Gebäudeverzeichnis

Mauerstraße 9 - ehem. Gastwirtschaft und Bierbrauerei "Zur Glocke"

Adresse: Mauerstraße 9
Primärkatasternummer: 564
Besitzer: 1827
Frizlin, Johann David, Glockenwirt


Besitzerliste

1646: Das Haus erhält die Bierbraugerechtigkeit

1664: Verkauft am 14. Dezember 1664 für 550 Gulden von Hans Bauer dem Älteren, Bürger und Bierbrauer, an Ludwig Krumm, Bürger und Koch aus Freckenfeld im Elsass. Krumm erhält vom Rat die Erlaubnis, Bier und Wein auszuschenken und Speisen zu verkaufen, allerdings "nur solche Kochsachen" aufzutischen "so gemeine Würth nicht ken[nen]".

1665: Ludwig Krumm beantragt am 21. August 1665 für sein Haus die Schildgerechtigkeit, was gegen Erlegung einer Gebühr von 80 Gulden erlaubt wird. Die Schildwirtschaft trägt den Namen "Goldene Glocke".

1669: Verkauft von Ludwig Krumm am 10. Dezember 1669 für 708 Gulden an Simon Kükopf, Küfer und Bierbrauer

1691: Durch Eheschließung der Witwe Anna Helena Kükopf am 8. September 1691 mit Johann Christoph Fugmann, Sattler, in dessen Besitz übergegangen.

1696: Verkauft von Johann Christoph Fugmann für 1.200 Gulden an den Schwiegersohn 1. Ehe der Ehefrau, Johann Georg Nörrer [auch: Nehrer] , Bierbrauer aus Rothenburg ob der Tauber. 
Der Kaufpreis wird später auf 1.000 Gulden reduziert, eine Klage Fugmanns auf Zahlung von 1.200 Gulden scheint vor dem Einigungsgericht abgewiesen worden zu sein.
Wahrscheinlich Nörrer hat auch zu einem unbekannten Zeitpunkt (vor 1717/18) eine an die "Glocke" anstoßende Haushälfte des Joß Melchior Freyßinger [Freisinger], Seckler, für 300 Gulden erworben. Die andere Haushälfte gehört 1712 Johann David Haug, Schreiner.

1733: Verkauft von der Witwe des Johann Georg Nörrer am 17. August 1733 (laut Kaufbrief vom 1. Dezember 1734) mit Garten und Scheuer für 2.400 Gulden an Johann David Deutelin, Leinenweber.

1745:  Johann David Deutelin kauft am 19. August 1745 von den Erben des Heinrich Nicolaus Wibel, Baugegenschreiber, für 600 Gulden eine "Bewohnung" jenseits Kochens,  tauscht diese aber gegen die an die "Glocke" anstoßende halbe Behausung mit Gerbhaus des Johann Adam Holderbusch ein, deren andere Hälfte schon vor 1717/18 zur "Glocke" gehörte. 1712 besaß die neu erworbene Haushälfte Johann David Haug, Schreiner, 1717/18 Friedrich Samuel Hugwarth. Dieses Gebäude wird der "Glocke" zugeschrieben und in der Folge nicht mehr separat geführt.

1750: Verkauft von Johann David Deutelin am 18. Juni 1750 für 5.000 Gulden an seinen Sohn Johann Friedrich David Deutelin, wobei vom Kaufpreis 1.500 Gulden als Heiratsgut abgezogen werden.

1762: Johann Friedrich David Deutelin erwirbt am 7. Dezember 1762 einen "öden Platz", auf dem ein wegen Baufälligkeit von Amts wegen eingerissenes Haus stand, das zuvor je zur Hälfte Leonhard Rau, Schneider, und der Witwe des Johann Friedrich Peter Brieth gehört hat. Der Platz wird der "Glocke" zugeschlagen.

