Gebäudeverzeichnis

Salinenstraße 3-5 - ehem. Fischhaus - heute nicht überbaut

Adresse: Salinenstraße 3-5
Primärkatasternummer: 849
Besitzer: 1827
Seiboth, Georg Melchior (849a); Königl. Cameralamt (849b); Seiboth, Georg Melchior (849c)


Besitzerliste

1643: Das Gebäude ist vorhanden (laut Stadtansicht von Matthäus Merian), der Besitzer war offenbar der Glaser und Fischer Peter Koch, der das Anwesen möglicherweise bereits 1633, vielleicht aber auch erst um 1643 erworben hat. Vorbesitzer könnte Kochs Schwiegervater, der Schneider und Fischer David Geiß gewesen sein.

1656: Nach dem Tod von Peter Koch geht das Anwesen auf seine Witwe Katharina Koch geb. Geiß über.

1662: Johann Balthasar Koch übernimmt nach seiner Eheschließung das Fischhaus von seiner verwitweten Mutter Katharine geb. Geiß (indirekter Nachweis aus Beetlisten = Bürgersteuerlisten) .

1689: Der reichsstädtische Rat verkauft an Fischer Balthasar Koch das Fischwasser (Fischrecht), das sich vom Roten und Steinernen Steg kocherabwärts aus der Stadt hinaus erstreckt.

1713: Das reichsstädtische Teilungsamt schlichtet einen Streit der Erben des Fischers Balthasar Koch. Dessen Sohn Johann Georg Koch erhält das ihm testamentarisch vom Vater zugesprochene Fischhaus, eine "Bewohnung", den zugehörigen Baum- und Küchengarten sowie das Fischwasser für 781 Gulden und 10 Schilling. Die Summe umfasst u.a. die als "Heiratsgut" bezeichnete Auszahlung seiner acht Geschwister bzw. deren Erben sowie auf dem Anwesen haftende Schulden und Abgaben,

1742: Johann Georg Koch, Bürger und Fischer, verkauft sein Haus bei der großen Eich samt Fischhaus und Kasten und das Fischwasser (= Fischrecht), das vom Roten Steg und dem Sulfertor bis zur Wiese des Schwanenwirts Happold reicht, am 19. Juli 1742 für 825 Gulden an seinen Tochtermann Johann Sixt David Koch, Bürger und Salzsieder. Dieser baut das Haus neu auf (vor 1758).

1766: Johann Sixt David Koch verkauft am 7. Mai 1766 die Hälfte von Fischhaus und Fischwasser für 700 Gulden an seinen Schwiegersohn, den Salzsieder Johann David Seiferheld.

1785: Susanna Elisabetha Koch, die Witwe des Johann Sixt David Koch, verkauft mit Zustimmung ihrer anderen Kinder und Erben die noch in ihrem Besitz befindliche Hälfte an Fischhaus und Fischwasser am 11. Mai 1785 für 1.200 Gulden an ihren Schwiegersohn Johann David Seiferheld. Vorausgegangen ist ein Rechtsstreit zwischen der Verkäuferin und dem Käufer. Susanna Elisabetha Koch hatte 1784 ihren Anteil am Anwesen an den Gradierzimmermann Bernhard Schneider verkauft und in diesen Verkauf Hausanteile als alleinigen Besitz einbezogen (den ganzen Stall, Futtergang, Boden und Privet), an denen Seiferheld ein Miteigentum beanspruchte. Der Standpunkt Seiferhelds wurde durch ein Gutachten der juristischen Fakultät der Universität Erlangen bestätigt. Die Konfliktparteien einigen sich darauf, dass Seiferheld an Stelle von Schneider den Hausanteil kauft und Susanna Elisabetha Koch auf 300 Gulden am Kaufpreis verzichtet und somit 1.200 statt 1.500 Gulden erhält. Weiterhin bestätigt sie, dass sie "seine Kinder als ihre Enckel diese Strittsache von ihr nicht entgelten solle". Bezüglich des Rechts zum Fischen im Mühlgraben wird auf einen Beschluss des Einigungsgerichts vom 5. März 1782 verwiesen. Die Verkäuferin hat darüber hinaus bis zur kompletten Bezahlung der Kaufsumme das Wohnrecht in ihrer Haushälfte.

1791: Johann David Seiferheld verkauft am 12. September 1791 ein Drittel der Behausung, die Hälfte des Gartens und Fischwasser sowie die Hälfte der Fischgeräte an seinen Sohn erster Ehe, den Salzsieder Gottlieb Friedrich Seiferheld.

1797: Nach dem Tod von Johann David Seiferheld erhält sein Sohn Gottlieb Friedrich Seiferheld gemäß der Erbteilung vom 21. Apri 1797 neben anderen Rechten, Besitzungen und Gegenstöänden auch einen Anteil von zwei Dritteln am Fischhaus sowie der Hälfte des Fischwassers und des Gartens, was auf 1.600 Gulden taxiert wird. Gottlob Friedrich Seiferheld hat an seine Geschwister 465 Gulden zu entrichten, da die Summe des Ererbten den ihm zustehenden Anteil übersteigt. Er besitzt damit das gesamte Anwesen.

1800: Gottlieb Friedrich Seiferheld verkauft die Hälfte des Anwesens am 24. April 1800 für 1.200 Gulden an den Salzsieder Melchior Seyboth.

1804: Gottlieb Friedrich Seiferheld, Ausschüsser des Gemeinen Haals, verkauft am 27. Januar 1804 seinen bisher besessenen Anteil am Fischhaus für 1.000 Gulden an den Salzsieder Friedrich David Maier. Zum Kaufpreis kommen 5 Laubtaler für die Kinder des Verkäufers und 47 Gulden zur Bezahlung der Unkosten. Der Käufer hat auch innerhalb eines Vierteljahres die auf dem Haus versicherten Schulden von 533 Gulden 45 Kreuzern abzuzahlen.

danach: Georg Melchior Seiboth erwirbt den Hausanteil des Friedrich David Maier und wird damit alleiniger Besitzer des Fischhauses und des zugehörigen Fischwassers. Ein Kaufvertrag ist nicht auffindbar. Vermutlich hat Seyboth sein Vorkaufsrecht als Mitbesitzer geltend gemacht und ist in den Vertrag vom 27. Januar 1804 an Stelle von Maier eingetreten.

