Gebäudeverzeichnis

Sparkassenplatz 3 (früher: Hinter der Post) - Gastwirtschaft "Zum Posthörnle"

Adresse: Sparkassenplatz 3 (früher: Hinter der Post)
Primärkatasternummer: 213
Besitzer: 1827
Lauth, Johann Christoph, zu 1/12; Rau, Johann Peter, Gassenwirts Witwe, zu 4/6; Lauth, Georg Friedrich, zu 1/6; Blinzig, Jacob Friedrich, zu 1/12


Besitzerliste

1709 trennte sich Anna Catharina Hermann, Witwe des Johann Bernhard Hermann, Krempler (= Krämer), zugunsten ihres Sohnes Johann Caspar Hermann und ihres Schwiegersohnes Johann Georg Schloßstein, beide Salzsieder, von ihren beiden nebeneinander liegenden Häusern neben dem Rathaus (bzw. Fleischhaus) und der Hohen Gasse, hinten an Johann Georg Baur, Lebküchner und Mitglied des äußeren Rates, stoßend. Der Sohn bezahlte für den Teil neben dem Rathaus 725 Gulden, während der Schwiegersohn das Haus an der Hohen Gasse für 575 Gulden erhielt. Anna Catharina behielt sich den lebenslangen Beisitz im Haus des Sohnes in der unteren Stube bevor. Zur Fortführung ihres Gewerbes reservierte sie sich auch den Laden unter dem Haus des Tochtermanns Schloßstein. Vorbehalten blieb ihr auch der freie Wandel, Ein- und Ausgang in beiden Häusern. Da Schloßstein in seinem Haus keinen Backofen und keinen Waschkessel hatte, durfte er zu seinem eigenen Gebrauch diese beiden Einrichtungen im Haus seines Schwagers Hermann benutzen. Ein Gewerbe durfte er nicht damit anfangen. Die Kosten für den Unterhalt des Backofens und für den Kaminfeger musste dafür Schloßstein zur Hälfte übernehmen. Beiden Hausbesitzern blieb der Gang durch die obere Tür hinaus auf den Schuhmarkt erlaubt. Der Boden bei diesem Ausgang aber gehörte Schloßstein allein. (StadtA Schwäb. Hall 4/671, S. 250-256)

 

1709 kaufte also der Salzsieder und Grempler (= Krämer) Johann Caspar Hermann dieses Haus. 1756 gehörte der nach dem Stadtbrand an dieser Stelle erstandene Neubau seiner Witwe Maria Agnes Hermann. (StadtA Schwäb. Hall 14/2787)

 

Danach befand es sich im Besitz von Georg Michael Häffelin, Ziegler.

 

1760 erwarb der Bortenmacher Matthias David Schreyer das Anwesen für 1.200 Gulden.

 

1780 verkaufte die Witwe Schreyer ein Drittel ihres Hauses an den Konzertmeister Göz. Sie behielt zunächst zwei Drittel.

 

1783 trennte sich die Witwe Schreyer von einem weiteren Drittel, das sie an Johann Georg Schilling, Ausgeber, veräußerte. Göz, der Besitzer des anderen Drittels, löste dieses Drittel allerdings für 700 Gulden aus. Danach besaß Göz zwei Drittel, die Witwe Schreyer nur noch ein Drittel.

 

1792 kam Johann Georg Schilling dann doch zum Zug und erwarb das restliche Drittel der Witwe Schreyer. Dieses Drittel ging dann 1793 an seinen Tochtermann Johann Andreas Schöner, Weinhändler, über.

 

Die zwei Drittel des Konzertmeisters Göz erwarb 1814 der Gassenwirt Johann Peter Rau für 1.425 Gulden. Ein Drittel hiervon verkaufte Rau im gleichen Jahr an Georg Friedrich Lauth, Salzsieder, weiter.

