Haller Häuserlexikon – Besitzerliste 1827

Gelbinger Gasse 66

Adresse: Gelbinger Gasse 66
Primärkatasternummer: 319
Besitzer: 1827
Sieber, Jacob Friedrich,Hafnermeister; Kirchdörfer, Christoph Heinrich David, Schuhmacher


Besitzerliste

vor 1681: früheste bislang nachweisbare Hausbesitzerin ist Maria Bayerdörfer geb. Welling (ca. 1610-1681). Sie stammte aus Kornberg in der Herrschaft Limpurg (heute Gde. Oberrot). Nach dem Tod ihrer Eltern wurde sie von Elias Geyer, Häfner in Schwäbisch Hall, aufgenommen und aufgezogen. 1641 heiratete sie den Hafner Heinrich Bayerdörfer, mit dem sie 17 Jahre in kinderloser Ehe zusammen lebte. Ihr Mann starb offenbar Ende 1658 (Sterbebucheintrag nicht auffindbar). Maria Bayerdörfer verdiente sich ihren Lebensunterhalt als Beschließerin im Spital und starb 10. März 1681 an einem "Steckfluß" (wohl Schlaganfall) (S27, 2/72, S. 129). Maria Bayerdörfer war möglicherweise nur kurz im Besitz des Hauses, da sie in den Beetlisten nur 1680 und 1681 genannt wird, beide Male zwischen Ernst Textors Witwe und Friedrich Balthasar Neu (4/1931, Bl. 79; 4/1932, Bl. 81). Ein möglicher Vorbesizer ist momentan nicht erkennbar. 

1681: Die Erben der Maria Bayersdörfer, Witwe des Hafners Hans Heinrich Bayersdörfer, verkaufen  die "Behausung inn Gelbinger Gassen" aus dem Nachlass am 27.2.1681 für 145 Gulden an den Hafner Jörg Loth Sieber (14/1218). 

1715: Die nachgelassenen Erben des Johann Loth Sieber verkaufen am 4.7.1715 die von diesem hinterlassene Wohnbehausung in der Gelbinger Gasse, zwischen der Witwe Koppenhöfer und dem Baudiener Georg David Lampert gelegen, für 300 Gulden an den Häfner Christoph Jacob Zapff. Dieser hat 108 Gulden in bar zu bezahlen. Weiterhin soll er eine auf dem Haus stehende, verzinsliche Schuld von 22 Gulden bei der Katharinenpflege übernehmen und den Rest der Kaufsumme in jährlichen, jeweils auf Peter und Paul (= 29.6.) zu bezahlenden Raten von 15 Gulden abtragen (4/1544, Bl. 884bb).

1721: Das Umschlagsamt der Reichsstadt Schwäbisch Hall verkauft die dem Häfner Christoph Jacob Zapf gehörende, "aber wegen Vielheit der Schulden" übergebene Behausung in der Gelbinger Gasse zwischen der "Koppenhöferin" und dem Baudiener Georg David Lampert am 14.3.1721 an den Häfner Johann Friedrich Sieber. Von den 206 Gulden Kaufpreis sind 114 Gulden bar zu bezahlen (diese dienen der Begleichung der Zapf'schen Schulden), weiterhin ist eine auf dem Haus versicherte Schuld von 22 Gulden bei der Katharinenpflege zu übernehmen.  Der Restbetrag ist mit jährlichen Zahlungen von 15 Gulden jeweils auf Lichtmess (= 13. Januar) bis 1726 abzutragen (4/676, Bl. 100v; 4/1544, Bl. 884bb).

 1764: Das Haus geht am 22.10.1764 für 206 Gulden (abzüglich des "Heiratsguts") an den Sohn Ludwig Heinrich Sieber, ebenfalls Häfner (4/1544, Bl. 884bb).

1797: Das Haus geht am 3.2.1797 für 500 Gulden an Jacob Friedrich Sieber, Hafner (4/1544, Bl. 884bb).

1806: Jacob Friedrich Sieber verkauft ein Drittel am Haus am 9.4.1806 für 150 Gulden an Georg Friedrich Honig (4/1544, Bl. 884bb).

1822: Das bislang Georg Friedrich Honig gehörende Hausdrittel wir am 31.1.1822 für 500 Gulden an den Zimmermann Georg Christoph Haag veräußert (4/1544, Bl. 884bb). 

1827 (Primärkataster): als Besitzer genannt sind Sieber, Jacob Friedrich, Hafnermeister zu 2/3; Kirchdörfer, Christoph Heinrich David, Schuhmacher zu 1/3

in den Adressbüchern genannte Besitzer und Bewohner

1886: Friedrich Bauer, gewesener Glaser; Friedrich Bauer, Taglöhner; Christian Grams, Geschäftsführer; Konrad Hildenbrand, Steinhauer; E. Horlacher, Brunnenknechts Witwe; Lisette Krauß, Taglöhners Witwe; Heinrich Wolf, Schleifer; J. Wenger, Salzsieder ("ab 1. Mai" = Besitzer?).