1827: als Besitzer genannt: Georg Melchior Seiboth, Obersieder und Fischer (PKN 849a und PKN 849c); das Königl. Cameralamt (PKN 849b).

1828: Die Armenverwaltung Hall verkauft am 20. November 1828 ein "ganz baufälliges", einstöckiges Fischhäuschen am Kocher für 31 Gulden an Georg Melchior Seyboth. Das Fischhäuschen steht zu einem Drittel auf festem Grund, an den Garten Seyboths anstoßend, zu zwei Dritteln im Kocher.

1837: Nach dem Tod von Georg Melchior Seyboth am 6. Dezember 1837 fallen das Fischhaus und die zugehörigen Besitzungen an seine Witwe Maria Elisabetha Rosina Seyboth geb. Stein und den einzigen Sohn Jacob Friedrich Seyboth.

1851: Durch den Tod der Witwe Maria Elisabetha Rosina Seyboth am 27. Dezember 1851 fällt da Anwesen an den Sohn, den Salzsieder und Fischer Jakob Friedrich Seyboth.

1852: Der Salzsieder und Fischer Jakob Friedrich Seyboth (als Erbe des Georg Melchior Seyboth) verkauft das Fischhaus mit Nebengebäuden und Fischwasser am 22. Dezember 1852 für 2.600 Gulden an den Secklermeister Lorenz Bauer. Als Datum des Besitzübergangs wird Lichtmeß (2. Februar) 1853 festgelegt.

1855: Susanne Bauer geb. Seckel, die Witwe des Lorenz Bauer, verkauft das Fischhaus mit zugehörigen Nebengebäuden (aber ohne das Fischwasser) am 18. Dezember 1855 für 3.050 Gulden an den Partikulier Albert Sandel. Als Datum des Besitzübergangs und der Bezahlung wird Lichtmeß 1856 festgelegt.

1859: Der Partikulier Albert Sandel verkauft das Anwesen am 5. Juli 1859 für 3.050 Gulden wieder zurück an Susanne Bauer geb. Seckel, die Witwe des Lorenz Bauer.

1870: Susanne Rück verw. Bauer geb. Seckel, die Witwe des Gemeinderats Georg Rück, verkauft mit Zustimmung ihrer aus erster Ehe stammenden Tochter Catharina Gottlieb geb. Bauer am 21. Februar 1870 das Fischhaus genannte Wohnhaus, zwei als Badekabinett eingerichtete Fischhäuser über dem Mühlgraben mit Badgerätschaften sowie den Gemüse- und Blumengarten hinter dem Haus (angrenzend an den Garten des Gaswerks) für 4.050 Gulden an den früheren Bäcker Martin Freimüller und seine Frau Emilie geb. Bojer.

1872: Martin Freimüller verkauft am 25.August 1872 das Fischhaus samt Garten, Badhäuschen und Badeinrichtungen für 5.800 Gulden an Guido Schnitzer in Stuttgart.

1898/99: Ernestine Schnitzer, die Witwe des Guido Schnitzer, verkauft am 28. Oktober 1898 mit Zustimmung des Vormunds ihrer beiden Kinder das Fischhaus, die zu einem Wohnhaus umgebaute ehemalige Essigfabrik, zwei Badhäuser und das zugehörige Grundstück für 32.000 Mark an das im Namen der Staatsfinanzverwaltung auftretende kgl. Kameralamt Hall. Der Vertrag wird am 16. August 1899 durch die kgl. Domänendirektion genehmigt. Die Häuser dienen in der Folge als Wohnungen für Bedienstete des Landesgefängnisses.

1986: Das Land Baden-Württemberg und die Stadt Schwäbisch Hall schließen einen Tauschvertrag, demzufolge die Justizvollzugsanstalt in der Salinenstraße mit ihren Nebengebäuden (darunter die Häuser Salinenstraße 3 und 5) gegen die Abtretung eines Neubaugeländes in der Stadtheide und die Zahlung von 7,35 Mio. DM €) an die Stadt übergehen. Der Vertrag wird nach dem Einzug der JVA in den Neubau umgesetzt.

2009: Im Zusammenhang mit den geänderten Plänen für das "Kocherquartier" auf dem Areal des ehemaligen Gefängnisses wird das "Fischhaus"im Dezember 2009 abgerissen, da die Fläche für die Verlegung der Salinenstraße und zusätzliche Parkplätze genötigt wird.

In den Adressbüchern genannte Besitzer und Bewohner

1886: Besitzer: [Guido Schnitzer, Chemiker (wohnhaft in Stuttgart)], Anschrift: Salinenstraße 876 (Fischhaus) und 876A (ehem. Essigfabrik)
Mieter/Mitbewohner:
PKN 876: Theodor Groh, Redakteur; Karoline Reinhard, Fräulein
PKN 876A: Friedrich Renner, Privatier

1890: Besitzer: Dr. Guido Schnitzer (wohnhaft in Stuttgart)
Mieter/Mitbewohner: Theodor Groh, Redakteur; Friedrich Renner, Privatier; Albertine Rühle, Stadtpfarrerswitwe; Auguste Weinland, Oberamtsrichters-Witwe

1894: Besitzer: Dr. Guido Schnitzer (wohnhaft in Stuttgart)
Mieter/Mitbewohner: Theodor Groh, Redakteur; Friedrich Renner, Privatiers  Witwe; Albertine Rühle, Stadtpfarrerswitwe; Auguste Weinland, Oberamtsrichters-Witwe

1901: Besitzer: Staatl. Gebäude; neue Anschriften: Salinenstraße 3 (Fischhaus), Salinenstraße 4 (ehem. Essigfabrik)
Mieter/Bewohner:
Salinenstraße 4: Landesgefängnis-Verwaltung; Gotthilf Schairer, Pfarrer; Jakob Kübler, Oberaufseher
Salinenstraße 5: Landesgefängnis-Verwaltung;  Max Rothmaier, Landesgefängnis-Buchhalter