 

1814: Der Feurer Georg Christoph Lauth kauft ein Sechstel des Hauses von Peter Rau.

1821: Jakob Friedrich Blinzig kauft ein Zwölftel des Hauses aus der Konkursmasse des Knopfmachers ... (KB Nr. 16)

1827: als Besitzer genannt (Primärkataster): Johann Christoph Lauth, Salzsieder, zu 1/12; Johann Peter Rau, Gassenwirts Witwe, zu 4/6; Georg Friedrich Lauth, Salzsieder, zu 1/6; Jacob Friedrich Blinzig, Salzsieder, zu 1/12

1833: Johann Christoph Lauth erwirbt ein Zwölftel des Hauses von Johann Michael Blinzig (KB Bl. 8)

1838: Der Bäcker Christoph Peter Dötschmann erwirbt zwei Drittel des Hauses aus der Gantmasse des Seifensieders und Weinschenks Wilhelm Scheerer (KB Bl. 62)

1846: Andreas Conrad Simmoth kauft ein Zwölftel des Hauses von Jakob Friedrich Blinzig (KB Bl. 443).

1852: Die Erben des Feurers Lauth verkaufen ein Sechstel des Hauses an den Apotheker Ludwig Deeg (KB S. 90).

1859: Durch den Tod des Andreas Conrad Simmoth wird seine Witwe Eigentümerin seines Anteils von einem Zwölftel.

1865: Der Bürstenmacher Johann Ludwig Klein erwirbt den zuvor Ludwig Deeg gehörenden Hausanteil von einem Sechstel (KB 13 S. 44/46)

1868: Nach dem Tod der Witwe Simmoth fällt ihr Hausanteil von einem Zwölftel an ihre beiden Kinder Maria Christiane und Friedrich Leonhard Simmoth.

1871/72: Christoph Peter Dötschmanns Witwe kauft von Johann Lauth ein Zwölftel des Hauses (KB 18, 678)

1875: Nach dem Tod der Dötschmann'schen Witwe erhält ihr Sohn, der Bäcker Georg  Dötschmann, die zwei Drittel des Hauses, während das 1871/72 von J. Lauth erworbene Zwölftel an die beiden Töchter Jeanette und Sophie geht.

1877: Am 23. Januar 1877 sucht der Bäcker Georg Dötschmann um die Konzession nach, zusätzlich zu seiner Bäckerei eine Schankwirtschaft eröffnen zu dürfen, wie sie in dem Haus bis 1872 von seiner Mutter betrieben worden sei. Die Genehmigung durch das Oberamt erfolgt am 31. Januar 1878: Zusätzlich zum Recht auf Weinausschank erhält Dötschmann am 11. April 1878 die Konzession zum Ausschank von Obstmost.

1886: Durch den Tod seiner Schwester Maria Christiane Simmoth wird Friedrich Leonhard Simmoth alleiniger Eigentümer des von seiner Mutter ererbten Anteils von einem Zwölftel.

1887: Friedrich Leonhard Simmoth verkauft sein Zwölftel des Hauses an den Fabrikanten Johann Ludwig Klein (GB 12, S. 153, KB 34, S. 43).

1887: Georg Dötschmann kauft ein Zwölftel des Hauses (der halbe Keller und das Recht zum Ein- und Ausgang durch die Türe in die Hohe Gasse) von Johann Ludwig Klein (KB 34 S. 107). 

1891: Nach dem Tod von Georg Dötschmann am 17. Juni 1891 fällt das Haus an seine Witwe Pauline geb. Immendörfer, die auch die "Wein-Wirtschaft" weiter führt.

1893: Das Gesuch der Pauline Dötschmann um Genehmigung des Ausschanks von Bier wird von Gemeinderat und Oberamt mangels eines "dringenden Bedürfnisses" abgelehnt.