1782: Als Besitzer genannt: Friedrich David Deutelin, Capitain (d.h. Hauptmann der Bürgermiliz) und Glockenwirt

1783: Verkauft von Johann Friedrich David Deutelin am 13. Juni 1783 für 6.000 Gulden an seinen Sohn Georg Peter Deutelin, wobei vom Kaufpreis 1.000 Gulden als Heiratsgut abgezogen werden.

danach: Johann David Frizlin

1827: Frizlin, Johann David, Glockenwirt

1852: Der "Particulier" David Frizlin verkauf die Glockenwirtschaft mit aller Zubehör laut einem am 6. Dezember 1852 abgeschlossenen und am 19. Dezember in das Kaufbuch eingetragenen Privatvertrag für 13.000 Gulden an den ledigen Bierbrauer Friedrich Gögelin aus Bibersfeld, Sohn des dortigen Löwenwirts. In den Kaufvertrag eingeschlossen sind die Gastwirtschaft und Bierbrauerei zur Glocke mit Branntweinbrennerei "samt allem dazu gehörigen Faß- und Bandgeschirr", die anstoßende Remise und Stallung, das zweistöckige Wohnhaus mit Scheuer Nr. 691 in der Glockengasse (heute Glockengasse 3), die Scheuer Nr. 692 mit Hofraum ebendaselbst (heute Glockengasse 1), die Remise und Stallung Nr. 564b neben Melber Hettinger, das zweistöckige Wohnhaus mit Bierkeller Nr. 417 in der Sporersgasse (heute Sporersgasse 4), die Scheuer Nr. 638 in der Zollhüttenstraße (später Zollhüttengasse 17, existiert nicht mehr), ein Gemüsegärtchen hinter dem Haus Nr. 691 sowie das gesamte Geschirr und die sonstige Fahrnis, für die ein Kaufpreis von 3.270 Gulden festgesetzt worden ist. Die Verzinsung des Kaufpreises beginnt auf den 1. Januar 1853 und wird auf 4,5% festgesetzt. 

1858: Laut einem am 15. September 1858 eingetragenen Vertrag verkauft der Gastgeber Georg Leonhard Gögelin in Hall die Gastwirtschaft zur Glocke mit aller Zubehör für 14.850 Gulden an den ledigen Bierbrauer Leonhard Feldner (1830-1865) aus Crailsheim. Zu dem 1852 erworbenen Besitzkomplex kommt noch die Hälfte an einem Eiskeller hinzu, dessen andere Hälfte den Bierbrauer Müller gehört und der sich auf "Gögelin'schem ... Grund und Boden" befindet.

1865: Nach dem Tod des Glockenwirts Leonhard Feldner am 1. August 1865 fällt sein Besitz an seine aus Hagenbach stammende Witwe Anna Maria Katharina geb. Feuchter (1833-1906). Die kinderlos gebliebene Ehe wurde am 10. Mai 1859 geschlossen. 

1866: Anna Maria Katharina Feldner geb. Feuchter, die Witwe des Glockenwirts Leonhard Feldner, bringt ihre Liegenschaft in ihre am 9. Oktober 1866 geschlossene zweite Ehe mit dem aus Werdeck bei Beimbach stammenden Johann Karl König (1836-1882) ein. 

1882: Durch den Tod des Glockenwirts Johann Karl König am am 24. Januar 1882 wird Anna Maria Katharina König geb. Feuchter zum zweiten Mal Witwe. Die Liegenschaft fällt an sie und ihr einziges überlebendes Kind, die Tochter Babette (*1874). 

1882: In einem am 26./27. Juni 1882 abgeschlossenen Vertrag verkauft Catharina König geb. Feuchter, Witwe des Glockenwirts Carl König, die Glockenwirtschaft mit aller Zubehör und allen Nebengebäuden (Bierbrauerei mit Malzboden, Darre und Eiskeller Nr. 654a, Wohnhaus mit Scheuer Nr. 691, Scheuer 692a, Remise Nr. 692b,Wohnhaus mit Bierkeller Nr. 417, Scheuer Nr. 638, sowie einem Gemüsegarten) für 54.000 Mark an den Braumeister Carl Klett in Hechingen. 

1893: Karl Klett, Witwer und Bierbrauer zur Glocke, verkauft mit Zustimmung seiner fünf Kinder laut einem am 9.August 1893 geschlossenen Vertrag seine Gastwirtschaft zur Glocke mit allem Inventar und allen Nebengebäuden für 63.000 Mark an den aus Metzingen gebürtigen Braumeister Emil Völter in Dußlingen. 