1906: Besitzer: Staatl. Gebäude
Mieter/Bewohner:
Salinenstraße 3: Landesgefängnis-Verwaltung; Gotthilf Schairer, Pfarrer; Jakob Kübler, Landesgefängnis-Oberaufseher
Salinenstraße 4: Landesgefängnis-Verwaltung;  Max Rothmaier, Landesgefängnis-Buchhalter

1910: Besitzer: Staatl. Gebäude; neue Anschriften: Salinenstraße 4 (Fischhaus), Salinenstraße 5 (ehem. Essigfabrik)
Mieter/Bewohner:
Salinenstraße 4: Kgl. Landesgefängnis-Verwaltung; Gotthilf Schairer, Pfarrer; Jakob Kübler, Gefängnis-Oberaufseher
Salinenstraße 5: Kgl. Landesgefängnis-Verwaltung;  Max Rothmaier, Gefängnis-Inspektor

1920: Besitzer: Staatl. Gebäude
Mieter/Bewohner:
Salinenstraße 4: Karl Kehm, Pfarrer; Gottlieb Seidel, Oberaufseher
Salinenstraße 5: Landesgefängnis-Verwaltung; Karl Franke, Kanzlist

1928: Besitzer: Württemberg. Staat
Mieter/Bewohner:
Salinenstraße 4: Karl Kehm, Pfarrer; Markus Baumann, Strafanstalts-Werkmeister
Salinenstraße 5: Karl Franke, Justizsekretär; Max Buck, Kaufmann

1932: Besitzer: Württembergischer Staat
Mieter/Bewohner:
Salinenstraße 4: Markus Baumann, Strafanstaltswerkmeister; Rosa Baumann, Verkäuferin
Salinenstraße 5: Franz Bachner, Strafanstaltswerkführer; Wilhelm Härle, Strafanstaltskommissar; Matthäus Söll, Strafanstaltswachtmeister

1938: Besitzer: Württembergischer Staat
Mieter/Bewohner:
Salinenstraße 4: Karl Auwärter, Oberwachtmeister; Rosine Maag, Witwe; Gottlob Reick, Oberverwalter
Salinenstraße 5: Franz Bachner, Erster Werkführer; Georg Beyer, Verwalter

1956: Besitzer: Land Baden-Württemberg
Mieter/Bewohner:
Salinenstraße 4: Heinz Dowidat, Hilfsarbeiter; Babette Hornung, Hausfrau; Leonhard Hornung, Oberwachtmeister; Johannes Müller, Hilfsaufseher; Margarethe Müller, Hausfrau; Eleonore Sommerfeld, Hausfrau; Karl Sommerfeld, Hilfsarbeiter; Fritz Veit, Gefängnisoberwachtmeister; Mathilde Veit, Hausfrau
Salinenstraße 5: Berta Bachner, Hausfrau; Franz Bachner, Verwalter; Thekla Blatz, Hausfrau; Wilhelm Blatz, Gefängniswachtmeister; Anton Fischer, Werkbeamter; Theresia Fischer, Hausfrau; Alfred Klemmt, Gefängniswachtmeister; Gretel Klemmt, Hausfrau

Befunde aus Bauforschung

Salinenstraße 3:

Vorderer (südlicher) Teil mit Giebel zur Salinenstraße in Teilen noch aus dem 18. Jh. Liegender Dachstuhl Mitte 18. Jh., An- und Umbauten 19. und 20. Jh. ablesbar. Treppenhaus und Türen teilweise 19. Jh., wohl von Umbau 1881. Keller im alten Bereich mit preußischem Kappengewölbe, ebenfalls wohl von 1881, Seitenwände mit Bruchsteinmauerwerk, vermutlich ebenfalls 18. Jh. oder älter.

Salinenstraße 5:

Keller mit Backsteingewölbe der Essigfabrik von 1872 erhalten, sonst Bauzustand nach 1928/29.

Die beiden Schuppen stehen zwar am Standort der früheren Fischhäuschen, stammen dem Augenschein nach aber aus dem 20. Jh. und sind zu massiv ausgeführt, um als über den Mühlkanal ragende Fisch- oder Badehäuschen denkbar zu sein.

(Ergebnis einer Begehung am 18.03.2009)

Befunde aus Bauakten

(Quellen, soweit nicht anders vermerkt: Bauakten) 

Gebäude bestand bereits 1643 (Stadtansicht Merian), es wurde kurz vor 1758 neu erbaut durch Johann Sixt David Koch (laut Eintrag in Häuserbuch 1712).

1844: "1844 wurde von der Koeniglichen Salinenverwltung Hall zwischen dem neuen Kreis Gefaengnis und dem Fischhaus eine neue steinerne Brücke erbaut und die alte weggerissen" (HV HS 152, S. 255). 

nach 1870: Bau zweier Badekabinette am Mühlkanal.

1872: Der Chemiker Guido Schnitzer lässt im bisherigen Garten des Fischhauses ein einstöckiges, teilweise unterkellertes Gebäude in ausgemauertem Fachwerk mit Steinsockel und einem Grundriss von 12 x 7,73 m erstellen. In ihm wird eine "Essigfabrik" untergebracht.

1876: Guido Schnitzer lässt das Essigfabrikgebäude zu einem Wohnhaus umbauen. Hierzu werden im Erdgeschoss und im Dachstock zwei Wohnungen eingerichtet.

1881: Schnitzer erweitert das Fischhaus durch einen zweistöckigen Anbau mit dreieckigem Grundriss am Nordwestgiebel. Er enthält in jedem Stockwerk ein beheizbares Zimmer sowie je eine Küche mit Speisekammer. An der Nordostseite entsteht eine zweistöckige Veranda.

1907: Die Küche des Hauses Nr. 4, des sogenannten Fischhauses, wird aus dem Dachgeschoss in das Erdgeschoss verlegt und ein neuer Kamin erstellt.

