Gebäudeverzeichnis

Neustetterstraße 1

Adresse: Neustetterstraße 1
Primärkatasternummer: 68 (133)
Besitzer: 1827
Reichard, Melchior, Rotgerber


Besitzerliste

1830 (Primärkataster): Melchior Reichard, Rotgerber

1838: neuer Besitzer ist Anton Erath

Befunde aus Bauforschung

Die ältesten Teile des Gebäudes vermutet man im steinernen Unterbau, dessen Mauerwerk teilweise aus dem 14. oder 15. Jahrhundert stammen könnte. Die meisten Kellermauern gehören aber wohl in die Mitte des 16. Jahrhunderts und wurden zusammen mit dem darüber stehenden zweistöckigen Fachwerkbau errichtet. Dieser ist auf 1555 (d) datiert. Es besitzt drei Quer- und zwei Längszonen, an der Südseite dürften sich Stube und Küche mit den zugehörigen Feuerungseinrichtungen befunden haben. Bereits 1569 (d) entstand eine  Erweiterung des Hauses durch einen Anbau an der Westseite. In der hier befindichen Stube hat sich die Bretter-Balken-Decke erhalten. Die im Untergeschoss angebrachte Jahreszahl "1802" bezieht sich auf einen späteren Umbau. Etwa 1815 setzte man eine neue, massive Erdgeschosswand vor die ältere Fassade zur Neustetterstraße. Der nun 1 bis 1,5 m breitere Baukörper erhielt 1815 (d) ein neues Dach (Datierung Hans-Jürgen Bleyer / Burghard Lohrum 1995).  Die alte Fachwerkaußenwand wurde im Erdgeschoss beibehalten, der Zwischenraum diente als Hausflur (siehe auch den Plan bei den Abbildungen, DIG 11560).
Das Original der Madonnenfigur in der Nische des Südgiebels befindet sich seit 1990 im Hällisch-Fränkischen Museum, zuvor wurde sie in der Markuskirche (Tullauer Höhe) aufbewahrt. Die Sandsteinfigur gilt heute als Arbeit eines unbekannten Haller Meisters von etwa 1480. Am alten Standort befindet sich inzwischen eine Kopie.

Beschreibungen

1830 (Primärkataster): im untern Dorf, 3 Wohnhäuser an einander mit 38,4 Ruthen [später Hessentaler Straße 1, Neustetterstraße 1, 3, 5], Scheuer [PKN 68b] mit 23,2 Ruthen, Hofraum mit 32,2 Ruthen, Oel- und Lohmühle am Mühlgraben mit 7,4 Ruthen [PKN 68a, später Mühlweg 1]

spätere Nummerierungen laut Nachträgen PKN:
9/1: Hagenbacher Steige 1
19: Hessentaler Straße 1
133: Neustetter Straße 1
134: Neustetter Straße 3
135: Neustetter Straße 5 
23/1: Mühlweg 1

 

Neustetterstraße 1 (Flst.Nr. 2-78). Fachwerk-Wohnhaus, frühes 13. Jahrhundert. Fachwerk 1555 (d), Anbau 1569 (d) mit Bohlendecke. § 12 (aus: Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadt Schwäbisch Hall, Stand 13.11.2013)

Besonderheiten

Das Haus war Teil eines unter einer Primärkatasternummer zusammengefassten Gebäudekomplexes, der drei (später vier) Wohnhäuser an der Hessentaler Straße und der Neustetterstraße, eine Scheuer sowie eine Öl- und Lohmühle am Mühlgraben umfasste. Bei einer späteren Neunummerierung wurde dieser Komplex auf sechs Einzelnummern aufgeteilt (Aufstellung s. unter "Beschreibungen").

Quellen

Literatur:

  • Albrecht Bedal, Altertümliche Holzverbindung immer wieder jung - Späte Blattanschlüsse in der Region um Schwäbisch Hall, in: Südwestdeutsche Beiträge zur historischen Bauforschung 4/1999, S. 9-17 (PDF online)
  • Albrecht Bedal: Historische profane Gebäude in Steinbach - eine Spurensuche, in: Günter Albrecht, Andreas Maisch, Reinhard Schuster, Daniel Stihler (Hrsgg.): Steinbach. Geschichte eines Dorfs am Fuße der Comburg (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Schwäbisch Hall; Heft 34); Schwäbisch Hall 2020, S. 191-219, hier S. 194-196

Archivalien:

  • Landratsamt Schwäbisch Hall, Vermessungsamt, Primärkataster für Steinbach (Kopie im Stadtarchiv Schwäbisch Hall, Signatur S01/1559)