Gebäudeverzeichnis

Im Haal 14 - Volks- und Mädchenschule: Zentrales Schulgebäude für alle Haller Kinder

Adresse: Im Haal 14
Primärkatasternummer: keine
Besitzer: 1827


Besitzerliste

1891: In Folge der Durchführung des Komplex-Ablösungsgesetzes von 1865 und der Ausscheidung des kirchlichen Vermögens an die Stadtgemeinde übertragen.

Haustafel

Das junge württembergische Königreich regelte die Schulbildung mit neuen Gesetzen und Verordnungen – und auch mit Zuschüssen. 1838 baute die Stadt Hall daraufhin ein modernes Schulhaus mit zwei getrennten Eingängen für Buben und Mädchen ganz nach der damaligen Vorstellung. Heute noch findet hier Unterricht statt, jetzt aber für Erwachsene und nicht mehr getrennt nach Geschlechtern!

Beschreibungen

Die ehemalige Volks- und Mädchenschule entstand 1835-38 und gehört, neben dem alten Gymnasium an der Michaelskirche, zu den ältesten noch erhaltenen Schulhäusern der Stadt. Das äußere Erscheinungsbild ist trotz der Dachgeschossausbauten (von 1940) und rückwärtigen Anbauten (1955) wenig gestört. Die südliche Haupt- und Eingangsseite der Schule ist als dreiflügelige Anlage konzipiert. Der Bau stellt einen anschaulichen Zeugen der Schulbauten im 19. Jahrhundert dar. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 229)

Im Haal 14 (Flst.Nr. 0-1, 0-1/1). Ehem. Volks- und Mädchenschule, 1835-38 erbaut. Ältestes noch erhaltenes Schulhaus der Stadt. Äußeres Erscheinungsbild wenig gestört (Aus- und Anbauten 1940 und 1955). § 2. (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

Besonderheiten

In der Ausstellung "Katechismus, Nähzeug, Büchermappe" 2002 wurde auch die Mädchenschule im Haal beschrieben:
1855: Mit der privaten Töchterschule beginnt die höhere Mädchenbildung

Der Zugang zu Gymnasien und Realanstalten ist Mädchen im 19. Jahrhundert verschlossen. Wie an vielen anderen Orten gründen auch in Hall Honoratioren auf eigene Kosten eine private höhere Töchterschule. Den Mädchen soll „eine echt weibliche und zugleich den Anforderungen der Gegenwart entsprechende Bildung“ vermittelt werden. 1855 beginnt die Einrichtung mit 59 Schülerinnen im Alter von sechs bis 16 Jahren in vier Klassen. Zwei Lehrerinnen und drei Lehrer unterrichten außer den Fächern der Volksschule Geschichte und Weltkunde, Zeichnen, Deutsch, Französisch, Englisch, Turnen und Handarbeiten.

Fast zwanzig Jahre nach ihrer Gründung übernimmt die Stadt die gut besuchte Bildungsanstalt und wandelt sie 1878 in eine sechsklassige Höhere Mädchenschule um. Erst 1903 werden die Lehrkräfte der Höheren Mädchenschulen denen der Knabenschulen gleichgestellt. Ab 1907 können die Absolventinnen nach Abschluss- und Aufnahmeprüfung in eine höhere Knabenschule eintreten, um dort die Studienreife zu erlangen.

Ein neuer Lehrplan, der auch mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht vorsieht, bringt 1914 in Württemberg die Mädchenrealschulen. In Hall nimmt die Schülerinnenzahl bis 1921 stark zu, sinkt dann aber in der wirtschaftlich schwierigen Zeit auf ein Drittel ab. Immer mehr Mädchen jedoch legen anschließend im Realgymnasium für Jungen die Reifeprüfung ab.

1938 wird die Mädchenrealschule zur Oberschule für Mädchen ausgebaut; die Klassen 6 bis 8 sind in zwei Züge aufgeteilt. 16 Schülerinnen bestehen 1940 die Reifeprüfung: zwölf im hauswirtschaftlichen Zug, vier im sprachlichen. Mädchen dürfen weiterhin das Jungengymnasium besuchen, allerdings nicht den mathematisch-naturwissenschaftlichen Zug. Im letzten Kriegsjahr wird zum ersten Mal eine Frau Schulleiterin, und ein überwiegend weibliches Kollegium mit der Direktorin Elvira Roeder erlebt 1949 die Umwandlung der Schule in ein vollgültiges Gymnasium. 1974 zieht es ins Schulzentrum West und steht nun auch Jungen offen.

Aus: Ulrike Marski (Hrsg.), Katechismus, Nähzeug, Büchermappe. Weibliche Bildungswege in Schwäbisch Hall. Broschüre zur gleichnamigen Ausstellung. Schwäbisch Hall 2002, S. 17

Quellen

Archivalien:

  • StadtA SHA 19/837 (Güterbuch 12), S. 310