1928/29: Das bisherige einstöckige Wohnhaus Salinenstraße 5 (die frühere Essigfabrik) wird abgerissen und durch einen zweistöckigen Neubau ersetzt, der an das als Pfarrhaus des Gefängnisgeistlichen genutzte ehemaligen Fischhaus angebaut wird (damals Salinenstraße 4). Hierbei wird auf einen Teil des ehemaligen Fischhauses ein weiteres Stockwerk mit einem flachen Dach aufgesetzt.

1949: In die Dachstöcke der beiden "Beamtenwohngebäude" Nr. 4 und 5 wird jeweils eine Notwohnung eingebaut.

1967: Stellungsnahme zum Anschluss der beiden Häuser Salinenstraße 4 und 5 an das Dolennetz: "Das Tiefbauamt ist der Ansicht, daß die beiden staatl. Wohngebäude Salinenstraße Nr. 4 und 5 zusammen mit der Jugendstrafanstalt erworben und abgebrochen werden sollten. Damit wäre das gesamte Gelände der Jugendstrafanstalt und des Gaswerks für neue städtebauliche Planungen frei" (Bauakten).

1967: Die Gebäude Salinenstraße 4 und 5 werden an das städtische Dolennetz angeschlosssen.

1978: Im Erdgeschoss des Hauses Nr. 5 kommt es zu einem Wohnungsbrand. Ursache ist ein Schaden am Kamin, durch den Funken austreten und Holzbalken der Wand in Brand setzen können. 

Beschreibungen

1713: ...das Hauß, dabei gelegenen Gartten, Vischheußlein bei dem Erckhenbad und vorhandenen Vischer Zeug... das Fischwasser aber so vom obern Rothsteeg biß an den Münzwaag reichet..."

nach 1713: "Vor dem Bad- und Eychthor. Eine Bewohnung, Baum- und Küchengärttle, einem Fischhauß, angeschlagen a 250 fl. ... Gültet 1 ß in L[öbliches] Hospittal und vom Waßer 5 ß."

1767: "1 neu erbaute Behausung,auch Baum- u. Küchengärt[lein] samt 1 Fischhauß."

1791 (Anteil des G. D. Seiferheld): "1. Ein Drittheil an seiner bishero eigenthüml. besessenen ganzen Behaußung, welche außerhalbs dem Bad- u. Eichthor der grosen Stadt-Eich gegenüber gelegen und in löbl. Hospithal alljährl. mit 1 ß im ganzen gültbar ist, im übrig[en] aber in dem untern Stok besteht, als worinnen 1 Stuben, 1 Stubenkammer, 1 Kammer außerhalbs der Stuben auf dem Thennen nebst 1 Küchen befindl. u. worzu ferner gehört der ganze halbe Keller und halbe Fischwaag-Plaz, desgl. der gemeinsch. Gebrauch des im obern Stok befind. c. v. Privets und des im untern als nehml. in dasiger Küche vorhandenen Back-Ofens, wo im übrigen alles hier nicht bemelte dem Verkäufer als noch verbliebenen Besizer des ganzen übrigen Antheils eigenthüml. zugehört ... ferner 2. den halben Theil von seinem sämtl. eigentüml. besizenden Fischwassers sowie solches sowohl der ehevorige Kauffbrief d. d. 11ten Maii 1785 als besonders jener vom 31ten Dec. 1689 in mehrerem an die Hand gibt, benebst der Helfte des vorhandenen ganzen Fischzeugs und Gewichts samt Waage, wie nichts weniger auch die Helfte von dem hinter dem Hauß gelegenen Garten."

1804 (der an F. D. Maier verkaufte Anteil): "...Seinen bißher besessenen, dem Spital mit 1 ß und das Fischwasser mit 5 ß der Steuerstuben gültbaren Hauß Antheil im Fischhauß vor dem Baad- und Eichthor, woran Georg Melchior Seibot die andere Helfte besizt, bestehend in 1 Stube, 2 Stuben Kammern, 1 Neben-Kammer, 1 Küchen, sodann Stall, Heu-Bödelein, Futtergang, Bakofen, Keller, Weinstok am Haus, Fischwasser, welches vom Gerber Steeg [= Roter Steg] biß an das Gelbinger Wörth gehet, Garn, Eisen Gewicht, und alle Fisch-Gerätschaften Gemeinschaftlich mit dem Mithaußinnhaber..."

1827:
PKN 849a: Wohnhaus mit 13,5 Ruten Am Mühlgraben;
PKN 849b: 1 Fischhaus mit 3 Ruten Am Mühlgraben;
PKN 849c: 1 Fischhaus mit 3,2 Ruten Am Mühlgraben

1828 (Fischhaus): "ein ganz baufälliges Fischhäuschen am Kocher, neben dem Hause des Fischers Seyboth und dem Garten des Dreikönigswirths Frizlin, gedachtes Fischhäuschen ist 31,5' lang, 12' breit, 1 Stock hoch und 1/3 davon steht auf festem Grund und Boden an den Garten des Fischers Seyboth anstossend, 2/3tel aber befinden sich im Kocher ... Die wenigen noch vorhandenen Geräthschaften, bestehend in 1 alten Fäßchen, 1 alten Hammer, 1 zerißener Stekgarn, 1 Wagbälklen, 1 Leiterle werden mit in den Kauf überlassen, die übrigen Geräthschaften sind durch die Länge der Zeit zugrunde gegangen."

um 1840 (Güterbuch 6):
"13,7 Rthn IV 849a (876) Ein zweistokigtes Wohnhaus, das Fischhaus, neben dem Mühlgraben und dem Weg zur Saline ...
3,2 Rthn IV 849b (876) Ein Fischhaus im Mühlgraben neben obigem  Wohnhaus ..."

1855 (Verkauf an A. Sandel): "Ein zweystokiges Wohnhaus das Fischhaus genannt, an den Mühlgraben und dem Salinen Weeg, Ein Fischhaus im Mühlgraben mit Bad Einrichtung, 2/8 M. Hofraum, 1/8 M Gemüs und Blumen Garten hinterm Haus, Gült und Handlohn frei."

