Haller Häuserlexikon – Primärkataster-Nr.

Zollhüttengasse 7

Adresse: Zollhüttengasse 7
Primärkatasternummer: 622
Besitzer: 1827
Bauer, Johann Peter, Maurer


Besitzerliste

1695: Georg Simon Küderer erbt oder kauft für 180 Gulden die Behausung (1 Bewohnung und 1 Hofraitlin, darin 1 Scheuer ). Sie gültet 16 Schilling 1 Heller in St. MichaelsPflege Vorgeld. Im Namen seines Eheweibs als einziger Küdererstochter und Erbin geht sie auf dessen Tochtermann Georg Jacob Böltz, Bürger im Steigenhaus ( Steigwegs-Gut ) über ( "von der Zollhütte herab 1 Scheuer und eine Hofraite links, 1 Bewohnung rechts" ).

1767:  Das Anwesen befindet sich im Besitz von Georg Jacob Böltz.

1779: Nach dem Tod von Georg Jacob Böltz verkaufen die Kinder und Erben die Scheuer und die Hofraite ("jenseit Kochers gegen die Zollhütte hinauf zwischen David Hermanns,Bronnenknechts,und Hans Melchior Wolfen,Taglöhners, Häusern gelegene gültfreie Scheuren samt einer vornen bis an die Straßen gehenden Hofraiten oder dermalig leeren Platz und wieder einem Platz hinter der Scheuren wo jetzo ein Gärtlen stehet" , KBr.v.4.3.1779) an Georg Michael Geyer, Bürger, Steinhauer und Maurermeister für 288 Gulden.

1780: Die Erben von Georg Jacob Böltz verkaufen die Bewohnung (das zwischen Feldrichter und Ochsenwirt Dötschmanns Garten und Bärenwirt Reizens Scheuren gelegene Haus, KBr.v. 16.2.1780) an Johann Joseph Bauer, angehender Beisitzer, Gemeindehirt zu Gelbingen, jetzt Schutzverwandter für 300 Gulden.

1780: Johann Christoph Härpfer, Beck, kauft den Keller unter diesem Haus für 85 Gulden. Der Keller bleibt besitzmäßig bis ins 20. Jahrhundert vom
Haus getrennt. Er befindet sich 1827 im Besitz von Gottfried Günther, Stadtrat.

1781: Das Haus wird für 275 Gulden von Ludwig Ellinger, Beisitzer, gekauft. Johann Josef Bauer zieht es jedoch wieder an sich, da es nicht bezahlt wurde.

1804: Johann Josef Bauer, Beisitzer, verkauft an seinen Sohn Johann Michael Bauer, Maurergesell, die Hälfte der Behausung ( "jenseit Kochens, zwischen Ochsenwirt Dötschmann und Bärenwirt Flurer, stößt vorne auf die Straße, hinten auf Ochsenwirt Dötschmanns Garten. Die ganze Behausung gültet der ehemaligen Michaelispfleg mit 16 Schilling 1 Heller
Vorgeld") und 1 Morgen Grasrain in der Eichelhalden Gelbinger Markung
für 640 Gulden ( KBr. v. 8.6.1804).
"Die Hälfte des Hauses besteht in der vordersten Stuben,Stubenkammer,gemeinschaftlich Küche, Backofen und Waschhöfelein, die Hälfte von dem Stall, Tenne, Keller und von den 2 Tachböden, und überhaupt erhält  Käufer die Hälfte von diesem Haus. Was hingegen die WiederEinrichtung der hintern Stuben anbetrifft, ist Verkäufer angehalten, den Ofen allein anzuschaffen und herzustellen, das übrige zu dieser Einrichtung nötige aber, sowie die Reparationen der gemeinschaftlich besitzenden Stücke leiden beide miteinander."
Die andere Hälfte des Hauses gehört Johann Josef Bauer und Johann Peter Bauer, einem weiteren Sohn.