1890: Besitzer Karl Wengert, Hafner (wohnhaft "Langenfelderthor 1023" = Hübscher Weg 10); Mieter: Heinrich Buck, Lehrer a.D.; Christian Grams, Geschäftsführer; Martin Müller, Schreiner; Bertha Ruoff, Bildhauerswitwe; Katharine Weidner, Taglöhners Witwe

1894: Besitzer Karl Wengert, Hafner (wohnhaft s.o.), Mieter: Heinrich Buck, Lehrer a.D.; Christian Grams, Geschäftsführer; Georg Kellermann, Stadttaglöhner; Martin Müller, Schreiner; Margarethe Weidenbach, Zimmermanns-Witwe

1901: Besitzer Karl Wengert, Hafner (jetzt im Haus wohnhaft), Mieter: Johann Dörrer, Salzsieder; Katharine Buck, Lehrers Witwe; Jakob Wenger, Salzsieder; Karl Wenger, Salzsieder; Karoline Wenger, Näherin; Lina Wenger, Näherin; Rosine Kantlehner, Fabrikarbeiterin; Christian Krams, Fabrikarbeiter

1910: Besitzerin Pauline Wengert, Hafners Witwe, Mieter: Friedrich Müller, Taglöhner; Karl Müller, Fabrikarbeiter; Rosine Schreyer, Witwe; Franz Wengert, Hafner; Georg Roll, Taglöhner; Karl Steiner, Schlosser; Johann Hofmann, Straßenwärter

1920: Besitzer Franz Wengert, Hafnermeister, Mieter: Johann Hofmann, Straßenwärter; Susanne Steiner, Schlossers Witwe; Christian Uhlmann, Fabrikarbeiter; Jakob Pfau, Taglöhner; Frida Pfau, Fabrikarbeiterin

1928: Besitzer Franz Wengert, Hafnermeister, Mieter: Johann Hägele, Säger; August Leyh, Maschinenarbeiter; Hans Lehmann, Bauarbeiter; Rösle Frohnmaier, Kontoristin; Johann Hofmann, Straßenwart a.D.; Marie Hofmann, Heimarbeiterin

1932: Besitzer Franz Wengert, Hafnermeister, Mieter: Georg Werthwein, Oberwachtmeister a.D.; Susanne Rauh, Witwe und Rentnerin; Marie Hofmann, Rentnerin

1938: Besitzer Franz Wengert, Hafnermeister, Mieter: Adolf Friz, Hausdiener; Ernst Häberle, Säger; Xaver Mütsch, Schneider, Sofie Schwend, Sozialrentnerin

Beschreibungen

1681 ( Inventur der Maria Bayerdörfer, Witwe des Hans Heinrich Bayerdörfer): "Erstlich eine Behausung inn Gelbinger Gassen, welche denn 2. Aprilis 1681 vonn dem Löblichen Bau Ambt besichtiget und darauff um 150 fl angeschlagen worden; der Kauff aber ist von denn sambtlichen Erben gegen Jörg Loth Sibern, Bürger und Häfnern den 27. dito geschehen umb 145 fl." 

1715 (Verkauf an Christoph Jakob Zapf): "...ihre nach seel[igem] Absterben obgedachten Sibers [= Johann Loth Sieber, Hafner] ihnen erblich zugefallene Wohnbehaußung in der Gelbinger Gaßen zwischen der Koppenhöferischen Witt[ib] und Georg David Lamperts Häußern gelegen, mit allen Zugehördten, Rechten und Gerechtigkeiten, wie der verstorbene Siber seel[ig] solche auch beseßen und genoßen, annoch gültfrey..." (4/673, S. 659)

1717/18 (Unterpfandsbuch Vorstädte): "Gelb[inger] Gaßen. Behaußung. Eine Behaußung taxirt ad 250 fl. Erkauft in a[nn]o 1715 pro 300 fl." 

1721 (Verkauf an J. F. Sieber): "...die von Christoph Jakob Zapfen, Häfner in Gelbinger Gassen eigenthumbl[ich] besessene, aber wegen Vielheit d[er] Schulden dem löbl[ichen] Umschlagsambt übergebene Behaußung, zwischen der Koppenhöferin, od[er] daselbstiem Gäßlein, und Jerg David Lamperts, Baudieners Behaußung gelegen, so gültfrey, mit aller Zugehörung, Recht u[nd] Gerechtigkeiten, wie sowohl Jerg Loth Sieber Häfner als des itzigen Käufers Vatter seel[ig] als auch Er Verkäuffer Zapf solche ruhig genossen u[nd] besessen..." (6/676, Bl. 100v). 

1827: Wohnhaus mit 15,8 Ruten Grundfläche in der Heilbronner Straße

Quellen

Archivalien:

  • StadtA Schwäb. Hall 2/72 (Totenbuch St. Michael 1678-1697) S. 129 [Nekrolog Maria Bayerdörffer]
  • StadtA Schwäb. Hall 4/673 (Kaufbuch 1713-1715), S. 659
  • StadtA Schwäb. Hall 4/676 (Kaufbuch 1720-1722), Bl. 100v 
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1544 (Unterpfandsbuch Vorstädte 1717/18), Bl. 584bb
  • StadtA Schwäb. Hall 4/1930 - 4/1932 (Beetlisten 1679-1681)
  • StadtA Schwäb. Hall 14/1218 (Inventur der Maria Bayersdörfer, Witwe des Hans Heinrich Bayersdörfer, 1681)

Literatur:

  • Adressbücher 1886-1938