Gebäudeverzeichnis

Mauerstraße 5 - Brenzhaus

Adresse: Mauerstraße 5
Primärkatasternummer: keine
Besitzer: 1827


Besitzerliste

März 1968: Der evangelische Gesamtkirchengemeinderat trifft eine Grundsatzentscheidung für den Abbruch des Brenzhauses und die Erstellung eines Neubaus nach Plänen des Architekten Kilpper (Stuttgart). Als Gründe werden Platzmangel und bauliche Mängel genannt.

2008: Einweihung des Brenzhauses nach grundlegender Renovierung und Umgestaltung am 15. Juni 2008.

Haustafel

Evangelische Familienbildung

Schon seit über 100 Jahren steht hier das Brenzhaus der evangelischen Kirche - Bildungsstätte und Sitz karitativer Dienste zum Wohl der Haller Bevölkerung. Der anfängliche Gründerzeitbau wurde 1969 abgebrochen und ein Neubau im nüchternen Stil der Zeit gebaut, vor kurzem modernisiert und umgestaltet. Die Büste des Haller Reformators Johannes Brenz zierte im ersten Brenzhaus den Haupteingang. Sie erinnert noch heute an sein wohltätiges Wirken in der Stadt und in Württemberg.

Befunde aus Bauforschung

Gebäude aus dem 20. Jahrhundert: Brenzhaus. (StadtA Schwäb. Hall BF 73)

Besonderheiten

Im Brenzhaus befand sich eine Nähschule: 

1926: Der Evangelische Frauenverein richtet eine Nähschule ein

Gezielt als Gegenstück zur katholischen Nähschule in Steinbach richtet der Evangelische Frauenverein 1926 in Hall ebenfalls eine Nähschule ein. Die Steinbacher Schule geht auf eine 1868 gegründete „Industrieschule“ zurück und wird von Nonnen des Klosters Reutte geleitet. Der Frauenverein mietet einen Raum im evangelischen Gemeindehaus und besorgt die Nähmaschinen. Als Lehrerin stellen die Frauen eine Diakonisse ein, der sie zu einem Berufsabschluss als Schneiderin verholfen haben. Damit vermeiden sie Schwierigkeiten mit der Zwangsinnung für Damenschneiderinnen, Weißnähterinnen und Stickerinnen.

Die vierteljährlichen kostenpflichtigen Kurse sind für schulentlassene Mädchen gedacht. Anders als in der Frauenarbeitsschule, die als Fachschule gilt, sollen hier Flicken, Wäsche- und Kleidernähen sowie Sticken nur für den Hausgebrauch vermittelt werden. Schon bald ist eine zweite Lehrerin erforderlich, da pro Jahr durchschnittlich mehr als 200 Mädchen zum Unterricht kommen. Vor Beginn wird ein Gebet gesprochen.

Unter den Nationalsozialisten sind die beiden konfessionellen Schulen von der Schließung bedroht. Beide wollen nur aufgeben, wenn die jeweils andere ihren Betrieb einstellt. Die katholische Nähschule, die auch jüdische Mädchen aufnimmt, macht 1937 als erste zu. Man befürchtet, dass die Nähmaschinen beschlagnahmt werden und die Zulassung zur häuslichen Krankenpflege verloren geht. Die evangelische Nähschule existiert als Teil des Kirchenbezirks bis 1944 weiter. Nach Kriegsende setzt sie den Unterricht – erweitert durch Hauswirtschaft und Kochen – fort und wird 1972 zur heute noch bestehenden Familienbildungsstätte.

Aus: Ulrike Marski (Hrsg.), Katechismus, Nähzeug, Büchermappe. Weibliche Bildungswege in Schwäbisch Hall. Broschüre zur gleichnamigen Ausstellung. Schwäbisch Hall 2002, S. 28

Quellen

Literatur:

    • Haller Tagblatt 9.3.1968, S. 8-9 (Nebau)
    • Haller Tagblatt 14.6.2008, S. 42f, 16.6.2008, S. 17 (Renovierung)