1894: Nach ihrer (dritten) Eheschließung mit dem Restaurateur Fiedrich Widmann in Stuttgart verpachtet Pauline Widmann verw. Dötschmann die Wirtschaft an den Bäcker Robert Pflüger, ihren Sohn aus erster Ehe. Pflüger erhält am 22. Dezember 1894 die Konzession zum Ausschank von Wein, Obstmost, Bier und Branntwein.

1895: Pauline Widmann verw. Dötschmann verkauft ihren Hausanteil von zwei Dritteln (hier bez.: "Judenmarkt No. 213") sowie einem weiteren Zwölftel (der halbe Keller und das Recht zum Ein- und Ausgang durch die Türe in die Hohe Gasse) an Johann Krauß, zuvor Wirtschaftspächter "Zum Bären" (Zollhüttengasse 8). Dieser erhält am 18. Dezember 1895 die Konzession zum Ausschank von Wein, Obstmost, Bier und Branntwein (KB 42 S. 274).

1895: Johann Ludwig Klein verkauft seinen Hausanteil von einem Sechstel an seinen Sohn, den Fabrikanten Friedrich Klein (GB 20, S. 319, KB 42, S. 68)

1896: Johann Krauß kauft einen weiteren Hausanteil von einem Zwölftel von Jeanette und Sophie Dötschmann (KB 43 S. 206) .

1921: Johann Krauß verkauft das Haus an den aus Hochdorf bei Horb stammenden Steinhauermeister Otto Katz, bisher Wirtschaftspächter "Zum Dorle" (Blockgasse 14). Dieser erhält das Recht zum Betrieb der Schankwirtschaft im bisherigen Rahmen am 22. Dezember 1921.

1926: Auf Antrag von Otto Katz wird die Konzession am 30. Dezember 1926 auf den Betrieb einer Gastwirtschaft mit Beherbergung von Gästen ausgeweitet. Zur Begründung wird angeführt, dass eine Reihe von Wirtschaften mit Übernachtungsmöglichkeiten eingegangen seien. Katz benennt seine Wirtschaft in der Folge "Zum Posthörnle".

1932: Nach dem Tod von Otto Katz am 27. Januar 1932 wird die Gastwirtschaft "Zum Posthörnle" von seiner aus Hausen am Bach stammenden Ehefrau Margarethe Katz geb. Gunst weiter geführt.

1933: Margarethe Katz stellt zum 30. September 1933 den Betrieb der Gastwirtschaft ein und verpachtet sie ab 1. Oktober 1933 an den Wirt und Koch Alfons Manz aus Schwäbisch Gmünd und dessen Ehefrau Katharina Barbara geb. Krippner. Die endgültige Konzession zum Betrieb der Wirtschaft erhält Manz am 2. März 1934.

1936: Der Hausdiener und Kochvolontär Georg Steinbrenner aus Vellberg und seine Ehefrau Sofie geb. Katz kaufen das Haus und übernehmen die Wirtschaft auf 1. Oktober 1936. Steinbrenner war zuvor von 1927 bis 1936 in der "Traube" (Marktstraße 10) als Hausdiener beschäftigt. Die Konzession wird am 25. November 1936 erteilt.

1941: Nachdem Georg Steinbrenner zur Wehrmacht eingezogen worden ist, wird die Wirtschaft von seiner Ehefrau Sofie Steinbrenner weiter geführt.

1942: Georg Steinbrenner erhält am 18 .September 1942 die Erlaubnis, weitere sechs zu den bestehenden drei Zimmern zur Fremdenbeherbergung zu nutzen.

1943: Aus Personalmangel wird die Bewirtschaftung eingestellt, der Beherbergungsbetrieb (mittlerweile 15 Zimmer) muss weiter geführt werden.

