Haller Häuserlexikon – Primärkataster-Nr.

Lange Straße 18

Adresse: Lange Straße 18
Primärkatasternummer: 708, 710
Besitzer: 1827
708: Groß, Joseph, Zimmermann; Schmelcher, Georg Friedrich und Englert, Johann Christian Kinder


Besitzerliste

1827:

PKN 708: Groß, Joseph, Zimmermann;

PKN 710: Schmelcher, Georg Friedrich, und Englert, Johann Christian Kinder

Befunde aus Bauforschung

Keller aus dem 15. und 19. Jahrhundert. (StadtA Schwäb. Hall BF 11)

Holzteile aus dem 15. Jahrhundert, dendrochronologisch datiert auf ca. 1450. (StadtA Schwäb. Hall BF 11 und BF 73)

Linker Bauteil, Kerngerüst dendrochronologisch datiert auf 1559/60; gefügekundlich datiert um 1450. (BF Lohrum/Bleyer)

Beschreibungen

1827:

PKN 708: Wohnhaus mit 10,4 Ruten, Holzhütte 9 und Hof 2,5 Ruten, insgesamt 21,9 Ruten;

PKN 710: Wohnhaus samt Anbau 6,4 Ruten

Besonderheiten

In einer Ausstellung der Frauenakademie 2002 spielte auch die Lange Straße 18 eine Rolle:

1978: Im Frauenzentrum geht es um Bedürfnisorientierung und Selbsterfahrung

Teilnehmerinnen des Frauen-Forums, einem Gesprächskreis der Volkshochschule, gründen im November 1978 das erste Schwäbisch Haller Frauenzentrum und mieten im folgende Jahr eine Wohnung in der Oberen Herrngasse 15. Das Zentrum ist eines von vielen selbst organisierten Projekten, die seit Beginn der 70er Jahre innerhalb der Frauenbewegung entstehen.

Auch die Hallerinnen erproben neue Formen der Frauenbildungsarbeit: Sie machen ihre subjektive Befindlichkeit und ihre persönliche Problemsicht zum Ausgangspunkt und zum Gegenstand ihrer Lernprozesse. In über dreißig Gruppen befassen sie sich mit Themen wie Hausfrau-Sein, geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, Lohn für Hausarbeit, Sexualität und Sozialisation.

Die interne Arbeit im Zentrum mündet in politische Aktionen: Die Frauen kämpfen für ein Frauenschutzhaus und für eine Frauenbeauftragte. Sie installieren das erste Notruftelefon sowie ein Beratungsangebot und eine Notunterkunft für misshandelte Frauen. Fünfzig öffentliche Veranstaltungen und Seminare zu frauenpolitischen Themen werden durchgeführt. Im Frühjahr 1986 kauft die Stadt Schwäbisch Hall das Gebäude, in dem das Frauenzentrum untergebracht ist, und kündigt den Frauen. Eine brauchbare Alternative wird nicht gefunden. Die Gruppe fällt auseinander.

Vier Jahre später, im März 1990, wird das zweite Frauenzentrum gegründet. Die Initiatorinnen wollen nicht an das Projekt ihrer Vorgängerinnen anknüpfen, sondern ganz von vorn beginnen. Das zweite Frauenzentrum – seit Ende 1990 in der Langen Straße 18 – ist mit seinem vielfältigen Gesprächs-, Bildungs- und Kulturangebot zu einer festen Einrichtung in Schwäbisch Hall geworden.

Aus: Ulrike Marski (Hrsg.), Katechismus, Nähzeug, Büchermappe. Weibliche Bildungswege in Schwäbisch Hall. Broschüre zur gleichnamigen Ausstellung. Schwäbisch Hall 2002, S. 29