Gebäudeverzeichnis

Lange Straße 17

Adresse: Lange Straße 17
Primärkatasternummer: 699
Besitzer: 1827
Kolb, Johann Caspar, Steinhauer


Besitzerliste

Bei dem Haus handelte es sich ursprünglich um einen Anteil an einer Scheuer, die um 1712 je zu einem Sechstel Joß Melchior Stigler, Johann David Freudensprung, Albrecht Schmidt, Niklas Geißelbrecht, Jakob Engelhardt und Johann Michael Jung gehörte. Wahrscheinlich war dieser Anteil baulich vom restlichen Gebäude abgetrennt, da in den Beschreibungen abwechselnd von einem Sechstel an der Scheuer oder einem separaten "Scheuerle" die Rede ist.

1730: Der Kaminfeger und Gassenwirt Georg Ludwig Kunzmann verkauft das Sechstel an der Scheuer bzw. das "Scheuerle" an den Zimmermann Johann Georg Trautmann (kein Kaufvertrag auffindbar).

1739: Der Zimmermann Johann Georg Trautmann verkauft am 8. April 1739 ein Sechstel an einer Scheuer jenseits Kochens in der Langen Gasse für 70 Gulden Bargeld an Susanna Elisabetha Arnold, Witwe des Rotgerbers Johann Arnold.

nach 1739: Das Sechstel an der Scheuer bzw. das "Scheuerle" kommt von Susanna Elisabetha Arnold an den Bäcker Georg Adam Stang (kein Kaufvertrag auffindbar).

1766: Heinrich Ludwig Albrecht Stang, Präzeptor der 4. Klasse des Gymnasiums, verkauft als Sohn und Erbe der Christina Margaretha, Witwe des Bäckers Georg Adam Stang, ein Sechstel an einer Scheuer bzw. eine ganze, kleine Scheuer sowie einen Gras- und Baumgarten vor dem Weilertor am 14. November 1766 für 850 Gulden an seine Schwester und Miterbin Christina Elisabetha Sitzler geb. Stang, Ehefrau des Bäckers Johann Gottlieb Sitzler.

1797: Christina Elisabetha Sitzler, Witwe des Johann Gottlieb Sitzler, verkauft am 10. Mai 1797 ihr in der Langen Straße gelegenes Sechstel an einer Scheuer (oder kleines Scheuerlein) für 200 Gulden an Friedrich Gottfried David Majer, Stadthauptmann und Kreis-Marschkommissar,

1798: Friedrich Gottfried David Majer trifft am 29. August 1798 mit Fuhrmann Müller eine Übereinkunft, der zufolge die Rechte zur Mitbenutzung der benachbarten Scheuer (s. unten bei "Beschreibungen") abgelöst und aufgehoben werden. Müller zahlt dafür an Majer einen nicht bezifferten Geldbetrag.

1798: Friedrich Gottfried David Majer verkauft am 18. Dezember 1798 für 287 Gulden ein Sechstel einer Scheuer, in der Langen Gasse zwischen Fuhrmann Müller und Zimmergeselle Brenner gelegen, an den Maurermeister Johann Caspar Kolb.

1827: als Besitzer genannt (Primärkataster): Johann Caspar Kolb, Steinhauer

1945: Nach dem Tod der Besitzerin Emilie Obenland wird das Haus amtlich auf 18.000 RM geschätzt und soll um diesen Preis an Hedwig Roller, die Ehefrau des Bezirksnotars Roller in Mainhardt verkauft werden (Bauakten).

Befunde aus Bauforschung

Keller aus dem 19./20. Jahrhundert. (StadtA Schwäb. Hall BF 14)

Holzteile aus dem 20. Jahrhundert, dendrochronologisch datiert um 1900. (StadtA Schwäb. Hall BF 73)

Befunde aus Bauakten

Anm.: keine älteren Bauakten vorhanden.

1929: Friseurmeister Ernst Horlacher darf ein Werbeschild ("Flachschild") an der Fassade anbringen.

1934: Ernst Horlacher sucht um die Genehmigung nach, ein Glasschild am Haus anbringen zu dürfen.

1938: Das am Friseurgeschäft von Horlacher angebrachte Glasschild "stört infolge seines schlechten Aussehens das Strassenbild" und muss deshalb entfernt werden.

1949: Das Haus wird neu verputzt.

1961: Marie Rühle lässt im 1. Stock ein Badezimmer anbauen, das Haus wird an das städtische Dolennetz angeschlossen.

1969: Der Einbau eines 750-l-Heizöltanks im Keller wird genehmigt.