1815: Die Witwe Josef Bauers, Anna Barbara Bauerin, verkauft die andere Hälfte des Hauses und einen Weinberg an ihren Sohn Johann Peter Bauer, Maurergesell, für 300 Gulden. (" Anna Barbara Bauerin, Johann Joseph Bauers allhier Witwe, unter Beistand ihres Kriegsvogts Wilhelm Jaekle in Unterlimpurg, verkauft an ihren Sohn ...  1/2 Behausung jenseit Kochens, wovon Melchior ( vermutl. Michael, Anm. des Verf.) Bauer, Maurersgesell, die andre Hälfte besitzt, zwischen Bärenwirts Fluhrer Scheune und Ochsenwirt Dentelins Garten liegend, zur Michaels-Pfleeg Vorgeld gültbar, ferner 3 Morgen 10 Ruten Weinberg im Wettbach") Die Verkäuferin behält sich lebenslänglich freien Sitz in der vorderen Stube vor. ( KBr. v. 18.4.1815; da die Verkäuferin nicht schreiben kann, von ihr mit 3 Kreuzen gezeichnet ).

1817: Johann Michael Bauer verkauft an seinen Bruder Johann Peter Bauer, beide Maurergesellen, seine Hälfte von Stallung und Futterkammer nebst einem Streueck für 34 Gulden ( KBr. v. 21.9.1817 ).

1827 (Primärkataster): Bauer, Johann Peter, Maurer (Stadtrath Günther besitzt den Keller im Haus) (Die Scheuer Bernhard David Wieland, Salinenschmied mit Bauer gemeinschaftlich)

1828: Johann Peter Bauer kauft von seinem Bruder Johann Michael Bauer und seiner Ehefrau deren Haushälfte. Somit ist nun das ganze Haus in seinem Besitz. (Beschreibung: Ein zweistöckiges Wohnhaus mit Stallung, gewölbtem Keller- Wohnhaus 9,4 Ruten - und 0,4 Ruten Traufrecht, in der Zollhüttengasse neben Bärenwirt Hasenmaier und Ochsenwirt Groß )
( Brandversicherungsanschlag 1843: 200 Gulden )
Zeitweilig gehört eine Scheuer bzw. eine Scheunenhälfte bei der Zollhütte an der Stadtmauer zum Haus, die Johann Peter Bauer 1825 kauft und 1847 wieder verkauft ( 3,1 Ruten ). Scheuer gemeinschaftlich mit Bernhard David Wieland, Salinenschmied.

1853/54: Johann Peter Bauer verkauft das Haus an Johann Friedrich Seiferheld ( Haalschreiber ).  Es wechselt in den folgenden Jahrzehnten häufig den Besitzer.

1855: Der Keller wird an Georg Schumm, Bäcker, im gleichen Jahr noch an Christian Friedrich Bär, Kaufmann, verkauft. und von dessen Witwe .

1857:  Das Haus geht für 250 Gulden an Johann Carl Scheu. 

1858: Christian Friedrich Bärs Witwe verkauft den Keller an Johann Tobias Lober, Bäcker. 

1860:  Johann Röser ( Fabrikarbeiter, Viehhalter und Taglöhner ), kauft das Haus für 400 Gulden. 

1873/74: Erworben von Andreas Frank ( Schreiner ).
(Brandversicherungs-Anschlag 1200 Gulden, gemeint 200 ?, Anm. d. Verf.)

1876: Das Haus wird aus der Gant(Konkurs)Masse gekauft von Friedrich Heim ( Oberamtspfleger ). Hausfläche 77 m2, Traufrecht 3m2.
Oberhalb des Kellers, der Bäcker Lober gehört, darf nie ein Viehstall, Abtritt, Dunggrube oder eine ähnliche dem Keller nachteilige Einrichtung getroffen werden.) ( BrandVers.Anschlag: 6300 Mark )

1878: Friedrich Heim vererbt das Haus an Paul Oechsles (Kaufmann) Frau.

1882: Paul Oechsles Frau verkauft das Haus für 7500 Mark an Christian Martin Riekert ( Sattlermeister). Das Haus bleibt bis 1928 in seinem bzw. seiner Witwe Lisette Riekerts Besitz.( 1928: Sattlerei und Lederwarengeschäft )

1902:  Johann Tobias Lober verkauft den Keller an Friedrich Lober, Bäcker, und dessen Braut Rosine Bühle.