1945: Durch den Tod des am 17. Januar 1945 bei Rödigen (Thüringen) als Soldat gefallenen Georg Steinbrenner fällt das Eigentum am Haus an seine Frau Sofie Steinbrenner

1945: Das Wirtschaftszimmer des "Posthörnle" wird am 30. April 1945 zwecks Unterbringung französischer Truppen beschlagnahmt. Nach dem Bekanntwerden des Todes ihres Mannes führt Sofie Steinbrenner die Wirtschaft weiter "soweit es die Beschlagnahme für franz. Truppen und der Personalmangel zuläßt".

1948: Sofie Steinbrenner heiratet am 26. Juli 1948 in zweiter Ehe den Wirt Eduard Lieb aus Reutlingen, der am 15. August 1949 eine Konzession zum vorläufigen Betrieb der Gastwirtschaft erhält.

1950: Eduard Lieb gibt die Bewirtschaftung des "Posthörnle" auf 9. März 1950 auf, um die elterliche Wirtschaft "Zum Fass" in Reutlingen zu übernehmen.

1950: Der aus Zobten Kr. Breslau (Schlesien) stammende und zuvor in Säckingen wohnende Gastwirt Paul Jaeckel übernimmt pachtweise die Wirtschaft "Zum Posthörnle" und eröffnet sie zum 10. März 1950.

2008: Neueröffnung der Gaststätte durch Selami und Lenka Keklik am 7. Juni 2008.

Befunde aus Bauforschung

Das aufgehende Gebäude ist ein Neubau nach dem Großen Stadtbrand von 1728 und im Türsturz inschriftlich datiert auf 1729. Auf Niveau des Erdgeschosses befindet sich an der O-Seite ein kleiner Gewölbekeller (jetzt: Toiletten). Unter dem Haus befinden sich vier Gewölbekeller. Die Ostwand der östlichen Keller 2 und 3 wird von einem durchlaufenden Mauerzug gebildet, der aufgrund seiner Bauweise staufisch sein könnte. Sehr ähnliches Mauerwerk findet sich im Keller des Hauses Hohe Gasse 1 nördlich dieses Hauses auf der anderen Seite der Hohen Gasse. 

Befunde aus Bauakten

(soweit nicht anders angegeben Bauakten, Baurechtsamt)

1839: Der Bäcker Gottlieb Dötschmann lässt im Erdgeschoss im im Hausteil links (= nördlich) des Hausflurs einen Backofen einbauen.

1880: Der Bäcker Georg Dötschmann lässt den Kellereingang links der Treppe und an Stelle einer bereits vorhandenen Fensteröffnung im Erdgeschoss zum "Judenmarkt" (heute Sparkassenplatz) ein größeres Schaufenster einbauen.

1895: Der Bäcker Robert Pflüger lässt in seinem Anteil am Haus Judenmarkt Nro. 213 im Erdgeschoss eine neue Abortanlage erstellen, für die eine aus Ziegelsteinen gemauerte Abortgrube mit Anschluss an das  städtische Dolennetz erstellt wird.

1897: Der Restaurateur Johann Krauß, Judenmarkt 213, lässt den bislang vorhandenen Backofen im Erdgeschoss abrechen und knapp östlich einen neuen erstellen, um das "Wirtschaftszimmer" zu vergrößern. Darüber hinaus sollen im EG verschiedene Türen und Fenster verändert, Scheidewände herausgenommen und neue Wände für einen abgeschlossenen Ausgang aus dem Wirtschaftszimmer erstellt werden.

1898: Der Privatier J. L. Klein lässt in seinem Hausanteil einen neuen Kamin erstellen.

1898: Der Bürstenfabrikant J. L. Klein und Restaurateur Krauss vereinbaren, dass Klein eine Abortgrube neben der des Krauss im EG anbringen darf und gestattet Krauss die unentgeltliche Nutzung des auf gleicher Stockhöhe zur Hohen Gasse hin gelegenen Kellers, der Klein gehört. Dieses Nutzungsrecht soll so lange gelten, als der Klein'sche Hausanteil als Werkstatt genutzt wird und erlischt, wenn der Keller wieder gebraucht oder der Haustanteil verkauft werden sollte. 