1992-93: Auf der Hinterseite des Hauses wird ein Balkon an den 1. Stock angebaut, ebenso erfolgt ein Ausbau des 2. Dachgeschosses, eine teilweise Unterkellerung für Heizung, der Einbau einer Gas-Zentralheizung und der Anbau eines Kamins. -

Beschreibungen

1739: "...seinen innegehabt und bishero ruhig beseßenen 1/6theil an der Scheuren Jenseit Kochers in der langen Gaßen, zwischen Hanß Jörg Wüsten und Hanß Michel Trautmanns, Zimmermanns Häußern gelegen, so Gültfrey, daran Johann Peter Horlacher, Metzger, Nicolaus Geiselbrechts Wittib, und Albrecht Schmidts, Metzgers Kinder auch einen Theil haben, mit denen Recht und Gerechtigkeiten, Wie Er solchen Theil von Georg Ludwig Kuntzmann Kaminfegern ao. 1730 Erkauffet und bishero ruhig beseßen hat, und zwar mit diesem Beding, daß Sie Frau Käuferin alß Besitzerin des kleinen Scheuerleins, berechtiget seyn soll, in der großen Scheuren ihr Früchte austreschen, auch so es Regenwetter, ihr Heu hineinführen zu laßen, bies es abgeladen, so ist die Wüstin auch schuldig, das Dach ob ihrem Scheuerlein allein zu erhalten." (Kaufbuch 1739)

1766: "Ein Sechstel oder die kleine Scheuren genannt, jenseits Kochers in der Langen Gaßen an H[errn] 3 König Würth Saltzners große Scheuren und Küefer Johann David Schnerzens Wohnhauß gelegen, mit der rechtl[ichen] Befugnuß, nach dem Inhalt des Kauf Protocolli vom 8ten Apr[il] 1739, daß die Käuferin als nunmehrige Besizerin dießes kl[einen] Scheuerleins ihre Früchter in des benachbarten H[errn] Salzners großer Scheuren austreschen, auch, wann Regenwetter einfiele, ihr Heu bis es abgeladen, hineinführen laßen darf, ingl[eichen] der Schnerz als Hauß Besizer das Dach ob ihrem Scheuerlein allein zu erhalten hat." (Kaufbuch 1766)

1798: "Ihr in der Langen Gaße zwischen Fuhrmann Müllers Scheuren und Zimmergesellen Brenners Wohnhaus gelegenes, gültfreies Sechstel Scheuer ... mit denen Rechten und Gerechtigkeiten, wie solches neuerdings benuzt worden, wobei der Brenner, als ietziger Hausbesizer das Dach ob vorgedachtem Scheuerlein allein zu erhalten hat." (Kaufbuch 1798)

1827: Scheuer mit 11,1 und Traufrecht 0,9, insgesamt 12 Ruten

1842: "Ein zweystökiges Gebäude in der langen Gaße, welches früher zu Wohnung u[nd] Stallung eingerichtet gewesen, von dem Verkäufer aber nur als Scheuer benuzt worden ist, zwischen Kutscher Laidig und Taglöhner Lang, Gültfrei ... Die Gültigkeit des Kaufs ist davon abhängig, daß Käufer wieder eine Wohnung in dem Gebäude einrichten darf, wo nicht so gilt der Kauf nicht." (Kaufbuch 1842)

1861: "Ein kleines Wohnhaus und Scheuer unter einem Dach in der langen Gaße, neben Ochsentreiber Maas, und Zimmermeister Bareis ... Käufer hat bisher das Scheuerle Pachtweise benuzt..." (Kaufbuch 1861).

Besonderheiten

Lebensläufe von Besitzerinnen und Besitzern

Johann Georg Wengert (?-1895)

Der Stadttaglöhner Johann Georg Wengert war mit Eva Maria geb. Horlacher verheiratet. Er starb am 27. Dezember 1895. Seine sieben Kinder lebten größtenteils nicht in Schwäbisch Hall: Georg Karl war Taglöhner in Stuttgart, Rosine  war mit einem Metzger in Zürich verheiratet, Georg Ludwig  arbeitete als Kupferschmied in Konstanz, Luise Rosine lebte als Frau eines Maurers in Zürich, die noch ledige Babette arbeitete als Büglerin ebenfalls in Zürich, Johann Georg war Messingdreher in Offenbach, und lediglich Tobias Gottfried war in Schwäbisch Hall geblieben und arbeitete als Schleifer in der Firma Groß. Die Familie ist somit ein gutes Beispiel für die Abwanderung des 19. Jahrhunderts aus Schwäbisch Hall; da sich die hiesige Industrie nur langsam entwickelte, mussten viele andernorts nach Erwerbsmöglichkeiten suchen.

Quellen

Archivalien:

  • StadtA SHA 4/689 (Kaufbuch 1734-1739), Bl. 303V; 4/685 (Kaufbuch 1762-1768), Bl. 685ff; 4/762 (Kauf-Ratifikationsprotokolle 1797-1798), Bl. 24R, 108R; 4/1544 (Unterpfandsbuch Vorstädte), Bl. 463; 4/1545 (Häuserbuch 1712), S. 170; 18/8364 (Eventualteilung Johann Georg Wengert, 1895)
  • Baurechtsamt SHA, Bauakte Lange Straße 17