1888 (Güterbuch 17):
"[1 Ar 47 qm] Ein 2stockiges Wohnhaus, N. 876, das Fischhaus, neben dem Mühlgraben und der Straße.
[97 qm] N. 876A Essigfabrik
[23 qm] N. 875a Badhaus
[26 qm] N. 875 Badhaus
[1 ar 57 qm] Hofraum.
Der Weg u. Zugang zu den Badkabinetten muß Besitzer allein erhalten. Dieser Weg ist auch für die Käuferin des Fischwassers - die Stadtpflege Hall - offen zu halten, zu Benützung ihres Eigenthums."

Besonderheiten

Fischhaus

Mit "Fischhaus" war ursprünglich nicht das heute noch stehende Wohnhaus gemeint, sondern wahrscheinlich ein Bau, von dem aus gefischt werden konnte. Die Bezeichnung "Fischhaus" wurde dann zu einem unbekannten Zeitpunkt auf das Wohnhaus übertragen.

Wechselnde Primärkataster- und Hausnummern 

Um 1850 wurden neue PKN vergeben (laut 16/109): 876 (Wohnhaus), 875 (Fischhaus), 875a (Fischhaus).
Ursprüngliche Anschriften ab 1900: Salinenstraße 3 (Fischhaus), Salinenstraße 4 (ehem. Essigfabrik)
Anschriften ab ca. 1910: Salinenstraße 4 (Fischhaus), Salinenstraße 5 (ehem. Essigfabrik).  Das Gefängnis hatte die Nr. 3
Anschriften ab ca. 1980 Salinenstraße 3 (Fischhaus), Salinenstraße 5 (ehem. Essigfabrik). Das Gefängnis hatte nun die Nr. 4

Biografien von Hausbesitzern und -bewohnern

Peter Koch (1588-1656) und Katharina geb. Geiß (1598-?)

Peter Koch wurde am 5. Januar 1588 als zweites von elf Kindern des Peter Koch (sen.) und seiner Frau Els geb. Geyer geboren. Nach dem Besuch der Schule, "da er d[en] Catechismus neben schönen Sprüchen erlernet", wurde er im Glaserhandwerk ausgebildet und verbrachte etliche Jahre auf Wanderschaft, u.a. fünf Jahre in Augsburg. Nach seiner Rückkehr nach Schwäbisch Hall heiratete er am 12. November 1616 im Alter von 28 Jahren Katharina Geiß (*26. Januar 1598), eine zehn Jahre jüngere Tochter des Schneiders und Fischers David Geiß. In 40 Ehejahren hatte das Paar acht Söhne und vier Töchter, von denen bei Peter Kochs Tod noch drei Söhne und vier Mädchen lebten, die anderen starben als Kinder oder Jugendliche. Während des Dreißigjährigen Kriegs diente er als Bote und fiel 1638 hessischen Soldaten in die Hände, die ihn brutal mißhandelten ("schleiften") und ihm ein Auge ausschlugen. Hierbei verlor er auch sein Gehör, weshalb er, wie der Totenbucheintrag berichtet, "die Predigten in der Kirch nicht mehr vernemen können"; stattdessen hat er "seiner Haußpostillen sich bedient, und daraus sein Christenthumb erbaut." Bereits 1633 hatte er angefangen, als Fischer zu arbeiten und dies trotz seiner Verletzungen "desto stärcker mit Hülff d[er] seinigen fortgesezt." Wann genau er in den Besitz des Fischhauses gekommen ist, lässt sich bislang nicht genau feststellen. Vielleicht geschah dies 1633, vielleicht erst um oder nach 1643, als bzw. nachdem er ein Haus in der Gelbinger Gasse verkaufte. Zu vermuten ist weiterhin, dass er das Handwerk von seinem Schwiegervater David Geiß übernommen hat. Wohl durch die erlittenen Mißhandlungen war seine Gesundheit angeschlagen; er hat "4 große Kranckheiten außgestanden" und begann im Herbst 1656 unter Leibschmerzen ("Seitenstechen") zu leiden, so dass er bettlägerig wurde. Peter Koch starb am Morgen des 9. November 1656 im Alter von 68 Jahren. Seine Witwe scheint bis 1661 Besitzerin des Fischhauses geblieben zu sein und hat es im Zuge der Eheschließung ihres Sohnes Johann Balthasar an diesen abgegeben. Ihr Todesdatum ist bislang nicht bekannt.

Johann Balthasar Koch (1633-1713) und Margaretha Barbara geb. Franck (1640-1702)

Johann Balthasar Koch wurde am 27. Oktober 1633 als Sohn des Haller Bürgers, Glasers und Fischers Peter Koch und dessen Frau Katharine geb. Geiß geboren. Er besuchte die Schule, und "nachdem er allda einen guten Grund geleget, hielt ihn sein Vatter zur Fischerey an". Am 12. März 1660 heiratete Koch im Alter von 26 Jahren Margaretha Barbara Franck (*4. Mai 1640), eine 19 Jahre alte Tochter des Crailsheimer Rotgerbers und Ratsherren Balthasar Franck. In seiner 42 Jahre dauernden Ehe hatte das Paar sechs Söhne und neun Töchter, von denen zwei Söhne und sechs Töchter den Vater überlebten.  Wie fast überall starben die anderen als Säuglinge und Kleinkinder, eine Tochter starb als junge Frau kurz vor ihrem Vater. Von Kochs 57 Enkeln und zwei Urenkeln lebten 1713 noch 35 Enkel und ein Urenkel. Koch war Fischer und besaß seit 1689 das Fischwasser, d.h. das Fischrecht für den Kocher im Bereich der Stadt, vom Roten Steg und Steinernen Steg flußabwärts bis außerhalb der Stadt. "Seinem Beruf wartete er fleißig ab", wie das Totenbuch berichtet. Seine Frau starb am 19. Januar 1702. Juli 1713 begann er an starkem Husten, "innerlicher Hitz" und Leibschmerzen zu leiden und starb am 12. Juli 1713 im Alter von 79 Jahren.