- umgeschrieben am 3. August 1901 in das Grundbuch Nr. Nr. 259 Absch. I.3 - 

1925: Auf die Wiederholung eines erstmals 1924 gemachten Verkaufsangebots der "Malzkaffeefabrik zur Glocke" für das Mälzereigebäude Mauerstraße 8 hin beauftragt der Gemeinderat am 14. Januar 1925 den Ausschuss für Bausachen, "möglichst das ganze Anwesen der Malzkaffeefabrik zu einem annehmbaren Preise zu erwerben".  Daraufhin kommt ein am 20. Januar 1925 abgeschlossener Kaufvertrag zu Stande, dem zufolge die Stadtgemeinde den gesamten Gebäudekomplex der Firma "Malzkaffeefabrik zur Glocke" mit den Gebäuden Mauerstraße 7, 8 und 9 sowie Glockengasse 1, 3 und 5 mit den zugehörigen Hofräumen und Gärten für 63.000 Mark erwirbt. Das Hauptgebäude Mauerstraße 9 will man "alsbald zum Verkauf ausschreiben ... lassen." 

1925: Der Gemeinderat beschließt am 15. April 1925, das Hauptgebäude der ehemaligen Gastwirtschaft zur "Glocke" (Mauerstraße 9) für 25.000 Mark an den (1922 gegründeten) Ortsverein der zur pietistischen Gemeinschaftsbewegung gehörenden "Süddeutschen Vereinigung für Evangelisation und Gemeinschaftspflege" zu verkaufen. Der Verkauf erfolgt unter der Bedingung, dass die Käufer in die Wirtschaftsräume und in den Dachstock je eine Wohnung einbauen. Weiterhin bleibt es den Käufern überlassen, eine Einigung mit dem Mieter Friedrich Möhle zu erzielen. Dem Teilhaber der "Malzkaffeefabrik zur Glocke" war von der Stadt eine Weiterbenutzung des ersten Stocks als Mieter gestattet worden. Er müsse die Wohnung aber bis spätestens 1. Okt. 1925 räumen. Der Kaufpreis kann durch einen Kredit von 10.000 Mark von der Landesleitung der Vereinigung (dem "Brüderrat" in Cannstatt) sowie durch Schenkungen und Darlehen von Mitgliedern aufgebracht werden. 

In den Adressbüchern eingetragene Besitzer und Bewohner 

1886: als Besitzer genannt: Karl Klett, Bierbrauer zur Glocke [Anschrift: "Mauerstraße 564"]
Mieter/Bewohner: -

1890: als Besitzer genannt: Karl Klett, Bierbrauer zur Glocke 
Mieter/Bewohner: Fr. Klett, Postpraktikant 1. Kl. 

1894: als Besitzer genannt: Emil Völter, Bierbrauer zur Glocke
Mieter/Bewohner: -

1894: als Besitzer genannt: Emil Völter, Bierbrauer zur Glocke  [neue Anschrift: "Mauerstraße 9"]
Mieter/Bewohner: -

1901: als Besitzer genannt: Emil Völter, Brauereibesitzer zur Glocke 
Mieter/Bewohner: -

1910: als Besitzer genannt: Emil Völter, Brauereibesitzer zur Glocke 
Mieter/Bewohner: -

1928: als Besitzer genannt: Süddeutscher Verein für Evangelisation und Gemeinschaftspflege, Cannstatt
Mieter/Bewohner: Süddeutsche Vereinigung, Veranstaltungssäle; Johann Bauer, Privatmann; Katharine Bauer, Taglöhnerin; Jakob Pflaum, Gemeinschaftspfleger; Maria Scherr, Schwester (Jugendpflege); Wilhelm Härer, Bauunternehmer; Friedrich Bartholomäe, Kraftfahrer

1932: als Besitzer genannt: Süddeutscher Verein für Evangelisation und Gemeinschaftspflege, Cannstatt
Mieter/Bewohner: Süddeutsche Vereinigung, Veranstaltungssäle; Maria Blind, Witwe; Gertrud Laßmann, Missionsschwester; Johann Bauer, Taglöhner; Jakob Pflaum, Gemeinschaftspfleger; Gerd Dussert, Missionsarbeiter; Luise Vosseler, Witwe; Marie Vosseler, Flickerin 

1938: als Besitzer genannt: Süddeutscher Verein für Evangelisation und Gemeinschaftspflege, Cannstatt
Mieter/Bewohner: Versammlungsräume des Süddeutschen Verein für Evangelisation und Gemeinschaftspflege, Cannstatt; Christian Decker, Gemeinschaftspfleger; Georg Bolz, Gemeinschaftshelfer; Johann Bauer, Sozialrentner; Friedrich Blind, Mechaniker; Marie Blind, Witwe; Frida Jäger, Missionsschwester; Luise Vosseler, Wwe. und Sozialrentnerin; Marie Vosseler, Näherin

