Haller Häuserlexikon – Primärkataster-Nr.

Unterlimpurger Straße 88/1 - ehem. Heller'sche Mühle

Adresse: Unterlimpurger Straße 88/1
Primärkatasternummer: 119
Besitzer: 1827
Kneller, Johann Andreas, Mahlmüllers Witwe


Besitzerliste

Eine Mühle zu Unterlimpurg wird zum ersten Mal 1278 erwähnt (Pietsch, N 84). 1374 wird der Müller auf der "Storenmühle" zu Unterlimpurg als Gutachter bei der Teilung der Dorfmühle in Schwäbisch Hall zugezogen (Pietsch, U 576).

 

1541 verkaufte die Stadt Schwäbisch Hall die Mahl- und Sägmühle in Unterlimpurg (die sie im selben Jahr von Schenk Erasmus von Limpurg erworben hatte) (StadtA Schwäb. Hall 5/402) an Hans Wernher, Bürger und Müller zu Schwäbisch Hall. Kaufpreis waren 1.350 Gulden. (StadtA Schwäb. Hall 13/1537).

 

Besitzerliste nach den Gültabrechnungsbüchern des Amtes Schlicht der Reichsstadt Schwäbisch Hall 1602-1802

 

Mahl-, Säg- und Ölmühle

 

Ehefrau des Christoph Speltacher, 1602 (Ölmühle neu gebaut)

Christoph Speltacher, 1620

Melchior Weiß, 1636

Caspar Kochendörfer, 1641 (behält nach 1656 die Säg- und Ölmühle bis zu seinem Tod)

Lienhard Kochendörfer, 14.5.1656 (nur die Mahlmühle)

Maria Magdalena Kochendörfer, Witwe des Lienhard Kochendörfer, 1660

Caspar Kochendörfer, 8.11.1666

Jacob Wolff, Müller, 30.3.1668

Caspar Kochendörfer, Mitglied des Inneren Rates, 9.9.1671

Jerg Engel, 15.12.1676

Jörg Michael Engel, 21.9. 1699

 

Mahlmühle

 

Johann Andreas Engel, 24.4.1732

Catharina Rosina Schwenold, Ehefrau des Johann Schwenold, 23.7.1754

David Friedrich Engel, 4.2.1772

Johann Conrad Hedinger, 6.12.1786 erworben für 6.800 Gulden

Johann Andreas Kneller, 17.9.1798 erworben für 7.200 Gulden

die Witwe des Johann Andreas Kneller, 17.1.1811

 

Säg- und Ölmühle

 

Maria Elisabetha Engel (Mutter des Johann Andreas Engel), 24.4.1732

Christoph David Schmid, 4.3.1755 erworben für 1.800 Gulden

der Sohn David Friedrich Schmid, 13.12.1791 erworben für 2.600 Gulden

 

 

 

1640 verkaufte Melchior Weiß, Müller zu Unterlimpurg, die Mahl-, Säg- und Ölmühle an caspar Kochendörfer, Bäcker, für 3.600 Gulden. (StadtA Schwäb. Hall 4/656, fol. 138R)

 

1699 kaufte Georg Michael Engel, Mahlmüller, die Mahl-, Säg- und Ölmühle in Unterlimpurg für 3.160 Gulden aus dem Nachlass seines Vaters Georg Engel. (StadtA Schwäb. Hall 4/669, fol. 140R-142V)

 

1727 nach dem Tod des Georg Michael Engel verpachteten die Witwe und die Kinder zweiter Ehe die ihnen zugefallene Mahlmühle auf sechs Jahre an Johann Heinrich Weidner, Bäcker zu Unterlimpurg. Da die Kundschaft gänzlich verloren gegangen war und an der Mühle vieles zu reparieren anstand, musste Weidner erst ab Pfingsten Pacht bezahlen, während er schon ab 28. April 1727 die Mühle betreiben durfte. (StadtA Schwäb. Hall 4/678, fol. 156R-158V)

 

 

1732 wurde die Öl- und Sägmühle an Johann Heinrich Schmid verkauft, dessen Sohn Christoph David Schmid übernahm sie 1754 für 1.800 Gulden. Disem folgte David Friedrich Schmid, dann Friedrich Heinrich Leonhard und schließlich Johann Georg Pröllochs. (StadtA Schwäb. Hall 4/1544, fol. 683R)

 

 

1798 erwarb Johann Andreas Kneller die Mahlmühle für 8.115 Gulden.

 

1827: Kneller, Johann Andreas, Mahlmüllers Witwe

 

1831 verkaufte Maria Margaretha Kneller, Witwe des Johann Andreas Kneller, Mahlmüller, ihre Mühle mit vier Mahl- und einem Gerbgang an ihre Enkelin Susanna Catharina Weidner, Tochter des Georg David Weidner, Bäcker, und deren Bräutigam Philipp Jacob Dittis aus Großgartach bei Heilbronn. Der Kaufpreis betrug 9.000 Gulden. (StadtA Schwäb. Hall 19/1013, fol. 60R-64R)

 

1841 bestand in Unterlimpurg eine Sägmühle mit Gipsmühle und Hanfreibe (im Besitz von Georg Christoph Oesterlin) und eine Mühlmühle (mit 4 Mahl- und 1 Gerbgang) (im Besitz von Philipp Jacob Dittis).

