wilhelm Weihing, Oekonom
1901: als Besitzerin genannt: Luise Ebert, Küfers Witwe, wohnhaft Obere Herrngasse 11
Mieter/Mitbewohner: Lina Haußer, ledig; Martin Killguß, Verwalter
1906: als Besitzer genannt: Friedrich Ebert, Küfermeister, wohnhaft Obere Herrngasse 11
Mieter/Mitbewohner: Martin Killguß, gew. Gutsverwalter
1910: als Besitzer genannt: Friedrich Ebert, Küfermeister, wohnhaft Obere Herrngasse 11
Mieter/Mitbewohner: Martin Hägele, Postunterbeamter
1920: als Besitzer genannt: Friedrich Ebert, Küfermeister, wohnhaft Obere Herrngasse 11
Mieter/Mitbewohner: Martin Hägele, Postunterbeamter; Emilie Hägele, Postgehilfin
1928: als Besitzer genannt: Friedrich Ebert, Küfermeister, wohnhaft Obere Herrngasse 11
Mieter/Mitbewohner: Ella Wundt, Rentnerin; Natalie Wundt, Kinderlehrerin
Im Haus befinden sich Küferwerkstätte und Brennerei
1932: als Besitzer genannt: Friedrich Ebert, Küfermeister, wohnhaft Obere Herrngasse 11
Mieter/Mitbewohner: Ella Wundt, Rentnerin; Natalie Wundt, Rentnerin
Im Haus befinden sich Küferwerkstätte und Brennerei
1938: [als Besitzer genannt: Friedrich Ebert, Küfermeister, wohnhaft Obere Herrngasse 11]
Mieter/Mitbewohner: Wilhelm Dietrich, Sattler und Tapezierer
1956: als Bewohner genannt: Marie Dietrich, Hausfrau; Wilhelm Dietrich, Angestellter; Elise Südmersen, Angestellte; Wolfgang Südmersen, Angestellter
Befunde aus Bauforschung
Holzteile aus dem 16. Jahrhundert, dendrochronologisch datiert auf 16. Jhrdt. (StadtA Schwäb. Hall BF 74)
Gerüst gefügekundlich datiert. (BF Lohrum/Bleyer)
Beschreibungen
historische Beschreibungen
1687/1695: "...sambt demjenigen Nebenbäule drahn, so hiebevor eine Scheuer gewesen..."
1764: (Inventur E. C. Engelhardt): "... nebst einem Neben Gebäu, so hiebevor eine Scheuren geweßen, beede gültfrey..."
1767 (Inventur A. M. Bonhöffer): "Eine Behaußung in der Obern Herrn Gaßen, zwischen Herrn Raths Secretarii Engelhardts Behausung und dem Gäßle, lt. Contr. d. d. 9ten April 1765 von Hern Raths Secretario erkaufft."
1824: (Verkauf OG an J.G. Kreiselmayer): "Eine Behaußung in der obern Herrngasse, bestehend in einem Wohnzimmer und einem Schlafkabinet, einem geräumigen Thennen, in welchem eine auf Latten verschlagene Küche befindlich, Einem Anbäulen mit einem gewölbten Keller darhinter und einer Holzlege darunter ... Gehört der steinene Stok des erkauften Haußes den Besizern des nebenliegenden Haußes Maurermeister Graf u. Bek Mebus eigenthümlich, welche solchen auch gemeinschaftlich zu erhalten haben. ... ist Käufer nicht schuldig zu gestatten, daß Maurermeister Graf, wie es früher zu geschehen pflegte, in dem unter dem erkauften Hauß befindlichen Stalle Kalk abzulöschen. ... Wennn von dem Dach des Maurermeister Graf'schen Haußes ein Ziegel auf das Dach des Käufers falle und dort Schaden anrichtet, so muß solchen der Besizer des Graf'schen Hauses ersezen. ... Da Käufer die auf die Altane führende Thüre hat zumauern lassen, so hat derselbe das Recht, wenn auf der Seite gegen der Altane etwas an seinem Hauße fehlt, durch die Stube des Maurermeisters Graf, oder wer solche besizt, auf die Altane zu gehen, Materialien zu einem Bauwesen dürfen jedoch nicht durch solche getragen werden,sondenr müssen von dem Höflen aus hinauf geschafft werden."
1827: ein Wohnhaus mit 7,6 Ruten Grundfläche
nach 1841 (Güterbuch 1 - unterer Stock): "7,6 Rthn VIII 62 ad 1/2te den untern Stockvon einem 2stokigten Wohnhaus in der obern Herrn Gasse neben sich selbst und der Staffel, woran Zimmermann Greiselmayer den obern Theil besizt, worinn die Küferwerkstätte und Brandweinbrennerei eingerichtet ist."
nach 1841 (Güterbuch 1 - oberer Stock): "7,6 Rthn VIII 62 ad 1/2te den obern Stok eines 2stokigten Hauses in der obern Herrngsse, wovon Küfer Wagner den untern Stok besizt, neben Heinrich Röhler und der Staffel ... Vom Privet dieses Hauses führt der Schlauch in die in dem untern Haus befindliche Dunglege des Küfer Wagner, wohin sich ebenfalls die Gußstein-Rinne ergiest. Der Besizer des Hauses VIII 61 [Obere Herrngasse 11] muß den Durchgang durch seine Stube gestatten, wenn auf der Seite der Altane etwas gebaut werden muß, jedoch nicht für die Baumaterialien, welch im Hoefle heraufgeschafft werden."
1872 (Güterbuch 16): "ein zweistockiges Wohnhaus in der oberen Herrngasse, neben sich selbst und der Staffel, worin die Küferwerkstatt und Branntweinbrennerei eingerichtet."
Einträge in den Denkmallisten
Wohnhaus des Ratsherrn Engelhardt, Fachwerkbau mit Altane, Zierfachwerk, Sandsteinbrüstung, Wappenkartuschen, bez. 1578 bzw. 1688. Eingetragen in das Landesverzeichnis der Baudenkmale in Württemberg seit 08. Oktober 1925. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 344)
Obere Herrngasse 13 (Flst.Nr. 0-8/7, 0-8/8) Sog. Engelhardt-Haus. Fachwerk-Wohnhaus mit Altane, Zierfachwerk, Sandsteinbrüstung und Wappenkartuschen. bez. 1578 bzw. 1688.§ 28 ( aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)
Quellen
Archivalien:
- 4/668 (Kaufbuch 1694-1697), Bl. 194a; 14/3055 (Inventur E. C. Engelhardt 1764); 14/3203 (Inventur der A. M. Bonhöffer, 1767); 18/2707 (Realteilung J. Wagner, 1867/68); 19/826 (Güterbuch 1), S. 246, 261; 19/841 (Güterbuch 16), S. 273; 19/1008 (Kaufbuch 1824-1825), Nr. 7/1825; 19/1021 (Kaufbuch 1840-1841), Bl. 312; 19/1027 (Kaufbuch 1854-1856),Bl. 245b; 19/1038 (Kaufbuch 19). S. 440.
Literatur:
- Adressbücher 1886-1956