1956: als Besitzer genannt: Süddeutsche Vereinigung
Mieter/Bewohner: Versammlungsräume der Süddeutschen Vereinigung; Katharine Bauer, Witwe; Anna Bürkle,  Missionsschwester; Klaus Grützner, Missionsschüler; Luise Kienzle, Lokomotivführerswitwe; Paula Lindner, Hausfrau; THeodor Lindner, Blumenkursleiter; Georg Müller, Prediger; Mathilde Müller, Hausfrau

1961: als Besitzer genannt: Süddeutsche Vereinigung
Mieter/Bewohner: Versammlungsräume der Süddeutschen Vereinigung; Geschäft für elektrische Haushaltmaschinen Hans Breitner; Alfred Arndt, Arbeiter; Johanna Arndt, Hausfrau; Katharine Arndt, Witwe; Rosa Erhardt, Missionsschwester; Hella Mohr, Schreibhilfe; Georg Müller, Prediger; Mathilde mÜller, Hausfrau; Emma Reinhuber, Stenotypistin; Irmgard Weible, Katchetin; Friedrich Wollmershäuser, Angestellter; Lina Wollmershäuser, Hausfrau 

Befunde aus Bauforschung

Holzteile dendrochronologisch datiert auf ? (StadtA Schwäb. Hall BF 73)

Gerüst gefügekundlich datiert um 1550. (BF Lohrum/Bleyer)

Befunde aus Bauakten

1864: Glockenwirt Feldner plant, "über seine schon bestehende Eisgrube in seinem Hofraum eine geriegelte Umfaßung herzustellen". Das einstöckige Gebäudem mit annähernd quadratischem Grundriss liegt im Hofraum hinter dem Hauptgebäude. Außerdem beabsichtigt er "für die Ofenfeuerung des Wirthschaftszimmers" einen Kamin einzubauen. An diesem Kamin sind nach Fertigstellung der Bauarbeiten einige kleiner Anstände zu beheben. 

1910: Glockenwirt Emil Voelter sucht um die Genehmigung des Einbaus einer Kühlanlage für seine Bierbrauerei nach. Diese soll "in den Winkel zwischen dem Wohn- & Wirthschaftsgebäude und dem Lager & Eiskellergebäude [= Mauerstraße 8] in der Mauerstraße 6,00 m lang, 2,52 bezw. 3,0 m breit über dem daselbst im Erdgeschoß befindlichen Abfüllkeller 1 Stokwerk hoch mit 2,50 m lichter Höhe erstellt werden."  In dem Gebäude sollen ein Kühlwasserbassin und ein Kompressor untergebracht werden. 

1919: Im Garten hinter dem heutigen Haus Mauerstraße 8 (damals Hofraum des Anwesens Mauerstraße 9) wird ein einfacher Geräteschuppen in Holzständerbauweise für die "Fa. Steinmetz & Eichert, Malzkaffeefabrik" erstellt. 

1921: Das Stadtschultheißenamt genehmigt das Gesuch der Firma "Württ. Malzkaffeefabriken" auf Genehmigung des Einbaus einer Rösterei in die bestehende Remise des Gebäudes Nr. 9 in der Mauerstraße. Das Unternehmen hatte um "möglichst umgehende Genehmigung" gebeten, da die Wiedereröffnung des Betriebs davon abhänge. 

1924: Die Süddeutsche Vereinigung für Evangelisation und Gemeinschaftspflege als neuer Eigentümer der ehemaligen Wirtschaft reicht Pläne zur Erstellung eines einstöckigen Saalanbaus auf der Rückseite des Hauptgebäudes ein. Dies wird unter einer Reihe von "besonderen Vorschriften" genehmigt. Die Benutzung von den der Stadt und der Fa. Röhler & Burkhardt gehörenden Stützmauern als Saalwand wird in "stets widerruflicher Weise" bewilligt. Für das Benutzungsrecht ist der Stadtpflege eine jährliche Anerkennungsgebühr von 1 RM zu bezahlen, die Fa. Röhler & Burkhardt erhält ein Übergangsrecht. Weiterhin darf der Saalbau "niemals weiter erhöht werden", was als Baulast in das Baulastenbuch einzutragen ist. Schließlich gibt es Detailvorgaben zu den Toren des Saalbaus.  