Johann Georg Koch (1672-1764) und Eva Maria geb. Rögler (1680-1759)

Johann Georg Koch war der älteste überlebende Sohn des Fischers Johann Balthasar Koch und seiner Frau Margaretha Barbara geb. Franck und wurde am 3. Dezember 1673 in Schwäbisch Hall geboren. Ein Schulbesuch ist nicht explizit erwähnt, von seinem Vater wurde er "zur Haalarbeit und Fischerey" angehalten, arbeitete also auch in der Saline. "Er finge seine eigene Oeconomie an" und heiratete am 29. April 1699 im Alter von 26 Jahren die 18jährige Eva Maria Rögler (*24. Oktober 1680), eine Tochter des Baders und Wundarzts Michael Rögler in Untermünkheim. Nach dem Tod seines Vaters und einem Streit mit seinen acht Geschwistern bzw. deren Erben übernahm er das ihm testamentarisch zugesprochene Fischhaus und das zugehörige Fischrecht im Kocher. Die Miterben musste er mit jeweils 50 Gulden auszahlen. Seine zwölf Kinder - sechs Mädchen und sechs Jungen - starben fast alle als Säuglinge und Kinder, lediglich die 1709 geborene Tochter Susanna Elisabetha überlebte ihren Vater. 1742 verkaufte Johann Georg Koch das Fischhaus mit dem Fischwasser an seinen Schwiegersohn Johann Sixt David Koch. Seine Ehefrau starb am 29. April 1759 nach genau sechzig gemeinsamen Ehejahren, er selbst lebte dann, wie das Totenbuch berichtet, "bey seiner Tochter und Tochtermann ruhig und friedlich". Im hohen Alter von 91 Jahren starb er am 21. März 1764 im Schlaf.

Johann Sixt David Koch (1707-1784) und Susanna Elisabetha geb. Koch (1709-1795)

Johann Sixt David Koch wurde am 15. Februar 1707 als Sohn des Salzsieders Johann Georg Koch und der Maria Katharina geb. Bühl geboren. Auch bei ihm ist ein Schulbesuch nicht erwähnt, kann aber vorausgesetzt werden. Er arbeitete einige Jahre im Haal und heiratete, "nachdeme er sein eigen Brod verdienen konnte", am 12. Dezember 1730 im Alter von 23 Jahren die zwei Jahre jüngere Susanna Elisabetha Koch (*9. Juli 1709), eine Tochter des Fischers Johann Georg Koch. 1742 kaufte er seinem Schwiegervater das Fischhaus mit dem zugehörigen Fischwasser ab und verdiente spätestens seit diesem Zeitpunkt seinen Lebensunterhalt als Fischer. Von den drei Söhnen und sechs Töchtern starben der Sohn Georg David (*1738) und die Tochter Katharine Rosine (*1745) als Säuglinge, der Sohn Georg Friedrich (*1740) als junger Mann. Der Pfarrer rühmte, er sei ein "guter Bürger, treuer u. fleißiger Ehegatte u.ein aufrichtiger u. sorgfältiger Vater u. Großvater" gewesen. 1766 verkaufte er die Hälfte des Hauses und des Fischwassers an seinen Schwiegersohn Johann David Seiferheld, der 1752 seine Tochter Ursula Maria geheiratet hatte. Zuletzt litt er an "Hize u. Frost u. an einer innerl. Entzündung". Er ist am 13. Mai 1784 im Alter von 77 Jahren "sanft und seelig verschieden." Seine Witwe Susanna Elisabetha Koch lebte mit der Familie ihrer Tochter weiterhin im Fischhaus. Ursula Maria starb 1783, der Schwiegersohn ging 1784 eine neue Ehe ein. Vielleicht trug dies dazu bei, dass sich das Verhältnis zu ihm offensichtlich drastisch verschlechterte - 1784/85 gab es einen Rechtsstreit um die genaue Verteilung der Rechte am "Fischhaus". Auslöser war ein Versuch der Witwe, ihren Hausanteil - samt den strittigen Anteilen - an einen anderen Interessenten zu verkaufen. Der Konflikt wurde schließlich beigelegt, indem Seiferheld den Hausanteil erwarb. Dieser ließ sich schriftlich bestätigen, sie werde seine Kinder - ihre Enkel - nicht für den Streit büßen lassen. Nachdem sie die Geburt von 40 Enkeln und 45 Urenkeln erlebt hatte, starb Susanna Elisabetha Koch am 23. Juni 1795 im Alter von 85 Jahren.

Johann David Seiferheld (1722-1797) und Ursula Maria geb. Koch (1731-1783)

Johann David Seiferheld wurde am 22. Februar 1722 als Sohn des Salzsieders Georg Salomon Seiferheld und dessen Frau Susanna Barbara geb. Stadtmann geboren. Nach dem Besuch der Schule erlernte er den väterlichen Beruf des Salzsieders und heiratete am 22. Mai 1752 im Alter von 30 Jahren die 21jährige Ursula Maria Koch (*8. Februar 1731), eine Tochter des Salzsieders und Fischers Johann Sixt  David Koch. Von den jeweils zwei Söhnen und Töchtern erreichten alle das Erwachsenenalter. Ursula Maria Seifferheld starb nach 31 Ehejahren am 15. November 1783 an Dysenterie (einer Durchfallerkrankung). Die im Zuge der Erbteilung angelegte Inventur zeigt, dass das Ehepaar über ein nicht unerhebliches Vermögen verfügte, das sich inklusive aller Außenstände und Sachwerte auf 6.900 Gulden belief. Dem standen Verpflichtungen von 1.280 Gulden gegenüber. Um diese Besitzungen kam es zu heftigen Streitereien innerhalb der Familie. Der Ratsherr und Teilungsdeputierte Engelhard litt unter dem "so sehr verdrießlich als äußerst beschwerlichen Inventur Geschäft" so so sehr, dass er eine ungewöhnlich plastische Schilderung der familiären Verhältnisse hinterließ. Hauptverantwortlich für den Streit sei vor allem Johann David Seiferheld gewesen, der entweder über die Besitzverhältnisse gelogen oder geäußert habe, dass er niemanden etwas vom Vermögen abzugeben habe. Zwischen dem Vater und dem ältesten Sohn Georg Peter (*1757) auf der einen und den anderen drei Kindern auf der anderen Seite herrsche eine solche Feindschaft, "daß die vollen Ausbrüche davon in den greulichsten Vorwürfen und Thätlichkeiten sich mehr als zuviel geoffenbaret." Außerdem sei "seit dem Tod der Verstorbenen das Vermögen ziemlich willkührlich behandelt und von einigen Hinterbliebenen, einem mehr, dem anderen weniger, dasselbige als ob es Beuthe wäre, angesehen worden". Damit nicht genug, verwickelte sich Seiferheld auch in einen Rechtsstreit mit der Mutter seiner verstorbenen Frau um die genaue Aufteilung der Eigentumsrechte am Fischhaus (s.o.), der 1785 durch den Kauf des ganzen Anwesens beigelegt wurde. Seiferheld scheint im Hauptberuf weiter als Salzsieder gearbeitet zu haben, da er meist nur als solcher bezeichnet wird. Bereits am 14. September 1784 hatte  er als 62jähriger erneut geheiratet, und zwar die 29 Jahre alte Louisa Friederika Susanna Walther (*6. September 1755), eine Tochter des Bortenmachers Johann Joseph Walther. Aus dieser zweiten Ehe gab es keine weiteren Kinder. Johann David Seiferheld starb am 6. April 1797 (oder kurz vor diesem Datum) im Alter von 75 Jahren an einem "Brustfieber". Das Vermögen des Verstorbenen bezifferte man nach Abzug aller Verbindlichkeiten auf 2.509 Gulden, wovon auf jedes der vier Kinder 627 Gulden entfielen. Über dessen Aufteilung gab es erneut einen Rechtsstreit zwischen den Kindern und der Witwe bzw. Stiefmutter, die mit 700 Gulden und der Überlassung einiger Objekte abgefunden wurde. Ihr Verbleib ist bislang nicht bekannt.


