Gebäudeverzeichnis

Klingenweg 8 und 8/1 (ehem. Badhaus)

Adresse: Klingenweg 8 und 8/1 (ehem. Badhaus)
Primärkatasternummer: 94
Besitzer: 1827
Weidenbach, Johann Georg; Hübner, Georg Michael; Steiner, Johann Gottlieb, Witwe


Besitzerliste

Im Gebäude Klingenweg 8 (und auch im Nachbarhaus Klingenweg 7) befand sich das Unterlimpurger Bad.

Das Badhaus wird 1541 im Vertrag über den Verkauf von Unterlimpurg an die Reichsstadt Schwäbisch Hall erwähnt. Damals befand es sich im Besitz von Peter Neubeckh, der sich auch 1554 nioch einmal nachweisen lässt.

1578 war er verstorben, denn in diesem Jahr beklagte sich die Gemeinde Unterlimpurg, dass die Baderin, also wohl seine Witwe, den Betrieb der Badstube eingestellt habe. Dies sei der Gemeinde sehr nachteilig, denn sie müssten nun "ausländische" Bäder (d.h. solche in Hall oder Steinbach) besuchen und außerdem sei es gefährlich für die kleinen Kinder, die man im Winter weit tragen müsse. (StadtA Schwäb. Hall 10/72)

1585 verkaufte Anna Neubeck, Peters Witwe, die Badstube an ihren Sohn Jörg Neubeck. (StadtA Schwäb. Hall 13/8)

1609 wird Jerg Sontag als Bader in Unterlimpurg genannt. (StadtA Schwäb. Hall 10/403)

Ab 1618 gehörte das Bad in Unterlimpurg Hans Morstein. Er war in Steinbach als Sohn des dortigen Baders Tiburtius Morstein ca. 1576 geboren - und evangelisch erzogen worden. Das ging zu diesem Zeitpunkt noch: die konfessionellen Grenzn hatten sich noch nicht so verhärtet, wie wenige Jahrzehnte später. Morstein hatte das Handwerk bei seinem Vater gelernt und war dann elf Jahre lang gewandert. In Unterlimpurg wirkte er bis 1673, d.h. bis zu seinem Tod mit 97 Jahren und 5 Monaten. (StadtA Schwäb. Hall 2/86, fol. 134R-135V)

1669 gab es eine Auseinandersetzung zwischen Morstein und der Gemeinde Unterlimpurg. Der Bader entnahm nach Meinung der Gemeinde zu viel Wasser, das ihr in Zeiten mit Wasserknappheit dann fehlte. Morstein behauptete, das Recht zur Wasserentnahme zu haben, die entsprechenden Dokumente seien aber im Dreißigjährigen Krieg verloren gegangen. Die Gemeinde lud ihn vor und sprach ihm, als er nicht erschien, das Recht, Wasser zu entnehmen, ab. Vor dem Rat der Reichsstadt wurde dann ein Kompromiss gefunden. Morstein sollte in Zukunft das Wasser nur noch bei Nacht sammeln, bei Tag aber zusätzliches Wasser aus dem Kocher holen lassen. Da der Bader nicht über genügend Gefäße verfügte, sollte er sich diese ausleihen. (StadtA Schwäb. Hall 4/1734, fol. 24R-26R)