1933: Die Süddeutsche Gemeinschaft bringt an der Giebelseite einen Aushängekasten für Versammlungsanzeigen ihrer christlichen Jugendarbeit an und holt nachträglich die hierzu notwendige Genehmigung ein. 

1936: Die städtische Baupolizeibehörde lehnt ein Baugesuch der Süddeutschen Vereinigung ab, die in das Erdgeschoss des Hauses Mauerstraße 9 (südliche Hausseite) eine "Kraftwagenhalle" einbauen will. Dies wird damit begründet, dass "bei den engen Straßenverhältnissen ... der Einbau einer Kraftwagenhalle ... eine Gefahr für den Verkehr auf der Strasse darstellen [würde]". Die Mauerstraße diente damals als Ortsdurchfahrt für die Reichsstraße 25 Gaildorf-Hall und war stark befahren. 

1937: Einer Anzeige der Süddeutschen Vereinigung zufolge wird ein bislang als Holzlege genutzter Raum zwischen den Gebäuden 7 und 9 ohne bauliche Veränderungen nunmehr als "Unterstellraum für einen Personenkraftwagen" genutzt. 

1939: Für den Anschluss der "Glocke" an die städtische Kanalisation wird ein einmaliger "Kanalisationsbeitrag" von 442,80 RM festgelegt. 

1954: Umbau des im Haus Mauerstraße 9 durch die Geschwister Häußermann betriebenen Ladens. Insbesondere werden Unterzüge und Stützen eingebaut, die von der Steinbacher Firma Kade & Co. geliefert werden. 

1956-1960: Im Zuge eines durch den Architekten Ammann geplanten, größeren Umbau des Hauses werden Innenwände und Raumaufteilungen verändert und Spülaborte eingebaut. Der Einbau einer Wohnung im Dachgeschoss in veränderter Ausführung wird durch die Baubehörde nachträglich im Januar 1960 genehmigt. Die ursprünglichen Planungen von 1965 wurden 1959 abgeändert. Unter anderem hatte das Staatliche Amt für Denkmalpflege Bedenken angemeldet. Aus dessen Sicht solle 1.) ein im barocken Anbau nachträglich eingebrochenes Fenster wieder beseitigt, 2.) ein geplantes Schaufenster nur in verkleinerter Form verwirklicht und 3.) die geplante Erweiterung der bestehenden Dachgaube nur ein verkleinerter Form ausgeführt werden. 

1960: Für eine Instandsetzung der Fachwerkfront bewilligt das Landesamt für Denkmalpflege einen Staatsbeitrag von 400 DM, unter der Voraussetzung, dass die Stadt einen weiteren Zuschuss von 300 DM bewilligt. 

1963: bei kleineren Umbauarbeiten im Erdgeschoss werden verschiedene Zwischenwände versetzt bzw. entfernt und Fenster erneuert. 

1967: Die Stadt bewilligt der Süddeutschen Gemeinschaft einen "Beitrag für denkmalpflegerische Arbeiten" von 512 DM für die Mehrkosten beim Einbau von Fenstern mit Sprossenteilung

1967: Das Baurechtsamt bewilligt die Anbringung einer Werbeschrift über dem Schaufenster des  im nördlichen Anbau untergebrachten Geschäfts von Eugen Hohenstein.

1990: Die Süddeutsche Vereinigung teilt dem Ordnungsamt ihr Vorhaben mit, im Haus ein "kleines Café für junge Leute" einzurichten, an dem Dienstags und Freitags nichtalkoholische Getränke, Eis und einfache Speisen angeboten werden sollen. 

2006-2010: Die Planungen für einen grundlegenden Umbau des Hauses beginnen; an die Stelle der bisherigen kirchlichen Nutzung durch die Süddeutsche Gemeinschaft tritt eine reine Wohnnutzung. Die umfangreichen Bauarbeiten sind 2010 abgeschlossen. 