Gottlieb Friedrich Seiferheld (1764-1831) und Susanna Margareta geb. Dötschmann (1768-1840)

Gottlieb Friedrich Seiferheld war das zweite der vier Kinder des Salzsieders und Fischers Johann David Seiferheld und der Susanna Maria geb. Koch. Er wurde am 21. Januar 1764 geboren und erlernte das väterliche Handwerk des Salzsieders. Seine Mutter starb 1783, als er 19 Jahre alt war. Um das mütterliche Erbe kam es zu einem heftigen Streit, in dem sich er und seine beiden jüngeren Schwestern Maria Barbara und Maria Elisabetha auf der einen und der Vater und der älteste Bruder Georg Peter auf der anderen Seite unversöhnlich gegenüber standen. Am 8. September 1789 heiratete er im Alter von 25 Jahren die vier Jahre jüngere Susanna Margaretha Dötschmann (*7. Juni 1768), eine Tochter des Salzsieders Georg Heinrich Dötschmann. Das Paar bekam zwischen 1791 und 1810 sechs Kinder, von denen offenbar alle das Erwachsenenalter erreichten. 1791 erwarb Gottlieb Friedrich Seiferheld von seinem Vater ein Drittel des Fischhauses und die Hälfte des Fischwassers. Nach dem Tod des Vaters erbte er den Rest des Fischhauses und des Fischwassers, musste aber - da das Anwesen und die sonstigen im zugefallenen Besitzungen  im Wert den ihm zustehenden Betrag überstiegen - Abschlagszahlungen an zwei Geschwister leisten. 1800 und 1804 verkaufte er das Fischhaus in zwei Etappen an den Salzsieder Georg Melchior Seiboth. Gottlob Friedrich Seiferheld starb am 5. November 1831 im Alter von 68 Jahren an einer Lungenentzündung. Seine Witwe Susanna Margaretha überlebte ihn um fast neun Jahre und starb am 19. Oktober 1840 im Alter von 72 Jahren an "Katarrhfieber".

Johann Georg Melchior Seyboth (1771-1837) und Maria Elisabetha Rosina geb. Stein (1775-1851)

Johann Georg Melchior Seyboth wurde am 8. September 1771 als Sohn des Salzsieders Georg Friedrich Seyboth und dessen Frau Euphrosina Margaretha geb. Krauß geboren. Er wurde selbst Salzsieder und heiratete am 10. Juni 1800 im Alter von 28 Jahren die 24jährige Maria Elisabetha Rosina (*24. April 1775), eine Tochter des Schneiders Johann Michael Stein. Das Paar hatte lediglich ein Kind, den 1801 geborenen Sohn Jacob Friedrich. Georg Melchior Seyboth erwarb 1800 und 1804 in  zwei Etappen das gesamte Fischhaus und das zugehörige Fischwasser und übte den Beruf eines Fischers aus. Er starb am 6. Dezember 1837 im Alter von 66 Jahren, laut Totenbuch an einem Nervenleiden. Seine Witwe überlebte ihn um 14 Jahre und starb am 27. Dezember 1851 an der "Wassersucht". Johann Georg Melchior, seine Frau und sein ebenfalls als Fischer bezeichnter Sohn waren wahrscheinlich die letzten Bewohner des Hauses, die mit dem Fischfang ihren Lebensunterhalt verdient haben.

Lorenz Michael Bauer (1795-1853) und Susanna Carolina geb. Seckel (1805-?)