1673 übernahm Hans Martin Morstein das Bad von seinem Vater. Er war 1640 geboren, hatte Lesen, Schreiben, Rechnen und den Katechismus gelernt, war bei seinem Vater in die Lehre gegangen und 15 Jahre lang gewandert: in Sachsen, Polen, Ungarn und Wien. 1671 heiratete er Maria, die Witwe des "Arztes" Johann Georg Kayser. Nach dem Tod Marias ehelichte er 1707 Anna Barbara Eichele aus Unterweissach. Ansonsten hatte der Unterlimpurger Pfarrer wenig Positives über ihn zu bemerken: Er sei zwar hin und wieder zum Abendmahl gegangen, aber ohne große Besserung. Sein ganzes Leben über sei er ein Gotteslästerer, Schwelger und "Fetzhans" (= Lump) gewesen. Gott aber habe ihm schließlich seine Barmherzigkeit gezeigt, in dem er ihn mit ziemlichen "Leibesbaufälligkeiten" belegt habe, die den Bader zumindest am Schwelgen gehindert hätten. Durch ein "Brustfieber" sei er so "mürbe" geworden, dass er schließlich sogar den Pfarrer holen lassen und seine Sünden erkannt habe. Morstein starb im Alter von 70 Jahren 1710. (StadtA Schwäb. Hall 2/87, S. 36f)

Ein halbes Jahr nach seinem Tod ehelichte seine Witwe Anna Barbara Salomon Lorenz Tortur, der es in Hall nicht lange aushielt und sich schon 1716 als Feldscherer in venezianischen Diensten befand, also Frau, Kind und Bad verlassen hatte. Anna Barbara Tortur starb 1720 als Witwe. (StadtA Schwäb. Hall 13/59 und 14/1929)

Das Bad wurde 1716 von Johann Georg Zinner erworben. (StadtA Schwäb. Hall 14/2556)

Johann Georg Zinner stammte aus Thüringen, hatte in Augsburg und Stuttgart gelernt und sich zunächst in Affaltrach verheiratet. Erst seine zweite Ehe führte ihn 1708 nach Hall, wo er auch noch die dritte und die vierte Ehe schloss. Ohne Ehekonsortin konnte er die Haushaltung nicht bewältigen, wie der Pfarrer verständnisvoll anmerkte. Auch Zinner erfreute sich fortdauernder Gesundheit und starb mit 84 Jahren 1758. (StadtA Schwäb. Hall 2/87, S. 903-906)

Zinner führte einen längeren Prozess gegen seine Nachbarn Michael Dunz und Caspar Fluhrer wegen der Errichtung eines Backofens und eines Waschkessels. Dieser Streit griff so tief in die Persönlichkeitsrechte der drei Beteiligten ein, dass Zinner nicht mehr am Abendmahl teilnahm, weil er mit seinen Kontrahenten keine Gemeinschaft mehr pflegen wollte und weil er nicht versöhnungsbereit war. (StadtA Schwäb. Hall 10/405)

1758 übernahm seine Witwe das Bad. (StadtA Schwäb. Hall 13/869, 14/2880, 14/2855)

Sie heiratete 1760 Johann Joseph Happel, der die Praxis als Bader und Wundarzt weiterführte, aber Anfang der 1770er Jahre in ökonomische Schwierigkeiten geriet und ein Grundstück nach dem nächsten verkaufen musste. (StadtA Schwäb. Hall 14/2905, 14/3282, 13/1177, 13/1247)

1776 schrieb der Rat das Badhaus zum ersten Mal zum Verkauf aus, Happel befand sich mittlerweile in Amerika und hatte Schulden hinterlassen. Es fand sich aber kein Interessent für das Gebäude. Erst 1779 gelang der Verkauf: Das Haus ging an zwei "Schutzverwandte" Jörg Michael Dierolf (das Badhaus) und Andreas Weber (der Anbau), die Badgerechtigkeit wurde von Dierolf separat an Johann Caspar Mannhardt, Bürger und Chirurg zu Unterlimpurg, verkauft. (StadtA Schwäb. Hall 13/1408, 4/742, S. 37-39, 57f)

1827: Weidenbach, Johann Georg, zu 1/3; Hübner, Georg Michael, zu 1/3; Steiner, Johann Gottlieb, Webers Witwe, zu 1/3

Beschreibungen

1827: Wohnhaus mit 10 Ruten, Stallung 2,6, 2 Backofen, Hof 9,8, insgesamt 24,2 Ruten