1899: Der Wirt Johann Krauß lässt eine an der N-Wand des Hauses  zur Hohen Gasse hin gelegene, vom Dachgeschoss bis in das EG reichende Abortanlage erbauen, die unten eine gemauerte Abortgrube und oben einen gaubenartigen Dachaufbau erhält.

1899: Einrichtung eines beheizbaren Zimmers im Dachstock durch Johann Krauß.

1899: Krauß beantragt, die Abwässer aus dem Wirtschaftspissoir in das städtische Dolennetz ableiten zu dürfen.

1913: Krauß lässt einen neuen Doppelkamin erstellen.

1924: Restaurateur Otto Katz will einen Kamin durch einen Neubau ersetzen.

1926: Genehmigung kleinerer baulicher Veränderungen durch Otto Katz (Veränderung und Erneuerung von Fenstern im EG).

1928: Otto Katz lässt die Treppe vom EG in den 1. vom 1. in den 2. Stock verlegen und im Dachstock eine Wohnung mit großer Gaube zur Hohen Gasse hin einbauen. Darüber hinaus werden Trennwände entfernt bzw. versetzt. Emma Klein  tritt eine bisherige Küche im 1.Stock an Katz ab. Im Gegenzug tritt dieser im Dachstock ein an den (östlich gelegenen, heute nicht mehr vorhandenen) Lichthof grenzendes Zimmer  an Emma Klein ab und lässt ein anderes Zimmer der Klein'schen Wohnung im 1. Stock auf seine Kosten in eine Küche umbauen.

1937: Der Kaufmann Friedrich Klein erhält die Genehmigung, in seinem Hausanteil einen Trockenofen einbauen zu lassen.

1940: Ein bereits vorhandener Kamin wird in das Kellergeschoss hinein verlängert und an eine dort eingebaute Kohlen-Heizungsanlage angeschlossen.

1941/42: Nachdem der Dachstock durch einen Brand am 16. Mai 1941 weitgehend zerstört wird, werden 1942 die Pläne für den Wiederaufbau genehmigt. Im Rahmen des Wiederaufbaus wird das Walmdach zum Unteren Postplatz (heute: Sparkassenplatz) gegen einen Giebel ausgetauscht. 

1944: Im Februar 1944 brennt der Dachstock des Hauses erneut ab ab (laut Konzessionsakten).Die Verhandlungen über die Art des Wiederaufbaus und eine Neuaufteilung der Eigentumsrechte zieht sich bis in den Sommer hin. 

1953: Im Zuge von Renovierungsarbeiten wird "ein sehr schönes Fachwerk" am Haus freigelegt, für  dessen Freiliegung bzw. Erhaltung die Stadt 300 DM an den Eigentümer Eduard Lieb ausbezahlt. 

1985: Die Stadtverwaltung genehmigt den Einbau einer Spielhalle im EG. Dagegen legt eine Anwohnerung aus "sozialhygienischen" Gründen Widerspruch ein. Die Stadt sieht keine rechtliche Handhabe, die Spielhalle zu verhindern. Oberbürgermeister Binder bittet in diesem Zusammenhang den Bundestagspräsidenten Dr. Jenninger, eine Veränderung des Gewerberechts anzustoßen, die es erleichtert, die Einrichtung solcher Spielhallen zu unterbinden. Binder verweist in diesem Zusammenhang auf den "seelischen bis existenziellen Schaden", den "vor allem minderbemittelte Arbeitslose und andere Randgruppen unserer Gesellschaft, aber leider auch Jugendliche aller Gesellschaftsschichten" erleiden, die "vom Spieltrieb zu einer Spielsucht verführt werden."

1985: Im Zuge einer Renovierung werden das Fachwerk, die Ausmauerung, der Verputz sowie die Klappläden saniert, die Dachrinnen und Fallrohre ausgetauscht, schadhafte Sandsteinteile des Hauseingangs erneuert sowie ein schmiedeeisernes Geländer am Eingang angebracht.