Lorenz Michael Bauer wurde am 26.  März 1795 als Sohn des Schneidermeisters Georg David Bauer  und seiner Frau Maria Christina geb. Koch  in Schwäbisch Hall geboren. Er erlernete das Handwerk eines Secklers und heiratete am 19. August 1828 im Alter von 33 Jahren die zehn Jahre jüngere Susanna Carolina Seckel (*9. März 1805), eine Tochter des Georg Gottlieb Seckel, Wirt im Steigenwirtshaus an der Roten Steige bei Michelfeld. Das Ehepaar hatte nur ein Kind, die von Geburt an blinde Tochter Christiane Katharine Rosine (*1829). Rück erwarb 1852 das Fischhaus aus dem Nachlass von Georg Melchior Seyboth. Ob er dort tatsächlich gewohnt hat, muss offen bleiben, da er auch ein Haus oder einen Hausanteil in der Sporersgasse besaß. Das Fischrecht hat er offensichtlich nicht mehr selbst genutzt, vielmehr scheinen er - oder seine Frau - die bisherigen Fischhäuschen am Mühlkanal in Badekabinette umgebaut zu haben. Möglicherweise handelte es sich hierbei um eine kleine, private Badeanstalt. Das Fischrecht wurde veräußert. Bauer starb am 9. Juni 1853 im Alter von 58 Jahren an "Auszehrung". Seine Witwe verkaufte das Fischhaus 1855 an den Partikulier Albert Sandel, erwarb es von diesem aber 1859 zurück. Warum dies geschah, geht aus den Quellen nicht hervor. Obwohl sie 1853 geäußert hatte, nicht noch einmal heiraten zu wollen, ging Susanna Carolina Bauer am 6. Mai 1861 im Alter von 56 Jahren eine zweite Ehe mit dem wohlhabenden Bierbrauer und Gemeinderat Georg Michael Rück (*26. Dezember 1806) ein. Für den ein Jahr jüngeren, aus Mittelfischach stammenden Mann war dies bereits die vierte Ehe - die vorherigen Frauen waren alle gestorben. Rück starb jedoch bereits am 2. Oktober 1864, drei Jahre nach der Hochzeit, im Alter von 57 Jahren an einem "Magenschlag". Sein mit fast 39.000 Gulden nicht unerhebliches Vermögen fiel fast komplett an seinen Enkel Friedrich Georg Carl Rück, Bierbrauer in Hall. Die Witwe erhielt entsprechend einer im Ehevertrag festgelegten Klausel eine Summe von 1.000 Gulden. 1870 wird sie in den Quellen noch einmal erwähnt, als sie das Fischhaus ein zweites Mal verkaufte, diesmal an den früheren Bäcker Martin Freimüller und seine Frau Emilie geb. Bojer. Wahrscheinlich hat Susanna Carolina Rück Schwäbisch Hall verlassen, denn anhand hiesiger Quellen ist das Todesdatum nicht feststellbar. Vielleicht ist sie zu ihrer Tochter gezogen, die 1866 den Buchdrucker August Gottlieb geheiratet hatte.

Quellen

Archivalien:

  • StadtA Schwäb. Hall 4/643 (Kaufbuch 1713-1715), S. 377ff
  • StadtA Schwäb. Hall 4/689 (Kaufbuch 1783-1785), Bl. 218V
  • StadtA Schwäb. Hall 4/691 (Kaufbuch 1789/91), Bl. 331R
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1544 (Unterpfandsbuch Vorstädte), Bl. 635
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1545 (Häuserbuch 1712), S. 254
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1547 (Häuserbuch 1767), S. 242
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1547a (Häuserbuch 1782), S. 427
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1924-1966 (Beetlisten 1661-1701)
  • StadtA Schwäb. Hall 10/615-616 (Zivilprozess Seiferheld/Koch um Hausteilung, 1782-1785)
  • StadtA Schwäb. Hall 13/344 (Kaufvertrag 1744)
  • StadtA Schwäb. Hall 14/3853 (Inventur Ursula Maria Seiferheld, 1784)
  • StadtA Schwäb. Hall 14/4320 (Inventur Johann David Seiferheld, 1797)
  • StadtA Schwäb. Hall 18/498 (Verlassenschaftsprotokoll L. Bauer, 1853)
  • StadtA Schwäb. Hall 18/1328 (Ehe- u. Erbvertrag G. M. Rück u. S. Bauer geb. Sekel, 1861)
  • StadtA Schwäb. Hall 18/1944 (Realteilung G. M. Rück, 1864)
  • StadtA Schwäb. Hall 19/831 (Güterbuch 6), S. 481
  • StadtA Schwäb. Hall 19/835 (Güterbuch 10), S. 503
  • StadtA Schwäb. Hall 19/838 (Güterbuch 13), S. 194
  • StadtA Schwäb. Hall 19/842 (Güterbuch 17), S. 410
  • StadtA Schwäb. Hall 19/998 (Kaufbuch 1803-1805), Bl. 39R
  • StadtA Schwäb. Hall 19/1011 (Kaufbuch 1857/59), Bl. 125, 290
  • StadtA Schwäb. Hall 19/1026 (Kaufbuch 1852/53), Bl. 139R
  • StadtA Schwäb. Hall 19/1027 (Kaufbuch 1854/56), Bl. 193V
  • StadtA Schwäb. Hall 19/1037 (Kaufbuch 1870/71), S. 73
  • StadtA Schwäb. Hall 19/1038 (Kaufbuch 1872), S. 484ff
  • StadtA Schwäb. Hall 19/1063 (Kaufbuch 1899), S. 267
  • StadtA Schwäb. Hall HV HS 152 (Majer'sche CHronik); S. 255 
  • Baurechtsamt SHA, Bauakten Salinenstraße 3

Biografische Quellen:

  • StadtA Schwäb. Hall S27 (Genealogische Kartei)
  • StadtA Schwäb. Hall 2/71a (Totenbuch St. Michael 1655-1677), Bl- 59V
  • StadtA Schwäb. Hall 2/73b (Totenbuch St. Michael 1698-1717), S. 649
  • StadtA Schwäb. Hall 2/75c (Totenbuch St. Michael 1738-1762), Bl. 443R
  • 2/76a (Totenbuch St. Michael 1763-1775), S. 55
  • 2/77b (Totenbuch St. Michael 1776-1784), S. 419
  • 2/78a (Totenbuch St. Michael 1785-1807), S. 336, 406
  • StadtA Schwäb. Hall Mikrofilm KB 1391, Bd. 53, Nr. 169/1831; KB 1391, Bd. 54, Nr. 179/1837, Nr. 124/1840, Nr. 56/1853; KB 1391, Bd. 55, Nr. 103/1851, Nr. 115/1964; KB 1392, Bd. 64, Buchst. B, S. 240; KB 1393, Bd. 68, Buchst. R, S. 68; KB 1393, Bd. 69, Buchst. S, S. 148, 172

Literatur:

  • Adressbücher 1886-1956
  • Haller Tagblatt v. 18.02.2009, S. 15; 27.02.2009, S. 17