Gebäudeverzeichnis

Pfarrgasse 11 - Contubernium

Adresse: Pfarrgasse 11
Primärkatasternummer: 32
Besitzer: 1827
Wahl, Johann Georg


Besitzerliste

Bis 1813 herrschaftliche Behausung. Sitz des Contuberniums.

Nach Schließung des Contuberniums 1813 werden am 29.2.1817 als Besitzer Johann Georg Bauer und Johann Georg Wahl jeweils zur Hälfte angegeben.

1830 kauft am 6.9. Kastenmeister Gottlieb Attinger das Haus von Johann Georg Wahl.

1848 kauft der Fuhrmann Johann Peter Mulfinger das Gebäude.

1878 kauft am 24.1. Handelsmann Löw Schwab das Gebäude.

1887 am 8.8. verkauft Löw Schwab, ein jüdischer Viehändler an seinen Sohn den Handelsmann Salomon Schwab das Gebäude.

1920 ist der Besitzer laut Adress- und Geschäftsbuch vom selben Jahr der Schreinermeister Leonhard Proß.

1932 besitzt laut Adress- und Geschäftsbuch der Schreinermeister Wilhelm Proß das Gebäude

Befunde aus Bauforschung

In der Veröffentlichung "Baujahr 1337" von Bedal/ Marski wird vermutet, dass das Gebäude Pfarrgasse 11 bereits bis 1200 zurückgeht.
Bei Kelleruntersuchungen wurden Mauerwerke gefunden, die darauf hinweisen, dass ein rechteckiger Baukörper vorhanden war, der zumindest nach drei Seiten in Stein ausgeführt war. Der Bau ist noch im ehemaligen Untergeschoss erhalten, die aufgehenden Teile wurden im 14. Jahrhundert beseitigt. Der ehemalige romanische Baukörper darf für diese frühe Zeitstellung durchaus als repräsentativ bezeichnet werden. Es dürfte sich demnach um ein mehrgeschossiges Gebäude gehandelt haben, dem nachträglich ein Anbau als Treppenhaus angefügt wurde.
Er könnte neben dem Begriff Wohnturm einen Typus des adeligen Wohnhauses dargestellt haben, der auf das Vorbild des im Burgenbau verbreiteten Palas Bezug nimmt.
Im beginnenden 14, Jahrhunderts deutet sich in der Pfarrgasse ein Wandel vom romanischen Steinbau zum reinen Fachwerkbau an.

 

Aufgehende Bebauung 15. Jahrhundert (um 1470), Kelleranlage größtenteils aus dem 14. Jahrhundert (Datenbank Bauforschung Baden-Württemberg).

Beschreibungen

1827: Wohnhaus mit 13,1 Ruten

1848 verkauft die Witwe Attinger das Gebäude für 6857 Mark an den Fuhrmann Johan Peter Mulfinger. Ein Wohnhaus mit 1 a 10qm und Hofraum 31 qm.

In dem Haus bleibt alles, was brand- niet und nagelfest ist.Es handelt sich um ein zweistöckiges Haus mit einem Keller, dasselbe ist neu aufgebaut und zu einer Stallung und Scheuer eingerichtet, neben Kübler Kühnle und sich selbst.

Am 8.8.1887 übergeht der Besitz von Löw Schwab, Viehhändler an Sohn Salomon Schwab, Landesprodukt- und Viehhändler um 4000 Mark "und hier stehengelassene Errungenschaft"Es handelt sich um ein zweistöckiges Haus mit gewölbtem Keller, dasselbe ist nun zu einem Wohnhaus eingerichtet  

Salomon Schwab war in erster Ehe und in landesrechtlicher Errungenschaft- Gesellschaft mit Emma geb. Rosentahl seit dem 8.6.1868 verheiratet.

Laut Adress- und Geschäftshandbuch 1894 wohnt Löw Schwabs Witwe Babette geb. Hubert ebenfalls im Haus.

Salomon Schwab wohnt laut Adress- und Geschäftshandbuch noch 1901 in dem Haus.

Besonderheiten

1518 wurde in Schwäb. Hall das Contubernium, eine Art Internat auf Stiftungsbasis gegründet.

Mit Contubernium wurde nicht nur die zu Beginn des 16. Jahrhunderts eingerichtete Studienstiftung bezeichnet, die begabte Jungen aus den Landgemeinden des hällischen Territoriums den Besuch der Lateinschule bzw. des Gymnasiums ermöglichte, sondern auch eine Art Internat. Als Gegenleistung mussten die Stipendiaten den Kirchengesang bestreiten.Die Stiftung Haller Bürger und Bürgerinnen ermöglichte bedürftigen musikalischen Knaben den Aufenthalt bei freier Kost und Wohnung. Bedingungen für die Aufnahme waren eine "feine Stimme"und Vorkenntnisse in der Musik.Die 13 Knaben für deren Betreuung und musikalische Ausbildung ein Inspektor sorgte, der ebenfalls im Contubernuim wohnte, bekamen einen sorgfältigen Gesangsunterricht. Zu unterhalten hatten sie sich nach einer Ordnung - wenigstens noch 1641 - in lateinischer Sprache. Neben dem Kirchen- und Leichengesang mussten sie auch noch den Gassengesang verrichten, um Gaben zur Aufbesserung ihres Stipendiums zu sammeln. Auch die allabendliche Sternmusik, zwischen dem Weihnachts- und Epiphaniasfest, war ein Höhepunkt des Jahres. Am 20. Juli 1813 wurde das Contubernium aufgelöst, womit eine jahrhundertelange Tradition endete.Die Auflösung des Contuberniums hängt mit der Schließung des Gymnasiums in Hall zusammen, das König Friedrich I von Württemberg 1811 befohlen hatte.

Das Vermögen wurde dem Haupt- und Schullehrerseminar in Esslingen(1811 gegründet)übertragen (siehe Verfassungs- und Verwaltung der Reichsstadt Schwäb. Hall 1648 - 1806 S.228)

Quellen

Archivalien:

  • StadtA SHA 19/826 (Güterbuch 1), S.143; 19/837 (Güterbuch 12), S. 272-274; 19/842  (Güterbuch 17) S. 892-893; 19/1002 (Kaufbuch 1814-1817); 19/1004 (Kaufbuch 1820); 19/1015 (Kaufbuch 1833), S. 21; 19/1028 (Kaufbuch 9, 1857), Bl. 44ff

Literatur:

  • Adressbücher von Schwäb. Hall
  • Albrecht Bedal, Ulrike Marski (Hrsgg.): Baujahr 1337. Das Haus Pfarrgasse 9 in Schwäbisch Hall (Schriftenreihe des Vereins Alt Hall 15), Schwäbisch Hall 1997, S. 75
  • Helmut Schick: Die Kirchenmusik an St. Michael, in: Herta Beutter, Armin Panter (Hrsgg.): St. Michael in Schwäbisch Hall, Künzelsau 2007, S. 210-225, hier S. 212

Pläne und Ansichten vor 1827: 

  • StadtA SHA 5/2063 (1770)