1988: Die Spielhalle im EG wird umgebaut und erweitert.

Beschreibungen

historische Beschreibungen

1827: Wohnhaus mit 28,2 Ruten Grundfläche Auf dem Juden Markt

1894 (Konzessionserteilung an Robert Pflüger): "Die [Wirtschafts-] Localitäten bestehen in 1 Zimmer 8,2 m lang, 5,75 m breit, 2,8 m Hof, 1 Nebenzimmer 5,4 m lang, 3,3 m breit, & 2,74 m hoch und sind nicht zu beanstanden, nur muß die baldige Verbesserung der Abort Anlage ... verlangt werden." (21/1851)

 

Einträge in den Denkmallisten

Der nach dem Stadtbrand von 1728 errichtete dreigeschossige Fachwerkbau stellt ein aufwändiges Beispiel barocker Fachwerk-Wohnbauweise in Schwäbisch Hall dar. Die Erdgeschosszone ist massiv mit Quadereckpflastern, steingerahmten, z.T. geohrten Fenstern. Reich profilierte Fußschwellen, ornamental geschnitzte Eckständer, dekorativ gebogene Hölzer, z.T. geohrte Fenstergewände und die K-Motive sind Merkmale barocker Fachwerkbauweise. (StadtA Schwäb. Hall: Liste der Kulturdenkmale Stadt Schwäb. Hall, Stand 10/1982, S. 219)

 

Sparkassenplatz 3 (Flst.Nr. 0-17/3). Dreigeschossiger Fachwerkbau. Aufwändiges Beispiel barocker Fachwerk-Wohnbauweise. Erdgeschosszone massiv mit Quadereckpilastern, steingerahmten, geohrten Fenstern. Reich profilierte Fußschwellen, ornamental geschnitzte Eckständer, geohrte Fenstergewände und K-Motive. Nach dem Stadtbrand von 1728 errichtet. § 2 (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

Besonderheiten

Gesuch der Witwe Pauline Dötschmann um die Genehmigung des Bierausschanks, 1893

"Ich ... bitte den verehrlichen Gemeinderath höflich dringend um die Erteilung der Erlaubniß zum Bierschank. Meine Bitte begründe ich in den sich in letzter Zeit immer mehr verschlimmernden wirthschaftlichen Verhältnissen, worunter ich hauptsächlich im Anbetracht dessen, daß meine Kundschaft zum größten Teil in Landleuten besteht, sehr zu leiden habe, da diese Leute infolge des eingetretenen Nothstandes das Geld mehr als sparen und sie ans Wein trinken in letzter Zeit nicht mehr denken. Schon mehr als oft wurde der Wunsch geäußert, wenn Sie nur Bier hätten, da ich dies aber bis jetzt nicht habe, laufen eben die Meister mit einem Viertel Wein wieder fort. Ich für meine Person ... kann ... ohne Uebertreibung behaupten daß ich gegenwärtig Geld zulegen muß. Der Einkauf schon des Weines ist so teuer, daß an ein Ausschenken unter M 1,- per Liter nicht zu denken ist und hieran strauchelt nicht nur der Landmann, sondern auch die Geschäftsleute, da sie sich einfach sagen, bei den jetztigen Zeiten ist das Weintrinken zu kostbillig [= kostspielig]." Das Gesuch wurde mangels eines dringenden Bedürfnisses vom Gemeinderat nicht befürwortet und vom Oberamt abgelehnt. (StadtA SHA 21/1851)

Gesuch der Sofie Steinbrenner um teilweise Schließung der Wirtschaft, 28. März 1944