Vermutlich 1928: geht das Haus ber an Wilhelm Lamm (Flaschnermeister) und dient als Flaschnerei und Haushaltswarengeschäft.

1976: wird es noch verzeichnet unter" Gertrud Lamm, Haus-und Küchengeräte".

2000: Gertrud Lamm wird noch als Bewohnerin des Hauses genannt.

Als Bewohner werden in den Einwohner- und Adressbüchern geführt:
1886: Rieckert, Martin, Sattler; Elser, Wilhelm , Schneider ; Gsand, Christine, Krankenwärterin ; Roth, Wilhelm, Privatier.
1890: Riekert, Martin, Sattler; Böhm, Georg, Taglöhner; Müller, Johann, Schleifer.
1894: Riekert, Martin, Sattler; Idler, August, Schlosser, ledig; Kraft, Friedrich, Schneider.
1901: Riekert, Martin, Sattlermeister; Weber, Gottlieb, Fuhrmann; Hofmann, Rosine, Taglöhners Witwe.
1910: Riekert, Martin, Sattler; Hoffmann, Rosine, Fabrikarbeiterin;  Röck, Karoline, Schleifers Witwe.
1920: Riekert, Martin, Sattlermeister; Hofmann, Rosine, Arbeiterin.
1928: Riekert,Lisette, Sattlers Witwe; Riekert, Friedrich, Sattler und Tapezierer.
1932: Lamm, Wilhelm, Flaschnermeister. ( Flaschnerei und Laden )
1938: Lamm, Wilhelm ( Flaschnerei und Laden ); Lamm, Gertrud; Schöller, Hermann, Flaschner.
1950: Lamm, Wilhelm, Flaschnermeister; Lamm, Emma, Hausfrau; Lamm, Gertrud, Haustochter.
1956: Lamm, Wilhelm, Flaschnermeister ( Haus-und Küchengeräte W. Lamm ); Lamm, Gertrud.
1961: Lamm, Wilhelm ( Flaschnerei und Haushaltswarengeschäft ); Lamm, Gertrud.
1973: Lamm, Wilhelm; Lamm, Gertrud.
1976: Lamm, Gertrud ( Haus-und Küchengeräte ).
1984- 2000: Lamm, Gertrud.
2003: ( kein Eintrag )

Befunde aus Bauforschung

Holzteile aus dem 14. Jahrhundert, dendrochronologisch datiert auf 1340/1341. (StadtA Schwäb. Hall BF 72)

Keller keine Daten. (StadtA Schwäb. Hall BF 30)

Dach dendrochronologisch datiert auf 1340/41. (BF Lohrum/Bleyer)

Als Ständerbau errichtet, Rest eines durchgehenden Ständers auf der Westseite sichtbar. Urspr. Nutzung als Wohnhaus unsicher.

Beschreibungen

1827: Wohnhaus mit 9,3 Ruten, Traufrecht 0,4, Scheuer 3,1 Ruten (gemeinschaftlich mit Wieland, Bernhard David, Salinenschmied), insgesamt 12,8 Ruten Grundfläche

 

Zollhüttengasse 7 (Flst.Nr. 0-291/4). Wohnhaus. Mittelalterliches, giebelständiges Gebäude, 1341 (d). § 2 (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

Besonderheiten

Auf dem Grundstück wurden die Reste mehrerer Brennöfen und einer Grube mit Ziegelresten aus der Zeit um 1200 gefunden. In zwei der Brennöfen wurden Ziegel hergestellt, in zwei anderen Gefäße. Die in der Grube gefundenen Ziegel waren Fehlbrände sog. Hohlziegel, die im 13. Jahrhundert hergestellt wurden. Biberschwänze wurden erst später produziert. Lehmgruben befanden sich in unmittelbarer Nachbarschaft. Um 1400 wurden die Brennöfen aufgegeben und die Ziegelei aus der Stadt ausgelagert.

Quellen

Literatur:

  • Hall 1156. Die staufische Stadt, Schwäbisch Hall 2007, S. 21