 

Die Sägmühle samt Zubehör hatte vor 1845 Johann Georg Pröllochs gehört, der in diesem Jahr an seinen ehemaligen Schwiegersohn Bäcker Georg Christoph Oesterlin verkaufte. Der Kaufpreis betrug 13.000 Gulden. (StadtA Schwäb. Hall 19/1023, fol. 220R-225V). 1861 ging sie um 13.400 Gulden an Friedrich Frasch, Schultheiß zu Baiersbronn. (StadtA Schwäb. Hall 19/1029, fol. 147R-149R). (Dessen Sohn ?) Johann Frasch machte 1867 Konkurs, sein Grundbsitz ging an Friedrich Renner, Stärkefabrikant. (StadtA Schwäb. Hall 19/1034, S. 239-246). Renner verkaufte 1871 weiter an Georg (eigentlich: Gottlob) Schiedt, Kunstmüller.

 

Friedrich Renner, Stärkefabrikant, hatte zunächst einen Kaufvertrag mit Conrad Wacker und Conrad Kirchdörfer abgeschlossen, der aber nicht zustande kam. Am 29. August 1871 verkaufte er an Gottlob Schiedt, Kunstmühlenbesitzer. Dieser Verkauf umfasste ein Wohnhaus (PKN 117) samt Waschhaus, ein weiteres Wohnhaus (PKN 118a) samt einer Scheuer, eine Sägmühle, Gipsmühle und Hanfreibe (PKN 119b), ein Bretterhaus und ein Gebäude mit einer Gipsstampfe (PKN 118b) sowie den zugehörigen Hofraum. Mitverkauft wurde auch das sog. hällische Türmle, das als Wohnhaus eingerichtet war, an der Haalsteige (PKN 910) sowie Gärten und Wiesen. Inbegriffen war auch die Wasserkunst der Sägmühle. Der Kaufpreis betrug 16.000 Gulden. (StadtA Schwäb. Hall 19/1037, S. 710-727)

 

Die Mahlmühle war 1841 neu erbaut worden und gehörte Philipp Jacob Dittis, Mahlmüller, dem der zweite Mann seiner Witwe Johann Georg Ehrhardt folgte. 1861 wurde die Mahlmühle aus der Erbmasse der Ehefrau des Johann Georg Ehrhardt für 21.050 Gulden an Johann Albrecht Philipp Michael Frasch, Sägmüller, verkauft (StadtA Schwäb. Hall 19/1029, fol. 223R-226V), ging aber schon 1862 an Gottlob Schiedt aus Neckarrems. Der Kaufpreis 1862 betrug 22.250 Gulden. (StadtA Schwäb. Hall 19/1030, fol. 92V-97V)

 

Seit 1871/1872 besaß also Gottlob Schiedt beide Mühlen, er machte 1886 Konkurs, der Konkursverwalter verkaufte den gesamten Besitz 1886 an Wilhelm Heller. Aus der Sägmühle wurde ein Magazinbau. Heller besaß das Anwesen noch im Jahre 1903 bei der Umschreibung ins Grundbuch.

 

Wilhelm Heller war vorher Kaufmann in Beutelsbach (Oberamt Schorndorf) gewesen. Für den Kauf bürgte Max Maier, Landesproduktenhändler in Heilbronn. Heller erwarb:

- ein drei- bzw. zweistockiges Wohnhaus (PKN 117) mit einem doppelten Verbindungsgang zur Kunstmühle, samt sieben Gasflammen und Wasserleitung,

- ein zweistöckiges Wohnhaus (PKN 118a),

- ein einstöckiges Wohnhaus an der Haalsteige (PKN 117a),

- ein einstöckiges Gipsmühlengebäude (PKN 118b),

- einen einstöckigen Wagenschuppen (PKN 118c),

- ein zweistöckiges Kunstmühlengbeäude mit dreistöckigem Anbau samt Radstube (PKN 119),

- Hofraum und ein Waschhaus samt Backhaus (PKN 119a),

- eine zweistöckige Sägmühle samt Blockbrücke (PKN 119b),

- eine zweistöckige Scheuer (PKN 120),

- einen Schweinestall samt Hofraum (PKN 120a),

- die Hälfte eines Kellers unter Haus PKN 115,

- dazu Gärten und Wiesen

- und die Wasserkraft.

Der Kaufpreis betrug 46.200 Mark. (StadtA Schwäb. Hall 19/1051, S. 118-128)

Beschreibungen

1850 kam eine Vereinbarung mit der Königlichen Floßinspektion Comburg zustande, dem zufolge die Haller Sägmüller (also auch Oesterlin) den herrschaftlichen Holrechen mitbenutzen durften, wenn sie jedes Floß vorher anzeigten, woraufhin dann die Floßinspektion den Rechen einsetzen und später auch wieder ausheben wollte. Durch dias Aufhalten der Sägblöcke durfte der Durchlass des herrschaftlichen Scheiterholzes am Steinernen Steg nicht gefährdet werden. Für die Benutzung des Rechens mussten die Sägmüller 9 Gulden im Jahr an die Salinenkasse bezahlen. (StadtA Schwäb. Hall 19/829, S. 372B und C)

Quellen

StadtA Schwäb. Hall 19/829, S. 372-372C; 19/833, S. 550-552; 19/839, S. 423f; 19/842, S. 954-958.

StadtA Schwäb. Hall 4/1544, fol. 683V-R.

StadtA Schwäb. Hall 4/1705, fol. 147R; 4/1706, fol. 3V; 4/1707, fol. 259V; 4/1708, fol. 28V; 4/1709, fol. 69V; 4/1710, fol. 69R; 4/1711, fol. 69R; 4/1713, fol. 69R; 4/1714, fol. 69R; 4/1715, fol. 69R; 4/1716, fol. 69R; 4/1717, fol. 69R; 4/1718, fol. 69R; 4/1719, fol. 69R; 4/1720, fol. 69R