"Ich bitte um Erlaubnis meine Gastwirtschaft zum Posthörnle hinsichlich der Ausgabe von Speisen und Getränken schliessen zu dürfen. Meinen Antrag begründe ich wie folgt: Ich habe 15 Fremdenzimmer, die jede Nacht belegt sind. An Personal steht mir zur Zeit nur ein Zimmermädchen zur Verfügung, die aber am 1.4.1944 heiratet. Sie ist im 6. Monat in anderen Umständen, sodass ich ihr keine schwere Arbeit zumuten kann. Wenn sie ihren Dienst verlässt stehe ich mit Ausnahme eines 24 Jahre alten Mädchens allein. Beim Arbeitsamt bin ich wegen Zuteilung einer Hilfskraft vorstellig geworden, ich habe jedoch noch keinen bindenden Bescheid erhalten. Ich selbst bin auf den Nerven derart abgewirtschaftet, dass es mir unmöglich ist, allein den ganzen Betrieb zu versehen; umsomehr als ich noch zwei Kinder im Alter von 7 und 4 Jahren habe, die auch noch versorgt werden müssen. Mein Mann befindet sich seit 1940 im Felde, die ganze Arbeitslast liegt also auf mir. Ausserdem ist mein Herd in der Küche zur Zeit absolut unbrauchbar; ein neuer Herd ist mir bis Mitte April dieses Jahres zugesichert, wenn er kommt sind eingreifende bauliche Verbesserungen notwendig, da gleichzeitig eine Warmwasserbereitungsanlage verbunden werden soll. Aus diesen Gründen bitte ich um die Erlaubnis, den Gaststättenbetrieb bezüglich der Abgabe von Speisen und Getränken nochmal schliessen zu dürfen." (StadtA SHA 21/1851)

Der Brand vom 16. Mai 1941

Am Nachmittag des 16. Mai 1941 bricht im Dachgeschoss des Hauses ein Brand aus, der sich rasch auf den gesamten Dachstock ausbreitet. Das Feuer wird durch den Kraftfahrlöschzug der Freiwilligen Feuerwehr Hall mit sechs Strahlrohren bekämpft; da zunächst die Befürchtung besteht,dass ein Großbrand entsteht, wird die Berufsfeuerwehr des Fliegerhorsts Hessental als Verstärkung angefordert, bis zu deren Eintreffen ist das Feuer jedoch unter Kontrolle. Die Brandursache kann nicht festgestellt werden, vermutet werden eine fahrlässige Brandstiftung durch ein nach dem Zigarettenanzünden weggeworfenes Streichholz oder Funkenflug aus der benachbarten Schmiede Jäger gegenüber. Das Haus ist durch den Brand so stark beschädigt, dass der Dachstock bis auf das Dachgebälk abgebrochen und neu aufgebaut werden muss. Der gesamte Schaden wird auf knapp 9.000 RM berechnet. Zu einem zweiten Brand, ebenfalls im Dachstock, kommt es im Februar 1944. 

Fässer aus dem "Posthörnle" in München

Zwei mit Schnitzereien dekorierte Fässer aus dem "Posthörnle" befinden sich mittlerweile in München in der dem Landesverband der Pfälzer in Bayern gehörenden "Pfälzer Residenz Weinstube" am Odeonsplatz. Sie wurden etwa 1978 durch die damalige Besitzerin verkauft.

Quellen

Archivalien:

StadtA Schwäb. Hall 4/881, fol. 358V

  • StadtA SHA 19/827 (Güterbuch 2), S. 194; 19/828 (Güterbuch 3), S. 409, 412, 427, 431, 433, 435, 439, 443; 19/829 (Güterbuch 4), S. 479; 21/1851 (Konzessionsakten 1877-11950); 35/12176 (Konzession P. Jaeckel, 1950); Datenbank Gefallene des II. Weltkriegs.
  • Baurechtsamt SHA, Bauakten Sparkassenplatz 3

Literatur:

  • Haller Tagblatt (Beilage Zum Sonntag) v. 07.06.2008, S. VI (Neueröffnung)