Beschreibungen

historische Beschreibungen

1717/18: "Eine Würtschafft, Braustatt, Höfflein und Garten, angeschlagen pro 1000 fl [= Gulden], ... Gärttlen gültet 1 1/2 ß [= Schilling] in St. Cath[erhinen] Pfleeg, Weiter die beyhabende Scheuer pro 100 fl, Erkaufft a 60 fl" (Unterpfandsprotokoll)

nach 1733: "Eine Wirthschafft, Braustatt, Höfflein, Gartten und Scheuren, wie auch die Freyßing[ische] und Holderbusch[ische] 1/2 Behaußung, so nunmehro alles zusammen gebaut"(Unterpfandsprotokoll)

1767: "1 Würthschafft, Braustatt, Höfflin [und] Gärt[lein], 1 Scheuren u[nd] Küch[en]-Garten"

1827: Wohnhaus mit 34,6 Ruten, Brauhaus mit 11,4, Stallung 12,9 und Hof 3,1 Ruten, insgesamt 1/8 Morgen und 14 Ruten in der Stuttgarter Straße

1852 (Güterbuch, Bd. 4): „Gebäude 34,6 Rthen VIII 564. Ein dreistokigtes Wohnhaus ander Mauer, mit Bierbrauerei- und Schildwirthschafts Gerechtigkeit zur Glo[c]ke, gewölbtem Keller und steinernem Fuß, neben Tuchscherer Vogel u[nd] dem Gäßle. B.v.A. 10.000 fl
wobei: 
11,4 Rthn. Malzboden u[nd] Dörre B.v.A. 2000 fl
12,9 Rthn. Stallung u[nd] Remise B.v.A. 800 fl
28,9 Rthen. Hofraum zwischen vorbeschriebenen Gebäuden“ (19/829, S. 454)
 

Einträge in den Denkmallisten

Ehem. Gasthaus "Glocke", Sichtfachwerkbau mit großen Vorstößen, 16. Jh., barocker Anbau. Eingetragen in das Landesverzeichnis der Baudenkmale in Württemberg seit 08. Oktober 1925. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 315)

 

Mauerstraße 9 (Flst.Nr. 0-350). Ehem. Gasthaus Zur Glocke. Sichtfachwerk mit großen Vorstößen und barockem Anbau. 16. Jahrhundert. § 28 ( aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

Quellen

Literatur:

  • Unser Hohenloher Land für Jesus. 40 Jahre "Süddeutsche Vereinigung" Schwäb. Hall, Crailsheim, Künzelsau und Öhringen. Hrsg. vom Brüderkreis der "Süddeutschen Gemeinschaft für Evangelisation und Gemeinschaftspflege", Bez. Schwäbisch Hall, Schwäbisch Hall 1962 

Archivalien:

  • StadtA Schwäb. Hall 4/881 (Unterpfandsprotokoll), S. 544f (542b, 543b) 
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1545 (Häuserbuch 1712), S. 214-215 
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1547 (Häuserbuch 1767), S. 196 (195) 
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1547a (Häuserbuch 1782), S. 256
  • StadtA Schwäb. Hall 19/428 (Gemeinderatsprotokoll 1924), S. 78 § 52, S. 109 § 76
  • StadtA Schwäb. Hall 19/429 (Gemeinderatsprotokoll 1925), S 15 § 14, S. 25 § 24; S. 88 § 81, S. 101 § 91
  • StadtA Schwäb. Hall 19/829 (Güterbuch Bd. 4), S. 454
  • StadtA Schwäb. Hall 19/838 (Güterbuch Bd. 14), S. 503
  • StadtA Schwäb. Hall 19/1026 (Kaufbuch 1852-1853), Bl. 136v 
  • StadtA Schwäb. Hall 19/1028 (Kaufbuch 1857-1859), Bl. 198v
  • StadtA Schwäb. Hall 19/1047 (Kaufbuch 1882), S. 224
  • StadtA Schwäb. Hall 19/1057 (Kaufbuch 1893), S. 224

 

  • Baurechtsamt Schw. Hall, Bauakten Mauerstraße 9

 

  • Ancestry.com: Württemberg, Deutschland, evangelische Kirchenbücher, 1500-1985

Literatur:

  • Adressbücher Schwäbisch Hall 1886-1961
  • Herta Beutter: Ochse, Strauß, Wilder Mann, Schwarzer Bär und Glocke. Schildwirtschaften der Katharinenvorstadt in reichsstädtischer Zeit, in: Albrecht Bedal, Isabella Fehle (Hrsgg.): HausGEschichten. Bauen und Wohnen im alten Hall und seiner Katharinenvorstadt (Kataloge des Hällisch-Fränkischen Museums 8), Schwäbisch Hall 1994, S. 303-350, hier S. 333-341